CHO
ite thoai Lussas kunes it' eis horos, thiason enth' echousi Kadmou korai, anoistrêsate nin epi ton en gunaikomimôi stolai lussôdê kataskopon mainadôn. matêr prôta nin leuras apo petras ê skolopos opsetai dokeuonta, mainasin d' apusei: Tis hod' oreidromôn mastêr Kadmeiôn es oros es oros emol' emolen, ô bakchai? tis ara nin eteken? ou gar ex haimatos gunaikôn ephu, leainas de tinos hod' ê Gorgonôn Libussan genos. itô dika phaneros, itô xiphêphoros phoneuousa laimôn diampax ton atheon anomon adikon Echionos gonon gêgenê. |
CHOR:
Auf, ihr rasenden Hunde der Lyssa, auf in die Berge, wo die Töchter des Kadmos im Festreigen schwärmen, stachelt sie auf gegen ihn, der, verkleidet als Weib, seiner Sinne nicht mächtig, die Schar der Mainaden belauert! Die Mutter wird zuerst ihn erspähen, wie herab er von weithin sichtbarem Felsen, vielleicht einem Baume auch, Ausschau hält, und laut wird ihr Ruf die Mainaden erreichen: "Was für ein Kundschafter ist das dort, ein Thebaner, der über die Höhen pirscht, in die Berge, die Berge, ihr Bakchen? Wer hat ihn geboren? In seinen Adern fließt ja das Blut eines Weibes nicht, nein, einer Löwin wohl oder gar einer Gorgo aus Libyens Fluren!" Dike erscheine, erscheine mit dem Schwert und durchstoße ihm die Kehle, der wider Gott und Brauch und Recht verstößt, dem erdentsproßnen Sohn Echions! |
hos adikôi gnômai
paranomôi t' orgai
peri <sa> Bakchi', orgia matros te sas maneisai prapidi parakopôi te lêmati stelletai, tanikaton hôs kratêsôn biai, gnôman sôphrona thanatos aprophasi- stos es ta theôn ephu: broteiôs t' echein alupos bios. to sophon ou phthonô: chairô thêreuousa: ta d' hetera megala phanera t': ô, naei<n> epi ta kala bion, êmar es nukta t' eu- agount' eusebein, ta d' exô nomima dikas ekbalonta timan theous. itô dika phaneros, itô xiphêphoros phoneuousa laimôn diampax ton atheon anomon adikon Echionos tokon gêgenê. |
Sein Plan ist ein Unrecht, sein Eifer ein Frevel, mit dem
er sich
naht deinem heiligen Feste, Bakchos, und dem deiner Mutter, sich naht im Banne des Wahnsinns, verblendeten Trotz, gewaltsam zu zwingen das Unüberwindliche. Tod ohne Gnade erwartet den Menschen, der töricht an Göttlichem frevelt, den Klugen ein Leben, das Kummer nicht kennt. Ich neide dem Weisen die Weisheit nicht; ich erstrebe, mit Freuden, ein anderes Ziel, das herrlich und klar: Ein Leben in ewigem Glück – indem ich bei Tag wie bei Nacht mich ergebe den heiligen Pflichten der Frömmigkeit und, voller Abscheu für jeden, der Recht und Gesetz übertritt, den Göttern die Ehren erweise. Dike erscheine, erscheine mit dem Schwert und durchstoße ihm die Kehle, der wider Gott und Brauch und Recht verstößt, dem erdentsproßnen Sohn Echions! |
phanêthi tauros ê
polukranos idein
drakôn ê puriphlegôn horasthai leôn. ith', ô Bakche, thêragreutai bakchan gelônti prosôpôi peribale brochon thanasimon hup' agelan peson- ti tan mainadôn. |
Zeig dich als Stier, als Drache mit zahlreichen Köpfen,
als Löwe, den Flammen umsprühen! Auf, Bakchos, schleudre dem Jäger der Bakchen mit lächelndem Antlitz das tödliche Netz übers Haupt, sobald er gerät in den Schwarm der Mainaden! |
THERAPÔN <ANGELOS B>
ô dôm' ho prin pot' eutucheis an' Hellada, Sidôniou gerontos, hos to gêgenes drakontos espeir' Opheos en gaiai theros, hôs se stenazô, doulos ôn men, all' homôs [chrêstoisi doulois sumphora ta despotôn]. CHO ti d' estin? ek bakchôn ti mênueis neon? THE <ANG> Pentheus olôlen, pais Echionos patros. CHO ônax Bromie, theos phainêi megas. THE <ANG> pôs phêis? ti tout' elexas? ê 'pi tois emois chaireis kakôs prassousi despotais, gunai? CHO euazô xena melesi barbarois: ouketi gar desmôn hupo phobôi ptêssô. THE <ANG> Thêbas d' anandrous hôd' ageis . . . * CHO ho Dionusos ho Dionusos, ou Thêbai kratos echous' emon. THE <ANG> sungnôsta men soi, plên ep' exeirgasmenois kakoisi chairein, ô gunaikes, ou kalon. CHO ennepe moi, phrason, tini morôi thnêiskei adikos adika t' ekporizôn anêr? |
ZWEITER BOTE [DIENER]:
Einst blühte dir das Glück in Hellas, Haus des Greises aus Sidon, der das erdentsprossene Geschlecht der Drachenzähne ausgesät und eingeerntet – wie sehr beklag ich dich, ein Sklave nur, trotzdem! [... gilt guten Sklaven Leid der Herrschaft wie das eigne.] CHORFÜHRERIN: Was gibt es? Bringst du neue Botschaft von den Bakchen? BOTE [DIENER]:
BOTE [DIENER]:
BOTE [DIENER]:
BOTE [DIENER]:
|
THE <ANG>
epei therapnas têsde Thêbaias chthonos lipontes exebêmen Asôpou rhoas, lepas Kithairôneion eiseballomen Pentheus te kagô – despotêi gar heipomên – xenos th' hos hêmin pompos ên theôrias. prôton men oun poiêron hizomen napos, ta t' ek podôn sigêla kai glôssês apo sôizontes, hôs horôimen ouch horômenoi. ên d' ankos amphikrêmnon, hudasi diabrochon, peukaisi suskiazon, entha mainades kathênt' echousai cheiras en terpnois ponois. hai men gar autôn thurson ekleloipota kissôi komêtên authis exanestephon, hai d', eklipousai poikil' hôs pôloi zuga, bakcheion anteklazon allêlais melos. |
BOTE [DIENER]:
Als wir die Häuser Thebens hinter uns gelassen und überquert den Strom des Asopos, betraten den Bergwald des Kithairon wir, Pentheus und ich – ich hatte meinem Herrn mich angeschlossen – und der Fremdling, der den Weg zur Festesschau uns wies. Wir machten halt zunächst in einem Wiesental, bedacht auf leisen Schritt und auf gedämpfte Worte; denn sehen wollten wir, doch nicht gesehen werden. Schroff eingeengt war rings das Tal, von einem Bach durchströmt, mit seinen Kiefern schattenreich. Dort saßen die Bakchen, regten, froh beschäftigt, ihre Hände. Die einen wanden um den Thyrsos, dessen Laub herabgefallen, frische Efeublätter; andre, gleich Füllen, die vom bunten Joch man löste, sangen im Chor sich wechselweise Bakchoslieder zu. |
Pentheus d' ho tlêmôn
thêlun ouch horôn ochlon
elexe toiad': Ô xen', hou men hestamen, ouk exiknoumai mainadôn ossois nothôn: ochthôn d' ep', ambas es elatên hupsauchena, idoim' an orthôs mainadôn aischrourgian. tounteuthen êdê tou xenou <to> thaum' horô: labôn gar elatês ouranion akron kladon katêgen, êgen, êgen es melan pedon: kuklouto d' hôste toxon ê kurtos trochos tornôi graphomenos periphoran helkei dromon: hôs klôn' oreion ho xenos cheroin agôn ekampten es gên, ergmat' ouchi thnêta drôn. Penthea d' hidrusas elatinôn ozôn epi, orthon methiei dia cherôn blastêm' anô atrema, phulassôn mê anachaitiseie nin, orthê d' es orthon aither' estêrizeto, echousa nôtois despotên ephêmenon: ôphthê de mallon ê kateide mainadas. |
Der arme Pentheus sah die Schar der Frauen nicht
und sprach: "Von unsrem Platze, Fremdling, kann ich mit dem Blick die angeblichen Bakchen nicht erreichen. Von einem Berg, von einem Tannenwipfel, werde ich sicher der Mainaden schändlich Tun erspähen." Da sah ich, wie der fremde Mann ein Wunder tat: Er packte einen himmelhohen Tannenwipfel und bog, ja, bog ihn auf den düstren Grund hernieder! Er krümmte ihn gleich einem Bogen oder Rad, des runde Bahn von einem Zirkel aufgezeichnet. So bog der Fremdling mit der Hand den Sproß der Berge zur Erde – übermenschlich war, was er vollbrachte. Dann setzte Pentheus er auf einen Tannenast und ließ den Stamm, an seiner Hand, zur Höhe gleiten, ganz sacht, besorgt, den Reiter ja nicht abzuschütteln. Zum Äther ragte aufrecht wiederum die Tanne und hatte auf dem Wipfel meinen Herren sitzen. Ihn sahen die Mainaden eher als er sie. |
hoson gar oupô dêlos
ên thassôn anô,
kai ton xenon men ouket' eisoran parên, ek d' aitheros phônê tis, hôs men eikasai Dionusos, aneboêsen: Ô neanides, agô ton humas kame tama t' orgia gelôn tithemenon: alla timôreisthe nin. kai tauth' ham' êgoreue kai pros ouranon kai gaian estêrixe phôs semnou puros. sigêse d' aithêr, siga d' hulimos napê phull' eiche, thêrôn d' ouk an êkousas boên. hai d' ôsin êchên ou saphôs dedegmenai estêsan orthai kai diênenkan koras. ho d' authis epekeleusen: hôs d' egnôrisan saphê keleusmon Bakchiou Kadmou korai, êixan peleias ôkutêt' ouch hêssones podôn trechousai suntonois dramêmasi, mêtêr Agauê sungonoi th' homosporoi pasai te bakchai: dia de cheimarrou napês agmôn t' epêdôn theou pnoaisin emmaneis. hôs d' eidon elatêi despotên ephêmenon, prôton men autou chermadas krataibolous erripton, antipurgon epibasai petran, ozoisi t' elatinoisin êkontizeto. allai de thursous hiesan di' aitheros Pentheôs, stochon dustênon: all' ouk ênuton. kreisson gar hupsos tês prothumias echôn kathêsth' ho tlêmôn, aporiai lelêmmenos. telos de druïnous sunkeraunousai kladous rhizas anesparasson asidêrois mochlois. epei de mochthôn termat' ouk exênuton, elex' Agauê: Phere, peristasai kuklôi ptorthou labesthe, mainades, ton ambatên thêr' hôs helômen, mêd' apangeilêi theou chorous kruphaious. hai de murian chera prosethesan elatêi kaxanespasan chthonos: hupsou de thassôn hupsothen chamairiphês piptei pros oudas muriois oimôgmasin Pentheus: kakou gar engus ôn emanthanen. |
Denn kaum war er auf seinem hohen Sitz erschienen,
da ließ der Fremdling sich nicht mehr erblicken, nur vom Äther dröhnte eine Stimme, wie ich glaube, die Stimme des Dionysos: "Ihr jungen Frauen, hier bring ich den, der euch und mich und meine Weihen mit Hohn verfolgt! Wohlan, vollzieht an ihm die Strafe!" Zugleich mit diesen Worten ließ zum Himmel und zur Erde er den Schein des Gottesfeuers flammen. Der Äther schwieg, still hielt der Wald im Tal die Blätter, man hörte keines Tieres Schrei. Die Bakchen hatten den Ruf nicht recht verstanden, waren aufgesprungen und ließen spähend ihre Blicke ringsum schweifen. Der Ruf erscholl zum zweiten Male; da erkannten die Kadmostöchter deutlich den Befehl des Bakchos und stürmten los, wie wilde Tauben, so geschwind, und spannten ihre Kräfte an zu schnellem Lauf; Agaue, seine Mutter, und die beiden Schwestern und alle Bakchen sprangen durch des Tales Wildbach und über Klüfte, toll durch ihres Gottes Macht. Und als den Herrn sie auf der Tanne sitzen sahen, da schleuderten, von einem Felsturm gegenüber, zuerst nach Kräften große Steine sie nach ihm, auch Tannenäste flogen auf ihn zu. Manch eine versuchte Pentheus mit dem Thyrsosstab zu treffen – ein jammernswertes Schießen. Keine traf das Ziel. Zu hoch für ihr Bemühen saß der Unglückliche, dem doch kein Rettungsweg sich zeigte. Schließlich rissen, wild wie der Blitz, sie Eichenäste los und suchten des Baumes Wurzeln damit, statt mit Eisenhebeln, herauszuwuchten. Doch erfolglos blieb ihr Mühen. Da rief Agaue: "Auf, umringt den Stamm und packt ihn, Mainaden! Fangen müssen wir das Wild, das ihn erklettert, soll es nichts verraten von des Gottes geheimen Tänzen!" Und mit tausend Händen griff man nach dem Tannenstamm und riß ihn aus dem Grund. So hoch auch Pentheus saß, er stürzte jäh herab zur Erde, unter ungezähltem Ach und Weh; er wußte jetzt, der Untergang stand ihm bevor. |
prôtê de mêtêr
êrxen hierea phonou
kai prospitnei nin: ho de mitran komês apo erripsen, hôs nin gnôrisasa mê ktanoi tlêmôn Agauê, kai legei, parêidos psauôn: Egô toi, mêter, eimi, pais sethen Pentheus, hon etekes en domois Echionos: oiktire d' ô mêter me, mêde tais emais hamartiaisi paida son kataktanêis. hê d' aphron exieisa kai diastrophous koras helissous', ou phronous' ha chrê phronein, ek Bakchiou kateichet', oud' epeithe nin. labousa d' ôlenês aristeran chera, pleuraisin antibasa tou dusdaimonos apesparaxen ômon, ouch hupo sthenous, all' ho theos eumareian epedidou cheroin: Inô de tapi thater' exeirgazeto, rhêgnusa sarkas, Autonoê t' ochlos te pas epeiche bakchôn: ên de pas' homou boê, ho men stenazôn hoson etunchan' empneôn, hai d' êlalazon. ephere d' hê men ôlenên, hê d' ichnos autais arbulais: gumnounto de pleurai sparagmois: pasa d' hêimatômenê cheiras diesphairize sarka Pentheôs. |
Den Mord begann, als Opferpriesterin, die Mutter.
Sie stürmte auf ihn zu. Er riß vom Haupte sich die Binde, daß Agaue ihn, die Unglückliche, erkenne und verschone, griff nach ihrer Wange und rief "Ich bin dein Pentheus, Mutter, bin dein Sohn, den du im Hause des Echion einst geboren! Erbarm dich meiner, liebe Mutter, töte nicht, weil eine Schuld es auf sich lud, dein eignes Kind!" Doch sie, Schaum vor dem Mund, wild rollend mit den Augen, nicht fähig rechter Einsicht, war besessen von der Wut des Bakchios und hörte nicht auf ihn. Sie packte mit den Armen seine rechte Hand und riß, den Fuß gestemmt in seine Seite, ihm die Schulter aus – sie brauchte sich nicht anzustrengen, der Gott ließ ihre Hände leicht das Werk vollenden. Und Ino riß von seiner andern Seite ab das Fleisch, auch Autonne und der ganze Schwarm der Bakchen stürzte auf ihn. E i n Schrei nur ward laut, sein Stöhnen noch, solange sich sein Atem regte, und ihr Gejauchze. Eine nahm den Arm, die andre den Fuß mitsamt dem Schuh. Schon lagen bloßgezerrt die Rippen ihm. Mit blutbefleckten Händen warfen die Bakchen, Bällen gleich, des Pentheus Fleisch umher. |
keitai de chôris sôma,
to men hupo stuphlois
petrais, to d' hulês en bathuxulôi phobêi, ou rhaidion zêtêma: krata d' athlion, hoper labousa tunchanei mêtêr cheroin, pêxas' ep' akron thurson hôs oresterou pherei leontos dia Kithairônos mesou, lipous' adelphas en choroisi mainadôn. chôrei de thêrai duspotmôi gauroumenê teicheôn esô tônd', anakalousa Bakchion ton xunkunagon, ton xunergatên agras, ton kallinikon, hôi dakrua nikêphorei. egô men oun <têid'> ekpodôn têi xumphorai apeim', Agauên prin molein pros dômata. to sôphronein de kai sebein ta tôn theôn kalliston: oimai d' auto kai sophôtaton thnêtoisin einai ktêma toisi chrômenois. |
In Stücken liegt sein Leib, teils unter schroffen
Felsen,
teils in des Waldes dichtbelaubtem Unterholz, nur schwer zu finden. Es geriet allein das Haupt des Armen in die Hand der Mutter; auf die Spitze des Thyrsos hat sie es gesteckt, als wäre es ein Löwenhaupt, und trägt es durch Kithairons Berge. Die Schwestern ließ sie im Mainadenschwarm zurück. Sie schreitet, stolz auf ihre fürchterliche Beute, hierher, zur Stadt, und ruft dabei den Bakchos an als Jagdgenossen, der das Wild ihr fangen half, als Sieger – wo der Sieg ihr doch nur Tränen bringt! Nun, ich will diesem Unglück aus dem Wege gehn, bevor Agaue noch das Schloß erreicht. Gehorsam und Frömmigkeit den Göttern gegenüber sind das höchste Glück – wohl auch ein Schatz voll höchster Weisheit für alle Menschen, die danach zu handeln wissen! |
CHO
anachoreusômen Bakchion, anaboasômen xumphoran tan tou drakontos Pentheos ekgeneta: hos tan thêlugenê stolan narthêka te, piston Haidan, elaben euthurson, tauron proêgêtêra sumphoras echôn. bakchai Kadmeiai, ton kallinikon kleinon exepraxate es stonon, es dakrua. kalos agôn, cher' haimati stazousan peribalein teknou. all', eisorô gar es domous hormômenên Pentheôs Agauên mêter' en diastrophois ossois, dechesthe kômon euiou theou. |
CHOR:
Lasset uns tanzen zu Ehren des Bakchios, lasset uns jubeln über das Unglück des Pentheus vom Drachengeschlecht, der Weibertracht angelegt und zum Stabe gegriffen, zum zünftigen Thyrsos, was ihm gebracht den sicheren Tod; vom Stiere ließ er auf den Weg des Verderbens sich leiten. Ihr Bakchen der Kadmosstadt, ihr habt einen herrlichen, ruhmvollen Sieg errungen – zum Jammern, zum Weinen! Ein wackerer Kampf, die Hand zu erheben gegen das eigene Kind, bis vom Blute sie trieft! Doch seh ich dort Agaue zum Palaste eilen, des Pentheus Mutter! Wild verdreht sie ihre Augen. Empfangt den feierlichen Zug des Jubelgottes! |
AGAUÊ
Asiades bakchai – CHO ti m' orothuneis, ô? AG
|
AGAUE:
Ihr Bakchen Asiens! CHOR: Oh, warum rufst du uns an? AGAUE: Aus den Bergen bringe ich heim eine Ranke, ich pflückte sie frisch, eine Beute, sie spendet uns Segen! CHOR: Wir sehn es, wir nehmen dich auf als Genossin des festlichen Schwarms! AGAUE: Ich packte es fest ohne Schlingen, das Junge des wilden Löwen. Ihr könnt es sehen. CHOR: Wo in der Wildnis? AGAUE: Der Kithairon ... CHOR: Kithairon? AGAUE: ... hat ihm den Tod gebracht! CHOR: Wer führte den Schlag? AGAUE: Der erste war mir vergönnt. CHOR: Agaue, die Glückliche, AGAUE: heiß ich im festlichen Reigen. CHOR: Wer noch? AGAUE: Des Kadmos ... CHOR: Des Kadmos? AGAUE: ... übrige Töchter berührten erst nach mir, nach mir das Wild! Das war eine glückliche Jagd. |
AG
meteche nun thoinas. CHO ti? metechô, tlamon? AG neos ho moschos ar- ti genun hupo koruth' hapalotricha katakomon thallei. CHO prepei g' hôste thêr agraulos phobêi. AG ho Bakchios kunagetas sophos sophôs anepêl' epi thêra tonde mainadas. CHO ho gar anax agreus. AG epaineis? CHO epainô. AG tacha de Kadmeioi . . . CHO kai pais ge Pentheus . . . AG mater' epainesetai, CHO labousan agran AG tande leontophuê. CHO perissan. AG perissôs. CHO agallêi? AG gegêtha, megala megala kai phanera taid' agrai kateirgasmena. |
AGAUE:
Beteiligt am Schmause euch! CHOR: Was? Wir sollen uns beteiligen, Elende? AGAUE: Jung ist das Kälbchen, gerade entsproßt seinen Wangen, am Haupte hier, der Flaum, so dicht! CHOR: Es sieht ja aus wie ein wildes Tier, mit der Mähne! AGAUE: Bakchios hat, ein tüchtiger Jäger, die Bakchen auch tüchtig gehetzt auf das Wild hier! CHOR: Ja, unser Herr, er versteht es zu jagen! AGAUE: Ihr spendet mir Lob? CHOR: Jawohl! AGAUE: Bald auch die Kadmeier! CHOR: Ja, auch Pentheus, dein Sohn ... AGAUE: ... wird loben die Mutter, CHOR: die des Löwen Sprößling ... AGAUE: ... als Beute gewann! CHOR: Gewaltig die Beute! AGAUE: Gewaltig die Jagd! CHOR: Stolz bist du vor Freude? AGAUE: Ich freue mich, ja, weil ich Großes, so Großes vollbracht, vor aller Augen, mit diesem Fang! |
CHO
deixon nun, ô talaina, sên nikêphoron astoisin agran hên pherous' elêluthas. AG ô kallipurgon astu Thêbaias chthonos naiontes, eltheth' hôs idête tênd' agran, Kadmou thugateres thêros hên êgreusamen, ouk ankulêtois Thessalôn stochasmasin, ou diktuoisin, alla leukopêchesi cheirôn akmaisin. kaita kompazein chreôn kai lonchopoiôn organa ktasthai matên? hêmeis de g' autêi cheiri tonde th' heilomen, chôris te thêros arthra diephorêsamen. pou moi patêr ho presbus? elthetô pelas. Pentheus t' emos pais pou 'stin? airesthô labôn pêktôn pros oikous klimakôn prosambaseis, hôs passaleusêi krata trigluphois tode leontos hon pareimi thêrasas' egô. |
CHORFÜHRERIN:
So zeig denn, Unglückliche, deine Siegesbeute, die du hierhergebracht, den Bürgern dieser Stadt! AGAUE: Ihr Leute, die ihr wohnt in Thebens stolzen Mauern, kommt her, damit ihr meine Beute sehen könnt! Wir haben, wir, des Kadmos Töchter, sie erlegt, nicht mit dem Riemenwurfspieß nach Thessalerart, nicht mit dem Netz, nein, nur mit unsern weißen Armen und Händen! Und dann soll sich jemand brüsten noch und Waffen sich – zu eitlem Tun! – vom Schmied besorgen, wo wir mit bloßer Hand die Beute hier errangen und eines wilden Tieres Leib in Stücke rissen! Wo weilt mein greiser Vater? Er soll kommen! Wo ist Pentheus nur, mein Sohn? Auf einer Leiter soll hinauf er an der Schloßwand steigen und an den Triglyphen dieses Löwenhaupt befestigen, das ich erbeutet auf der Jagd und heimgebracht! |
KA
hepesthe moi pherontes athlion baros Pentheôs, hepesthe, prospoloi, domôn paros, hou sôma mochthôn muriois zêtêmasin pherô tod', heurôn en Kithairônos ptuchais diasparakton, kouden en tautôi pedôi labôn, en hulêi keimenon duseuretôi. êkousa gar tou thugaterôn tolmêmata, êdê kat' astu teicheôn esô bebôs sun tôi geronti Teiresiai Bakchôn para: palin de kampsas eis oros komizomai ton katthanonta paida Mainadôn hupo. kai tên men Akteôn' Aristaiôi pote tekousan eidon Autonoên Inô th' hama et' amphi drumous oistroplêgas athlias, tên d' eipe tis moi deuro bakcheiôi podi steichein Agauên, oud' akrant' êkousamen: leussô gar autên, opsin ouk eudaimona. AG pater, megiston kompasai paresti soi, pantôn aristas thugateras speirai makrôi thnêtôn: hapasas eipon, exochôs d' eme, hê tas par' histois eklipousa kerkidas es meizon' hêkô, thêras agreuein cheroin. pherô d' en ôlenaisin, hôs horais, tade labousa taristeia, soisi pros domois hôs ankremasthêi: su de, pater, dexai cheroin: gauroumenos de tois emois agreumasin kalei philous es daita: makarios gar ei, makarios, hêmôn toiad' exeirgasmenôn. |
KADMOS:
Folgt mir mit eurer Jammerlast, den Überresten des Pentheus, folgt mir, Diener, bis vor den Palast! Ich hab's mir sauer werden lassen, seinen Leib in des Kithairon Schluchten aufzufinden – ganz zerrissen war er, nicht zwei Stücke konnte ich, im unwegsamen Wald, von e i n e r Stelle sammeln! Man hat berichtet mir die Untat meiner Töchter, als ich, zusammen mit dem Greis Teiresias, schon von den Bakchen kam und unsre Stadt betrat; da machte ich mich auf den Rückweg gleich und bringe jetzt meinen Enkel, den die Bakchen umgebracht. Ich sah noch Autonoe, die dem Aristaios dereinst geboren den Aktaion, mit ihr Ino im Wahnsinnsrausch, die Armen, durch das Dickicht irren; Agaue sei schon, sagte man mir, heimgekehrt im Bakchosschritt; die Nachricht, die ich hörte, stimmt: Dort habe ich sie selbst vor Augen – Unglücksbild! AGAUE: Laut darfst du deinen Ruhm verkünden, lieber Vater! Die weitaus besten Töchter auf der Welt hast du gezeugt! Ich meine alle, doch besonders mich. Verlassen habe Webstuhl ich und Spindel und mich Höherem geweiht: der Jagd auf wilde Tiere mit bloßer Hand! Im Arme bring ich, wie du siehst, den Preis der Tapferkeit. An deinem Schlosse häng ihn auf! Empfange, Vater, ihn mit deiner Hand! Nun lade, stolz auf meinen Fang, dir deine Freunde zum Siegesschmause ein. Glückselig bist du ja, glückselig, wo wir solche Heldentat vollbracht! |
KA
ô penthos ou metrêton oud' hoion t' idein, phonon talainais chersin exeirgasmenôn. kalon to thuma katabalousa daimosin epi daita Thêbas tasde kame parakaleis. oimoi kakôn men prôta sôn, epeit' emôn: hôs ho theos hêmas endikôs men, all' agan, Bromios anax apôles' oikeios gegôs. AG hôs duskolon to gêras anthrôpois ephu en t' ommasi skuthrôpon. eithe pais emos euthêros eiê, mêtros eikastheis tropois, hot' en neaniaisi Thêbaiois hama thêrôn orignôit': alla theomachein monon hoios t' ekeinos. nouthetêteos, pater, soustin. tis auton deur' an opsin eis emên kaleseien, hôs idêi me tên eudaimona? KA pheu pheu: phronêsasai men hoi' edrasate algêset' algos deinon: ei de dia telous en tôid' aei meneit' en hôi kathestate, ouk eutuchousai doxet' ouchi dustuchein. |
KADMOS:
O Jammer, nicht zu messen, nicht mitanzuschaun! Mit Unglückshänden habt ihr einen M o r d verübt! Ein herrlich Opfer, das du den Daimonen brachtest, um Theben dann und mich zum Opfermahl zu laden! Weh über dein Verderben – weh auch über meines! Mit Recht hat uns der Gott vernichtet, doch zu grausam, er, Herrscher Bromios, der doch mit uns verwandt! AGAUE: Wie mißvergnügt wird doch der Mensch im Alter und wie finster blickt er drein! O würde nur mein Sohn ein guter Jägersmann, nach seiner Mutter Art, wenn einst er, in dem Kreis der Jünglinge von Theben, dem Wild nachspürt! Doch er vermag bloß gegen Götter den Kampf zu führen. Setze, Vater, ihim den Kopf zurecht! – Wer will ihn her vor meine Augen rufen, damit er mich in meinem Glücke sehen kann? KADMOS: O weh! Kommt zum Bewußtsein euch, was ihr getan, es wird euch furchtbar schmerzen! Solltet ihr jedoch für immer in dem Wahn, der euch umfängt, verharren, so werdet euer Leid ihr nicht als Leid empfinden. |
AG
ti d' ou kalôs tônd' ê ti lupêrôs echei? KA prôton men es tond' aither' omma son methes. AG idou: ti moi tond' exupeipas eisoran? KA eth' hautos ê soi metabolas echein dokei? AG lamproteros ê prin kai dieipetesteros. KA to de ptoêthen tod' eti sêi psuchêi para? AG ouk oida toupos touto. gignomai de pôs ennous, metastatheisa tôn paros phrenôn. KA kluois an oun ti kapokrinai' an saphôs? AG hôs eklelêsmai g' ha paros eipomen, pater. |
AGAUE:
Was ist hier nicht in Ordnung? Was verursacht Schmerz? KADMOS: Erst richte deine Blicke einmal auf zum Himmel! AGAUE: Ich tu es. Warum läßt du mich gen Himmel schauen? KADMOS: Erscheint er dir wie sonst? Erscheint er dir verändert? AGAUE: Ich glaube, er ist heller als zuvor und klarer. KADMOS: Sind deines Geistes Kräfte immer noch gelähmt? AGAUE: Ich weiß nicht, was du willst! Gewissermaßen komme ich zur Besinnung schon, mein Denken wandelt sich. KADMOS: So kannst du hören und genaue Antwort geben? AGAUE: Ja – was vorhin ich sagte, das vergaß ich, Vater! |
KA
es poion êlthes oikon humenaiôn meta? AG Spartôi m' edôkas, hôs legous', Echioni. KA tis oun en oikois pais egeneto sôi posei? AG Pentheus, emêi te kai patros koinôniai. KA tinos prosôpon dêt' en ankalais echeis? AG leontos, hôs g' ephaskon hai thêrômenai. KA skepsai nun orthôs: brachus ho mochthos eisidein. |
KADMOS:
In wessen Haus bist du, im Brautgeleit, gezogen? AGAUE: Du gabst mich einem Sparten, heißt es, dem Echion. KADMOS: Wer ward im Heim als Sohn geboren deinem Gatten? AGAUE: Er, Pentheus, meinem und des Vaters Bund entsprossen. KADMOS: Und wem gehört das Antlitz, das im Arm du trägst? AGAUE: Dem Löwen, wie es bei den Jägerinnen hieß. KADMOS: Schau es genau dir an! Du wirst es gleich erkennen! |
AG
ea, ti leussô? ti pheromai tod' en cheroin? KA athrêson auto kai saphesteron mathe. AG horô megiston algos hê talain' egô. KA môn soi leonti phainetai proseikenai? AG ouk, alla Pentheôs hê talain' echô kara. KA ôimôgmenon ge prosthen ê se gnôrisai. |
AGAUE:
Ha, was erblick ich? Was trag ich in meinen Händen? KADMOS: Betrachte es und nimm es ganz genau zur Kenntnis! AGAUE: Ich sehe – größter Jammer – ach, ich Unglückliche! KADMOS: Siehst in dem Kopf du immer noch ein Löwenhaupt? AGAUE: O nein, des Pentheus Kopf, ich Arme, halte ich! KADMOS: Wir klagten schon um ihn, bevor du ihn erkannt. |
AG
tis ektanen nin? – pôs emas êlthen cheras? KA dustên' alêthei', hôs en ou kairôi parei. AG leg', hôs to mellon kardia pêdêm' echei. KA su nin katektas kai kasignêtai sethen. AG pou d' ôlet'? ê kat' oikon? ê poiois topois? KA houper prin Akteôna dielachon kunes. AG ti d' es Kithairôn' êlthe dusdaimôn hode? KA ekertomei theon sas te bakcheias molôn. AG hêmeis d' ekeise tini tropôi katêramen? KA emanête, pasa t' exebakcheuthê polis. AG Dionusos hêmas ôles', arti manthanô. KA hubrin g'hubristheis: theon gar ouch hêgeisthe nin. AG to philtaton de sôma pou paidos, pater? KA egô molis tod' exereunêsas pherô. AG ê pan en arthrois sunkeklêimenon kalôs? Penthei de ti meros aphrosunês prosêk' emês? |
AGAUE:
Wer war sein Mörder? Wie kam er in meine Hände? KADMOS: Grausame Wahrheit, recht zur Unzeit zeigst du dich! AGAUE: So sprich! Bebt angstvoll doch mein Herz vor dem, was kommt! KADMOS: Du warst es, die ihn umgebracht, und deine Schwestern! AGAUE: Wo starb er? Drin im Hause? Oder anderswo? KADMOS: Dort, wo die Hunde den Aktaion einst zerrissen. AGAUE: Warum nur kam der Unglückliche zum Kithairon? KADMOS: Er wollte dort den Gott und deinen Rausch verhöhnen. AGAUE: Auf welche Weise sind denn w i r dorthin geraten? KADMOS: Ihr wart von Sinnen, und die ganze Stadt berauscht. AGAUE: Dionysos hat uns vernichtet, jetzt begreif ich. KADMOS: Er war verletzt, weil ihr ihn nicht als Gott geachtet. AGAUE: Wo ist mein Liebstes, meines Sohnes Leiche, Vater? KADMOS: Das bring ich her – mit knapper Not fand ich es auf! AGAUE: Ward alles wieder, Glied für Glied, zum Leib verbunden? Was hatte Pentheus nur mit meinem Unverstand zu tun? |
CHO
pollai morphai tôn daimoniôn, polla d' aelptôs krainousi theoi: kai ta dokêthent' ouk etelesthê, tôn d' adokêtôn poron hêure theos. toiond' apebê tode pragma. |
CHOR:
In vielen Gestalten zeigt sich das Göttliche, vieles vollenden wider Erwarten die Götter. Und was man gehofft, das erfüllte sich nicht, jedoch für das niemals Erhoffte fand einen Weg der Gott. So vollzog sich auch hier das Geschehen. |