Hans Zimmermann : 12 KÖRBE: Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
Aristoteles : Metaphysik
L
(Buch 12) : Kap. 8 und 9
Aristoteles
to
kinoun akinêton – das unbewegt Bewegende
– die
erste Ursache, die alles bewegt, indem sie von allem angestrebt wird
–
besteht in der göttlichen
noêsis noêseôs
– im Sich-Erkennen
des Erkennens
TA
META TA PHUSIKA (Prôtê Philosophia) L
Metaphysik
(Erste Philosophie), Buch 12
griechisch
/ lateinisch / deutsch
bitte
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(griechische Schrift, zum Symbol-Font: symbol.ttf) oder Times
New Roman (in lateinische Schrift transliteriert)
mit der
lateinischen Übersetzung von Wilhelm von Moerbeke (1215-1286)
(ohne
kritischen Apparat) nach der Edition von.Gudrun Vuillemin-Diem in Aristoteles
Latinus XXV 3.2, 1995
griech.(transliteriert)
/ deutsch nach der Übersetzung von Hermann
Bonitz, Berlin 1890
satzstrukturell gegliedert
und ins Netz gestellt durch Hans
Zimmermann, Görlitz
2001
Kapitel 8 – 9: Kritisches Referat
anderer Auffassungen (Spärenharmonie)
– 1073 a bis
1075 a –
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– Kapitel 6, und 7,
– hier folgen nun:
Kapitel 8 und
9,
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10
poteron
de mian theteon tên toiautên ousian ê pleious, [15] kai
posas,
alla memnêsthai
kai tas tôn allôn apophaseis,
hoti peri
plêthous outhen eirêkasin ho ti kai saphes eipein.
[8] utrum
autem unam ponendum est talem substantiam aut plures, et quot,
sed reminisci
et aliorum negationes,
quia de pluralitate
nichil dixerunt quod et planum dicere.
8 (a)
Ob nun aber nur ein solches Wesen anzunehmen ist oder deren mehrere,
diese Frage darf nicht übersehen
werden,
vielmehr müssen wir auch die Erklärungen
der anderen Philosophen erwähnen,
nämlich daß sie hierüber
nichts Bestimmtes ausgesprochen haben.
hê
men gar peri tas ideas hupolêpsis oudemian echei skepsin idian
(arithmous
gar legousi tas ideas hoi legontes ideas,
peri de
tôn arithmôn hote men hôs [20] peri apeirôn legousin
hote de
hôs mechri tês dekados ôrismenôn:
que enim circa
ydeas existimatio nullam habet perscrutationem propriam.
numeros enim
dicunt ydeas dicentes ydeas,
sed de numeris
quandoque quidem ut de infinitis dicunt
quandoque
autem ut usque ad decadem determinatis;
Denn die Ideenlehre enthält
hierüber keine eigentümliche Untersuchung;
die Anhänger derselben erklären
nämlich, die Ideen seien Zahlen,
über die Zahlen aber sprechen
sie bald so, als seien derselben unendlich viele,
bald wieder, als seien sie mit der
Zehnzahl begrenzt und abgeschlossen;
di' hên
d' aitian tosouton to plêthos tôn arithmôn,
ouden legetai
meta spoudês apodeiktikês):
hêmin
d' ek tôn hupokeimenôn kai diôrismenôn lekteon.
propter quam
uero causam tanta pluralitas numerorum,
nichil dicitur
cum studio demonstratiuo.
nobis autem est
ex suppositis et determinatis dicendum.
weshalb aber die Vielheit der Zahlen
gerade so groß sei,
dafür führen sie keinen
ernstlichen Beweis.
Wir aber müssen uns darüber
unseren Grundlagen und den bisherigen Bestimmungen gemäß aussprechen.
hê
men gar archê kai to prôton tôn ontôn akinêton
kai kath'
auto kai kata [25] sumbebêkos,
kinoun de tên
prôtên aidion kai mian kinêsin:
principium
quidem enim et primum entium est immobile
et secundum
se et secundum accidens,
mouens uero primum
sempiternum et unum motum.
(b) Das Prinzip nämlich und
das Erste von allem Seienden ist unbewegt,
sowohl an sich wie auch in akzidenteller
Weise,
aber es bringt die erste, ewige und
einige Bewegung hervor.
epei de
to kinoumenon anankê hupo tinos kineisthai,
kai
to prôton kinoun akinêton einai kath' auto,
kai tên
aidion kinêsin hupo aidiou kineisthai
kai tên
mian huph' henos,
quoniam autem
quod mouetur necesse ab aliquo moueri,
et primum
mouens immobile esse secundum se,
et sempiternum
motum sempiterno moueri
et unum ab
uno.
Da nun das Bewegte von etwas bewegt
werden,
und das erste Bewegende an sich
unbewegt sein,
und die ewige Bewegung von einem
ewigen (Prinzip),
die einige von einem einigen ausgehen
muß,
horômen
de para tên tou pantos tên aplên phoran,
hên
kinein phamen [30] tên prôtên ousian kai akinêton,
allas phoras
ousas tas tôn planêtôn aidious
(aidion
gar kai astaton to kuklôi sôma:
dedeiktai
d' en tois phusikois peri toutôn),
uidemus autem
preter uniuersi simplicem lationem,
quam mouere
dicimus primam substantiam et immobilem,
alias lationes
existentes planetarum sempiternas.
sempiternum
enim et instabile circulare corpus;
ostensum est
autem in phisicis de hiis.
und da wir ferner außer der
einfachen Bewegung des Ganzen,
welche nach unserer Behauptung von
dem ersten und unbewegten Wesen ausgeht,
noch andere ewige Bewegungen sehen,
die der Planeten nämlich
(denn ewig und ruhelos ist der im
Kreis bewegte Körper,
wie dies in den physischen Schriften
erwiesen ist),
anankê
kai toutôn hekastên tôn phorôn
hup' akinêtou
te kineisthai kath' autên kai aidiou ousias.
necesse et
harum lationum unamquamque
ab immobili
moueri secundum se et sempiterna substantia.
so muß auch jede dieser Bewegungen
von einem an sich unbeweglichen
und ewigen Wesen ausgehen.
hê
te gar tôn astrôn phusis aidios [35] ousia tis ousa,
kai to
kinoun aidion kai proteron tou kinoumenou,
kai to
proteron ousias ousian anankaion einai.
astrorum enim
natura sempiterna substantia quedam ens,
et mouens
sempiternum et prius eo quod mouetur,
et quod prius
substantia substantiam esse necesse est.
Denn die Natur der Gestirne ist
ein ewiges Wesen,
und so ist auch das Bewegende ewig
und früher als das Bewegte,
und was früher ist als ein
Wesen, muß notwendig Wesen sein.
phaneron
toinun
hoti tosautas
te ousias anankaion einai tên te phusin aidious kai akinhtous kath'
hautas,
kai aneu
megethous dia tên eirêmenên aitian proteron.
palam itaque
quia tot substantias
est esse necesse, natura sempiternas et immobiles secundum se
et sine magnitudine,
propter predictam causam.
Demnach ist aus dem vorher erörterten
Grunde offenbar,
daß ebensoviele Wesen existieren
müssen,
die ihrer Natur nach ewig und an
sich unbewegt und ohne Größe sind.
[1073b][1]
– hoti men oun eisin ousiai,
kai toutôn
tis prôtê kai deutera kata tên autên taxin tais
phorais tôn astrôn,
quod quidem
igitur sint substantie,
et harum que
prima et secunda secundum ordinem eundem lationibus astrorum,
(c) Daß also Wesen existieren,
und von ihnen eines das erste und
zweite ist nach derselben Ordnung wie die Bewegungen der Gestirne,
to de plêthos
êdê tôn phorôn
ek tês
oikeiotatês philosophiai tôn mathêmatikôn
[5] epistêmôn dei skopein,
ek tês
astrologias:
pluralitatem
uero iam lationum
ex maxime
propria philosophia mathematicarum scientiarum intendere oportet,
ex astrologia;
Die Anzahl aber der Bewegungen
müssen wir aus derjenigen mathematischen
Wissenschaft entnehmen,
welche mit der Philosophie in der
nächsten Beziehung steht, aus der Astronomie.
hautê
gar peri ousias aisthêtês men aidiou de poieitai tên
theôrian,
hai d'
allai peri oudemias ousias,
hoion hê
te peri tous arithmous kai tên geômetrian.
hec enim de
substantia sensibili quidem sempiterna autem facit theoriam,
alie uero
de nulla substantia,
puta que circa
numeros et geometriam.
Denn diese stellt Untersuchung an
über das zwar sinnlich wahrnehmbare, aber doch ewige Wesen;
die anderen mathematischen Wissenschaften
dagegen handeln gar nicht von einem Wesen,
z. B. die Wissenschaft der Zahlen
und der Geometrie.
hoti men
oun pleious tôn pheromenôn hai phorai,
phaneron
tois kai metriôs hêmmenois
(pleious gar
hekaston [10] pheretai mias tôn planômenôn astrôn):
quod quidem
igitur plures sint eorum que feruntur lationes,
manifestum
est et parum attingentibus;
pluribus enim
quam una astrorum errantium unumquodque fertur.
Daß nun die bewegten Körper
mehrere Bewegungen haben,
ist selbst denen offenbar, die sich
nur wenig mit der Sache beschäftigt haben;
denn jeder von den Planeten hat mehr
als eine Bewegung.
posai d'
autai tunchanousin ousai,
nun men
hêmeis ha legousi tôn mathêmatikôn tines ennoias
charin legomen,
hopôs
êi ti têi dianoiai plêthos
hôrismenon hupolabein:
sed quot sint
hee,
nunc quidem
et nos que dicunt mathematicorum quidam attentionis gratia dicimus,
ut mente aliqua
pluralitas determinata suscipiatur.
Wieviele ihrer aber sind,
darüber geben wir jetzt der
Ubersicht wegen die Angaben einiger Mathematiker an,
damit man in Gedanken eine bestimmte
Zahl annehmen kann.
to de loipon
ta men zêtountas autous dei
ta de punthanomenous
para tôn zêtountôn,
[15] an ti
phainêtai para ta nun eirêmena tois tauta pragmateuomenois,
philein
men amphoterous, peithesthai de tois akribesterois.
reliquum uero
hec quidem querentes ipsos oportet,
illa uero
interrogantes querentibus,
quid uideatur
preter modo dicta ab ea tractantibus,
amare quidem
utrosque, persuaderi uero certioribus.
Übrigens muß man teils
selbst untersuchen,
teils diejenigen befragen, welche
die Sache untersuchen;
und wenn sich dann bei dieser Beschäftigung
etwas von dem jetzt Gesagten Abweichendes ergibt,
so muß man zwar beide schätzen,
aber den genaueren folgen.
Eudoxos
men oun Hêliou kai Selênês hekaterou tên phoran
en trisin etithet' einai sphairais,
hôn
tên men prôtên tên tôn aplanôn astrôn
einai,
tên
de deuteran kata ton [20] dia mesôn tôn zôidiôn,
tên
de tritên kata ton leloxômenon en tôi platei
tôn zôidiôn
(en meizoni
de platei leloxôsthai kath' hon hê Selênê pheretai
ê
kath' hon ho Hêlios),
Eudoxus quidem
igitur solem et lunam utriusque lationem in tribus posuit esse speris,
quarum primam
aplanorum astrorum esse,
secundam autem
secundum eum qui per medium zodiaci,
tertiam autem
secundum obliquatum in latitudine animalium;
in maiori
autem latitudine obliquari secundum quem Luna fertur
quam secundum
quem Sol.
Eudoxos nun nahm an, daß die
Bewegung der Sonne und des Mondes in je drei Sphären geschehe;
die erste davon sei die Sphäre
der Fixsterne,
die zweite habe ihre Richtung mitten
durch den Tierkreis,
die dritte gehe in schräger
Richtung durch die Breite des Tierkreises,
schräger aber durchschneide
den Tierkreis die Sphäre, in welcher der Mond,
als die, in welcher die Sonne sich
bewegt.
tôn
de planômenôn astrôn en tettarsin hekastou sphairais,
kai toutôn
de tên men prôtên kai deuteran tên autên
einai [25] ekeinais
(tên
te gar tôn aplanôn tên hapasas pherousan einai,
kai tên
hupo tautêi tetagmenên kai kata ton dia mesôn
tôn zôidiôn tên phoran echousan
koinên
hapasôn einai),
errantium
uero astrorum in quatuor cuiusque speris.
quarum primam
quidem et secundam illis eandem esse;
et enim eam
que est aplanorum que omnes est ferens,
et eam que
sub ea ordinata et secundum eum qui per medium zodiaci lationem habentem
communem omnium
esse.
Jeder der Planeten bewege sich in
vier Sphären;
unter diesen sei die erste und zweite
mit den entsprechenden von Sonne und Mond einerlei,
weil sowohl die Sphäre der
Fixsterne alle in Bewegung setze,
als auch die ihr untergeordnete,
in der Richtung der Mittellinie des Tierkreises bewegte
allen gemeinsam sei;
tês
de tritês hapantôn tous polous en tôi dia
mesôn tôn zôidiôn einai,
tês
de tetartês tên phoran kata ton leloxômenon [30] pros
ton meson tautês:
einai de
tês tritês sphairas tous polous tôn men allôn idious,
tous de
tês Aphroditês kai tou Hermou tous autous:
tertie uero
omnium polos in eo qui permedium animalium esse.
quarte autem
lationem secundum obliquatum ad medium huius.
esse uero
tertie spere polos aliorum quidem proprios,
Veneris uero
et Mercurii eosdem.
für die dritte lägen die
Pole bei allen Planeten in dem durch die Mittellinie des Tierkreises gelegten
Kreise;
die vierte Sphäre bewege sich
nach der Richtung eines gegen die Mitte der dritten Sphäre schiefen
Kreises.
Für die dritte Sphäre
hätten von den übrigen Planeten jeder seine eigenen Pole,
Venus und Merkur aber dieselben.
Kallippos
de tên men thesin tôn sphairôn tên autên
etitheto Eudoxôi
[tout'
esti tôn apostêmatôn tên taxin],
to de plêthos
tôi men tou Dios kai [35] tôi tou Kronou
to auto ekeinôi apedidou,
tôi
d' Hêliôi kai têi Selênêi
duo ôieto eti prostheteas einai sphairas,
ta phainomena
[37] ei mellei tis apodôsein,
tois de loipois
tôn planêtôn hekastôi mian.
Callippus
autem positionem quidem sperarum eandem posuit cum Eudoxo,
hoc est distantiarum
ordinem,
pluralitatem uero
ei quidem que Iouis et ei que Saturni eandem cum illo dedit,
Soli uero
et Lune duas existimabat adhuc apponendas esse speras,
apparentia
quis est redditurus.
reliquis uero
planetis singulis unam.
Kallippos stimmte hinsichtlich der
Lage der Sphären,
d. h. der Ordnung ihrer Abstände,
mit Eudoxos überein,
auch schrieb er dem Jupiter und dem
Saturn dieselbe Anzahl von Sphären zu wie jener;
doch der Sonne und dem Monde, meinte
er, müßten noch je zwei hinzugefügt werden,
wenn man die wirklichen Erscheinungen
darstellen wolle,
und jedem der übrigen Planeten
noch eine.
anankaion
de, ei mellousi suntetheisai pasai ta phainomena apodôsein,
[1074a][1]
kath' hekaston tôn planômenôn heteras sphairas miai
elattonas einai tas anelittousas
kai eis
to auto apokathistasas têi thesei tên prôtên
sphairan
aei tou
hupokatô tetagmenou astrou:
outô
gar monôs [5] endechetai tên tôn planêtôn
phoran hapanta poieisthai.
necesse autem,
simul posite omnes apparentia sunt redditure,
secundum quodlibet
errantium alteras speras una minores esse reuoluentes
et ad idem
restituentes positioni primam speram
semper inferius
ordinati astri;
sic enim solum
contingit planetarum lationem omnia facere.
Sollen aber diese Sphären alle
zusammengenommen die wirklichen Erscheinungen darstellen,
so muß für jeden Planeten
eine um eins kleinere Anzahl anderer Sphären vorhanden sein,
welche die der Lage nach erste Sphäre
des jedesmal zunächst untergeordneten Planeten zurückführen
und in dieselbe Lage wiederherstellen;
denn nur so ist es möglich, daß
das Gesamte die Bewegung der Planeten ausführt.
epei oun
en hais men auta pheretai sphairais hai men oktô hai de pente kai
eikosin eisin,
toutôn
de monas ou dei anelichthênai
en hais
to katôtatô tetagmenon pheretai,
hai men tas
tôn prôtôn duo anelittousai hex esontai,
hai de
tas [10] tôn husteron tettarôn hekkaideka:
ho dê
hapasôn arithmos tôn te pherousôn kai tôn anelittousôn
tautas pentêkonta te kai pente.
quoniam ergo
in quibus quidem ipsa feruntur speris hee quidem octo hee autem V et XX
sunt,
harum autem
solas non oportet reuolui
in quibus
infime ordinatum fertur,
que quidem reuoluunt
eas que sunt primorum duorum sex erunt,
que autem
eas que sunt posteriorum quatuor, XVI;
omnium itaque
numerus et ferentium et reuoluentium eas LV.
Da nun der Sphären, in welchen
die Planeten selbst bewegt werden, acht und fünfundzwanzig sind,
und von diesen nur diejenigen nicht
brauchen zurückgeführt zu werden,
in welchen der unterste Planet sich
bewegt,
so ergeben sich sechs Sphären,
welche die der beiden obersten zurückführen,
und sechzehn für die folgenden,
und als Anzahl der gesamten Sphären,
der bewegenden sowohl als der zurückführenden, fünfundfünfzig.
ei de têi
selênêi te kai tôi hêliôi
mê prostitheiê tis has eipomen kinêseis,
hai pasai
sphairai esontai hepta te kai tessarakonta.
si autem lune
et soli non addiderit quis quos diximus motus,
omnes spere
erunt VII et XL.
Wollte man aber der Sonne und dem
Mond die eben erwähnten Bewegungen nicht zufügen,
so würde sich als Anzahl der
gesamten Sphären siebenundvierzig ergeben.
to men
oun plêthos tôn sphairôn estô [15] tosouton,
hôste
kai tas ousias kai tas archas tas akinêtous
[kai tas
aisthêtas] tosautas eulogon hupolabein
(to gar anankaion
apheisthô tois ischuroterois legein):
pluralitas
quidem igitur sperarum tanta sit.
quare et substantias
et principia immobilia
et sensibilia
tot rationabile existimare;
necessarium enim
dimittatur fortioribus dicere.
(d) So groß also mag die Anzahl
der Sphären sein;
dann ist mit Wahrscheinlichkeit
die Anzahl der Wesen und der unbeweglichen
sowie der sinnlich wahrnehmbaren
Prinzipien ebenso groß zu setzen.
Von Notwendigkeit hier zu reden mag
Stärkeren überlassen bleiben.
ei de mêdemian
hoion t' einai phoran mê sunteinousan pros astrou phoran,
eti de
pasan phusin
kai pasan
ousian apathê kai kath' [20] hautên tou aristou tetuchêkuian
telos einai
dei nomizein,
oudemia an
eiê para tautas hetera phusis,
alla touton
anankê ton arithmon einai tôn ousiôn.
si autem nullam
possibile esse lationem non ordinatam ad astri lationem,
amplius autem
omnem naturam
et omnem substantiam
impassibilem et secundum se optimum sortitam
finem esse
oportet existimare,
nulla erit preter
has altera natura,
sed hunc substantiarum
numerum est esse necesse.
Wenn es aber keine Bewegung geben
kann, die nicht in der Bewegung eines Gestirnes ihr Ziel hat,
wenn man ferner jede Natur
und jedes den Affektionen nicht
unterworfene, an sich des Besten teilhaftige Wesen
so würde es demnach kein anderes
Wesen außer diesen geben,
sondern dies würde notwendig
die Zahl der Wesen sein.
eite gar
eisin heterai, kinoien an
si enim essent
alie, mouerent utique
ut finis existentes
lationis.
Denn gäbe es noch andere, so
müßten sie ja in Bewegung setzen,
indem sie Zweck einer Bewegung wären.
alla einai
ge allas phoras adunaton para tas eirêmenas.
touto de
eulogon ek tôn [25] pheromenôn hupolabein.
ei gar pan
to pheron tou pheromenou charin pephuke
kai phora
pasa pheromenou tinos estin,
oudemia phora
hautês an heneka eiê oud' allês phoras,
sed alias
quidem esse lationes impossibile est preter dictas.
hoc autem
rationabile ex latis existimare.
nam si omne ferens
lati gratia natum est,
et latio omnis
lati est alicuius,
nulla latio sui
gratia erit nec alius lationis,
Aber unmöglich kann es noch
andere Bewegungen außer den genannten geben;
das ist aus der Betrachtung der
bewegten Körper zu ersehen.
Denn wenn jedes Bewegende auf ein Bewegtes
geht,
und jede Bewegung Bewegung eines
Dinges ist,
so kann es keine Bewegung geben, welche
auf sich selbst oder auf eine andere Bewegung ginge,
sondern sie muß Bewegung eines
Gestirnes sein.
ei gar
estai phora phoras heneka,
kai ekeinên
heterou deêsei charin einai:
hôst'
epeidê ouch hoion te eis apeiron,
[30] telos
estai pasês phoras tôn pheromenôn ti theiôn sômatôn
nam si fuerit
latio lationis gratia,
et illam alterius
gratia oportebit esse.
quare quoniam
non possibile est in infinitum,
finis erit
omnis lationis latorum aliquid diuinorum corporum
Denn ginge eine Bewegung auf eine
andere Bewegung,
so müßte auch diese wieder
auf eine andere gehen.
Und da nun ein Fortschritt ins Unendliche
undenkbar ist,
so muß das Ziel jeder Bewegung
einer von den göttlichen Körpern sein,
die sich am Himmel bewegen.
hoti de
eis ouranos, phaneron.
ei gar
pleious ouranoi hôsper anthrôpoi,
estai eidei
mia hê peri hekaston archê,
arithmôi
de ge pollai.
quod autem
unum celum, manifestum.
si enim plures
essent celi ut homines,
foret principium
quod circa unumquodque specie unum,
numero uero
multa.
(e) Daß aber nur ein Himmel
existiert, ist offenbar.
Denn gäbe es mehrere Himmel,
wie es der Menschen mehrere gibt,
so würde das Prinzip eines jeden
einzelnen der Form nach eines sein,
und nur der Zahl nach wären
es viele.
all' hosa
arithmôi polla, hulên echei
(eis gar
logos kai ho autos pollôn, [35] hoion anthrôpou,
Sôkratês
de heis):
to
de ti ên einai ouk echei hulên to prôton:
sed quecumque
sunt numero multa, materiam habent;
una enim et
eadem ratio multorum, ut hominis,
Socrates uero
unus.
quod quid autem
erat esse non habet materiam, primum;
Was aber der Zahl nach eine Mehrheit
ist, hat einen Stoff;
denn der Begriff der mehreren, z.
B. des Menschen, ist einer und derselbe,
Sokrates aber ist ein Einzelner.
Das erste Sosein aber hat keinen Stoff,
denn es ist Vollendung (Wirklichkeit).
hen ara
kai logôi kai arithmôi to prôton
kinoun akinêton on:
kai to
kinoumenon ara aei kai sunechôs:
heis ara
ouranos monos.
unum igitur
et ratione et numero primum mouens immobile ens;
et motum ergo
semper et continue unum solum;
unum ergo
solum celum.
Eines also ist dem Begriff und der
Zahl nach das erste bewegende Unbewegte;
also ist auch das immer und stetig
Bewegte nur Eines;
also gibt es nur einen Himmel.
[1074b][1]
paradedotai de para tôn archaiôn kai pampalaiôn
en muthou
schêmati kataleleimmena tois husteron
hoti theoi
te eisin houtoi kai periechei to theion tên holên phusin.
ta de loipa
muthikôs êdê prosêktai pros tên peithô
tôn pollôn
kai [5]
pros tên eis tous nomous kai to sumpheron chrêsin:
tradita sunt
autem senioribus et antiquis
in fabule
figura dimissa posterioribus,
quia dii sunt
hii et continet diuinum naturam uniuersam.
reliqua uero fabulose
iam adducta sunt ad persuasionem multorum
et ad oportunitatem
ad leges et conferens.
(f) Von den Alten und den Vätern
aus uralter Zeit
ist in mythischer Form den Späteren
überliefert,
daß die Gestirne Götter
sind und das Göttliche die ganze Natur umfaßt.
Das übrige ist dann in sagenhafter
Weise hinzugefügt zur Uberredung der Menge
und zur Anwendung für die Gesetze
und das allgemeine Beste.
anthrôpoeideis
te gar toutous kai tôn allôn zôiôn homoious
tisi legousi,
kai toutois
hetera akoloutha kai paraplêsia tois eirêmenois,
hôn ei
tis chôrisas auto laboi monon to prôton,
hoti theous
ôionto tas prôtas ousias einai,
theiôs
an eirêsthai [10] nomiseien,
conformes
enim hominibus hos et aliorum animalium quibusdam similes dicunt,
et hiis altera
consequentia et dictis similia.
quibus si quis
separans id accipiat solum quod primum,
quod deos
existimauerunt primas substantias esse,
diuine utique
dictum esse putabit,
Sie schreiben ihnen nämlich
Ähnlichkeit mit den Menschen oder mit anderen lebendigen Wesen zu
und anderes dem Ähnliches und
damit Zusammenhängendes.
Wenn man hiervon absehend nur das erste
selbst nimmt,
daß sie nämlich die ersten
Wesen für Götter hielten,
so wird man darin einen göttlichen
Ausspruch finden,
kai kata
to eikos pollakis heurêmenês eis to dunaton hekastês
kai technês kai philosophias
kai tautas
tas doxas ekeinôn
hoion leipsana
perisesôsthai mechri tou nun.
hê men
oun patrios doxa kai hê para tôn prôtôn epi tosouton
hêmin phanera monon.
et secundum
uerisimilitudinem sepe inuenta ad possibile unaquaque et arte et philosophia
et has opiniones
illorum
quasi reliquias
usque nunc saluatas esse.
patria quidem
igitur opinio et que primis in tantum nobis manifesta solum.
und da wahrscheinlich jede Kunst
und jede Wissenschaft öfters
nach Möglichkeit aufgefunden
und wieder verlorengegangen ist,
so wird man in diesen Ansichten
gleichsam Uberreste von jenen sehen,
die sich bis jetzt erhalten haben.
Nur insoweit also ist uns die Ansicht
unserer Väter und unserer ältesten Vorfahren klar.
[15] ta
de peri ton noun echei tinas aporias:
dokei men
gar einai tôn phainomenôn theiotaton,
pôs d'
echôn toioutos an eiê, echei tinas duskolias.
eite gar
mêden noei, ti an eiê to semnon,
all' echei
hôsper an ei ho katheudôn:
[9] que autem
circa intellectum habent quasdam dubitationes.
uidetur quidem
enim apparentium diuinissimum;
quomodo uero habens
talis erit utique, habet quasdam difficultates.
nam siue non
intelligat, quid utique erit uenerabile?
sed habet quemadmodum
[ut] dormiens.
9 (a) Hinsichtlich
der Vernunft aber entstehen einige Zweifel.
Unter dem Erscheinenden nämlich
gilt sie für das Göttlichste;
inwiefern aber und durch welche Eigenschaft
sie dies sei, ist schwierig anzugeben.
Denn wenn sie nichts erkennt, sondern
sich so verhält wie ein Schlafender,
worin läge denn da ihre Würde?
eite noei,
toutou d' allo kurion,
ou gar
esti touto ho estin autou hê [20] ousia noêsis,
ouk an hê
aristê ousia eiê:
dia gar
tou noein to timion autôi huparchei.
siue intelligat,
huius uero aliud principale,
non enim est
hoc quod est sua substantia intelligentia,
non utique erit
optima substantia;
per intelligere
enim honorabile ei inest.
Wenn sie jedoch erkennt, dieses
Erkennen aber durch etwas anderes bestimmt ist,
so wäre sie, da das, worin
ihr Wesen besteht, dann nicht Erkennen als Tätigkeit,
sondern nur das Vermögen dazu
ist,
nicht das beste Wesen.
Denn durch das Erkennen kommt ihr
die Würde zu.
eti de
eite nous hê ousia autou eite noêsis esti, ti noei?
hê
gar autos hauton ê heteron ti:
kai ei
heteron ti, ê to auto aei ê allo.
amplius autem
siue intellectus sit sua substantia siue intelligentia, quid intelligit?
aut enim se
ipsum aut alterum aliquid;
et si alterum
aliquid, aut idem semper aut aliud.
Ferner, mag nun Vernunft oder ihre
Tätigkeit ihr Wesen sein, was erkennt sie denn?
Entweder doch erfaßt sie sich
selbst oder etwas anderes,
und wenn etwas anderes, dann entweder
immer dasselbe oder Verschiedenes.
poteron
oun diapherei ti ê ouden
to noein
to kalon ê to tuchon?
[25] ê
kai atopon
to dianoeisthai
peri eniôn?
utrum ergo
differt aliquid aut nichil,
intelligere
bonum aut contingens?
aut et inconueniens
Macht es nun einen Unterschied oder
keinen,
ob man das Schöne oder ob man
das erste beste erfaßt?
Oder ist es nicht vielmehr gar unziemend,
manches zum Gegenstand des Erkennens
zu machen?
dêlon
toinun hoti to theiotaton kai timiôtaton noei, kai ou metaballei:
eis cheiron
gar hê metabolê,
kai kinêsis
tis êdê to toiouton.
palam ergo
quod diuinissimum et honoratissimum intelligit, et non transmutatur;
in indignius
enim transmutatio,
et motus quidam
iam tale.
Offenbar denkt sie das Göttlichste
und Würdigste, und zwar ohne Veränderung;
denn die Veränderung würde
zum Schlechteren gehen,
und dies würde schon eine Bewegung
sein.
prôton
men oun ei mê noêsis estin alla dunamis,
eulogon
epiponon einai to suneches autôi tês noêseôs:
epeita dêlon
[30] hoti allo ti an eiê to timiôteron ê ho nous,
kai gar to
noein kai hê noêsis huparxei kai to cheiriston noounti,
primum quidem
igitur si non est intelligentia sed potentia,
rationabile
est laboriosam esse ei continuationem intelligentie.
deinde palam quia
aliud aliquid erit dignius quam intellectus,
et enim intelligere
et intelligentia inerit et indignissimum intelligenti.
(b) Erstlich nun, wenn die Vernunft
nicht Erkenntnistätigkeit ist, sondern nur Vermögen,
so ist natürlich, daß
ihr die Stetigkeit des Erkennens beschwerlich wäre.
Ferner ist offenbar, daß etwas
anderes würdiger wäre als die Vernunft,
Denn das Erkennen und seine Tätigkeit
wird auch dem zukommen, der das Schlechteste erkennt.
hôst'
ei pheukton touto
(kai gar
mê horan enia kreitton ê oran),
ouk an eiê
to ariston hê noêsis.
auton
ara noei, eiper esti to kratiston,
kai estin
hê noêsis noêseôs noêsis.
quare fugiendum
hoc,
et enim non
uidere quedam dignius quam uidere;
non si sit optimum
intelligentia.
se ipsum ergo
intelligit, siquidem est potentissimum,
et est intelligentia
intelligentie intelligentia.
Wenn nun dies zu fliehen ist,
wie es ja auch besser ist, manches
nicht zu sehen, als es zu sehen,
so würde demnach die Vernunfttätigkeit
nicht das Beste sein.
Sich selbst also erkennt die Vernunft,
wenn anders sie das Beste ist,
und die Vernunfterkenntnis (bzw.
–tätigkeit) ist Erkenntnis ihrer Erkenntnis (-tätigkeit).
[35] phainetai
d' aei allou hê epistêmê kai hê aisthêsis
kai hê
doxa kai hê dianoia,
autês
d' en parergôi.
uidetur autem
semper alius scientia et sensus
et opinio
et meditatio,
ipsius autem
in accessorio.
(c) Nun haben jedoch offenbar die
Wissenschaft und die Sinneswahrnehmung,
die Meinung und die Vorstellung
immer etwas anderes zum Objekt,
sich selbst aber nur nebenbei.
eti ei
allo to noein kai to noeisthai,
kata poteron
autôi to eu huparchei?
oude gar tauto
to einai noêsei kai nooumenôi.
amplius si
aliud est intelligere et intelligi,
secundum quid
ei ipsum bene inest?
non enim idem
esse intelligentie et intellecto.
Ferner, wenn vernunftmäßiges
Erkennen und Erkanntwerden verschieden sind,
in Beziehung auf welches von beiden
kommt denn der Vernunft das Gute zu?
Denn das Sein der Vernunfterkenntnis
und des Erkannten ist ja nicht dasselbe.
hê
ep' eniôn hê episthmê to pragma,
[1075a][1]
epi men tôn poiêtikôn
aneu hulês
hê ousia kai to ti ên einai,
epi de tôn
theôrêtikôn
ho logos
to pragma kai hê noêsis?
aut in quibusdam
scientia res.
in factiuis
quidem
sine materia,
substantia enim et quod quid erat esse;
in theoricis uero
ratio res
et intelligentia.
(d) Doch bei manchem ist ja die
Wissenschaft die Sache selbst.
Bei den hervorbringenden Wissenschaften
ist dies das Wesen ohne den Stoff
und das Sosein,
bei den betrachtenden
der Begriff (als die Sache) und
die Erkenntnistätigkeit.
ouch heterou
oun ontos tou nooumenou kai tou nou,
to auto estai,
kai hê
[5] noêsis tôi nooumenôi mia.
non altero
igitur existente eo quod intelligitur et intellectu,
quecumque
non materiam habent,
idem erunt,
et intelligentia
eius quod intelligitur una.
Da also das Erkannte und die Vernunft
nicht verschieden sind bei allem,
so wird es dasselbe sein,
und Vernunfterkenntnis mit dem Erkannten
ein einziges.
eti dê
leipetai aporia,
ei suntheton
to nooumenon:
metaballoi
gar an en tois meresi tou holou.
hê
adihaireton pan to mê echon hulên –
adhuc autem
restat dubitatio,
si compositum
est quod intelligitur;
transmutabitur
enim in partibus totius.
aut indiuisibile
omne quod non habet materiam,
(e) Ferner bleibt nun noch eine
schwierige Frage übrig:
ob das Erkannte zusammengesetzt
ist;
denn es würde ja dann das Erkennen
in den Teilen des Ganzen einer Veränderung unterworfen sein.
(f) Vielmehr ist doch wohl alles,
was keinen Stoff hat, unteilbar.
hôsper
ho anthrôpinos nous
echei en tini
chronôi
(ou gar
echei to eu en tôidi ê en tôidi,
all' en
olôi tini to ariston, on allo ti) –
ut humanus
intellectus.
aut quod quidem
compositorum,
habet in aliquo
tempore;
non enim habet
ipsum bene in hoc aut in hoc,
sed in toto
quodam quod optimum, ens aliud aliquid.
Wie sich die menschliche Vernunft,
d. h. die auf das Zusammengesetzte
gerichtete,
in einer gewissen Zeit verhält
– denn sie hat nicht in diesem oder
in jenem Teile das Gute,
sondern im Ganzen das
Beste, welches etwas anderes ist (als sie selbst) –:
[10] outôs
d' echei autê hautês hê noêsis
sic autem
habet ipsa sui ipsius intelligentia
so verhält sich die Vernunfterkenntnis
ihrer selbst (der göttlichen Vernunft)
die ganze Ewigkeit hindurch.
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9,
Hans Zimmermann : 12 KÖRBE: Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
: Aristoteles : Metaphysik L (Buch 12) : Kap. 8 und 9
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