HAN
SHAN SZI (Hans Zimmermann) : Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
Aristoteles : Metaphysik
L (Buch
12) : 8-10
ARISTOTELHS
- Aristoteles
to
kinoun akinhton - das unbewegt
Bewegende
-
die erste Ursache, die alles bewegt, indem sie von allem angestrebt wird
-
besteht in der göttlichen
nohsiV nohsewV
- im Sich-Erkennen
des Erkennens
TA META TA FUSIKA (Prwth Filosofia)
L
Metaphysik
(Erste Philosophie), Buch 12
griech.(Symbol) / deutsch nach der Übersetzung
von Hermann Bonitz, Berlin 1890
satzstrukturell gegliedert und ins Netz gestellt
durch HAN SHAN SZI (Hans Zimmermann
,Görlitz 2001
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Kapitel 8 – 10: Kritisches Referat anderer Auffassungen
– 1073 a bis 1076 a –
zurück zu Kapitel 1,
2, 3, 4,
5, – Kapitel 6,
und 7,
– Kapitel 8, 9,
– und Kapitel 10
der griechische Text ist abschnittweise
mit der morphologisch
kommentierten Edition der METAPHYSIK
bei PERSEUS verlinkt
poteron
de mian qeteon thn toiauthn ousian h pleiouV, [15] kai
posaV,
alla
memnhsqai kai taV twn allwn apofaseiV,
h
men gar peri taV ideaV upolhyiV oudemian ecei skeyin idian
hmin
d'
ek twn upokeimenwn kai diwrismenwn lekteon.
8 (a) Ob nun aber nur ein solches Wesen
anzunehmen ist oder deren mehrere,
diese Frage darf nicht übersehen werden,
vielmehr müssen wir auch die Erklärungen der anderen Philosophen
erwähnen,
nämlich daß sie hierüber nichts Bestimmtes ausgesprochen
haben.
Denn die Ideenlehre enthält hierüber keine eigentümliche
Untersuchung;
die Anhänger derselben erklären nämlich, die Ideen seien
Zahlen,
über die Zahlen aber sprechen sie bald so, als seien derselben
unendlich viele,
bald wieder, als seien sie mit der Zehnzahl begrenzt und abgeschlossen;
weshalb aber die Vielheit der Zahlen gerade so groß sei,
dafür führen sie keinen ernstlichen Beweis.
Wir aber müssen uns darüber unseren Grundlagen und den bisherigen
Bestimmungen gemäß aussprechen.
h
men gar arch kai to prwton twn ontwn akinhton
kinoun
de thn prwthn aidion kai mian kinhsin:
epei
de to kinoumenon anagkh upo tinoV kineisqai,
kai
to prwton kinoun akinhton einai kaq'
auto,
kai
thn aidion kinhsin upo aidiou kineisqai
kai
thn mian uf'
enoV,
orwmen
de para thn tou pantoV thn aplhn foran,
allaV
foraV ousaV taV twn planhtwn aidiouV
anagkh
kai toutwn ekasthn twn forwn
h
te gar twn astrwn fusiV aidioV [35] ousia
tiV ousa,
kai
to kinoun aidion kai proteron tou kinoumenou,
kai
to proteron ousiaV ousian anagkaion einai.
faneron
toinun
(b) Das Prinzip nämlich und das Erste von allem Seienden ist unbewegt,
sowohl an sich wie auch in akzidenteller Weise,
aber es bringt die erste, ewige und einige Bewegung hervor.
Da nun das Bewegte von etwas bewegt werden,
und das erste Bewegende an sich unbewegt sein,
und die ewige Bewegung von einem ewigen (Prinzip),
die einige von einem einigen ausgehen muß,
und da wir ferner außer der einfachen Bewegung des Ganzen,
welche nach unserer Behauptung von dem ersten und unbewegten Wesen
ausgeht,
noch andere ewige Bewegungen sehen, die der Planeten nämlich
(denn ewig und ruhelos ist der im Kreis bewegte Körper,
wie dies in den physischen Schriften erwiesen ist),
so muß auch jede dieser Bewegungen
von einem an sich unbeweglichen und ewigen Wesen ausgehen.
Denn die Natur der Gestirne ist ein ewiges Wesen,
und so ist auch das Bewegende ewig und früher als das Bewegte,
und was früher ist als ein Wesen, muß notwendig Wesen sein.
Demnach ist aus dem vorher erörterten Grunde offenbar,
daß ebensoviele Wesen existieren müssen,
die ihrer Natur nach ewig und an sich unbewegt und ohne Größe
sind.
[1073b][1] ––
oti men oun eisin ousiai,
kai
toutwn tiV prwth kai deutera kata thn authn taxin taiV foraiV twn astrwn,
to
de plhqoV hdh twn forwn
auth
gar peri ousiaV aisqhthV men aidiou de poieitai thn qewrian,
ai
d'
allai peri oudemiaV ousiaV,
oti
men oun pleiouV twn feromenwn ai forai,
(pleiouV
gar ekaston [10] feretai
miaV twn planwmenwn astrwn):
(c) Daß also Wesen existieren,
und von ihnen eines das erste und zweite ist nach derselben Ordnung
wie die Bewegungen der Gestirne,
Die Anzahl aber der Bewegungen
müssen wir aus derjenigen mathematischen Wissenschaft entnehmen,
welche mit der Philosophie in der nächsten Beziehung steht, aus
der Astronomie.
Denn diese stellt Untersuchung an über das zwar sinnlich wahrnehmbare,
aber doch ewige Wesen;
die anderen mathematischen Wissenschaften dagegen handeln gar nicht
von einem Wesen,
z. B. die Wissenschaft der Zahlen und der Geometrie.
Daß nun die bewegten Körper mehrere Bewegungen haben,
ist selbst denen offenbar, die sich nur wenig mit der Sache beschäftigt
haben;
denn jeder von den Planeten hat mehr als eine Bewegung.
posai
d'
autai tuncanousin ousai,
nun
men hmeiV a legousi twn maqhmatikwn tineV ennoiaV carin legomen,
to
de loipon ta men zhtountaV autouV dei
[15] an
ti fainhtai para ta nun eirhmena toiV tauta pragmateuomenoiV,
Wieviele ihrer aber sind,
darüber geben wir jetzt der Ubersicht wegen die Angaben einiger
Mathematiker an,
damit man in Gedanken eine bestimmte Zahl annehmen kann.
Übrigens muß man teils selbst untersuchen,
teils diejenigen befragen, welche die Sache untersuchen;
und wenn sich dann bei dieser Beschäftigung etwas von dem jetzt Gesagten
Abweichendes ergibt,
so muß man zwar beide schätzen, aber den genaueren folgen.
EudoxoV
men oun hliou kai selhnhV ekaterou thn foran en trisin etiqet'
einai sfairaiV,
wn
thn men prwthn thn twn aplanwn astrwn einai,
thn
de deuteran kata ton [20] dia
meswn twn zwidiwn,
thn
de trithn kata ton leloxwmenon en twi platei twn zwidiwn
twn
de planwmenwn astrwn en tettarsin ekastou sfairaiV,
kai
toutwn de thn men prwthn kai deuteran thn authn einai [25] ekeinaiV
thV
de trithV apantwn touV polouV en twi dia meswn twn zwidiwn einai,
thV
de tetarthV thn foran kata ton leloxwmenon [30] proV
ton meson tauthV:
einai
de thV trithV sfairaV touV polouV twn men allwn idiouV,
touV
de thV AfrodithV kai tou ermou touV autouV:
Eudoxos nun nahm an, daß die Bewegung der Sonne und des Mondes
in je drei Sphären geschehe;
die erste davon sei die Sphäre der Fixsterne,
die zweite habe ihre Richtung mitten durch den Tierkreis,
die dritte gehe in schräger Richtung durch die Breite des Tierkreises,
schräger aber durchschneide den Tierkreis die Sphäre, in
welcher der Mond,
als die, in welcher die Sonne sich bewegt.
Jeder der Planeten bewege sich in vier Sphären;
unter diesen sei die erste und zweite mit den entsprechenden von Sonne
und Mond einerlei,
weil sowohl die Sphäre der Fixsterne alle in Bewegung setze,
als auch die ihr untergeordnete, in der Richtung der Mittellinie des
Tierkreises bewegte
allen gemeinsam sei;
für die dritte lägen die Pole bei allen Planeten in dem durch
die Mittellinie des Tierkreises gelegten Kreise;
die vierte Sphäre bewege sich nach der Richtung eines gegen die
Mitte der dritten Sphäre schiefen Kreises.
Für die dritte Sphäre hätten von den übrigen Planeten
jeder seine eigenen Pole,
Venus und Merkur aber dieselben.
KallippoV
de thn men qesin twn sfairwn thn authn etiqeto Eudoxwi
to
de plhqoV twi men tou DioV kai [35] twi
tou Kronou to auto ekeinwi apedidou,
twi
d'
hliwi kai thi selhnhi duo wieto eti prosqeteaV einai sfairaV,
toiV
de loipoiV twn planhtwn ekastwi mian.
anagkaion
de, ei mellousi sunteqeisai pasai ta fainomena apodwsein,
[1074a][1] kaq'
ekaston twn planwmenwn eteraV sfairaV miai elattonaV einai taV anelittousaV
kai
eiV to auto apokaqistasaV thi qesei thn prwthn sfairan
outw
gar monwV [5] endecetai
thn twn planhtwn foran apanta poieisqai.
Kallippos stimmte hinsichtlich der Lage der Sphären,
d. h. der Ordnung ihrer Abstände, mit Eudoxos überein,
auch schrieb er dem Jupiter und dem Saturn dieselbe Anzahl von Sphären
zu wie jener;
doch der Sonne und dem Monde, meinte er, müßten noch je
zwei hinzugefügt werden,
wenn man die wirklichen Erscheinungen darstellen wolle,
und jedem der übrigen Planeten noch eine.
Sollen aber diese Sphären alle zusammengenommen die wirklichen
Erscheinungen darstellen,
so muß für jeden Planeten eine um eins kleinere Anzahl anderer
Sphären vorhanden sein,
welche die der Lage nach erste Sphäre des jedesmal zunächst
untergeordneten Planeten zurückführen
und in dieselbe Lage wiederherstellen;
denn nur so ist es möglich, daß das Gesamte die Bewegung der
Planeten ausführt.
epei
oun en aiV men auta feretai sfairaiV ai men oktw ai de pente kai eikosin
eisin,
toutwn
de monaV ou dei anelicqhnai
ai
men taV twn prwtwn duo anelittousai ex esontai,
ai
de taV [10] twn
usteron tettarwn ekkaideka:
o
dh apaswn ariqmoV twn te ferouswn kai twn anelittouswn tautaV penthkonta
te kai pente.
ei
de thi selhnhi te kai twi hliwi mh prostiqeih tiV aV eipomen kinhseiV,
ai
pasai sfairai esontai epta te kai tessarakonta.
Da nun der Sphären, in welchen die Planeten selbst bewegt werden,
acht und fünfundzwanzig sind,
und von diesen nur diejenigen nicht brauchen zurückgeführt
zu werden,
in welchen der unterste Planet sich bewegt,
so ergeben sich sechs Sphären, welche die der beiden obersten zurückführen,
und sechzehn für die folgenden,
und als Anzahl der gesamten Sphären, der bewegenden sowohl als
der zurückführenden, fünfundfünfzig.
Wollte man aber der Sonne und dem Mond die eben erwähnten Bewegungen
nicht zufügen,
so würde sich als Anzahl der gesamten Sphären siebenundvierzig
ergeben.
to
men oun plhqoV twn sfairwn estw [15] tosouton,
wste
kai taV ousiaV kai taV arcaV taV akinhtouV
(to
gar anagkaion afeisqw toiV iscuroteroiV legein):
ei
de mhdemian oion t'
einai foran mh sunteinousan proV astrou foran,
eti
de pasan fusin
kai
pasan ousian apaqh kai kaq'
[20] authn
tou aristou tetuchkuian
oudemia
an eih para tautaV etera fusiV,
alla
touton anagkh ton ariqmon einai twn ousiwn.
eite
gar eisin eterai, kinoien an
(d) So groß also mag die Anzahl der Sphären sein;
dann ist mit Wahrscheinlichkeit die Anzahl der Wesen und der unbeweglichen
sowie der sinnlich wahrnehmbaren Prinzipien ebenso groß zu setzen.
Von Notwendigkeit hier zu reden mag Stärkeren überlassen bleiben.
Wenn es aber keine Bewegung geben kann, die nicht in der Bewegung eines
Gestirnes ihr Ziel hat,
wenn man ferner jede Natur
und jedes den Affektionen nicht unterworfene, an sich des Besten teilhaftige
Wesen
so würde es demnach kein anderes Wesen außer diesen geben,
sondern dies würde notwendig die Zahl der Wesen sein.
Denn gäbe es noch andere, so müßten sie ja in Bewegung
setzen,
indem sie Zweck einer Bewegung wären.
alla
einai ge allaV foraV adunaton para taV eirhmenaV.
ei
gar pan to feron tou feromenou carin pefuke
oudemia
fora authV an eneka eih oud'
allhV foraV,
ei
gar estai fora foraV eneka,
wst'
epeidh ouc oion te eiV apeiron,
[30] teloV
estai pashV foraV twn feromenwn ti qeiwn swmatwn
Aber unmöglich kann es noch andere Bewegungen außer den
genannten geben;
das ist aus der Betrachtung der bewegten Körper zu ersehen.
Denn wenn jedes Bewegende auf ein Bewegtes geht,
und jede Bewegung Bewegung eines Dinges ist,
so kann es keine Bewegung geben, welche auf sich selbst oder auf eine andere
Bewegung ginge,
sondern sie muß Bewegung eines Gestirnes sein.
Denn ginge eine Bewegung auf eine andere Bewegung,
so müßte auch diese wieder auf eine andere gehen.
Und da nun ein Fortschritt ins Unendliche undenkbar ist,
so muß das Ziel jeder Bewegung einer von den göttlichen
Körpern sein,
die sich am Himmel bewegen.
oti
de eiV ouranoV, faneron.
estai
eidei mia h peri ekaston arch,
ariqmwi
de ge pollai.
all'
osa ariqmwi polla, ulhn ecei
to
de ti hn einai ouk ecei ulhn to prwton:
en
ara kai logwi kai ariqmwi to prwton kinoun akinhton on:
kai
to kinoumenon ara aei kai sunecwV:
eiV
ara ouranoV monoV.
(e) Daß aber nur ein Himmel existiert, ist offenbar.
Denn gäbe es mehrere Himmel, wie es der Menschen mehrere gibt,
so würde das Prinzip eines jeden einzelnen der Form nach eines sein,
und nur der Zahl nach wären es viele.
Was aber der Zahl nach eine Mehrheit ist, hat einen Stoff;
denn der Begriff der mehreren, z. B. des Menschen, ist einer und derselbe,
Sokrates aber ist ein Einzelner.
Das erste Sosein aber hat keinen Stoff,
denn es ist Vollendung (Wirklichkeit).
Eines also ist dem Begriff und der Zahl nach das erste bewegende Unbewegte;
also ist auch das immer und stetig Bewegte nur Eines;
also gibt es nur einen Himmel.
[1074b][1] paradedotai
de para twn arcaiwn kai pampalaiwn
ta
de loipa muqikwV hdh proshktai proV thn peiqw twn pollwn
anqrwpoeideiV
te gar toutouV kai twn allwn zwiwn omoiouV tisi legousi,
wn
ei tiV cwrisaV auto laboi monon to prwton,
qeiwV
an eirhsqai [10] nomiseien,
kai
kata to eikoV pollakiV eurhmenhV eiV to dunaton ekasthV kai tecnhV kai
filosofiaV
kai
tautaV taV doxaV ekeinwn
h
men oun patrioV doxa kai h para twn prwtwn epi tosouton hmin fanera monon.
(f) Von den Alten und den Vätern aus uralter Zeit
ist in mythischer Form den Späteren überliefert,
daß die Gestirne Götter sind und das Göttliche die
ganze Natur umfaßt.
Das übrige ist dann in sagenhafter Weise hinzugefügt zur Uberredung
der Menge
und zur Anwendung für die Gesetze und das allgemeine Beste.
Sie schreiben ihnen nämlich Ähnlichkeit mit den Menschen oder
mit anderen lebendigen Wesen zu
und anderes dem Ähnliches und damit Zusammenhängendes.
Wenn man hiervon absehend nur das erste selbst nimmt,
daß sie nämlich die ersten Wesen für Götter hielten,
so wird man darin einen göttlichen Ausspruch finden,
und da wahrscheinlich jede Kunst und jede Wissenschaft
öfters nach Möglichkeit aufgefunden und wieder verlorengegangen
ist,
so wird man in diesen Ansichten
gleichsam Uberreste von jenen sehen, die sich bis jetzt erhalten haben.
Nur insoweit also ist uns die Ansicht unserer Väter und unserer ältesten
Vorfahren klar.
[15] ta
de peri ton noun ecei tinaV aporiaV:
dokei
men gar einai twn fainomenwn qeiotaton,
pwV
d'
ecwn toioutoV an eih, ecei tinaV duskoliaV.
eite
gar mhden noei, ti an eih to semnon, all'
ecei wsper an ei o kaqeudwn:
eite
noei, toutou d'
allo kurion,
ou
gar esti touto o estin autou h [20] ousia
nohsiV,
ouk
an h aristh ousia eih:
dia
gar tou noein to timion autwi uparcei.
9 (a) Hinsichtlich der Vernunft aber entstehen
einige Zweifel.
Unter dem Erscheinenden nämlich gilt sie für das Göttlichste;
inwiefern aber und durch welche Eigenschaft sie dies sei, ist schwierig
anzugeben.
Denn wenn sie nichts erkennt, sondern sich so verhält wie ein
Schlafender, worin läge denn da ihre Würde?
Wenn sie jedoch erkennt, dieses Erkennen aber durch etwas anderes bestimmt
ist,
so wäre sie, da das, worin ihr Wesen besteht, dann nicht Erkennen
als Tätigkeit,
sondern nur das Vermögen dazu ist,
nicht das beste Wesen.
Denn durch das Erkennen kommt ihr die Würde zu.
eti
de eite nouV h ousia autou eite nohsiV esti, ti noei;
h
gar autoV auton h eteron ti:
kai
ei eteron ti, h to auto aei h allo.
poteron
oun diaferei ti h ouden
[25] h
kai atopon
dhlon
toinun oti to qeiotaton kai timiwtaton noei, kai ou metaballei:
Ferner, mag nun Vernunft oder ihre Tätigkeit ihr Wesen sein, was
erkennt sie denn?
Entweder doch erfaßt sie sich selbst oder etwas anderes,
und wenn etwas anderes, dann entweder immer dasselbe oder Verschiedenes.
Macht es nun einen Unterschied oder keinen,
ob man das Schöne oder ob man das erste beste erfaßt?
Oder ist es nicht vielmehr gar unziemend,
manches zum Gegenstand des Erkennens zu machen?
Offenbar denkt sie das Göttlichste und Würdigste, und zwar ohne
Veränderung;
denn die Veränderung würde zum Schlechteren gehen,
und dies würde schon eine Bewegung sein.
prwton
men oun ei mh nohsiV estin alla dunamiV,
epeita
dhlon [30] oti
allo ti an eih to timiwteron h o nouV,
kai
gar to noein kai h nohsiV uparxei kai to ceiriston noounti,
wst'
ei feukton touto
ouk
an eih to ariston h nohsiV.
auton
ara noei, eiper esti to kratiston,
kai
estin h nohsiV nohsewV nohsiV.
(b) Erstlich nun, wenn die Vernunft nicht Erkenntnistätigkeit
ist, sondern nur Vermögen,
so ist natürlich, daß ihr die Stetigkeit des Erkennens beschwerlich
wäre.
Ferner ist offenbar, daß etwas anderes würdiger wäre als
die Vernunft,
Denn das Erkennen und seine Tätigkeit wird auch dem zukommen, der
das Schlechteste erkennt.
Wenn nun dies zu fliehen ist,
wie es ja auch besser ist, manches nicht zu sehen, als es zu sehen,
so würde demnach die Vernunfttätigkeit nicht das Beste sein.
Sich selbst also erkennt die Vernunft, wenn anders sie das Beste ist,
und die Vernunfterkenntnis (bzw. -tätigkeit) ist Erkenntnis ihrer
Erkenntnis (-tätigkeit).
[35] fainetai
d'
aei allou h episthmh kai h aisqhsiV
eti
ei allo to noein kai to noeisqai,
oude
gar tauto to einai nohsei kai nooumenwi.
(c) Nun haben jedoch offenbar die Wissenschaft und die Sinneswahrnehmung,
die Meinung und die Vorstellung immer etwas anderes zum Objekt,
sich selbst aber nur nebenbei.
Ferner, wenn vernunftmäßiges Erkennen und Erkanntwerden verschieden
sind,
in Beziehung auf welches von beiden kommt denn der Vernunft das Gute
zu?
Denn das Sein der Vernunfterkenntnis und des Erkannten ist ja nicht dasselbe.
h
ep'
eniwn h episthmh to pragma,
[1075a][1] epi
men twn poihtikwn
epi
de twn qewrhtikwn
ouc
eterou oun ontoV tou nooumenou kai tou nou,
to
auto estai,
kai
h [5] nohsiV
twi nooumenwi mia.
(d) Doch bei manchem ist ja die Wissenschaft die Sache selbst.
Bei den hervorbringenden Wissenschaften
ist dies das Wesen ohne den Stoff und das Sosein,
bei den betrachtenden
der Begriff (als die Sache) und die Erkenntnistätigkeit.
Da also das Erkannte und die Vernunft nicht verschieden sind bei allem,
so wird es dasselbe sein,
und Vernunfterkenntnis mit dem Erkannten ein einziges.
eti
dh leipetai aporia,
metaballoi
gar an en toiV meresi tou olou.
h
adiaireton pan to mh econ ulhn ––
wsper
o anqrwpinoV nouV
ecei
en tini cronwi
[10] outwV
d'
ecei auth authV h nohsiV
(e) Ferner bleibt nun noch eine schwierige Frage übrig:
ob das Erkannte zusammengesetzt ist;
denn es würde ja dann das Erkennen in den Teilen des Ganzen einer
Veränderung unterworfen sein.
(f) Vielmehr ist doch wohl alles, was keinen Stoff hat, unteilbar.
Wie sich die menschliche Vernunft,
d. h. die auf das Zusammengesetzte gerichtete,
in einer gewissen Zeit verhält
- denn sie hat nicht in diesem oder in jenem Teile das Gute,
sondern im Ganzen das Beste, welches etwas anderes ist
(als sie selbst) -:
so verhält sich die Vernunfterkenntnis ihrer selbst (der göttlichen
Vernunft)
die ganze Ewigkeit hindurch.
domum * index
Griechisch/
Latein * Ethik/ Philosophie
Ethik:
Philosophie/ Religion
* inter nodos – Latein/ Griechisch
HAN
SHAN SZI (Hans Zimmermann) : Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
: Aristoteles : Metaphysik L
(Buch 12) : 8-10
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