Der Baum vor
meinem Fenster
"Halten kann ich dich nicht länger
Licht! dem Gotteskeim entsprossen
Hab dein Übermaß genossen
Brich hervor aus meiner Enge!"
Ach wer wird der Feuerwälder
Tigeraugnes Gold verhüllen?
Schwester Wärme bräunt die Fülle
Wie ein altes Ölgemälde
Staunend schau ich auf und sehe
Leuchtend geht das Fest zur Neige
Honigtrunken steigt der Reigen
Um Aurora zu erspähen
Achtung! stachen spitze Blicke
Durch der Blätterwaben Gitter?
Sternenblitze Sonnensplitter
Rissen kalte grelle Lücken
Toter Schlangen wirr Gebälke
Starren schon in offnen Wunden
Baumfee will vom Stoff gesunden
Läßt zu Erde ihn verwelken
Willst in Licht den Geist verzücken
Du ohn Stundenglas und Hippe?
Kann ja durch dein schwarz Gerippe
In des Himmels Helle blicken!
Ihr seht der Wolken Mondesfleisch verbleichen
In Räumen ohne Ferne ohne Streben
Auf dem Asphalt hört ihr die Reifen
kleben
Der Nässe Leim will jeden Schwung erweichen
Die Tropfen sprühen längs der Sonne
Speichen
Ihr Spinnenrad verdreht des Tages Leben
Gardinengrau in grauen Lichtgeweben
Vernetzt der Wegewirrsal blindes Zeichen
Und wollt ihr nun in Zeugungen erblitzen?
Entladungen! die durch die Blutbahn stürmen
Geschleuderte! die sich in Kapseln schirmen
Geräderte! die Staub und Sterne schwitzen
Zufallgewürfelt in das Chaos münden
-
Wer wird euch in dem Nebelschoß entzünden?
Vergessen hast du schon die blasse Ahnung
Die dich befiel als Frost die Gluten mischte
Des Frühlings widerschreckende Ermahnung
Den roten Grund der Keime jäh erfrischte
Der Büsche Schwall zerbrach in dürren
Schäumen
Das alte Meer in rosiger Entzündung
Der Fischer zieht sein Netz ein voll von
Träumen
Die mürben Sprüche einer Engelskündung
Erwacht bist du zur Armut der Vollendung
Die spärlich letzten gelben Fingerzeige
Sind Tropfen dir saturnischer Verschwendung
Licht füllt den Kelch wenn du ihn leerst
zur Neige
Das älteste der Wesen
Ein Wort im Geist gelesen
Des Geistes Sinngestalt
Die Raum und Leib durchkündet
Erscheinend sich empfindet
Im Sein Bewußtsein gründet
Das LICHT wird niemals alt!
Willst du mich mit deinem harten Glanze
Mit der Zähne Lächeln überzeugen?
Schneeverjüngt blühst du im Wolkenreigen
Bis der Schleier lodert fort im Tanze
Abendrot entblößt von deinem Lachen
Muß zu früh dein Treiben offenlegen
Willst du deine Glut am Frost erregen?
All dein Licht erstarrt zum Blick des Drachen
Sieh! Der Möwenmäuler sichelscharfe
Lästerlippen schäumen wütendweißen
Speichel aus und ihre Zungen reißen
Silberstürme aus der Strahlenharfe
Deine Lust verraten ihre Lieder
Deines Schweigens gläserne Gefühle
Splittern durch die Konsonanzenmühle
Weichgemahlen flockt dein Leib hernieder
Das Leichentuch des Lichtes wird zerfallen
Aus schwarzer Fäulnis glänzt ein
frischer Segen
Und aus zerscherbten Pfützen wäscht
der Regen
Ein Lächeln von verschimmernden Kristallen
Die Schmelze läßt den klaren Schmerz
verschwimmen
Im lauen Einerlei gelaßner Lüste
Und durch die filigranen Strauchgerüste
Löst sich ein Seufzer leiser Vogelstimmen
Dort von der Buche spiegeldunklen Häuten
Von austernrauhen Eichen und Robinien
Siehst du der Mutter perlmuttweiche Linien
In die planetenreifen Tropfen gleiten
Ihr Brunnenlied im Grabesschoß der
Erde
Erfüllt die arabesken Himmelsrisse
Aromisch mit dem Trunk der Finsternisse
In Knospenmündern quillt es still Es-werde
Aus fernen Welten kommst du hergeschwirrt
Schon blinkt dein Gruß und in dem
Zwitschernest
Des jungen Tages schlüpft ein Freudenfest
Ein Sonnenvogel der bald flügge wird
Der goldenen Leere himmelweites Dach
Zerspringt wie eine Eierschale bricht
Da schlägt von Angesicht zu Angesicht
Der Gott sein Auge auf – und ich bin schwach
Wie habe ich dich ersehnt du süßes
Wort
Erbettelt deiner Ankunft herben Klang
Des Winters Vorhalt dehnte sich zu lang
Da bricht herein dein duftender Akkord
Mein Herz verschlägt sich glücklich
weh und bang
Zu deiner Blütenreinheit Schneegesang
vogelgeschwätz und der klüfte
gekalk
regengepinsel und pfützengespiegel
hieroglyphische fetzen und siegel
und auch den wind und wohin er verweht
sanskrit und prakrit und manches gedicht
manches von dem was kein lehrer versteht
manches begreife ich gottloser schalk
aber die menschen begreife ich nicht
iii. sir tristram
violer d‘amores / iseut
iseut
vertraut bist du mir wie mein eigner name
fremd bist du mir – ein schrecken voller
lust
ich weisz nicht: was ist schön? mir
ist bewusst:
du bist der wirklichkeiten erster same
fein ist die wirklichkeit und schwer zu
wirken
die sich nicht weisz - sie rührt den
zauberstab
der mir des tages traurigkeiten gab
die bleiche botschaft im papier der birken
und lächeln – ja und all was mich gesundet
und du mir gibst – verstandes medizin
und grausame distanz: vor mir zu fliehn
–
die heilung selbst ist sie die mich verwundet
sonne die mit ihrem blick
farben und blütengewächse gezogen
hat ihre strahlen nicht in sich gebogen
nimmt ihre schönheit niemals zurück
abends jedoch wenn der amsel lied
netze von dankmelodien gesponnen
ist sie in goldenen wolken zerronnen
in sich ertrunken in scham verglüht
ein rätsel: was ist heller noch
als all der sommersonnen pracht?
es ist das schwarz, der glanz der nacht.
und bleibt ein rätsel – was ist schwarz
und überglänzt den lichten schnee?
geblendet bin ich, wenn ich seh
das sternenschwarz, den rätselglanz
der alle tage überstrahlt
ein traumbild in den tag gemalt
ein märchen: wie von ebenholz
und schnee. bezaubert von dem licht
der nacht lös ich das rätsel nicht
seelensägen seid ihr segelweite flügel
schmerzgeschweifte jakobsleitern und gewölke
durch den himmel zieht ihr mich mit zaum
und zügel
wollt mir alle säfte aus den sinnen
melken
lasst ihr seelensaugenden verzauberinnen
lasst mich sterben in der sehrendscharfen
süsze
will in eurem sphärenglanz mich neu
beginnen
aus der sternenknospe eurer stimme sprieszen
helft! verlasst mich nicht gefährten!
wo wo seid denn ihr?
lasst mich nicht im stich ihr freunde singt
ja singt mit mir
denn die einsamkeit der stummen paradiese
hier
schlägt mich blatt um blatt in ihren
bann und wie ein tier
wie mein vers verzuckt in ringelrösselsprungmanier
träum ich mich in süsze knospen
ein und sterbe schier
mit der flieszenden und sprieszenden tapetenzier
hilf! mein fleisch verzweigt in immer neuer
rankengier
und mein blut will durch die tausend wege
hin zu dir
und es findet durch die tausend wege nicht
zu dir
und ich finde durch die tausend wege nicht
zu dir
und ich finde durch die tausend wege nicht
zu dir
und ich finde durch die tausend wege nicht
zu ihr
laut geht der lärm. im splitterwerk
der töne
im rauch der farben steigt ihr tanz empor!
metallner spangen schritt zerreiszt den
flor
ihr stummes lachen spieszt die dumpfen söhne
wo ist der nicht gefischt zu werden hechelt?
in jedem doch tranchiert man ihn genau
kennst du den spröden diamanten frau
den stoff womit dein eigner blinker lächelt
ich liebe dich nicht stolz-unüberwindlich
so bin ich stolz? nein ich bin nur verwirrt
ein hüttensucher müde und verirrt
für jeden lichtblick dankbar und empfindlich
zeig her wo deine knochen sich verklären
wird dein gebiss nicht schon zu bergkristall?
in deinem mund erblitzt ein sternenall
dein helles haus wird mich den wandrer lehren
aus dürrem holz und stein bestehn die
dächer
geglühter ton – das tote gilt uns viel
metallisch ausgehärtet gibt das spiel
sich ernst: der freundlichkeit substanzenfächer
der mensch – es legen um ihn her
sich gärten straszen himmel quer
geschlossner augen lichtermeer
von sternenmilch die nächte
an der garagenwand geäst
von schatten – welch ein chiffernnest!
scheherezades hochzeitsfest
währt tausend solcher nächte
gezückter säbel blitz und not
und autos – ampeln schamlos rot
der nassen strasze glitzerschrot
zerbrennt die tausend nächte
ich las die fetzen blatt für blatt
der herbst tönt alle bunt und matt
die abende sind feucht und satt
von sternenmilch die nächte
mehr – so sagt man – als der mund
wollen unsre augen essen
ja – sie zehren unermessen
farbenspeisen seelenbunt
kann an deinem bild in mir
nicht genug nicht satt mich sehen
wirst du freundlich mich verstehen?
nahrung habe ich an dir
dichter noch als mein gesicht
will gehör dein wesen finden
mich um deine stimme winden
um dein lachen dies gedicht
aus dunklen himmeln stürzen eure sturmesspiele
und bohren bilder in die wilden farbgewühle
und dringen durch bis in die antipodenziele
darin des willens bogen seine spannung hält
den felsen der bewährung wäscht
und weicht ihr regen
und nimmt die zarten stoffe die dem liebesegen
zu gern verfallen sind auf den verwandlungswegen
mit sich und schwemmt sie auf zu schwerem
ackerfeld
schon krümeln sich ins feinere die bodenschichten
gedanken sprießen auf in scherzen
wie gedichten
wo halm und unkraut ihrer gärten kraft
berichten
denn korn und heilgewächs ergrünt
auch dieser welt
ein erntereigen: wo die gaben sich durchdringen
gewinn im tausch der töne sich bestimmt
im singen
wenn aller lieder flügel ineinanderschwingen
der erde süszigkeit in himmelstiefen
fällt
sind unter blauen seligkeiten schlafumgossen
nicht myriaden von planeten eingeschlossen
von muschelparadiesen die sich selbst genossen?
erinnerung webt in dem traum den ihr erzählt
doch reine adern eherner notwendigkeiten
durchziehn gebirge unter sterngestrählten
weiten
den wissensfaden durch ihr labyrinth zu
leiten
durchblitzen wir die netze wie es uns gefällt
in lichte ströme alle steine zu vermahlen
kristallgestirne zu befrein aus harten schalen
verbünden wir uns mit den warmen sonnenstrahlen
-
da bricht sie selbst hervor aus ihrem wolkenzelt
aus dem schmerz – so sagen die weisen –
wüchse die weisheit die tochter des
himmels
die vor dem vater des weltengewimmels
tanzte das leben in wirbeln und kreisen
nächtige mutter verzweifeltes sehnen
sei ihres vaters spiegel gewesen
könnten am himmel die spuren noch lesen:
perlen planeten verschimmernde tränen
schleifen geschmeidige wasser gerölle
springen die felsen zu sand und zerstäuben
kann sich die feine beginnen und treiben
quellen des lebens anmutige wellen
mahlet die schwermut zu leichtem gekörne!
knetet mit herzlicher wärme das tote!
rührt an die erde! wie duftende brote
nährt euch die schönheit die tochter
der sterne
flieszt durch dein schreiben als göttliche
regung
zeichnet sich rein und durchflügelt
die ferne
blüht meinem auge und pflanzt ihre
kerne
in meinen sinn und keimt auf in bewegung
wer wird nicht mit gedanken in liebe umfassen
was in den tiefen des aufgeschlossenen sinnes
den sohn der kraft empfängt den ewigen
frühling
bis rosiges geknospe aus staubiger rinde
sich langsam in die raumlos innige bläue
hinausstülpt: weisz gewaschene apfelblüte
kein duft ist mir bekannt so rein wie schneewind
und kein gebräu so reich wie klares
wasser
die letzte sehnsucht aller melodien
die ihre eleganz umspielt – ist stille
erkläre mir die luft brillantenschleifer!
die abendwolken schätze goldverkäufer!
des staubes herkunft astronom und deine
–
verstehst du sie? – der sterne augenkeime
bewusst zu sein – genuss allein der frage:
warum bist du? woher wohin und wie nur?
das einfachste in allen zirkuswelten
ist dieser mast an dem die himmel hängen
die du in frühlingssäften quillst
des lebens blinde wahrheit
dir leihe ich mein aug und ohr
die stimme und den warmen flor
der farben: aller sinne chor
erblüht in dir so wie du willst
zu todes letzter klarheit
den schönen schein der dich verbirgt
kannst du in deiner reinheit
nicht einmal ahnen: dich umstellt
die knospenhülle meiner welt
und spannt ein enges seelenzelt
aus traumgespinst und nacht gewirkt
um deine sternenfeinheit
zerreisze nicht zu schnell mein herz
wenn du von amselliedern
getränkt vor wonne überflieszt
die morgenwolken übergieszt
bis dass all deine kraft verschieszt
und ich geblendet stumm vor schmerz
dir nichts mehr kann erwidern
vielleicht wirst du dann auch für mich
die neue welt durchscheinen
wenn ich in deinen schosz gebannt
erkeime dunkel unerkannt
von deiner sinnengier umbrannt
ein brunnen voll von schlaf für dich
in dem wir uns vereinen
ihr süszen maden – paradiese
der erwählten in dem raum
sinnverlassener geistverliese –
wann wacht ihr auf von dem jenseitstraum?
schlieszt du geburt und tod zu eines geistes
kreis
des frühlings moder mit des herbstes
knospenreis
altkluge jugend mit dem engelschwangren
greis
wo dunklen lebens strom den lichten tod
durchflicht
bist schwarzes auge du das aus der sonne
licht
geboren sterbend wollen-wissens-wogen bricht
in jedem zeitmoment
gleich wie du stehst und fliegst
und durch die sonne biegst
beschliesz dein testament!
gesteh: bist du es nicht
der alte luzifer
und sein gesträhltes heer
rebell in jedem ich?
der bin ich ja gewiss –
geboren immer neu
entsprungen hell und frei
aus einem himmelriss
und du gestrenger gast
mein geisterschreiberling
komm zeig mal her und sing
was du geschrieben hast
mein gott was bist du klug
in verse eingeschnürt
hast du denn nie gespürt
der lichter sphärenflug?
zerbrich den silbenschluss
die spiegel deines reims
geburt des sonnenkeims
du selbst sei dir genuss!
im jubel deines ich
steh ich noch hinter dir
es klopft dein herz – die tür
reisz auf: erkenne mich
der schmerzen höchster glanz
der alle sinne füllt
hat meine lust gestillt
begreift ein mensch das ganz?
in wildem osterbrand
zersprüh ich in die nacht
den göttern dargebracht
als deines lebens pfand
rosenräder und raketen
feuerwerke drachenschleifen
die durch deinen donner schweifen
herr der blitze und kometen
die noch deinem sturz entfackeln
chiliasten blechpropheten
falsche pauken und trompeten
die den flug in jazz verwackeln
können kaum darüber täuschen
dass du hier nicht mehr zu finden
bist – was kann dich neu entzünden
zu geschwindigkeitenräuschen?
über blinden blütentrümmern
wo ich in den düften schwelgte
als dein grusz im blick verwelkte
schweben kühle farbenschimmer
da wo du im nichts verglommen
möchten sie mit scherzen blinken
kommen um dir nachzusinken
taubengleich einhergeschwommen
flammentropfen wirbelaugen
brausen durch die atmosphäre
deine katastrophenleere
will des werdens stürme saugen
wie dein fall die höhen wandelt!
grundton bist du von akkorden
die den himmel überborden
der in deinen spuren handelt
binden muss ich dich in meine mühen
flattergeist und deine schwingen stutzen
so kann mir dein wandelwesen nutzen
musst du auch im selbstgenuss verglühen
dichtung wird verdichtet in der härte
arger arbeit karger lebensweise
die den menschen schleift in grade gleise
wo dein stolz sich in geduld verzehrte
im vergessen auch – gedankenmeister –
liegt verwandlung wirken fruchtbarkeiten
leibgestaltung schlingt die weltenzeiten
individualisiert die geister
nein wir wissen nichts von deinen schätzen
ist besitz denn gröszer als erfinden?
ewge macht denn mehr als überwinden?
alles müssen wir uns übersetzen
sieh: ein gott ersteht aus unsren nöten
wo die stolzen hochkulturen sterben
reife traditionen süsz verderben
wecken ihn die kernigen trompeten
mag der wurm die früchte der erkenntnis
bis auf ihre bittren samen nagen
magst du um verlorne gärten klagen
betteln um bewundrung und verständnis
–
muss das feld nicht umgegraben werden?
willst du nicht dein werk erneuert sehen?
stumm verwindest du der stürme wehen
wenn ein gott geboren wird auf erden
es ist nicht leicht zum geiste du zu sagen
und es zu meinen ohne zu verkleinern
gerechtigkeit zu einem scharfen richter
die poesie des alls zu einem dichter –
soll er als herr die schöpfung überragen?
sein werk will sich zur selbstgeburt verfeinern!
dies blau hat keine häfen oder buchten
kann denn ein ich durch alle himmel fahren?
wie kann person unendlichkeit durchqueren
entblättern ihre eignen zwiebelsphären
wo schon ekstasen den verstand versuchten
da kann sich keine selbstbehauptung wahren
und doch: des raumes tiefe will erglänzen
in sanfter wölbung joch - empfindungsschleifen
zu einer blütenmitte hingesogen
zu einem sonnenvogelnest gebogen
der ganze will im ganzen sich ergänzen
er schlüpft und fliegt und kann die
ferne streifen
kann sich in der geschöpfe schwung
berühren
im wurf der saat im rausch der fruchtbarkeiten
in kampfeslust durch milderes verständnis
in wildem sturz durch tragende erkenntnis
in uns will sich die ewigkeit verlieren
und zwischen uns durchkreuzen sich die zeiten
nichts reimt sich auf den "menschen" diesen
tantaliden
in göttermahl und hölle ist er
aufgegliedert:
insektenhaft sind tropfenleib und sinn geschieden
die sucht verbrennt womit sein herz sich
stolz befiedert
verstand zwar scheint auf alles einen reim
zu finden
ins lächerliche zerrt er doch die oberflächen
die er versucht mit seinen witzen zu entzünden
die pointe will die bilder biegen bis sie
brechen
so dass die sterne scheu vor meinem blick
entweichen
ein hohlraum bläht sich auf vor meinen
hungerblicken
ich kann die violetten tiefen nicht erreichen
ich müsste denn mich in den horizont
entrücken
in dem die parallelen strahlen sich berühren
dem punkt der meinem sehnen gradewegs entflieht
soll ich in schmerz verzückt mich in
der lust verlieren
die der narkissen und märtyrer fleisch
durchzieht?
der hunger der durch meine glieder wühlt
musik wie von zerfleischten flöten
von würgenden orgasmen – mich zu töten
ein korn das seine mühle fühlt
dass selber ich die räder treiben muss
die mich ergreifen und zerreiszen
die flammenwagen die von schmerzen gleiszen
–
ist unerträglicher genuss
verzeih mir dass ich keine worte finde
dich zu betören keinen zauberklang
–
und bin doch ganz erfüllt von innen
her
von dir von dir von deinem bild in mir –
mein herz verschlägt sich zitternd
weh und bang,
wenn es dich sucht und sieht wie deine lippen
die aufeinander ruhn in ewgem kuss
unmerklich sanft einander still genieszen
und wissen nichts von ihrer himmelsüsze.
wenn sie in deinem lächeln voneinander
ein wenig sich bewegen und sich trennen
–
wie selig müssen sie einander finden
wenn ernst du wieder schlieszt den mund
– wenn sie
einander wieder mild und leicht berühren?
denn dieses eine weisz ich ganz gewiss:
nichts ist und niemand ist und kein geschöpf
dem sovie anmut soviel reiz entspringt
wie diesem zarten paar wenn es nur still
sich öffnet kaum und ernst sich wieder
schlieszt
im lächeln sanft und ruhig. dies leise
bild
der zärtlichkeiten – still – unmerklich
fast –
dies bild ist was die seele mir zerreiszt
– –
so stottre ich und finde keine worte
dich zu betören keinen zauberklang
–
und bin doch ganz erfüllt von innen
her
von dir von dir von deinem bild in mir
vorbei
und wieder nur vorbei
ach dass der blitz der wirklichkeit – vorbei
dass er
nur wiederkehre – ach
der himmel der die zeit zerreiszt im nu
dein blick
die kurze ewigkeit
da bricht der donner über mich herein
mein herz
zerspringt im wirbelschlag
und überschwemmt mit röte mein
gesicht
mein gott
verbergen muss ich mich
bevor du mich bemerkst und alles weiszt
auf die gefahr das weisze blatt papier
auf das ich diese zeilen zitternd schreibe
mit meinen sympathien zu erröten
wenn ich im himmel deines hellen blicks
wie wolken in der sonne gold versinke –
geb ich in diesem lied – frei von begier
und ohne alle lust zu übertreiben –
dir etwas von den blumenvollen beeten
der himmelswiesen wieder und des glücks
in dem ich wenn ich dich nur seh ertrinke
so werfe male schwemm ich aufs papier
mein herz: so will ich der geliebten schreiben
da lese ich es selbst und muss erröten
–
was für ein kitsch! der weiche werbetrick
in dem die nackten schmeicheleien blinken
nur schlecht verbrämt von der barocken
zier –
durch blumen bricht ein unverblümtes
treiben
der wolf im reimpelz lauert um zu töten
das allzuleicht mir vorgemalte glück
ich seh den spötter grinsen schon und
winken:
das sind nur taube blüten von papier
und dieses zuckerbonbonbunte schreiben
soll wohl die himmelszonen ihr erröten
durch die du schwimmst mit deinem silberblick
damit sie in der peinlichkeit versinke
dem spielplatz deiner lüste deiner
gier?
du musst doch nicht so eitel untertreiben!
ich seh dich schon zu ihren füszen
beten – –
praktischer wär's zu solchem rauscheglück
in einem meer von branntwein zu ertrinken
dich hab ich nicht gemeint dämon verstand
in deiner sprache rat ich dir: halt deinen
rand!
ich bin wie du: man meint dass ich dich
sei
doch bin ich ein chimärentier bin alle
drei:
vernunft gefühl im traum der tatenkraft
ein skorpionengift vergorner seelensaft
bin der monaden schaum der götter lust
dämonenflügel zu durchbohrn in
meiner brust
bin was die mythe weisz in meinem schlaf
ein löwenadlerengelstier ein blutig
schaf
doch was ich selber weisz mein bild von
mir
klebt rot an deinem zahn du reiszwolf meiner
gier
du hast mich totgelacht von mir berauscht
in maskenspielen mit der nacht den tag vertauscht
ich wende mich von dir – die eifersucht
bellt auf: zu ungestillter gier sei ich
verflucht
als hätt ich deinen hohn das wilde
drohn
nie mitgemacht. bin ich nicht schon dein
lieber sohn?
dich hab ich nicht gemeint dämon verstand
ich hab um anderes geweint in schmerz entbrannt
wie schön wär es vom schönen
nichts zu wissen
und ohne fieber ohne lug und trug
zu leben wie das schöne selbst: dahin
zu tanzen ohne zäumendes gewissen
grausam vielleicht und ohne rechten sinn
und unerkannt in blindem taumelflug
doch mich hast du am boden festgeschweiszt
du hast mich in der schwere festgeklebt
damit ich rühme wie die sonne schwebt
und laut verkünde wie dein name heiszt
ich will nicht herr! ist es denn nicht genug
wenn deine unbewussten werke dienen
die engelvollen düfte farbenspiele
der frühling – ist es dir denn nie
genug? –
musik – erkenntnisbäume voller bienen
all deine mathematisch klaren ziele
von dir hinaus- hineingeatmet viele
die sind wie du sie bist im zeitenzug
von dir gewusst in denen du dich weiszt
weil durch dein wissen alles leben kreist
ich bin der rand von deinem vollen krug
verlorengeht was über meinen schlund
hinüberbricht geformt von meinem mund
zu schmeichelei gewollt gezählt und
klug
schreibe! denn zum schreiberohr ernannt
deines herrn bist du. so schreibe wie
du dort scheitern wirst hinabgesandt
aus dem licht der sichphilosophie
in die wüste voll von trug und tand:
spiegelung verkehrt dir alles. sieh:
welcher wahn betrieben mit verstand
dort zum stolzen fels gerinnt und wie
unsre liebe unser herzensbrand
still belächelt wird als agonie
wisse: dichtung ist uninteressant
spinnerei der kranken phantasie
und geschickter als dein reimeband
schlägt der witz den takt der melodie
alles was du webst mit deiner hand
werden sie entknoten ohne müh
und was du gesetzt in ihren sand
werden sie bedüngen wie das vieh
wenn du von den spöttern wirst erkannt
schreibe: eine blechpandora lieh
dir der herr und schickte dich ins land
dessen reichtum bis zum himmel schrie
warf dein flosz an ihren kalten strand
stiesz dich aus – nach haus gelangst du
nie! –
gab dir noch das aussehn und gewand
eines bettlers. und nun heiszt es: zieh
durch die märkte als das unterpfand
–
schreibe: – der verlornen liebesmüh
der so spricht kann nur ich selber sein
kenne ich doch dieses selbstmitleiden
sich am eignen elend sattzuweiden
gerne wäre ich das arme schwein
gleich werd ich die maske dir entreiszen
sah ich dich zwar nicht im tagestraum
deine stimme doch verbirgt dich kaum
die befehle die so spieszig beiszen
was hast du auf meine augenlider
für ein dreck- und speichelmus gerieben?
hast mich dann zum teich hinabgetrieben
und zum waschen beugte ich mich nieder
da sah ich mit einem mal die bäume
wie als wenn sie menschen wären stehen
sah die feuer von der sonne wehen
lichterflügelvollgeschwirrte räume
und von diesem teichgewelle wieder
hob ich meine augen und erwachte
wischte noch die reste ab und lachte
sehen kann ich! sehen kann ich wieder!
die hier vergleiszt wie bleiche wüstenländer
verbrenne stadt in staub und kunstgeleuchte!
verschlinge dich im gierigen gewühle!
mich saugt der atem in die wegesränder
ich tauch hinab in busch und wiesenfeuchte
und trink der minzaromen satte kühle
trinken will ich dich in allen dingen:
güte die in feingenetzten wegen
die gewächse füllt mit lichtem
regen
leben dich das alles leben stillt
und auch fühlen wie die bäume
grünen
rote wärme von der sonne schlingen
blumenkelche schmetterlinge bienen
farbentrunkne sammler wie sie singen
was ihr summen wabenweich umhüllt
gern erlauschen und ob ihre taten –
süszer als die nahrung die sie bringen
–
je von einem wissenden erraten?
stille dich von emsigkeit erfüllt
steinerstarrte flut zum himmel gebogen
von den weiszen wassern gescheitelt durchflochten
welche kräfte haben dich hochgesogen
die noch ins kleinste gesplitter die stösze
die wogen
ihrer kämpfe hineinzuschmieden vermochten?
glänzen dort nicht saturns geschichte
und falten
mondenfrau vielleicht im seidigen schimmer?
quer hindurch muss titanengeifer erkalten
venus blüht in dem weiszen wüten
der alten –
sieh das quarzene band im schuppigen glimmer!
brombeergeranke – alte balletteusen
die rosaceenhände – eleganzen
die grosz und sicher ihre formen tanzen
aus purpurbögen ihre blätter lösen
ja süszer als die frucht die ihr verschwendet
scheint mir die wechselstrophe eurer glieder
asymmetrie – verjüngt und immer wieder
ein reifes lied – im wachsen noch vollendet
gleich hüften schultern die im schreiten
sprechen
spiralgewandte gesten voll entzücken
berückend im girlandenwurf der brücken
die wild durch ihre eignen wogen brechen
missglückte jagd – die süsze sucht
der schmerzen
die nur das unerreichte unerhörte
ersehnte und den sehrenden verzehrte –
die liebe ist der feind verliebter herzen
wie oft geschieht das eine unvermutet
dass irgendwer der sie schon fast bezwungen
von dieser unvergleichlich alten jungen
gepardin angefallen still verblutet
wie oft – und doch taucht aus den purpurmeeren
der hingegossnen seele des verletzten
der gott auf den titanen einst zerfetzten
um alles fleisch in nahrung umzukehren
ein glück – berührung rausch wie
beim zerreiszen
von apfelsinen – bäumt sich durch die
räume
die zellen kammern fort die sauren schäume
bis alle mitten ineinandergleiszen
zu einem ich: die welt verspielt zerspiegelt
im bad der eignen sonnenflut gereinigt
wo du allein bist blüht in dir vereinigt
im schlussgeheimnis der person versiegelt
manchmal erscheinen menschen mir als landschaft
von bergen bäumen unter blauem himmel
ein dunkleres gewölke das gewimmel
im grauen vlies ist meine wahlverwandtschaft
ein zucken wenn dein lächeln darin
zündet
ein blitz erfrischt die schattenbraune erde
der zauberstab der hirtin dieser herde
ergrünt – der zweig um den mein lied
sich windet
und rührt auch an die flechtenbunten
steine
verschämtes wetterleuchten – aphrodite
das licht das flüchtig deine haut durchblühte
der goldne saitenklang du sternenfeine
dem doch der donner folgt: dich so zu kennen
darf ich nicht frech behaupten oder meinen
als was die menschen manchmal mir erscheinen
so drohn die götter – darf ich sie
nicht nennen
ist
es der ozean aus dem der saft gewonnen
genannt unsterblichkeit – der wellen lohn
der
tiefe raum zu glanz und duft geronnen –
ist es
die nacht– der kindliche aion
das wache antlitz in der sterne legion?
ist es der blitz
– der wolken wildes grollen
ist es das wort – gehört im milden
rollen
des donners – heller wetter dunkles drohn?
dort reiszt
der himmel auf: ist es die sonne
geboren aus der muschel in dem meer der
wonne?
bist
du der wüstengeist der religion?
“wer
ist der gott dem wir mit opfern dienen sollen?”
so
sang der götter sehnsucht in den menschen schon
im fragen öffnet sich die weisheit
einem wollen
und fragend opfert sich der gott: des menschen
sohn
hinausgeschrieben ausgedacht
entworfen
und verloren
erscheint natur als schrift gedanke plan
gestorben in materien der grosze pan
sein blökendes gefolge ist schon längst
geschoren
die hörner abgefeilt gestutzt die ohren
die lust der zeugungskraft vertan
und würde er von menschenkindern
trotzdem
neu geboren
– sein schreckensschrei in jedem säuglingsmund
macht diesen fall fast wahr und gibt ihn
wahrlich kund –
der wahnsinn bräche frei hervor aus
allen poren
kein maskenkleid verbildete den toren
er wäre fürchterlich gesund
ja diese krankheit kochte noch
die quellen zu vulkanen
gelinder wasser schaukelspiel zum sturm
schon mancher narr entzauberte den alten
wurm
es blieb ja nicht dabei die wirkung nur
zu ahnen
er regte sich – sie eilen zu den fahnen
sie stürmen den bewusstseins-turm!
wer kennt herrn wagners grübler nicht
–
den schuster-meistersinger?
"es ist der alte wahn" – die neue zeit
gargantua pantagruel und gar nicht weit
davon entfernt die wirklichkeit der weltverschlinger
die wissenschaft gab ihren kleinen finger
–
der handel nahm das maskenkleid
einem gläubigen
ins stammbuch
geh mir mit der pascalschen wette
blinder stäube zufallsspiel!
selbstverkennen des denkens hätte
mehr zu verlieren als nur den stil
gottbeweise musst du noch üben
selbsterkenntnis geht voran
vorurteile hinwegzuschieben
fange mit richtigen schlüssen an
schluss vor allem mit jener toten
gleichung der wahrscheinlichkeit
auf den wägenden idioten
und seine hoffnung: die ewigkeit
ich kann doch einen gott nicht lieben
der mein urteil so zum spasz
in die gleich-gültigkeit getrieben?
lieblose wahl ohne augenmasz
wenn gewissen die lebenslüge
die der rechner ausgedacht
ohne selbstwiderspruch ertrüge
wäre die wahrheit ein frasz der macht