Die
Höhlen von Ajanta, etwa 100 km nördlich von Aurangabad im indischen
Bundesstaat Maharashtra, wurden zwischen dem 2.Jhd.v.Chr. und dem 6.Jhd.n.Chr.
in den Trapp-Basalt einer entlegenen Schlucht der Westghats geschnitten.
Ein Kranz von 30 buddhistischen Höhlenklöstern und auch einigen
kultischen Versammlungsräumen umrahmt somit das Tal an den oberen
Abhängen, von denen die drei jüngsten, die Höhlen 1, 2 und
17, besonders reich ausgemalt sind. Was hier im 7.Jhd.n.Chr. endete, fand
dann seine Fortsetzung und weitere Entwicklung in den Höhlen
von Ellora (näher an Aurangabad): Dort sind gerade noch die ältesten
Räumlichkeiten mahayana-buddhistisch, die folgenden sind hinduistisch
und zeigen üppigen Skulpturenschmuck in der Darstellung des jugendlichen
All-Ein-Gottes Shiva, der sich in geschmeidigen
Tanzgesten biegt, oder Vishnus, träumend im Milchmeer.
Nun aber die älteren buddhistischen Klosteranlagen von Ajanta: Die Grundrisse der Meditationshallen sind weitgehend quadratisch, je fünf Zellen zum Schlafen und Meditieren für je zwei Mönche pro Seite, wuchtige Säulenreihen vor jeder Seite der Halle, in der Mitte der Rückwand gegenüber dem Eingang findet sich eine Nische ("Schrein") für die Skulptur des wach sitzenden oder im Lotussitz meditierenden Buddha. Die eher länglichen kultischen Versammlungsräume bzw. Tempel, "Chaityas" genannt, haben einen Stupa, einen turmartigen oder glockigen Hügel, der über seiner Rundung Reliquien trägt, in ihrer Apsis. |
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Die
ältesten Höhlen, die noch ganz in die Hinayana-Phase des indischen
Buddhismus gehören, stellen den Buddha nicht dar; die Chaityas (Tempel)
dieser Phase sind reich an Skulpturen (und darin vergleichbar den wesentlich
jüngeren hinduistischen Tempeln von Ellora).
Die bunt ausgestatteten Klosteranlagen des 6.Jhds.n.Chr. dagegen sind frühe, frische Entfaltungen der Mahayana-Theologie, die nun ihren Siegeszug in Asien beginnt und gleichzeitig den Erlösungsreligionen des Westens (Christentum und Manichäismus) wie auch den syñchronen hinduistischen Entwicklungen "sympathetisch" verwandt ist: Bodhisattvas repräsentieren nun die polaren Aspekte des himmlischen Buddha, vergleichbar den beiden Seitengesichtern der Trimurti in Elephanta (ein dreigesichtiger Kopf mit Shiva "selbst" in der Mitte, die grimmig-kämpferische Natur des Gottes schaut nach links und seine lächelnd-weibliche Gnade nach rechts), oder auch den beiden Seiten des Lebensbaumes der Kabbala, oder überhaupt den Links-Rechts-Verhältnissen des menschlichen Leibes. Links vom "Allerheiligsten" des Buddha-Schreins ist die Rückwand (gegenüber dem Eingang) groß mit dem Bodhisattva Padmapani ("Lotos-Hand", ein Beiname des Avalokiteshvara) bemalt, ein mildes Gesicht in warmen Goldtönen inmitten einer Fülle weiterer Gestalten; rechts von der Schrein-Nische der Bodhisattva Vajrapani ("Diamant-Hand"), wach, selbstbewußt und reich geschmückt. Hauptthemen der weiteren Malereien sind die Jatakas, die 500 Legenden zu den früheren Inkarnationen des Gautama-Buddha, die seine immer neuen Opfer und Verzichts-Leistungen darstellen, so etwa, wenn er sein Königtum aufgeben will, von seiner Gattin und den vielen sinnlichen Reizen des Palastlebens umgestimmt oder verführt werden soll, diesen Kräften widersteht und sich schließlich in der Weltabgeschiedenheit des Waldes der Meditation widmet. Siehe auch die großen Ergänzungs-Sammlungen: Elephanta / Ajanta / Ellora |
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