Hans Zimmermann, Görlitz : 12 KÖRBE: Quellen in zwölf Sprachen (Index) : Indien Quellen, Sanskrit / Deutsch : Bhagavadgita

Bhagavad-Gîtâ  = Mahâbhârata, Buch 6 (Bhîshmaparva),    Kap. 23-40  (= Kap. 1-18 der Bhag.-Gîtâ)	grham/ Index * Sanskrit/ Grammatik Buddha/ Ajanta/ Thankas/ Jâtakas/ Zen Chândogya-, Brhadâranyaka-Upanishad Rgveda * Vedânta * Yoga-Sûtra * Mantren
Sanskrit-Text (in lat.Schrift transliteriert;    suppungierte Buchstaben als unterstrichene;    Visarga als unterstrichenes h)  Übersetzung (Leopold von Schröder 1922)	zum Inhaltsverzeichnis der 18 Kapitel der Gîtâ; Einführung: Gott,  Handlung, Meditation

 

Erstes Kapitel:
Arjuna-vishâda-Yoga – Arjunas Niedergeschlagenheit
Dhrtarâshtra uvâca    *
DHRTARASHTRA SPRACH    *
1. dharma-kshetre Kuru-kshetre samavetâ yuyutsavah
mâmakâh Pândavash caiva kim akurvata Sañjaya?
Im heilgen Land, im Kuru-Land, zusammentreffend kampfbereit,
Was taten dort, o Sañjaya, die Meinen und die Pândava?
Sañjaya uvâca    *
SAÑJAYA SPRACH    *
2.drshtvâ tu Pândavânîkam vyûdham Duryodhanas tadâ
âcâryam upasamgamya râjâ vacanam abravît:
Als nun Duryodhana das Heer der Pândus aufgestellet sah,
Da trat er zu dem Lehrer hin, der König, und sprach dieses Wort:
DURYODHANA SPRACH    *
3. pashyaitâm Pându-putrânâm âcârya mahatîm camûm
vyûdhâm Drupada-putrena tava shishyena dhîmatâ
Sieh dort der Pându-Söhne Heer, o Lehrer, das gewaltige,
Von deinem Schüler aufgestellt, dem klugen Sohn des Drupada.
 
4. atra shûrâ maheshvâsâ Bhîmârjuna-samâ yudhi
Yuyudhâno Virâtash ca Drupadash ca mahârathah
Da stehen Helden, Pfeilschützen, dem Arjuna und Bhima gleich,
Yuyudhâna und Virâta und Drupada, der Wagenheld.
 
5. Dhrshtaketush Cekitânah Kâshîrâjash ca viryavân
Purujit Kuntibhojash ca Shaibyash ca nara-pungavah
Dhrishtaketu, Cekitana und Kâcis heldenhafter Fürst,
Purujit und Kuntibhoja und Shaivya auch, der Männerstier.
 
6. Yudhâmanyush ca vikrânta Uttamaujâsh ca vîryavân
Saubhadro Draupadeyâsh ca sarva eva mahârathâh
Yudhâmanyu, der tapfre Held, und Uttamaujas, kraftbegabt,
Subhadrâs Sohn, der Draupadi Söhne, auf hohen Wagen all.
 
7. asmâkam tu vishishtâ ye tân nibodha dvijottama
âyakâ mama sainyasya samjñârtham tân bravîmi te
Die Besten aber auch bei uns nimm, bester der Brahmanen, wahr,
Die Führer dieses meines Heers, – dich zu erinnern, nenn' ich sie:
 
8. bhavân Bhîshmash ca Karnash ca Krpash ca samitimjayah
shvatthâmâ Vikarnash ca Saumadattis tathaiva ca
Du selbst und Bhîshma, Karna auch und Kripa, der im Kampfe siegt,
und Vikarna, wie auch des Somadatta Sohn;
 
9. anye ca bahavah shûrâ mad-arthe tyakta-jîvitâh
nânâ-shastra-praharanâh sarve yuddha-vishâradâh
Und viele andre Helden noch, ihr Leben opfernd meinethalb,
Schwingend der Waffen mancherlei, sie alle mit dem Kampf vertraut.
 
10. aparyâptam tad asmâkam balam Bhîshmâbhirakshitam
paryâptam tv idam eteshâm balam Bhîmâbhirakshitam
Nicht ist genügend unser Heer, ob Bhîshma auch sein Führer ist,
Genügend aber ist ihr Heer, an dessen Spitze Bhîma steht.
 
11. ayaneshu ca sarveshu yathâ-bhâgam avasthitâh
Bhîshmam evâbhirakshantu bhavantah sarva eva hi
In all den Heeresreihen hier am rechten Platze aufgestellt,
Sollt denn ihr all, wie viel ihr seid, den Bhîshma schützen, wie ihr könnt.
 SAÑJAYA SPRACH    *
12. tasya sañjanayan harsham Kuru-vrdhah pitâmahah
simha-nâdam vinadyoccaih shankham dadhmau pratâpavân
Drauf ihm erweckend Kampfesmut blies laut das Muschelhorn der Greis,
Der hehre Ahn des Kuru-Stamms, daß es wie Löwenbrüllen scholl.
 
13. tatah shankhâsh ca bheryash ca panavânaka-gomukhâh
sahasaivâbhyahanyanta sa shabdas tumulo 'bhavat
Die Muscheln und die Pauken drauf, die Trommeln und Drommeten all,
Die wurden da mit Macht gerührt, daß zum Getöse wuchs ihr Schall.
 
14. tatah shvetair hayair yukte mahati syandane sthitau
Mâdhavah Pândavash caiva divyau shankhau pradadhmatuh
Auch Krishna und des Pându Sohn bliesen die Himmelsmuscheln laut,
Auf hohem Wagen stehend da, von lichten Rossen fortgeführt.
 
15. Pâñcajanyam Hrshîkesho Devadattam Dhanamjayah
Paundram dadhmau mahâshankham bhîma-karmâ Vrkodarah
Krishna die Dämonsmuschel blies, die Gottgeschenkte Arjuna,
Die große Muschel Paundra blies der Schreckensmann Wolfseingeweid.
 
16. Anantavijayam râjâ Kunti-putro Yudhishthirah
Nakulah Sahadevash ca Sughosha-Manipushpakau
Die Siegesmuschel blies der Fürst, der Kuntî Sohn Yudhishthira,
Doch Nakula und Sahadev auf Tonreich und Juwelenblüt.
 
17. Kâshyash ca parameshvâsah Shikhandî ca mahârathah
Dhrshtadyumno Virâtash ca Sâtyakish câparâjitah
Der Kâshi-Fürst, der beste Schütz', und Shikhandin, zu Wagen hoch,
Virâta, Dhrishtadyumna und Satyakas unbesiegter Sohn;
 
18. Drupado Draupadeyâsh ca sarvashah prthivî-pate
Saubhadrash ca mahâ-bâhuh shankhân dadhmuh prthak-prthak
Drupada samt der Enkel Schar und Abhimanyu, starken Arms,
Sie bliesen all, o Erdenherr, auf ihren Muscheln hier und dort.
 
19. sa ghosho dhârtarâshtrânâm hrdayâni vyadârayat
nabhash ca prthivîm caiva tumulo 'bhyanunâdayan
Und dies Getön zerspaltete der Dhritarâshtra-Söhne Herz,
Da es den Himmel und die Erd' von wirrem Lärm erdröhnen ließ.
 
20. atha vyavasthitân drshtvâ Dhârtarâshtrân kapi-dhvajah
pravrtte shastra-sampâte dhanur udyamya Pândavah
Als Arjuna nun vor sich sah der Dhritarâshtra-Söhne Schar,
Und der Geschosse Regen schon begann, hob er den Bogen hoch;
 
21. Hrshîkesham tadâ vâkyam idam âha mahîpate:
Sodann, zu Krishna hingewandt, sprach er dies Wort, o Erdenherr:
ARJUNA SPRACH    *
senayor ubhayor madhye ratham sthâpaya me 'cyuta
Inmitten beider Heere hier halt', Ewiger du, den Wagen an!
 
22. yâvad etân nirîkshe 'ham yoddhu-kâmân avasthitân
kair mayâ saha yoddhavyam asmin rana-samudyame
Bis ich mir diese angesehn, die kampfbegierig stehn in Reihn, -
Mit wem ich denn da kämpfen soll im heißen Mühen dieser Schlacht.
 
23. yotsyamânân avekshe 'ham ya ete 'tra samâgatâh
Dhârtarâshtrasya durbuddher yuddhe priya-cikîrshavah
Zum Kampf bereit seh' ich sie stehn, die hier am Ort versammelt sind,
Dem argen Dhritarâshtra-Sohn im Streite ihren Arm zu leihn.
SAÑJAYA SPRACH    *
24. evam ukto Hrshîkesho gudâkeshena Bhârata
senayor ubhayor madhye sthâpayitvâ rathottamam
Also gemahnt von Arjuna hielt Krishna gleich, o Bhârata,
Inmitten beider Heere dort den herrlichsten der Wagen an.
 
25. Bhîshma-Drona-pramukhatah sarveshâmca mahîkshitâm
Vor Bhîshma und vor Drona dann, und vor den Erdenherrschern all
SHRI-KRSHNA SPRACH    *
uvâca: Pârtha pashyaitân samavetân Kurûn iti
Sprach er: Sieh, Sohn der Prithâ, dort herbeigeströmt der Kuru Schar!
 SAÑJAYA SPRACH    *
26. tatrâpashyat sthitân Pârthah pitrn atha pitâmahân
âcâryân mâtulân bhrâtrn putrân pautrân sakhîms tathâ
Da sah der Sohn der Prithâ stehn die Väter und Großväter dort,
Lehrer, Brüder und Oheime, Söhne, Enkel und Freunde auch;
 
27. shvashurân suhrdashcaiva senayor ubhayor api
tân samîkshya sa Kaunteyah sarvân bandhûn avasthitân
Schwäher wie auch Gefreundete, in beiden Heeren gleicherweis;
Als alle die Verwandten dort der Kunti Sohn kampffertig sah,
 
28. krpayâ parayâvisto vishidann idam abravît:
Von höchstem Mitleid übermannt, sprach er kleinmütig dieses Wort:
ARJUNA SPRACH    *
drshtvemam svajanam Krshna yuyutsum samupasthitam
Ich sehe der Verwandten Schar, o Krishna, kampfbereit genaht,
 
29. sîdanti mama gâtrâni mukhamca parishushyati
vepathush ca sharîre me romaharshash ca jâyate
Da werden meine Glieder schwach und es verdorret mir der Mund,
Ein Zittern geht durch mein Gebein und meine Haare sträuben sich;
 
30. Gândivam sramsate hastât tvak caiva paridahyate
na ca shaknomy avasthâtum bhramatîva ca me manah
Gândiva sinkt mir aus der Hand, die Haut an meinem Körper brennt,
Nicht länger kann ich aufrecht stehn, wie unstät irrt mein Geist umher.
 
31. nimittâni ca pashyâmi viparîtâni keshava
na ca shreyo 'nupashyâmi hatvâ svajanam âhave
Und Zeichen schau ich, aber ach, gar böse Zeichen, Keshava!
Kein Heil mehr seh' ich, wenn im Kampf ich die Verwandten umgebracht.
 
32. na kânkshe vijayam Krshna na ca râjyam sukhâni ca
kim no râjyena Govinda kim bhogair jîvitena vâ
Krishna, den Sieg begehr' ich nicht, noch Herrschaft, noch die Freuden all!
Was soll die Königsherrschaft uns, was der Genuß, das Leben selbst?
 
33. yesâm arthe kânkshitam no râjyam bhogâh sukhâni ca
ta ime 'vasthitâ yuddhe prânâms tyaktvâ dhanâni ca
Um derentwillen wünschenswert Herrschaft, Besitz und Freuden sind,
Die stehn in Reihen hier, im Kampf aufopfernd Leben, Hab und Gut.
 
34. âcâryâh pitarah putrâs tathaiva ca pitâmahâh
mâtulâh shvashurâh pautrâh shyâlâh sambandhinas tathâ
Lehrer, Väter und Söhne sind's und ebenso Großväter auch;
Oheime, Schwäher, Enkel sind's, Schwäger wie auch Verwandte sonst.
 
35. etân na hantum icchâmi ghnato 'pi Madhusûdana
api trailokya-râjyasya hetoh kim nu mahî-krte
Diese zu töten wünsch' ich nicht, und sollten sie mich töten auch,
Selbst um der Dreiwelt Herrschaft nicht, – wie denn um Erdenherrschaft nur?
 
36. nihatya Dhârtarâshtrân nah kâ prîtii syâj Janârdana
pâpam evâshrayed asmân hatvaitân âtatâyinah
Wenn Dhritarâshtras Söhne wir gefällt, wie würden je wir froh?
Die Sünde haftete uns an, wenn diese Gegner wir gefällt.
 
37. tasmân nârhâ vayam hantum Dhârtarâstrân svabândhavân
svajanam hi katham hatvâ sukhinah syâma Mâdhava
Darum nicht dürfen töten wir der blutsverwandten Kuru Schar;
Wenn wir den eignen Stamm gefällt, wie könnten je wir glücklich sein?
 
38. yady apy ete na pashyanti lobhopahata-cetasah
kula-kshaya-krtam dosham mitra-drohe ca pâtakam
Und wenn auch diese es nicht sehn, durch Gier beraubet des Verstands,
Daß Sünde im Verwandtenmord und Schuld in Freundeskränkung liegt;
 
39. katham na jñeyam asmâbhih pâpâd asmân nivartitum
kula-kshaya-krtam dosham prapashyadbhir Janârdana
Wie sollten wir's verstehen nicht, vom Bösen uns zu wenden ab,
Die wir doch den Verwandtenmord als Sünde deutlich vor uns sehn?
 
40. kula-kshaye pranashyanti kula-dharmâh sanâtanâh
dharme nashte kulam krtsnam adharmo 'bhibhavatyuta
Bei Stammesmord zu Grunde gehn die alten Stammespflichten auch;
Ist dies geschehn, bemächtigt sich das Unrecht bald des ganzen Stamms.
 
41. adharmâbhibhavât Krshna pradushyanti kula-striyah
strîshu dushtâsu Vârshneya jâyate varna-samkarah
Dann, durch des Unrechts Übermacht, sind bald verderbt des Stammes Frau'n,
Und sind die Frauen erst verderbt, tritt auch die Kastenmischung ein.
 
42. samkaro narakâyaiva kula-ghnânâm kulasya ca
patanti pitaro hyeshâm lupta-pindodaka-kriyâh
Die Mischung führt zur Hölle hin die Stammesmörder wie den Stamm;
Verlust der Manenopfer stürzt die Väter aus der Sel'gen Reich.
 
43. dosair etaih kula-ghnânâm varna-samkara-kârakaih
utsâdyante jâti-dharmâh kuladharmâsh ca shâshvatâh
So durch der Stammesmörder Schuld, die selbst zur Kastenmischung führt,
Auflösen sich die ewigen Standes- und Stammespflichten all.
 
44. utsanna-kula-dharmânâm manusyânâm Janârdana
narake niyatam vâso bhavatîty-anushushruma
Wo aber in der Menschenwelt die stammespflichten aufgelöst,
Folgt unausweichlich Höllenpein als Strafe – also hörten wir.
 
45. aho bata mahat-pâpam kartum vyavasitâ vayam
yad râjyasukhalobhena hanturn svajanam udyatâh?
O weh, wie schwere, sünd'ge Tat sind wir entschlossen hier zu tun,
Da aus Begier nach Thron und Glück wir morden wollen unsern Stamm!
 
46. yadi mâm apratikâram ashastram shastra-pânayah
Dhârtarâshtrâ rane hanyus tan me kshemataram bhavet
Wenn wehrlos, ohne Widerstand, die Dhritarâshtra-Söhne mich
Erschlagen wollten in dem Kampf, - fürwahr, mir würde wohler sein!
SAÑJAYA SPRACH    *
47. evam uktvârjunah samkhye rathopastha upâvishat
visrjya sasharam câpam shoka-samvigna-mânasah
So sprach im Kampfe Arjuna und ließ im Wagen nieder sich,
Ließ fahren Pfeil und Bogen da, durch Schmerz verwirrt in seinem Geist.
 
 
iti shrîmad Bhagavad-Gîtâsûpanishatsu    *
brahma-vidyâyâm    *
yoga-shâstre    *
Shrî-Krshnârjuna-samvâde    *
Arjuna-vishâda-yogo nâma prathamo 'dhyâyah     *
         *
 In der Upanishad der Bhagavadgîtâ,    *
der Wissenschaft vom Absoluten,    *
der Schrift ûber den Yoga    *
und dem Zwiegespräch zwischen Shrî-Krshna und Arjuna    *
ist dies das erste Kapitel, genannt: Der Yoga der Niedergeschlagenheit Arjunas    *
        *
weiter zum zweiten Kapitel
zur Sanskrit-Einführung/ Grammatik
zum Inhaltsverzeichnis mit einem "Schaltpult" zu allen 18 Kapiteln der Bhagavad-Gîtâ

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