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Wach auf du Schläfer!
Wisch die Augen rein
Und trinke dich
in alle Farben ein
Bis in den zarten
Blütengrund der Tage
Bis in den Feuerquell
den alten Wein
Der noch die Nacht
durchglüht mit Purpurschein
So gürte deine
Lenden du allein
Und stell dich
mir entgegen daß ich sage
Ein Rätselwort.
Bist du bereit? Ich frage:
Verschluß
und Siegel dort gibt uns zu wissen:
Von Bruder Tier
hast du dich freigebissen
Die Pflanzen von
der Mutter losgerissen
Die irdenen Gefäße
roh zerschmissen
So wie ein Töpfer
sein Geschirr zerschmeißt –
Ich sage dir nur
was du selber weißt:
Zu bloßem
Stoff zerschlagen und verschlingen
Will dein Verstand
die Sonnen selbst? – Zu klein
Ist dein Bemühn.
Dring tiefer in sie ein
Und offenbare dich
wenn je dein Streben
So hingegeben strenggefügt
und fein
So selbstlos sein
kann wie ihr Strahlgestein
Zerbrochen hast
du ihren Leib zu "Dingen"
Vergessen wie sie
atmen fließen schwingen –
Sieh wie sie sich
in deine Nahrung weben
Wie Bilder voller
Kraft und Wärme dringen
In dein Erleben
– fühle wie sie ringen
Um deine Achtung
deiner Sinne Schein
Ich frage dich:
Hat je in deinem Leben
Ein Tun so voll
und ganz sich hingegeben
Um ihren Kreis
zu schließen – nur zu SEIN?
Verhülle dich!
Ich rede unverhüllt
Und schweige! Denn
ich treibe ungestillt
Durch deinen Schmerz
Du meines Herzens
Bild
Doch fliege gleite
flieh durchbreite weit
Den Raum – du bist
befreit – du bist befreit!
Denn siehe: Ich
Versiege in der
Zeit
Was ist der Gesteine
beständige Macht
Die Härte
an der das Bewußtsein erwacht
Der Wille daran
unser Wille sich schafft?
Ein Rätsel
ein Bann von verschwiegener Kraft –
Und hast du das
Rad der Erscheinung durchdacht
Und siehst die
sich wandelnde Ureigenschaft
In stürzenden
Bächen dahingerafft –
Verwitterungsmühlen
– den milchigen Saft
Der Spur im Zenit
– zwar schäumt sie nur sacht
In Schleiern umbrandend
den sanfteren Haft
Des Raumes: die
kreuzdiamantene Nacht –
Doch starrt von
der eisigen Stirn ihre Pracht:
Was ist der Gestirne
kristallene Macht?
Das ganze blind
dahingewischte Jetzt
Den vagen Glanz
der Tage letztes Glück
Füllt längst
schon eines alten Meisters Blick
Der alle Arbeit
ins Genaue setzt
Wo dich die Heidewellen
weich und kraus
Mit blassen Perlenschnüren
überzittern
Wo Birken sich
versprühn und bleich verwittern
Da ziseliert er
noch ihr Wachstum aus
Siehst du die lichten
Netze in den Spreiten
Wenn abendtief
die Sonne sie durchleuchtet?
Ein sanfter Sog
der alles Grün durchfeuchtet
Wie fein und zart
sie ihre Säfte leiten!
Du liegst wie hingegossen
staunend da
Vor Schönheit
nüchtern wie vor Weisheit trunken
In filigrane Symmetrie
versunken
Und zeichnest ihre
Sorgfalt in dein Ja
5.
Als
wir noch durch Bäume wuchsen
Licht vom Lichte
Blatt um Blatt
Sonne aller Söhne
Herz und
Nahrung war mit
ihrem Seim
Sah ich dich schon
knospenzart
Wurde werdend niemals
satt des
Werdens - schloß
die Hände sanft um
Deinen Schlummerblütenkeim
Öffnete mit
dir mich wieder
Falteten wir Blatt
um Blatt
Träume aus
der Muttermitte
Liederbögen
Reim um Reim
Schmiegten gern
uns auch der harten
Rinde des Vergessens
ein – in
Mark und Bein in
Stock und Stein – wo
Hält die Erde
dich geheim?
Brich durch die
zerrißne Rinde
Meiner Lider meiner
Lippen
Schmetterling entblüh
dem Herzen
Meiner Flammen
Herd und Heim
6.
Gewiß - die
Wolken wälzen ihren Fluß
Ein Land sind sie
wo Milch und Honig fließt
Wo sich das Licht
in Wandlungen ergießt
In göttervollen
Blüten still genießt
Jedoch wo sie der
Sonne Glanzgewirr
Wie Lippen weitergeben
wo der Kuß
Der Himmelfliegenden
die Lüfte schmelzt
Glasbläserei
im eisigen Geflirr
– Sieh wie der
Bläser seine Gläser wälzt! –
Da beißen
sie sich rasend vor Genuß
Und übergleißen
Helios' Geschirr
Mit einem Schmerz
der alles überschießt:
Der blinde Schnee
der alle Glut erschließt
Satt schwingt der
Abend vom Klavier gegliedert
Im Faltenwurf girlandener
Kaskaden
In deren Schleifen
sich die Düfte schmiegen
Die süßen
Nächte drin die Sonnen baden
Daraus sie dann
jungfräulich neugeboren
Im Saatenwurf der
flirrenden Fontänen
Die Schwingen sterneschwirrend
weit entfalten
Arpeggien zu Melodien
dehnen
8.
Die zarten die
wilderen Farben – der Tanz
Der Wetter und
Wirbel – die Wärme die Kühle
Bewegung Berührung
– die rhythmischen Spiele
Der Sprache der
Schritte – der muntere Glanz
Der Augen im harten
im sanften Gesicht
Die Weisheit voll
Ausdruck – naive Gewalt
Die karge die seltene
– jede Gestalt
Verschwendung und
Jubel und kluger Verzicht
Geräusch-Melodien
gewunden im Strang
Leisgurrender Laute
zu Tauben-Gesang
Sie schwingen sich
ganz von allein zum Gedicht
Und tauschen die
Gesten die Mienen den Klang
Und branden die
weiten Akkorde entlang
Hält nur deine
Waage ihr Gleichgewicht
Artemis (Museo Archeologico Nazionale, Neapel)
Nur wer das eigne
Ziel verkennt kann ihre Mitte finden
Ich muß sie
sehn! Und müßte ich in ihrem Blick erblinden!
Nur wer das eigne
Ziel verwünscht wird sich in ihr erfüllen
Mit eignem Willen
wirst du niemals deine Sehnsucht stillen
Wie willst du Mensch
mit Willen deinen Willen überwinden?
Nur wer das eigne
Ziel verfehlt mag ihre Spur erwischen
Die in die Ufer
steigt um sich vom Jagen zu erfrischen
Die sich in Tränen
spiegeln will in deinen Augenteichen
Wird stets vor
deinen schwarzen Sternen in die Winkel weichen
Die reizende Gefahr
versteckt sich dort in deinen Nischen
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