Feire
Fiz : philosophische
Lyrik : Zweistern
Feire
Fiz
: ZWEISTERN
Wenn
ich in der Straßenbahn sitze * Wir gehen
jetzt in diese Kurve
tangere
tango tetigi tactum * Gewöhnlich lebte
ich die Wände
Kreide
* I Einst weinte ich / II Plus
und Minus
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Wenn ich in der Straßenbahn
sitze
hinter einem Rückenfragment
Kleidmuster verklingen
konkret
Die Verzierung ist der
Gegenstand
Wenn ich aus der Haustür
trete
ist diesmal alles fremd
bis ich in
die Rasenlandschaft spucke
Dich kenn ich doch
Kuschelnester habe ich
in meiner Haut
warme Verstecke für
wohliges
Behagen voll Sätte
aber
das betäubt mich so
und das alles
schlägt mich nieder
in den Schlaf
den Straßenreiniger
der mich wegfegt
Über den Vergessens-
knick mache ich alles neu
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Wir gehen jetzt in diese
Kurve
mit Karacho hinein auch
wenn sie nie
aufhören würde
uns in die Seite zu reißen
mit ihrem Außensog
dir Müdigkeit
Nur das Steuer liegt in
deiner Hand
wie eine Wünschelrute
die federt
dir weg - und wir sind
ja nun auch
auf dem Weg durch die Zeit
und die
läuft ganz von alleine
ab
als Funktion der großen
Lustkammer-
Maschine die die Veränderungen
verarbeitet und verdaut
und zerteilt
und du schießt dahin
im gestreckten Flug
auf gezäumter Gepardin
dem Fluchtpunkt zu
durch die
Altbekannte
die immerzu Neue
die seltsam Vertraute die
Fremde
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tangere tango tetigi
tactum
Und du kannst nicht auffinden
die weiße zarte
Schleierrauschbraut im
Tonkleinhackerapparat
die Pirouettenachse deiner
Spiralechorotationsmaschine
die Sssierrrangbiouwasprudelquelle
deiner Gedankenblasen
und doch füllst du
so eine ganze kleine Zelle
Raumillusion Luftschaum
Lustluft
In deinem Schlammschloß
überquillt
in meiner Traumerweckung
sanft
überkippst du ins
Überall
rund erträumst du
den Drüberdrall
den Hyperhall in das Hinüber-
Passiertsein
und verkriechst dich immer
tiefer
in dein Konservenzellennest
Blechkammerschnecke
in dein Mich hinein
in den Rest
unaufhörlich
Aber kehr doch besser um
und trompete
dich Schmerzfleischknoten
raus
aus der Windung!
In den gähnenden Räumen
über allen Himmeln
dehnen sich Sonnen
in den Morgen
Sieh mit solcher Macht
entschleudert sich zum
Tag
Klein-Salomés Hall-Falten
Tango-Tanz
Verknackster Senderwellen
Rausch und Glanz
Klingt Kundrys Tétigi-Takt
so wird Parsentor verdacht zerlacht
Ja mit solcher Macht
entfaltet sich zum Tag
der Tutu-Rosetten-Stern
um das Keimkorn ihrer Nacht
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Gewöhnlich lebte ich
die Wände
meiner Wohnung entlang
durchglitt die harte Schale
um meinen eigentlichen
Zweck
Doch nun ziehe ich ein
in mein Haus
und fülle die Räume
die ich bewohne
schmücke die Wände
mit Bildern und Spiegeln
schaue nun von innen zum
Fenster hinaus
Tritt ein durch die Tür
mein Gast
da ich dein Staunen nun
versteh
hüpft mir das Herz
wir leben ja
gemeinsam eine neue Dimension
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Kreide
Sie ist die größte
Dichterin
Aus jedem ihrer Worte
spricht wahre Überzeugung
hingegeben an dich
Sie singt ein altes Lied
das klingt so jung und
unverblümt
und weckt mir meine Sinne
und blinzelt über
all dies
schnörkelreiche Treiben
ein spöttisch leises
Ja
Denn überall schlüpfen
meine langen
Finger hindurch und erwärmen
die konkreten Träume
der Gegenwart
mit Ungeduld
Und immer schon habe ich
die Ruhe gesucht
Am Grunde der treibenden
Strömung
sprechen die Steine
Nie hast du je
eine größere
Kostverächterin
gesehen als sie
und überall wo deine
Mühlen
mahlen ist sie dicht
am Mittelpunkt
ein frühes Opfer
Die Kreide die ich auf
meiner Tafel zerreibe
was bin ich Schreiberling
sie wert?
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Einst weinte ich
und fand keinen Trost
weil wir so auseinandersprühen
und wachsen
in Einsamkeit
Bevor wir uns teilten
waren wir wohl
Narziß
Jetzt sind wir nicht Fisch
noch Fleisch
nichts Halbes und nichts
Ganzes
Und es gilt: Alles oder
Nichts
Doch wir leben ohne Ergebnis
und ohne uns zu kennen
Warum sind wir nicht geblieben
wo wir herkommen?
Doch sieh
Es ist so viel
daß wir überhaupt
sind
Und es ist eins
ob wir in uns ertrinken
oder in dem leeren Raum
zwischen uns
verwehen
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Plus und Minus
Dumich Ichdich
Nordpol Südpol
Gemini wie
Tag und Nacht wie
Himmel und Erde wie
Erlebnis und Plan
paaren sich ungleiche Spiegel
an der gleitenden Symmetrieachse
die Schmetterlingsflügel
der Blindheit
mit der wir Subjekt-Objekt
durch unsere Erfahrungsschaumwatte
hindurchschmelzen hindurchwälzen
Wir Gottzwilling der vollkommenen
Unterscheidung
die wir in unserer Entzweiung
herumirren herumschwirren
auf der Flucht vor unserer
Suche
auf der Suche nach unserer
Flucht
bis wir alles ausgefüllt
haben
mit unserer Trennungsbindung
alles ausgefüllt haben
Feire Fiz:
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