poterôs
echei hê tou holou phusis to agathon kai to ariston,
poteron
kechôrismenon ti kai auto kath' hauto, ê
tên taxin.
[10] perscrutandum
autem est
qualiter habet
totius natura bonum et optimum,
utrum separatum
quid et ipsum secundum se,
aut ordinem.
10
(a) Es ist aber auch zu erwägen,
auf welche von beiden Weisen die Natur
des Alls das Gute und das Beste enthält,
ob als etwas Abgetrenntes, selbständig
an sich Bestehendes,
oder als die Ordnung seiner Teile.
ê
amphoterôs hôsper strateuma?
kai gar en
têi taxei to eu kai ho stratêgos,
kai mallon
[15] houtos:
ou gar houtos
dia tên taxin
all' ekeinê
dia touton estin.
aut utroque
modo sicut exercitus?
et enim in ordine
ipsum bene et dux exercitus,
et magis iste;
non enim iste
propter ordinem
sed ille propter
hunc est.
(b) Oder wohl auf beide Arten zugleich,
wie dies bei dem Heer der Fall ist;
denn für dieses liegt das Gute
sowohl in der Ordnung als auch im Feldherrn,
und mehr noch in diesem.
Nicht er ist nämlich durch die
Ordnung,
sondern die Ordnung durch ihn.
panta de
suntetaktai pôs, all' ouch homoiôs,
kai plôta
kai ptêna kai phuta: kai ouch
houtôs echei hôste mê einai thaterôi
pros thateron mêden, all' esti
ti.
omnia uero
coordinata sunt aliqualiter,
sed non similiter,
et natatilia et uolatilia et plante;
et non sic
se habent ut non sit alteri ad alterum nichil,
sed est aliquid.
(c) Alles aber ist in gewisser,
doch nicht in gleicher Weise zusammengeordnet,
Fische wie Vögel und Pflanzen
(und es ist nicht so, daß
das eine zum anderen in keiner Beziehung stände,
sondern es besteht eine).
pros
men gar hen hapanta suntetaktai, all' hôsper
en oikiai tois eleutherois [20] hêkista exestin ho ti
etuche poiein,
alla panta
ê ta pleista tetaktai,
tois de andrapodois
kai tois thêriois mikron to eis to koinon,
to de polu
ho ti etuchen:
ad unum quidem
enim omnia coordinata sunt.
sed quemadmodum
in domo liberis non licet quod contingit facere,
sed omnia
aut plurima ordinata sunt,
seruis uero et
bestiis paruum quod ad commune,
multum uero
quod contingit;
Denn alles ist auf Eines hin geordnet,
jedoch so, wie in einem Hauswesen
den Freien am wenigsten gestattet ist, etwas Beliebiges zu tun,
sondern für sie alles oder
doch das meiste geordnet ist,
für die Sklaven hingegen und die
Tiere nur weniges von dem, was auf das Allgemeine Bezug hat,
während das meiste ihrem Belieben
überlassen bleibt.
toiautê
gar hekastou archê autôn hê phusis estin.
legô
d' hoion eis ge to diakrithênai anankê hapasin elthein,
kai alla houtôs
estin
hôn
koinônei [25] hapanta eis to holon.
tale namque
cuiusque principium ipsorum natura est.
dico autem
puta ad discerni quidem necesse omnibus uenire,
et alia sic sunt
quibus communicant
omnia ad totum.
In solcher Art nämlich ist
die Natur eines jeden von ihnen Prinzip;
ich meine, alle müssen zur
Aussonderung kommen.
Ebenso verhält es sich mit anderen
Dingen,
die alle gemeinsam verbunden zum
Ganzen beitragen.
hosa de
adunata sumbainei ê atopa tois allôs legousi, kai poia
hoi chariesterôs legontes, kai epi
poiôn elachistai aporiai,
dei mê
lanthanein.
quecumque
uero impossibilia accidunt aut absurda aliter dicentibus,
et qualia
gratiosius dicentes,
et in quibus
minime dubitationes,
oportet non
latere.
(d) In welche Unmöglichkeiten
und Ungereimtheiten nun diejenigen geraten, welche anderer Ansicht sind,
und in welche diejenigen, welche
noch die angemesseneren Ansichten aufstellen,
und bei welchen Ansichten sich die
geringsten Schwierigkeiten ergeben,
das darf uns nicht verborgen bleiben.
pantes
gar ex enantiôn poiousi panta. oute de
to panta oute to ex enantiôn orthôs,
out' hen
hosois ta enantia huparchei,
pôs [30]
ek tôn enantiôn estai,
ou legousin:
apathê
gar ta enantia hup' allêlôn. omnes enim
ex contrariis faciunt omnia.
neque autem
quod omnia nec quod ex contrariis recte,
nec in quibuscumque
contraria existunt,
quomodo ex contrariis
erunt,
non dicunt;
impassibilia namque
sunt contraria ad inuicem.
(1.) Alle nämlich lassen alles
aus Entgegengesetztem entstehen.
Dabei haben sie weder darin recht,
daß sie alles,
noch darin, daß sie es aus
Entgegengesetztem entstehen lassen,
und wie dasjenige, bei dem das Entgegengesetzte
sich findet, aus dem Entgegengesetzten entstehen solle,
erklären sie gar nicht;
denn das Entgegengesetzte ist unfähig
eines von dem anderen eine Affektion zu erfahren.
hêmin
de luetai touto eulogôs tôi triton ti einai. hoi de
to heteron tôn enantiôn hulên poiousin,
hôsper
hoi to anison tôi isôi ê tôi
heni ta polla.
luetai de kai
touto ton auton tropon:
hê
gar hulê hê mia <hêmin> oudeni enantion.
nobis autem
soluitur hoc rationabiliter eo quod tertium aliquid sit.
alii uero
alterum contrariorum materiam faciunt,
quemadmodum
qui inequale equali aut uni multa.
soluitur autem
et hoc eodem modo;
materia enim
que una nulli est contrarium.
Für uns löst sich diese
Schwierigkeit ganz natürlich durch die Annahme eines Dritten, des
Stoffes.
Jene aber machen den einen von den
beiden Gegensätzen zum Stoff,
wie das Ungleiche für das Gleiche,
die Vielheit für die Einheit.
Auch dies löst sich auf dieselbe
Weise;
denn der Stoff, der ein einziger
ist, hat keinen Gegensatz.
eti [35]
hapanta tou phaulou methexei exô tou henos: to gar
kakon auto thateron tôn stoicheiôn. amplius omnia
praui participatione extra unum;
nam prauum
ipsum alterum elementorum.
(2.) Ferner würde danach alles
am Schlechten teilhaben mit Ausnahme der Einheit;
denn das Schlechte selbst ist das
eine von den beiden Elementen.
hoi d'
alloi oud' archas to agathon kai to kakon: kaitoi
en hapasi malista to agathon archê. [38] hoi
de touto men orthôs hoti archên, alla pôs
to agathon archê ou legousin,
poteron
hôs telos ê hôs kinêsan ê hôs eidos.
alii autem
nec principia bonum et malum;
quamuis in
omnibus maxime quod bonum principium.
alii uero
hoc quidem recte quia principium,
sed quomodo
quod bonum principium non dicunt,
utrum ut finis
aut ut mouens aut ut species.
Die anderen aber setzen das Gute
und das Schlechte nicht einmal als Prinzipien,
und es ist doch unter allem am meisten
das Gute Prinzip.
Jene aber haben darin zwar recht,
daß sie das Gute als Prinzip setzen,
inwiefern es aber Prinzip ist, erklären
sie nicht,
ob nämlich als Zweck oder als
Bewegendes oder als Form.
[1075b][1]
atopôs de kai Empedoklês: tên
gar philian poiei to agathon, hautê
d' archê kai hôs kinousa (sunagei gar)
kai hôs
hulê: morion gar tou migmatos.
inconuenienter
autem et Empedocles.
amicitiam
enim facit bonum,
hec autem
principium et ut mouens (congregat enim)
et ut materia
(pars enim mixture).
(3.) Unstatthaft ist auch die Ansicht
des Empedokles;
er setzt nämlich die Freundschaft
als das Gute.
Diese ist aber Prinzip sowohl als
bewegend, denn sie verbindet,
wie auch als Stoff, denn sie ist
ein Teil der Mischung.
ei dê
kai tôi autôi sumbebêken
[5] kai
hôs hulêi archêi einai kai hôs
kinounti,
alla to g'
einai ou tauto. kata poteron
oun philia? atopon
de kai to aphtharton einai to neikos:
touto d'
estin autôi ê tou kakou phusis.
si itaque
et eidem accidit
ut materiam
et principium esse et ut mouens,
sed esse non idem.
secundum utrum
igitur amicitia?
inconueniens
autem et incorruptibilem esse litem;
hoc ipsum
autem est mali natura.
Wenn es nun auch ein Akzidens desselben
Dinges sein kann,
sowohl stoffliches als auch bewegendes
Prinzip zu sein,
so ist doch Stoffsein und Bewegendes
sein nicht dasselbe.
In welcher von beiden Bedeutungen
also ist sie Freundschaft?
Unstatthaft ist es aber auch, daß
der Streit unvergänglich sein soll;
denn er ist ja selbst die Natur
des Bösen. –
Anaxagoras
de hôs kinoun to agathon archên:
ho gar
nous kinei.
alla kinei
heneka tinos,
hôste
heteron,
plên
hôs hêmeis legomen:
[10] hê
gar iatrikê esti pôs hê hugieia.
Anaxagoras
autem ut mouens quod bonum principium;
intellectus
enim mouet.
sed gratia alicuius
mouet,
quare alterum,
excepto ut nos
dicimus;
nam medicatiua
est quodammodo sanitas.
(4.) Anaxagoras aber setzt das Gute
als bewegendes Prinzip,
denn der Geist bewegt;
aber er bewegt wegen eines Zweckes,
dieser ist also etwas von ihm verschiedenes,
es sei denn, daß er so annehme
wie wir;
denn die Heilkunst ist in gewissem
Sinne die Gesundheit.
atopon
de kai
to enantion
mê poiêsai tôi agathôi kai
tôi nôi.
pantes d' hoi
t'anantia legontes
ou chrôntai
tois enantiois, ean mê rhuthmisêi tis.
kai dia ti
ta men phtharta ta d' aphtharta, oudeis legei:
panta gar
ta onta poiousin ek tôn autôn archôn.
inconueniens
autem
et contrarium
non facere bono et intellectui.
omnes autem contraria
dicentes
non utuntur
contrariis, nisi figuret aliquis.
et quare hec quidem
corruptibilia hec uero incorruptibilia, nullus dicit;
omnia namque
entia faciunt ex eisdem principiis.
(5.) Unstatthaft aber ist es auch,
nicht etwas dem Guten und der Vernunft
Entgegengesetztes anzunehmen.
(6.) Alle aber, welche die Gegensätze
annehmen,
bedienen sich gar nicht einmal der
Gegensätze, wenn man sie nicht richtig ordnet.
Und weshalb einiges vergänglich,
anderes unvergänglich ist, erklärt keiner;
denn sie lassen alles Seiende aus
denselben Prinzipien entstehen.
eti hoi
[15] men ek tou mê ontos poiousi ta onta:
hoi d'
hina mê touto anankasthôsin, hen panta poiousin.
eti dia ti
aei estai genesis kai ti aition geneseôs,
oudeis
legei.
amplius alii
quidem ex non ente faciunt entia;
alii autem,
ut non hoc cogantur, unum omnia faciunt.
amplius propter
quid semper erit generatio et que est causa generationis,
nullus dicit.
(7.) Ferner lassen die einen das
Seiende aus dem Nichtseienden hervorgehen,
die anderen setzen, um nicht hierzu
gezwungen zu werden, alles als Eines.
(8.) Ferner, weshalb das Entstehen ewig
sein soll und was die Ursache des Entstehens,
erklärt keiner.
kai tois
duo archas poiousin
allên
anankê archên kuriôteran einai, kai tois
ta eidê eti allê archê kuriôtera:
dia ti gar
meteschen ê [20] metechei? et duo principia
facientibus
aliud necesse
principium principalius esse,
et hiis qui
species quia aliud principium principalius;
propter quid enim
participauit aut participat?
(9.) Und für die, welche zwei
Prinzipien setzen, ergibt sich die Notwendigkeit,
daß ein anderes Prinzip höher
und entscheidender sei,
und so müßten auch die
Anhänger der Ideenlehre ein anderes höheres Prinzip setzen.
Denn weshalb hatten oder haben denn
die Dinge teil an den Ideen?
kai tois
men allois anankê
têi
sophiai kai têi timiôtatêi
episthmêi einai ti enantion, hêmin
d' ou. ou gar estin enantion tôi prôtôi
ouden:
panta gar ta
enantia hulên echei, kai dunamei tauta estin: hê
de enantia agnoia eis to enantion, tôi
de prôtôi enantion ouden. et aliis quidem
necesse
sapientie
et honoratissime scientie aliquid esse contrarium,
nobis autem
non. non enim est contrarium primo nichil.
nam omnia contraria
materiam habent et hec potentia est;
contraria
autem ignorantia ad contrarium;
primo uero
contrarium nichil.
(10.) Und für die anderen ergibt
sich die notwendige Folge,
daß der Weisheit und der würdigsten
Wissenschaft etwas entgegengesetzt sein muß,
für uns aber nicht; denn für
das Erste gibt es keinen Gegensatz.
Denn alles Entgegengesetzte hat einen
Stoff und ist dem Vermögen nach dasselbe;
die der Weisheit entgegengesetzte
Unwissenheit würde also auf das Entgegengesetzte gehen.
Dem Ersten aber ist nichts entgegengesetzt.
eti ei
mê estai para ta [25] aisthêta alla,
ouk estai
archê kai taxis kai genesis kai ta ourania,
all' aei tês
archês archê,
hôsper
tois theologois kai tois phusikois pasin.
amplius si
non erunt preter sensibilia alia,
non erit principium
et ordo et generatio et celestia,
sed semper principii
principium,
ut theologis
et phisicis omnibus.
(11.) Wenn nun außer den sinnlichen
Dingen keine anderen existieren,
so würde es kein Prinzip, keine
Ordnung, kein Entstehen, keine himmlischen Dinge geben,
sondern immer würde für das
Prinzip wieder ein anderes Prinzip sein,
wie dies den Theologen und den Naturphilosophen
widerfährt.
ei d' estai
ta eidê: ê <hoi> arithmoi,
oudenos
aitia: ei de mê, outi kinêseôs ge.
eti pôs
estai ex amegethôn megethos kai suneches?
ho gar
arithmos ou poiêsei [30] suneches, oute hôs
kinoun oute hôs eidos.
si autem erunt
species aut numeri,
nullius cause;
sin autem, non quid motus.
adhuc quomodo
erit ex non magnitudinibus magnitudo et continuum?
non enim numerus
facit continuum,
nec ut mouens
nec ut species.
Existieren aber die Ideen oder die
Zahlen außer dem Sinnlichen,
so sind sie Ursache von nichts oder
doch nicht Ursache der Bewegung.
(12.) Ferner, wie soll aus dem, was
keine Größe hat, Größe oder Stetiges hervorgehen?
Die Zahl wird ja nichts Stetiges
hervorbringen,
weder als bewegendes noch als formbestimmendes
Prinzip.
alla mên
ouden g' estai tôn enantiôn hoper kai poiêtikon kai kinêtikon?
endechoito
gar an mê einai.
alla mên
husteron ge to poiein dunameôs.
ouk ara
aidia ta onta.
all' estin:
anhaireteon ara toutôn ti.
touto d'
eirêtai pôs.
at uero nullum
erit contrariorum quod et factiuum et motiuum,
continget
enim utique non esse.
at uero posterius
quidem ipsum facere potentia.
non ergo sempiterna
sunt entia.
sed sunt.
interimendum igitur est horum aliquid.
et hoc dictum
est ut.
(13.) Aber auch von den beiden Gegensätzen
wird keiner erzeugendes oder bewegendes Prinzip sein;
denn dann wäre es ja möglich,
daß es nicht sei.
Das Hervorbringen ist ja später
als das Vermögen.
Also würde das Seiende nicht
ewig sein.
Es ist aber ewig; also muß von
diesen Behauptungen etwas aufgehoben werden.
Wie dies, ist früher erklärt.
eti tini
hoi arithmoi hen
ê
hê [35] psuchê kai to sôma kai holôs to eidos kai
to pragma,