Menwn : SwkrathV : AnutoV
Menon, Sokrates, Anytos
SW.
boulei
oun, epeidh omonooumen oti zhthteon peri ou mh tiV oiden,
Sokrates: Da wir nun einig darüber sind, daß gesucht
werden was jemand noch nicht weiß:
willst du, daß wir miteinander unternehmen zu suchen, was wohl
die Tugend ist?
[22.
Die Lehrbarkeit der Tugend zu untersuchen mit Hilfe der
Voraussetzungs-Methode]
MEN.
panu
men oun. ou mentoi, w SwkrateV,
[86d]
h wV fusei h wV tini pote tropwi paragignomenhV toiV anqrwpoiV thV arethV.
Menon: Gar gern. Jedoch, Sokrates,
möchte ich am liebsten jenes, wonach ich zuerst fragte, untersuchen
und hören,
ob man ihr als etwas Lehrbarem nachstreben muß
(d) oder so, als wenn von Natur oder auf sonst irgendeine
Weise die Tugend den Menschen einwohnte.
SW.
all'
ei men egw hrcon, w Menwn, mh monon emautou alla kai sou,
Sokrates:: Hätte ich zu gebieten, Menon, nicht nur über
mich, sondern auch über dich:
so würden wir nicht eher überlegen, ob die Tugend lehrbar
ist oder nicht,
bis wir zuvor, was sie ist, untersucht hätten.
Allein da du über dich selbst zwar gar nicht begehrst zu bieten, um
nämlich frei zu bleiben,
über mich aber zu gebieten begehrst und auch wirklich gebietest:
so muß ich dir nachgeben. Denn was will ich machen?
-eoiken
oun skepteon [86e]
einai poion ti estin
ei
mh ti oun alla smikron ge moi thV archV calason, kai sugcwrhson
Wie es scheint also, sollen wir untersuchen, (e) wie etwas
beschaffen ist,
wovon wir noch nicht wissen, was es ist
Wenn also auch nicht ganz, so laß mir doch ein wenig nach von deinem
Gebot und gestatte mir,
von einer Voraussetzung aus dieses zu betrachten, ob sie lehrbar ist
oder was sonst.
legw
de to ex upoqesewV wde,
oion
peri cwriou, ei oion te eV tonde ton kuklon tode to cwrion [87a]
trigwnon entaqhnai,
eipoi
an tiV oti oupw oida ei estin touto toiouton,
Dieses "von einer Voraussetzung aus" meine ich aber so,
wie die Meßkünstler oft etwas zur Betrachtung ziehen, wenn
ihnen jemand eine Frage vorlegt,
wie etwa von einer Figur, ob es möglich ist, in diesen Kreis dieses
(87 a) Dreieck einzuspannen,
darauf möchte einer sagen: Ich weiß noch nicht, ob dieses
ein solches ist,
aber als eine Voraussetzung für die Sache glaube ich folgendes
bei der Hand zu haben:
ei
men estin touto to cwrion toiouton oion
Wenn dieses Dreieck ein solches ist, daß,
wenn man um seine gegebene Grundlinie den Kreis herumzieht,
noch ein ebensolcher Raum übrigbleibt, als der umspannte selbst
ist,
alsdann, dünkt mich, wird etwas anderes erfolgen,
und wiederum etwas anderes, wenn dies unmöglich ist.
upoqemenoV
oun eqelw [87b]
eipein soi
In Beziehung auf diese Voraussetzung nun will ich dir sagen,
wie es mit (b) der Einspannung desselben in den Kreis steht,
ob sie unmöglich ist oder nicht.
[23.
Ansatz: Wenn die Tugend Erkenntnis ist,
ist sie lehrbar]
outw
dh kai peri arethV hmeiV,
epeidh
ouk ismen ouq'
oti estin ouq'
opoion ti,
So auch wir in Beziehung auf die Tugend;
da wir gar nicht wissen, was sie ist, noch wie beschaffen,
wollen wir eine Voraussetzung machend dieses erwägen, ob sie lehrbar
ist oder nicht lehrbar,
ei
poion ti estin twn peri thn yuchn ontwn areth,
prwton
men dh ei estin alloion h oion episthmh,
all'
ara didakton;
h
touto ge panti dhlon,
Wenn sie was doch von dem in der Seele Vorkommenden ist,
wird sie lehrbar sein oder nicht lehrbar?
Zuerst also, wenn sie etwas ganz anderes ist als Erkenntnis,
kann sie dann gelehrt werden oder nicht,
oder, wie wir eben sagten, in Erinnerung gebracht?
Denn es soll uns gleich gelten, (c) welches Wortes wir uns bedienen.
Also ist sie dann lehrbar?
Oder ist das wohl jedem klar,
daß nichts anderes dem Menschen gelehrt werden kann als Erkenntnis?
MEN.
emoige
dokei.
Menon: Mir wenigstens scheint es so.
SW.
ei
de g'
estin episthmh tiV h areth,
Sokrates: Wenn nun die Tugend eine Erkenntnis ist,
offenbar ist sie dann lehrbar.
MEN.
pwV
gar ou;
Menon: Wie sollte sie nicht.
SW.
toutou
men ara tacu aphllagmeqa, oti
Sokrates: Damit also sind wir bald fertig geworden, daß,
wenn sie ein solches ist, so ist sie lehrbar; wenn nicht, so nicht.
MEN.
panu
ge.
Menon: Freilich.
SW.
to
dh meta touto, wV eoike, dei skeyasqai
Sokrates: Nächstdem nun, wie es scheint, müssen wir untersuchen,
ob die Tugend Erkenntnis ist oder etwas ganz Verschiedenes von der
Erkenntnis.
[87d]
MEN. emoige
dokei touto meta touto skepteon einai.
Menon: Allerdings müssen wir dies zunächst untersuchen.
(d)
SW.
ti
de dh; allo ti h agaqon auto famen einai thn arethn,
Sokrates: Wie nun, sagen wir nicht, daß die Tugend gut ist,
und bleibt uns nicht diese Voraussetzung, daß sie gut ist?
MEN.
panu
men oun.
Menon: Allerdings.
SW.
oukoun
ei men ti estin agaqon kai allo cwrizomenon episthmhV,
ei
de mhden estin agaqon o ouk episthmh periecei,
Sokrates: Also, wenn es noch irgend anderes Gutes gibt, was gänzlich
getrennt ist von der Erkenntnis,
dann könnte vielleicht auch die Tugend nicht Erkenntnis sein;
gibt es aber gar kein Gutes, was die Erkenntnis nicht unter sich begreift,
so dürften wir, wenn wir vermuten, sie sei irgendeine Erkenntnis,
ganz richtig vermuten.
MEN.
esti
tauta.
Menon: Das mag so sein.
SW.
kai
mhn [87e]
arethi g'
esmen agaqoi;
Sokrates: Gewiß doch (e) sind wir vermöge
der Tugend gut?
MEN.
nai.
Menon: Ja.
SW.
ei
de agaqoi, wfelimoi: panta gar tagaqa wfelima. ouci;
Sokrates: Und wenn gut, auch nützlich; denn alles Gute
ist nützlich. Nicht so?
MEN.
nai.
Menon: Ja.
SW.
kai
h areth dh wfelimon estin;
Sokrates: Also ist auch die Tugend nützlich?
MEN.
anagkh
ek twn wmologhmen.
Menon: Notwendig aus dem Eingestandenen.
[24.
Die Tugend ist aber Einsicht, denn sie nützt]
SW.
skeywmeqa
dh kaq'
ekaston analambanonteV poia estin a hmaV wfelei.
ugieia,
famen, kai iscuV kai kalloV kai ploutoV dh:
Sokrates: Betrachten wir also, das einzelne durchnehmend, was doch
für Dinge es sind, die uns nützen.
Gesundheit, sagen wir, und Stärke und Schönheit und Reichtum
doch wohl.
Dieses und dergleichen nennen wir doch nützlich. Nicht so?
MEN.
nai.
Menon: Ja.
SW.
tauta
de tauta famen eniote kai blaptein:
Sokrates: Diese nämlichen Dinge aber, sagen wir, schaden auch
(88 a) bisweilen.
Oder behauptest du es anders als so?
MEN.
ouk,
all'
outwV.
Menon: Nein, sondern ebenso.
SW.
skopei
dh, otan ti ekastou toutwn hghtai, wfelei hmaV,
ar'
ouc otan men orqh crhsiV, wfelei,
Sokrates: Bedenke also, was wohl alle diese Dinge regieren muß,
wenn sie uns nützen sollen,
und was, wenn sie uns schaden?
Nicht so, wenn rechter Gebrauch, dann nützen sie,
wenn unrechter, dann schaden sie?
MEN.
panu
ge.
Menon: Freilich.
SW.
eti
toinun kai ta kata thn yuchn skeywmeqa.
swfrosunhn
ti kaleiV kai dikaiosunhn kai andreian kai eumaqian
Sokrates: Auch das, was in der Seele ist, laß uns betrachten.
Du nennst doch etwas Besonnenheit und Gerechtigkeit und Tapferkeit,
und Fassungskraft und Edelsinn und alles dergleichen?
MEN.
egwge.
Menon: Jawohl.
SW.
skopei
dh, toutwn atta soi dokei mh episthmh einai
Sokrates: Betrachte nun hiervon, was dir nicht Erkenntnis zu
sein scheint,
sondern etwas anderes als Erkenntnis,
ob das nicht bisweilen schadet und bisweilen nützt?
Wie die Tapferkeit, wenn sie nicht Einsicht ist, sondern nur wie eine gewisse
Kühnheit;
nicht so, wenn ein Mensch ohne Vernunft kühn ist, so hat er Schaden;
wenn mit Vernunft, dann Nutzen?
MEN.
nai.
Menon: Ja.
SW.
oukoun
kai swfrosunh wsautwV kai eumaqia:
Sokrates: Sind nicht auch die Besonnenheit ebenso und die Gelehrigkeit,
wenn mit Vernunft gelernt und Ordnung gehalten wird, nützlich,
ohne Vernunft aber schädlich?
MEN.
panu
[88c]
sfodra.
Menon: Ganz gewiß. (c)
SW.
oukoun
sullhbdhn panta ta thV yuchV epiceirhmata kai karterhmata
Sokrates: Also auch überhaupt alles, was die Seele unternimmt
und aushält,
endet, wenn Einsicht dabei regiert, in Glückseligkeit,
wenn aber Torheit, in das Gegenteil?
MEN.
eoiken.
Menon: So scheint es.
SW.
ei
ara areth twn en thi yuchi ti estin kai anagkaion autwi wfelimwi einai,
epeidhper
panta ta kata thn yuchn auta men kaq'
auta oute wfelima oute blabera estin,
kata
dh touton ton logon wfelimon ge ousan thn arethn fronhsin dei tin'
einai.
Sokrates: Ist nun die Tugend etwas in der Seele, dem notwendig
zukommt, nützlich zu sein:
so muß sie Einsicht sein,
weil alles übrige in der Seele an und für sich weder nützlich
ist noch schädlich
und nur durch Hinzukommen der Einsicht (d) oder Torheit schädlich
und nützlich wird.
Also diesem zufolge, wenn die Tugend nützlich ist, muß sie Einsicht
sein.
MEN.
emoige
dokei.
Menon: So scheint es mir.
[25.
Die Guten entstehen also nicht von Natur?]
SW.
kai
men dh kai talla a nundh elegomen, plouton te kai ta toiauta,
tote
men agaqa tote de blabera einai,
ara
ouc wsper thi allhi yuchi h fronhsiV hgoumenh wfelima ta thV yuchV epoiei,
h
de afrosunh blabera,
outwV
au [88e]
kai toutoiV h yuch orqwV men crwmenh kai hgoumenh wfelima auta poiei,
Sokrates: So auch mit dem übrigen, Reichtum und dergleichen,
von dem wir vorhin erwähnten, daß es bisweilen gut, bisweilen
schädlich wäre:
wird nicht, eben wie die Vernunft, wenn sie die übrige Seele regiert,
das in der Seele nützlich machte,
die Unvernunft aber schädlich,
so wiederum (e) die Seele diese Dinge, wenn sie sie richtig gebraucht
und regiert, nützlich machen,
wenn aber unrichtig, dann schädlich?
MEN.
panu
ge.
Menon: Freilich.
SW.
orqwV
de ge h emfrwn hgeitai,
Sokrates: Recht aber regiert die vernünftige,
fehlerhaft und verkehrt die unvernünftige?
MEN.
esti
tauta.
Menon: So ist es.
SW.
oukoun
outw dh kata pantwn eipein estin,
famen
de thn arethn wfelimon einai;
Sokrates: Kann man nun nicht im allgemeinen sagen,
daß dem Menschen alles andere, ob es ihm gut sein wird, von der
Seele abhänge,
was aber in der Seele selbst ist, dieses von der Vernunft (89 a)?
Und nach dieser Rede wäre überhaupt Vernunft das Nützliche.
Und wir sagen, die Tugend sei nützlich?
MEN.
panu
ge.
Menon: Freilich.
SW.
fronhsin
ara famen arethn einai,
Sokrates: Vernunft also, sagen wir, sei Tugend,
entweder die ganze oder ein Teil von ihr.
MEN.
dokei
moi kalwV legesqai, w SwkrateV, ta legomena.
Menon: Mir scheint das Gesagte, o Sokrates, gut gesagt zu sein.
SW.
oukoun
ei tauta outwV ecei, ouk an eien fusei oi agaqoi.
Sokrates: Wenn sich nun dieses so verhält, so wären
die Guten es wohl nicht von Natur.
MEN.
ou
moi dokei.
Menon: Nein, dünkt mich.
[89b]
SW. kai
gar an pou kai tod'
hn:
(b) Sokrates: Auch dieses würde wohl der Fall sein:
Wenn die Guten es von Natur wären,
so würde es auch welche unter uns geben,
welche die von Natur Guten unter der Jugend zu unterscheiden wüßten,
welche wir dann, sobald jene sie angezeigt hätten, aussondern und
in der Burg verwahren würden,
weit sorgfältiger sie besiegelnd als das Gold, damit niemand sie
uns verderben könne,
sondern, sobald sie das gehörige Alter erreicht hätten, sie
dem Staat nützlich würden.
MEN.
eikoV
ge toi, w SwkrateV.
Menon: Ganz natürlich.
[26. Zweifel,
ob die Tugend Erkenntnis ist. Vorstellung des Anytos]
SW.
ar'
oun epeidh ou fusei oi agaqoi agaqoi gignontai, [89c]
ara maqhsei;
Sokrates: Werden nun etwa die Guten, wenn sie nicht von Natur
gut sind, es durch Belehrung? (c)
MEN.
dokei
moi hdh anagkaion einai: kai dhlon, w SwkrateV, kata thn upoqesin,
Menon: Das dünkt mich nun schon notwendig, Sokrates, und es
ist auch klar nach unserer Voraussetzung,
wenn die Tugend Erkenntnis ist, daß sie lehrbar sein muß.
SW.
iswV
nh Dia:
Sokrates: Vielleicht, beim Zeus!
Aber daß wir nur dieses nicht etwa mit Unrecht zugegeben haben!
MEN.
kai
mhn edokei ge arti kalwV legesqai.
Menon: Es schien uns ja doch noch eben sehr richtig gesagt.
SW.
alla
mh ouk en twi arti monon dehi auto dokein kalwV legesqai,
Sokrates: Wenn das nur nicht etwa zu wenig ist, daß es uns
noch eben richtig dünkte,
sondern es uns auch jetzt und hernach so dünken muß, wofern
etwas Gesundes daran sein soll.
[89d]
MEN. ti
oun dh; proV ti blepwn dusceraineiV auto
Menon: Was nun wieder? Was hast du vor Augen, weshalb es (d)
dir nicht mehr recht ist
und du bezweifelst, ob die Tugend Erkenntnis ist?
SW.
egw
soi erw, w Menwn.
to
men gar didakton auto einai, eiper episthmh estin, ouk anatiqemai mh ou
kalwV legesqai:
tode
gar moi eipe: ei estin didakton otioun pragma, mh monon areth,
Sokrates: Das will ich dir sagen, Menon.
Daß die Tugend lehrbar ist, wenn sie Erkenntnis ist, das nehme
ich nicht zurück, als wäre es nicht richtig gesagt;
daß sie aber Erkenntnis ist, sieh zu, ob ich dir scheine, dies
mit Recht zu bezweifeln.
Nämlich sage mir nur dieses, wenn irgendeine Sache lehrbar ist, nicht
nur die Tugend,
muß es dann nicht auch Lehrer darin geben und Schüler?
MEN.
emoige
dokei.
Menon: Das denke ich wohl.
[89e]
SW. oukoun
tounantion au, ou mhte didaskaloi mhte maqhtai eien,
(e) Sokrates: Und im Gegenteil, wovon es weder Lehrer noch
Schüler gibt,
würden wir davon nicht ganz recht vermuten, wenn wir vermuteten,
es sei auch nicht lehrbar?
MEN.
esti
tauta: all'
arethV didaskaloi ou dokousi soi einai;
Menon: Das ist wohl richtig. Aber dünkt dich, es gäbe
keine Lehrer der Tugend?
SW.
pollakiV
goun zhtwn ei tineV eien authV didaskaloi,
Sokrates: Oftmals schon habe ich gesucht, ob es Lehrer derselben
gäbe,
und habe alles mögliche getan und kann sie nicht finden,
wiewohl ich sie mit vielen gemeinschaftlich suche,
und zwar mit solchen vorzüglich, von denen ich glaube, daß sie
am erfahrensten sind in der Sache.
kai
dh kai nun, w Menwn, eiV kalon hmin AnutoV ode parekaqezeto,
[90a]
eikotwV d'
an metadoimen:
So sitzt auch jetzt,. Menon, wohl ganz zur gelegenen Zeit dieser Anytos
hier bei uns,
dem wir Anteil geben wollen an unserer Untersuchung.
Und wohl mit Recht können wir ihn mit dazuziehen. (90 a)
AnutoV
gar ode prwton men esti patroV plousiou te kai sofou AnqemiwnoV,
epeita
kai ta alla ouc uperhfanoV dokwn einai polithV oude ogkwdhV te kai epacqhV,
Denn zuerst hat er selbst einen reichen und verständigen Vater, des
Anthemion,
welcher reich geworden ist nicht von ungefähr oder durch ein Geschenk,
wie der Thebaner Ismenias, der erst neulich die Schätze des Polykrates
bekommen hat;
sondern durch eignen Verstand und Sorgfalt hat er ihn erworben.
So auch im übrigen steht er nicht im Ruf, ein hochmütiger Bürger
zu sein, aufgeblasen und gehässig,
sondern in dem eines sittsamen und stattlichen (b) Mannes.
epeita
touton eu eqreyen kai epaideusen, wV dokei Aqhnaiwn twi plhqei:
dikaion
dh meta toioutwn zhtein arethV peri didaskalouV,
Nächstdem hat er auch diesen sehr wohl erzogen und gebildet, wie das
athenische Volk glaubt;
sie wählen ihn ja wenigstens zu den größten Würden.
Billig also ist es, gerade mit solchen die Untersuchung anzustellen über
die Lehrer der Tugend,
ob es welche gibt oder nicht und wer sie sind.
[27.
Notwendigkeit, in der Medizin etc. zu den professionellen Lehrern zu gehen]
kai
oitineV. su oun hmin, w Anute, suzhthson, emoi te kai twi sautou xenwi
Menwni twide,
wde
de skeyai:
ei
bouloimeqa Menwn a tonde agaqon iatron [90c]
genesqai,
Untersuche also mit uns, Anytos, mit mir und hier deinem Gastfreund Menon,
was für Lehrer es wohl für diese Sache geben mag.
Erwäge es aber so.
Wenn wir wollten, dieser Menon (c) sollte ein guter Arzt werden,
zu was für Lehrern möchten wir ihn wohl schicken? Nicht zu
den Ärzten?
AN:
panu
ge.
Anytos: Freilich.
SW.
ti
d'
ei skutotomon agaqon bouloimeqa genesqai,
Sokrates: Und wollten wir, er solle ein guter Schuhmacher werden,
nicht dann zu den Schuhmachern?
AN:
nai.
Anytos: Ja.
SW.
kai
talla outwV;
Sokrates: Und ebenso im übrigen?
AN:
panu
ge.
Anytos: Freilich.
SW.
wde
dh moi palin peri twn autwn eipe.
para
touV iatrouV, famen, pemponteV tonde kalwV an epempomen,
ar'
otan touto legwmen, tode [90d]
legomen, oti para toutouV pemponteV auton
kai
touV misqon prattomenouV ep'
autwi toutwi,
ar'
ou proV tauta bleyanteV kalwV an pempoimen;
Sokrates: Auch das sage mir noch hierüber.
Wir sagen, wir würden recht daran tun, ihn zu Ärzten zu schicken,
wenn wir wollten, er solle ein Arzt werden.
Wenn wir dies sagen, meinen wir, es sei (d) doch verständiger
gehandelt,
ihn zu denen zu schicken, welche diese Kunst betreiben, als zu denen,
die es nicht tun?
Und zu denen, die eben hierfür Bezahlung nehmen
und sich ankündigen als Lehrer einem jeden, der kommen und lernen
will?
Nicht wahr, deshalb würden wir gut tun, ihn hinzuschicken.
AN:
nai.
Anytos: Ja.
SW.
oukoun
kai peri aulhsewV kai twn allwn ta auta [90e]
tauta;
alloiV
de tisin pragmata parecein, zhtounta manqanein para toutwn,
Sokrates: Wird es nun nicht mit dem Flötenspiel und allem
anderen (e) ebenso sein,
daß es großer Unverstand wäre, wenn man einen zum
Flötenspieler machen wollte,
ihn doch zu denen, welche die Kunst zu lehren versprechen und sich
dafür bezahlen lassen,
nicht schicken zu wollen,
sondern irgend anderen beschwerlich zu fallen und bei denen Unterricht
zu suchen,
welche sich weder für Lehrer ausgeben
noch irgend Schüler haben in der Kunst,
worin wir den gern unterrichten ließen, den wir zu ihnen schicken?
Dünkt dich das nicht großer Unverstand zu sein?
AN:
nai
ma Dia emoige, kai amaqia ge proV.
Anytos: Beim Zeus, mir gewiß, und große Ungeschicklichkeit
dazu.
[28.
Protest des Anytos gegen die professionellen
Lehrer der Tugend, die Sophisten]
SW.
kalwV
legeiV.
outoV
gar, w Anute, palai legei proV me oti epiqumei tauthV thV sofiaV kai arethV
Sokrates: Wohl gesprochen,
und nun kannst du gemeinschaftlich (91a) mit mir Rat pflegen
über diesen unsern Gastfreund Menon.
Denn dieser,o Anytos, sagt schon lange zu mir, es verlange ihn nach derjenigen
Weisheit und Tugend,
vermöge der die Menschen ihr Hauswesen und ihren Staat gut verwalten,
ihre Eltern und Verwandten pflegen
und Bürger und Freunde aufzunehmen und zu entlassen wissen,
wie es eines rechtlichen Mannes würdig ist.
tauthn
oun thn [91b]
arethn skopei para tinaV an pemponteV auton orqwV pempoimen.
Überlege dir also, zu wem wir ihn dieser (b) Tugend wegen am
besten hinschicken.
Oder offenbar ja nach der vorigen Rede zu denen,
welche sich für Lehrer der Tugend ausgeben
und sich allen Hellenen insgemein dazu anbieten, wer nur lernen will,
auch Bezahlung dafür festsetzen und annehmen?
AN:
kai
tinaV legeiV toutouV, w SwkrateV;
Anytos: Und was für welche meinst du denn hierunter, Sokrates?
SW.
oisqa
dhpou kai su oti outoi eisin ouV oi anqrwpoi kalousi sofistaV.
Sokrates: Du weißt es ja wohl auch, daß es die sind,
welche man Sophisten nennt.
[91c]
AN: hrakleiV,
eufhmei, w SwkrateV.
Anytos: Beim Herakles, Sokrates, sprich besser.
Daß doch keinen Verwandten oder Angehörigen und Freund unter
den Einheimischen oder Fremden
solche Raserei ergriffe, zu diesen zu gehen und sich zu verderben.
Denn diese sind doch das offenbare Verderben und Unglück derer,
die mit ihnen umgehen.
[29.
Verwunderung des Sokrates über die behauptete Untauglichkeit der Sophisten]
SW.
pwV
legeiV, w Anute;
outoi
ara monoi twn antipoioumen ti epistasqai euergetein
oson
ou monon ouk wfelousin, wsper oi alloi, oti an tiV autoiV paradwi,
alla
kai to enantion diafqeirousin;
Sokrates: Wie meinst du das, Anytos?
Diese allein unter allen denen, welche sich dafür ausgeben, etwas
Gutes erzeigen zu können,
sollten so weit von allen übrigen verschieden sein,
daß sie nicht nur dem keinen Vorteil, wie doch die andern, bringen,
was ihnen einer übergibt,
sondern es ganz im Gegenteil verderben
und sich dafür (d) doch ohne Hehl Geld geben lassen?
egw
men oun ouk ecw opwV soi pisteusw:
oida
gar andra ena Prwtagoran
Das weiß ich meines Teils nicht, wie ich es dir glauben soll.
Denn ich weiß, daß der einzige Protagoras
mit dieser Weisheit mehr Geld erworben hat als Pheidias,
der doch so ausgezeichnet schöne Werke verfertigte,
und noch zehn andere Bildhauer dazu.
kaitoi
teraV legeiV
ei
oi men ta upodhmata ergazomenoi ta palaia kai ta imatia exakoumenoi
PrwtagoraV
de ara olhn thn Ellada elanqanen
Und wunderbar wäre doch, was du sagst,
wenn von Schuhflickern und denen, die Kleider ausbessern,
nicht einen Monat lang verborgen bleiben könnte,
wenn sie Schuhe und Kleider (e) schlechter zurückgäben,
als sie sie empfangen haben,
sondern diese, wenn sie es so machten, gewiß bald Hungers sterben
müßten,
vom Protagoras aber ganz Griechenland nicht gemerkt hätte,
daß er seine Schüler verderbte und sie schlechter wegschickte,
als er sie empfangen hatte,
und das länger als vierzig Jahre.
-
oimai gar auton apoqanein egguV kai ebdomhkonta eth gegonota,
kai
en apanti twi cronwi toutwi eti eiV thn hmeran tauthni eudokimwn ouden
pepautai,
Denn, wie ich glaube, ist er nahe an siebzig Jahre alt gestorben
und nachdem er vierzig Jahre seine Kunst ausgeübt.
Und in dieser ganzen Zeit bis auf den heutigen Tag hat er nicht aufgehört,
gepriesen zu werden.
Und nicht nur Protagoras, sondern noch gar viele andere,
teils ältere, teils noch (92 a) jetzt lebende.
poteron
dh oun fwmen kata ton son logon
kai
outw mainesqai axiwsomen toutouV,
Sollen wir nun sagen nach deiner Meinung,
daß diese wissentlich die Jünglinge hintergehen und verstümmeln,
oder auch ohne es selbst zu wissen?
Und so töricht sollen wir glauben, daß diejenigen sind,
welche von einigen für die weisesten unter den Menschen angesehen
werden?
[30.
Unbekanntschaft des Anytos mit den Sophisten]
AN:
pollou
ge deousi mainesqai, w SwkrateV,
Anytos: Weit gefehlt, daß diese töricht wären,
Sokrates;
sondern nur die Jünglinge, welche ihnen Geld geben,
und noch mehr als diese (b) ihre Angehörigen, die es ihnen
gestatten.
Am allermeisten aber unter allen die Städte, welche sie hereinkommen
lassen
und nicht vielmehr jeden austreiben,
welcher dergleichen zu tun unternimmt, mag es ein Fremder sein oder
ein Bürger.
SW.
poteron
de, w Anute, hdikhke tiV se twn sofistwn,
Sokrates: Hat dir etwa einer von den Sophisten etwas zuleide getan,
Anytos?
Oder weshalb bist du ihnen so böse?
AN:
oude
ma Dia egwge suggegona pwpote autwn oudeni,
Anytos: Nein, beim Zeus, ich habe mich auch niemals mit irgendeinem
von ihnen eingelassen
und wollte es auch keinem von den Meinigen gestatten.
SW.
apeiroV
ar'
ei pantapasi twn andrwn;
Sokrates: Du bist also ganz und gar unbekannt mit den Männem?
AN:
kai
eihn ge.
Anytos: Und wünsche es auch zu bleiben.
[92c]
SW. pwV
oun an, w daimonie, eideihV peri toutou tou pragmatoV,
(c) Sokrates: Wie kannst du denn aber, du Wunderlicher, von
dieser Sache wissen,
ob sie etwas Gutes an sich hat oder nur Schlechtes,
wenn du ganz unbekannt damit bist?
AN:
raidiwV:
toutouV goun oida oi eisin,
Anytos: Gar leicht. Diese kenne ich ja doch wohl, was für Menschen
sie sind,
mag ich auch selbst mit ihnen unbekannt sein oder nicht.
SW.
mantiV
ei iswV, w Anute: e
pei
opwV ge allwV oisqa toutwn peri, ex wn autoV legeiV qaumazoim'
an.
alla
gar ou toutouV epizhtoumen tineV eisin,
Sokrates: Du bist eben vielleicht ein Wahrsager, Anytos.
Denn wie du sonst etwas über diese wissen kannst, nach dem, was
du selbst sagst, begreife ich nicht.
Allein wir fragten ja gar nicht danach, wer diejenigen wären,
durch die Menon, wenn er zu ihnen ginge, (d) schlecht werden
würde.
Denn dies, wenn du willst, sollen die Sophisten sein.
alla
dh ekeinouV eipe hmin, kai ton patrikon tonde etairon euergethson
Sondern jene nenne uns, und mache dich um diesen deinen väterlichen
Gastfreund verdient
durch Bezeichnung derer, zu welchen er gehen muß in dieser großen
Stadt,
um in der Tugend, welche ich eben beschrieb, etwas Würdiges zu
leisten.
AN:
ti
de autwi ou su efrasaV;
Anytos: Warum hast du sie ihm denn nicht bezeichnet?
SW.
all'
ouV men egw wimhn didaskalouV toutwn einai, eipon,
alla
su dh en twi merei autwi eipe para tinaV elqhi Aqhnaiwn:
Sokrates: Die ich für Lehrer hierin hielt, habe ich genannt;
aber es war nichts gesagt, wie du behauptetest, und darin hast du vielleicht
(e) recht.
Nun sage du ihm aber doch deinerseits, zu welchem unter den Athenern er
gehen soll.
Nenne ihm irgendeinen Namen, welchen du willst!
[31.
Behauptung des Anytos, daß alle Athener besser erziehen als die Sophisten]
AN:
ti
de enoV anqrwpou onoma dei akousai;
otwi
gar an entuchi Aqhnaiwn twn kalwn kagaqwn,
Anytos: Was braucht er dazu den Namen eines einzelnen Menschen zu
hören!
Denn auf welchen guten und rechtschaffenen Athener er auch treffe,
da ist wohl keiner, der ihn nicht besser machen sollte als die Sophisten,
wenn er ihm nur folgen will.
SW.
poteron
de outoi oi kaloi kagaqoi apo tou automatou egenonto toioutoi,
Sokrates: Sind denn aber diese guten und rechtschaffenen es von
selbst so geworden,
ohne bei jemand gelernt zu haben:
und doch imstande, andern dasjenige zu lehren,
was sie selbst nicht (93 a) gelernt haben?
AN:
kai
toutouV egwge axiw para twn proterwn maqein, ontwn kalwn kagaqwn:
Anytos: Auch sie, denke ich, haben es von den Früheren gelernt,
die auch gut und rechtschaffen waren.
Oder meinst du nicht, daß es viele rechtschaffene Männer
gegeben hat in dieser Stadt?
SW.
emoige,
w Anute, kai einai dokousin enqade agaqoi ta politika,
alla
mwn kai didaskaloi agaqoi gegonasin thV autwn arethV;
Sokrates: Ich meinesteils glaube, daß es hier noch jetzt
solche sind in bürgerlichen Dingen,
und ehedem nicht minder gegeben hat als jetzt:
sind sie aber etwa auch gute und tüchtige Lehrer gewesen in dieser
ihrer Tugend?
touto
gar estin peri ou o logoV hmin tugcanei wn:
Denn das ist es ja eben, wovon jetzt unter uns die Rede ist;
nicht, ob es hier rechtschaffene Männer gibt oder nicht, noch
ob es deren (b) vorher gegeben hat,
sondern ob die Tugend lehrbar ist, das untersuchen wir schon so lange.
touto
de skopounteV tode skopoumen,
Und bei dieser Untersuchung untersuchen wir nun auch dieses,
ob die rechtschaffenen Männer von jetzt und von ehedem diese Tugend,
in welcher sie sich selbst auszeichneten,
auch anderen mitzuteilen wußten;
oder ob dies nicht mitteilbar ist und nicht übertragbar von einem
auf den anderen.
tout'
estin o palai zhtoumen egw te kai Menwn.
Das ist es, wonach wir schon so lange fragen, ich und Menon.
[32. Lehrfähigkeit
des Themistokles?]
wde
oun skopei ek tou sautou logou:
Und dies erwäge du nun nach deiner eigenen Rede so.
Würdest du nicht vom Themistokles sagen, er sei ein tüchtiger
Mann gewesen?
AN:
egwge,
pantwn ge malista.
Anytos: Ganz vorzüglich.
SW.
oukoun
kai didaskalon agaqon,
Sokrates: Also auch ein tüchtiger Lehrer,
wenn irgendein anderer ein Lehrer in seiner eigenen Tugend war,
AN:
oimai
egwge, eiper ebouleto ge.
Anytos: Das glaube ich allerdings, wenn er gewollt hätte.
SW.
all',
oiei, ouk an eboulhqh
h
oiei auton fqonein autwi kai exepithdeV ou paradidonai [93d]
thn arethn
Sokrates: Aber meinst du etwa, er habe nicht gewollt,
daß auch andere gut und rechtschaffen werden sollten, vorzüglich
sein eigener Sohn?
Oder meinst du, er habe es ihm mißgönnt und ihm absichtlich
die Tugend nicht mitgeteilt,
in welcher er selbst vollkommen war?
h
ouk akhkoaV
h
tauta ouk akhkoaV twn presbuterwn;
Und hast du nicht gehört,
daß Themistokles seinen Sohn Kleophantos gar trefflich im Reiten
unterrichten ließ,
sodaß er aufrecht auf dem Pferde stehen und so stehend auch vom
Pferde herab schießen
und sonst viel wunderbar Künstliches machen konnte,
worin jener ihn unterrichten und vollkommen machen ließ,
soweit es nur irgend von guten Lehrern abhing.
Oder hast du dies nicht gehört von den Älteren?
AN:
akhkoa.
Anytos: Ich habe es gehört.
SW.
ouk
an ara thn ge fusin tou ueoV autou hitiasat'
an tiV einai kakhn.
Sokrates: Also kann wohl niemand der Natur seines Sohnes schuldgeben,
daß sie untauglich gewesen wäre.
[93e]
AN: iswV
ouk an.
Anytos: Vielleicht wohl nicht.
SW.
ti
de tode; wV KleofantoV o QemistokleouV
Sokrates: Und wie nun? Daß Kleophantos, der Sohn des Themistokles,
ein tüchtiger und weiser Mann geworden wäre darin, worin
sein Vater es war,
hast du das je von irgend jemand, jung oder alt, gehört?
AN:
ou
dhta.
Anytos: Freilich nicht.
SW.
ar'
oun tauta men oiomeqa boulesqai auton ton autou uon paideusai,
Sokrates: Sollen wir also glauben, er habe in jenen Dingen zwar
seinen Sohn unterrichten wollen,
in der Weisheit aber, die er selbst besaß, ihn um nichts besser
machen als einen seiner Nachbarn,
wenn doch die Tugend lehrbar wäre?
AN:
iswV
ma Di'
ou.
Anytos: Nicht füglich, beim Zeus.
[33.
Aristeides, Perikles und Thukydides als
Erzieher?]
SW.
outoV
men dh soi toioutoV didaskaloV arethV,
Sokrates: Ein solcher Lehrer in der Tugend ist also dieser,
von dem du doch gestehst, daß er zu den trefflichsten der älteren
Zeit (94 a) gehöre!
allon
[94a]
de dh skeywmeqa, Aristeidhn ton Lusimacou:
h
touton ouc omologeiV agaqon gegonenai;
Laß uns noch einen andern betrachten, Aristeides, den Sohn es
Lysimachos.
Oder stimmst du nicht darin bei, daß dieser rechtschaffen gewesen?
AN:
egwge,
pantwV dhpou.
Anytos: Ich auf alle Weise.
SW.
oukoun
kai outoV ton uon ton autou Lusimacon,
andra
de beltiw dokei soi otououn pepoihkenai;
toutwi
gar pou kai suggegonaV kai oraiV oioV estin.
Sokrates: Ließ nun nicht auch dieser seinen Sohn Lysimachos
in allem, wobei es nur auf Lehrer ankam, ganz vorzüglich unter
allen Athenern unterrichten:
aber dünkt dich, er habe ihn zu einem besseren Manne als irgendeinen
gemacht?
Denn mit diesem bist du wohl selbst umgegangen und siehst, was für
einer er ist.
ei
de boulei, [94b]
Periklea, outwV megaloprepwV sofon andra,
Willst du den Perikles, diesen so herrlich weisen Mann,
so weißt du ja, daß er zwei Söhne erzogen hat, den
Paralos und Xanthippos.
AN:
egwge.
Anytos: Das weiß ich.
SW.
toutouV
mentoi, wV oisqa kai su,
kai
mousikhn kai agwnian kai talla epaideusen osa tecnhV ecetai oudenoV ceirouV:
dokw
men, ebouleto, alla mh ouk hi didakton.
Sokrates: Diese nun hat er, wie auch du weißt,
im Reiten unterrichten lassen nicht schlechter als irgendein Athener,
und die Tonkunst und die Leibesübungen und was nur Kunst ist, ließ
er sie lehren nicht schlechter als einer;
aber zu tüchtigen Männern wollte er sie etwa nicht machen?
Ich denke wohl, er wollte; aber das läßt sich vielleicht nicht
lehren!
ina
de mh oligouV oihi
enqumhqhti
oti QoukudidhV au duo ueiV eqreyen, Melhsian kai Stefanon,
kai
toutouV epaideusen ta te alla eu kai epalaisan kallista Aqhnaiwn
-
ton men gar Xanqiai edwke, ton de Eudwrwi:
h
ou memnhsai;
Und damit du nicht glaubst,
nur wenige und etwa die schlechtesten unter den Athenern wären
unvermögend (c) gewesen hierzu:
so erinnere dich, daß Thukydides eben auch zwei Söhne erzogen
hat, den Melesias und Stephanos,
und auch diese übrigens gut unterrichtet, daß sie namentlich
die besten Ringer waren in Athen.
Denn den einen übergab er dem Xanthias; den andern dem Eudoros,
welche damals für die vortrefflichsten Ringer galten.
Oder erinnerst du dich dessen nicht?
AN:
egwge,
akohi.
Anytos: Gar wohl, vom Hörensagen.
[34.
Schluß: Die Tugend nicht lehrbar.
Drohung des Anytos]
SW.
oukoun
dhlon oti outoV ouk an pote,
ou
de ouden edei analwsanta agaqouV andraV poihsai,
Sokrates: Ist nun nicht offenbar, daß dieser gewiß nicht
seinen (d) Söhnen nur darin,
worin der Unterricht Aufwand erforderte, würde Lehrer gehalten
haben,
das aber, wozu es gar keines Aufwandes bedurfte, sie zu tüchtigen
Männern zu machen,
gerade dieses sie nicht würde gelehrt haben, wenn es lehrbar wäre?
alla
gar iswV o QoukudidhV fauloV hn,
kai
ouk hsan autwi pleistoi filoi Aqhnaiwn kai twn summacwn;
Aber vielleicht war Thukydides nur ein gemeiner Mann
und hatte etwa nicht viel Freunde unter den Athenern und Bundesgenossen.
kai
oikiaV megalhV hn kai edunato mega en thi polei kai en toiV alloiV Ellhsin,
Wohl war er aus einem großen Hause und vielvermögend in der
Stadt und unter den anderen Hellenen;
so daß, wenn dies nur lehrbar wäre, er gewiß, um sein
Söhne tugendhaft zu machen,
einen gefunden hätte unter den (e) Einheimischen oder Fremden,
wenn er selbst nicht Zeit hatte wegen der Geschäfte des Staates.
alla
gar, w etaire Anute, mh ouk hi didakton areth.
Aber eben, lieber Anytos, die Tugend mag wohl nicht lehrbar sein.
AN:
w
SwkrateV, raidiwV moi dokeiV kakwV legein anqrwpouV.
egw
men oun an soi sumbouleusaimi, ei eqeleiV emoi peiqesqai, eulabeisqai:
wV
iswV men kai en allhi polei raion estin kakwV poiein anqrwpouV h eu,
oimai
de se kai auton eidenai.
Anytos: O Sokrates, du scheinst mir sehr leichthin schlecht
von den Menschen zu reden.
Ich nun möchte dir wohl raten, wenn du mir folgen willst, dich
vorzusehen.
Denn auch anderwärts mag es leichter sein, jemandem Böses
anzutun als Gutes,
hier in dieser Stadt (95 a) ist es gar vorzüglich leicht.
Und ich denke, daß du das auch selbst weißt.