: 12 KÖRBE: Quellen zum Thema
"Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
Platon/Calcidius
: Timaios/Timaeus : Hieronymus Müllers Übersetzung
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Griechisch: Platons
Timaios 17a-92c
spätantike Übersetzung
ins Lateinische (Timaeus) durch Calcidius (17a-52c)
vollständige Übersetzung ins Deutsche: Hieronymus
Müller, Leipzig 1857 (17a-92c)
II. Das aus Notwendigkeit Vorhandene
1. Die Aufnehmerin des Werdens.
2. Die vier Grundstoffe.
3. Arten der Grundstoffe.
4. Die Wahrnehmungen.
a) Erklärung
der Beschaffenheiten
warm
und kalt, hart und weich, schwer und leicht, rauh und glatt (26. Kap.,
61 c 3 – 64 a 1);
b) Wahrnehmbare
und nicht wahrnehmbare Eindrücke.
Die
Lust- und Schmerzgefühle (27. Kap., 64 a 2 – 65 b 3);
c) Die
Entstehung der Geschmacksempfindungen:
scharf
und herb, ätzend und salzig, sauer und süß (28. Kap., 65
b 4 – 66 c 7);
d) Geruchswahrnehmung
und Gehör (29. Kap., 66 d 1 - 67 c 3);
e) Die
Gesichtswahrnehmung. Erklärung der Farben (30. Kap., 67 c 4 – 69 a
5).
[26.
Erklärung der Beschaffenheiten warm und kalt, hart und weich, schwer
und leicht, rauh und glatt]
kai ta men dê schêmasi koinôniais
te kai metallagais eis allêla
pepoikilmena eidê schedon epidedeiktai:
ta de pathêmata autôn di' has aitias
gegonen
peirateon emphanizein.
So sind nun die durch ihre
Formen und durch Verbindungen und Übergänge ineinander
sich mannigfaltig darstellenden
Gestaltungen bereits so ziemlich nachgewiesen.
Aus welchen Ursachen aber
ihre Beschaffenheiten hervorgehen,
das wollen wir ferner deutlichzumachen
versuchen.
prôton men oun huparchein aisthêsin
dei tois legomenois aei,
sarkos de kai tôn peri sarka genesin,
psuchês te hoson thnêton, oupô
dielêluthamen:
Zuerst nun muß es
Wahrnehmung geben für das, wovon wir jetzt jeweils sprechen.
Noch aber haben wir nicht
die Entstehung des Fleisches und des damit Zusammenhängenden
sowie desjenigen, was an
der Seele sterblich ist, erläutert.
tunchanei de
oute tauta chôris [61d]
tôn peri ta pathêmata hosa aisthêtika
out' ekeina aneu toutôn dunata hikanôs
lechthênai,
to de hama schedon ou dunaton.
Es ergibt sich aber als
nicht wohl möglich,
entweder dieses ohne die
mit Wahrnehmung verbundenen Beschaffenheiten
oder diese ohne jenes genügend
zu erörtern;
und beides zugleich ist
fast ganz unmöglich.
hupotheteon dê proteron thatera,
ta d' hupotethenta epanimen authis.
Vorläufig müssen
wir also das eine von beidem voraussetzen,
und später werden wir
dann wieder auf das Vorausgesetzte zurückkommen.
hina oun hexês ta pathêmata legêtai
tois genesin,
estô protera hêmin ta peri sôma
kai psuchên onta.
Damit nun die Beschaffenheiten
nach den Gattungen besprochen werden,
sei uns zuerst das auf Leib
und Seele Bezügliche vorausgesetzt.
prôton men oun hêi pur
thermon legomen, idômen hôde skopountes,
tên diakrisin kai tomên autou peri
to sôma hêmôn gignomenên [61e]
ennoêthentes.
hoti men gar oxu ti to pathos, pantes schedon
aisthanometha:
Zuerst also wollen wir vermöge
folgender Betrachtung erkennen, weshalb wir das Feuer warm nennen,
indem wir nämlich die
sondernde und durchschneidende Einwirkung desselben auf unsern Körper
in Erwägung ziehen;
denn daß in dessen
Einwirkung etwas Scharfes liegt, das nimmt fast jeder wahr.
tên de leptotêta tôn pleurôn
kai gôniôn oxutêta
tôn te moriôn smikrotêta kai
tês phoras to tachos,
hois pasi sphodron on kai tomon oxeôs to
prostuchon aei [62a] temnei,
logisteon anamimnêiskomenois
tên tou schêmatos autou genesin,
hoti malista ekeinê kai ouk allê
phusis diakrinousa hêmôn kata smikra te ta sômata kermatizousa
touto ho nun thermon legomen eikotôs to
pathêma kai tounoma pareschen.
Wir müssen aber die
Schärfe seiner Kanten, das Spitze der Winkel
sowie die Winzigkeit seiner
Teile und die Schnelligkeit seiner Bewegung in Anschlag bringen,
welche Umstände insgesamt
bewirken, daß es heftig und scharf alles, worauf es trifft, durchschneidet,
und dabei stets an die Entstehung
seiner Gestalt uns erinnern,
da vorzüglich sie und
kein anders Beschaffenes unsern Körper auflöst und in kleine
Teile zerlegt
und so natürlicherweise
den Zustand, den wir jetzt als warm bezeichnen, und diese Benennung desselben
erzeugte.
to d' enantion toutôn katadêlon men,
homôs de mêden epidees estô
logou.
Das Gegenteil davon liegt
zwar zutage,
soll aber dessenungeachtet
von uns nicht unerörtert bleiben.
ta gar dê tôn peri to sôma
hugrôn megalomerestera eisionta,
ta smikrotera exôthounta, eis tas ekeinôn
ou dunamena hedras endunai,
sunôthounta hêmôn [62b]
to noteron,
ex anômalou kekinêmenou te akinêton
di' homalotêta kai tên sunôsin
apergazomena pêgnusin:
Indem nämlich die den
Körper umgebenden Flüssigkeiten, aus größeren Bestandteilen
zusammengesetzt,
die aus kleineren bestehenden
verdrängen, ohne an ihre Stellen eindringen zu können,
erstarren sie dadurch, daß
sie die Feuchtigkeiten in uns zusammendrängen
und sie vermöge ihrer
Gleichförmigkeit und durch das Zusammendrängen
aus einem Ungleichmäßigen
und Bewegten zu einem Unbeweglichen machen;
to de para phusin sunagomenon machetai
kata phusin auto heauto eis tounantion apôthoun.
aber das seiner Natur zuwider
Zusammengezogene besteht einen Kampf,
indem es seiner Natur gemäß
sich selbst nach der entgegengesetzten Richtung drängt.
têi dê machêi
kai tôi seismôi toutôi
tromos kai rhigos etethê,
psuchron te to pathos hapan touto kai to drôn
auto eschen onoma.
Diesem Kampfe und dieser
Erschütterung wurde der Name des Erzitterns und Frostes beigelegt
und dieser Zustand sowie
das ihn Bewirkende Kälte genannt.
sklêron de, hosois an hêmôn
hê sarx hupeikêi, malakon de, hosa an têi
sarki:
pros allêla te houtôs.
Hart heißt ferner
dasjenige, dem unser Fleisch, weich dagegen, was unserm Fleische nachgibt;
und ebenso im Verhältnis
zueinander.
hupeikei de hoson epi smikrou bainei:
to de ek [62c] tetragônôn
on baseôn, hate bebêkos sphodra, antitupôtaton eidos,
hoti te an eis puknotêta sunion pleistên
antitonon êi malista.
Das nun gibt nach, was eine
kleine Grundfläche hat;
aber das auf vierseitigen
Grundflächen kräftig sich Bewegende ist die widerstrebendste
Gattung
und dasjenige, was sonst,
zur größten Dichtigkeit sich vereinigend, den stärksten
Gegendruck ausübt.
baru de kai kouphon
meta tês tou katô phuseôs anô
te legomenês exetazomenon an dêlôtheiê saphestata.
Der Begriff des Schweren
und Leichten dürfte wohl am deutlichsten hervortreten,
wenn man ihm in Verbindung
mit dem, was man oben und unten nennt, nachforscht.
phusei gar dê tinas topous duo einai
dieilêphotas dichêi to
pan enantious,
ton men katô, pros hon pheretai panth'
hosa tina onkon sômatos echei,
ton de anô, pros hon akousiôs erchetai
pan, ouk orthon oudamêi nomizein:
Denn es ist keineswegs richtig,
anzunehmen, daß es zwei von Natur entgegengesetzte Räume gebe,
welche das Weltganze in
zwei Teile scheiden,
den einen das Unten, nach
welchem alles, was irgendeine körperliche Masse hat, hinabfällt,
und den andern das Oben,
nach welchem alles durch Zwang getrieben werde;
tou gar pantos [62d]
ouranou sphairoeidous ontos,
hosa men aphestôta ison tou mesou gegonen
eschata,
homoiôs auta chrê eschata pephukenai,
to de meson ta auta metra tôn eschatôn
aphestêkos
en tôi katantikru nomizein dei
pantôn einai.
denn da der ganze Himmel
kugelförmig ist,
so wird das, was gleich
weit von der Mitte abstehend zu einem Äußersten wird,
von Natur gleichmäßig
ein Äußerstes sein.
Von der Mitte muß
man aber annehmen, daß sie als gleichweit abstehend von Äußersten
sich gegenüber von
allen befindet.
tou dê kosmou tautêi pephukotos,
ti tôn eirêmenôn anô
tis ê katô tithemenos
ouk en dikêi doxei to mêden
prosêkon onoma legein;
Da nun dieses die natürliche
Beschaffenheit des Weltalls ist,
was könnte da jemand
oben oder unten nennen,
ohne mit Recht für
einen zu gelten, der sich nicht des richtigen Ausdrucks bedient?
ho men gar mesos en autôi topos
oute katô pephukôs oute anô
legesthai dikaios,
all' auto en mesôi:
ho de perix oute dê mesos out' echôn
diaphoron hautou meros heteron thaterou mallon
pros to meson
ê ti tôn katantikru.
Denn von der mittelsten
Stelle in demselben
kann man nicht mit Recht
sagen, daß sie oben oder unten sich befinde,
sondern in der Mitte;
von dem Umkreis aber weder,
daß er die Mitte halte,
noch daß von den einzelnen
Teilen desselben der eine sich mehr der Mitte zuneige
als einer der ihm entgegengesetzten.
tou de homoiôs pantêi
pephukotos
poia tis epipherôn onomata autôi
enantia
kai pêi kalôs an hêgoito
legein;
Welcher einen Gegensatz
bildenden Benennungen könnte sich nun wohl jemand
in bezug auf das allerwärtshin
Gleichbeschaffene bedienen
und in welcher Weise, damit
seine Bezeichnung für die richtige gelte?
ei gar ti kai stereon eiê kata meson tou
[63a] pantos isopales,
eis ouden an pote tôn eschatôn enechtheiê
dia tên pantêi homoiotêta autôn:
all' ei kai peri auto poreuoito tis en kuklôi,
pollakis an stas antipous tauton autou katô
kai anô proseipoi.
Denn wäre auch in der
Mitte des Weltganzen etwas Festes, in der Schwebe sich Befindendes;
so würde es wohl, wegen
der Gleichmäßigkeit des Umkreises, nach keiner Stelle desselben
getrieben werden;
sondern es würde jemand,
wenn er denselben rings umwandelte,
oft, als sein eigener Gegenfüßler,
dieselbe Stelle desselben als oben und als unten bezeichnen;
to men gar holon, kathaper eirêtai nundê,
sphairoeides on,
topon tina katô, ton de anô legein
echein ouk emphronos:
hothen de ônomasthê tauta
kai en hois onta eithismetha di' ekeina kai ton
ouranon holon houtô diairoumenoi [63b]
legein,
tauta dihomologêteon hupothemenois tade
hêmin.
da nämlich das All,
wie oben bemerkt wurde, kugelförmig ist,
so zeugt es nicht von Überlegung,
zu sagen, daß in ihm etwas oben, ein anderes unten sei.
Woher aber diese Ausdrücke
entstanden
und wo sich etwas befinde,
was uns gewöhnte, auch beim ganzen Himmel von dieser Einteilung zu
sprechen,
darüber uns zu verständigen,
müssen wir es uns so vorstellen.
ei tis en tôi tou pantos topôi
kath' hon hê tou puros eilêche malista phusis,
hou kai pleiston an êthroismenon eiê
pros ho pheretai,
epembas ep' ekeino kai dunamin eis touto echôn,
merê tou puros aphairôn histaiê
titheis eis plastingas,
airôn ton zugon kai to pur helkôn
eis anomoion aera biazomenos
[63c] dêlon hôs toulatton pou tou
meizonos rhaion biatai:
Wenn jemand an einer Stelle
des Weltalls sich befände, die vorzüglich, seinem Wesen nach,
dem Feuer zugeteilt
und wo auch das meiste von
dem, wonach es hinstrebt, vereinigt wäre:
wenn er auf diese, mit Gewalt
über jenes ausgerüstet, sich stellte
und dem Feuer entnommene
Teile, indem er sie in die Waagschale legte, abwöge,
dann den Waagebalken erhöbe
und das Feuer mit Gewalt nach der ihm ungleichartigen Luft zöge,
dann ist es offenbar, daß
er diese Gewalt leichter auf das Kleinere als auf das Größere
ausübt;
rhômêi gar miai duoin
hama meteôrizomenoin to men elatton mallon,
to de pleon hêtton anankê pou katateinomenon
sunepesthai têi biai,
kai to men polu baru kai katô pheromenon
klêthênai, to de smikron elaphron kai anô.
denn es ist notwendig, daß,
wenn durch einerlei Kraft zwei Dinge zugleich emporgehoben werden,
das Kleinere mehr, das Größere
aber minder dem auf es einwirkenden Zuge folge
und daß man das Zahlreichere
schwer und nach unten, das Mindere leicht und nach oben strebend nenne.
tauton dê touto dei phôrasai drôntas
hêmas peri tonde ton topon.
epi gar gês bebôtes geôdê
genê diistamenoi, kai gên eniote autên,
helkomen eis anhomoion aera biai kai
para phusin,
amphotera tou [63d]
sungenous antechomena,
Wir müssen aber einsehen,
daß wir an unserer Stelle dasselbe tun.
Indem wir nämlich auf
der Erde einherschreiten, trennen wir voneinander erdige Stoffe und bisweilen
Erde selbst
und erheben diese mit Gewalt
und ihrer Natur entgegen,
da beide nach dem Verwandten
streben, in die ihnen ungleichmäßige Luft.
to de smikroteron rhaion tou meizonos biazomenois
eis to anomoion proteron sunepetai:
kouphon oun auto proseirêkamen, kai ton
topon eis hon biazometha, anô,
to d' enantion toutois pathos baru kai katô.
Dieser Gewalt nach dem Ungleichmäßigen
folgt aber leicht und eher das Kleinere als das Größere;
darum haben wir jenes leicht
genannt, und den Raum, nach dem wir es hinziehen, oben,
das diesem Entgegengesetzte
dagegen schwer und unten.
taut' oun dê diaphorôs echein auta
pros hauta anankê
dia to ta plêthê tôn genôn
topon
enantion alla allois katechein
Daß nun das selbst
unter sich selbst sich verschiedentlich verhalte, ist notwendig,
weil von den Massen der
verschiedenen Gattungen die eine eine Stelle
einnimmt, welche der der
anderen entgegengesetzt ist;
-- to gar en heterôi kouphon
on topôi tôi kata ton enantion topon
elaphrôi
[63e] kai tôi barei to baru
tôi te katô to katô kai to anô tôi
anô
pant' enantia kai plagia kai pantôs diaphora
pros allêla aneurethêsetai gignomena kai onta --
denn man wird finden, daß
das an der einen Stelle Leichte und das an der entgegengesetzten Stelle
Leichte
sowie das Schwere und Schwere,
das Unten und Unten, das Oben und Oben
sich untereinander in entgegengesetzter
und schräger und durchaus verschiedener Richtung gestalten und verhalten.
tode ge mên hen ti dianoêteon peri
pantôn autôn,
hôs hê men pros to sungenes hodos
hekastois ousa baru men to pheromenon poiei,
ton de topon eis hon to toiouton pheretai, katô,
ta de toutois echonta hôs heterôs
thatera.
Das eine aber müssen
wir bei diesem allen bedenken,
daß die jedem Einzelnen
innewohnende Richtung nach dem Verwandten dasselbe zum Schweren
und die Stelle, nach der
so etwas hinstrebt, zu der unten gelegenen,
das in der anderen Weise
aber Beschaffene zu dem anderen macht.
peri dê toutôn au tôn pathêmatôn
tauta aitia eirêsthô.
leiou d' au kai tracheos pathêmatos aitian
pas pou katidôn kai heterôi
dunatos an eiê legein:
sklêrotês gar anômalotêti
meichtheisa,
to d' [64a] homalotês
puknotêti parechetai.
Soviel genüge über
die Gründe dieser Zustände.
Weshalb ferner etwas in
einem rauhen oder glatten Zustande sich befinde,
das sieht wohl jeder ein
und dürfte auch wohl es einem anderen zu erklären imstande sein,
denn das eine bewirkt mit
Ungleichmäßigem verbundene Härte,
das andere das mit Dichtem
verknüpfte Gleichmäßige.
[27.
Wahrnehmbare und nicht wahrnehmbare Eindrücke. Die Lust und Schmerzgefühle]
megiston de kai loipon tôn koinôn
peri holon to sôma pathêmatôn
to tôn hêdeôn kai tôn
algeinôn aition en hois dielêluthamen,
kai hosa dia tôn tou sômatos moriôn
aisthêseis kektêmena
kai lupas en hautois hêdonas th' hama hepomenas
echei.
Noch blieb uns bei dem,
was wir über die dem ganzen Körper gemeinsamen Eindrücke
erörtert haben,
als wichtigstes übrig
die Ursache des Angenehmen und Schmerzlichen
sowie das, was durch Teile
unseres Körpers Wahrnehmungen macht
und dadurch damit verbundene
Lust- und Schmerzgefühle in sich erregt.
hôd' oun kata pantos aisthêtou kai
anaisthêtou pathêmatos tas aitias lambanômen,
anamimnêiskomenoi to tês
[64b] eukinêtou te kai duskinêtou phuseôs
hoti dieilometha en tois prosthen:
tautêi gar dê metadiôkteon
panta hosa epinooumen helein.
Suchen wir also die Gründe
jedes sinnlich wahrnehmbaren und nicht wahrnehmbaren Eindrucks zu erfassen,
indem wir der im vorigen
gemachten Einteilung des seiner Natur nach schwer und leicht Beweglichen
uns erinnern;
müssen wir ja doch
in dieser Weise allem, was wir zu erfassen gedenken, nachjagen.
to men gar kata phusin eukinêton, hotan
kai brachu pathos eis auto empiptêi,
diadidôsin kuklôi moria
hetera heterois tauton apergazomena,
mechriper an epi to phronimon elthonta exangeilêi
tou poiêsantos tên dunamin:
Denn das von Natur Leichtbewegliche
verteilt, wenn auch nur von einem schnell vorübergehenden Eindrucke
berührt,
ringsum andere, dasselbe
an anderen bewirkende Teilchen,
bis es, zum Denkenden gelangt,
diesem von der Kraft des Bewirkenden Kunde gibt.
to d' enantion hedraion on kat' oudena te kuklon
ion paschei monon,
[64c] allo de ou kinei tôn plêsion,
hôste ou diadidontôn moriôn
moriois allôn allois
to prôton pathos en autois akinêton
eis to pan zôion genomenon
anaisthêton pareschen to pathon.
Das Entgegengesetzte aber
verhält sich, als ein Ruhendes, bloß leidend, ohne im Umkreise
sich zu verbreiten,
und setzt von dem ihm Nächsten
nichts in Bewegung,
so daß, indem die
einen Teilchen nichts unter die andern verbreiten,
der erste Eindruck nicht
erregend auf das ganze lebende Geschöpf wirkt
und das Erleidende nicht
wahrnehmend macht.
tauta de peri te osta kai tas trichas estin
kai hos' alla gêïna to pleiston echomen
en hêmin moria:
ta de emprosthen peri ta tês opseôs
kai akoês malista,
dia to puros aeros te en autois dunamin eneinai
megistên.
Das findet vorzüglich
in bezug auf Knochen und Haare
und was wir sonst an größtenteils
erdigen Teilchen an uns haben, statt;
das vorher Erwähnte
dagegen gilt vornehmlich von dem auf Gesicht und Gehör Bezüglichen,
weil hier Luft und Feuer
sich am wirksamsten zeigen.
to dê tês hêdonês kai
lupês hôde dei dianoeisthai:
to men para phusin kai [64d]
biaion gignomenon hathroon par' hêmin pathos algeinon,
to d' eis phusin apion palin hathroon hêdu,
Über Lust- und Schmerzgefühle
aber müssen wir uns folgende Vorstellung machen.
Der Eindruck, der auf uns
mit einem Male in widernatürlicher und gewaltsamer Weise gemacht wird,
ist schmerzlich,
aber das mit einem Male
erfolgende Zurückkehren in den natürlichen Zustand angenehm.
to de hêrema kai kata smikron anaisthêton,
to d' enantion toutois enantiôs.
Das ruhig und nach und nach
Erfolgende ist nicht wahrnehmbar,
im umgekehrten Falle verhält
es sich umgekehrt.
to de met' eupeteias gignomenon hapan aisthêton
men hoti malista, lupês de kai hêdonês ou metechon,
hoion ta peri tên opsin autên pathêmata,
hê dê sôma en tois prosthen
errêthê kath' hêmeran sumphues hêmôn gignesthai.
Alles mit Leichtigkeit Erfolgende
ist zwar vor allem wahrnehmbar, erzeugt aber weder Lust- noch Schmerzgefühle,
wie die Vorgänge beim
Sehen selbst,
von welchen im vorigen gesagt
wurde, daß sie am Tage zu einem eng mit uns verbundenen Körper
werden;
tautêi gar tomai men kai kauseis
kai hosa alla paschei lupas ouk empoiousin,
oude [64e] hêdonas
palin epi tauton apiousês eidos,
megistai de aisthêseis kai saphestatai
kath' hoti t' an pathêi kai
hosôn an autê pêi prosbalousa ephaptêtai:
bia gar to pampan ouk eni têi
diakrisei te autês kai sunkrisei.
denn dem Sehstrahl verursacht
ein Einschneiden, ein Brennen und was ihm sonst widerfährt, keinen
Schmerz,
so wenig wie die Rückkehr
in den vorigen Zustand Lust;
desgleichen auch nicht die
stärksten und lebhaftesten Eindrücke,
insofern sie auf dasselbe
gemacht werden und es selbst, irgendwohin sich richtend, sie sich erzeugt,
denn etwas Gewaltsames findet
beim Ausdehnen und Zusammenziehen desselben durchaus nicht statt.
ta d' ek meizonôn merôn sômata
mogis eikonta tôi drônti,
diadidonta de eis holon tas kinêseis,
hêdonas ischei kai lupas,
allotrioumena [65a]
men lupas, kathistamena de eis to auto palin hêdonas.
Die aus größeren
Bestandteilen bestehenden Teile des Körpers dagegen,
welche dem auf sie Einwirkenden
kaum nachgeben, aber ihre Bewegungen dem Ganzen mitteilen,
empfinden Lust und Schmerz;
Schmerz, in einen anderen
Zustand versetzt, in den vorigen zurückkehrend, Lust.
hosa de kata smikron tas apochôrêseis
heautôn kai kenôseis eilêphen,
tas de plêrôseis hathroas kai kata
megala,
kenôseôs men anaisthêta, plêrôseôs
de aisthêtika gignomena,
lupas men ou parechei tôi thnêtôi
tês psuchês, megistas de hêdonas:
estin de endêla peri tas euôdias.
Was aber Abgang und Entleerung
nach und nach erfährt,
den Ersatz dafür aber
mit einem Male und im großen,
das verursacht, da es die
Entleerung nicht wahrzunehmen vermag, wohl aber den Ersatz,
dem sterblichen Teil der
Seele keinen Schmerz, sondem die größte Lust;
das gibt sich in den Wohlgerüchen
kund.
hosa de apallotrioutai men hathroa,
kata smikra de mogis te eis tauton [65b]
palin heautois kathistatai,
tounantion tois emprosthen panta apodidôsin:
tauta d' au peri tas kauseis kai tomas tou sômatos
gignomena estin katadêla.
Wessen Zustand dagegen mit
einem Male verändert wird,
aber nur nach und nach und
mühsam in den ihm eigentümlichen zurückkehrt,
das bewirkt in allem das
dem Vorigen Entgegengesetzte;
das beim Brennen und Schneiden
des Körpers Erfolgende macht das offenbar.
[28.
Die Entstehung der Geschmacksempfindungen: scharf und herb, ätzend
und salzig, sauer und süß]
kai ta men dê koina tou sômatos pantos
pathêmata,
tôn t' epônumiôn hosai tois
drôsin auta gegonasi, schedon eirêtai:
ta d' en idiois meresin hêmôn gignomena,
ta te pathê kai tas aitias au tôn
drôntôn, peirateon eipein, an pêi [65c]
dunômetha.
So sind denn so ziemlich
die dem ganzen Körper gemeinsamen Zustände
und die dem sie Bewirkenden
beigelegten Benennungen aufgezählt.
Nun müssen wir, sind
wir irgendwie dazu imstande, versuchen, das in einzelnen Teilen unseres
Körpers Erfolgende
und, welchen Ursachen auf
seiten des Bewirkenden es zuzuschreiben sei, zu erörtern.
prôton oun hosa tôn chumôn
peri legontes en tois prosthen apelipomen,
idia onta pathêmata peri tên glôttan,
emphanisteon hêi dunaton.
Zuerst müssen wir also,
so gut wir es vermögen, das erläutern,
was wir, als wir im vorigen
über die Säfte sprachen, übergingen, die der Zunge eigentümlichen
Veränderungen.
phainetai de kai tauta, hôsper oun kai
ta polla, dia sunkriseôn te tinôn kai diakriseôn gignesthai,
pros de autais kechrêsthai mallon ti tôn
allôn trachutêsi te kai leiotêsin.
Offenbar erfolgen auch diese,
wie so vieles, durch gewisse Zusammenziehungen und Ausdehnungen
und werden außerdem
mehr als andere durch Rauhigkeit und Glätte bedingt.
hosa men gar eisionta peri ta phlebia,
hoionper dokimia tês glôttês
[65d] tetamena epi tên kardian,
eis ta notera tês sarkos kai hapala empiptonta
gêïna merê
katatêkomena sunagei ta phlebia kai apoxêrainei,
trachutera men onta struphna, hêtton de
trachunonta austêra phainetai:
Denn was an erdigen Teilen
auf die Blutäderchen,
die, wie Prüfungsmittel
der Zunge, nach dem Herzen sich erstrecken, eindringt
und auf die saftigen und
zarten Teile des Fleisches gerät
und was, wenn es sich auflöst,
die Blutäderchen zusammenzieht und austrocknet,
das erscheint, wenn rauher,
als scharf, minder rauh aber als herb.
ta de toutôn te rhuptika kai pan to peri
tên glôttan apoplunonta,
pera men tou metriou touto drônta kai prosepilambanomena
hôste apotêkein autês tês
phuseôs, hoion hê tôn litrôn [65e]
dunamis,
pikra panth' houtôs ônomastai,
Alles ferner, was von diesen
Teilen eine die ganze Zunge reinigende und abspülende Kraft besitzt,
wird, wenn es über
das rechte Maß hinaus das bewirkt und dazu die Zunge so angreift,
daß es sogar, wie
die Kraft der Laugensalze, ihre natürliche Beschaffenheit zerbeizt,
das alles wird dann ätzend
genannt.
ta de hupodeestera tês litrôdous
hexeôs epi to metrion te têi rhupsei chrômena
haluka aneu pikrotêtos tracheias kai phila
mallon hêmin phantazetai.
Was aber der Wirksamkeit
des Laugensalzigen nachsteht und in mäßigem Grade die Zunge
reinigt,
das stellt sich uns als
das nicht mit rauher Bitterkeit verbundene und uns angenehme Salzige dar.
ta de têi tou stomatos thermotêti
koinônêsanta
kai leainomena hup' autou, sunekpuroumena kai
palin auta antikaonta to diathermênan,
pheromena te hupo kouphotêtos anô
pros tas tês kephalês aisthêseis,
temnonta te [66a]
panth' hoposois an prospiptêi,
dia tautas tas dunameis drimea panta ta toiauta
elechthê.
Was ferner die Wärme
des Mundes teilt
und, durch sie gemildert,
dazu beiträgt, als selbst feurig Gewordenes das es Erwärmende
wieder zu erhitzen,
was seiner Leichtigkeit
wegen zu den Sinneswerkzeugen des Kopfes aufsteigt
und alles, worauf es trifft,
zerteilt,
alles Derartige wurde wegen
dieser Wirkungen durchdringend genannt.
to de au tôn proleleptusmenôn men
hupo sêpedonos, eis de tas stenas phlebas enduomenôn,
kai tois enousin autothi meresin geôdesin
kai hosa aeros summetrian echonta,
hôste kinêsanta peri allêla
poiein kukasthai,
kukômena de peripiptein te kai eis hetera
enduomena hetera koila apergazesthai
periteinomena tois eisiousin
Was wiederum vorher durch
Fäulnis verdünnt wurde und in die engen Blutgefäße
eindringt,
im Verhältnis stehend
sowohl zu den dort befindlichen erdigen Teilchen als auch zu denen der
Luft,
sodaß es diese in
Bewegung setzt und umeinander aufrührt,
die Aufgerührten aber
umherfallen und, indem sie in andere eindringen, neue Höhlungen bewirken,
die sich um die Eindringenden
herumspannen
-- [66b] ha dê
notidos peri aera koilês peritatheisês, tote men geôdous,
tote de kai katharas, notera angeia aeros,
hudata koila peripherê te genesthai,
kai ta men tês katharas diaphaneis peristênai
klêtheisas onoma pompholugas,
ta de tês geôdous homou kinoumenês
te kai airomenês
zesin te kai zumôsin epiklên lechthênai
--
to de toutôn aition tôn pathêmatôn
oxu prosrêthênai.
– während aber die
hohle, bald mit Erdartigem vermischte, bald reine Feuchtigkeit um die Luft
sich ausspannt,
wird sie zu feuchten Luftbehältern,
zu hohlen, kugeligen Wassertropfen,
von welchen die aus reiner
Feuchtigkeit, welche durchsichtig die Luft umschließen, Blasen,
die aber aus erdiger, dabei
in Bewegung geratender und sich erhebender gebildet sind,
Schäumendes und Gärendes
genannt werden –,
das diese Vorgänge
Bewirkende also führt den Namen des Sauren.
sumpasin de tois peri tauta eirêmenois
[66c] pathos
enantion ap' enantias esti prophaseôs:
Eine allem hierüber
Erwähnten insgesamt entgegengesetzte Empfindung
geht von einer entgegengesetzten
Ursache aus.
hopotan hê tôn eisiontôn sustasis
en hugrois, oikeia têi tês glôttês hexei
pephukuia,
leainêi men epaleiphousa ta
trachunthenta, ta de para phusin sunestôta ê kechumena
ta men sunagêi, ta de chalai,
kai panth' hoti malista hidruêi kata phusin,
hêdu kai prosphiles panti pan to toiouton
iama tôn biaiôn pathêmatôn gignomenon keklêtai
gluku.
Wenn das der Beschaffenheit
der Zunge angemessene Zusammentreten des Eindringenden im Feuchten
gleich einer Salbe die Unebenheiten
ausgleicht und das der Natur widerstrebende Zusammengetretene und Zerflossene,
dieses vereinigt, jenes
erweicht und möglichst alles in den naturgemäßen Zustand
versetzt,
dann wird jede solche jedem
angenehme Heilung gewaltsamer Erregungen süß genannt.
[29.
Geruchswahrnehmung und Gehör]
[66d] kai ta men tautêi tauta:
peri de dê tên tôn muktêrôn
dunamin, eidê men ouk eni.
to gar tôn osmôn pan hêmigenes,
eidei de oudeni sumbebêken summetria pros
to tina schein osmên:
all' hêmôn hai peri tauta phlebes
pros men ta gês hudatos te genê stenoterai sunestêsan,
pros de ta puros aeros te euruterai,
Solche Beschaffenheit hat
es mit diesen Sinneswahrnehmungen;
aber bei dem den Nüstern
verliehenen Vermögen finden keine Gattungen statt,
denn alles auf den Geruch
Bezügliche ist nur halb gestaltet,
und für keine Art von
Körpern gibt es ein seinen Geruch bestimmendes Verhältnis,
sondern unsere dafür
empfänglichen Blutgefäße sind für die Gattungen der
Erde und des Wassers zu eng
und für die der Luft
und des Feuers zu weit;
diho toutôn oudeis oudenos osmês
pôpote êistheto tinos,
alla ê brechomenôn ê sêpomenôn
ê têkomenôn ê thumiômenôn gignontai
tinôn.
metaballontos gar [66e] hudatos eis aera aeros
te eis hudôr en tôi metaxu toutôn gegonasin,
eisin te osmai sumpasai kapnos ê homichlê,
niemand verspürt daher
von diesen irgendeinen Geruch, sondern der entsteht,
indem gewisse Bestandteile
angefeuchtet, durch Fäulnis aufgelöst oder geschmolzen werden
oder auch verdampfen;
denn indem das Wasser in
Luft, die Luft in Wasser übergeht, entstehen sie während dieses
Übergangs,
und Gerüche sind ein
Rauch oder Nebel.
toutôn de to men ex aeros eis hudôr
ion homichlê, to de ex hudatos eis aera kapnos:
hothen leptoterai men hudatos, pachuterai de
osmai sumpasai gegonasin aeros.
Aber der Nebel bildet den
Übergang von Luft in Wasser, den des Wassers in Luft aber der Rauch;
daher ist alles auf den
Geruch Wirkende feiner als Wasser und dichter als Luft.
dêlountai de hopotan tinos antiphrachthentos
peri tên anapnoên agêi tis biai
to pneuma eis hauton:
tote gar osmê men oudemia sundiêtheitai,
to de pneuma tôn osmôn erêmôthen auto monon [67a]
hepetai.
Das zeigt sich, wenn jemand,
während ihm das Einatmen gehemmt ist, die Luft gewaltsam in sich zieht,
denn dann dringt kein Geruch
mit ein, sondern dem Einziehen folgt nur die ihres Geruchs beraubte Luft.
du' oun tauta anônuma ta toutôn poikilmata
gegonen,
ouk ek pollôn oude haplôn eidôn
onta,
alla dichêi to th' hêdu
kai to lupêron autothi monô diaphanê legesthon,
to men trachunon te kai biazomenon to kutos hapan,
hoson hêmôn metaxu koruphês tou te omphalou keitai,
to de tauton touto katapraünon kai palin
hêi pephuken agapêtôs apodidon.
Deshalb gibt es hier nur
die beiden durch keinen Namen bezeichneten Verschiedenheiten,
die nicht aus vielfältigen
einfachen Gattungen bestehen,
sondern hier ist offenbar
nur von dem Zwiefachen, dem Angenehmen und dem Widrigen, die Rede,
von denen dieses die gesamten
Räume unseres Körpers, vom Wirbel bis zum Nabel herab, belästigt
und bedrängt,
jenes dagegen dieselben
wieder beruhigt und auf eine anmutige Weise in ihren natürlichen Zustand
zuruckversetzt.
triton de aisthêtikon en hêmin meros
episkopousin to peri [67b] tên akoên,
di' has aitias ta peri auto sumbainei pathêmata,
lekteon.
Indem wir ferner die dritte
Gattung unserer Sinneswahrnehmungen, die auf das Gehör bezüglichen,
betrachten,
müssen wir die Ursache
der auf dasselbe sich beziehenden Vorgänge angeben.
holôs men oun phônên thômen
tên di' ôtôn
hup' aeros enkephalou te kai haimatos mechri
psuchês plêgên diadidomenên,
tên de hup' autês kinêsin,
apo tês kephalês men archomenên,
teleutôsan de peri tên tou hêpatos hedran, akoên:
Überhaupt wollen wir
also als Ton den durch die Ohren hindurch
vermittels der Luft, des
Gehirns und des Blutes bis zur Seele sich verbreitenden Stoß,
als Hören aber die
dadurch erfolgende Bewegung bestimmen,
welche vom Kopfe beginnt
und in der Gegend der Leber aufhört;
hosê d' autês tacheia, oxeian, hosê
de bradutera, baruteran:
tên de homoian homalên te kai leian,
tên de enantian tracheian:
[67c] megalên de tên pollên,
hosê de enantia, smikran.
ta de peri sumphônias autôn en tois
husteron lechthêsomenois anankê rhêthênai.
den raschen Ton bezeichnen
wir als hohen, den langsameren als tiefen,
den gleichförmigen
als mild und glatt, den ihm entgegengesetzten als rauh,
den mächtigen als laut,
sein Gegenteil als leise.
Über ihr Zusammenstimmen
können wir jedoch erst in dem später zu Erörternden uns
verbreiten.
[30.
Die Gesichtswahrnehmung. Erklärung der Farben]
tetarton dê loipon eti genos hêmin
aisthêtikon, ho dielesthai dei
suchna en heautôi poikilmata
kektêmenon, ha sumpanta men chroas ekalesamen,
phloga tôn sômatôn hekastôn
aporreousan,
opsei summetra moria echousan pros aisthêsin:
opseôs d' en tois prosthen
auto peri tôn aitiôn tês geneseôs
[67d] errêthê.
Noch ist uns die vierte
Gattung der Sinneswahrnehmungen übrig, welche uns einzuteilen obliegt,
da sie viele Verschiedenheiten
in sich enthält, die wir insgesamt Farben nannten,
eine jeglichem Körper
entströmende Flamme,
welche, behufs der Wahrnehmung,
dem Sehstrahl angemessene Teilchen umfaßt.
Von dem Sehstrahl aber wurde
wiederum schon im vorigen das berichtet,
was die Ursachen seines
Entstehens angeht.
têid' oun tôn chrômatôn
peri malista eikos
prepoi t' an epieikei logôi
diexelthein:
ta pheromena apo tôn allôn moria
empiptonta te eis tên opsin
ta men elattô, ta de meizô, ta d'
isa tois autês tês opseôs meresin einai:
Nun dürfte es sich
aber wohl geziemen,
folgendergestalt das am
meisten Wahrscheinliche über die Farben zu entwickeln:
Es seien die von den Gegenständen
ausgehenden und auf den Sehstrahl fallenden Teilchen
teils kleiner, teils größer,
teils ebenso groß wie die des Sehstrahls selbst.
ta men oun isa anaisthêta, ha dê
kai diaphanê legomen,
ta de meizô kai elattô, ta men sunkrinonta,
ta de diakrinonta autên,
tois peri tên sarka thermois kai psuchrois
kai tois [67e] peri tên glôttan struphnois,
kai hosa thermantika onta drimea ekalesamen, adelpha einai,
ta te leuka kai ta melana, ekeinôn pathêmata
gegonota
en allôi genei ta auta,
phantazomena de alla dia tautas tas aitias.
Nun seien die ebenso großen,
die wir auch durchsichtig nennen, nicht wahrnehmbar,
von den größeren
oder kleineren aber wirken jene zusammenziehend auf den Strahl, diese erweiternd;
ihre Einwirkung aber sei
der des Warmen und Kalten auf dem Körper
und des Scharfen und Erhitzenden,
was wir durchdringend nannten, an der Zunge verwandt,
und das Weiße und
Schwarze seien die von jenen stammenden Zustände,
ihrer Entstehung nach in
einer anderen Gattung dieselben,
ihrer Erscheinung nach aber
anders aus eben diesen Gründen.
houtôs oun auta prosrêteon:
to men diakritikon tês opseôs leukon,
to d' enantion autou melan,
Wir müssen sie daher
durch folgende Benennungen bezeichnen:
Das den Sehstrahl Erweiternde
ist das Weiße, sein Gegenteil das Schwarze.
tên de oxuteran phoran kai genous puros
heterou prospiptousan kai diakrinousan tên opsin
mechri tôn ommatôn, autas te tôn
ophthalmôn tas diexodous [68a] biai diôthousan kai
têkousan,
pur men hathroon kai hudôr, ho dakruon
kaloumen, ekeithen ekcheousan,
autên de ousan pur ex enantias apantôsan,
kai tou men ekpêdôntos puros hoion
ap' astrapês,
tou d' eisiontos kai peri to noteron katasbennumenou,
pantodapôn en têi kukêsei
tautêi gignomenôn chrômatôn,
marmarugas men to pathos proseipomen,
to de touto apergazomenon lampron te kai stilbon
epônomasamen.
Die raschere, von einem
verschiedenartigen Feuer stamrnende Bewegung aber, die auf den Sehstrahl
andringt,
ihn bis zum Auge hin erweitert
und dann gewaltsam durch die Durchgänge des Auges sich hindurchdrängt,
sie auflöst
und eine Vereinigung von
Wasser und Feuer, die wir Tränen nennen, dem Auge entquellen läßt,
an sich selbst aber ein
von der entgegengesetzten Seite ihr entgegenkommendes Feuer ist,
und während das eine
Feuer, wie das des Blitzstrahls, hervorspringt,
das andere aber eindringt
und in der Feuchtigkeit erlischt,
wobei durch diese Mischung
verschiedenartige Farben erzeugt werden:
diese Erregung nennen wir
Flimmern,
das sie Bewirkende aber
glänzend und schimmernd.
[68b] to de toutôn au metaxu puros genos,
pros men to tôn ommatôn hugron aphiknoumenon
kai kerannumenon autôi, stilbon de ou:
têi de dia tês notidos
augêi tou puros meignumenou
chrôma enaimon paraschomenêi,
tounoma eruthron legomen.
Der zwischen diesen mitteninne
liegenden Gattung des Feuers,
die zu dem Feuchten des
Auges gelangt und sich demselben vermischt, aber nicht glänzt,
sondern vermöge des
durch die Feuchtigkeit schimmernden Strahls des vermischten Feuers
eine Farbe der des Blutes
ähnlich erzeugt,
geben wir den Namen des
Roten.
lampron te eruthrôi leukôi
te meignumenon xanthon gegonen:
to de hoson metron hosois, oud' ei tis eideiê,
noun echei to legein,
hôn mête tina anankên mête
ton eikota logon kai metriôs
an tis eipein eiê dunatos.
Das mit Weiß und Rot
verbundene Glänzende ist das Goldgelbe.
Aber das Verhältnis
dieser Farbenbestandteile anzugeben, hat, sollte jemand es auch kennen,
keinen Sinn,
da niemand imstande sein
dürfte,
die notwendigen oder wahrscheinlichen
Gründe desselben einigermaßen genügend nachzuweisen.
eruthron de dê [68c] melani leukôi
te krathen halourgon:
orphninon de, hotan toutois memeigmenois kautheisin
te mallon sunkrathêi melan.
Die Mischung des Roten mit
dem Weißen und Schwarzen gibt die Purpurfarbe,
das Dunkelviolette aber,
wenn diese gebrannt und ihnen Schwarzes in reichlicherem Maße beigemischt
wird.
purron de xanthou te kai phaiou krasei gignetai,
phaion de leukou te kai melanos,
to de ôchron leukou xanthôi
meignumenou.
Das Gelbbraune geht aus
der Mischung des Goldgelben und Grauen hervor;
das Graue aus der des Weißen
und Schwarzen,
aus der des Weißen
und Goldgelben aber das Blaßgelbe.
lamprôi de leukon sunelthon
kai eis melan katakores empeson
kuanoun chrôma apoteleitai,
kuanou de leukôi kerannumenou
glaukon,
purrou de melani prasion.
Verbindet sich das Weiße
mit dem Glänzenden und trifft mit dem gesättigten Schwarzen zusammen,
dann bildet sich die dunkelblaue
Farbe,
durch die Vermischung dieser
mit dem Weißen die himmelblaue;
durch die des Gelbbraunen
mit dem Schwarzen die lauchgrüne.
ta de [68d] alla apo toutôn schedon dêla
hais an aphomoioumena meixesin
diasôizoi ton eikota muthon.
Von den anderen Farben ist
so ziemlich aus dem bisher Gesagten begreiflich,
mit welchen Mischungen wir
sie zu vergleichen haben,
damit unsere Rede dem Wahrscheinlichen
treu bleibe.
ei de tis toutôn ergôi
skopoumenos basanon lambanoi,
to tês anthrôpinês kai theias
phuseôs êgnoêkôs an eiê diaphoron,
hoti theos men ta polla eis hen sunkerannunai
kai palin ex henos eis polla dialuein
hikanôs epistamenos hama kai dunatos,
anthrôpôn de oudeis oudetera toutôn
hikanos oute esti nun oute eis authis pote estai.
Wollte aber jemand bei solchen
Untersuchungen durch Versuche das nachweisen,
dann hätte er wohl
den Unterschied der göttlichen und menschlichen Natur verkannt,
da zwar Gott vieles zu einem
zu vermischen und wiederum aus einem in vieles aufzulösen
zur Genüge versteht
und zugleich auch vermag,
der Mensch aber zu keinem
von beiden weder hinreicht noch in der Folge je hinreichen wird.
[68e] tauta dê panta tote tautêi
pephukota ex anankês
ho tou kallistou te kai aristou dêmiourgos
en tois gignomenois parelambanen,
hênika ton autarkê te kai ton teleôtaton
theon egenna,
chrômenos men tais peri tauta aitiais hupêretousais,
to de eu tektainomenos en pasin tois gignomenois
autos.
Dieses alles nun, vermöge
der Notwendigkeit von Natur so beschaffen,
übernahm der Werkmeister
des Schönsten und Besten bei dem Werdenden,
als er den sich selbst genügenden,
höchst vollkommenen Gott erzeugte,
indem er die hierauf bezüglichen
Ursachen als dienende benutzte,
selbst jedoch das Wohlgeratene
bei allem Werdenden bewirkte.
diho dê chrê du' aitias eidê
dihorizesthai, to men anankaion, to de theion,
kai to men theion en hapasin zêtein [69a]
ktêseôs heneka eudaimonos biou,
kath' hoson hêmôn hê phusis
endechetai,
to de anankaion ekeinôn charin, logizomenon
hôs aneu toutôn ou dunata
auta ekeina eph' hois spoudazomen mona katanoein
oud' au labein oud' allôs pôs metaschein.
Demnach müssen wir
zwei Arten von Ursachen unterscheiden, das Notwendige und das Göttliche;
dem Göttlichen aber
muß man, um zu einem glückseligen Leben zu gelangen,
in allem, soweit unsere
Natur es gestattet, nachspüren,
doch um dessenwillen auch
dem Notwendigen, in Erwägung, daß es ohne dieses nicht möglich
ist,
eben jenes, dem wir ernstlich
nachstreben, allein zu begreifen und zu erfassen
oder seiner sonst irgendwie
teilhaftig zu werden.
weiter
zur nächsten Seite:
III. Aus Vernunft und Notwendigkeit zusammen Erzeugtes
Platon/
Calcidius/ Zimmermann: Timaios/ Timaeus 27d-34b griech./
lat./ dt.
Platon/
Calcidius/ Müller: Timaios/ Timaeus gesamt, griech./
lat./ dt.
Platons
Timaios mit morphologischen links im Perseus-Projekt
Philosophie-Texte
in der Gutenberg-Edition (aufgelistet)
emaille?!
.
: 12 KÖRBE: Quellen zum Thema
"Schöpfung" und zum Weltbild der Antike und des Mittelalters
Platon/Calcidius
: Timaios/Timaeus : Hieronymus Müllers Übersetzung
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