In einem Versus memorialis
bei Sâyana (ad Sâmavidhânam,
Müller, Rgveda, 2. Aufl., 1, p.
XXVII) werden als zur Brâhmana-
und Upanishad-Literatur des Sâmaveda
gehörig folgende acht Werke aufgezählt: 1.
Pañcavinsham (Tândyam, Praudham), 2. Shadvinsham,
3. Sâmavidhânam, 4. Arsheyam, 5. Devatâdhyâya,
6. Upanishad, 7. Samhitopanishad, 8. Vansha. Es
fehlt der größte Teil des Talavakâra-Brâhmanam,
namentlich auch die in seinem Upanishad-brâhmanam
enthaltene Kena-Upanishad, vielleicht,
weil sie der Verfasser des Verses nur noch in der Atharva-Rezension
vor Augen hatte und so zum Atharvan rechnete
(Weber, Lit., 2. Aufl., S.82). Anderseits können nicht alle genannten
acht Werke darauf Anspruch machen, wirkliche Brâhmanas,
d.h. rituelle und dogmatische Textbücher selbständiger Shâkhâ's
(Vedaschulen), zu sein.
Ein solches ist zunâchst
das der Schule der Tândins angehörige
Pañcavinsham (das "fünfundzwanzigfache")
nebst seinem Nachtrage, dem Shadvinsham
(dem "sechsundzwanzigsten" Abschnitte). Ferner werden als der
Schule der Tândins angehörig
von Shankara zitiert (vgl. mein "System des Vedânta", S.9) das Chândogya-brâhmanam
und ebenso die (Adhyâya 3-10 desselben
bildende) Chândogya- Upanishad,
wâhrend dieser Name sie als die Upanishad
der Chandogas, d.h. der Sâmavedasänger
im allgemeinen bezeichnet. Vielleicht wurde sie (bei dem Mangel andrer
Upanishads des Sâmaveda
mit Ausnahme der kleinen Kena-Up.)
früh zur allgemeinen Upanishad der
Sâmavedatheologen, worauf auch ihre
Aufzählung in obiger Liste als die Upanishad
schlechthin zu deuten scheint.
Eine zweite, aber noch nicht
vollstândig bekannte selbständige Schule des Sâmaveda
ist die der Talavakâras (oder Jaiminîyas),
deren S.62 Brâhmanam
nach Shankara (zur Kena-Up. im Eingange)
anscheinend neun, in der von Burnell (bei M. Müller, Up. I, p. XC)
beschriebenen Form im ganzen fünf Adhyâyas
enthâlt. Über den Inhalt dieses Brâhmanam
berichten beide im wesentlichen übereinstimmend, daß
es in den ersten Büchern vom Agnihotram, Agnistoma
und von andern Zeremonien handle, sodann von der Verehrung des Prâna
und der Sâmans des fünffachen
und siebenfachen Sâman, wie der Glossator
erläuternd hinzufügt). Hierauf (anantaram)
folgt das Upanishad-brâhmanam,
nach Burnells Zählung Buch IV, welches 1,1 bis 4,17 allerlei âranyaka-artige
Allegorien nebst zwei Lehrerlisten (3,40-42. 4,16-17), ferner 4,18-21 die
Kena-Upanishad) und 4,22-28
noch einen Abschnitt über das Entstehen der Prânas,
ihr Eingehen in den Menschen und über die Sâvitrî
enthält. Als Buch V folgt zum Schlusse das Arsheya-brâhmanam,
eine kurze Aufzählung der Rshis des
Sâmaveda enthaltend (ed. Burnell, Mangalore
1878).
Das Sâmavidhâna-brâhmanam
ist eine kurze Abhandlung, betreffend "die Verwendung der Sâman
zu allerhand abergläubischen Zwecken" (ed. Burnell, 1873).
Das Devatâdhyâya-
brâhmanam "enthält nur einige Angaben über
die Gottheiten der verschiedenen Sâman,
an die sich einige andre kurze Fragmente anschließen" (ed. Burnell,
1873).
Die Samhitopanishad
handelt über die Art, wie der Veda zu lesen (vgl. Alt. Ar.
8, oben 5.11).
Das Vansha-
brâhmanam endlich enthält eine Genealogle der
Lehrer des Sâmaveda (ed. Weber, Ind.
Stud. IV, und Burnell, 1873).
Da die letztgenannten Werke
keine wirklichen Brâhmanas sind
und höchstens als Überreste von solchen gelten können, so
bleiben, wie beim Rgveda, so auch beim
Sâmaveda für die Brâhmanazeit
nur zwei Schulen übrig, die durch vorhandene Werke sich als solche
ausweisen, die der Talavakâras oder
Jaiminîyas, deren Brâhmanam
noch größtenteils unpubliziert ist, und die der Tândins,
welchen das Pañcavinsham, Shadvinsham,
Chândogya-brâhmanam und die Chândogya-Upanishad
angehören. Ein kurzes Inhaltsverzeichnis dieser Werke mag der
Einleitung zur Chândogya-Upanishad
vorausgehen.
I. Pañcavinsha-brâhmanam,
auch Tândya-
brâhmanam oder Praudha-
brâhmanam genannt, besteht, wie der Name besagt, aus
fünfundzwanzig Adhyâya's, deren
Hauptinhalt folgender ist.
1.Verzeichnis der Sprüche
(mantra), die bei den verschiedenen
Anlässen des Soma-Opfers
vom Udgâtar
und seinen Gehilfen zu murmeln sind.
2-3.Über die verschiedenen
Rezitationsweisen (vishtuti)
der vom Udgâtar
und seinen Gehilfen anzuwendenden Stomas.
S.63
4-5.Über die Gavâm
ayanam genannte 360-tägige Somafeier
und ihre verschiedenen Tage.
6.Der Agnistoma
als Modell des Somaopfers.
7-8.Über das Bahishpavamânam
und andre Sâmans und ihre
Vortragsweise.
9. Der Atirâtra.
10. Modalitâten des
Dvâdashâha.
11-13. Der Dasharâtra.
14-15. Chandoma-
und Ashtâcatvârinsha-Stoma.
16. Über die Modifikationen
des Agnistoma.
17. Vrâtya-yajñâa,
Brhapatisava u.a.
18. Upahavya,
Ritapeya, Shunâshîrya, Vaishyastoma, Tîvrasoma, Vâjapeya,
Râjasûya.
19. Über verschiedene
Kratus,
wie Rât,
Virât, Aupashada, Punah -stoma, Catushtoma, Udbhid,
Yalabhid, Apaciti, Pakshin,
Jyotis,
Rshabha, Gosava, Marutstorna, Indrastoma, Indrâgnistoma Vighana.
20. Atirâtra,
Dvirâtra, Trirâtra,
21. Trirâtra
(Fortsetzung), Shaturâtra, Pañcarâtra,
22. Shadrâtra,
Saptarâtra, Ashtarâtra, Navarâtra, Dasharâtra,
Ekadasharâtra.
23. Satras,
12-tägige bis 32-tägige,
24. 33-tägige bis 360-tägige,
25. Längere bis tausendjährige
Opfer.
lI. Shadvinsha-brâhmanam.
,,In diesem Nachtrage zum
Tândyam werden vorher nicht besprochene
Werke und Unterarten der schon besprochenen behandelt" (Sâyana,
Comm. init.). Der nähere Inhalt der 5 Prapâthakas
(=6 Adhyâyas) ist nach Sâyana
und Weber (Ind. Stud. I,36) dieser:
1. Subrahmanyâ;
über die drei Kelterungen; Vishvarûpah
,
über das Gebet; gelegentliche
Sühnungen; saumya-caru.
2. Bahishpavamânam;
Vermischtes; hotrâdyupahavâh;
über die Rtvij;
Gelegenheitsopfer; Adhvaryu; Opferplatz.
3. (= Adhy. III-IV). Reinigungsbad;
Bezauberung; Dvâdashâha;
Shyena;
Trivrdagnishtoma; Samdansha; Vajra; Vaishvadevam,
4. Vaishvadevam;
Agnihotram; Audumbarî; Yûpa; Sandhyâ; Mondwechsel;
Svâhâ.
5. (= Adhy. VI). Auch Adbhûta-brâhmanam
genannt, bespricht adbhutânâm karmanâm
shântim,
was bei außerordentlichen
Ereignissen zu tun, um ihre übeln Folgen abzuwehren;
so bei Ärger, Krankheiten
an Menschen und Vieh, Getreideschaden, Verlust an Kostbarkeiten usw.,
Erderschütterungen,
atmosphärischen Erscheinungen, Himmelserscheinungen
(Sternschnuppen, Kometen),
Erscheinungen an Altären
und Götterbildern
(wenn sie lachen, weinen,
singen, tanzen, bersten, schwitzen usw.),
Mißgeburten, Bergstürzen,
Steinregen, u.a.
S.64
III. Chândogya-brâhmanam.
1. Enthält sechs Mantras,
welche sich auf Heiratszeremonien,
und zwei, die sich auf die
Geburt eines Kindes beziehen.
2. Sechs Mantras an Götter
und göttliche Wesen,
einen gegen Insekten usw.
und einen auf Heiratszeremonien bezüglichen enthaltend.
3-10. Bilden die acht Prapâthakas
der Chândogya-Upanishad.
lV. Chândogya-Upanishad.
Die Chândogya-Upanishad
ist neben der um weniges umfangreichern Brhadaranyaka-Upanishad
die größte und bedeutendste jener Sammlungen theologisch-philosophischer
Aussprüche, Betrachtungen und Legenden, welche unter dem Namen der
Upanishads und in der Form dogmatischer
Textbücher der einzelnen Vedaschulen
auf uns gekommen sind. Wie die Upanishads
des Rgveda an das Uktham,
so knüpft diese Upanishad des
Sâmaveda an das Sâman
an, um durch allegorische Betrachtung und Umdeutung desselben
zu den Gedanken vom Brahman oder Âtman
überzuleiten, welche den gemeinsamen Kern aller Upanishads
bilden. Aber nicht nur in diesen Gedanken, sondern auch in der Form
ihrer Ausführung stimmen die Upanishads
so vielfach überein, daß wir für sie, teilweise
wenigstens, ein gemeinsames, mündlich umlaufendes Material voraussetzen
müssen, aus dem die Sammlungen der einzelnen Schulen sich nach und
nach absetzten.
Wie das Brhadâranyakam,
so zeigt auch Chândogya-Upanishad
diesen sekundären, sammlungsartigen Charakter aufs deutlichste. Zunächst
ist jeder der acht Prapâthakas, aus
denen sie zusammengesetzt ist, ein selbständiges Ganze, bestehend
aus einem oder mehrern Hauptstücken, an die sich als Nachtrag vielfach
einige kleinere Stücke fügen, die den Schluß des Prapâthaka
bilden und mit dessen Hauptinhalt oft wenig Verwandtschaft haben.
Diese äußerliche Zusammensetzung der Upanishad
aus den acht Prapâthakas, der
Prapâthakas zum Teil wiederum aus kleinem
Stücken wird schon durch eine vorläufige und summarische Übersicht
über das Ganze deutlich vor Augen treten.
I.
Fünf
einzelne Betrachtungen zur Verherrlichung des Udgîtha (1.2-3.
4.5.6-7),
II.
Allegorische Betrachtungen über das Sâman, seine Teile und Arten.
a. Einleitung
(I).
b.
Das fünfteilige Sâman wird dadurch verehrt, daß man Analogien
mit demselben
c.
Ebenso das siebenteilige Sâman durch Analogien
d. Zehn
Sâma-Arten werden
mit
Lebenshauchen, Feuer, Paarung, Sonne, Regen, Jahreszeiten, Welten, Haustieren,
Körperteilen, Göttern,
und
zuletzt das Sâman selbst mit dem Weltall gleichgesetzt (11-21).
e.
Anhang. Vier einzelne Betrachtungen
III.
Ein längerer
Abschnitt feiert das Brahman als die Sonne des Weltalls (1-11),
IV.
a.
Jânashruti wird von Raikva über Wind und Odem
als die An-sich-Raffer belehrt (1-3).
V.
a. Vorrang
des Prâna (1), seine Nahrung und Kleidung (2),
VI.
Uddâlaka belehrt seinen Sohn Shvetaketu
VII.
Sanatkumâra belehrt den Nârada
VIII.
a. Über
den Âtman in der Lotosblüte des Herzens und im Weltall
Chândogya-Upanishad:
Inhaltsverzeichnis * 1
* 2 * 3 (Weltei)
* 4 * 5 (prâna)
* 6 (tat
tvam asi) * 7 * 8,1-6;
8,7-15
Kena-Upanishad
Paul
Deussen (übers.) : Sechzig
Upanishad's des Veda : Inhaltsverzeichnis