Alóm –
Die Gebärerin. Die Große Mutter.
Caholóm
– Der Söhne-Erzeuger. Der Große Vater.
Jagendes
Oppossum – Im Text: Hunahpu uúh. Uch (Quiché); och
(Maya): Opossum. Dem Iltis ähnliches Klettertier aus der weitverzweigten
Familie der Marsupalien. Etwa katzengroß mit langem haarlosem Kletterschwanz.
Der in Nordamerika verbreitete Didelphis Virginianus hat Beuteltaschen
wie das Känguruh. Dem mittelamerikanischen Opossum fehlt die Tasche.
– Erscheinungsform von Ixpiyacóc.
Jagender
Coyote – Vom mexikanischen coyotl – Wüstenhund (Canis latrans).
Sein charakteristisches Heulen wird lautmalerisch in der Quiché-Vokabel
Utíu – Coyote nachgeahmt. Er benutzt gerne die Höhlen der Dachse,
um Junge zu werfen.
Hunahpú
– Ahpú ist Jäger im klassischen Maya; hun die Zahl
Eins. Die mittelamerikanischen Religionen liebten es, ihre Götter
zu numerieren. Also: Jäger Nummer Eins. Recinos weist aber sehr hübsch
darauf hin, daß "die Quiché noch einen tieferen Grund als
diese Etymologie haben mußten, um der Gottheit diesen Namen zu geben"
(Adrian Recinos: Popol Vuh. Neueste Ausgabe Mexico – Buenos Aires 1960.
pag. 165, Anm. 3). – Tatsächlich werden sie an Hunabku, "der einzige
(höchste)Gott", gedacht haben, den Kronos der Vorväter, der unsichtbar
über allen Göttern schwebte und kein Bild hatte. – Im Quiché-Kalender
ist Hunahpú der Name des letzten, wichtigsten Tages der zwanzigtägigen
Woche, sozusagen der Sonntag. Ihm entspricht der Tag Ahau, Großer
Herr, im Mayakalender und der Tag Xochitl, Blume und zugleich Symbol der
Sonne, bei den Azteken.
– In unserem Text kann Hunahpú
keineswegs der
Jäger (wörtlich: ein Blasrohr-Mann) der Heroenzeit sein.
Im Vorspruch des Erzählers werden die Urgötter nebst ihren Tierformen
angerufen. Ixpiyacóc
und Ixmucané gehen in mancherlei Verkleidungen durch den Schöpfungsbericht.
Da natürlich kein Gott sein eigenes Geisttier (nagual) jagt, Opossum
und Coyote aber Raubtiere sind, ist die Stelle mit "Jagendes Opossum" und
"Jagender Coyote" zu übersetzen; eigentlich: Göttlicher Jäger
Opossum; Göttlicher Jäger Coyote. Auch Recinos und Burgess fassen
die Stelle so auf.
Großer
Weißer Eber – Ac (Quiché) ist das amerikanische Wildschwein
Pekari (peccary). In den Wäldern Zentralamerikas, die sehr angriffslustige
Art mit breitem weißem Halskragen, von den Lacandonen K'ek genannt.
(Tayassu Tajacu). Eine Erscheinungsform von Ixpiyacóc.
Dachs –
Tziis (Quiché) – der amerikanische Dachs (Taxidia taxis), in Mittelamerika
tejón genannt. Grauer Rücken, schwarzer Bauch; Kopf weiß
mit zu den Ohren laufenden dunklen Streifen. Kommt auch braunschwarz in
den Wäldern Mittelamerikas vor. Nachttier. Frucht- und Wurzelfresser;
der aber auch Vögel, Eier und kleine Säugetiere zur Nahrung nimmt.
Das sehr spielerische Tier schließt sich leicht dem Menschen an.
Es ist das Geisttier der Ixmucané.
Als Sac Nim Tsiis, Großer Weißer Dachs, noch heute im Quiché-Gebiet
mit der strahlenden Sonne im Sternbild des Stieres identifiziert; in der
europäischen Astronomie: Alpha Tauri (Aldebaran).
Tepeu –
sprich: Tê-pê-û, aus der Náhuatl-Sprache der Tolteken-Azteken.
Tepe-uh – Eroberer, Sieger in der Schlacht (Alonzo de Molina: Vocabulario
de lengua Mexicana. México 1571). Die Mayaform ist ahtepehual. Auch
wie "König", "Fürst" gebraucht. Wir haben hier den ersten Einbruch
toltekischer Elemente in unserem Buch. Auch im Yucatéco gibt es
das Verbum tepal – regieren, seit dem Toltekeneinmarsch.
Gucumátz
– Kukúm – Feder, weithin assoziiert mit der glänzenden,
blaugrünen Feder des Quetzalvogels. Cumatz – Schlange. Es ist der
Kukulkán der Yucatán-Mayas; der Quetzalcóatl der Tolteken.
Der alte Elementengott, die Harmonie von Himmel (Flügel) und Erde
(Schlange), von oben und unten symbolisierend, tritt mit Fug als zentrale
Figur im Schöpfungsmythos des Popol Vuh auf. – Quetzalcóatl
war auch Titel der Priesterkönige der Tolteken. Der historische Quetzalcóatl,
der um das Jahr 1000 den Zug der Tolteken von Tollan (Tula), nördlich
von Mexico, nach Yucatán und Guatemala leitete, tritt im historischen
mythologischen Teil des Popol Vuh unter dem Namen Nacxit auf.
Die
grünen Herren – Ah raxa lac – Herr der grünen flachen
Schale = Erde. Ah raxa sel – Herr der blauen gewölbten Schüssel
= Himmel. Ah hat im Umgangsmaya die Bedeutung von "Kundiger im Verfertigen
von etwas" angenommen: Meister. – raxa (Maya: yax) ist grün und blau.
– Das Gemeinte ergibt sich jeweils aus dem Zusammenhang.
Ixpiyacóc
/ Ixmucané – Recinos übersetzt "der Alte" und "die
Alte", nach dem Mayawort ixnúk, Alte, und setzt sie als Entsprechung
der Mexikaner-Götter Cipactonál und Oxomóco, die nach
der toltekischen Überlieferung die Rechnung und die Astronomie erfanden.
– Villacorta gibt eine andere Ableitung und interpretiert die Götter
als aufgehende und untergehende Sonne. Mag seine Etymologie als solche
anfechtbar sein, so trifft seine Deutung des hellen und schwachen Lichtes
das Rechte. Denn zweimal erhalten sie im Text den Titel "ratit kib, ratit
zac" – Sonnenahne, Lichtahne. – Die zahlenstarken und traditionsfesten
Mayastämme im Hochland von Chiapas (Mexiko) verehren noch heute Chultotik,
Herr Sonne, und Chulmetik, Frau Mond. Tolik (tatik) ist Vater, metik Mutter
im Tzotzil-Dialekt dieser Indios. Man darf also "der Alte" und "die Alte"
übersetzen, wenn man sie sich als Sonnen- und Mond-Ahnen denkt. Burgess
hat "Der schnell Erscheinende" und "Die sich Verhüllende". Die unmittelbar
folgenden Titel matzanel und ch'ukenel, der Beschützer und die Verbergerin,
scheinen wieder auf Sonne und Mond bezogen zu sein.
Zur Zeit der Druckproben war dem Herausgeber die Entschlüsselung
der Mayaglyphen und die Lesung der Codici gelungen. Es stellt sich heraus,
daß Recinos mit der Deutung der Urmutter vollkommen recht hatte.
Sie erscheint auf der ersten Teilseite des Codex Dresdensis und bringt
dem Gott Kukulchan, wie er da heißt, Weben und Flechten bei.
Sie trägt als Kopfschmuck die Schleife des abgelaufenen Jahres,
(der Leser wird sehen, daß sie die Patronin der überschüssigen
Tage des Mayakalenders ist). Die direkt über ihr stehende Personalglyphe
besteht aus drei Elementen. Das erste sagt "chak", rot oder groß,
das zweite ixnac‚ Alte, das dritte ist ein typisches Mayawortspiel, da
die Glyphe ein Bündel Agavenblätter, den Sisalfaden, das Gewebe
und den Titel "hochheilig" bedeuten kann (chel, chelem, chele). Die Glyphe
spricht also doppelsinnig von der hochheiligen Urweberin Ixnuc. Die ganze
Zeile lautet entschlüsselt: