HAN
SHAN SZI (Hans Zimmermann) : Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike : Heraklit :
Naturlehre : Diogenes Laertios 9,1
115
Aphorismen, Fragmente des Philosophen
HRAKLEITOS
: HERAKLIT
aus
Ephesos, 535-475 v.Chr.
griechisch
nach H.Diels & W.Kranz, Berlin 1903 (DK 22 B)
/ deutsch Hans Zimmermann 2007
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Diogenes
Laertios (9,1): Leben und Werk Heraklits
Heraklit
(Fragmente):
Naturlehre,
Feuer und Feuchtigkeit
DK
22 B 6. Aristot. meteor. B 2, 355 a : Die Sonne
ist an jedem Tage wieder jung
DK
22 B 7. Aristot., sens. 5,443a : Wenn alles Seiende
zu Rauch würde
DK
22 B 12. Arios Didymos Diels fr. 39 : So dünsten auch
die Seelen aus dem Feuchten hervor
DK
22 B 30. Clemens Alex., strom. 5,104,2 : Diese Ordnung aller
Dinge war schon immer Feuer
DK
22 B 31. Clemens Alex., strom. 5,104,3 : Wendungen des Feuers
DK
22 B 64. Hippol., haer. 9,10,7 : Alles steuert der Blitz
DK
22 B 64. Hippol., haer. 9,10,7 : Das Feuer sei vernünftig
DK
22 B 65. Hippol., haer. 9,10,7 : Er nennt es Mangel und Sättigung
DK
22 B 66. Hippol., haer. 9,10,7 : Über alles wird das Feuer
urteilen
DK
22 B 77. Porphyrios, antr. 10 : Für Seelen ist Genuß,
feucht zu werden
DK
22 B 90. Plutarch, de E 388 E : Alles ist eintauschbar gegen
Feuer und Feuer gegen alles
DK
22 B 94. Plutarch, de exil. 604 A : Die Sonne wird ihre Maße
nicht überschreiten
DK
22 B 98. Plutarch, de fac. 943 E : Die Seelen im Hades atmen
Ausdünstung ein
DK
22 B 99. Plutarch, aqu. an ign. 957 A : Gäbe es keine
Sonne, so wäre es Nacht
DK
22 B 117. Stobaios 3 : Wenn ein Mann betrunken ist
DK
22 B 118. Stobaios 3 : Die trockene Seele ist die weiseste und beste
Verhältnisse,
hyperbolische Vergleiche
DK
22 B 4. Albertus Magnus, veget. 6,104 : Wäre
das Glück in den Freuden des Leibes
DK
22 B 9. Aristot., Nik. eth. 10,5, 1176 a 7 f. :
Esel würden eher Hackstreu wählen als Gold
DK
22 B 11. Ps.-Aristot., mund. 6,401 a 11 f. : Jedes kriechende
Tier
DK
22 B 13. Clemens Alex. strom. 1,1,2 : Schweine fühlen
sich wohler im Kot
DK
22 B 20. Clemens Alex., strom. 3,14,1 : Einmal geboren, wollen
sie leben
DK
22 B 21. Clemens Alex. strom. 3,21,1 : Tod ist, was wir im
Schlafe sehen
DK
22 B 23. Clemens Alex., strom. 4,10,1 : Sie würden nicht
einmal den Namen der Dike kennen
DK
22 B 24. Clemens Alex., strom. 4,16,1 : Den im Kampf Getöteten
erweisen Götter Ehre
DK
22 B 25. Clemens Alex., strom. 4,49,3 : Größere
Todeslose erlangen größere Schicksale
DK
22 B 26. Clemens Alex., strom. 4,141,2 f. : In der Nacht entzündet
der Mensch ein Licht für sich
DK
22 B 27. Clemens Alex., strom. 4,144,3 : Die Menschen erwartet,
was sie nicht erwarten
DK
22 B 29. Clemens Alex., strom. 5,59,5 : Den ewigen Ruhm vor
den sterblichen Dingen
DK
22 B 43. Diog. Laert. 9,2 : Hochmut muß man noch viel
eher löschen als einen Feuerbrand
DK
22 B 63. Hippol., haer. 9,10,6 : Stehen sie auf aus dem Todesschlaf
DK
22 B 78. Kelsos ap. Orig., contra Cels. 6,12 : Menschliches
Verhalten verfügt nicht über Einsichten
DK
22 B 79. Kelsos ap. Orig., contra Cels. 6,12 : Der Mann heißt
unmündig im Verhältnis zum Gott
DK
22 B 82. Platon, hipp. maior 389 A : Der Schönste der
Affen ist häßlich
DK
22 B 83. Platon, hipp. maior 289 B : Der weiseste der Menschen
erscheint wie ein Affe
DK
22 B 85. Plutarch, cor. 22 : Es ist eine schwere Aufgabe, den
Mut zu bekämpfen
DK
22 B 96. Plutarch, symp. 669 A : Leichname muß man eher
entsorgen als Scheiße
DK
22 B 101 Polybios 12,27 : Augen sind schärfere Zeugen als die
Ohren
DK
22 B 102. Schol. vet. ad Hom. Il. 4,4 : Dem Gott ist alles schön und
gut und gerecht
DK
22 B 107. Sext. Emp., adv. Math. 7,126 : Schlechte Zeugen sind Augen und
Ohren
DK
22 B 110. Stobaios 3 : Wenn den Menschen das zuteil wird, was sie wollen
DK
22 B 119. Stobaios 5 : Des Menschen Verhalten ist ihm sein Gott
Kritik
an Dichtern und anderen Philosophen
DK
22 B 14. Clemens Alex., protr. 22,2 : Wem prophezeit Heraklit
aus Ephesos?
DK
22 B 28. Clemens Alex., strom. 5,9,3 : Dike wird die Zimmermänner
der Lügen strafen
DK
22 B 35. Clemens Alex., strom. 5,140,6 : Nach Weisheit strebende
Männer
DK
22 B 40. Diog. Laert., 9,1 : Vielwisserei lehrt nicht, Vernunft
zu haben
DK
22 B 42. Diog. Laert., 9,1 : Homer verdient es, verprügelt
zu werden, und Archilochos
DK
22 B 56. Hippol., haer 9,9,6 : Homer, der noch der weiseste
war
DK
22 B 57. Hippol., haer. 9,10,2 : Lehrer der meisten ist Hesiod
DK
22 B 104. Proklos, in Alk. : Was haben sie eigentlich für einen Begriff
oder Verstand?
DK
22 B 121. Strabon 14,1,25 : Recht geschähe den erwachsenen Ephesiern
DK
22 B 129. Diog. Laert. 8,6 : Pythagoras hat am meisten von allen Menschen
Forschung getrieben
DK
22 A 9. Aristot., part. anim. A 5 : Auch an diesem
Ort seien Götter
panta
rhei – Alles fließt
Der
Logos
DK
22 B 1. Sextus Empiricus, adv.math. 7, 132 : Am
Logos verlieren die Menschen ihren Verstand
DK
22 B 2. Sext. Emp., adv.math. 7,133 : Daher muß
man dem gemeinschaftlichen Logos folgen
DK
22 B 15. Plutarch, symp. 644 F : Unwissenheit sollte man besser
verbergen
DK
22 B 16. Clemens Alexandrinus, paed. 2,99,5 : Wie könnte
einer verborgen bleiben
DK
22 B 17. Clemens Alex., strom. 2,8,1 : Die Leute verstehen
die Dinge nicht
DK
22 B 18. Clemens Alex., strom. 2,17,4 : Wenn das Unerwartete
nicht erwartet wird
DK
22 B 32. Clemens Alex., strom. 5,115,1 : Mit dem Namen des
Zeus benannt werden
DK
22 B 33. Clemens Alex., strom. 5,115,1 : Dem Willen Eines Einzelnen
Folge zu leisten
DK
22 B 34. Clemens Alex. strom. 5,115,3 : Die ohne Verstand hören,
gleichen Tauben
DK
22 B 41. Diogenes Laertius. 9,1 : Es gebe nur Eines, das weise
sei
DK
22 B 44. Diog. Laert 9,2 : Die Bürger müssen für
ihr Gesetz kämpfen
DK
22 B 45. Diog. Laert. 9,7 : Der Seele Grenzen kannst du nicht
herausfinden
DK
22 B 47. Diog. Laert. 9,73 : Wir sollen nicht planlos die wichtigsten
Dinge vergleichen
DK
22 B 49. Theodoros Prodromos, ep.1 : Einer gilt mir wie Unzählige,
wenn er der Beste ist
DK
22 B 50. Hippolytos, haer. 9,9,1 : hen panta einai : daß
alles eins ist
DK
22 B 55. Hippol., haer. 9,9,5 : Dinge, die zu sehen und zu
hören Belehrung bringt
DK
22 B 69. Iamblichos, myst. 5,15 : Zwei Arten von Opfern
DK
22 B 70. Iambl., de an. : Die menschlichen Meinungen
DK
22 B 72. Mark Aurel 4,46 : Mit dem sie am meisten ununterbrochen
verkehren – dem Logos
DK
22 B 74. Mark Aurel 4,46 : Wir sollten nicht handeln und sprechen
wie Kinder unserer Eltern
DK
22 B 86. Plutarch, cor. 38 : Das meiste vom Göttlichen
aber entwischt
DK
22 B 87. Plutarch, de aud. 41 A 404 D/E : Ein dummer Mensch
liebt es
DK
22 B 93. Plutarch, de Pyth. or. 404 D/E : Der Fürst, dem
das Orakel von Delphi gehört
DK
22 B 97. Plutarch, an seni resp. 787 C : Hunde kläffen
an, wen sie nicht kennen
DK
22 B 101. Plutarch, adv. Col. 1118 C : Ich beriet mich bei mir selbst
DK
22 B 108. Stobaios 3 : Daß das Weise etwas von allem sich Abgeschiedenes
ist
DK
22 B 112. Stobaios 3 : Verständigsein ist die wichtigste Tugend
DK
22 B 113. Stobaios 3 : Einsicht zu haben ist etwas allen Gemeinsames
DK
22 B 114. Stobaios 3 : Kraft schöpfen aus dem, was allen gemeinsam
ist
DK
22 B 116. Stobaios 3 : Sich selbst zu erkennen und vernünftig zu sein
DK
22 B 123. Themistios, or. 5,69 B : Natur pflegt sich versteckt zu halten
Antinomien,
Paradoxa, innerlich aufgespannte Widersprüche
DK
22 B 5. Origenes, contra Cels. 7,62 : Sie reinigen
sich, indem sie sich mit Blut beschmutzen
DK
22 B 8. Aristoteles, Nik. Eth. 8,2, 1155b 4 f.
: Das Widerstreitende zusammenfließend
DK
22 B 10. Pseudo-Aristot., mund. 5,396b 20 f. : Aus Allem Eines
wie aus Einem Alles
DK
22 B 15. Clemens Alex., protr. 34,5 : Dionysos ist ja derselbe
wie Hades
DK
22 B 22. Clemens Alex., strom. 4,4,2 : Die Gold suchen, graben
eine ganze Menge Erde um
DK
22 B 36. Clemens Alex., strom. 6,17,2 : Für Seelen bedeutet
es Tod, daß Wasser entsteht
DK
22 B 37. Columella 8,4 : Schweine waschen sich in Kot
DK
22 B 48. Etym magn., bios : Der Name des Bogens ist »Leben«
= »Sehne«
DK
22 B 51. Hippol., haer. 9,9,2 : Eine Harmonie, wie beim Bogen
und der Leier
DK
22 B 52. Hippol., haer. 9,9,4 : Der Zeitenkreis spielt wie
ein Kind, der Kleine
DK
22 B 53. Hippol., haer. 9,9,4 : Krieg ist zwar von allem Vater
DK
22 B 54. Hippol., haer. 9,9,5 : Nichtoffenkundige Harmonie
ist stärker als offenkundige
DK
22 B 58. Hippol., haer. 9,10,3 : Die Ärzte, schneidend,
brennend
DK
22 B 59. Hippol., haer. 9,10,4 : Der Weg der Spiralenschraube,
gerade und gekrümmt
DK
22 B 60. Hippol., haer. 9,10,4 : Der Weg hinauf und hinab ist
ein und derselbe
DK
22 B 61. Hippol., haer. 9,10,5 : Meer: das sauberste und zugleich
das verfaulteste Wasser
DK
22 B 62. Hippol., haer. 9,10,6 : Unsterbliche sind sterblich,
Sterbliche unsterblich
DK
22 B 67. Hippol., haer. 9,10,8 : Der Gott ist alle Gegensätze
DK
22 B 80. Kelsos ap. Orig., c. Cels. 6,42 : Man muß wissen,
daß der Krieg Gemeinsames ist
DK
22 B 84. Plotin, enn. 4,8,1 : Sich wandelnd ruht man aus
DK
22 B 88. Pseudo-Plutarch, cons. ad Apoll. 106 E : Dasselbe
ist: lebendig und gestorben
DK
22 B 92. Plutarch, de Pyth. or. 397 A : Die Sibylle, die mit
verrücktem Mund verlautbart
DK
22 B 103. Porphyrios, ad Hom. Il. 14,200 : Peripherie des Kreises
DK
22 B 111. Stobaios 3 : Krankheit machte Gesundheit stets angenehm und gut
DK
22 B 124. Theophrast, metaph. 7a 14 f. : Im planlos Hingegossenen
DK
22 B 125. Theophrast, vert. 9 : Der Mischtrank zersetzt sich, wenn er nicht
umgerührt wird
DK
22 B 126. Tzetzes, schol. ad exeg. in Il. : Kaltes erwärmt sich, Warmes
kühlt sich
Diogenes Laertios (Philosophenbiographien) 9,1: Heraklit
Herakleitos, Sohn des Blyson oder, wie andere sagen, des Herakon,
stammte aus Ephesos.
Sein Lebenshöhepunkt fällt in die 69. Olympiade (504/501
v.Chr.).
Mit stolzem Sinn, wie kein anderer, blickte er voller Verachtung
auf seine Umwelt,
wie es sich bereits auch in seiner Schrift zeigt, wo er behauptet
[DK 22 B 40]:
Vielwisserei
lehrt nicht, Vernunft zu haben;
sonst
hätte sie es Hesiod gelehrt und Pythagoras, wie auch Xenophanes und
Hekataios;
denn
es gebe nur Eines, das weise sei:
die
Einsicht zu verstehen, nach der Alles durch Alles gelenkt werde.
[DK 22 B 41]
Homer,
sagte er, verdient es,
aus
den Wettbewerben hinausgeworfen und verprügelt zu werden,
und
Archilochos etwa dasselbe. [DK 22 B 42]
Ferner sagte er [DK 22 B 43]:
Hochmut
muß man noch viel eher löschen als eine Feuersbrunst.
und [DK 22 B 44]:
Die
Bürger müssen für ihr Gesetz kämpfen wie für ihre
Stadtmauer.
Auch tadelt er die Epheser hart, weil sie seinen Freund Hermodoros
des Landes verwiesen,
mit folgenden Worten [DK 22 B 121.
Strabon 14,1,25]
Recht
geschähe den erwachsenen Ephesiern, sie allesamt aufzuknüpfen
und
die Stadtverwaltung den Unmündigen zu hinterlassen,
sie,
die den Hermodor, den Fähigsten unter ihnen, hinausgejagt haben mit
den Worten:
»Von
uns soll keiner der Fähigste sein
oder,
wenn schon, dann anderswo und bei anderen Leuten.«
Als man ihn aufgrund des Ansehens, das er genoß, darum bat,
als Gesetzgeber aufzutreten,
wies er dies entrüstet von sich,
weil die Stadt bereits zu sehr der Strömung des Verfassungsniedergangs
anheimgefallen sei.
Er wich dem Verkehr aus und würfelte im Artemistempel mit den
kleinen Jungen,
und als die Ephesier ihn dort umdrängten, rief er ihnen zu:
"Was wundert ihr euch, ihr ruchloses Pack?
Ist das denn nicht eine anständigere Beschäftigung, als
mit euch den Staat zu verwalten?"
Endlich wurde er des Zusammenlebens mit den Menschen völlig
überdrüssig,
schied aus ihrer Gemeinschaft aus
und lebte einsam im Gebirge, sich von Gras und Kräutern nährend.
Dadurch verfiel er der Wassersucht, kehrte in die Stadt zurück
und fragte die Ärzte in Rätselsprüchen,
ob sie "aus Überschwemmung Dürre machen" könnten.
Da sie das nicht verstanden,
grub er sich selbst in einen Kuhstall in den Rindermist ein in der
Hoffnung,
durch die Wärme werde das Wasser ausdünsten. Aber das
war zwecklos.
So starb er im sechzigsten Jahre. Mein Epigramm auf ihn lautet:
Rätselhaft war mir oft Heraklit: wie konnt' er sein Leben
Nach soviel Mühe und Last schließen mit solch einem
Tod?
Denn die ihn quälende Krankheit durchtränkte den Körper
mit Wasser,
Löschte das Augenlicht ihm, gab ihn der Finsternis preis.
Hermippos aber berichtet, er habe die Ärzte gefragt,
ob einer durch Druck auf seine Eingeweide das Wasser heraustreiben
könne;
als sie es verneinten, habe er sich in die Sonne gelegt und den
Kindern befohlen,
sie sollten ihn mit Rindermist bedecken;
so sich abquälend sei er am zweiten Tage gestorben und auf
dem Markte beerdigt worden.
Neanthes von Kyzikos dagegen behauptet,
er sei, weil er den Mist nicht selbst hätte entfernen können,
liegengeblieben
und, da er aufgrund der Veränderung nicht mehr erkennbar war,
von den Hunden verzehrt worden.
Schon von Jugend an erregte er Aufsehen:
Als junger Mann erklärte er, nichts zu wissen, als reifer Mann
dagegen, alles zu wissen.
Er ging bei niemandem in die Lehre,
erklärte vielmehr, er erforsche
sich selbst und schöpfe sein ganzes Wissen aus sich selbst.
Sotion aber berichtet, nach der Meinung einiger hätte er den
Xenophanes gehört,
und Ariston behaupte in seinem Buche über Herakleitos,
er sei auch von der Wassersucht geheilt worden und an einer anderen
Krankheit gestorben;
das wird auch von Hippobotos bestätigt.
Sein bekanntes Buch handelt im allgemeinen von der Natur,
gliedert sich aber in drei Teile, deren erster von dem All,
der zweite vom Staat, der dritte von der Gottheit handelt.
Er legte es im Artemistempel nieder,
absichtlich, wie einige meinen, in dunkler Sprache gehalten,
damit nur die wirklich Berufenen sich mit ihm beschäftigten,
während ein zu volkstümlicher Ton seiner Schätzung
leicht Eintrag tun könnte.
Auch Timon zeichnet ihn mit ein paar Strichen:
Unter ihnen erhob sich der Schreier, der Schmäher der Menge,
Herakleitos. der Rätselersinner.
Theophrast schreibt es seiner Schwarzgalligkeit zu,
daß seine Ausführungen teils nur halbfertig seien, teils
bald dieses bald jenes Gesicht zeigten.
Antisthenes führt als Zeichen seiner hohen Sinnesart in seinen
"Philosophenfolgen" an,
daß er zugunsten seines Bruders auf die amtliche Königswürde
verzichtet habe.
Seine Schrift gelangte zu so hohem Ansehen,
daß es auch schülermäßige Anhänger von
ihm gab, die sogenannten Herakleiteer.
Seine Lehre läuft im ganzen auf folgende Punkte hinaus:
Alles entsteht aus dem Feuer und löst sich wieder in dieses auf.
Alles geschieht nach unverbrüchlicher Schicksalsfügung
und durch Lauf und Gegenlauf wird alles in Einklang erhalten.
Alles ist voll von Seelen und Dämonen.
Auch über alle kosmischen Erscheinungen hat er seine Meinung
geäußert
und daß die Größe der Sonne sich danach bestimmt,
wie sie einem erscheint.
Auch geht der Spruch von ihm um [DK 22 B 45]:
Der
Seele Grenzen kannst du gehend nicht herausfinden,
auch
wenn du jeden Weg erwandertest:
einen
so unerschöpflichen Logos hat sie.
Eigendünkel nannte er eine fallende Sucht und trügerisch
das Auge.
Zuweilen ist die Ausdrucksweise in seiner Schrift klar und verständlich,
so daß sie auch der Stumpfsinnigste leicht versteht und sich
geistig gehoben fühlt.
Die Kürze und die Wucht seines Ausdrucks sind unvergleichlich.
Was die Lehre im einzelnen anlangt, so steht es damit so:
Feuer ist der Grundstoff,
und alle Naturvorgänge sind Umwandlungen des Feuers,
die sich durch Verdünnung oder Verdichtung vollziehen
[DK 22 B 90];
deutliche Darlegungen aber gibt er nicht.
Alles geschieht nach dem Gesetz der Gegensätzlichkeit,
und das Ganze ist in strömender
Bewegung wie ein Fluß [DK 22 B 12, 91].
Das All ist begrenzt, und es ist nur eine Welt.
Sie entsteht aus dem Feuer
und löst sich nach Maßgabe gewisser Umläufe
auch wieder in Feuer auf,
ein Vorgang, der sich wechselweise im Verlaufe der ewigen
Zeit immer wiederholt [DK 22 B 30];
dies geschieht nach unverbrüchlicher Schicksalsfügung.
Von den Gegensätzen aber
wird dasjenige Glied, welches zur Entstehung
führt, Krieg und Streit genannt [DK 22 B 80],
dasjenige, welches zum Weltbrand führt, Eintracht und Friede,
und die Umwandlung ist der Weg hinauf
und hinab [DK 22 B 60];
ihr gemäß bildet sich die Welt.
Denn durch Verdichtung nimmt das Feuer Feuchtigkeit an,
durch deren Zusammenschluß es zu Wasser wird.
Verdichtet sieh aber das Wasser, so wandelt es sich in Erde:
Dies ist der Weg hinab.
Anderseits wird die Erde flüssig, und so entsteht aus ihr das
Wasser,
aus diesem aber fast alles übrige, denn er führt es auf die
Ausdünstung aus dem Meere zurück:
Dies ist der Weg hinauf.
Naturlehre,
Feuer und Feuchtigkeit
DK
22 A 1: Fortsetzung der Darlegung von Heraklits Lehre bei Diog. Laert.
(9,9 f.)
GINESQAI DE
ANAQUMIASEIS APO TE GHS KAI QALATTHS
AS MEN LAMPRAS
KAI KAQARAS AS DE SKOTEINAS
AUXESQAI DE
TO MEN PUR UPO TWN LAMPRWN TO DE UGRON UPO TWN ETERWN
ginesthai de
anathumiaseis apo te gês kai thalattês,
has men
lampras kai katharas, has de skoteinas.
auxesthai
de to men pur hupo tôn lamprôn, to de hugron hupo tôn
heterôn.
Es entstehen
Ausdünstungen aus der Erde und aus dem Meer,
die einen
hell und rein, die andern dunkel.
Das Feuer
nimmt zu durch die hellen, das Feuchte durch die anderen.
TO DE PERIECON
OPOION ESTIN OU DHLOI
EINAI MENTEOI
EN AUTWI SKAFAS EPESTRAMMENAS KATA KOILON PROS HMAS
EN AIS AQROIZOMENAS
TAS LAMPRAS ANAQUMIASEIS
APOTELEIN FLOGAS
AS EINAI TA ASTRA
to de periechon
hopoion estin ou dêloi;
einai mentoi
en autôi skaphas epestrammenas kata koilon pros hêmas,
en hais athroizomenas
tas lampras anathumiaseis
apotelein
phlogas, has einai ta astra.
Zu der Beschaffenheit
des umfassenden Firmaments äußert er sich nicht.
In ihm gibt
es jedoch Schalen, die mit ihrer Höhlung uns zugekehrt sind.
Indem die hellen
Ausdünstungen sich in diesen Schalen sammeln,
produzieren
sie Flammen: das sind die Gestirne.
LAMPROTATHN
DE EINAI THN TOU HILIOU FLOGA QERMOTATHN
TA MEN GAR
ALLA ASTRA PLEION APECEIN APOGHS KAI DIA TOUTO HTTON LAMPEIN KAI QALPEIN
THN DE SELHNHN
PROSGEIOTERAN OUSAN MH DIA TOU KAQAROU FERESQAI TOPOU
TON MENTOI
HLION EN DIAUGEI KAI AMIGEI KEISQAI
KAI SUMMETRON AF
HMWN ECEIN DIASTHMA
TOIGARTOI MALLON
QERMAINEIN TE KAI FWTIZEIN
lamprotatên
de einai tên tou hêliou phloga kai thermotatên.
ta men
gar alla astra pleion apechein apo gês kai dia touto hêtton
lampein kai thalpein,
tên de
selênên prosgeioteran ousan mê dia tou katharou pheresthai
topou.
ton mentoi
hêlion en diaugei kai amigei keisthai
kai summetron
aph' hêmôn echein diastêma;
toigartoi
mallon thermainein te kai phôtizein.
Die Flamme
der Sonne ist am hellsten und wärmsten.
Denn die Sterne
sind weiter von der Erde entfernt und leuchten und wärmen deshalb
weniger.
Der Mond jedoch,
der der Erde näher ist, bewegt sich durch die Region, die nicht klar
ist.
Aber die Sonne
befindet sich im Durchsichtigen und Unvermischten,
und hat die angemessene
Entfernung zu uns,
deswegen leuchtet
und wärmt sie auch stärker.
EKLEIPEIN TE
HLION KAI SELHNHN ANW STREFOMENWN TWN SKAFWN
TOUS DE KATA
MHNA THS SELHNHS SCHMATISMOUS GINESQAI
STREFOMENHS
EN AUTHI KATA MIKRON THS SKAFHS
ekleipein te
hêlion kai selênên anô strephomenôn tôn
skaphôn;
tous de
kata mêna tês selênês schêmatismous ginesthai
strephomenês
en autêi kata mikron tês skaphês.
Sonnen- und
Mondfinsternisse entstehen dadurch, daß die Schalen sich nach oben
wenden.
Die monatlichen
Phasen des Mondes entstehen dadurch,
daß
im Fall des Mondes die Schale sich allmählich umwendet.
HMERAN TE KAI
NUKTA GINESQAI
KAI MHNAS WRAS
ETEIOUS KAI ENIAUTOUS UETOUS TE KAI PNEUMATA
KAT TA TOUTOIS
OMOIA KATA TAS DIAFOROUS ANAQUMIASEIS
THN MEN GAR
LAMPRAN ANAQUMIASIN FLOGWQEISAN EN TWI KUKLWI TOU HLIOU
HMERAN POIEIN
THN DE ENANTIAN
EPITRATHSASAN NUKTA APOTELEIN
hêmeran
te kai nukta ginesthai
kai mênas
hôras eteious kai eniautous huetous te kai pneumata
kai ta toutois
homoia kata tas diaphorous anathumiaseis.
tên
men gar lampran anathumiasin phlogôtheisan en tôi
kuklôi tou hêliou
hêmeran
poiein,
tên
de enantian epikratêsasan nukta apotelein.
Es entstehen
Tag und Nacht
und Monate,
Jahreszeiten, Jahre, Regen und Winde
und dergleichen
gemäß den verschiedenen Arten der Ausdünstung.
Denn die helle
Ausdünstung, die sich im Kreise der Sonne zur Flamme entzündet,
bewirkt den Tag;
wenn aber
die entgegengesetzte Ausdünstung vorherrscht, so erzielt sie die Nacht.
KAI EK MEN
TOU LAMPROU TO QERMON AUXOMENON QEROS POIEIN
EK DE TOU SKOTEINOU
TO UGRON PLEONAZON CEIMWNA APERGAZESQAI
AKOLOUQWS DE TOUTOIS
KAI PERI TWN ALLWN AITIOLOGEI
PER DE THS
GHS OUDEN APOFAINETAI POIA TIS ESTIN
kai ek
men tou lamprou to thermon auxomenon theros poiein,
ek de tou
skoteinou to hugron pleonazon cheimôna apergazesthai.
akolouthôs
de toutois kai peri tôn allôn aitiologei.
peri de
tês gês ouden apophainetai poia tis estin,
all' oude
peri tôn skaphôn.
Die Zunahme
der Warme vom Hellen her macht den Sommer;
das Übergewicht
des Feuchten vom Dunkeln her bewirkt den Winter.
In analoger Weise
gibt er auch die Ursachen der übrigen Naturerscheinungen an.
Über
die Erde, wie sie beschaffen sei, sagt er jedoch nichts,
über
die Schalen auch nicht.
6.
Aristot. meteor. B 2, 355 a
O HLIOS OU
MONON KAQAPER O HRAKLEITOS FHSI NEOS EF HMERHI ESTIN
ho hêlios
ou monon, kathaper ho Hêrakleitos phêsi, neos eph' hêmerêi
estin,
Die Sonne
ist nicht nur, wie Heraklit sagt, an jedem Tage wieder jung,
sondern kontinuierlich
immer jung.
7.
Aristot., sens. 5,443a
EI PANTA TA
EONTA KAPNOS GEOITO RINES AN DIAGNOIEN
ei panta
ta eonta kapnos genoito, rhines an diagnoien.
Wenn alles
Seiende zu Rauch würde, könnte die Nase es wohl unterscheiden.
12.
Arios Didymos Diels fr. 39; Kleanthes SVF I, fr. 519
O POTAMOISI
TOSIN AUTOISIN EMBAINOUSIN ETERA KAI ETERA UDATA EPIREI
KAI YUCRAI
DE APO TWN UGRWN ANAQUMIWNTAI
potamoisi toisin
autoisin embainousin hetera kai hetera Hudata epirrhei;
kai psuchrai
de apo tôn hugrôn anathumiôntai.
Denen, die
in dieselben Flüsse hineinsteigen, strömen immer neue Gewässer
zu;
so dünsten
auch die Seelen aus dem Feuchten hervor.
30.
Clemens Alex., strom. 5,104,2
KOSMON TONDE
TON AUTON APANTWN
OUTE TIS QEWN
OUTE ANQRWPWN EPOIHSEN
ALL HN AIEI KAI
ESTIN KAI ESTAI
PUR AEIZWON
APTOMENON METRA KAI APOSBENNUMENON METRA
kosmon
tonde ton auton hapantôn
oute tis
theôn oute anthrôpôn epoiêsen,
all' ên
aiei kai estin kai estai:
pur aeizôon,
haptomenon metra kai aposbennumenon metra.
Diese Ordnung
aller Dinge, dieselbe in allem,
hat weder
von einer der Götter noch einer der Menschen geschaffen,
sondern sie war
schon immer und ist und wird sein:
Feuer, ewig
lebendig, nach Maßen entflammend und nach Maßen erlöschend.
31.
Clemens Alex., strom. 5,104,3
PUROS TROPAI
PRWTON QALASSA
QALASSHS DE
TO MEN HMISU GH TO DE HMISU PRHSTHR
(...) QALASSA DIACEETAI
KAI METREETAI
EIS TON AUTON LOGON OKOIOS PRSQEN HN H GENESQAI GHN
puros tropai:
prôton thalassa,
thalassês
de to men hêmisu gê to de hêmisu prêstêr;
[...] thalassa
diacheetai
kai metreetai
eis ton auton logon hokoios prosthen ên ê genesthai gên.
Wendungen
des Feuers: zuerst Meer,
vom Meere
aber die eine Hälfte Erde, die andere Hälfte Gluthauch.
[...] Meer ergießt
sich nach zwei Seiten
und wird gemessen
nach demselben Logos, der war, bevor Erde entstand.
64.
Hippol., haer. 9,10,7
TA DE PANTA
OIAKIZEI KERAUNOS
ta de panta
oiakizei keraunos.
Alles steuert
der Blitz.
64
b. Hippol., haer. 9,10,7
[...) FRONIMON
TOUTO EINAI TO PUR [...]
[...] phronimon
touto einai to pur [...].
[...] das
Feuer sei vernünftig [...].
65.
Hippol., haer. 9,10,7
KALEI DE AUTO
CRHSMOSUNHN KAI KORON
kalei de
auto [sc. to pur] chrêsmosunên kai koron.
Er nennt es
[das Feuer] Mangel und Sättigung.
66.
Hippol., haer. 9,10,7
PANTA GAR FHSI
TO PUR EPELQON KRINEI KAI KATALHYETAI
panta gar,
phêsi, to pur epelthon krinei kai katalêpsetai.
Über
alles wird das Feuer, sagt er, einmal herangekommen, urteilen und es verurteilen.
77.
Porphyrios, antr. 10
OQEN KAI HRAKLEITON
YUCHISI FANAI
TERYIN MH QANATON
UGRHISI GENESQAI
hothen kai
Hêrakleiton psuchêisi phanai
terpsin,
mê thanaton, hugrêisi genesthai.
Für Seelen,
so deshalb auch Heraklit,
ist Genuß,
und nicht etwa Tod, feucht zu werden.
90.
Plutarch, de E 388 E
PUROS TE ANTAMOIBH
TA PANTA KAI PUR APANTWN
OKWSPER CRUSOU
CRHMATA KAI CRHMATWN CRUSOS
puros te antamoibê
ta panta kai pur hapantôn
hokôsper
chrusou chrêmata kai chrêmatôn chrusos.
Alles ist
eintauschbar gegen Feuer und Feuer gegen alles,
wie Waren
gegen Gold und Gold gegen Waren.
94.
Plutarch, de exil. 604 A
HLIOS GAR OUC
UPERBHSETAI METRA
EI DE MH ERINUES
MIN DIKHS EPIKOUROI EXEURHSOUSIN
Hêlios
gar ouch huperbêsetai metra;
ei de mê,
Erinues min Dikês epikouroi exheurêsousin.
Die Sonne
wird ihre Maße nicht überschreiten;
sonst werden
sie die Erinyen, die Helferinnen der Dike, ausfindig machen.
98.
Plutarch, de fac. 943 E
HAI YUCAI OSMWNTAI
KAT AIDHN
hai psuchai
osmôntai kat' Aidên.
Die Seelen
im Hades atmen Ausdünstung ein.
99.
Plutarch, aqu. an ign. 957 A
EI MH HLIOS
HN
ENEKA TWN ALLWN
ASTRWN EUFRONH AN HN
ei mê
hêlios ên,
heneka
tôn allôn astrôn euphronê an ên.
Gäbe
es keine Sonne,
so gäbe
es der übrigen Himmelskörper wegen die Wohlmeinende (d.h. die
Nacht).
117.
Stobaios 3
ANHR OKOTAN
MEQUSQHI AGETAI UPO PAIDOS ANHBOU
SFALLOMENOS
OUK EPAIWN OKH BAINEI
anêr
hokotan methusthêi agetai hupo paidos anêbou
sphallomenos,
ouk epaiôn hokê bainei,
hugrên
tên psuchên echôn.
Wenn ein Mann
betrunken ist, wird er von einem unerwachsenen Knaben geleitet,
schwankend,
ohne zu verstehen, wohin er geht;
denn feucht
ist seine Seele.
118.
Stobaios 3
AUH YUCH SOFWTATH
KAI ARISTH
auê
psuchê sophôtatê kai aristê.
Die trockene
Seele ist die weiseste und beste.
Verhältnisse,
hyperbolische Vergleiche
4.
Albertus Magnus, veget. 6,104
si felicitas
esset in delectationibus corporis,
boves felices
diceremus,
cum inveniant
orobum ad comedendum.
Wäre
das Glück in den Freuden des Leibes,
so dürften
wir die Ochsen für glücklich halten,
wenn sie wilde
Zuckererbsen zu fressen finden.
9.
Aristot., Nik. eth. 10,5, 1176 a 7 f.
ONOUS SURMAT
AN ELESQAI MALLON H CRUSON
onous surmat'
an helesthai mallon ê chruson.
Esel würden
eher Hackstreu wählen als Gold.
11.
Ps.-Aristot., mund. 6,401 a 11 f.
PAN GAR ERPETON
PLHGHI NEMETAI
pan gar
herpeton plêgêi nemetai.
Jedes kriechende
Tier wird mit einem Stockschlag geweidet.
13.
Clemens Alex. strom. 1,1,2
UES BORBORWI
HDONTAI MALLON H KAQARWI UDATI
hues borborôi
hêdontai mallon ê katharôi hudati
Schweine fühlen
sich wohler im Kot als in sauberem Wasser.
20.
Clemens Alex., strom. 3,14,1
GENOMENOI ZWEIN
EQELOUSI
MOROUS T ECEIN
MALLON DE ANAPAUESQAI
KAI PAIDAS
KATALEIPOUSI MOROUS GENESQAI
genomenoi zôein
ethelousi
morous
t' echein, mallon de anapauesthai;
kai paidas
kataleipousi morous genesthai.
Einmal geboren,
wollen sie leben,
und das heißt:
Todeslose haben, oder vielmehr ausruhen;
und sie hinterlassen
Kinder, damit neue Todeslose geboren werden.
21.
Clemens Alex. strom. 3,21,1
QANATOS ESTIN
OKOSA EUDONTES OREOMEN
OKOSA DE EGERQENTES
UPNOS
thanatos estin
hokosa heudontes horeomen;
hokosa
de egerthentes, hupnos.
Tod ist, was
wir im Schlafe sehen,
was aber im
Wachen, Schlaf.
23.
Clemens Alex., strom. 4,10,1
DIKHS ONOMA
OUK AN HIDESAN
Dikês
onoma ouk an êidesan,
Sie würden
nicht einmal den Namen der Dike [des Rechts] kennen,
wenn es jenes
[das Ungerechte] nicht gäbe.
24.
Clemens Alex., strom. 4,16,1
ARHFATOUS QEOI
TIMWSI KAI ANTQRWPOI
arêphatous
theoi timôsi kai anthrôpoi.
Den im Kampf
Getöteten erweisen Götter und Menschen Ehre.
25.
Clemens Alex., strom. 4,49,3
MOROI GAR MEZONES
MEZONAS MOIRAS LAGCANOUSI
moroi gar
mezones mezonas moiras lanchanousi.
Größere
Todeslose erlangen größere Schicksale.
26.
Clemens Alex., strom. 4,141,2 f.
ANQRWPOS EN
EUFRONHI FAOS APTETAI EAUTWI APOQANWN APOSBESQEIS OYEIS
ZWN DE APTETAI
TEQNEWTOS EUDWN APOSBESQEIS OYEIS
EGRHGORWS APTETAI
EUDONTOS
anthrôpos
en euphronêi phaos haptetai heautôi,
apothanôn, aposbestheis opseis;
zôn
de haptetai tethneôtos, heudôn, aposbestheis opseis;
egrêgorôs
haptetai heudontos.
In der Nacht
entzündet der Mensch ein Licht für sich, sterbend, erloschen
die Sehkraft;
dennoch lebendig,
entzündet er sich an dem Gestorbenen, schlafend, erloschen die Sehkraft;
im Wachen
entzündet er sich an dem Schlafenden.
27.
Clemens Alex., strom. 4,144,3
ANQRWPOUS MENEI
APOQANONTAS ASSA OUK ELPONTAI OUDE DOKEOUSIN
anthrôpous
menei apothanontas hassa ouk elpontai oude dokeousin.
Die Menschen
erwartet, wenn sie sterben, was sie weder erwarten noch annehmen.
29.
Clemens Alex., strom. 5,59,5
AIREUNTAI GAR
EN ANTI APANTWN OI ARISTOI KLEOS AENAON QNHTWN
OI DE POLLOI
KEKORHNTAI OKWSPER KTHNEA
haireuntai
gar hen anti hapantôn hoi aristoi: kleos aenaon thnêtôn;
hoi de
polloi kekorêntai, okôsper ktênea.
Eins vor allen
anderen wählen sich die Besten: den ewigen Ruhm vor den sterblichen
Dingen;
die große
Menge aber ist gesättigt, wie das Vieh.
43.
Diog. Laert. 9,2
UBRIN CRH SBENNUNAI
MALLON H PURKAIHN
hubrin
chrê sbennunai mallon ê purkaiên.
Hochmut muß
man noch viel eher löschen als eine Feuersbrunst.
63.
Hippol., haer. 9,10,6
(ENQADEONTI)
EPANISTASQAI
KAI FULAKAS
GINESQAI EGERTI ZWNTWN KAI NEKRWN
[enthadeonti]
epanistasthai
kai phulakas
ginesthai egerti zôntôn kai nekrôn.
[...] stehen
sie auf aus dem [Todes-]Schlaf
und werden
im Wachen Wächter über Lebendige und Tote.
78.
Kelsos ap. Orig. c. Cels. 6,12
HQOS GAR ANQRWPEION
MEN OUK ECEI GNWMAS
êthos
gar anthrôpeion men ouk echei gnômas,
Menschliches
Verhalten verfügt nicht über Einsichten,
79.
Kelsos ap. Orig., c. Cels. 6,12
AHR NHPIOS
HKOUSE PROS DAIMONOS
anêr
nêpios êkouse pros daimonos
hokôsper
pais pros andros.
Der Mann heißt
unmündig im Verhältnis zum Gott,
wie das Kind
im Verhältnis zum Erwachsenen.
82.
Platon, hipp. maior 389 A
PIQHKWN O KALLISTOS
AISCROS ANQRWPWN GENEI SUMBALLEIN
pithêkôn
ho kallistos aischros anthrôpôn genei sumballein.
Der Schönste
der Affen ist häßlich, mit dem Menschengeschlechte verglichen.
83.
Platon, hipp. maior 289 B
ANQRWPWN O
SOFWTATOS PROS QEON PIQHKOS FANEITAI
KAI SOFIHI
KAI KALLEI KAI TOIS ALLOIS PASIN
anthrôpôn
ho sophôtatos pros theon pithêkos phaneitai
kai sophiêi
kai kallei kai tois allois pasin.
Der weiseste
der Menschen erscheint im Verhältnis zum Gott wie ein Affe,
was Weisheit,
Schönheit und in alle anderen Dinge angeht.
85.
Plutarch, cor. 22
QUMWI MACESQAI
CALEPON
O GAR AN QELHI
YUCHS WNEITAI
thumôi
machesthai chalepon:
ho gar
an thelêi, psuchês ôneitai.
Es ist eine
schwere Aufgabe, den Mut zu bekämpfen:
was er nur
will, das kauft er mit der Lebensseele.
96.
Plutarch, symp. 669 A
NEKUES GAR
KOPRIWN EKGLHTOTEROI
nekues
gar kopriôn ekblêtoteroi.
Leichname
sind eher zu entsorgen als Scheiße.
101
a. Polybios 12,27
OFQALMOI TWN
WTWN AKRIBESTEROI MARTURES
ophthalmoi
tôn ôtôn akribesteroi martures.
Augen sind
schärfere Zeugen als die Ohren.
102.
schol. vet. ad Hom. Il. 4,4
TWI MEN QEWI
KALA PANTA KAI AGAQA KAI DIKAIA
ANQRWPOI DE
A MEN ADIKA UPEILHFASIN A DE DIKAIA
tôi
men theôi kala panta kai agatha kai dikaia,
anthrôpoi
de ha men adika hupeilêphasin ha de dikaia.
Dem Gott ist
alles schön und gut und gerecht;
die Menschen
aber haben das eine als ungerecht angesetzt, das andere als gerecht.
107.
Sext. Emp., adv. Math. 7,126
KAKOI MARTURES
ANQRWPOISIN OFQALMOI KAI WTA BARBAROUS YUCAS ECONTWN
kakoi martures
anthrôpoisin ophthalmoi kai ôta barbarous psuchas echontôn.
Schlechte
Zeugen sind den Menschen Augen und Ohren, wenn sie barbarische Seelen haben.
110.
Stobaios 3
ANQRWPOIS GINESQAI
OKOSA QELOUSIN OUK AMEINON
anthrôpois
ginesthai hokosa thelousin ouk ameinon.
Wenn den Menschen
das zuteil wird, was sie wollen, ist es noch nicht das Bessere.
119.
Stobaios 5
HQOS ANQRWPWI
DAIMWN
êthos
anthrôpôi daimôn.
Des Menschen
Verhalten ist ihm sein Gott.
Kritik
an Dichtern und anderen Philosophen
14.
Clemens Alex., protr. 22,2
TISI DH MANTEUETAI
HRAKLEITOS O EFESIOS;
NUKTIPOLOIS
MAGOIS BAKCOIS LHNAIS MUSTAIS
TOUTOIS APEILEI
TA META QANATON TOUTOIS MANTEUETAI TO PUR
TA RA NOMIZOMENA
KA ANQRWPOUS MUSTHRIA ANIERWSTI MUOUNTAI
tisi dê
manteuetai Hêrakleitos ho Ephesios?
nuktipolois,
magois, bakchois, lênais, mustais;
toutois apeilei
ta meta thanaton, toutois manteuetai to pur;
ta gar
nomizomena kat' anthrôpous mustêria anhierôsti muountai.
Wem prophezeit
Heraklit aus Ephesos?
Den in der
Nacht Umherwandernden, Magiern, Bakchen, Mänaden, Mysten;
Denen droht er
mit den Dingen nach dem Tode, prophezeit er das Feuer;
denn die bei
den Menschen geltenden Mysterien werden in unheiliger Weise begangen.
28.
Clemens Alex., strom. 5,9,3
DOKEONTA GAR
O DOKIMWTATOS GINWSKEI FULASSEI
KAI MENTOI
KAI DIKH KATALHYETAI YEUDWN TEKTONAS KAI MARTURAS
dokeonta
gar ho dokimôtatos ginôskei, phulassei;
kai mentoi
kai Dikê katalêpsetai pseudôn tektonas kai marturas.
Das Annehmbare
ist es, was der Bewährteste erkennt und verteidigt;
Dike wird
aber ganz gewiß die Zimmermänner und Zeugen der Lügen strafen.
35.
Clemens Alex., strom. 5,140,6
CRH GAR EU
MALA POLLWN ISTORAS FILOSOFOUS ANDRAS EINAI KAQ HRAKLEION
chrê
gar eu mala pollôn historas philosophous andras einai kath' Hêrakleiton.
Nach Weisheit
strebende Männer müssen sehr viele Dinge erforschen, so Heraklit;
40.
Diog. Laert., 9,1
POLUMAQIH NOON
ECEN OU DIDASKEI
HSIODON GAR
AN EDIDAXE KAI PUQAGORHN AUTIS TE XENOFANEA TE KAI EKATAION
polumathiê
noon echein ou didaskei;
Hêsiodon
gar an edidaxe kai Puthagorên autis te Xenophanea te kai Hekataion.
Vielwisserei
lehrt nicht, Vernunft zu haben;
sonst hätte
sie es Hesiod gelehrt und Pythagoras, wie auch Xenophanes und Hekataios.
42.
Diogenes Laertios 9,1
OMHRON EFASKEN
AXION
EK TWN AGWNWN
EKBALLESQAI KAI RAPIZESQAI
Homêron
ephasken axion
ek tôn
agônôn ekballesthai kai rhapizesthai
Homer, sagte
er, verdient es,
aus den Wettbewerben
hinausgeworfen und verprügelt zu werden,
56.
Hippolytos, haer 9,9,6
EXAPATHNTAI
OI ANQRWPOI PROS THN GNWSIN TWN FANERWN
PARAPLHSIWS
OMHRWI OS EGENETO TWN ELLHNWN SOFWTEROS PANTWN
EKEINON TE GAR
PAIDES FQEIRAS KATAKTEINONTES EXAPATHSAN EIPONTES
OSA EIDOMEN
KAI KATELABOMEN TAUTA APOLEIPOMEN
OSA DE OUTE
EIDOMEN OUT ELABOMEN TATA FEROMEN
exapatêntai
hoi anthrôpoi pros tên gnôsin tôn phanerôn
paraplêsiôs
Homêrôi, hos egeneto tôn Hellênôn
sophôteros pantôn.
ekeinon te
gar paides phtheiras katakteinontes exapatêsan eipontes:
hosa eidomen
kai katelabomen, tauta apoleipomen,
hosa de
oute eidomen out' elabomen, tauta pheromen.
Hinsichtlich
der Erkenntnis der offenkundigen Dinge werden die Menschen irregeführt
ähnlich
wie Homer, der, verglichen mit allen anderen Griechen, noch der weiseste
war.
Jenen nämlich
führten Knaben, die Läuse töteten, in die Irre, indem sie
sagten:
»Was
wir gesehen und angefaßt haben, das lassen wir zurück,
und was wir
weder gesehen noch angefaßt haben, das nehmen wir mit«.
57.
Hippol., haer. 9,10,2
DIDASKALOS
DE PLEISTWN HSIODOS
TOUTON PISTANTAI
PLEISTA EIDENAI OSTIS HMERHN KAI EUFRONHN OUK EGINWSKEN
didaskalos
de pleistôn Hêsiodos;
touton
pistantai pleista eidenai, hostis hêmerên kai euphronên
ouk eginôsken;
Lehrer der
meisten ist Hesiod; sie sind überzeugt, jener wisse das meiste,
er, der den
Tag und die Wohlmeinende [d.h. die Nacht] nicht kannte,
104.
Proklos, in Alk.
TIS GAR AUTWN
NOOS H FRHN;
DHMWN AOIDOISI
PEIQONTAI KAI DIDASKALWI CREIWNTAI OMILWI
OUK EIDOTES
OTI OI POLLOI KAKOI OLIGOI DE AGAQOI
tis gar autôn
noos ê phrên?
dêmôn
aoidoisi peithontai kai didaskalôi chreiôntai homilôi,
ouk eidotes
hoti hoi polloi kakoi, oligoi de agathoi.
Was haben
sie eigentlich für eine Vernunft oder Urteilskraft?
Sie hören
auf Volkssänger und bedienen sich der großen Menge als Lehrer,
nicht wissend,
daß »die meisten schlecht sind und nur wenige gut«.
121.
Strabon 14,1,25
AXION EFESIOIS
HBHDON APAGXASQAI PASI
KAI TOS ANHBOIS
THN POLIN KATALIPEIN
OITINES ERMODWRON
ANDRA EWUTWN ONHISTON EXEBALON FANTES
HMEWN MHDE
EIS ONHISTOS ESTW
EI DE MH ALLH
TE KAI MET ALLWN
axion Ephesiois
êbêdon apanxasthai pasi
kai tois
anêbois tên polin katalipein,
hoitines Hermodôron
andra heôutôn onêiston exebalon phantes:
hêmeôn
mêde eis onêistos estô;
ei de mê,
allê te kai met' allôn.
Recht geschähe
den erwachsenen Ephesiern, sie allesamt aufzuknüpfen
und die Stadtverwaltung
den Unmündigen zu hinterlassen,
sie, die den Hermodor,
den Fähigsten unter ihnen, hinausgejagt haben mit den Worten:
»Von
uns soll keiner der Fähigste sein
oder, wenn
schon, dann anderswo und bei anderen Leuten.«
129.
Diog. Laert. 8,6
PUQAGORHS MNHSARCOU
ISTORIHN HSKHSEN ANQRWPWN MALISTA PANTWN
KAI EKLEXAMENOS
TAUTAS TAS SUNGRAFAS
EPOIHSATO EAUTOU
SOFIHN POLUMAQIHN KAKOTECNIHN
Puthagorês,
Mnêsarchou historiên êskêsen anthrôpôn
malista pantôn;
kai eklexamenos
tautas tas sungraphas
epoiêsato
heautou sophiên, polumathiên, kakotechniên.
Pythagoras,
des Mnesarches Sohn, hat am meisten von allen Menschen Forschung getrieben;
und indem
er eine Auswahl aus seinen diesbezüglichen Notizen vornahm,
machte er
sich daraus eine eigene Weisheit, Vielwisserei, elendes Fachwissen.
* *
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HAN
SHAN SZI (Hans Zimmermann) : Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
: Heraklit : Naturlehre : Diogenes Laertios 9,1