[20.
Die Entstehung der vier ursprünglichen Körper aus dem Zusammentreten
der zwei schönsten Dreiecke]
prôton men dê pur kai gê kai
hudôr kai aêr hoti sômata esti, dêlon pou kai panti:
to de tou sômatos eidos pan kai bathos
echei.
to de bathos au pasa anankê tên epipedon
perieilêphenai phusin:
hê de orthê tês epipedou baseôs
ek trigônôn sunestêken.
Daß nun erstens Feuer,
Erde, Wasser und Luft Körper sind, das sieht wohl jeder ein;
aber jede Gattung von Körpern
hat auch Tiefe,
und es ist ferner durchaus
notwendig, daß die Tiefe das Wesen der Fläche um sich herum
hat,
die rechtwinklige Fläche
aber besteht aus Dreiecken.
ta de trigôna panta ek duoin archetai [53d]
trigônoin,
mian men orthên echontos hekaterou gônian,
tas de oxeias:
hôn to men heteron hekaterôthen echei
meros gônias orthês pleurais isais diêirêmenês,
to d' heteron anisois anisa merê nenemêmenês.
Alle Dreiecke nun gehen
von zweien aus,
deren jedes einen rechten
und sonst spitze Winkel hat;
das eine von beiden hat
zu beiden Seiten die Hälfte eines rechten Winkels, der durch gleiche
Seiten eingefaßt wird,
das andere aber ungleiche
Teile eines rechten Winkels, der an ungleiche Seiten ausgeteilt ist.
tautên dê puros archên kai
tôn allôn sômatôn hupotithemetha
kata ton met' anankês eikota logon poreuomenoi:
tas d' eti toutôn archas anôthen
theos oiden
kai andrôn hos an ekeinôi philos
êi.
Das also nehmen wir, indem
wir den Weg, der sich uns als mit Notwendigkeit verbunden
und zugleich wahrscheinlich
zeigt, einschlagen, als den Anfang des Feuers und der übrigen Körper
an;
die noch weiter zurückgehenden
Anfänge dieser aber kennt nur Gott
und wer unter den Menschen
sich seiner Huld erfreut.
dei dê legein poia [53e]
kallista sômata genoit' an tettara,
anomoia men heautois, dunata de ex allêlôn
autôn atta dialuomena gignesthai:
toutou gar tuchontes echomen tên alêtheian
geneseôs peri gês te kai puros
tôn te ana logon en mesôi.
tode gar oudeni sunchôrêsometha,
kalliô toutôn horômena sômata
einai pou kath' hen genos hekaston on.
Angeben müssen wir
aber, wie wohl die vier schönsten Körper entstanden,
unähnlich zwar unter
sich, von denen aber manche durch Auflösung aus einander zu entstehen
vermögen.
Gelang uns das, dann erfassen
wir die Wahrheit über das Entstehen der Erde und des Feuers
und der ihrem Verhältnisse
nach die Mittelstellen einnehmenden;
denn das werden wir niemandem
einräumen,
daß es, wenn jeder
von diesen Körpern als eine eigene Gattung besteht, schönere
sichtbare gebe als sie.
tout' oun prothumêteon,
ta diapheronta kallei sômatôn tettara
genê sunarmosasthai
kai phanai tên toutôn hêmas
phusin hikanôs eilêphenai.
Dahin also müssen wir
streben,
die durch ihre Schönheit
ausgezeichneten vier Gattungen der Körper zusammenzufügen,
dann können wir behaupten,
daß wir ihre Natur zur Genüge erfahren.
[54a] toin dê duoin trigônoin to
men isoskeles mian eilêchen phusin, to de promêkes aperantous:
proaireteon oun au tôn apeirôn to
kalliston,
ei mellomen arxesthai kata tropon.
Von den beiden Dreiecken
hat nun das gleichschenklige nur eine das ungleichseitige aber unzählige.
Von diesen zahllosen müssen
wir nun ferner das schönste auswählen,
wenn wir in folgerechter
Weise beginnen wollen.
an oun tis echêi kallion eklexamenos
eipein eis tên toutôn sustasin,
ekeinos ouk echthros ôn alla philos kratei:
tithemetha d' oun tôn pollôn trigônôn
kalliston hen, huperbantes talla,
ex hou to isopleuron trigônon ek tritou
sunestêken.
Weiß aber jemand ein
für die Zusammensetzung dieser Körper schöneres auszuwählen
und anzugeben,
den begrüßen
wir nicht als Gegner, sondern als einen das Rechte behauptenden Freund.
Wir nehmen also, mit Übergehung
der übrigen von den vielen Dreiecken eins als das schönste an,
aus welchem drittens das
gleichseitige entstand,
[54b] dihoti de, logos pleiôn:
alla tôi touto elenxanti kai
aneuronti dê houtôs echon keitai
philia ta athla.
weshalb, das erheischt eine
ausführlichere Darlegung;
der Kampfpreis desjenigen
aber, welcher das gründlich widerlegt und entdeckt, daß es nicht
so sich verhalte,
sei unsere Freundschaft.
proêirêsthô dê
duo trigôna
ex hôn to te tou puros kai ta tôn
allôn sômata memêchanêtai,
to men isoskeles,
to de triplên kata dunamin echon tês
elattonos tên meizô pleuran aei.
Zwei Dreiecken sei denn
der Vorzug zuerkannt,
aus welchen die Körper
des Feuers und der übrigen Grundstoffe zusammengefügt sind,
dem gleichschenkligen
und demjenigen, in welchem
stets das Quadrat der größeren Seite das dreifache des der kleineren
ist.
to dê prosthen asaphôs rhêthen
nun mallon dihoristeon.
ta gar tettara genê di' allêlôn
eis allêla ephaineto panta genesin echein,
ouk orthôs phantazomena:
gignetai men gar ek [54c] tôn trigônôn
hôn proêirêmetha genê tettara,
tria men ex henos tou tas pleuras anisous echontos,
to de tetarton hen monon ek tou isoskelous trigônou
sunarmosthen.
Aber das früher undeutlich
Ausgesprochene müssen wir jetzt genauer bestimmen.
Alle vier Gattungen nämlich
schienen durch einander hindurch ineinander das Entstehen zu haben,
doch dieser Anschein war
nicht richtig.
Denn aus den Dreiecken,
die wir auswählten, entstehen vier Gattungen;
drei derselben aus dem einen,
welches ungleiche Seiten hat;
aber die vierte allein ist
aus dem gleichseitigen Dreieck zusammengefügt.
oukoun dunata panta eis
allêla dialuomena ek pollôn smikrôn
oliga megala kai tounantion gignesthai,
ta de tria hoion te: ek gar henos hapanta pephukota
Bei allen ist es also nicht
möglich,
daß durch Auflösung
ineinander aus vielen kleinen wenige große und umgekehrt entstehen,
bei dreien aber ist es tunlich,
denn alle sind aus einem entstanden;
luthentôn te tôn meizonôn polla
smikra ek tôn autôn sustêsetai,
dechomena ta prosêkonta heautois schêmata,
kai smikra hotan au polla kata [54d] ta trigôna
diasparêi,
genomenos heis arithmos henos onkou mega apoteleseien
an allo eidos hen.
werden aber die größeren
aufgelöst, so werden aus ihnen viele kleine entstehen,
indem sie die ihnen zukommenden
Gestalten annehmen;
wenn dagegen viele kleine
nach Dreiecken gesondert werden,
dann dürfte eine Zahl
eine andere große Gestaltung eines Umfangs bilden.
tauta men oun lelechthô peri tês
eis allêla geneseôs:
hoion de hekaston autôn gegonen eidos kai
ex hosôn sumpesontôn arithmôn,
legein an hepomenon eiê.
Soviel über den Übergang
der einen in die andere.
Zunächst dürfte
wohl zu erklären sein,
wie jede einzelne Gattung
und aus wie vieler Zahlen Zusammentreffen sie entstand.
arxei dê to te prôton eidos kai smikrotaton
sunhistamenon,
stoicheion d' autou to tên hupoteinousan
tês elattonos pleuras diplasian echon mêkei:
Den Anfang soll die erste,
in ihrer Zusammensetzung kleinste Gestaltung machen;
das ihr zugrunde liegende
Dreieck ist das, dessen Hypotenuse die kleinere Kathete um das Doppelte
übertrifft.
sunduo de toioutôn kata diametron suntithemenôn
kai tris toutou [54e] genomenou,
tas diametrous kai tas bracheias pleuras eis
tauton hôs kentron ereisantôn,
hen isopleuron trigônon ex hex ton arithmon
ontôn gegonen.
Werden je zwei dergleichen
mit den Hypotenusen aneinandergelegt und das dreimal wiederholt,
indem die Dreiecke mit den
Hypotenusen und den kürzeren Katheten in einem Punkte zusammentreffen,
so entsteht aus der Zahl
nach sechs Dreiecken ein gleichseitiges.
trigôna de isopleura sunhistamena tettara
kata suntreis epipedous gônias mian sterean
[55a] gônian poiei, tês amblutatês
tôn epipedôn gôniôn ephexês gegonuian:
Vier zusammengefügte,
gleichseitige Dreiecke bilden durch je drei ebene Winkel einen körperlichen,
welcher dem stumpfesten
unter den ebenen am nächsten kommt.
toioutôn de apotelestheisôn tettarôn
prôton eidos stereon,
holou peripherous dianemêtikon eis isa
merê kai homoia, sunhistatai.
Durch die Bildung vier solcher
Winkel entstand der erste feste Körper,
vermittels dessen die ganze
(um ihn beschriebene) Kugel in gleiche und ähnliche Teile zerlegbar
ist.
deuteron de ek men tôn autôn trigônôn,
kata de isopleura trigôna oktô sustantôn,
mian apergasamenôn sterean gônian
ek tettarôn epipedôn:
kai genomenôn hex toioutôn to deuteron
au sôma houtôs eschen telos.
Der zweite Körper entsteht
aus denselben Dreiecken, welche zu acht gleichseitigen sich verbinden
und aus vier ebenen einen
körperlichen Winkel bilden;
nachdem aber dergleichen
sechs entstanden sind, erhält auch der zweite Körper seine Vollendung.
to de triton ek dis hexêkonta tôn
stoicheiôn sumpagentôn, [55b] stereôn de gôniôn
dôdeka,
hupo pente epipedôn trigônôn
isopleurôn periechomenês hekastês,
eikosi baseis echon isopleurous trigônous
gegonen.
Der dritte entstand aus
der Zusammenfügung von zwei mal sechzig Grunddreiecken und zwölf
körperlichen Winkeln,
deren jeder von fünf
gleichseitigen ebenen Dreiecken eingeschlossen ist,
während er zwanzig
gleichseitige Dreiecke zu Grundflächen hat.
kai to men heteron apêllakto tôn
stoicheiôn tauta gennêsan,
to de isoskeles trigônon egenna tên
tou tetartou phusin,
kata tettara sunhistamenon, eis to kentron tas
orthas gônias sunagon,
hen isopleuron tetragônon apergasamenon:
hex de toiauta [55c] sumpagenta gônias
oktô stereas apetelesen,
kata treis epipedous orthas sunarmostheisês
hekastês:
Und nach Erzeugung dieser
Körper hat das eine der beiden Dreiecke seine Dienste getan,
das gleichschenklige aber
ließ die Natur des vierten entstehen,
indem es, zu vieren sich
vereinigend und die rechten Winkel im Mittelpunkt zusammenführend,
ein gleichseitiges Viereck
bildete;
sechs dergleichen verbanden
sich zu acht körperlichen Winkeln,
deren jeden drei recht winklige
Ebenen einschlossen.
to de schêma tou sustantos sômatos
gegonen kubikon,
hex epipedous tetragônous isopleurous baseis
echon.
eti de ousês sustaseôs mias pemptês,
epi to pan ho theos autêi katechrêsato
ekeino diazôgraphôn.
Die Gestalt des so entstandenen
Körpers ist die des Würfels,
der sechs gleichseitige,
viereckige Grundflächen hat.
Da aber noch eine, die fünfte
Zusammenfügung übrig war,
so benutzte Gott diese für
das Weltganze, indem er Figuren darauf anbrachte.
[21.
Möglichkeit von fünf Welten? Verteilung der ursprünglichen
Körper an die vier Grundstoffe]
ha dê tis ei panta logizomenos emmelôs
aporoi
poteron apeirous chrê kosmous einai legein
ê peras echontas,
to men [55d] apeirous hêgêsait' an
ontôs apeirou tinos einai dogma hôn
empeiron chreôn einai,
poteron de hena ê pente autous alêtheiai
pephukotas legein pote prosêkei,
mallon an tautêi stas eikotôs
diaporêsai.
Sollte nun jemand, wenn
er das alles sorgfältig erwägt, in Zweifel sein,
ob man eine unbeschränkte
oder beschränkte Zahl von Welten anzunehmen habe,
dann würde er wohl
die Annahme einer unbeschränkten
für die Meinung eines
darin, worin keine Beschränkung stattfinden sollte, wirklich beschränkten
Geistes ansehen;
ob es aber angemessen sei,
zu sagen, daß es von Natur in Wahrheit eine oder daß es deren
fünf gebe,
das ließe sich von
diesem Standpunkte aus mit größerem Fug in Zweifel ziehen.
to men oun dê par' hêmôn hena
auton kata ton eikota logon pephukota mênuei theon,
allos de eis alla pêi blepsas
hetera doxasei.
Nach unserer Ansicht stellt
es sich heraus, daß sie der Wahrscheinlichkeit zufolge von Natur
nur ein Gott ist;
ein anderer aber wird, indem
er auf irgend etwas anderes sein Augenmerk richtet, einer anderen Meinung
sein.
kai touton men metheteon,
ta de gegonota nun tôi logôi
genê dianeimômen eis pur kai gên kai hudôr kai
aera.
Doch ihn müssen wir
gehen lassen;
jetzt aber wollen wir die
unserer Rede zufolge entstandenen Gattungen in Feuer, Erde, Wasser und
Luft teilen.
gêi men dê to kubikon
eidos dômen:
[55e] akinêtotatê gar tôn tettarôn
genôn gê kai tôn sômatôn plastikôtatê,
malista de anankê gegonenai toiouton to
tas baseis asphalestatas echon:
Der Erde wollen wir die
Würfelgestalt zuweisen,
denn die Erde ist von den
vier Gattungen die unbeweglichste und unter den Körpern der bildsamste;
dazu muß aber notwendig
derjenige werden, welcher die festesten Grundflächen hat.
basis de hê te tôn kat' archas trigônôn
hupotethentôn
asphalestera kata phusin hê tôn isôn
pleurôn tês tôn anisôn,
to te ex hekaterou suntethen epipedon isopleuron
isopleurou tetragônon trigônou
kata te merê kai kath' holon stasimôterôs
ex anankês bebêken.
Nun ist die aus den anfänglich
zugrunde gelegten Dreiecken zusammengefügte Grundfläche
ihrer Natur nach bei gleichen
Seiten fester als bei ungleichen
und die aus beiden zusammengesetzte
gleichseitige Fläche notwendig,
in ihren Teilen und im ganzen,
vierseitig feststehender als dreiseitig.
diho [56a] gêi men touto aponemontes
ton eikota logon diasôizomen,
hudati d' au tôn loipôn to duskinêtotaton
eidos,
to d' eukinêtotaton puri, to de meson aeri:
kai to men smikrotaton sôma puri, to d'
au megiston hudati, to de meson aeri:
kai to men oxutaton au puri, to de deuteron aeri,
to de triton hudati.
Darum bleiben wir der Annahme
des Wahrscheinlichen treu, indem wir das der Erde zuteilen,
dem Wasser dagegen die unter
den übrigen am mindesten bewegliche Gattung,
die beweglichste dem Feuer,
die dazwischenliegende der Luft;
weiter den kleinsten Körper
dem Feuer, den größten dem Wasser, den mittleren der Luft;
die schärfste Spitze
ferner dem Feuer, die zweite dem Wasser, die dritte der Luft.
taut' oun dê panta, to men echon oligistas
baseis eukinêtotaton anankê pephukenai,
tmêtikôtaton te [56b] kai oxutaton
on pantêi pantôn, eti te elaphrotaton,
ex oligistôn sunestos tôn autôn
merôn:
to de deuteron deuterôs ta auta taut' echein,
tritôs de to triton.
Bei diesen allen muß
also dasjenige, welches die wenigsten Grundflächen hat, von Natur
das beweglichste sein,
indem es allerwärtshin
das schneidendste und schärfste von allen ist sowie auch das leichteste,
da es aus den wenigsten
gleichförmigen Teilen besteht;
das zweite muß in
denselben Beziehungen die zweite, das dritte die dritte Stelle einnehmen.
estô dê kata ton orthon logon kai
kata ton eikota
to men tês puramidos stereon gegonos eidos
puros stoicheion kai sperma:
to de deuteron kata genesin eipômen aeros,
to de triton hudatos.
Es gelte uns aber, der richtigen
sowie auch wahrscheinlichen Ansicht zufolge,
der Körper, welcher
zur Pyramide sich gestaltete, für den Grundbestandteil und den Samen
des Feuers;
den seinem Entstehen nach
zweiten Körper wollen wir für den der Luft,
den dritten für den
des Wassers erklären.
panta oun dê tauta dei dianoeisthai smikra
houtôs,
hôs kath' [56c] hen hekaston men tou genous
hekastou dia smikrotêta ouden horômenon huph' hêmôn,
sunathroisthentôn de pollôn tous
onkous autôn horasthai:
kai dê kai to tôn analogiôn
peri te ta plêthê kai tas kinêseis kai tas allas dunameis
pantachêi ton theon,
hopêiper hê tês
anankês hekousa peistheisa te phusis hupeiken,
tautêi pantêi
di' akribeias apotelestheisôn hup' autou sunêrmosthai tauta
ana logon.
Das alles aber müssen
wir so klein denken,
daß jedes Einzelne
jeder Gattung seiner Kleinheit wegen von uns nicht gesehen wird,
sondern daß wir nur
die Massen vieler zusammengehäufter erblicken;
und so auch, daß Gott
allerwärts die Verhältnisse der Mengen, der Bewegungen und übrigen
Kräfte,
insofern es die Natur der
Notwendigkeit willig und gehorsam gestattete
– daß er so vollständig
alles auf das genaueste ordnete und zu verhältnismäßiger
Übereinstimmung führte.
[22.
Der Übergang der Grundstoffe ineinander]
ek dê pantôn hônper ta genê
proeirêkamen
hôd' an kata [56d] to eikos malist' an
echoi.
Nach allem nun, was wir
über die Gattungen bereits bemerkt haben,
möchte es wohl der
Wahrscheinlichkeit nach folgendergestalt sich verhalten.
gê men suntunchanousa puri dialutheisa
te hupo tês oxutêtos autou pheroit' an,
eit' en autôi puri lutheisa
eit' en aeros eit' en hudatos onkôi tuchoi,
mechriper an autês pêi
suntuchonta ta merê, palin sunharmosthenta auta hautois, gê
genoito
-- ou gar eis allo ge eidos elthoi pot' an --
Es dürfte die Erde,
trifft sie mit dem Feuer zusammen, durch dessen Schärfe aufgelöst
umhergetrieben werden
– ob sie nun im Feuer selbst
aufgelöst wird oder in einer Masse von Luft oder Wasser sich befindet
–,
bis etwa ihre Teile irgendwo
zusammentreffen und wieder unter sich selbst verbunden zur Erde werden;
denn in eine andere Gattung
dürfte diese wohl nicht übergehen.
hudôr de hupo puros meristhen, eite kai
hup' aeros,
enchôrei gignesthai sustanta hen men puros
sôma, duo [56e] de aeros:
ta de aeros tmêmata ex henos merous dialuthentos
du' an genoisthên sômata puros.
Das durch das Feuer oder
auch die Luft zerteilte Wasser aber kann,
wieder vereinigt, zu einem
feurigen und zwei luftigen Körpern sich gestalten.
Bei der Luftzerteilung ferner
dürften wohl aus einem aufgelösten Teile zwei feurige Körper
sich bilden;
kai palin, hotan aeri pur hudasin te ê
tini gêi perilambanomenon en pollois oligon,
kinoumenon en pheromenois, machomenon kai nikêthen
katathrausthêi,
duo puros sômata eis hen sunhistasthon
eidos aeros:
und umgekehrt, wenn Feuer,
von Luft, Wasser und manchen erdigen Bestandteilen, das spärliche
von vielen umgeben,
von dem Urnhergetriebenen
in Bewegung gesetzt, gegen sie ankämpfend und unterliegend, zerfliegt,
dann vereinigen sich zwei
feurige Körper zu einer Luftgestalt.
kai kratêthentos aeros kermatisthentos
te
ek duoin holoin kai hêmiseos hudatos eidos
hen holon estai sumpages.
Unterliegt aber die Luft
und wird sie zersetzt,
dann wird aus zwei und einem
halben Teile derselben ein vollständiger Wasserkörper zusammengepreßt.
hôde gar dê logisômetha auta
palin,
hôs hotan en puri lambanomenon tôn
[57a] allôn
hup' autou ti genos têi tôn
gôniôn kai kata tas pleuras oxutêti temnêtai,
sustan men eis tên ekeinou phusin pepautai
temnomenon
-- to gar homoion kai tauton hautôi
genos hekaston oute tina metabolên empoiêsai dunaton
oute ti pathein hupo tou kata tauta homoiôs
te echontos --
Wir wollen sie nämlich
wiederum folgenden Betrachtungen unterwerfen.
Wenn von den anderen Gattungen
eine, vom Feuer umgeben,
durch die Schärfe der
Winkel und Kanten desselben zerschnitten wird,
so hört dieses Zerschneiden
auf, sobald sie in die Natur des Feuers übergeht;
denn jede ähnliche
und sich selbst gleiche Gattung kann weder auf die ihr selbst gleiche und
ähnliche einwirken
noch von der in solchem
Zustande befindlichen etwas erleiden.
heôs d' an eis allo ti gignomenon hêtton
on kreittoni machêtai,
luomenon ou pauetai.
Solange aber das Schwächere
mit dem Stärkeren beim Übergange in ein anderes ringt,
hört es nicht auf,
sich aufzulösen.
ta te au smikrotera hotan en tois meizosin pollois
perilambanomena [57b] oliga diathrauomena katasbennuêtai, sunhistasthai
men ethelonta eis tên tou kratountos idean pepautai katasbennumena
gignetai te ek puros aêr, ex aeros hudôr:
Ist dagegen das Kleinere
vom Größeren, das Wenige von dem Vielen umgeben und verlischt
durch Zersetzung,
dann hört es zu verlöschen
auf, wenn es mit der Gestalt des Überlegenen sich verbinden will,
und aus Feuer wird Luft,
aus Luft Wasser;
ean d' eis tauta iêi
kai tôn allôn ti sunion genôn
machêtai,
luomena ou pauetai,
prin ê pantapasin ôthoumena kai dialuthenta
ekphugêi pros to sungenes,
ê nikêthenta, hen ek pollôn
homoion tôi kratêsanti genomenon,
autou sunoikon meinêi.
geht es aber in diese letzteren
über
und kämpft gegen dasselbe
eine der anderen, mit jener zusammengeratende Gattung,
dann läßt es
nicht ab sich aufzulösen,
bis es entweder, völlig
ausgestoßen und aufgelöst, zu dem Verwandten sich flüchtet
oder bis, besiegt, aus Vielem
ein dem Obsiegenden Ähnliches wird
und mit ihm an derselben
Stelle verharrt.
kai [57c] dê kai kata tauta ta pathêmata
diameibetai tas chôras hapanta:
diestêken men gar tou genous hekastou ta
plêthê kata topon idion
dia tên tês dechomenês kinêsin,
ta de anomoioumena hekastote heautois, allois
de homoioumena,
pheretai dia ton seismon pros ton ekeinôn
hois an homoiôthêi topon.
Bei solchen Einwirkungen
nämlich vertauscht gewiß alles seine Stelle;
denn die Masse jeder einzelnen
Gattung tritt auseinander zu seiner eigenen Stelle
vermöge der Bewegung
der Aufnehmenden,
und das jedesmal sich selbst
unähnlich, anderem aber ähnlich Gewordene
wird durch die Erschütterung
nach der Stelle desjenigen hingetrieben,
dessen Ähnlichkeit
es annahm.
hosa men oun akrata kai prôta sômata
dia toioutôn aitiôn gegonen:
to d' en tois eidesin autôn hetera empephukenai
genê
tên hekaterou tôn stoicheiôn
aitiateon sustasin,
[57d] mê monon hen hekateran megethos echon
to trigônon phuteusai kat' archas,
all' elattô te kai meizô, ton arithmon
de echonta tosouton hosaper an êi tan tois eidesi genê.
Durch solche Vorgänge
also erfolgte die Bildung der einfachen und ersten Körper;
daß sich aber in ihren
Gestaltungen von Natur verschiedene Gattungen herausstellten,
davon ist die Ursache auf
die Zusammensetzung jeder der beiden Grundformen zurückzuführen,
indem anfangs beide Zusammensetzungen
nicht bloß ein Dreieck von einer Größe erzeugen,
sondern größere
und kleinere, deren Anzahl den Gattungen gleichkommt, in welche die Gestaltungen
zerfallen.
diho dê summeignumena auta te pros hauta
kai pros allêla tên poikilian estin apeira:
hês dê dei theôrous gignesthai
tous mellontas peri phuseôs eikoti logôi
chrêsesthai.
Darum ist die Mannigfaltigkeit
ihrer Mischungen unter sich und untereinander eine unendliche,
welcher diejenigen nachforschen
müssen,
welche eine wahrscheinliche
Darstellung der Natur zu geben beabsichtigen.
[23.
Erklärung der immerwährenden Bewegung der Körper]
kinêseôs oun staseôs te peri,
tina tropon kai meth' hôntinôn gignesthon,
ei mê tis dihomologêsetai,
poll' an eiê [57e] empodôn tôi
katopisthen logismôi.
Verständigt sich also
jemand nicht,
in welcher Weise und in
welchen Verbindungen Bewegung und Stillstand erfolgen,
so dürfte das wohl
der weiteren Untersuchung vielfach hinderlich sein.
ta men oun êdê peri autôn eirêtai,
pros d' ekeinois eti tade,
en men homalotêti mêdepote ethelein
kinêsin eneinai.
to gar kinêsomenon aneu tou kinêsontos
ê to kinêson aneu tou kinêsomenou
chalepon, mallon
de adunaton, einai:
kinêsis de ouk estin toutôn apontôn,
tauta de homala einai pote adunaton.
Nun wurde darüber bereits
einiges gesagt, dem wir noch das hinzufügen,
daß bei Gleichartigkeit
nimmerdar ein Streben zur Bewegung stattfinde:
denn daß ein zu Bewegendes
ohne ein Bewegendes da ist oder ein Bewegendes ohne ein zu Bewegendes,
ist schwierig oder vielmehr
unmöglich;
wo nun diese fehlen, da
tritt keine Bewegung ein,
daß sie jedoch gleichartig
seien, ist nicht möglich.
houtô dê stasin men en homalotêti,
kinêsin de eis anômalotêta aei [58a]
tithômen:
aitia de anisotês au tês anômalou
phuseôs.
Demnach wollen wir stets
den Stillstand der Gleichartigkeit, die Bewegung aber der Ungleichartigkeit
zuschreiben.
Das Wesen der Ungleichartigkeit
hat aber in der Ungleichheit seinen Grund.
anisotêtos de genesin men dielêluthamen:
pôs de pote ou kata genê diachôristhenta
hekasta
pepautai tês di' allêlôn kinêseôs
kai phoras, ouk eipomen.
hôde oun palin eroumen.
Die Entstehung der Ungleichheit
haben wir bereits entwickelt;
doch wie es wohl kommt,
daß nicht alle als gänzlich nach Gattungen geschieden
aufhören mit der Bewegung
durch einander und der Ortsveränderung, das erläuterten wir noch
nicht.
Darauf also zurückkommend
wollen wir das so erklären.
hê tou pantos periodos, epeidê sumperielaben
ta genê,
kukloterês ousa kai pros hautên pephukuia
boulesthai sunienai,
sphingei panta kai kenên chôran oudemian
eai leipesthai.
Der Umfang des Alls, nachdem
er einmal die verschiedenen Gattungen in sich zusammenfaßte,
drängt, da er kreisförmig
ist und von Natur das Bestreben hat, in sich selbst zurückzukehren,
alles zusammen und gestattet
nicht, daß ein leerer Raum übrigbleibe.
diho [58b] dê pur men eis hapanta dielêluthe
malista, aêr de deuteron, hôs leptotêti deuteron ephu,
kai talla tautêi:
ta gar ek megistôn merôn gegonota
megistên kenotêta en têi sustasei paraleloipen,
ta de smikrotata elachistên.
Darum durchdringt vor allem
das Feuer alles, zweitens die Luft, als das an Feinheit zweite,
und das übrige in demselben
Verhältnisse;
denn das aus den größten
Bestandteilen Entstandene läßt bei der Zusammensetzung die größten
Zwischenräume,
das aus den kleinsten aber
die kleinsten.
hê dê tês pilêseôs
sunodos ta smikra eis ta tôn megalôn diakena sunôthei.
smikrôn oun para megala tithemenôn
kai tôn elattonôn ta meizona diakrinontôn,
tôn de meizonôn ekeina sunkrinontôn,
pant' anô katô metapheretai pros
tous heautôn topous:
Das verdichtende Zusammentreffen
drängt nämlich die kleinen in die Zwischenräume der großen
zusammen.
Befinden sich nun die kleinen
neben den großen und zertrennen die kleineren die größeren,
während die größeren
jene zusammenbringen,
dann wird alles nach hierhin
und dorthin, jedes nach seiner Stelle, getrieben;
[58c] metaballon gar to megethos hekaston kai
tên topôn metaballei stasin.
houtô dê dia tauta te hê tês
anômalotêtos diasôizomenê genesis aei
tên aei kinêsin toutôn ousan
esomenên te endelechôs parechetai.
denn die Veränderung
der Größe eines jeden hat auch eine Veränderung seiner
Stelle zur Folge.
So bewirkt demnach die fortwährend
bewahrte Erzeugung der Ungleichartigkeit
die nie, weder jetzt noch
in Zukunft, unterbrochene Bewegung der Körper.
[24.
Arten des Feuers und des Wassers: das Flüssige und das Geschmolzene.
Erklärung des Schmelzens und Erstarrens]
meta dê tauta dei noein hoti puros te genê
polla gegonen,
hoion phlox to te apo tês phlogos apion,
ho kaei men ou, phôs de tois ommasin parechei,
to te phlogos aposbestheisês en
[58d] tois diapurois kataleipomenon autou:
Ferner müssen wir erwägen,
daß es viele Arten des Feuers gibt,
wie zum Beispiel die Flamme
und das von der Flamme Ausströmende,
welches zwar nicht brennt,
aber doch den Augen Helligkeit gewährt,
sowie das nach dem Verlöschen
der Flamme in den Brennstoffen Zurückbleibende.
kata tauta de aeros, to men euagestaton epiklên
aithêr kaloumenos,
ho de tholerôtatos homichlê te kai
skotos,
hetera te anônuma eidê, gegonota
dia tên tôn trigônôn anisotêta.
Ebenso führt die reinste
Gattung der Luft den Namen Äther,
die getrübteste aber
den des Nebels und des DunkeIn;
auch andere durch keinen
Namen bezeichnete gibt es, vermöge der Ungleichheit der Dreiecke.
ta de hudatos dichêi men prôton,
to men hugron, to de chuton genos autou.
Der Gattungen des Wassers
gibt es zuvörderst zwei,
die des Flüssigen und
die des Geschmolzenen.
to men oun hugron dia to metechon einai tôn
genôn tôn hudatos hosa smikra, anisôn ontôn,
kinêtikon auto te kath' hauto kai hup'
allou dia tên anômalotêta kai tên tou schêmatos
idean gegonen:
Das Flüssige nun, weil
es teilhat an den Arten des Wassers, welche ungleich und klein sind,
wurde vermöge seiner
Ungleichartigkeit und des Wesens seiner Gestaltung in sich und durch anderes
beweglich.
to [58e] de ek megalôn
kai homalôn stasimôteron men ekeinou
kai baru pepêgos hupo homalotêtos
estin,
hupo de puros eisiontos kai dialuontos auto tên
homalotêta apoballei,
tautên de apolesan metischei mallon kinêseôs,
genomenon de eukinêton,
hupo tou plêsion aeros ôthoumenon
kai katateinomenon epi gên,
têkesthai men tên tôn onkôn
kathairesin,
rhoên de tên katatasin epi gên
epônumian hekaterou tou pathous elaben.
Das andere dagegen, aus
großen und gleichartigen Bestandteilen zusammengesetzt, ist fester
als jenes
und, wenn seine Gleichartigkeit
es erstarren ließ, schwer;
hat es aber durch das eindringende
und es auflösende Feuer seine Gleichartigkeit verloren,
dann wird es der Bewegung
teilhaftiger und, als ein Leichtbewegliches,
von der es umgebenden Luft
zusammengepreßt und nach der Erde herabgedrückt;
und es bekam die eine Veränderung
seines Zustandes, das Auflösen der Masse, den Namen des Schmelzens,
die andere dagegen, das
Herabrinnen zur Erde, den des Zerfließens.
[59a] palin d' ekpiptontos autothen tou puros,
hate ouk eis kenon exiontos, ôthoumenos
ho plêsion aêr eukinêton onta eti
ton hugron onkon eis tas tou puros hedras
sunôthôn auton hautôi
summeignusin:
Schwindet aber das Feuer
wieder aus demselben,
dann drängt die sie
umgebende und, weil jenes Feuer nicht in das Leere sich verliert, zusammergedrängte
Luft
die noch bewegliche flüssige
Masse nach dem Sitze des Feuers zusammen
und läßt sie
mit sich selbst sich vermischen.
ho de sunôthoumenos apolambanôn te
tên homalotêta palin,
hate tou tês anômalotêtos dêmiourgou
puros apiontos,
eis tauton hautôi kathistatai.
kai tên men tou puros apallagên psuxin,
tên de sunhodon apelthontos ekeinou pepêgos
einai genos proserrêthê.
Nachdem aber die zusammengedrängte
Masse,
durch das Entschwinden des
die Gleichartigkeit aufhebenden Feuers, wieder in die Gleichartigkeit kam,
tritt sie in den unter sich
gleichförmigen Zustand zurück;
und das Entweichen des Feuers
bezeichnen wir mit dem Ausdruck des Abkühlens,
das Zusammentreten nach
dem Entschwinden desselben aber mit dem des Erstarrens.
toutôn dê pantôn [59b]
hosa chuta proseipomen hudata,
to men ek leptotatôn kai homalôtatôn
puknotaton gignomenon,
monoeides genos, stilbonti kai xanthôi
chrômati koinôthen,
timalphestaton ktêma chrusos êthêmenos
dia petras epagê:
chrusou de ozos, dia puknotêta sklêrotaton
on kai melanthen, adamas eklêthê.
Aus den feinsten und gleichförmigsten
Bestandteilen aber bildete sich,
durch felsiges Gestein hindurchsickernd
und geläutert, die dichteste Masse,
eine einförmige, des
Glanzes und der gelben Farbe teilhaftige Gattung,
das unter allem, was wir
geschmolzene Flüssigkeiten nennen, am höchsten geachtete Gold.
Ein seiner Dichtigkeit wegen
sehr harter Auswuchs des Goldes, von schwarzer Farbe, wird Adamas genannt.
to d' engus men chrusou tôn merôn,
eidê de pleiona henos echon,
puknotêti de, têi men
chrusou puknoteron on,
kai gês morion oligon kai lepton metaschon,
hôste sklêroteron einai,
tôi [59c]
de megala entos hautou dialeimmata echein kouphoteron,
tôn lamprôn pêktôn te
hen genos hudatôn chalkos sustatheis gegonen:
to d' ek gês autôi meichthen,
hotan palaioumenô diachôrizêsthon palin ap' allêlôn,
ekphanes kath' hauto gignomenon ios legetai.
Das den Bestandteilen des
Goldes nahe Verwandte, aber in mehr als eine Art Zerfallende,
an Dichtigkeit das Gold
noch Übertreffende,
einen geringen und feinen
Bestandteil von Erde, der es härter macht, Enthaltende,
doch wegen der großen
innerhalb desselben befindlichen Zwischenräume Leichtere,
zu einer Gattung glänzender
und erstarrter Flüssigkeit Zusammengetretene ist das Kupfer;
das ihm beigemischte Erdige
wird, wenn beide verwittert wieder voneinander scheiden
und dasselbe als ein für
sich Bestehendes erscheint, Grünspan genannt.
talla de tôn toioutôn ouden poikilon
eti dialogisasthai
tên tôn eikotôn muthôn
metadiôkonta idean:
hên hotan tis anapauseôs heneka tous
peri tôn ontôn aei katathemenos logous,
tous geneseôs peri diatheômenos
[59d] eikotas ametamelêton hêdonên
ktatai,
metrion an en tôi biôi
paidian kai phronimon poioito.
tautêi dê kai ta nun ephentes
to meta touto tôn autôn peri ta hexês
eikota diimen têide.
Nun hält es nicht mehr
schwer, auch noch das übrige dahin Einschlagende zu erörtern,
wenn man die Art der wahrscheinlichen
Darlegung verfolgt.
Schafft sich jemand, indem
er die Untersuchungen über das ewig Seiende ruhen läßt
und, zu seiner Erholung,
über das Entstehen dem Wahrscheinlichen nachforscht, ein harmloses
Ergötzen,
so dürfte das wohl
im Leben eine das Maß nicht überschreitende, vernünftige
Unterhaltung gewähren.
Indem wir diese auch jetzt
uns erlauben,
wollen wir in folgender
Weise das Weitere, was über diese Gegenstände uns wahrscheinlich
dünkt, darlegen.
to puri memeigmenon hudôr,
hoson lepton hugron te dia tên kinêsin
kai tên hodon hên kulindoumenon epi
gês hugron legetai,
malakon te au tôi tas baseis
hêtton hedraious ousas ê tas gês hupeikein,
touto hotan puros apochôristhen aeros te
monôthêi,
[59e] gegonen men homalôteron, suneôstai
de hupo tôn exiontôn eis hauto,
pagen te houtôs to men huper gês
malista pathon tauta chalaza, to d' epi gês krustallos,
to de hêtton, hêmipages te on eti,
to men huper gês au chiôn,
to d' epi gês sumpagen ek drosou genomenon
pachnê legetai.
Das mit Feuer vermischte
Wasser,
welches als dünn und
flüssig wegen seiner Beweglichkeit
und wegen des Flusses, mit
dem es über die Erde dahinfließt, flüssig genannt wird
sowie weich ist, weil seine
Grundflächen, minder fest als die der Erde, nachgeben
– dieses, wenn es durch
das Ausscheiden des Feuers und die Trennung von der Luft vereinzelt wurde,
wird dann gleichförmiger
und zugleich durch die ausscheidenden Teile in sich selbst zusammengedrängt
und das so Verdichtete,
geschieht es über der Erde, gewöhnlich Hagel, auf der Erde Eis,
das minder, erst zur Hälfte
Verdichtete über der Erde Schnee,
auf der Erde, aus Tau entstanden,
Reif genannt.
ta de dê pleista hudatôn eidê
memeigmena allêlois
-- sumpan men to genos, [60a]
dia tôn ek gês phutôn êthêmena, chumoi legomenoi
-- dia de tas meixeis anomoiotêta hekastoi
schontes
ta men alla polla anônuma genê pareschonto,
tettara de hosa empura eidê, diaphanê
malista genomena, eilêphen onomata autôn,
Was nun die meisten Arten
des Wassers angeht, die miteinander vermischt sind,
so wird die ganze Gattung,
die durch der Erde entsprossene Gewächse durchgeseiht wird, Säfte
genannt.
Indem aber, vermöge
der Mischungen, unter allen einzelnen eine Verschiedenheit stattfindet,
erzeugten sie viele andere,
nicht durch besondere Namen unterschiedene Gattungen,
von denen jedoch vier, feuriger
Natur und am meisten hervorstechend, Namen bekamen.
to men tês psuchês meta tou sômatos
thermantikon oinos,
to de leion kai diakritikon opseôs
dia tauta te idein lampron kai stilbon liparon
te phantazomenon elaiêron eidos,
pitta kai kiki kai elaion auto hosa t' alla tês
autês dunameôs:
Eins ist der Wein, das so
Leib wie Seele Erwärmende;
das Glatte, den Strom des
Sehens Zerteilende
und deshalb hell und glänzend
Anzuschauende und fett sich Darstellende,
nämlich Pech, Rizinusöl
und das Öl selbst und, was sonst dieselbe Kraft besitzt, die ölige
Gattung;
hoson de diachutikon [60b]
mechri phuseôs tôn peri to stoma sunodôn,
tautêi têi
dunamei glukutêta parechomenon, meli to kata pantôn malista
prosrêma eschen,
to de tês sarkos dialutikon tôi
kaein,
aphrôdes genos, ek pantôn aphoristhen
tôn chumôn, opos epônomasthê.
das aber, was die zusammengezogenen
Poren am Mund ausdehnt bis zu ihrem natürlichen Zustand
und dadurch Süßigkeit
erzeugt, bekam den gemeinsamen Namen Honig;
sowie endlich derjenige
aus allen Säften getrennte, welcher durch Brennen auf das Fleisch
zersetzend wirkt,
eine schaumige Gattung,
wird Pflanzenmilch genannt.
[25.
Arten der Erde. Aus Erde und Wasser bestehende Stoffe]
gês de eidê, to men êthêmenon
dia hudatos toiôide tropôi gignetai sôma
lithinon.
to summiges hudôr hotan en têi
summeixei kopêi, metebalen eis aeros idean:
genomenos de [60c]
aêr eis ton heautou topon anathei.
Was die Arten der Erde angeht,
so wird das durch Wasser Hindurchgepreßte in folgender Weise ein
steiniger Körper.
Wenn das beigemischte Wasser
in der Mischung zerstiebt, dann nimmt es Luftgestalt an,
dringt aber, in Luft verwandelt,
zu seiner eigentümlichen Stelle empor.
kenon d' hupereichen autôn ouden: ton oun
plêsion eôsen aera.
ho de hate ôn barus, ôstheis kai
perichutheis tôi tês gês onkôi,
sphodra ethlipsen suneôsen te auton eis
tas hedras hothen anêiei ho neos aêr:
Da jedoch kein luftleerer
Raum über ihnen war, drängte sie auf die nächste Luft,
diese aber drückte,
vermöge ihrer Schwere, fortgestoßen und um die erdige Masse
sich ergießend,
mächtig auf dieselbe
und zwängte sie in die Stellen, aus welchen die neuentstandene Luft
sich erhoben hatte.
sunôstheisa de hupo aeros alutôs
hudati gê sunhistatai petra,
kalliôn men hê tôn isôn
kai homalôn diaphanês merôn,
aischiôn de hê enantia.
Aber die von der Luft in
einem durch Wasser unlösbaren Grade zusammengepreßte Erde verbindet
sich zum Felsen,
und zwar zu schönerem,
wenn es durch gleiche und gleichmäßige Teile durchsichtig wird,
im entgegengesetzten Falle
aber zu unschönerem.
to de hupo puros tachous to noteron [60d]
pan exarpasthen kai krauroteron ekeinou sustan,
hôi genei keramon epônomakamen,
touto gegonen:
estin de hote notidos hupoleiphtheisês
chutê gê genomenê dia puros
hotan psuchthêi, gignetai to
melan chrôma echon lithos.
Was aber durch des Feuers
schnelle Einwirkung aller Feuchtigkeit beraubt und spröder ist als
jenes,
wird zu der Gattung, welcher
wir den Namen des Tons beigelegt haben;
bisweilen aber wird die
durch Feuer, indem noch Feuchtigkeit zurückblieb, geschmolzene Erde,
wenn sie sich abkühlte,
zu einem Gestein von schwarzer Farbe.
tô d' au kata tauta men tauta ek summeixeôs
hudatos apomonoumenô pollou,
leptoterôn de ek gês merôn
halmurô te onte, hêmipagê genomenô kai lutô
palin huph' hudatos,
to men elaiou kai gês kathartikon genos
litron,
to d' euarmoston en tais koinôniais
[60e] tais peri tên tou stomatos aisthêsin
halôn kata logon [nomou] theophiles sôma
egeneto.
Zwei andere Arten wiederum,
in derselben Weise allein zurückgelassen aus einer Mischung von vielem
Wasser,
aus feineren Teilen der
Erde bestehend und salzig, nur mäßig verdichtet und durch Wasser
wieder auflösbar,
sind einerseits eine Öl
und Erde läuternde Gattung, das Laugensalz,
andererseits der den Geschmacksverbindungen
der Wahrnehmungsorgane des Mundes angenehme,
den Göttern, dem herrschenden
Brauch zufolge, wohlgefällige Körper des Kochsalzes.
ta de koina ex amphoin hudati men ou luta,
puri de, dia to toionde houtô sumpêgnutai.
Das aus der Vereinigung
beider [der Erde und des Wassers] Bestehende ist durch Wasser nicht auflösbar,
wohl aber durch Feuer, und
wird aus folgenden Gründen so verdichtet:
gês onkous pur men aêr te ou têkei:
tês gar sustaseôs tôn diakenôn
autês smikromerestera pephukota,
dia pollês euruchôrias ionta, ou
biazomena, aluton autên easanta atêkton pareschen:
ta de hudatos epeidê meizô pephuken
merê, biaion poioumena tên diexhodon, luonta autên têkei.
Massen von Erde schmilzt
Feuer und Luft nicht,
denn da von Natur ihre Teile
kleiner sind als die Zwischenräume dieser Zusammensetzung,
so lassen sie diese, denen
ohne gewaltsames Hindurchzwängen weite Wege sich öffnen, unaufgelöst
und ungeschmolzen;
die von Natur größen
Wasserteilchen aber, die den Durchgang sich erzwingen, schmelzen sie durch
Auflösung.
gên [61a]
men gar asustaton hupo bias houtôs hudôr monon luei,
sunestêkuian de plên puros ouden:
eisodos gar oudeni plên puri leleiptai.
So löst also nur das
Wasser die nicht mit Gewalt verbundene Erde,
die so verbundene aber bloß
das Feuer auf;
denn nur dem Feuer steht
der Zugang offen.
tên de hudatos au sunodon tên men
biaiotatên pur monon,
tên de asthenesteran amphotera, pur te
kai aêr, diacheiton,
ho men kata ta diakena, to de kai kata ta trigôna:
biai de aera sustanta ouden luei plên
kata to stoicheion,
abiaston de katatêkei monon pur.
Ferner trennen die gewaltsamste
Verbindung des Wassers nur das Feuer,
die losere aber Feuer und
Luft,
die eine in den Zwischenräumen,
das andere sogar in den Dreiecken;
die mit Gewalt zusammengepreßte
Luft aber löst nichts auf, es sei denn in den Grundbestandteilen,
die nicht so zusammengedrückte
schmilzt nur das Feuer.
ta dê tôn summeiktôn ek gês
te kai hudatos sômatôn,
mechriper an [61b]
hudôr autou ta tês gês diakena kai biai sumpepilêmena
katechêi,
ta men hudatos epionta exôthen eishodon
ouk echonta merê
perirreonta ton holon onkon atêkton eiasen,
ta de puros eis ta tôn hudatôn diakena
eisionta,
hoper hudôr gên, touto pur [aera]
apergazomena,
têchthenti tôi koinôi
sômati rhein mona aitia sumbebêken:
Bei den aus Erde und Wasser
zusammengesetzten Körpern umströmen,
solange etwa dort das Wasser
die wenn auch gewaltsam verstopften Zwischenräume der Erde ausfüllt,
die von außen her
kommenden Wasserteile, welche nicht einzudringen vermögen,
die ganze Masse und lassen
sie unerweicht;
die Feuerteilchen aber,
die in die Zwischenräume des Wassers eindringen
und, wie das Wasser auf
die Erde, ebenso als Feuer auf Wasser einwirken,
sind der alleinige Grund,
daß die vereinte geschmolzene Masse in Fluß gerät.
tunchanei de tauta onta, ta men elatton echonta
hudatos ê gês,
to te peri tên hualon genos [61c]
hapan hosa te lithôn chuta eidê kaleitai,
ta de pleon hudatos au,
panta hosa kêroeidê kai thumiatika
sômata sumpêgnutai.
Von diesen Körpern
aber enthalten die einen weniger Wasser als Erde,
die ganze glasartige Gattung
und was man geschmolzene Steine nennt,
die anderen dagegen mehr
Wasser,
alles nämlich, was
zu Wachsartigein und Räucherharz sich verbindet.
weiter
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II. Das aus Notwendigkeit Vorhandene
1. Die Aufnehmerin des Werdens.
a) Übergang zu einem neuen Anfang: das Entstehen durch Notwendigkeit
(17. Kap., 47 e 3 – 48 e 1);
b) Die dritte Gattung: das Worin des Werdens.
Bestimmung seiner Art
und des Verhältnisses des Seienden und Werdenden zu ihm (18. Kap.,
48 e 2 – 52 d 1);
c) Zustand des Raumes und der Grundstoffe vor Erschaffung der Welt
(19. Kap., 52 d 2 – 53 c 3).
2. Die vier Grundstoffe.
a) Die Entstehung der vier ursprünglichen Körper
aus dem Zusammentreten der zwei schönsten Dreiecke (20. Kap.,
53 c 4 – 55 c 6);
b) Möglichkeit von fünf Welten?
Verteilung der ursprünglichen Körper an die vier Grundstoffe
(21. Kap., 55 c 7 – 56 c 7);
c) Der Übergang der Grundstoffe ineinander (22. Kap., 56 c 8 -
57 d 6);
d) Erklärung der immerwährenden Bewegung der Körper
(23. Kap., 57 d 7 – 58 c 4).
3. Arten der Grundstoffe.
a) Arten des Feuers und des Wassers, das Flüssige und das Geschmolzene.
Erklärung des Schmelzens und Erstarrens (24. Kap., 58 c 5 – 60
b 5);
b) Arten der Erde. Aus Erde und Wasser bestehende Stoffe (25. Kap.,
60 b 6 – 61 c 2).
4. Die Wahrnehmungen.
a) Erklärung
der Beschaffenheiten
warm
und kalt, hart und weich, schwer und leicht, rauh und glatt (26. Kap.,
61 c 3 – 64 a 1);
b) Wahrnehmbare
und nicht wahrnehmbare Eindrücke.
Die
Lust- und Schmerzgefühle (27. Kap., 64 a 2 – 65 b 3);
c) Die
Entstehung der Geschmacksempfindungen:
scharf
und herb, ätzend und salzig, sauer und süß (28. Kap., 65
b 4 – 66 c 7);
d) Geruchswahrnehmung
und Gehör (29. Kap., 66 d 1 - 67 c 3);
e) Die
Gesichtswahrnehmung. Erklärung der Farben (30. Kap., 67 c 4 – 69 a
5).
Platon/
Calcidius/ Zimmermann: Timaios/ Timaeus 27d-34b griech./
lat./ dt.
Platon/
Calcidius/ Müller: Timaios/ Timaeus gesamt, griech./
lat./ dt.
Platons
Timaios mit morphologischen links im Perseus-Projekt