Hans
Zimmermann, Görlitz
: philosophische Lyrik : Vierstern
*
Einsstern
* Zweistern *
Dreistern * Vierstern
* Fünfstern *
Sechsstern * Siebenstern
* Achtstern
VIERSTERN
1 Supersonnensohn
* 2 Er ist ein Kometkönig * 3 Wir senden
die letzten Nachrichten des Tages
4 Schlaf
* 5 Mondlied * 6 Der Schutzwärmespender
* 7 Schwarze Perlen
1
Supersonnensohn
In meiner Haut umfleckten
sich Orange und Rot ein angeregtes Spiel
das angenehm sich forpflanzt
in der Wurzeln Purpur und im grünen Gras
Und saß ich eben noch
vernarrt in deiner Blüte Farben still vergnügt
gelehnt in diesen wurzelbreiten
Baumstamm hörte ich dir lächelnd zu
so steh ich auf und recke meine
Glieder jetzt in unbesiegter Kraft
mein kleingeballtes Lustgefühl
zerdehne ich in Übermut und Spott
und schleudere in weitem Sprung
mich dir entgegen Sonne nimm mich auf
oh Seligkeit oh Freundin
in das Licht in deinem Auge in dein Herz
2
Er ist ein Kometkönig.
In seinem Schweif
wirbelt eine ganze Portion
Lust hinter ihm her
und wenn du ihm rechtzeitig
aus dem Weg gehst
kannst du sehen wie eine
ganze Welt
hinter ihm hersprüht
Er ist eine große
Woge in dem Ding
durch das sich unsere Zeitmaschine
dreht
und unsere Wünsche
rühren an den Stoff der Sterne
Die Wellen aus dem Meer
der selbstvergessnen Menschheit
bewegen fein den Traumstrand
Sandsaum
Das Lachen der Schöpfer
ist unerschöpflich
wenn sie auf den Boden
der Wirklichkeit hinabsinken
und ein undurchdringliches
Ja durchdringt ihren Geist
Die Macht der Freiheit
jubelt sie über alle Grenzen
Sie machen vor sich selbst
nicht halt
und Gott verliert sich
und gewinnt sich selbst zurück
mit seiner Hilfe
Und es bleibt nichts übrig
Nichts
Es ist ja alles nur eine
Farce
der geniale Witz der sich
selbst verlacht
sich sich selbst sichtet
und wenn sie nicht gestorben sind
dann lachen sie noch heute
und verbrennen das Dunkel
und keine Explosion ist
stark genug
sie einzuholen wenn sie
sich vereinigen
im großen Feuerfest
Sie geben sich selbst weg
aber es bleibt stets ein Rest
von einem kleinen bißchen
Nichts
Das versuche ich auszumachen
zu durchdringen aufzufressen
mich in ihm zu verbrennen
Es zu werden Es zu vergessen
Ah!
Denn ich bin ein viel größerer
Schwätzer
als ich euch mitzuteilen
überhaupt
jemals in der Lage sein
kann
3
Wir senden die letzten
Nachrichten des Tages
und der Nacht
im Tag versteckt:
Immer neu erglänzt
die Wirklichkeit
und unvergleichlich und
undenkbar wirft der Augenblick
dir seine Fragen vor
Was gilt dir da Vergangenheit?
Und was vermag ein Plan
in fremden Welten
da nun der Tag zuende geht
und seine letzte Antwort
der Schlaf
dich sättigt und dein
blindes Fragen
zerträumt?
War tags er noch ein Glitzertropfen
in den Gedanken der berauschten
Dichter
ein Abglanz pubertärer
Selbstsucht
Sog nach Gestern in den
süßen Tod
So reitet jetzt in seinem
Mosaik mit Wein bekränzt
Dionysos als Perserprinz
auf einem wilden Tiger
Blut und Parfüm umflossen
in Mäandern dem Wahnsinn zu
Einander durchdringendes
Hin und Her Hellblau und Rot
braungoldner Kampf und
Sieg der jungen Kraft umgleiten stets
im alten Spiel von Schlinggewächs
und Regenbogen-Schlangenhaut
dies schwarze Auge Nacht
Glanz und stumpfer Samt
verborgen in dem stolzen Blick
der dich mit sanfter Macht
durchbohrt
und tigeraugenweich
um deine Seele einen Bann
von Traum und Staunen zieht
mit einem Ring aus deinen
eingeschmolznen Tagen
der Sterne Iris
blüht ein Perlmuttkreis
in bleichem Glanz
um deinen schwarzen Schlaf
dein letztes Glück
4
Schlaf
Da hinten weit fern
ist das Schloß
sticht aus der Erde
heraus bricht hervor
der Kristallturm
schneidet das Licht daß
es zurückschreit den
stechenden
Schmerz doch du siehst
es nicht denn
alles ist von Wolken aufgeweicht
und rund
geschliffen vom Wind der
hineinfällt in die
Stille die runde Stille
heilig gelbleuchtend:
Mond
..
5
Mond-Lied
Aus braunem Himmel weht
ein rosa Wind
und krümeln leichte
Wolken sich zutal
dorthin wo Zaubermund das
Dunkel trinkt
und biegt die Bäume
leicht in seinen Bann
Der Mond sucht silbern
nach der Schatten Schlaf
des Somatropfen schweren
Honigsaft
Wie Schnee fällt weißer
Schlummer in mein Herz
Es summt die Luft ein Regenbogenlied
der Telegraphenmasten Surrgesang
Der Perlmuttmöwen
Schleimgeschrei erstarrt
da der Polarstern fast
sein Auge schließt
Der Himmelsvogel pickt
die Sternensaat
6
Der Schutzwärmespender
verkrümelt die Nachtluft
in braunschwarze Brocken
aus feuchtem Gummi
Dein Schritt verschmiert
die
Rosetten-Lehmsterne in
den
Schottergrund platzt das
Steinkratzen
unter deinen Stiefelsohlen
zerfetzen scharfe Flötendissonanzen
alle harten Konsonanten
ins regenweiße Rauschen
7
Schwarze Perlen glänzen
leise
aus verbotenen Schattenlöchern
sternhafte Brombeernacht
Verschwiegen Augen schließen
Die Luft braun gehöhlt
Geschmack
von Schwarzbrot die Nacht
Warte
Dein Ohrring hat sich im
Haar
verfangen
Und wären in dieser
verhängten Stunde nicht
deine Wünsche in Traumnetzen
eingefangen
wie könntest du den
Dieb deiner Seele .
empfangen
ohne einen Schauer
violetter Vernichtung
Doch dich führen heimliche
Engel
durch himmlische Gärten
und Gedankens Baumeister
gliedern
deine Gesichtszüge
unter blauen Wimpern
streichen das faltenreiche
Gewand
deiner Blicke mit leisen
Bildern
So schön geschmückt
verführt dich der Dieb deiner Seele
der Schlaf mit einem schmalzigen
Lied
so hohl wie eine Glocke
Das Niemals ist auch ein Immer
Das Nirgendwo ein Überall
Das Nichts ist Alles auf
einmal
unfaßbar undenklich
stumm
Der Kosmos ein schwarzer
Stern
Einsstern
* Zweistern * Dreistern
* Vierstern * Fünfstern
* Sechsstern
Siebenstern
* Achtstern
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