Hans Zimmermann : 12 KÖRBE, Quellensammlung zum Weltbild der Antike und des Mittelalters : Euripides : Die Bakchen (Die Mänaden)
 
EURIPIDHS : BAKCAI
 
EURIPIDÊS : BAKCHAI
 
         EURIPIDÊS (485-406 v.Chr.) : DIE MÄNADEN (DIE BAKCHEN)
 
 Dionysosmosaik in Korinth, 2.Jhd.n.Chr.
 
Botenbericht des Hirten vom Treiben der Bakchen
Dionysos verführt Pentheus zur Neugier * viertes Chorlied * Dionysos mit Pentheus bei den Bakchen
 
BOUKOLOS  
Pentheu kratunôn têsde Thêbaias chthonos, 
hêkô Kithairôn' eklipôn, hin' oupote 
leukês chionos aneisan euageis bolai. 
 
PE  
hêkeis de poian prostitheis spoudên logou? 
 
BOU 
bakchas potniadas eisidôn, hai têsde gês 
oistroisi leukon kôlon exêkontisan, 
hêkô phrasai soi kai polei chrêizôn, anax, 
hôs deina drôsi thaumatôn te kreissona. 
thelô d' akousai, potera soi parrêsiai 
phrasô ta keithen ê logon steilômetha: 
to gar tachos sou tôn phrenôn dedoik', anax, 
kai touxuthumon kai to basilikon lian. 

PE  
leg', hôs athôios ex emou pantôs esêi. 
tois gar dikaiois ouchi thumousthai chreôn. 
hosôi d' an eipêis deinotera bakchôn peri, 
tosôide mallon ton hupothenta tas technas 
gunaixi tonde têi dikêi prosthêsomen. 
 

BOTE (HIRTE): 
Du, Pentheus, König im Thebanerland, vernimm: 
Ich bin gekommen von den Höhen des Kithairon, 
wo nie bisher der helle Glanz des Schnees erlosch. 
 
PENTHEUS: 
Und welche Botschaft bringst du mir, in solcher Eile? 
 
BOTE: 
Die Bakchen sah ich, die verehrungswürdigen, 
die nackten Fußes rasend von hier fortgestürmt, 
und möchte dir, mein König, und der Stadt berichten 
von ihrem Tun, das unerhört ist, mehr als Wunder! 
Doch wüßte erst ich gern: Darf ich mit Freimut sprechen 
von dem, was dort geschehen, oder nur mit Vorsicht? 
Du bist erregbar, König, neigst zum Jähzorn und 
betonst zu stark den Herrscher; davor ist mir bange. 
 
PENTHEUS: 
Sprich! Keine Strafe hast von mir du zu befürchten. 
Man darf dem Boten, der die Wahrheit sagt, nicht zürnen. 
Je schlimmer das ist, was du von den Bakchen meldest, 
um so viel strenger zieh ich  i h n  zur Rechenschaft, 
der unsern Fraun solche Künste beigebracht. 
 
BOU 
agelaia men boskêmat' arti pros lepas 
moschôn hupexêkrizon, hênich' hêlios 
aktinas exiêsi thermainôn chthona. 
 
horô de thiasous treis gunaikeiôn chorôn, 
hôn êrch' henos men Autonoê, tou deuterou 
mêtêr Agauê sê, tritou d' Inô chorou. 
hêudon de pasai sômasin pareimenai, 
hai men pros elatês nôt' ereisasai phobên, 
hai d' en druos phulloisi pros pedôi kara 
eikêi balousai sôphronôs, ouch hôs su phêis 
ôinômenas kratêri kai lôtou psophôi 
thêran kath' hulên Kuprin êrêmômenas. 
 
hê sê de mêtêr ôloluxen en mesais 
statheisa bakchais, ex hupnou kinein demas, 
mukêmath' hôs êkouse kerophorôn boôn. 
hai d' apobalousai thaleron ommatôn hupnon 
anêixan orthai, thaum' idein eukosmias, 
neai palaiai parthenoi t' et' azuges. 
 
kai prôta men katheisan eis ômous komas 
nebridas t' anesteilanth' hosaisin hammatôn 
sundesm' eleluto, kai katastiktous doras 
ophesi katezôsanto lichmôsin genun. 
 
hai d' ankalaisi dorkad' ê skumnous lukôn 
agrious echousai leukon edidosan gala, 
hosais neotokois mastos ên spargôn eti 
brephê lipousais: epi d' ethento kissinous 
stephanous druos te milakos t' anthesphorou. 
 
thurson de tis labous' epaisen es petran, 
hothen drosôdês hudatos ekpêdai notis: 
allê de narthêk' es pedon kathêke gês, 
kai têide krênên exanêk' oinou theos: 
hosais de leukou pômatos pothos parên, 
akroisi daktuloisi diamôsai chthona 
galaktos hesmous eichon: ek de kissinôn 
thursôn glukeiai melitos estazon rhoai. 
hôst', ei parêstha, ton theon ton nun psegeis 
euchaisin an metêlthes eisidôn tade. 
  
BOTE: 
Ich trieb die Rinderherden grade auf die Alm 
empor, zu jener Tageszeit, in der die Sonne 
schon ihre Strahlen sendet und die Flur erwärmt. 
 
Da sah ich Frauenschwärme, drei an Zahl; dem einen 
stand Autonoe vor, dem zweiten deine Mutter 
Agaue, und des dritten Führerin war Ino. 
Im Schlummer lagen alle sie dahingestreckt; 
die einen lehnten sich an das Gezweig der Tannen, 
die andern hatten lässig ihren Kopf am Boden, 
auf Eichenlaub gebettet, sittsam, jagten nicht, 
wie du gewähnt, vom Wein und Flötenschall berauscht, 
im Walde einzeln ihren Liebesfreuden nach. 
 
Und jetzt erhob sich deine Mutter und begann, 
im Kreis der Bakchen, sie mit lautem Ruf zu wecken; 
des Hornviehs Brüllen war zu ihrem Ohr gedrungen. 
Vom Auge schüttelten die Fraun den tiefen Schlaf 
und sprangen auf, ein Wunderbild an Zucht und Keuschheit, 
teils jung, teils alt, dabei auch Mädchen, unberührt. 
 
Erst ließen frei das Haar sie auf die Schultern wallen, 
dann schürzten sie die Hirschkalbfelle, deren Knoten 
gelockert waren, und umgürteten mit Schlangen, 
die ihre Wangen leckten, die gefleckte Tierhaut. 
 
Und junge Mütter, deren Brüste überquollen, 
weil sie ihr Kind zu Haus gelassen, hielten auf 
dem Arm ein Rehkitz oder auch ein wildes Wölflein 
und säugten es; und Kränze legten sie sich um 
aus Efeu, Eichenlaub und blütenreichen Winden. 
 
Manch eine auch schlug mit dem Thyrsos an den Felsen, 
und gleich sprang einer Quelle frisches Naß hervor. 
Manch andere stieß ihre Gerte in den Boden, 
da ließ die Gottheit einen Born von Wein aufsprudeln. 
Wenn eine Durst nach Milch verspürte, brauchte sie 
den Boden nur mit Fingerspitzen aufzukratzen, 
schon floß ihr Milch in Strömen. Von den Efeustäben 
jedoch troff süßer Honigseim. Ja, wärest du 
dabeigewesen, hättest du bei diesem Anblick 
den Gott, den jetzt du tadelst, im Gebet verehrt! 
 
xunêlthomen de boukoloi kai poimenes, 
koinôn logôn dôsontes allêlois erin 
hôs deina drôsi thaumatôn t' epaxia: 
kai tis planês kat' astu kai tribôn logôn 
elexen eis hapantas: Ô semnas plakas 
naiontes oreôn, thelete thêrasômetha 
Pentheôs Agauên mêter' ek bakcheumatôn 
charin t' anakti thômetha? eu d' hêmin legein 
edoxe, thamnôn d' ellochizomen phobais 
krupsantes hautous: hai de tên tetagmenên 
hôran ekinoun thurson es bakcheumata, 
Iakchon athroôi stomati ton Dios gonon 
Bromion kalousai: pan de sunebakcheu' oros 
kai thêres, ouden d' ên akinêton dromôi. 
  
kurei d' Agauê plêsion thrôiskousa mou: 
kagô 'xepêdês' hôs sunarpasai thelôn, 
lochmên kenôsas enth' ekruptomên demas. 
hê d' aneboêsen: Ô dromades emai kunes, 
thêrômeth' andrôn tônd' hup': all' hepesthe moi, 
hepesthe thursois dia cherôn hôplismenai. 
  
hêmeis men oun pheugontes exêluxamen 
bakchôn sparagmon, hai de nemomenais chloên 
moschois epêlthon cheiros asidêrou meta. 
 
Wir trafen uns, wir Rinderhirten und wir Schäfer, 
uns miteinander auszutauschen über das 
ganz unerhörte, wunderbare Tun der Frauen. 
Ein Pflastertreter, einer, der gut reden kann, 
sprach da in unsrem Kreis: "Ihr Leute, die ihr wohnt 
im heiligen Gebirge, wollen wir Agaue, 
des Pentheus Mutter, aus dem Schwarm der Bakchen nicht 
entführen und damit des Königs Dank gewinnen?" 
Wir folgten seinem Rat und legten uns im Dickicht 
in einen Hinterhalt. Und zur bestimmten Stunde 
erhoben ihren Thyrsos frisch zum Tanz die Bakchen, 
"Iakchos!" riefen sie im Chor, und "Bromios, 
du Sohn des Zeus!" Mit ihnen tobten Wald und Wild, 
nichts gab es, das vom Taumel nicht ergriffen wurde. 
 
Agaue huschte dicht an mir vorbei im Tanze, 
ich sprang hervor, um sie zu packen, und verließ 
dabei das Dickicht, das mir zum Versteck gedient. 
Da schrie sie gellend auf: "Hier, meine flinke Meute, 
sind Männer, die uns greifen wollen! Folgt mir, auf, 
folgt mir, den Thyrsos in der Faust statt einer Lanze!" 
 
Nur Flucht ersparte uns das Schicksal, von den Bakchen 
zerfleischt zu werden. Dafür stürzten sie sich auf 
das Weidevieh, mit ihren waffenlosen Händen! 
 
kai tên men an proseides euthêlon porin 
mukômenên echousan en cheroin dicha, 
allai de damalas diephoroun sparagmasin. 
 
eides d' an ê pleur' ê dichêlon embasin 
rhiptomen' anô te kai katô: kremasta de 
estaz' hup' elatais anapephurmen' haimati. 
tauroi d' hubristai kas keras thumoumenoi 
to prosthen esphallonto pros gaian demas, 
muriasi cheirôn agomenoi neanidôn. 
thasson de diephorounto sarkos enduta 
ê se xunapsai blephara basileiois korais. 
 
chôrousi d' hôst' ornithes artheisai dromôi 
pediôn hupotaseis, hai par' Asôpou rhoais 
eukarpon ekballousi Thêbaiôn stachun: 
Husias t' Eruthras th', hai Kithairônos lepas 
nerthen katôikêkasin, hôste polemioi, 
epespesousai pant' anô te kai katô 
diepheron: hêrpazon men ek domôn tekna: 
hoposa d' ep' ômois ethesan, ou desmôn hupo 
proseichet' oud' epipten es melan pedon, 
ou chalkos, ou sidêros: epi de bostruchois 
pur epheron, oud' ekaien. hoi d' orgês hupo 
es hopl' echôroun pheromenoi bakchôn hupo: 
houper to deinon ên theam' idein, anax. 
tois men gar ouch hêimasse lonchôton belos, 
keinai de thursous exanieisai cherôn 
etraumatizon kapenôtizon phugêi 
gunaikes andras, ouk aneu theôn tinos. 
 
palin d' echôroun hothen ekinêsan poda, 
krênas ep' autas has anêk' autais theos. 
nipsanto d' haima, stagona d' ek parêidôn 
glôssêi drakontes exephaidrunon chroos. 
  
ton daimon' oun tond' hostis est', ô despota, 
dechou polei têid': hôs ta t' all' estin megas, 
kakeino phasin auton, hôs egô kluô, 
tên pausilupon ampelon dounai brotois. 
oinou de mêket' ontos ouk estin Kupris 
oud' allo terpnon ouden anthrôpois eti.  
 
Und manche sah man eine Kuhe mit vollem Euter, 
die kläglich brüllte, kraftvoll auseinanderzerren, 
und wieder andre rissen Färsen wild in Stücke. 
 
Da sah man Rippen, sah gespaltne Hufe wirbeln 
nach hier, nach dort. Und an den Tannen blieb es hängen 
und ließ, blutüberströmt, die Tropfen niederrinnen. 
Die Stiere, sonst so übermütig und geneigt 
zum Stoße mit den Hörnern, taumelten zu Boden, 
von tausend starken Frauenarmen fortgeschleift. 
Und schneller ward das Fleisch in Fetzen fortgetragen, 
als deines königlichen Auges Wimper zuckt. 
 
Dann stürmten, wie ein Vogelschwarm, der aufsteigt, sie 
zur Niederung hinab, die längs des Asopos 
die fetten Ähren der Thebaner reifen läßt, 
und stürzten sich, ein feindlich Heer, auf Hysiai 
und Erythrai am Fuße der Kithaironberge, 
und schleppten alles fort in buntem Durcheinander. 
Aus Häusern rafften sie sich Kinder auf. Und was 
sie auf die Schultern luden, das blieb ohne Riemen 
dort haften, stürzte nicht herab zur schwarzen Erde, 
auch Erz, auch Eisen nicht. Auf ihren Locken trugen 
sie Feuer, das nicht sengte. Wütend nun ergriff 
das Volk, das von den Bakehen sich geplündert sah, 
die Waffen. Das ergab ein seltsam Schauspiel, Herr: 
Die Bauern schlugen mit den Waffen keine Wunden, 
die Bakchen schleuderten den Thyrsos aus der Hand 
und trafen bis auf Blut und jagten, sie, die Weiber, 
die Männer in die Flucht! Da war ein Gott im Spiel! 
 
Dann kehrten sie zurück zum Ort des Aufbruchs, zu 
den Quellen, die der Gott für sie entspringen ließ. 
Sie wuschen sich das Blut ab, und wo ihr Gesicht 
bespritzt war, leckten es die Schlangen züngelnd sauber. 
 
Wer dieser Gott auch sei, mein König, nimm ihn auf 
in deine Stadt! Denn seine Macht ist groß, er hat 
ja auch, so höre ich erzählen, in die Welt 
gebracht den Weinstock, der uns alle Sorgen löst. 
Gäb's keinen Wein, so gäb es für die Sterblichen 
auch keine Kypris mehr und keinerlei Vergnügen! 
 
CHO  
tarbô men eipein tous logous eleutherous 
pros ton turannon, all' homôs eirêsetai: 
Dionusos hêssôn oudenos theôn ephu. 
  
PE  
êdê tod' engus hôste pur huphaptetai 
hubrisma bakchôn, psogos es Hellênas megas. 
  
all' ouk oknein dei: steich' ep' Êlektras iôn 
pulas: keleue pantas aspidêphorous 
hippôn t' apantan tachupodôn epembatas 
peltas th' hosoi pallousi kai toxôn cheri 
psallousi neuras, hôs epistrateusomen 
bakchaisin: ou gar all' huperballei tade, 
ei pros gunaikôn peisomesth' ha paschomen. 
  
DI  
peithêi men ouden, tôn emôn logôn kluôn, 
Pentheu: kakôs de pros sethen paschôn homôs 
ou phêmi chrênai s' hopl' epairesthai theôi, 
all' hêsuchazein: Bromios ouk anexetai 
kinounta bakchas <s'> euiôn orôn apo. 
 
CHORFÜHRERIN: 
Ich scheue mich, vor dem Gebieter meine Ansicht 
frei zu bekennen; trotzdem sei sie ausgesprochen: 
Dionysos ist keiner Gottheit unterlegen! 
 
PENTHEUS: 
Ganz nahe schon, wie Feuersglut, frißt sich heran 
der Bakchenfrevel, bittre Schmach für Griechenland! 
 
Kein Zaudern mehr! Geh zum Elektra-Tor! Gib den 
Befehl, daß alle Schwerbewaffneten erscheinen, 
die Reiter auf den flinken Rossen und die Träger 
der leichten Schilde, alle auch, die mit der Faust 
die Bogensehne spannen! Wollen wir doch gegen 
die Bakchen ziehen! Alles überstieg' es, wenn 
von Weibern wir uns solche Schmach gefallen ließen! 
 
DIONYSOS: 
Du folgst mir nicht, hörst du auch meine Warnung, Pentheus. 
Du kränkst mich. Trotzdem geb ich dir den Rat: Erhebe 
nicht gegen einen Gott die Waffen, halte still! 
Nie wird dir Bromios gestatten, aus den Bergen, 
dem Ort der Festeslust, die Bakchen zu vertreiben! 
 
 
PE  
ou mê phrenôseis m', alla desmios phugôn 
ii tod'? ê soi palin anastrepsô dikên? 
  
DI  
thuoim' an autôi mallon ê thumoumenos 
pros kentra laktizoimi thnêtos ôn theôi. 
 
PE  
thusô, phonon ge thêlun, hôsper axiai, 
polun taraxas en Kithairônos ptuchais. 
 
DI  
pheuxesthe pantes: kai tod' aischron, aspidas 
thursoisi bakchôn ektrepein chalkêlatous 
 
PE  
aporôi ge tôide sumpeplegmetha xenôi, 
hos oute paschôn oute drôn sigêsetai. 
 
DI  
ô tan, et' estin eu katastêsai tade. 
 
PE  
ti drônta? douleuonta douleiais emais? 
 
DI  
egô gunaikas deur' hoplôn axô dicha. 
 
PE  
oimoi: tod' êdê dolion es me mêchanai. 
 
DI  
poion ti, sôisai s' ei thelô technais emais? 
 
PE  
xunethesthe koinêi tad', hina bakcheuêt' aei. 
 
DI  
kai mên xunethemên – touto g' esti – tôi theôi. 
 
PE  
ekpherete moi deur' hopla, su de pausai legôn. 
  
PENTHEUS: 
Belehr mich nicht! Sei froh, daß dem Gefängnis du 
entronnen! Oder soll ich dich noch einmal strafen? 
 
DIONYSOS: 
Ich möchte lieber opfern als ohnmächtig mich, 
ein Mensch nur, gegen eines Gottes Willen sträuben! 
 
PENTHEUS: 
Ich werde mit dem Blut der Weiber opfern, wie 
sie es verdienen, in den Schluchten des Kithairon! 
 
DIONYSOS: 
Ihr werdet alle fliehen! Schmählich, wenn der Schild 
aus Erz dem Thyrsosstab der Bakchen weichen muß! 
 
PENTHEUS: 
Mit diesem Fremdling werden wir im Streit nicht fertig. 
Ob unter Druck, ob frei: er kann den Mund nicht halten! 
 
DIONYSOS: 
Mein Lieber, noch läßt diese Schwierigkeit sich meistern! 
 
PENTHEUS: 
Wodurch? Indem ich Sklave meiner Sklaven bin? 
 
DIONYSOS: 
Hierher will ich die Weiber bringen, ohne Kampf. 
 
PENTHEUS: 
Ach, damit willst du mich nur listig hintergehen! 
 
DIONYSOS: 
Wie das, wenn ich mit meiner Kunst dich retten will? 
 
PENTHEUS: 
Verschwörer ihr, wollt ewig Bakchosfeste feiern! 
 
DIONYSOS: 
Ja, ich verschwor mich - das ist Wahrheit! - mit dem Gott. 
 
PENTHEUS: 
Bringt mir die Waffen her,  d u  höre auf zu schwatzen! 
 
DI  
a. 
boulêi sph' en oresi sunkathêmenas idein? 
 
PE  
malista, murion ge dous chrusou stathmon. 
 
DI  
ti d' eis erôta toude peptôkas megan? 
 
PE  
luprôs nin eisidoim' an exôinômenas. 
 
DI  
homôs d' idois an hêdeôs ha soi pikra? 
 
PE  
saph' isthi, sigêi g' hup' elatais kathêmenos. 
 
DI  
all' exichneusousin se, kan elthêis lathrai. 
 
PE  
all' emphanôs: kalôs gar exeipas tade. 
 
DIONYSOS: 
So! 
Willst du die Frauen im Gebirge lagern sehen? 
 
PENTHEUS: 
Gewiß, ich wollte reichlich es mit Gold aufwiegen. 
 
DIONYSOS: 
Warum bist du auf diesen Anblick so erpicht? 
 
PENTHEUS: 
Es wird mir schmerzlich sein, berauscht sie zu erblicken. 
 
DIONYSOS: 
Trotzdem wirst gern du sehen, was dir bitter ist? 
 
PENTHEUS: 
Gewiß, hab ich nur einen stillen Platz im Tann! 
 
DIONYSOS: 
Sie werden dich entdecken, kommst du heimlich auch! 
 
PENTHEUS: 
Dann eben offen! Deine Mahnung ist berechtigt. 
 
DI  
agômen oun se kapicheirêseis hodôi? 
 
PE   
ag' hôs tachista, tou chronou de soi phthonô. 
 
DI  
steilai nun amphi chrôti bussinous peplous. 
 
PE  
ti dê tod'? es gunaikas ex andros telô? 
 
DI  
mê se ktanôsin, ên anêr ophthêis ekei. 
 
PE  
eu g' eipas au tod': hôs tis ei palai sophos. 
 
DI  
Dionusos hêmas exemousôsen tade. 
 
PE  
pôs oun genoit' an ha su me noutheteis kalôs? 
 
DI  
egô stelô se dômatôn esô molôn. 
 
PE  
tina stolên? ê thêlun? all' aidôs m' echei. 
 
DI  
ouketi theatês mainadôn prothumos ei. 
 
DIONYSOS: 
Soll ich dich führen, und willst du den Ausflug wagen? 
 
PENTHE US: 
Los, möglichst schnell, den Aufschub will ich dir gewähren! 
 
DIONYSOS: 
Dann lege dir Gewänder an aus feinem Linnen! 
 
PENTHEUS: 
Wozu? Soll ich, ein Mann, als Weib gerechnet werden? 
 
DIONYSOS: 
Sie töten dich doch, läßt du dich als Mann dort sehen! 
 
PENTHEUS: 
Gut rätst du, zeigst dich ja schon längst als kluger Kopf. 
 
DIONYSOS: 
Dionysos hat uns darüber wohl belehrt. 
 
PENTHEUS: 
Wie soll der Rat, den du mir gibst, sich nun erfüllen? 
 
DIONYSOS: 
Im Hause drinnen will ich für den Weg dich rüsten. 
 
PENTHEUS: 
Womit? Mit Frauenkleidern? Nein, ich schäme mich! 
 
DIONYSOS: 
Dann willst du nicht mehr die Mainaden dir betrachten? 
 
PE  
stolên de tina phêis amphi chrôt' emon balein? 
 
DI  
komên men epi sôi krati tanaon ektenô. 
 
PE  
to deuteron de schêma tou kosmou ti moi? 
 
DI  
peploi podêreis: epi karai d' estai mitra. 
  
PE  
ê kai ti pros toisd' allo prosthêseis emoi? 

DI  
thurson ge cheiri kai nebrou stikton deras. 
 
PE  
ouk an dunaimên thêlun endunai stolên. 
 
DI  
all' haima thêseis sumbalôn bakchais machên. 
 
PE  
orthôs: molein chrê prôton eis kataskopên. 
 
DI  
sophôteron goun ê kakois thêran kaka. 
 

PENTHEUS: 
Was für ein Kleid gedenkst du mir denn anzulegen? 
 
DIONYSOS: 
Lang will dein Haupthaar ich herniederwallen lassen. 
 
PENTHEUS: 
Woraus soll denn der nächste Teil der Tracht bestehen? 
 
DIONYSOS: 
Ein Kleid bis auf die Füße, um den Kopf ein Haarband. 
 
PENTHEUS: 
Willst du mir außerdem noch einen Schmuck verleihen? 
 
DIONYSOS: 
Zur Hand den Thyrsos, umgelegt ein buntes Hirschfell. 
 
PENTHEUS: 
Ich kann doch nicht mit Weiberkleidern mich umhüllen! 
 
DIONYSOS: 
Doch Blut willst du vergießen, mit den Bakchen kämpfen! 
 
PENTHEUS: 
Sehr richtig! Da muß ich zuerst auf Kundschaft gehen! 
 
DIONYSOS: 
Ja, klüger ist es, als durch Schläge – Schläge ernten! 
 
PE  
kai pôs di' asteôs eimi Kadmeious lathôn? 

DI  
hodous erêmous imen: egô d' hêgêsomai. 
 
PE  
pan kreisson hôste mê 'ngelan bakchas emoi. 
elthont' es oikous . . . han dokêi bouleusomai. 
 
DI  
exesti: pantêi to g' emon eutrepes para. 
 
PE  
steichoim' an: ê gar hopl' echôn poreusomai 
ê toisi soisi peisomai bouleumasin. 
 

PENTHEUS: 
Und wie durchquer ich Theben, unbemerkt vom Volk? 
 
DIONYSOS: 
Wir wählen stille Gassen; ich will Führer sein. 
 
PENTHEUS: 
Ich will nur eines nicht: der Spott der Bakchen werden! 
Gehn wir ins Haus – erwägen will ich den Entschluß. 
 
DIONYSOS: 
Wie du es wünschst. Ich steh in allem zur Verfügung. 
 
PENTHEUS: 
Ich gehe jetzt. Entweder werde ich, in Waffen, 
zum Kampfe ziehen – oder deinen Rat befolgen. 
 
DI  
gunaikes, hanêr es bolon kathistatai, 
hêxei de bakchas, hou thanôn dôsei dikên. 
  
Dionuse, nun son ergon: ou gar ei prosô: 
teisômeth' auton. prôta d' ekstêson phrenôn, 
eneis elaphran lussan: hôs phronôn men eu 
ou mê thelêsêi thêlun endunai stolên, 
exô d' elaunôn tou phronein endusetai. 
chrêizô de nin gelôta Thêbaiois ophlein 
gunaikomorphon agomenon di' asteôs 
ek tôn apeilôn tôn prin, haisi deinos ên. 
 
all' eimi kosmon honper eis Haidou labôn 
apeisi mêtros ek cheroin katasphageis, 
Penthei prosapsôn: gnôsetai de ton Dios 
Dionuson, hos pephuken en telei theos, 
deinotatos, anthrôpoisi d' êpiôtatos. 
 
DIONYSOS: 
Er geht ins Netz, ihr Frauen: Er wird kommen zu 
den Bakchen. Dort soll er im Tode Buße leisten! 
 
Dionysos, jetzt liegt's bei dir. Du weilst nicht ferne. 
Wir wollen ihn bestrafen. Trübe ihm den Geist 
durch einen leichten Wahn! Denn bleibt er bei Verstand, 
wird schwerlich er zur Weiberkleidung sich entschließen; 
nur wenn er den Verstand verloren, wird er's tun. 
Ich will ihn lächerlich bei den Thebanern machen, 
in Frauenkleidern mitten durch die Stadt ihn führen, 
nachdem er vorhin erst so fürchterlich gedroht. 
 
Doch auf, ich will dem Pentheus jetzt den Schmuck anlegen, 
mit dem er in den Hades ziehen soll, zerrissen 
von seiner Mutter Hand. Er soll den Sohn des Zeus, 
Dionysos erkennen: Der ist wahrhaft Gott, 
wohl furchtbar, aber gnädig auch den Sterblichen! 
 
 
CHO  
ar' en pannuchiois chorois 
thêsô pote leukon 
pod' anabakcheuousa, deran 
eis aithera droseron rhiptous', 
hôs nebros chloerais empai- 
zousa leimakos hêdonais, 
hênik' an phoberan phugêi 
thêran exô phulakas 
euplektôn huper arkuôn, 
thôüssôn de kunagetas 
sunteinêi dramêma kunôn: 
mochthois t' ôkudromois t' ael- 
lais thrôiskei pedion 
parapotamion, hêdomena 
brotôn erêmiais skiaro- 
komoio t' ernesin hulas. 
 
ti to sophon? ê ti to kallion 
para theôn geras en brotois 
ê cheir' huper koruphas 
tôn echthrôn kreissô katechein? 
ho ti kalon philon aei. 
 
CHOR: So werde ich denn, die Nächte hindurch, 
im Reigen schwingen den weißen Fuß 
zu Ehren des Bakchos, 
den Nacken schleudern in tauige Luft, 
wie ein Reh, das auf grünender Stätte der Lust, 
seiner Weide, umhertollt, 
sobald es entronnen der schrecklichen Hetzjagd, 
heraus aus der Kette der Treiber, 
hinweg über tückisch geflochtene Netze, 
während der Jäger mit gellendem Schrei 
zu schnellerem Lauf seine Meute spornt; 
und mit aller Kraft, so schnell wie der Wind, 
gewinnt es im Fluge 
das Blachfeld zu seiten des Flusses, 
erfreut sich der Freiheit, die kein Mensch stört, 
und der zarten Schößlinge unter 
dem schattenspendenden Laubdach des Waldes. 
 
Was ist Weisheit? Was ist das Schönste, 
das Götter den Sterblichen schenken? 
Siegreich die Faust 
auf des Feindes Nacken zu drücken! 
Und was schön ist, bringt Freude! 
 
hormatai molis, all' homôs 
piston <ti> to theion 
sthenos: apeuthunei de brotôn  
tous t' agnômosunan timôn- 
tas kai mê ta theôn auxon- 
tas sun mainomenai doxai. 
krupteuousi de poikilôs 
daron chronou poda kai 
thêrôsin ton asepton. ou 
gar kreisson pote tôn nomôn 
gignôskein chrê kai meletan. 
koupha gar dapana nomi- 
zein ischun tod' echein, 
ho ti pot' ara to daimonion, 
to t' en chronôi makrôi nomimon 
aei phusei te pephukos. 
 
ti to sophon? ê ti to kallion 
para theôn geras en brotois 
ê cheir' huper koruphas 
tôn echthrôn kreissô katechein? 
ho ti kalon philon aei. 
 
Langsam erhebt sich, doch unausweichlich 
eine göttliche Kraft; sie fordert 
Rechenschaft von jenen Sterblichen, 
die dem Starrsinn huldigen 
und den Göttern die Ehren verweigern 
in törichtem Wahn. Eine lange Zeit 
kann vergehen, in der die Götter 
den Frevler belauern. Dann packen sie ihn. 
Niemals wage sich über die Schranken 
der allgemein herrschenden Meinung hinaus 
unser Denken und Tun! Denn leicht ist die Mühe, 
zu glauben an göttliche Macht, 
was immer sie sei, und zu glauben auch, 
was in langer Zeit man für recht befunden, 
bestünde seit ewig und von Natur! 
 
Was ist Weisheit? Was ist das Schönste, 
das Götter den Sterblichen schenken? 
Siegreich die Faust 
auf des Feindes Nacken zu drücken! 
Und was schön ist, bringt Freude! 
 
eudaimôn men hos ek thalassas 
ephuge cheima, limena d' ekichen: 
eudaimôn d' hos huperthe mochthôn 
egeneth': heterai d' heteros heteron 
olbôi kai dunamei parêlthen. 
muriai d' eti muriois 
eisin elpides: hai men 
teleutôsin en olbôi 
brotois, hai d' apebêsan: 
to de kat' êmar hotôi biotos 
eudaimôn, makarizô. 
 
Glücklich, wer dem Sturme auf See 
entrann und den Hafen erreicht! 
Glücklich, wer über Leid einen Sieg 
errungen! Und stets auf andere Art 
überbieten die Menschen einander 
an Reichtum und Macht. 
Tausend Sterbliche, tausend Hoffnungen! 
Die einen erfüllen sich glücklich, 
die andern zerrinnen. 
Nur wer das Heute selig genießt, 
den preise ich glücklich. 
 
DI  
se ton prothumon onth' ha mê chreôn horan 
speudonta t' aspoudasta, Penthea legô, 
exithi paroithe dômatôn, ophthêti moi, 
skeuên gunaikos mainados bakchês echôn, 
mêtros te tês sês kai lochou kataskopos: 
prepeis de Kadmou thugaterôn morphên miai. 
 
PE  
kai mên horan moi duo men hêlious dokô, 
dissas de Thêbas kai polism' heptastomon: 
kai tauros hêmin prosthen hêgeisthai dokeis 
kai sôi kerata krati prospephukenai. 
all' ê pot' êstha thêr? tetaurôsai gar oun. 
 
DI  
ho theos homartei, prosthen ôn ouk eumenês, 
enspondos hêmin: nun d' horais ha chrê s' horan. 
 
DIONYSOS: 
Du, gierig, das zu sehen, was verboten ist, 
und eifrig, wo der Eifer fehl am Platze – Pentheus, 
tritt aus dem Haus hervor und laß dich vor mir sehen 
in Weibertracht, im Rausch, als Bakche, fertig zum 
Belauschen deiner Mutter und des Frauenschwarms! – 
Du siehst genau wie eine Kadmostochter aus. 
 
PENTHEUS: 
Zwei Sonnen, da, erblicke ich, so scheint es mir, 
und zweimal Theben auch mit seinen sieben Toren! 
Und du gehst vor mir her, glaub ich, in Stiergestalt, 
und deiner Stirn entsprossen Hörner! Warst ein Tier 
du vorhin schon? Du bist zum Stier geworden doch ... 
 
DIONYSOS: 
Der Gott ist mit uns. Erst noch feind, steht er nunmehr 
mit uns im Bunde. Endlich siehst du, was du sollst! 
 
PE  
ti phainomai dêt'? ouchi tên Inous stasin 
ê tên Agauês hestanai, mêtros g' emês? 
 
DI  
autas ekeinas eisoran dokô s' horôn. 
all' ex hedras soi plokamos exestêch' hode, 
ouch hôs egô nin hupo mitrai kathêrmosa. 
 
PE  
endon proseiôn auton anaseiôn t' egô 
kai bakchiazôn ex hedras methôrmisa. 
 
DI  
all' auton hêmeis, hois se therapeuein melei, 
palin katasteloumen: all' orthou kara. 
 
PE  
idou, su kosmei: soi gar anakeimestha dê. 
 
DI  
zônai te soi chalôsi kouch hexês peplôn 
stolides hupo sphuroisi teinousin sethen. 
 
PE  
kamoi dokousi para ge dexion poda: 
tanthende d' orthôs para tenont' echei peplos. 
 
PENTHEUS: 
Wie seh ich aus? Bewahre ich nicht Inos Haltung? 
Die Haltung nicht Agaues, meiner eignen Mutter? 
 
DIONYSOS: 
Sie selbst glaub ich zu sehen, wenn ich dich betrachte. 
Doch da hat eine deiner Locken sich verschoben, 
sie sitzt nicht mehr, wie ich sie unterm Band befestigt! 
 
PENTHEUS: 
Vor und zurück schwang drinnen meinen Schädel ich, 
im Bakchosrausch, und schob sie dabei von der Stelle. 
 
DIONYSOS: 
Ich werde sie, als dein Betreuer, wiederum 
in Ordnung bringen. Halte nur den Kopf gerade! 
 
PENTHEUS: 
Ja, ordne sie doch! Ich verlasse mich auf dich. 
 
DIONYSOS: 
Dein Gürtel auch sitzt locker, ungeordnet wallen 
die Falten deines Kleides auf die Knöchel nieder! 
 
PENTHEUS: 
Ich glaub es gleichfalls, ja, am rechten Fuß! Zur Linken 
legt das Gewand sich ordentlich um meinen Hacken. 
 
DI  
ê pou me tôn sôn prôton hêgêsêi philôn, 
hotan para logon sôphronas bakchas idêis. 
 
PE  
potera de thurson dexiai labôn cheri 
ê têide, bakchêi mallon eikasthêsomai? 
 
DI  
en dexiai chrê chhama dexiôi podi 
airein nin: ainô d' hoti methestêkas phrenôn. 
  
PE  
ar' an dunaimên tas Kithairônos ptuchas 
autaisi bakchais tois emois ômois pherein? 
 
DI  
dunai' an, ei bouloio: tas de prin phrenas 
ouk eiches hugieis, nun d' echeis hoias se dei. 
 
PE  
mochlous pherômen? ê cheroin anaspasô 
koruphais hupobalôn ômon ê brachiona? 
 
DI  
mê su ge ta Numphôn diolesêis hidrumata 
kai Panos hedras enth' echei surigmata. 
 
PE  
kalôs elexas: ou sthenei nikêteon 
gunaikas: elataisin d' emon krupsô demas. 
 
DI  
krupsêi su krupsin hên se kruphthênai chreôn, 
elthonta dolion mainadôn kataskopon. 
 
PE  
kai mên dokô sphas en lochmais ornithas hôs 
lektrôn echesthai philtatois en herkesin. 
 
DI  
oukoun ep' auto tout' apostellêi phulax: 
lêpsêi d' isôs sphas, ên su mê lêphthêis paros. 
   
DIONYSOS: 
Du wirst mich doch als deinen besten Freund betrachten, 
siehst du die Bakchen, unverhofft, in Zucht und Keuschheit ... 
 
PENTHEUS: 
Soll ich, um einer Bakche besser noch zu ähneln, 
den Thyrsos mit der Rechten oder Linken fassen? 
 
DIONYSOS: 
Rechts halte ihn, und schwinge zu der gleichen Zeit 
den rechten Fuß! Du bist bekehrt, das lob ich mir! 
 
PENTHEUS: 
Kann ich die Schluchten des Kithairon und mit ihnen 
die Bakchen allesamt mir auf die Schultern laden? 
 
DIONYSOS: 
Du kannst es, wenn du willst. Du hast vorhin nur falsch 
gedacht. Jetzt endlich denkst du, wie es dir geziemt. 
 
PENTHEUS: 
Mit Hebeln? Oder reiße ich ihn hoch mit Händen, 
an seinen Gipfel fest gestemmt mit Arm und Schulter? 
 
DIONYSOS: 
Zerstöre nicht die Wohnungen der Nymphen und 
die Grotten Pans, in denen er die Flöte bläst! 
 
PENTHEUS: 
Recht hast du. Nicht mit roher Kraft soll Frauen man 
bezwingen. Ein Versteck will ich im Tann mir suchen. 
 
DIONYSOS: 
Du wirst schon finden das Versteck, das dir gebührt, 
beschleichst du listig erst, als Späher, die Mainaden! 
 
PENTHEUS: 
Im Dickicht, glaub ich, werden sie gewiß, wie Vögel, 
am Spiel der Liebe sich erfreun, im trauten Nest! 
 
DIONYSOS 
Zu diesem Zwecke eben ziehst du spähend aus; 
vielleicht ertappst du sie – wirst du nicht erst ertappt! 
 
PE  
komize dia mesês me Thêbaias chthonos: 
monos gar autôn eim' anêr tolmôn tode. 
 
DI  
monos su poleôs têsd' huperkamneis, monos: 
toigar s' agônes anamenousin hous echrên. 
hepou de: pompos [d'] eim' egô sôtêrios, 
keithen d' apaxei s' allos. 
 
PE                       hê tekousa ge. 
 
DI  
episêmon onta pasin. 
  
PE                      epi tod' erchomai. 
  
DI  
pheromenos hêxeis . . . 
  
PE                     habrotêt' emên legeis. 
 
DI  
en chersi mêtros. 
  
PE                    kai truphan m' anankaseis. 
 
DI  
truphas ge toiasde. 
  
PE                   axiôn men haptomai. 
 
DI  
deinos su deinos kapi dein' erchêi pathê, 
hôst' ouranôi stêrizon heurêseis kleos. 
 
ektein', Agauê, cheiras hai th' homosporoi 
Kadmou thugateres: ton neanian agô 
tond' eis agôna megan, ho nikêsôn d' egô 
kai Bromios estai. talla d' auto sêmanei. 
 
PENTHEUS: 
Geleite mitten mich durch Theben! Bin ich doch 
allein in Theben Manns genug, den Gang zu wagen! 
 
DIONYSOS: 
Du nimmst für Theben die Gefahr auf dich, nur du! 
Drum harrt ein Kampf auch deiner, wie du ihn verdient. 
Folg mir! Ich will dich sicher leiten! Und zurück 
wird dich ein andrer führen... 
 
PENTHEUS:            Meine Mutter, ja! 
 
DIONYSOS 
... vor aller Augen! 
 
PENTHEUS:            Darum eben zieh ich aus. 
 
DIONYSOS: 
Getragen sollst du werden ... 
 
PENTHEUS:            Glanz für mich und Pracht! 
 
DIONYSOS: 
... von deiner Mutter Hand! 
 
PENTHEUS:            Du nötigst mich zum Stolz! 
 
DIONYSOS: 
Ja, solchem Stolz! 
 
PENTHEUS:            Ich ernte freilich was mir zusteht. 
 
DIONYSOS 
Groß bist du, und zu großen Taten ziehst du aus. 
Daher soll auch dein Ruhm bis in den Himmel steigen. 
 
Streck deine Hände aus, Agaue, mit den Schwestern, 
den Kadmostöchtern Diesen Jüngling führe ich 
in einen heißen Kampf. Ich werde Sieger sein, 
mit Bakchos. Alles Weitre lehrt der Hergang selbst. 
 
weiter zum fünften Chorlied und den Schlußszenen
 
 
Dionysos Prolog * erstes Chorlied, Einzug der Bakchen
Teiresias und Kadmos, trunken * Pentheus tritt auf * Teiresias belehrt Pentheus
 
zweites Chorlied * Dionysos vor Pentheus
drittes Chorlied * Wechselgesang zwischen Dionysos und dem Bakchenchor * Dionysos wieder vor Pentheus
 
Botenbericht des Hirten vom Treiben der Bakchen
Dionysos verführt Pentheus zur Neugier * viertes Chorlied * Dionysos mit Pentheus bei den Bakchen
 
fünftes Chorlied * Botenbericht des Dieners von der Zerreißung des Pentheus
sechstes Chorlied, Wechselgesang mit Agaue * Kadmos weckt Agaue aus dem Rausch
Reue des Kadmos nach der Katástrophê * Schlußlied des Dionysos * Schlußlied des Chores
 
vgl. Apollodoros, Bibliothêkê : Dionysos-Sagenkreis
und Philostratos, Eikones (Bildbeschreibungen) 1,18 : Bakchen
 
Dionysos verwandelt die Piraten in Delphine
Odysseus lauscht den Sirenen, angebunden an den Mast
Dionysosmosaik in Korinth, 2.Jhd.n.Chr.