winde dich empor oh lebensbaum
in die blauen weiten der seufzer
unter deren freien himmeln
meine lämmer herzvoll weiden
und das kalb der groszen mutter
lustvoll sich entlangschmeckt
an der weiszen lichtersonnenstraszen
lächelvollen milch
und frischgelabt erstrecke dich
dehne dich und recke dich
mit einem schlauen tatenlied
die zeit zu überlisten
was ist das worauf du stehst
was ist dein holz oh lebensbaum?
die zukunft deine wurzeln birgt
vergangenheit ist deine frucht
die zeit das holz zu deinem lied
der baum durch den du leben spielst
dein flötenlied – nun fasse mut
dich selbst zu übertreffen
dich selbst zu überlisten oder
dich zu überwinden – leben drehe
strebe windend dich empor
des himmels tiefen auszumelken
ich weisz – es gibt nur eine list
die freiheit zu befreien:
den mut durch alle zeit hindurch
dich ewigkeit zu sein dich jetzt
988. pfingsten
und als der fünfzigste tag erfüllt
war
flogen wir alle zusammen
durch busonis klavierstrahlgebläse
hervor aus seinem eingegeisteten mund
blähten wir uns blasen lustig auf
im wilden aroma metallischer seifenkonzerte
platzten wir in myriaden busonen myonen
sprangen wir auf gequollen geschwellt berauscht
gereift zu abendvollen
busch- und wolkengrünen sommertagen
die dankbarkeit der dunklen alleen des glücks
entlang
gebäumt in blätterrausch und bogenregen
und weiszt du noch? die sonne!
oh die sonne schwitzte uns liebe
ach die sonne weinte bunte tropfen
eisiger hitze auf unsere schmelzende haut
und noch immer
läuten unsere herzen
über
989.
marktgeschrei verliert dich flüstergetüte
brimborium leise verdorrter raschelköpfe
insektengerippe foliert haarblattfeine govindas
schmalztrockene schneckenfühler brummelt
der monadenstrecker in weichen wollen
und schaust heraus so guckelig lieber zipp
und nicht hurra nicht oweh nicht soso
sondern weniger noch wimperst du mir zu
mikado spannt sich dein stufenblick her
toronto sieben die preislisten viertens
tomato müssen gemüse genieszen
und
heiszen und gelber noch sprieszen und spreizen
potato und safran beizeiten zurücken
verdottert zirkaden limonen onaden
sieh bald sieh zen frappant maintenant
zagen und zäumen elf maden mananen
sagen und säumen ananen plant
bagen und bäumen ramana mahant
die alten alleen säumen vakant
den zaun deiner zähne
athene
990. tapete
es blättert hoch die blasenbrüste
rosa nippelblüten knospen
sprengt den steingeländerweg
in sanftem schwung hinauf
es nippelt blütenweggeländer
rosa blättert hoch die blasen
sprengt in sanftem schwung und stein
hinauf den knospenweg
rosa steingeländer schwingt in
sanften blütenknospenbrüsten
nippelt hoch die blasen sprengt
hinauf den blätterweg
in den blasenweg hinauf blüht
rosa nippelbrustgeländer
sprengt den schwungstein hoch ein riss
entblättert sanft die knospen
991.
so saszen sie in dem weiszen keller
rauchten schiete und spielten die grosze
saitenmusik
die wie der wind voll alter geschichten
dahinbraust
in auf und abflimmernden goldbunten regenschnüren
in dem schaumkamm auf den wellen grünblauer
meere
unter den oooh den ooozeanen azurner himmelstore
die sich öffnen so weit so weit weit
im daher dahin brausenden donner der melodie
im hinein hinaus gewendet gedrehten
immer nimmer neu keimenden dichterwort
durch die zeit aus dem jetzt –
das weltenlied
komm sprach die göttin hörst du
meine wunderbar
reizend gewundenen wendeltreppenwitze?
du narr wie kannst du mein ungefähr
deutliches
leicht so dahingesagt blumiges etwas so
stufen?
geländergleich schwingen die sanften
girlanden
der schlingen die sich – fühlst du
mich? – um dich winden
in schleifen dich binden wo wirst du mich
finden?
nicht vorne nicht hinten flieh ich dir von
hinnen
und hole dich ein - willst du bei mir sein?
feiner als fein gereimter reim da stimmen
wir ein
in den wildgezackten schleuderwurfseim
der musik um uns ein und um uns herum
und zurück in uns ein immer tiefer
hinein
immer drängender komm nur komm ah du
ohh o o ta
ah ja a iiie o ou a geigenschleim
lacht laut die gitarre und jubelt empor
in die
röhrenden hirschalgen gummischlauch
düsen
hinauf durch die wilden tropengewächse
trompetenkom plexiglas pharmazeu logischer
schlagader zeugsolo schlagzeugschlag tuschota
tropfengekleckster trommelverhexter
verstexter besexter eidextropu rohita
ping rata poing rata puschota peh
ta ping raba loing ibi nibidi deng dang
da ping rada poing rada pusch ta peh
ta ping ta poing ta zisch sch sch sch
992. horizont
wo du auskickst entsteht
ein riss in der zeit
ereignisse grüszen sich
und trennen sich wie ein
reiszverschluss
düsenjets kreisen sanft
zerbiegen den raum
der himmel erglänzt so hoch
weit von uns fort schwimmt was
war es doch?
fragend öffnen sich so
verlierend den sinn
befremdende antworten
verheerende folgen
wunderbar
die erinnerung an
die mutterbrustfrucht
die erde wird aufgelöst
in nichts verliert sich der
weltenstaub
wenn du den himmel küsst
stürmen die götter
in röhrenden quirlenden
orgeltrompeten den
horizont
engelschwärmender chor
durchbraust ein akkord
den äther verführerisch
durch goldne stille zischt
silberlicht
993.
wie so eine lange verzierung flattert da
ein gedanke
von mir durch die erinnerung
irgendwo wird alles so fein und gleich als
selbst
und beugen sich lächelnd herüber
und stürzen mit dir zusammen
durch die unbekannten lüfte
und das land ohne namen
lachen sich mit dir
durch die ereignisschläuche hindurch
saugen sich zu knarrenden ballons
gestern bekam ich einen brief
die botschaft war die überbringerin
der botschaft
in einem wunsch traum düsen jet
da gleiten wir zum horizont
glätten für dich die wogen
singen für dich die gewissheit
irgendwo wird alles so fein und gleich als
selbst
und singen leise lieder luft
quirlen zigarettenrauch
gedicht aus blauen phrasen
aus dem lichten land ohne namen
da ruht der samen amen
in sandigen oasen
994.
pralinenschachtel rosen altes rot
verblättern meine komplimente tot
lebendig falten die gebärden sich
ein welkes spiel mit leeren händen
ich
ein nackter wurm kleidet sich mit bewegung
ein vogel zwitschert seine einsamkeit entzwei
der wind erweckt die luft die bäume
rauschen
im wechsel tauscht alles gesang und farbe
mein leben sickert durch ein steinern ich
löst langsam alles furcht ich rege
mich
und kaum erwacht in mir der übermut
so schleuder ich mein leben durch den tod
veränderung gleitet durch alle zellen
ein festes haus ein warmer ofen schützt
dich nicht
was haben wir das wir dir geben können?
ein nackter wurm kleidet sich mit bewegung
mein spiel ist reinstes spiel
kein kern aus ruhigem ernst
den letzten tropfen liebe
hat der wind längst weggetrocknet
mein weg ist nur ein weg
kein ziel ist mir bekannt
in stillem einverständnis
mit der zeit treib ich einher
mein lied ist nur ein lied
kein hörer hält mich aus
ein nadelspitzer wahnsinn sucht ein
körnchen von geduld
mein spiel ist reinstes spiel
dein trost ein schwacher witz
wo ist die letzte karte
auf die ich alles setzen kann?
denn kaum erwacht in mir der übermut
so schleuder ich mein leben durch den tod
mein leben sickert durch ein steinern ich
löst langsam alle furcht ich rege mich
lebendig falten die gebärden sich
ein welkes spiel mit leeren händen
ich
pralinenschachtel rosen altes rot
verblättern meine komplimente tot
995.
durch und durch
wenn alles klar ist
und freie bahn sich vor uns dehnt
weit weit hinaus
dass unsren sinnen
kein widerstand entgegensteht
und unsrem glück
und diese weite
total hinausgestülpte kraft
sich ganz vergisst
und dann die grenze
die dünngespannte haut zerreiszt
die zeit zerplatzt
und unser lachen
die dimensionen biegt und bricht
durch durch und durch
ja unser rachen
in tollem kuss sich rückwärts
stülpt
und uns auswürgt
ganz wie ein drachen
der aller tage abend bringt
sich selbst verschlingt
996. abgesang
wir haben uns die lunge aus dem mund gespuckt
so laut haben wir um etwas beifall geschrien
wir zogen mit der macht des herrn des weltalls
aus
gerädert und gekreuzigt kamen wir zurück
kein trost schlieszt unsre wunden kein erfrischungstrank
löscht unsren durst kein wasser wäscht
uns klar und rein
und keine hand die uns die starren augen
schlieszt
die umwelt schützt vor unsrem blöden
blick voll schmerz
und unerbittlich unaufhaltsam rollt das
rad
veränderung und farbenwechsel auf und
ab
die helden die der schwung einst auf die
bühne trieb
die werden nun von ihrem eignen zorn zermahlen
und jeder fetzen ihres fleisches den geburt
einst ausgespuckt hat war von hoffnung schnell
beseelt
doch kaut verzweiflung selbst ein zähes
stück geduld
verschlingt vergessen selbst den grellsten
showeffekt
ja auch den rachen dessen gier und übermut
die schmerzgebrochnen glieder der gestürzten
frisst
zerreiszt die frische wut der jungen wölfe
bald
die alle welt in ihrem spiel zerfetzen wollen
im trümmermeer der letzten verse schwimm
ich fort
versinken meine träume in dem lärm
der zeit
die bunten blasen spiegel bilder platzen
weisz
die flut der farben wogt durch alle wellenlieder
und in dem bunten schaum zerbrochner melodien
im weiszen rauschen überrollter wogen
sturz
zerschmilzt das spiel bild jeder spiegel
blasen welt
in einem stillen wort da finden wir uns
wieder
997. narziss legt echo ein lied an sich selbst in den mund:
hej hör mal
von da unten kommt das warme gesöff
herauf
mit dem sie ihre kinder einblullten und
einblubberten
kommt herauf von unten und schlägt
mir kühl entgegen
mit seiner gischt und schwemmt und fetzt
und spritzt
auch mich kleines bläschen in das schaumrauschenplatzen
mtnnngkju das ist der raffinierteste gummi
den ich je geprüft habe
subtilste substanz sublimster molekular-meerschaum
verschwindend kleiner schatten im
stumpfen glanz schrumpft
auch nur zum
titsch
wach auf wach auf mein süszer
ja siehst da siehst du im teich ja im teich
da küsst dich dein eigner dein eigener
mund
mit dem eigenen mund
wo lippe mit lippe sich lächelnd berührt
mich verführt und berührt
und augenlid augenlid spürt da du träumst
du träumst und du siehst
ja siehst du da wirbelt der stern ach der
sternstaub
hinter dir her
in deinem sog meteore
schnuppen verkräuselter trümmer
triumph
aufgerieben in weltbrandstrudeln
aus rauch und duft
deinen weg entlang
deine feinspur
und tropfst platsch hinein in das nächste
geschehnis
wenn alles zu spät ist
dann du erst
998. vitzli
so süsz kann er schmecken dass es
schon fast wieder sauer mir vorkommen kann
und auch so salzig dass es
schon fast wieder bitter mich schütteln
kann
und dann zu allen erdenklichen
momenten mich anders verzückt
das herz lacht in meiner brust
und schüttelt meine herzenslust
nach herzenslust
marmeladenbrust
gelee tropfen honig
pfropfen könig korken
une gong blang ding glang soft
pfffff sang sang ein alter luftballon
dsssssch dein rotes verschrumpeltes gummi
dlllummi pjumm huiiieä haaoum mjummi
tutz mopedgeräusch sägt durch
den raum pardon
sie seh sein saumzeug zügellos zum
salon
hinein in dein ding da du dummdreistes klei
nes rosa fieder faser fleisch schwein
du meinst wohl ich gäb all der dinger
zuviel
damit ich euch erschlagen will
in eurem wilden bilderwald
voll silberdüsenstimmen
die bringen die zeit
zum gerinnen im gleit –
und alles haben sie so schwabbelig gemacht
aber grade auf dem krummen weg gelocht
sachte sachte kracht doch
noch so ein moloch
vom dach
plomsz-tipfuoatsch
gleia-ha-rotz
psotz so ein
klingdingling
drinrin
brimmbrimm
tschlingdlangdling
njijing
ding
flog da vorbei sssmmmmm! – ein scharfes
kleines körnchen
aus zuckerkristall mit pep-peppermint-schweif
along-my-life linien-drive
express hörnchen
kneif mich nicht so sehr
durch den nervenbahnen-reizkanal-verkehr
im feuermeer
deiner meiner aller uns aller
so wahnsinnig wahrnehmungs-süchtigen
sinne du süszes
1000. nachspiel
heraus schwelle wellenkeim
in sanftem bogen quill hervor
im leisen lied der mondenfrau
im weiszen schlaf
verbirgt die nacht dein herz
wie still dein blick aufgeht!
wie träum ich mich in dich hinein
und streicht der weiche flügelschlag
der silberwolken vogelflug
durch meine haut durch ohr und haar
und weht den filigranen takt
so fort und fort den glatten puls
den jetzt auf jetzt gespannten schlag
die unsichtbare zauberin
die mutter aller knorpeligen nadelhölzer
farne moose wucherkräuter pilze moder
sie die dort ihr blasenschleimiges
geheimes süppchen kocht
verjüngt sie sich oh schau!
zu einer wunderweiszen waldesfee
sie ist es der ich diesen tanz
den wilden überschlagnen ton
den ausgespuckten freudenjubel
blase auf dem hohlen holz
und durch den dunklen flötenmund
strömt leise mein beschwörungskuss
verborgen wie geschlossner augen blick
versteckt wie des verhexten
früchtesammlers fingerspiel
und ab und zu nur glänzt ein glimmertropfenwitz
metallsignal
und zeichnet auf die tiefe flut auf runder
wogen schweren wall
ein feines netz von leichtem schaum ein
flüchtig flackernd lichterspiel
kennst du die zeichen?
schnell verfliegt die wilde schrift
doch zeitlos kennt vielleicht ein geist
der botschaft sinn und weisz sogar
den schreiber den erfinder
dessen windeshand die düstren wechsel
berge kräuselt und die zähen
braunen säfte mit dem spitzen
klang von zimt und ingwer würzt