Zimmermann : Quellensammlung in zwölf Sprachen : Mosaik in der römischen Provinz Africa : Homerischer Dionysos-Hymnus
 
Dionysos verwandelt die Piraten in Delphine
aus Dougga
~260 n.Chr., Mus. Bardo
 
 
Homerische Hymne 7,
Dionysos-Hymnus:
das "principium individuationis"
auf dem "weinroten" Meer des Rausches
vgl. den Aphrodite-Hymnus
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amphi Diônuson Semelês erikudeos huion 
mnêsomai hôs ephanê para thin halos atrugetoio 
aktêi epi problêti neêniêi andri eoikôs 
prôthêbêi kalai de perisseionto etheirai 
kuaneai pharos de peri stibarois echen hômois 
porphureon. tacha d' andres eüsselmou apo nêos 
istai progenonto thoôs epi oinopa ponton 
Tursênoi. tous d' êge kakos moros. hoi de idontes 
neusan es allêlous tacha d' ekthoron aipsa d' helontes 
eisan epi spheterês nêos kecharêmenoi hêtor 
huion min ephanto diotrepheôn basilêôn 
einai kai desmois ethelon dein argaleoisi. 
ton d' ouk ischane desma. lugoi d' apo têlos epipton 
cheirôn êde podôn. ho de meidianôn ekathêto 
ommasi kuaneoisi. kubernêtês de noêsas 
autika hois hetaroisin ekekleto phônêsen te:
Semeles ruhmvollen Sohnes Dionysos will ich gedenken  
wie er erschien am Strande der Salzflut inmitten der Brandung  
auf hochragender Klippe: ganz gleich einem jüngeren Manne,  
jugendlich-frisch, wie schön ihn umflossen in Fülle die Locken  
bläulich-schwarz, einen purpurnen Umhang über die starken  
Schultern geworfen. Da stürmten aus gutgezimmertem Schiffe  
Räuber hervor, Tyrrhener, die rasch übers weinrote Meer her  
kamen. Die führte ein schlimmes Schicksal. Als sie ihn sahen  
nickten einander sie zu, sie sprangen, ergriffen ihn eilends,  
setzten ihn auf ihr gemeinsames Schiff, das Herz voller Freude. 
Für einen Sohn von zeusgenährten Königen hielten 
sie ihn wohl und wollten ihn binden mit schmerzenden Fesseln. 
Doch ihn hielt keine Fessel: die Ruten fielen weit ab von 
Händen und Füßen. Er saß nur da und lächelte mit den 
bläulich-schwarzen Augen. Dem Steuermann aber ging da ein 
Licht auf; schon rief er die Gefährten zusammen und mahnte: 
daimonioi tina tonde theon desmeueth' helontes 
karteron; oude pherein dunatai min nêus euergês. 
ê gar Zeus hode g' estin ê argurotoxos Apollôn 
êde Poseidaôn epei ou thnêtoisi brotoisin 
eikelos alla theois hoi Olumpia dômat echousin. 
all' aget' auton aphômen ep' êpeiroio melainês 
autika mêd' epi cheiros iallete mê ti cholôtheis 
orsêi argelous anemous kai lailapa pollên. 
hôs phato. ton d' archos stugerôi ênipape muthôi. 
daimoni ouron hora ama d' histion helkeo nêos 
sumpanth' hopla labôn. hode d' aut' andressi melêsei. 
elpomai ê Aiguptou aphixetai ê ho ge Kupron 
ê es Huperboreous ê hekasterô. es de teleutên 
ek pot' erei autou te philous kai ktêmata panta 
hous te kasignêtous epei hêmin embale daimôn.
"Ihr Besessenen! Welchen Gott fesselt ihr? Welchen Starken 
faßt ihr? Nicht einmal das festgefügte Schiff kann ihn tragen! 
Zeus ist dieser wohl, oder mit silbernem Bogen Apollon 
oder Poseidon, denn nicht ist er den sterblichen Menschen 
gleich, den Göttern viel mehr, die olympische Häuser bewohnen. 
Aber nun laßt uns sofort aufs schwärzliche Festland ihn bringen 
unverzüglich! Packt ja ihn nicht an, damit er nicht zornig 
widrige Winde zusammenballe und vielfache Stürme!" 
So sprach er. Da schalt ihn mit häßlicher Rede der Schiffsherr: 
"Du Besessener! Sieh den Fahrtwind! Setz schon die Segel! 
Alle Taue gepackt! Um den kümmern sich dann die Männer! 
Bald, hoffe ich, wird er nach Ägypten oder auch Zypern 
oder nach Norden und weiter hinaus noch gelangen. Am Ende 
wird er die Freunde und allen Besitz, seine Brüder verraten 
denn den hat uns ein Göttergeschick in die Hände geliefert!" 
hôs eipôn histon te kai histion helketo nêos. 
empneusen d' anemos meson histion amphi d' ar' hopla 
kattanusan. tacha de sphin ephaineto thaumata erga. 
oinos men prôtista thoên ana nêa melainan 
hêdupotos kelaruz' euôdês ôrnupo d' odmê 
ambrosiê. nautas de taphos labe pantas idontas. 
autika d' akrotaton para histion exetanusthe 
ampelos entha kai entha katekrêmnônto de polloi 
botrues. amph' histon de melas heilisseto kissos 
anthesi têlethaôn charieis d' epi karpos orôrei 
pantes de skalmoi stephanous echon. hoi de idontes 
nê êdê tot' epeita kubernêtên ekeleuon 
i pelaan. ho d' ara sphi leôn genet' endothi nêos 
deinos ep' akrotatês mega d' ebrachen en d' ara messêi 
arkton epoiêsen lasiauchena sêmata phainôn. 
an d' estê memauia leôn d' epi selmatos akrou 
deinon hupodra idôn. hoi d' eis prumnên ephobêthê 
amphi kubernêtên de saophrona thumon echonta 
estan ar ekplêgentes ho d' exapinês eporeusas 
archon hel hoi de thuraze kakon moron exaluontes 
pantes homôs pêdêsan epei idon eis hala dian 
delphines d' egenonto. kubernêtên d' eleêsas 
eschethe kai min ethêke panolbion eipe te muthon:
Sprachs und zog den Mast empor und das Segel des Schiffes. 
Wind fuhr hinein und blähte das Segel, man straffte die Taue 
allseits. Bald schon erschienen ihnen doch seltsame Dinge: 
Wein zuerst überströmte das schwarze Schiff, das geschwinde, 
lieblich süß, wohlriechend, es quollen ambrosische Düfte; 
all die Matrosen, sobald sie es sahen, erstarrten vor Staunen; 
und gleich breitete sich vom Segel ganz oben ein Weinstock 
hierhin und dorthin und überall aus; daran hingen in Fülle 
Trauben, und um den Mastbaum kletterte schwärzlicher Efeu, 
blühte in Blumen anmutig empor, Frucht schwellte darüber; 
Kränze umrankten die Ruderpflöcke. Doch als sie dies sahen, 
schrien auf dem Schiffe die Männer dem Steuermann zu: "An 
Land, zurück!" Da wurde drinnen im Schiff er zum Löwen 
schrecklich richtete ER sich auf, laut grollte er, schuf dann 
mitten im Schiff eine zottige Bärin: Er zeigt sich in Zeichen. 
Sie war gierig gespannt; der Löwe jedoch über Deck hoch 
blickte furchtbar zornig; ins Heck verscheucht drängten sie sich 
um den besonnenen Steuermann, der seine Fassung bewahrte. 
Tief entsetzt waren sie. Da reckte sich plötzlich der Löwe 
hoch empor, den Schiffsherrn griff er; sie sahens und ahnten 
schon ihr Ende und sprangen hinab in die göttliche Salzflut, 
in Delphine verwandelt. Dem Steuermann aber gab Gnade 
und gab höchstes Entzücken der Gott mit folgenden Worten: 
tharsei Die Pater tôi emôi kecharismene thumôi. 
eimi d' egô Dionusos Eribromos hon teke mêtêr 
Kadmêis Semelê Dios en philotêti migeisa. 
chaire tekos Semelês euôpidos. oude pêi esti 
seio ge lêthomenon glukerên kosmêsai aoidên.
"Sei guten Mutes, göttlicher Vater: du bist mir willkommen! 
ICH selbst bin's: Dionysos, Donnerer, bin, den die Mutter 
Semele, Kadmos' Tochter, von Zeus hat in Liebe empfangen." 
Gruß dir, Kind Semeles mit schönen Augen! Nie könnt' ich 
deiner vergessend ein süßes Lied je reizvoll gestalten! 
 
 
 
Homerischer Aphrodite-Hymnus
 
Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik
(über die Polarität des Dionysischen und Apollinischen)
 
Dionysos-Spiralen-Mosaik in Korinth
Aratos / Cicero / Germanicus: Phainomena (Himmelserscheinungen) Sternbilder griech./lat./dt.
Apollodoros, Bibliothêkê : Dionysos-Sagenkreis * Euripides: Die Bakchen
Philostrat (vor 250 n.Chr.) : Bildbeschreibungen : Dionysos-Szenen (1,18.19)
 
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