Die Philosophie der Inder hat –
wie so oft das Große, wenn es neu in den Zusammenhang eines fertigen
Kulturganzen hereintritt – im Abendlande zunächst das Schicksal erfahren,
mehr besprochen und beurteilt als gekannt, mehr überschätzt und
unterschätzt als verstanden zu werden. Wie aber auch immer das endgültige
Urteil über ihren Wert oder Unwert sich gestalten mag, jedenfalls
werden wir in ihr ein Stück der Entwickelungsgeschichte des menschlichen
Geistes zu respektieren haben, welches um so interessanter und lehrreicher
ist, je mehr es den Vorzug völliger Ursprünglichkeit in Anspruch
nehmen kann, und je weniger es auf unsere von der biblischen und griechischen
Gedankenwelt abhängigen religiösen und philosophischen Anschauungen
bis auf dieses Jahrhundert herab irgend einen nennenswerten Einfluß
hat ausüben können.
Gesetzt, es gäbe – was ja wohl
möglich ist – auf einem der andern Planeten unseres Sonnensystems,
vielleicht auf dem Mars oder der Venus, Menschen oder menschenartige Wesen,
die es, wie wir, zu einer Kultur und, als höchster Blüte derselben,
zu einer Philosophie gebracht hätten, und es würde uns die Möglichkeit
gegeben (etwa, indem es gelänge, von dort ein Projektil bis in den
Bereich der überwiegenden Erdanziehung zu schleudern) von dieser Philosophie
Kenntnis zu nehmen, so würden wir ohne Zweifel den Erzeugnissen derselben
ein großes Interesse zuwenden. Mit Aufmerksamkeit würden wir
sowohl Übereinstimmung als Verschiedenheit jener translunaren Weltanschauung,
mit der unsrigen prüfen. Jede Abweichung in den Ergebnissen würde
zu einer Untersuchung darüber anregen, auf wessen Seite die Wahrheit
sei, jede Zusammenstimmung würde uns daran erinnern, daß es
eine Gewähr für die Richtigkeit der Rechnung zu sein pflegt,
wenn zwei Rechner unabhängig von einander zu demselben Facit gelangen,
– wiewohl auch hierbei der Kantische Gedanke von den natürlichen und
unvermeidlichen "Sophisticationen, nicht der Menschen, sondern der reinen
Vernunft selbst" in Erwägung zu ziehen sein würde.
Nicht ganz, aber doch annähernd
werden die Hoffnungen, die wir an eine solche, "vom Himmel gefallene" Philosophie
knüpfen würden, erfüllt durch dasjenige, was die Philosophie
der Inder uns thatsächlich bietet. Denn während alles, was an
philosophischen Gedanken diesseits des Hindukusch hervorgebracht worden
ist, von Mose und Zoroaster, von Pythagoras und Xenophanes an durch Platonismus,
Christentum und Kantianismus hindurch bis auf die Gegenwart herab in einem
einzigen großen Zusammenhange steht, durch welchen unser Denken mehr
als wir es oft ahnen abhängig ist von uralten Traditionen, Einseitigkeiten
der Auffassung und Irrtümern, – so haben die Inder, indem sie von
ihren Bruderstämmen schon in vorhistorischer Zeit abgetrennt wurden,
gegen die ursprünglichen Bewohner aber des Industhales und der Gangesebene
sich selbst auf das strengste absonderten, bis zu den Zeiten der vollen
Ausgestaltung ihrer Weltanschauung – so weit bis jetzt zu erkennen – keinen
Einfluß auf ihr Glauben und Denken irgendwoher empfangen, und als
die Stürme der griechischen, skythischen, mohammedanischen und mongolischen
Invasionen über Indien hereinbrachen, trafen sie, allem Anscheine
nach, die indische Gedankenwelt schon in einer Erstarrung und schulmäßigen
Geschlossenheit an, in welcher sie dieselbe nicht mehr erheblich zu inquinieren
vermochten, während vielmehr umgekehrt die fremden Eroberer zu dem
geknechteten Indien vielfach in eine fast ebenso große geistige Abhängigkeit
traten, wie das Römerreich zu dem eroberten Griechenlande.
Diese Verhältnisse sind es,
welche den Erzeugnissen des indischen Denkens eine Originalität sichern,
wie sie bis zu einer so hohen Stufe der Entwicklung hinauf nicht zum zweiten
Male in der Weltgeschichte bewahrt wurde; und an diesem Vorzuge, die Dokumente
einer durchaus ursprünglichen, nur in sich selbst ruhenden Bildung
zu sein, nehmen, bis zu einer gewissen Grenze hin, die spätern Schriften
ebenso gut teil, wie die früheren. Mag daher auch z.B. Shankara,
der große Reformator und Wiederhersteller der Upanishadlehre,
dessen Hauptwerk wir hier in der Übersetzung vorlegen, erst 800 p.C.
gelebt haben *, seine Gedanken sind darum doch nicht weniger,
als wenn sie tausend Jahre älter wären, eine ganz unmittelbare
Fortbildung der in den Upanishad's
vorliegenden Keime, womit nicht ausgeschlossen ist, daß nebenbei
Shankara in ähnlicher Weise unter dem
Einflüsse des von ihm bekämpften und perhorrescierten (vgl. z.B.
Sûtram 2,2,32, S.365) Buddhismus
stehen mag, wie der Katholicismus unserer Tage unter dem der lutherischen
Reformation.
Je deutlicher aber sich in dieser
Weise die völlige Ursprünglichkeit der indischen Gedankenwelt
herausstellt und, wie wir vermuten, mit der Zeit immer noch mehr herausstellen
wird **, um so überraschender ist es, auf indischem
Boden ganz analogen Gebilden
zu begegnen, wie wir sie aus der abendländischen Religion und Philosophie
her kennen.
* Über
Shankara's Zeitalter vgl. mein "System des
Vedânta" S.37. Mit dem dort aus dem Âryavidyâsudhâkara
mitgeteilten Geburtsjahre Kaliyuga 3889
= 787 – 789 p.C. stimmt überein Pathak im
Indian Antiquary XI,174, der Shankara's Lebenszeit
auf Kaliyuga 3889 – 3921 ansetzt; während
hingegen Telang im Ind.Ant.XIII,95 auf 590
p.C. als spätesten Termin für Shankara's
Blüte gelangt, und, von ihm unabhängig, Fleet
den nepalischen König Vrshadeva,
gegen Ende von dessen Regierung (nach Wright, History of Nepal, p.118 fg.,
123) Shankara nach Nepal gekommen sein und
dessen Sohn and Thronfolger von ihm den Namen Shankaradeva
erhalten haben soll, um spätestens 630 bis 655 p.C. ansetzt.
Vgl. darüber Fleet im Indian Antiquary, Januarheft 1887, p.41 fg.
** Gegenüber
dem Bestreben von Weber, Lorinser, Seydel, v.Schröder u.a., teils
indische Gedanken aus occidentalischen (biblischen und griechischen), teils
occidentalische aus indischen abzuleiten, wollen wir hier nur bemerken,
daß uns bis jetzt auf beiden Gebieten noch kein Gedankenmoment begegnet
ist, welches sich nicht leichter aus seinen natürlichen Voraussetzungen,
als aus einem solchen internationalen Austausche ableiten ließe,
der für die alte Zeit gewiß größere Schwierigkeit
hat, als man vielfach sich vorstellen mag.
So vollzieht sich z.B. in der indischen
Religion ebenso wie anderweit der Übergang vom Polytheismus zum Monismus
(der nicht eben ein Monotheismus zu sein braucht); aber während dieser
Schritt auf hebräischem Gebiete durch Verstoßung aller andern
Götter außer dem Nationalgotte, in Ägypten durch mechanische
Gleichsetzung der verschiedensten Götternamen erfolgt, so vollzieht
er sich in dem philosophischer angelegten Indien in der Art, daß
man durch die mannigfaltigen Gestalten des vedischen Pantheons hindurch
und ohne diese zunächst anzutasten, die ewige Einheit gewahrt, auf
der alle Götter und alle Welten beruhen (ekam
sad viprâ bahudhâ vadanti), um sodann, auf einer
weitern Stufe der Entwicklung, mit nicht zu überbietendem Tiefsinne
diese ewige Einheit wiederzufinden in dem eigenen Innern (tat
tvam asi). – So finden wir, um ein weiteres Beispiel anzuführen,
als den Angelpunkt wie der christlichen, so auch der brahmanischen und
buddhistischen Religion die Frage nach der Erlösung; nur daß
diese Erlösung nach christlicher Anschauung wesentlich eine solche
von der Sünde, nach brahmanischer vom Irrtume, nach buddhistischer
vom Leiden des Daseins ist; und fast scheint es, als wenn es hier ein und
das nämliche Phänomen sei, welches von den drei großen
Weltreligionen abwechselnd von der Seite des Wollens, des Erkennens und
des Empfindens ins Auge gefaßt wird. – So endlich, um nur noch eines
zu erwähnen, steht das hier in der Quelle vorliegende System der Vedântalehre
in der merkwürdigsten Beziehung zu der gänzlich von ihr unabhängigen
Philosophie Kants, der Art, daß die Consequenzen der Kantischen Grundlehren
geraden Weges zu den Hauptsätzen der Philosophie des Shankara
führen, während umgekehrt die Lehre des letztern in der
Kritik der reinen Vernunft ihren eigentlichen wissenschaftlichen Unterbau
finden würde.
Wie nun auch immer diese und andere
Parallelen bei näherer Beleuchtung sich gestalten mögen, jedenfalls
beweisen sie, welch tiefdringende Fragen von den Indern aufgeworfen und
in ihrer Weise beantwortet worden sind, und wie unberechtigt es ist, aus
dem Kreise der philosophischen Disciplinen, wie sie in Lehrbüchern
und Vorlesungen vorgetragen werden, die Philosophie der Inder auszuschließen.
Dieser Zustand muß und wird sich mit der Zeit ändern. Er kann
sich aber erst ändern – da eine Kenntnis des Sanskrit
nicht wie die des Griechischen von den Vertretern der Philosophie wird
gefordert werden können – wenn es gelingt, alle hauptsächlichen
Denkmäler der Philosophie der Inder in anerkannt zuverlässigen
deutschen Übersetzungen allgemein zugänglich zu machen. Eine
Zusammenfassung derselben müßte zunächst die philosophisch
wichtigen Abschnitte des Veda, also namentlich
die Upanishad's und was ihnen verwandt
ist, enthalten, sodann die Sûtra's der
sechs philosophischen Hauptsysteme nebst den erforderlichen Commentaren,
endlich was von sonstigen Schriften für die indische Philosophie von
Bedeutung ist. Eine Sammlung dieser Art würde, wenn man von der Litteratur
der Bauddha's und Jaina's zunächst noch absähe, nicht mehr als
vier Bände etwa von dem Umfange des vorliegenden füllen, nach
folgender Anordnung:
Band I. Die Upanishad's nebst den
Vorstufen derselben aus den Samhitâ's
und Brahmana's.
Band II. Die Sûtra's
des Vedânta
nebst dem Commentare des Shankara,
also das, was im gegenwärtigen Bande vorliegt.
Band III. Die Sûtra's der übrigen
Systeme: Sânkhyam und Yoga,
Nyâya und Vaisheshikam
nebst den je ältesten oder besten Commentaren. Von der Mîmânsa
würde es vielleicht genügen nur Auszüge des philosophisch
Wichtigen aufzunehmen, da sie im Wesentlichen nur der Form, nicht dem Inhalte
nach ein philosophisches System bildet.
Band IV. endlich würde die übrigen, für die Philosophie
wichtigen Schriften befassen, also namentlich: Bhagavadgîtâ
nebst Auszügen aus andern Abschnitten des Mahâbhâratam
und aus Manu; Sânkhya-kârikâ,
Sânkhya-sâra; Vedânta-sâra, Bâlabodhani;
Shândilya-sûtram; Prabodha-candrodaya; Sarva-darshana-samgraha
usw.
Ob es mit einzelnen oder vereinten
Kräften möglich sein wird, eine solche Bibliothek der indischen
Philosophie in deutscher Übertragung in den nächsten Jahrzehnten
zu Stande zu bringen, muß dahingestellt bleiben. Einstweilen haben
wir die Befriedigung, mit Dank gegen die Königliche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin, welche durch ihre Unterstützung den Druck des vorliegenden
Werkes ermöglichte, dem Publikum dasjenige vorzulegen, was den zweiten
Band einer solchen Sammlung bilden würde, aber auch für sich
allein eine selbstständige Bedeutung hat: das Hauptwerk derjenigen
Lehre, welche, wie keine andere, im Mittelpunkte der religiösen und
philosophischen Weltanschauung der Inder steht: die Sûtra's
des Vedânta mit Shankara's
Commentare, welche beide hier zum ersten Male vollständig in eine
europäische Sprache übersetzt worden sind.
Indem wir es wagen (aus Gründen,
welche zu erörtern hier nicht weiter von Belang ist), zunächst
gerade dieses Werk in einer Übersetzung, deren Treue die Sanskritgelehrten
prüfen mögen, deren Klarheit, wie wir denken, in keiner Zeile
des Buches etwas zu wünschen übrig läßt, dem philosophischen
und theologischen Publikum vorzulegen, eröffnen wir dem occidentalischen
Leser den Einblick in eine Halle des Heiligtumes indischer Metaphysik,
welche allerdings in absonderlichem, auf den ersten Blick wenig einladendem
Stile gebaut ist. Von vorn herein werden die meisten sich abgestoßen
fühlen von der scholastischen Trockenheit und doch keineswegs in unserm
Sinne wissenschaftlichen Haltung des Ganzen: weder die änigmatische
Kürze der Sûtra's noch die Prolixität
des Auslegers wird ihren an den Mustern der Griechen gebildeten Sinn ansprechen,
und wenn sie vollends sehen, wie unser Autor weniger mit Gründen als
mit Citaten aus dem Veda seine Sache führt,
wie er an diese als höchste und letzte Instanz appelliert und nicht
selten mit Wortklaubereien und Ausführungen, die uns teils ohne Belang,
teils selbstverständlich, ja stellenweise höchst verschroben
vorkommen, lange Seiten füllt, so werden viele ihre Zeit als zu edel
erachten, um sie einem Buche dieser Art zu widmen.
Und doch wird, wer Geduld und Sammlung
genug hat, um das Ganze bis zu Ende durchzugehen – etwa, indem er alles
Bemerkenswerte zum Zwecke künftiger Rekapitulation anstreicht – sich
für seine Mühe reichlich belohnt finden.
Er wird sehr bald inne werden,
daß die jedem zunächst sich aufdrängende Ähnlichkeit
der indischen Scholastik mit der abendländischen des Mittelalters
nur eine äußere ist. Letztere ist bestrebt, eine historische
und schon darum unphilosophisebe Grundlage mit einer ganz heterogenen Philosophie
zu contaminieren, indeß der Veda nicht Geschichten sondern nur Ideen
darreicht, und zwar solche, welche gar sehr in die Tiefe führen, ohne
im übrigen der freien Entwicklung des philosophischen Gedankens erhebliche
Fesseln anzulegen. Und so wird aus dem wunderlichen Rahmen exegetischer
Erörterungen und Kontroversen dem hingebenden Leser eine religiös-philosophische
Weltanschauung entgegentreten, wie sie in dieser Tiefe, Folgerichtigkeit
und Durchbildung ihres Gleichen in der Welt nicht leicht finden dürfte,
– eine Weltanschauung, welche namentlich in der durchgeführten Unterscheidung
einer exoterisch-mythischen und einer exoterisch-philosophischen Auffassung
gleichmäßig den Bedürfnissen des Volkes und den Anforderungen
des denkenden Geistes Rechnung trägt und in diesem Sinne vielleicht
noch einmal berufen sein wird, für die Fortbildung unserer eigenen
Theologie vorbildlich zu werden. – Doch wir wollen es der Sache selbst
überlassen, auf Geist und Gemüt zu wirken was sie vermag, indem
wir den Freunden theologischer und philosophischer Studien ein Werk in
unverkürzter und möglichst urkundlicher Form zugänglich
machen, welches die bedeutendste und in Indien selbst angesehenste Zusammenfassung
derjenigen Gedanken enthält, welche viele Jahrhunderte hindurch einer
großen und gebildeten Nation der Angelpunkt ihres Denkens und Treibens,
der Trost im Leben und im Sterben gewesen sind.
Mancherlei wäre hier noch,
zur Einführung in das Werk des Bâdarâyana
und Shankara vorauszuschicken, hätten
wir nicht alles, was zu einem volleren Verständnisse desselben zunächst
erforderlich ist, zusammengefaßt in unserer vor vier Jahren veröffentlichten
Darstellung des Vedântasystemes.
Das System des Vedânta,
nach den Brahmasûtra's des Bâdarâyana
uud dein Commentare des Shankara über
dieselben, als ein Compendium der Dogmatik des Brahmanismus vom Standpunkte
des Shankara aus dargestellt (Leipzig 1883).
Beide Arbeiten, jene Darstellung
und die gegenwärtige Übersetzung ergänzen sich gegenseitig,
sofern die Übersetzung die Quelle darbietet, auf welcher, neben den
Upanishad-Texten, die Darstellung beruhte,
und dadurch auch den des Sanskrit nicht kundigen
Leser instandsetzt, über unsere Auffassung des Systemes sich aus eigener
Anschauung ein Urteil zu bilden, während hinwiderum unser früheres
Werk durch seine einleitenden Betrachtungen, Analysen und Übersichten
als eine Art fortlaufenden Commentares angesehen werden kann, welcher die
Lehre des Shankara aus dem Zusammenhange des
Systemes heraus von Punkt zu Punkt erläutert. Insbesondere sind dort
auch die Upanishad-Texte,
so weit auf ihnen das System des Bâdarâyana
und Shankara beruht, mitgeteilt und
bearbeitet worden. Eine vollständige deutsche
Übersetzung der Upanishad's,
so weit dieselben uns erhalten sind, ist in Arbeit und wird hoffentlich
in einiger Zeit erscheinen können. Eine englische Übersetzung
derselben hat Max Müller für die Sacred Books of the East unternommen
und in Band I und XV dieser Sammlung zum größeren Teile bereits
geliefert. Der erste Band (1879) enthält Chândogya,
Kena, Aitareya,
Kaushitaki und Îshâ,
der zweite (1884 erschienene) Kâthaka,
Mundaka, Taittirîya,
Brhadâranyaka,
Shvetâshvatara, Prashna
und Maitrâyana; so daß nahezu
alle Upanishad's, so weit sie von Shankara's
Werk vorausgesetzt werden (vgl. System des Vedânta,
S.32 fg.), in dieser Übersetzung mit Einleitungen und Anmerkungen
versehen vorliegen. Die Arbeit Müller's ist in manchen Punkten nicht
ohne Grund angegriffen worden; indessen ist zu wünschen, daß
das Bessere, welches zu hoffen und anzustreben uns freisteht, nicht der
Feind des schon vorhandenen Guten werde.
Eine weitgehende Erörterung
würde die Polemik gegen andere philosophische Schulen erfordern, welche
das ganze Werk des Bâdarâyana
und Shankara durchzieht, namentlich
aber in Pâda II,2 zusammengefaßt
ist. Doch wird ein Eingehen auf diese Fragen am besten bis dahin aufgeschoben,
wo auch die Hauptwerke der andern Schulen in Übersetzungen vorliegen
werden. Auch die mit dem Ritual sich berührenden Teile, wie namentlich
Pâda III,3, sind noch mancher
Aufhellung bedürftig; vielleicht regt unsere Übersetzung mit
dazu an, diesen Fragen weiter nachzugehen.
Der Text, welcher der Übersetzung
zu Grunde liegt, ist der in der Bibliotheca Indica 1863 herausgegebene,
mit welchem in zweifelhaften Fällen die ältere Ausgabe von 1818
verglichen wurde. Neues handschriftliches Material wurde nicht benutzt.
Ebenso wurde von einer durchgehenden Verwertung der unter dem Texte der
Bibliotheca Indica abgedruckten tîkâ
oder Glosse des Govindânanda (für
III,4 des Ânandagiri) Abstand genommen,
nachdem eine Prüfung derselben ergab, daß sie geeignet ist,
das Verständnis, durch Hinleitung auf spätere Vorstellungen,
irre zu führen. Sie wurde daher nur da, wo der Text des Shankara
einen weiteren Aufschluß wünschenswert machte, mit Vorsicht
zu Rate gezogen, in der Regel freilich ohne Erfolg, da sie meist alles
erklärt mit Ausnahme dessen, was, für uns wenigstens, einer Erklärung
gerade bedürftig ist. Somit beschränkte sich unser Verfahren
wesentlich darauf, alle Aufmerksamkeit auf den Text des Shankara,
in welchem jede Wortstellung, jedes eva und
iti von Bedeutung ist
*, zu concentrieren, nicht zu ruhen bis sich von hier aus der Gedanke
in voller Klarheit darstellte, und dann diesen, so weit es der grundverschiedene
Periodenbau beider Sprachen gestattete, in möglichst engem Anschlüsse
an das Original deutsch wiederzugeben.
* Wie
genau es damit hält, mag (neben System des Vedânta,
S.31, Anm.20) als eines unter zahlreichen Beispielen p.1129,14 lehren,
wo nicht leicht jemand (wie auch wir System des Vedânta
S.120 noch nicht) in dem unscheinbaren tatah
Sheshena eine Hinweisung auf die auch p.754,4
vorkommende Smrtistelle erkennen wird.
Hierbei waren manche Verbesserungen
des Textes unumgänglich, welche, so weit sie sich nicht von selbst
ergeben, in Klammern angemerkt wurden. Ebenso wurden alle von uns herrührenden
erklärenden Zusätze in eckige Klammern eingeschlossen. Die fortlaufenden
Zahlen am Rande sind die Seitenzahlen der Ausgabe in der Bibliotheca Indica;
es wäre zu wünschen, daß dieselben, um eine einheitliche
Weise des Citierens zu gewinnen, auch von künftigen Herausgebern und
Übersetzern berücksichtigt würden; mit p. wurde auf sie,
mit S. auf die Seiten unserer Übersetzung verwiesen. Alle übrigen
Abkürzungen sind die im "Systeme des Vedânta"
gebrauchten und dort S.VII und 515 erklärten. Indem wir die ebendaselbst
S.41 fg. gegebene Inhaltsübersicht
hier wieder abdrucken lassen, wollen wir, zum Vergleiche mit derselben,
noch die Inhaltsangabe hier übersetzen, welche Madhusûdana-Sarasvatî
in seinem Prasthânabheda (Weber's
Indische Studien, I, p.19) von dem vorliegenden Werke giebt:
"Die aus vier Adhyâya's
bestehende Shâriraka-Mimânsâ, wie sie beginnt mit den
Worten: «nunmehr daher die
Brahmanforschung» und endigt mit den Worten: «keine
Wiederkehr nach der Schrift», hat als Zweck, die Einheit des
Brahman und der Seele vor Augen zu stellen,
sowie die Regeln aufzuzeigen, welche die Betrachtung der sogenannten Schrift-Offenbarung
lehren *, und ist verfaßt von dem verehrungswürdigen Bâdarâyana.
* Besser zu lesen:
shravana-âdya-vicâra-pratipâdakan,
"welche die Betrachtung [jener Einheit] mittels Anhören des Schriftwortes
usw. (vgl. Vedantasâra 196 Boehtl.)
lehren."
Hierbei wird die Übereinstimmung
(samanvaya), mit welcher alle Vedântatexte
unmittelbar oder mittelbar auf das innerliche, unteilbare, zweitlose Brahman
abzwecken, im ersten Adhyâya
nachgewiesen. –
Im ersten
Pâda desselben
werden diejenigen Stellen besprochen, in welchen deutliche Merkmale des
Brahman vorkommen. –
Im zweiten
Pâda hingegen
diejenigen, welche undeutliche Merkmale des Brahman
enthalten und sich auf das Brahman als
Gegenstand der Verehrung beziehen. –
Im dritten
Pâda solche,
welche gleichfalls undeutliche Merkmale des Brahman
enthalten, jedoch zumeist sich auf Brahman
als Gegenstand der Erkenntnis beziehen.–
Nachdem in dieser Weise die Untersuchung
der Textstellen durch die drei ersten Pâda's
zum Abschlusse gebracht ist, so werden hingegen im vierten
Pâda gewisse
Schriftworte, bei denen es zweifelhaft sein kann, ob sie sich nicht auf
das Pradhânam (die Urmaterie der Sânkhya's)
beziehen, z.B. das von dem avyaktam,
von der ajâ usw., in Erwägung
gezogen.
Nachdem in dieser Weise die Übereinstimmung
der Vedântatexte in Betreff des zweitlosen Brahman
erwiesen worden, so wird weiter, in Erwartung eines Einspruches
auf Grund der Argumente, wie sie von der in Ansehen stehenden Smrti,
Reflexion usw. vorgebracht werden, die Beseitigung dieses Einspruches unternommen,
und somit im zweiten Adhyâya
die Unwidersprechlichkeit (avirodha)
dargelegt. –
Hierbei wird im ersten
Pâda der
Einspruch gegen die Übereinstimmung des Vedânta
widerlegt, welcher aus den Smrti's
des Sânkhyam, des Yoga,
der Kanâdianer usw., sowie aus den von den Sânkhya's
usw. vorgebrachten Reflexionen herrührt. –
Im zweiten
Pâda wird
die Verfehltheit der Lehrsätze der Sânkhya's
usw. dargelegt, so daß diese Betrachtung aus zweien, einerseits der
Befestigung der eigenen, anderseits der Bestreitung der fremden Lehre dienenden
Teilen besteht. –
Im dritten
Pâda wird
der gegenseitige Widerspruch der Schriftstellen in Betreff der Schöpfung
usw. der Elemente im ersten Teile gehoben, im zweiten Teile hingegen der
in Betreff der individuellen Seele. –
Im vierten
Pâda wird
der Widerspruch der auf die Sinnesorgane bezüglichen Schriftstellen
gehoben.
Im dritten
Adhyâya folgt die Erörterung der Mittel (sadhanam).
–
Hierbei wird im ersten
Pâda durch Betrachtung des Hingehens der Seele in die andere
Welt und ihres Wiederkommens die Entsagung [als das Mittel, der Seelenwanderung
zu entgehen, vgl. p.740,3, S.474] in Betracht gezogen. –
Im zweiten
Pâda wird in der ersten Hälfte der Begriff des "Du" (der
Seele) und in der zweiten Hälfte der Begriff des "Das" (des Brahman)
ins Reine gebracht [wie sie in der Formel tat
tvam asi "Das bist Du", Chând.6,8,7, identisch gesetzt werden].
–
Im dritten
Pâda wird in Betreff des attributlosen Brahman
eine Zusammenfassung der in den verschiedenen Shâkhâ's
vorkommenden, so weit nicht tautologischen, Aussprüche vorgenommen,
und bei dieser Gelegenheit wird erörtert, in wie weit in Betreff der
attributhaften sowohl als attributlosen Lehren die in verschiedenen Shâkhâ's
vorkommenden Attribute zusammenzufassen oder nicht zusammenzufassen sind.
–
Im vierten
Pâda werden die Mittel der Erkenntnis des Brahman
und zwar sowohl die außenseitigen (unwesentlichen) Mittel,
wie Lebensstadien, Opfer usw., als auch die innenseitigen (wesentlichen)
Mittel, wie Beruhigung, Bezähmung, Überdenkung usw. in Betracht
gezogen.
Im vierten
Adhyâya erfolgt die Darlegung der besonderen Frucht (phalam)
der attributhaften und der attributlosen Wissenschaft. –
Im ersten
Pâda wird ausgeführt, wie, nachdem durch wiederholtes Anhören
der Schrift usw. das attributlose Brahman vor
Augen gestellt worden, für den noch Lebenden schon die durch Nichtanhaftung
der bösen und guten Werke gekennzeichnete Erlösung-bei-Lebzeiten
eintritt. –
Im zweiten
Pâda wird
die Art, wie die Seele des Sterbenden auszieht, überdacht. –
Im dritten
Pâda wird
der weitere Weg des das attributhafte Brahman Wissenden
nach dem Tode auseinandergesetzt. –
Im vierten
Pâda wird
in der ersten Hälfte gezeigt, wie der das attributlose Brahman
Wissende die körperlose [erst mit dem Tode eintretende] Absolutheit
erlangt, während die zweite Hälfte zeigt, wie der das attributhafte
Brahman Wissende in der Brahmanwelt
seine bleibende Stätte findet.
Dieses Lehrbuch ist unter allen
das hauptsächlichste; alle andern Lehrbücher dienen nur zu seiner
Ergänzung. Darum sollen es hochhalten die nach Erlösung verlangen;
und zwar in der Auffassung, wie sie von des erlauchten Shankara
verehrungswürdigen Füßen dargelegt worden ist.
So viel über die Geheimlehre."
Berlin, im Juli 1887.
P. D.
Shankaras
Einleitung
über
die Avidhyâ und
die Vidhyâ:
Erörterung der
scheinobjektiven Selbstverkennung des "Ich" (adhyâsa-vicârah
)
naisargiko
'yam lokavyavahârah . Und doch ist den Menschen dieses,
auf falscher Erkenntnis beruhende
(mithyâ-jñâna-nimitta), Wahres und Unwahres [d.h. Subjektives
und Objektives] paarende Verfahren
angeboren (naisargika),
daß sie die Wesenheit und
die Qualitäten des einen auf das andere übertragen,
Objekt und Subjekt, obgleich sie absolut verschieden
(atyanta-vivikta) sind,
nicht von einander unterscheiden
und so
z.B. sagen "das bin ich", "das ist mein".
âha
– ko 'yam-adhyâso nâmeti? 'Aber was ist unter dieser "Übertragung"
zu verstehen?'
– ucyate
–
smrti-rûpah
paratra pûrvadrshtâva-bhâsah .
Wir antworten:
sie ist das auf Erinnerung beruhende
Erscheinen eines früher Gesehenen an einem anderen. –
tam
kecit
–
anyatrânya-
dharmâdhyâsa
– iti vadanti manche hingegen definieren sie als die Übertragung
der Qualitäten,
dasselbe ist doch nicht in jedem
Sinne Nicht-Objekt; denn es ist das Objekt der Vorstellung
des Ich; und nur darum nimmt man ja auch
allgemein ein inneres Selbst an,
weil es der Wahrnehmung nicht unzugänglich
ist.
na câyam-asti
niyamah . –
puro
'visthita eva vishaye vishayântara-madhyasitavyam-iti; apratyakshe
'pi hy-âkâshe
vâlâstalamalinatâd-vadhyasyanti.
Auch besteht eben keine Notwendigkeit,
daß man nur auf ein vor uns
stehendes Objekt ein anderes Objekt übertragen könne; indem z.B. auf den Weltraum (âkâsha),
wiewohl er nicht wahrnehmbar ist,
Unerfahrene die dunkle Farbe des
Grundes und dergleichen übertragen.
evam-aviruddhah
pratyagâtmany-apy-anâtmâdhyâsah
Ebenso ist es nicht ausgeschlossen,
daß man auch auf das innere
Selbst überträgt, was nicht das Selbst ist.
tad-vivekena
ca vastutva-rûpâ-vadhâranam vidyâm-âhuh.
Diese so beschaffene Übertragung
erklären die Philosophen für ein Nichtwissen (avidyâ)
und bezeichnen im Gegensatze dazu die
genaue Bestimmung der Natur eines Dinges als das Wissen (vidyâ).
tatraivam
sati yatra yad-adhyâsah
, tat-krtena
doshena gunena vâ 'numatrenâpi
sa na sambadhyate,
Ist dem aber so,
dann folgt, daß der Gegenstand,
auf welchen eine [derartige, falsche] Ubertragung stattfindet, durch eine in ihr begründete
Fehlerhaftigkeit oder Beschaffenheit nicht im mindesten betroffen wird. tam-etam-avidyâkhyâm-âtmânâtmanor-itaretarâdhyâsam
Diese, "Nichtwissen" genannte,
das Selbst und das Nicht-Selbst miteinander verwechselnde Übertragung
bildet nun die Voraussetzung, unter
welcher alle Beschäftigung mit Beweisen oder zu Beweisendem, und zwar auf weltlichem wie auf
vedischem Gebiete, stattfindet;
sarvâni
ca shâstrâni
vidhi-pratishedha-mokshaparâni.
und ebenso beruhen auf ihr alle
Lehrbücher,
mögen sie nun Gebote und Verbote
oder auch die Erlösung betreffen.
–
und wenn hingegen zu einer Werkthätigkeit
gemäß dem Schriftkanon
nur ein solcher, der vorher die
[erforderliche] Einsicht (buddhi) erworben
hat, und keiner, der nicht die Verbindung
der Seele mit der andern Welt erkannt hat, zugelassen wird,
so ist doch zu dieser Zulassung nicht
erforderlich,
daß man die vom Vedânta
zu lehrende, den Hunger und die übrigen [Begierden] hinter sich lassende, von den Unterschieden zwischen
Brahmanen, Kriegern u.s.w. Abstand nehmende Wahrheit über die vom Sansâra
(der Seelenwanderung) freie Seele [erkannt habe].
Denn diese kommt bei der Betrauung
[mit dem Opferwerke] nicht zur Anwendung,
ja, sie steht mit derselben in
Widerspruch.
prâk
ca tathâ-bhûtâtma-vijñânât-pravartamânam
shâstram-avidyâvad-vishayatvam
nâtivartate.
Und indem der Kanon der Vorschriften
[nur] vor der sothanen Erkenntnis der Seele in Wirkung steht,
so erstreckt er sich nicht über
den Bereich des im Nichtwissen Beruhenden hinaus.
tathâ
hi – brâhmano yajeta –
ity-âdîni
shâstrânyâtmani
varnâshrama-vayo
'vasthâdi-visheshâdhyâsam-âshritya
pravartante.
So z.B. wenn es heißt: "der
Brahmane soll opfern",
so sind diese und ähnliche kanonische
Vorschriften nur möglich,
sofern man Kasten, âshramâs
(Lebensstadien), Lebensalter
und andere unterschiedliche Zustände
auf das Selbst überträgt.
adhyâso
nâma
atasmins-tad-buddhir-ity-avocâma.
Diese Übertragung aber ist,
wie wir sahen, die Annahme einer
Sache da, wo sie nicht ist.
So steht es mit dieser anfanglosen,
endlosen, angebornen Übertragung,
welche ihrem Wesen nach eine falsche
Annahme ist, alle Zustände des Thuns und
des Genießens [oder Leidens] hervorbringt und die Sinneswahrnehmung aller
Menschen befaßt.
Sie, welche die Ursache des Unheils
ist, zu beseitigen und das Wissen von der Einheit der Seele zu lehren,
–
das ist der Zweck aller Vedântatexte
[d.h. der Upanishads].
yathâ
câyam-arthah sarveshâm vedântânâm
tathâ vayam-asyâm
sharîraka-mîmânsâyâm
pradarshayishyâmah
.
Und wie dieses den Gegenstand aller
Vedântatexte ausmacht,
so wollen auch wir denselben in dieser
Shârîraka-mîmânsâ
[Erforschung der verkörperten Seele]
darlegen.
Erster
Adhyâya
Des
ersten Adhyâya erster Pâda:
Erstes
Adhikaranam
Voraussetzungen
des Vedânta
In dem Lehrbuche der Vedântamimânsâ
[Erforschung der Upanishad's], welches wir erklären wollen,
lautet das erste Sûtram wie folgt:
1. atha
ato brahma–jijñâsâ,
iti nunmehr
daher die Brahmanforschung.
Das Wort atha
(nunmehr) bedeutet hier unmittelbare Folge, nicht einen Vorsatz, da die
Brahmanforschung [wörtlich: der Wunsch, Brahman zu erkennen] nicht
Gegenstand eines Vorsatzes sein kann; da ferner dafür, [das Wort
atha] als Segenswunsch zu fassen, im
Inhalte des Satzes keine Berechtigung liegt; denn nur wo es einem schon anderweit
ausgedrückten Inhalte sich anschließt, liegt dem Worte atha
das Motiv zu Grunde, dadurch, daß man es zu Gehör bringt, einen
Segenswunsch auszusprechen. Hier aber, wo es sich um die Erfüllung
einer vorher rege gemachten Erwartung handelt, kann es in seiner Bedeutung
einer "unmittelbaren Folge" nicht entbehrt werden. Steht nun die Bedeutung "unmittelbare
Folge" fest, so fragt sich: so wie die Pflicht-Forschung [die
Karma-mimânsâ des Jaimini] notwendigerweise das
Veda-Studium zur Voraussetzung hat, was ist in diesem Sinne die Voraussetzung
der Brahmanforschung, auf die sie sich notwendigerweise bezieht? Das ist zu erklären. Die Voraussetzung des Veda-Studiums
nun ist beiden gemeinsam. Liegt also der Unterschied vielleicht
darin, daß hier [bei der Brahmanforschung] eine Kenntnis der Werke
vorausgesetzt wird? – Mit nichten! Denn auch vor der
Pflichtforschung ist für den, welcher den Vedânta studiert hat,
eine Erforschung des Brahman zulässig. Und so wie [beim Tieropfer] für
die Zerstückelung des Herzens u.s.w. eine bestimmte Folge erfordert
wird, indem der Gang vorgezeichnet ist, in derartiger Weise ist hier kein
Gang vorgezeichnet. Denn für die Annahme, daß
sich Pflichtforschung und Brahmanforschung verhielten wie Grund und Folge,
oder wie Gebot und Gebotenes, ist kein Beweis vorhanden; auch sind beide verschieden, sowohl
was ihre Frucht als was den Gegenstand der Forschung betrifft. Nämlich die Erkenntnis der
Pflicht bringt als Frucht Beglückung (abhyudaya)
und bezieht sich auf Observanz; die Erkenntnis des Brahman hingegen
hat als Frucht das höchste Gut [nihshreyasam,
d.h. Erlösung] und bezieht sich nicht auf irgend
eine weitere Observanz. Ferner: die zu erforschende Pflicht
ist ein Zukünftiges, zur Zeit der Erkenntnis noch nicht Vorhandenes,
welches von dem Thun des Menschen abhängig ist; hier hingegen ist das zu erforschende
Brahman ein schon Vorhandenes, weil schon von Ewigkeit her Bestehendes,
welches nicht von irgend einem Thun des Menschen abhängig ist. Ein weiterer Unterschied hegt in
der Art, wie die Aufforderung zu beiden stattfindet. Denn die Aufforderung, wie sie
ein Merkmal der Pflicht bildet, beschränkt sich darauf, innerhalb
ihres Bereiches den Menschen anzutreiben, ohne daß sie ihn belehrte. Die auf das Brahman bezügliche
Aufforderung hingegen will lediglich den Menschen belehren; und da es eine [bloße] Belehrung
ist, welche hier aus der Aufforderung resultiert, so wird der Mensch bei
dieser Belehrung nicht verpflichtet, sondern es verhält sich dabei
ähnlich, wie wenn man sich über eine Sache dadurch belehrt, daß
man sie dem Auge nahe bringt. – 'Aber da dem so ist, was sollen wir denn annehmen, als
dessen unmittelbare Folge die Brahmanforschung bezeichnet wird?' – Wir antworten: [I.] die Unterscheidung der ewigen
und der nichtewigen Substanz; [II.] Verzichtung auf einen Genuß
des Lohnes seiner Bemühungen, hier und im Jenseits; [III.] Erlangung der [sechs] Mittel,
Gemütsruhe, Bezähmung u.s.w.
[V.] das Verlangen nach Erlösung. Wenn diese vorhanden sind, so kann auch vor der Pflichtforschung
ebenso gut wie nach ihr das Brahman erforscht und erkannt werden; nicht aber umgekehrt. Somit wird durch das Wort atha
die unmittelbare Folge auf die Erlangung der erwähnten Mittel angedeutet. Das Wort atas
(daher) bezeichnet einen Grund: weil nämlich der Veda erklärt,
daß das Feueropfer und die sonstigen [Werke], welche zum Glücke
dienen, eine Frucht bringen, die vergänglich ist, – denn es heißt:
darum ist unmittelbar nach Erlangung
der erwähnten Mittel die Brahmanforschung ins Werk zu setzen. Die Brahmanforschung (brahma-jijñâsâ)
bedeutet die Erforschung des Brahman; Brahman aber ist, wie weiterhin
erklärt werden wird, dasjenige,
Darum darf man bei dem Worte Brahman
nicht an eine andere Bedeutung, wie z.B. etwa an die Brahmanen-Kaste, denken. Der Genitiv "des Brahman" bedeutet
eine [auf Brahman als Objekt bezügliche] Thätigkeit, nicht eine
bloße Ergänzung [des Begriffs der Forschung, unbestimmt in welchem
Sinne]; denn die Erforschung findet statt
in Hinsicht auf ein zu Erforschendes, ein andres Objekt der Forschung aber
liegt nicht vor. – 'Aber', könnte man sagen,
'daß das Brahman der Gegenstand der Forschung ist, wird dadurch nicht
ausgeschlossen, daß man den Genitiv als den der Ergänzung ansieht; da in der Allgemeinheit der Verbindung
[mit einem Genitiv, der bloß zur Ergänzung, unbestimmt in welchem
Sinne, dient] die besonderen Fälle [also auch der hier erforderliche
Genitivus objectivus] enthalten sind.' – Wenn man dies auch zugeben wollte,
so würde es doch eine zwecklose Erschwerung sein, auf das deutliche
Objektsein des Wortes "des Brahman" zu verzichten, um vermittelst der Allgemeinheit
[und Unbestimmtheit der Genitivverbindung] ein undeutliches Objektsein
desselben anzunehmen. – 'Sie ist doch nicht zwecklos,
denn sie hat den Zweck, sämtliche mit dem Brahmanbegrifff zusammenhängende
Untersuchungen (über seine Merkmale, die Beweismethoden, Beweisgründe,
Mittel und Frucht seiner Erkenntnis] als berechtigt anzuerkennen.' – Das bestreiten wir, weil durch
Befassung der Hauptsache auch dasjenige, was sich auf dieselbe bezieht,
als Zweck schon mit einbegriffen ist. Die Hauptsache nämlich ist
das Brahman, sofern seine Erlangung durch die Erkenntnis das dabei am meisten
Gewünschte ausmacht. Ist nun diese Hauptsache unter
dem Gegenstande der Forscheng befaßt, so ist damit zugleich dasjenige
als Zweck mit einbegriffen, ohne dessen Erforschung die Erforschung des
Brahman nicht möglich ist; daher es nicht noch erst besonders
erwähnt zu werden braucht; ähnlich wie durch die Worte
"der König kommt" angedeutet wird, daß der König mitsamt
seinem Gefolge kommt. Ebendasselbe ergiebt sich auch
aus dem Zusammenhange der Schrifttexte; denn wenn es z.B. in Stellen wie:
so beweisen diese Worte offenbar, daß
Brahman der Gegenstand der Forschung ist; und dem entspricht das Sûtram,
wenn man den Genitiv "des Brahman" im Sinne der Thätigkeit nimmt. Die Forschung (jijñâsâ)
bedeutet den Wunsch zu erkennen; denn das Erkennen, welches als
sein Endziel das Erlangen hat, ist der Gegenstand des dabei ausgedrückten
Wunsches , indem ein Wunsch sich bezieht auf einen gewünschten Erfolg. Es wird also gewünscht, das
Brahman durch die Erkenntnis als Mittel zu erlangen; denn das Erlangen des Brahman ist
das Endziel des Menschen, weil durch seine Erlangung das Nichtwissen und
das übrige Unheil, welches den Samen der Seelenwauderung (sansâra)
bildet, völlig ausgerottet wird. Darum also ist das Brahman zu erforschen. – 'Ist nun dieses Brahman bekannt
oder unbekannt? Wenn es bekannt ist, so braucht
man es nicht zu erforschen, ist es aber unbekannt, so kann
man es nicht erforschen!' Auf diese Einwendung antworten
wir: was zunächst das Brahman betrifft,
so ist es ein seiner Natur nach ewiges,
reines, weises und freies, allwissendes und mit Allmacht ausgestattetes
Wesen; denn diese Eigenschaften der Ewigkeit,
Reinheit u.s.w. ergeben sich, wenn man das Wort Brahman analysiert, indem
man der Bedeutung der Wurzel brh
(1."ausreißen", 2. "stärken", 3. "brüllen"; vgl. brhat
– "hoch, groß") nachgeht. Die Existenz des Brahman aber wird
daraus erwiesen, daß es das Selbst (die Seele) von allem ist; denn ein jeder nimmt die Existenz
seines eignen Selbstes an, indem er nicht sagen kann: "ich bin nicht." Würde nämlich nicht die
Existenz des eignen Selbstes allgemein angenommen, so könnte alle
Welt sagen: "ich bin nicht. Das Selbst aber ist das Brahman. – 'Aber, wenn das Brahman wirklich
als das Selbst allgemein anerkannt wird, so ist es doch schon bekannt, und
hieraus folgt wieder, daß es nicht erst erforscht zu werden braucht?'
– Dem ist nicht so, weil in Bezug
auf seine Merkmale Uneinigkeit besteht. So z.B. behaupten das ungebildete
Volk und die Materialisten, das Selbst sei nur der mit Geistigkeit ausgestattete
Leib; andre wiederum sehen das Selbst
in den die Erkenntnis bewirkenden Sinnesorganen; andre in dem Manas; wieder andre in der bloßen
Vorstellung des jedesmaligen Augenblicks; wieder andre in dem Nichts (shûnyam); einige behaupten, es sei die den
Leib u.s.w. überdauernde, umwandernde, handelnde und leidende Seele; etwelche sagen, es sei nur die
leidende, nicht die handelnde Seele; wieder andre, es sei der von ihr
verschiedene, allwissende und allmächtige Gott (îshvara); noch andre, es sei das [wahre]
Selbst der genießenden (individuellen) Seele. So stehen viele einander entgegen
und stützen sich dabei auf Argumente und Schriftworte oder den Schein
derselben. Wollte man nun unbedacht das eine
oder das andre annehmen, so könnte man an seiner Seligkeit Schaden
nehmen und in Unheil geraten. Darum ist eine Vornahme der Brahmanforschung
und, infolge derselben, eine Untersuchung der Vedântatexte, unterstützt
durch eine ihr nicht widersprechende Reflexion, als ein Mittel zur Seligkeit
zu empfehlen.
Zweites
Adhikaranam
Das,
woraus die Welt entsprungen ist, ist Brahman
Das Brahman ist, wie wir fanden,
zu erforschen. Welcher Beschaffenheit ist nun
dieses Brahman? Darauf antwortet der verehrungswürdige
Verfasser des Sûtram, es ist dasjenige,
2.
janma-âdi asya
yata', iti woraus Ursprung u.s.w.
dieses [Weltalls] ist.
Janman,
der Ursprung, der Anfang. Das Bahuvrîhi-Compositum
janma-âdi, Ursprung u.s.w.],
dient um die Beschaffenheiten dessen zu kennzeichnen, was unter dem Worte
asya [dieses Weltalls] zu verstehen ist; der Sinn des Compositums ist: "Ursprung,
Bestand und Vergang." Daß der Ursprung den Anfang
macht, folgt aus der Autorität der Schrift und aus der Natur der Sache. Aus der Autorität der Schrift; denn es heißt:
In dieser Stelle wird für
Ursprung, Bestand und Vergang eine bestimmte Reihenfolge gelehrt. Weiter folgt dasselbe auch aus
der Natur der Sache: denn ein Ding kann nur bestehen
und vergehen, sofern es [vorher] durch den Ursprung Wesenheit empfangen
hat. Das Wort asya
"dieses [Weltalls]" weist, sofern es ein Pronomen demonstrativum ist, auf
einen in unmittelbarer Wahrnehmung u.s.w. vorliegenden Eigenschaftsträger
hin; und sofern es im Genitiv steht,
besagt es, daß janma-âdi
"das Entspringen u.s.w." als Eigenschaften mit ihm zu verbinden sind. Yata',
iti (dasjenige woraus) weist auf eine Ursache hin und ist so
zu ergänzen: die Ursache, aus welcher Ursprung,
Bestand und Vergang dieser in Namen und Formen ausgebreiteten, viele Handelnde
und Genießende beschließenden, die nach Raum, Zeit und Ursache
speciell bestimmte Frucht der Werke enthaltenden, in einer auch für
den Gedanken unfaßbaren Anordnung gestalteten Welt [herrührt],
– diese allwissende und allmächtige
Ursache ist das Brahman. Ursprung, Bestand und Untergang
werden hier erwähnt, sofern alle andren Wandlungen des Seins in diesen
dreien inbegriffen sind. Wollte man hier hingegen die von
Yâska (p. 31,15 ed. Roth) aufgestellten [Phasen der Existenz]:
verstehen, so könnte, da diese
auch während des Bestehens der Welt wahrgenommen werden, dadurch Ursprung,
Bestand und Vergang der Welt ans der Wurzelursache nicht ausgedrückt
zu sein scheinen; um diesen Schein zu vermeiden,
werden diejenigen [Phasen] erwähnt, welche besagen, daß, so
wie der Ursprung aus dem Brahman ist, ebenso der Bestand und der Vergang
in ebendemselben stattfinden. Es läßt sich nämlich
für die wie bezeichnet beschaffene Welt eine andre Ursache als den
wie bezeichnet beschaffenen Gott nicht annehmen, indem sich weder aus einer
ungeistigen Urmaterie, noch aus Atomen, noch aus dem Nichtsein, noch aus
der Wanderseele der Ursprung u.s.w. der Welt begreifen läßt, und ebensowenig aus ihrer eignen
Natur, sofern alle die besonderen Zustände des Raumes, der Zeit und
der Ursache das [zu erklärende) Gegebene bilden. Dieses ist nur eine Schlußfolgerung,
welche jedoch von den an der Causalität Gottes Festhaltenden als beweiskräftig
angesehen wird für die Existenz u.s.w. eines über die Wanderseele
hinausliegenden Gottes. – 'Wird nun vielleicht auch hier,
in unserem Sûtram, nur auf diese Schlußfolgerung hingedeutet?'
– Doch nicht! Denn der Zweck der
Sûtra's ist vielmehr der, die Upanishadworte zu einem Blumenkranze
zusammenzureihen, indem es Upanishadworte sind, welche in den Sutra's
citiert und betrachtet werden. Denn allein dadurch, daß
man den Sinn der heiligen Worte betrachtet und hierbei stehen bleibt, wird
die Erlangung des Brahman vollbracht, nicht aber dadurch, daß man
Schlußfolgerungen und sonstige Beweismittel anwendet. Sind aber einmal solche Vedântatexte,
welche die Ursache für Ursprung u.s.w. der Welt anzeigen, vorhanden,
so ist weiterhin auch ein Schlußverfahren, welches zur Bestätigung,
daß man den Sinn der Schriftworte wirklich erfaßt hat, dient
und mit denselben nicht in Widerspruch tritt, als ein Beweismittel nicht
unzulässig. Denn auch von der Schrift selbst
wird die Reflexion herbeigezogen. So, wenn es heißt: "man soll
ihn hören, soll ihn verstehen", (Brh. 2,4,5); und ferner: "wie
jener belehrt und verständig zu den Gandhârern heimgelangt,
also auch ist ein Mann, der hienieden einen Lehrer gefunden, sich bewußt"
(Chând. 6,14,2). In diesen Worten weist die Schrift
sich selbst zur Gefährtin die menschliche Erkenntnis zu. Auch sind nicht so wie bei der
Pflichtforschung die Schriftworte die alleinige Autorität auch bei
der Brahmanforschung; vielmehr haben hier die Schriftargumente und, je nachdem es kommt, auch
die aus der Wahrnehmung u.s.w. geschöpften Argumente Beweiskraft, und zwar weil die Brahmanforschung
in der unmittelbaren Wahrnehmung ihr Endziel findet, und weil sie sich auf einen thatsächlich
vorhandenen Gegenstand richtet. Denn wo es sich um Pflichterfüllung
handelt, kommt die Wahrnehmung nicht in Betracht, und sind mithin die Schriftworte
die einzige Autorität; auch schon deswegen, weil eine
zu erfüllende Pflicht in ihrer Verwirklichung von dem Menschen abhängig
ist; denn ein weltliches wie ein vedisches
Werk kann gethan werden oder nicht gethan werden oder anders gethan werden,
sowie man zu Pferde reisen kann, oder zu Fuß, oder sonstwie, oder
überhaupt nicht. So z.B. wenn es heißt: "er
benutzt beim Übernachtsopfer die sechzehnteilige [Strophe]", – "er benutzt nicht beim Übernachtsopfer
die sechzehnteilige "[Strophe]", (vgl. p. 370,1. 483,1); oder: "er opfert nach Sonnenaufgang"
– "er opfert vor Sonnenaufgang" (Ait.br.
5,31,1), so handelt es sich dabei um Vorschriften
und Verbote, und hierbei hat es einen Sinn,
von einer Wahlfreiheit, von Regeln und von Ausnahmen zu reden. Ein wirklicher Gegenstand hingegen
läßt keine Wahlfreiheit darüber zu, ob er so oder so ist
oder nicht ist. Mag immerhin, wo es sich um ein
Auswählen handelt, dieses von dem Dafürhalten des Menschen abhängig
sein, so ist doch die Erkenntnis der Wesensbeschaffenheit eines Gegenstandes
nicht von dem Dafürhalten des Menschen abhängig, sondern allein
von dem Gegenstande selbst. Wenn z.B. der Gegenstand ein Baumstamm
ist, so kann er nicht nach der wahren Erkenntnis ein Baumstamm oder ein
Mensch oder sonst etwas sein; denn daß es ein Mensch oder
sonst etwas sei, ist eine falsche Erkenntnis, und nur daß es ein
Baumstamm ist, ist die wahre Erkenntnis, indem dieselbe von dem Gegenstande
abhängig ist. Wo es sich also um irgendwie beschaffene
Gegenstände handelt, da wird die Richtigkeit der Erkenntnis bedingt
durch das Objekt. Ist dem so, dann muß auch
die Erkenntnis des Brahman nur durch das Objekt bedingt sein, weil es sich
dabei um einen wirklich vorhandenen Gegenstand handelt. 'Aber, wenn es sich bei Brahman
um einen wirklich vorhandenen Gegeustand handelt, muß dann derselbe
nicht ein bloßes Objekt der andern [weltlichen] Erkenntnisinittel
sein, und ist somit die Untersuchung der Upanishadworte nicht überflüssig?'
– Doch nicht! Denn da Brahman kein
Objekt der Sinne ist, so würde sich sein [Kausal-] Nexus mit der Welt
nicht [mit Sicherheit] ergreifen lassen. Nämlich: die Sinne haben ihrer
Natur nach als Objekt die Außendinge und nicht das Brahman. Wäre nun Brahman ein Objekt
der Sinne, so würde man diese Welt als eine mit Brahman verknüpfte
Wirkung wahrnehmen. Nun man aber die Wirkung allein
wahrnimmt, so läßt sich [ohne Offenbarung] nicht ausmachen,
ob sie mit Brahman oder vielleicht mit sonst etwas [als Ursache] verknüpft
ist, [da dieselbe Wirkung verschiedene Ursachen haben kann]. Somit hat unser Sûtram nicht
don Zweck, eine Schlußfolgerung darzulegen, sondern vielmehr, auf das Vedântawort
hinzuweisen. Welches ist nun dasjenige Vedântawort,
auf welches durch unser Sûtram hingedeutet wird? In der Stelle, die anhebt mit den
Worten:
Und so ließen sieh noch manche
andere derartige Stellen anführen, welche das seiner Natur nach ewige,
reine, weise, freie, allwissende Wesen als die Weltursache bezeichnen.
Drittes
Adhikaranam
Verhältnis
des Brahman zum Veda
Das Brahman wurde, indem es als
Weltursache aufgezeigt wurde, für allwissend erklärt. Dieses zu bestätigen, sagt
[der Lehrer] weiter:
3.
shâstra-yoni-tvâd, iti wegen des Grundseins des
[Schrift]-Kanon's.
Der große vom Rgveda
anfangende Schriftkanon, welcher, durch mancherlei Wissensdisciplinen verstärkt,
wie eine Lampe alle Dinge beleuchtet und gewissermaßen allwissend
ist, hat als Grund, als Ursache das Brahman. Denn nicht kann ein solcher Kanon
wie der Rgveda u.s.w., der mit der Eigenschaft der Allwissenheit
ausgestattet ist, von einem andern als einem Allwissenden herrühren. Denn auch sonst, wenn irgend ein
ausführliches Lehrbuch von einem ausgezeichneten Manne hervorgebracht
worden ist, wie z.B. das der Grammatik von Pânini, wiewohl
sich dieses nur erst auf ein einzelnes Gebiet des Wissens bezieht, so nimmt
man doch allgemein an, daß der Urheber noch mehr wisse, als es enthält; um wieviel mehr muß man [wo
es sich um ein so universelles Werk wie den Veda handelt] annehmen, daß
das große Wesen, welches den in viele Zweige (shâkhâ)
auseinandergehenden, der Einteilung in Götter, Tiere, Menschen, Kasten,
Âshramâs u.s.w. zu Grunde liegenden, Rgveda u.s.w. genannten
Schacht alles Wissens mühelos, zum Spiele, dem Aushauche eines Menschen
vergleichbar, aus sich hervorgebracht hat, – wie die Schrift sagt:
daß dieses große Wesen
eine überschwengliche Allwissenheit und Allmacht besitzen muß. Oder auch [man kann das Sûtram
folgendermaßen erklären]: das erwähnte Lehrbuch des
Rgveda u.s.w. ist der Grund, der Erkenntnisgrund, die Ursache für
die Annahme jenes Brahman, wenn man anders sein Wesen in gebührender
Weise erforscht; denn das Brahman, welches die Ursache
für Ursprung u.s.w. des Weltalls ist, kann, das ist die Meinung [des
Sûtram], nur aus dem Schriftkanon als Beweisgrunde erkannt werden. Daher der Schriftkanon schon im
vorigen Sûtram [als Beweisgrund] herangezogen wurde in den Worten:
'Aber wozu noch das gegenwärtige
Sûtram, da doch der Autor schon im vorigen Sûtram damit, daß
er den Schriftkanon [als Beweisgrund] heranzog, das Grundsein des Schriftkanons
für die Annahme des Brahman anerkannte?' – Wir antworten: dort war in dem
Wortlaute des Sûtram der Schriftkanon nicht in deutlicher Weise herangezogen, und so könnte man auf die
Meinung kommen, als werde der Ursprung u.s.w. der Welt [aus Brahman] als
eine bloße [weltliche] Schlußfolgerung vorgebracht. Diese Meinung zu beseitigen, ist
der Zweck des vorliegenden Sûtram:
Viertes
Adhikaranam: Verhältnis des Vedânta
zur Mîmânsâ 4. tat
tu, samanvayât
jenes vielmehr, wegen der Übereinstimmung. Fünftes
Adhikaranam: Das Prinzip der Welt ist erkennend, nicht, wie die
Sânkhya's
lehren, erkenntnislos 5.
îkshater na, ashabdam
wegen des Erwägens nicht; schriftwidrig! 6. gaunash
cen? na! âtma-shabdât
bildlich, meint ihr? Nein! wegen des Wortes Âtman. 7. tan
nishthasya moksha-upadeshât
weil von dem in ihm Stehenden Erlösung gelehrt wird. 8. heyatva-avacanâc
ca
auch, weil ein Abgehen nicht befohlen wird. 9. sva-apyayât
wegen des Eingehens in sich. 10. gati
sâmânyât
wegen der Gleichheit des Ganges. 11. shrutatvâc
ca
auch wegen der Offenbarung. Sechstes
Adhikaranam: Der ânandamaya Taitt.2,5
ist Brahman 12. ânandamayo
'bhyâsât
der Wonneartige, wegen der Häufigkeit. 13. vikâra-shabdân
na! iti cen?
wegen des Umwandlungswortes nicht, meint ihr?
na! prâcuryât
Nein, wegen der Reichlichkeit. 14. tadd-hetu-vyapadeshâc
ca
auch, weil er als ihre Ursache bezeichnet wird. 15. mântra-varnikam
eva ca gîyate
auch wird es als Schriftlied gesungen. 16. na
itaro, 'nupapatteh
nicht der andere, weil unzutreffend. 17. bheda-vyapadeshâc
ca
und wegen der Hervorhebung des Unterschiedes. 18. kâmâc
ca na anumâna-apeksha
auch ist, wegen des Begehrens, kein Gedanke an das Erschlossene. 19. asmin
asya ca tad-yogam shâsti
auch lehrt er ihm seine Verbindung mit selbigem. Siebtes
Adhikaranam: Der antar âditye Chând.1,6,6
ist Brahman 20. antas,
tad-dharma-upadeshât
der im Innern, wegen Aufzeigung seiner Eigenschaften. 21. bheda-vyapadeshâc
ca anyah
auch wegen der Hervorhebung der Verschiedenheit zu unterscheiden. Achtes
Adhikaranam: Der âkâsha
Chând.1,9,1 ist Brahman 22. âkâshas,
tal-lingât
der Äther, weil seine Merkmale. Neuntes
Adhikaranam: Der prâna
Chând.1,11,5 ist Brahman 23. ata'
eva prânah
aus eben dem Grunde der Prâna (Odem, Leben) Zehntes
Adhikaranam: Das paro divo jyotis
Chând.3,13,7 ist Brahman 24. jyotish,
carana-abhidhânât
das Licht, wegen Erwähnung der Füße.
25. chando
'bhidânân na, iti cen?
wegen der Erwähnung des Metrums nicht, meint ihr?
na! tathâ ceto-'rpana-nigadât,
O nein! weil dadurch die Fixierung der Gedanken ausgedrückt,
tathâ ca darshanam
indem dies erweisbar.
26. bhûta-âdi-pâda-vyapadesha-
ebenso auch, weil Bezeichnung der Wesen usw.
upapattesh ca evam
als seiner Füße möglich.
27. upadesha-bhedân
na, iti cen na?
wegen der Verschiedenheit der Bezeichnung nicht, meint ihr?
ubhayasmin api avirodhât
Nein! weil in beiden kein Widerspruch. Elftes
Adhikaranam: Der prâna
Kaush.3,2 ist Brahman 28. prânas,
tathâ anugamât
der Prâna (Leben, Odem), weil man dies erreicht.
29. na,
vaktur âtma-upadeshâd, iti ced?
nicht, weil der Redende sich selbst bezeichnet, meint ihr?
adhyâtma-sambandha-bhûmâ
Aber es ist ja darin eine Menge von Beziehungen
hi asmin
auf die innere Seele.
30. shâstra-drshtyâ
tu
vermöge einer Schrift-Anschauung vielmehr [geschieht] die
upadesho, Vâmadeva-vat
Bezeichnung, wie bei Vâmadeva.
31. jîva-mukhaprânalingam
wegen der Merkmale der individuellen Seele und des Mukhya Prâna
na, iti cen? na! upâsâtraividhyât,
nicht, meint ihr? O nein! wegen der Dreifachheit der Verehrung,
ashritatvâd, iha tad-yogât
wegen des Beziehens, und weil auch hier Verbindung mit ihm.
Des
ersten Adhyâya zweiter Pâda
Erstes
Adhikaranam: 1–8. Der manomaya prânasharîra
Chand.3,14,2 ist Brahman 1.
sarvatra-prasiddha-upadeshât
weil sie das allerwärts Angenommene lehren. 2.
vivakshita-guna-upapatteshca
und weil die beabsichtigten Eigenschaften zutreffen. 3.
anupattes tu na shârîrah
wegen Unzutreffendheit hingegen nicht die verkörperte. 4.
karma-kartr-vyapadeshâc ca
und wegen der Unterscheidung als Thatobjekt und Thäter. 5.
shabda-visheshât
wegen Verschiedenheit des Wortes. 6.
smrtesh ca
auch wegen der Smrti 7.
arbhaka-okas-tvât
weil seine Behausung winzig
tad-vyapadeshâc ca
und auch [von ihm] dies aufgewiesen,
na, iti cen? na!
nicht, meint ihr? O nein,
nicâyyatvâd evam,
weil er auf diese Weise bemerklich gemacht
werden soll.
vyomavac ca
und es ist wie bei dem Raume. 8.
sambhoga-prâptir, iti cen?
daß er mitleide, meint ihr, folge?
na! vaisheshyât
O nein! wegen der Unterschiedlichkeit. Zweites
Adhikaranam: 9–10. Der attar Kâth.2,25
ist Brahman 9. attâ,
cara-acara-grahanât
der Esser, wegen Befassung des Beweglichen und Unbeweglichen. 10. prakaranâc
ca
auch wegen der Voranstellung. Drittes
Adhikaranam: 11–12. Die guhâm
pravishtau Kath.3,1 sind Brahman
und Jîva 11.
guhâm pravishtau;
die beiden in die Höhle eingegangenen;
âtmânau hi, tad-darshanât
denn zwei Seelen [sind gemeint], wie ersichtlich. 12.
visheshanâc
ca
auch wegen der Scheidung. Viertes
Adhikaranam: 13–17. Der antara Chand.4,15,1
ist Brahman 13. antara'
upapattehder innere, wegen der Zutreffung. 14. sthâna-âdhi-vyapadeshâc
auch weil ihm Standorte und anderes beigelegt werden. 15. sukha-vishishta-abhidhânâd
eva ca
auch schon wegen seiner Erwähnung als specificierte Lust. 16. shruta-upanishatka-gati-
auch weil der Weg des Upanishad-Hörers [als zu ihm führend]
abhidhânâc
erwähnt wird. 17.
anavasthiter asambhavâc ca
wegen der Unbeständigkeit und der Unzutreffendheit
na itarahnicht ein anderer. Fünftes
Adhikaranam: 18–20. Der antaryâmin
Brh.3,7,3 ist Brahman 18.
antaryâmî adhidaiva-âdishu,
der innere Lenker in der Göttersphäre
usw.,
tad-dharma-vyapadeshât
wegen Nachweisung seiner Eigenschaften. 19.
na ca smârtam,
nicht aber das Überlieferte,
a-tad-dharma-abhilâpât
weil erwähnt wird was ihm nicht zukommt. 20.
shârîrash ca, ubhaye 'pi hi
bhedena
und die verkörperte, denn beide lesen
so,
enam adhîyate
daß jene unterschieden.
Sechstes
Adhikaranam: 21–23. Das adreshyam Mund.1,1,6
ist Brahman 21. adrshyatva-âdi-gunako,
der mit den Eigenschaften der Unsichtbarkeit
usw.,
dharma-uktehwegen Nennung seiner Qualitäten. 22. visheshana-bheda-vyapadeshâbhyâñ
ca nicht
die beiden andern, wegen der Kennzeichnung
na itarau
und der Bezeichnung der Verschiedenheit. 23. rûpa-upanyâsâc
ca
auch wegen der Schilderung seiner Gestalt. Siebentes
Adhikaranam: 24–32. Der âtman vaishvânara
Chand.5,11,6 ist Brahman 24. vaishvânarah,
sâdhârana-shabda-
der Allverbreitete, wegen Specificierung
visheshât
der allgemeinen Ausdrücke. 25. smaryamânam
anumânam syâd, iti
auch sofern das Smrtiwort zur Bestätigung dienen mag. 26. shabda-âdibhyo,
'ntahpratishtânân
wegen des Worts usw. und wegen der Einwohnung
na, iti cen? na!
nicht, meint ihr? O nein!
tathâ drshtî-upadeshâd,
weil so Aufzeigung in der Anschauung,
asambhavât,
und weil sonst Unmöglichkeit;
purusham api ca enam adhîyate
ja, sie lesen ja auch von ihm als einem
Menschen. 27. ata'
eva na devatâ bhûtañ ca
ebendarum nicht die Gottheit oder das
Element. 28. sâkshâd
api avirodham Jaiminih
auch wenn geradezu, sei kein Widerspruch, so Jaimini. 29. abhivyakter,
iti Âshmarathyah
wegen der Offenbarung, so Âshmarathya 30. anusmrter,
Bâdarih
wegen der Erinnerung [des sich-Denkens], meint Bâdari. 31. sampatter,
iti Jaiminis, tathâhi darshayati
wegen der Gleichsetzung, meint Jaimini, weil sie es so erklärt. 32. âmananti
ca enam asmin
auch überliefern sie, daß er hier.
Des
ersten Adhyâya dritter Pâda
Erstes
Adhikaranam: 1–7. Das âyatanam
Mund.2,2,5 ist Brahman 1. âyu-bhû-âdi-âyatanam,
der Stützpunkt von Himmel, Erde usw.,
sva-shabdât
wegen des ihm eigentümlichen Wortes. 2. mukta-upasrpya-vyapadeshât
wegen Bezeichnung als der Zufluchtsort
der Erlösten. 3. na
anumânam, a-tac-shabdâd
nicht das Gefolgerte, weil nicht Rede von ihm. 4. prâna-bhrc
ca
noch auch der Lebensträger. 5. bheda-vyapadeshât
wegen Hinweisung auf die Verschiedenheit. 6. prakaranât
wegen des Vorhabens. 7. sthiti-adanâbryân
auch wegen des Dabeistehens und des Essens. Zweites
Adhikaranam: 8–9. Der bhûman Chând.7,23
ist Brahman 8.
bhûmâ, samprasâdâd
die Unbeschränktheit, wegen der Höherstellung
adhi upadeshât
über die Vollberuhigung. 9.
dharma-upapattesh ca
auch wegen des Zutreffens der Qualitäten. Drittes
Adhikaranam: 10–12. Das aksharam
Brh.3,8,8 ist Brahman 10.
aksharam, ambara-anta-dhrtehdas Unvergängliche, wegen der Befassung
bis zum Äther hin. 11.
sâ ca prashâsanât
und eine solche, wegen des Geheißes. 12.
anya-bhâva-vyâvrttesh ca
auch wegen der Ausschließung anderer
Möglichkeit. Viertes
Adhikaranam: 13. Der Gegenstand des om
Prashna 5,5 ist Brahman 13. îkshati-karma-vyapadeshât
weil als Werk (Objekt) des Schauens bezeichnet,
er. Fünftes
Adhikaranam: 14–18. Der dahara
Chând.8,1,1 ist Brahman 14. dahara',
uttarebhyah
der kleine [Raum], wegen des Folgenden. 15. gati-shabdâbhâm,
tathâ hi
wegen des Gehens und des Wortes; denn daß dem so,
drshtam, lingañ ca
ist ersichtlich, und dies ist ein Anzeichen. 16. dhrtesh
ca, mahimno 'sya asmin
auch wegen des Haltens, weil von ihm solche Größe
upalabdheh
bezeugt. 17. prasiddhesh
ca
auch wegen der Üblichkeit. 18. itara-parâmarshât
sa', iti cen?
wegen Berührung des andern, dieser, meint ihr?
na! asambhavât
Nein! wegen der Unmöglichkeit. Sechstes
Adhikaranam: 19–21. Der samprasâda
Chând.8,12,3 bezieht sich auf Brahman 19. uttarâc,
ced?
wegen des Spätern, meint ihr?
âvir-bhûta-svarûpas tu
Ja, aber in seiner offenbar gewordenen
Natur! 20. anya-arthâsh
ca parâmarshah
und um des andern willen [geschieht] die Berührung. 21. alpa-shruter,
iti cet?
wegen der Stelle, wonach er klein, meint
ihr?
tad uktam
Darüber war die Rede. Siebentes
Adhikaranam: 22–23. Das na tatra sûryo
bhâti Mund.2,2,10 bezieht sich auf Brahman 22. anukrtes;
tasya ca
wegen der Nachmachung; und "von seinem" –
23. api
ca smaryate
wie auch die Smrti sagt. Achtes
Adhikaranam: 24–25. Der angushtha-mâtra
Kâth.4,12 ist Brahman 24. shabdâd
eva pramitah
wegen des Wortes schon der Gemessene. 25. hrdi,
apekshayâ tu,
im Herzen, doch mit Rücksicht,
manushya-adhikâratvât
weil die Menschen berufen. Neuntes
Adhikaranam: 26–33. Beruf der Götter zur Vidyâ.
Ewigkeit des Veda 26.
tad-upari api Bâdarâyanah,
sambhavât
auch die über ihnen, lehrt Bâdarâyanah,
wegen des Zutreffens. 27.
virodhah karmani, iti cen? na!
Widerspruch in Betreff des Werkes, meint ihr? O nein!
aneka-pratipatter darshanât
wegen Annehmung verschiedener, weil dies
ersichtlich. 28.
shabda', iti cen?
in Betreff des Schriftwortes, meint ihr?
na! atah prabhavât,
Nein, weil aus diesem ihr Ursprung,
pratyaksha-anumânâbhyâm
nach der Wahrnehmung und Folgerung. 29.
ata' eva ca nityatvam
und gerade darum die Ewigkeit. 30.
samâna-nâma-rûpatvâc
ca
und wegen der Gleichheit der Namen und Gestalten
âvrtau api avirodho,
ist auch bei der Widerkehr kein Widerspruch,
darshanât smrtesh ca
wegen der Offenbarung und der Smrti. 31.
madhu-âdishu asambhavâd
wegen der Unmöglichkeit bei der Honiglehre usw.
anadhikâram Jaiminih
lehrt ihre Nichtberufung Jaimini. 32.
jyotishi bhâvâc ca
'auch weil im Lichte ihr Sein'. 33.
bhâvan tu Bâdarâyano,
'sti hi
sie sind es doch, lehrt Bâdarâyana; denn sie ist Thatsache. Zehntes
Adhikaranam: 34–38. Ausschließung der Shûdra's
von der Vidyâ 34.
shug asya,
denn auf den Kummer desselben,
tad-anâdara-shravanât
weil er, ihre Mitachtung vernehmend,
tad-âdravanât, sûcyate hi
zu ihm hinlief, wird dadurch angespielt. 35.
kshatriyatva-gatesh ca
und weil für den Schluß, daß er ein Kshatriya,
uttaratra
weiterhin ein Indicium, daß er mit
Caitrarathena lingât
einem Caitraratha [zusammen erwähnt
wird]. 36.
sanskâra-parâmarshât
auch wegen Befassung der Sakramente,
tad-abhâva-abhilâpâc ca
und weil diese ihm nicht zuerkannt. 37.
tad-abhâva nirdhârane
ca
auch weil [erst] nach Bestätigung, daß er kein solcher,
pravrttehder Übergang.
38.
shsravama-adhyayana-artha-pratishedhât
und weil die Smrti ihn von Hören, Lesen und Inhalt
smrtesh ca
ausschließt. Elftes
Adhikaranam: 39. Der prâna Kâth.6,2
ist Brahman 39. kampanât
wegen des Bebens. Zwölftes
Adhikaranam: 40. Das jyotis Chând.8,12,3
ist Brahman 40. jyotir,
darshanât
das Licht, weil dies ersichtlich. Dreizehntes
Adhikaranam: 41. Der âkâsha
Chând.8,14 ist Brahman 41. âkâsho,
der Raum (Äther),
'rtha-antaratva-âdi-vyapadeshât
wegen der Bezeichnung seiner Anderwesenheit
usw. Fünfzehntes
Adhikaranam: 42–43. Der vijñânamaya
Brh.4,3,7 ist Brahman 42. sushupti-utkrântyor
bhedena
wegen derjenigen als verschieden bei Tiefschlaf und Auszug. 43. pati-âdi-shabdebhyah
wegen der Benennungen als Herr usw.
Des
ersten Adhyâya vierter Pâda
Erstes
Adhikaranam: 1–7. Das avyaktam Kâth.3,11
ist nicht die Materie der Sânkhya's
(pradhânam),
sondern
"der feine Leib" (sûkshmam
sharîram)
1.
ânumânikam api ekeshâm,
auch das Gefolgerte sei nach einigen [texten schriftgemäß],
iti cen? na!
meint ihr? Nein! weil unter dem in dem
sharîra-rûpaka-vinyasta-grhiter,
Gleichnisse Versinnbildlichten der Leib
darshayati ca
verstanden wird, wie auch ersichtlich. 2.
sûkshmam tu, tad arhatvât
vielmehr der feine, seil dieser ein Recht darauf hat. 3.
tad-adhînatvâd, arthavat
weil von ihm abhängig, sachentsprechend. 4.
jñeyatva-avacanâc
ca
und weil nicht gesagt, daß es erkannt werden solle. 5.
vadati, iti cen? na!
sie sage es, meint ihr? O nein,
prâjño hi, prakavanât
denn es ist der Erkenner, wegen des Vorhabens. 6.
trayânâm eva ca evam
auch ist nur dreier in solcher Art
upanyâsah prashnash ca
Vorbringung und Erfragung. 7.
mahad-vac ca
auch ist es ebenso wie mit dem Großen. Zweites
Adhikaranam: 8–10. Die ajâ Shvet.4,5
ist nicht die Sânkhya-Materie,
sondern die Natur 8.
camasavad, avisheshât
weil, wie bei dem Becher, Unentschiedenheit. 9.
jyotir-upakramâ tu,
vielmehr die vom Lichte anhebende,
tathâ hi adhiyata' eke
denn so haben es einige. 10.
kalpanâ-upadeshâc ca,
auch ist, weil es eine Bezeichnung durch ein Bild ist,
madhu-âdivad, avirodhah
so wie bei dem Honig usw. kein Widerspruch. Drittes
Adhikaranam: 11–13. Die pañca
pañca-janâh
Brh.4,4,17 sind nicht die 25 Principien
der Sankhya's,
sondern
Odem, Auge, Ohr, Speise und Manas
11.
na samkhyâ-upasamgrahâd api
auch nicht durch Zusammenfassung der Zahl,
nânâ-bhâvâd
weil Ungleichartigkeit vorhanden
atirekhâc ca
und wegen des Überschießens. 12.
prâna-âdayo, vâkya-sheshât
der Prâna (Odem) und die andern, wegen des Folgenden. 13.
jyotishâ-ekeshâm,
asati anne
durch das Licht bei einigen, wo die Nahrung fehlt. Viertes
Adhikaranam: 14–15. Widerspruchslosigkeit des Vedânta.
Das Nichtseiende,
aus
dem nach Taitt. 2,7 die Welt entstanden, ist
nur ein relatives
14.
kâranatvena ca âkâsha-âdishu
und weil er als Ursache von Äther usw. in der
yathâ-vyapadishta-ukteh
[auch anderweit] bezeichneten Weise genannt wird. 15.
samâkarshât
wegen der Heranziehung. Fünftes
Adhikaranam: 16–18. Der kartar Kaush.4,19
ist Brahman 16. jagad-vâcitvât
weil es die Welt bedeutet. 17. jîva-mukhyaprâna-lingân
wegen der Merkmale der individuellen Seele und des Mukhya Prâna
na! iti cet? tad vyâkhyâtam
nicht, meint ihr? Darüber ist gehandelt worden. 18. anya-artham
tu Jaiminih,
vielmehr um des andern willen, meint Jaimini,
prashna-vyâkhyânâbhyâm;
wegen der Frage und Darlegung;
api ca evam eke.
auch [lesen] so einige. Sechstes
Adhikaranam: 19–22. Der âtman
Brh.2,4,5 ist Brahman 19. vâkya-anvayât
wegen des Zusammenhanges der Stelle. 20. pratijñâ-siddher
lingam
als Zeichen der Bewährung der Verheißung,
Âshmarathyah
meint Âshmarathya. 21. utkramishyata'
evam-bhâvâd,
weil sie bei ihrem Auszuge dazu werden wird,
iti Audulomih
meint Audulomi. 22. avasthiter,
iti Kâshakrtsnah
wegen des Bestehens, so Kâshakrtsna. Siebtes
Adhikaranam: 23–27. Brahman
ist die
caussa efficiens
und caussa materialis
der Welt 23.
prakrtish ca,
auch der Urstoff,
pratijñâ-drshtânta-anuparodhât
weil Verheißung und Gleichnis widerspruchlos. 24.
abhidhyâ-upadeshâc ca
auch wegen Erwähnung der Absicht. 25.
sâkshâc ca ubhaya-âmnânât
offenbar auch, wegen der Erwähnung beider. 26.
âtma-krteh parinâmât
wegen der Selbstmachung durch Umschaffung. 27.
yonish ca hi gîyate
auch wird er ja besungen als der [Mutter-]Schoß. Achtes
Adhikaranam: 28. Die Bekämpfung der Sânkhya-Materie
gilt auch den Atomisten 28.
etena sarve vyâkhyâtâ,
vyâkhyâtâh
damit sind alle besprochen, besprochen.
Zweiter
Adhyâya
Des zweiten
Adhyâya erster Pâda
Erstes
Adhikaranam: 1–2. Warum die Sânkhya's
das Brahman nicht
erwähnen Zweites
Adhikaranam: 3. Dies auch auf den Yoga
bezogen Drittes
Adhikaranam: 4–11. Brahman
ist auch
die caussa materialis
der Natur.
Einwürfe
der Reflexion zurückgewiesen
Viertes
Adhikaranam: 12. Diese Zurückweisung auch auf die Atomisten
u.a. ausgedehnt Fünftes
Adhikaranam: 13. Subjekt (bhoktar)
und Objekt (bhogyam)
eins in Brahman Sechstes
Adhikaranam: 14–20. Identität von Ursache und Wirkung, Brahman
und Welt. Siebtes
Adhikaranam: 21–23. Woher das Böse? Die Seele, obwohl nicht
Schöpfer, trägt alle Schuld daran.
Illusorischer
Charakter des Sansâra
Achtes
Adhikaranam: 24–25. Brahman
schafft
ohne Werkzeuge, obwohl er reiner Geist ist Neuntes
Adhikaranam: 26–29. Brahman
wandelt
sich in die Welt und bleibt doch ganz undungeteilt,
wie
ein Träumender, ein Zauberer Gestalten schafft und doch einer bleibt
Zehntes
Adhikaranam: 30–31. Brahman
als Schöpfer
hat viele Kräfte und ist doch unterschiedslos Elftes
Adhikaranam: 32–33. Motiv der Schöpfung: Brahman,
allgenugsam, schafft nur zum Spiele Zwölftes
Adhikaranam: 34–36. Brahman
weder
ungerecht noch grausam; die Ungleichheit der Geschöpfe durch
sie
selbst in frühern Daseinsformen verschuldet. Anfangslosigkeit des
Sansâra
Dreizehntes
Adhikaranam: 37. Rekapitulation über Brahman
als Schöpfer
2.Adhy.,
zweiter Pâda
Erstes
Adhikaranam: 1–10. Widerlegung der Sâhkhya’s.
Physikotheologischer Beweis Zweites
Adhikaranam: 11. Ein Einwurf der Vaisheshika's
beantwortet Drittes
Adhikaranam: 12–17. Widerlegung der Vaisheshika's.
Unmöglichkeit der Atome Viertes
Adhikaranam: 18–27. Widerlegung der Buddhisten
realistischer Richtung;
Beharren
von Subjekt und Substanz.
Fünftes
Adhikaranam: 28–32. Widerlegung der Buddhisten
idealistischer Richtung;
die
Realität der Außenwelt erwiesen.
Sechstes
Adhikaranam: 33–36. Widerlegung der Jaina's;
wie groß die Seele zu denken? Siebtes
Adhikaranam: 37–41. Widerlegung der Pâshupata's. Achtes
Adhikaranam: 42–45. Widerlegung der Pâñcarâtra's
2.Adhy.,
dritter Pâda
1–7.
Der Akâsha ist
entstanden. Nicht so Brahman.
Cogito, ergo sum
8. Aus dem âkâsha entstand
der vâyu
9. Brahman ist nicht entstanden; kosmologischer Beweis 10.
Aus dem vâyu entstand
agni 11.
Aus dem agni die
âpas 12.
Aus den âpas das
annam d.i. die
Erde 13.
Nicht die Elemente, sondern Brahman
in ihnen
ist das Schaffende 14.
Reabsorption der Welt in umgekehrter Ordnung 15.
Entstehung der Seelenorgane: indriya's,
manas, buddhi. 16.
Nicht entstanden ist die individuelle Seele. Moralische Gründe 17.
Gegengründe erwogen. Identität der Seele mit Brahman.
Nur ihre upâdhi's
entstehen und vergehen 18.
Die Seele ist wesentlich (wie die Sânkhya's),
nicht accidentiell (wie die Vaisheshika's
lehren) erkennend 19–32.
Verhältnis der Seele zum Leibe; sie ist nicht anu,
sondern vibhu 33–39.
Über das kartrtvam (Thäter-sein)
der Seele. 40.
Ihr kartritvam ist
nicht svâbhâvikam,
sondern upâdhi-nimittam 41–42.
Die Seele ist unfrei und wird beim Thun von Gott (îshvara)
gemäß ihrem frühern Thun gelenkt 43–53.
Die Seele mit Brahman
identisch
und nicht identisch.
Illusorischer
Charakter aller individuellen Existenz und ihrer Schmerzen
2.Adhy.,
vierter Pâda
1–4.
Auch die prâna's
(Organe der Relation) sind aus Brahman
entstanden 5–6.
Ihrer sind elf: 5 buddhi-indriya's
5 karma-indriya's
1 manas 7.
Über ihre räumliche Größe 8.
Auch der mukhya prâna
(Organ der Nutrition) ist erschaffen 9.–12.
Über sein Wesen und seine fünf Funktionen 13.
Über seine räumliche Größe 14–15.
Verbindung der prâna's
mit der Seele. Mitwirkung der Götter 17–19.
Verhältnis des mukhya prâna
zu den übrigen prâna's 20–22.
Verhältnis des Leibes und seiner Organe zu den Elementen
Dritter
Adhyâya, erster Pâda
1–7.
Auswanderung der Seele mit ihren Organen beim Tode. 8–11.
Warum sie wieder in einen neuen Leib eingehen muß? 12–21.
Bestrafung der Übelthäter; verschiedene Schicksale der Seele
nach dem Tode.
Die
vier Klassen der (organischen) Wesen
22.
Rückkehr durch âkâsha usw.
Verhältnis zu diesen das eines Gastes 23.
Über die Zeitdauer des Weilens auf diesen Zwischenstationen 24–27.
Beseeltheit der Pflanzen. Rückkehr der Seele durch Pflanzen, Speise,
Same, Mutterschoß
zur
Verkörperung
3.
Adhy., zweiter Pâda
1–6.
Vom Wesen des Traumes; Unterschied vom Wachen 7–8.
Wesen des Tiefschlafes; er ist ein Eingehen in Brahman 9.
Warum der Erwachende mit dem Entschlafenen identisch ist? 10.
Die Ohnmacht; Unterschied von Tiefschlaf und Tod. Metaphysische Bedeutung
des Todes 11–21.
Brahman ist
ohne alle Unterschiede, Bestimmungen und Attri-bute 22–30.
Brahman ist
nie Objekt, weil ewig Subjekt (sâkshin). 31–37.
Über einige bildliche, von Brahman
gebrauchte
Ausdrücke 38–11.
Die Frucht der Werke kommt von Gott, der dabei die frühern Werke berücksichtigt.
Über
das apûrvam
3.
Adhy., dritter Pâda
1–4.
Auch in den Sagunâ Vidyâh
ist Einheit der Erkenntnis.
Widerspruchslosigkeit
der Vedânta-Texte
5.
Daher Zusammenfassung der verschiedenen vijñâna's
erforderlich. 6–8.
Über Differenzen beim prâna-samvâda
Chând.1,3, Brh.1,3 9.
Verhältnis zwischen om und
udgîtha
Chând.1,1,1 10.
Die Parallelstellen Brh.6,1,14,
Chând.5,1,13, Kaush.2,14über
den prâna-samvâda
sind zu verbinden 11–13.
Qualitäten des Brahman von
allgemeiner und solche von stellenweiser Gültigkeit,
erläutert an Taitt.2 14–15.
In Kâth.3,10–11 ist keine Stufenfolge
der Vermögen, sondern nur Primat des Purusha
beabsichtigt 16-17.
Auf Brahman geht
Ait.1,1 [oder Brh.4,3,7–4,25
und Chând.6,8-16] 18.
Chând.5,2, Brh.6,1
wird vâsovijñânam,
nicht âcamanam befohlen. 19.
Die Shândilya-vidyâ
Shat.Br.10,6,3 ist mit Brh.5,6
zu verbinden 20–22.
Hingegen Brh.5,5 sind
ahar und aham
auseinander zu halten. 23.
Ebenso die vibhûti's
in den Rânâyanîya-Khila's
und Chând.3,14 24.
Ebenso der purusha-yajñâ
der Tândin's
Paingin's ond
Taittirîyaka's 25.
Diverse Eingangsstellen von Upanishad's,
die nicht zur Vidyâ gehören 26.
Chând.8,13, Mund.3,1,3
usw. durch Kaush.1,4 zu ergänzen 27–28.
Die Abschüttelung der guten und bösen Werke beim Sterben 29–30.
Der devayâna ist
nur in den sagunâ vidyâh
gültig 31.
In diesen aber allgemein. Über die Differenz von satyam
(Brh.6,2,15)
und tapas (Chând.5,10,1)
in
der Pañcâgni-vidyâ
32.
Möglichkeit eines neuen Leibes bei Erlösten, zum Zwecke einer
Mission. –
Unmittelbare
Gewißheit der Erlösung
33.
Die Stellen über das aksharam
(Brh.3,8,8,
Mund.1,1,6) ergänzen sich gegenseitig 34.
Die Stellen rtam pibantau
(Kâth.3,1) und âcâ
suparnâ (Mund.3,1)
gehören zusammen 35–36.
Ebenso Brh.3,4 und
3,5. Brahman
1) kausalitätlos, 2) leidlos 37.
Brahman und der
Verehrer zum Zwecke der Meditation getrennt 38.
Brh.5,4 und 5,5
[nicht Brh.5,4.5 und Chând.1,6.7]
sind eine Vidyâ 39.
Einheit und Unterschied von Chând.8,1,1.
5 und Brh.4,4,22 40–41.
Rituelle Fragen betreffend die Vaishvânara-vidyâ
Chând.5,11–24 42.
Verhältnis der Vorstellungen wie Chând.1,1,1
zu den Werken 43.
Brh.1,5,21–23 und Chând.4,3
sind adhyâtmam und
adhidaivam zum
Zwecke der Verehrung zu trennen 44–52.
Im Agnirahasyam gehört
Shat.Br.10,5 manashcit
usw. zur Vidyâ 53–54.
Episode über die Unsterblichkeit der Seele 55–56.
Mit Werken verknüpfte Vorstellungen wie Chând.1,1,1.
2,2,1. Ait.br.2,1,2,1.
Shat Br.10,5,4,1
gelten
nicht nur für die eigene Shikhâ,sondern,
wie auch die Mantra's
und ähnliches, allgemein
57.
Chând.5,11–24 ist der samasta,
nicht der vyasta zu
verehren 58.
Stellen, wo Einheit des zu Lehrenden, Verschiedenheit der Lehre 59.
Bei letzterer findet Wahl, nicht Zusammenfassung statt 60.
Nur auf Wünsche bezügliche Lehren können zusammengefaßt
werden 61–66.
Bei den 65–66 erwähnten ist Zusammenfassung oder Wahl
3.
Adhy., vierter Pâda
1–17.
Die Upanishad-Lehre
ohne Werkthätigkeit führt den Menschen zum Ziele.
23–24.
Beschränkte Gültigkeit der Legenden Brh.4,5,
Kaush.3,1, Chând.4,1 25.
Résumé von 1–17: Wissen ohne Werke führt zum Ziel 26–27.
Yajña,
dânam, tapas
usw. als Mittel zur Wissenschaft 28–31.
In Lebensgefahr ist Vernachlässigung der Speisegesetze statthaft 32–35.
Auch wer nicht nach Wissen begehrt, muß die âshrama-karmâni
betreiben,
da
sie das Wissen nur fördern, nicht erzeugen
36–39.
Auch die aus Armut Âshrama-losen
sind zur Vidyâ berufen 40.
Character indelebilis
des Ûrddhvaretas-Gelübdes 41–42.
Inwieweit für den gefallenen Brahmacârin
Buße möglich? 43.
Ausschließung desselben bei mahâpâtaka's
und upapâtaka's 44–46.
Ob die upâsana's
Sache des yajamâna oder
rtvij sind? 47–49.
Inwiefern Brh.3,5,1
die Âshramâ’s zu
verstehen sind 50.
"ean mê genesthe hôs ta paidia"
– "lathe biôsas" 51.
Das Wissen als Frucht dieser Mittel erfolgt hier, wenn keine stärkere
atîndriyâ shaktih
da ist,
sonst
im nächsten Leben
52.
Ein Mehr und Minder, zufolge der verschiedenen Kraft der sâdhana's
besteht nur
bei den sagunâ vidyâh,nicht
in der nirgunâ vidyâ
Vierter
Adhyâya, erster Pâda
1–2.
Der pratyaya des
âtman ist
zu üben, bis Intuition erreicht ist 3.
Dann erfolgt Identität von Ich und Brahman;
für den Erweckten giebt es kein Übel, keine Wahrnehmung,
keinen
Veda mehr
4.
"Du sollst dir kein Bildnis (pratikam)
machen!“ 5.
Chând.3,19,1 ("âdityo
brahma") wird brahman
von âditya
prädiciert 6.
Hingegen Chând.1,3,1 wird
âditya von
udgîtha prädiciert. 7–10.
Das upâsanam übe
man sitzend, nicht liegend oder stehend 11.
Im übrigen ist Ort, Zeit und Himmelsrichtung gleichgültig, nur
völlige Ungestörtheit erforderlich 12.
Die upâsana's
bezwecken teils samyagdarshanam,
teils abhyudaya;
erstere
sind, bis der Zweck erreicht ist, letztere bis zum Tode zu üben
13.
Bei erreichter Erkenntnis erfolgt die Vernichtung früherer, Unmöglichkeit
künftiger Sünden.
(Die
Kraft des karman ist
paralysiert.)
14.
Vernichtung auch der guten Werke. Warum? 15.
Fortbestehen des Leibes trotz der Erlösung bis zur Tilgung der angebrochenen
Werkfrucht.
Töpferscheibe;
Doppelmond
16–17.
Opfer usw. sind nicht mehr für den Brahmavid,
wohl aber noch für den Sagunavid
verbindlich 18.
Läuternde Wirkung von Opfer usw. mit, aber auch ohne Wissen. 19.
Nach Abbüßung des karman:
Tod und mit ihm Kaivalyam
4.
Adhy., zweiter Pâda
1–2.
(Aparavidyâ.)
Beim Tode gehen die indriya's
in das manas ein 3.
Das manas in
den prâna 4–6.
Der prâna in
den vijñânâtman
(jiva),
dieser in die Elemente 7.
Von hier gelangt der Avidvân zur
Verkörperung, der Vidvân zur
Unsterblichkeit.
Dieses
amrtatvam ist
âpekshikam
8–11.
Fortdauer des "feinen Leibes". Sein Wesen beschrieben 12–14.
(Paravidyâ.)
Für den Akâmayamâna (Parabrahmavid)
giebt es keinen Auszug der Seele;
er
ist schon Brahman
15.
Seine prâna's
gehen auf in Brahman,
das Grobe wird zu Erde usw. 16.
Sein Aufgehen geschieht ohne Rest, nicht, wie sonst, mit Rest 17.
(Aparavidyâ.)
Der Vidvân (exoterisch
Wissende) geht aus durch die 101ste Ader
(die andern durch andere) 18–19.
Von da durch einen Sonnenstrahl, der bei Tag und Nacht, 20–21.
im Sommer wie im Winter vorhanden ist. (Anders Sânkhya-Yoga)
4.
Adhy., dritter Pâda
1. Stationen des Weges: nâdi, – rashmi,
– arcis, –
2. ahar, – âpûryamânapaksha,
– yân shad udan eti, – samvatsara, – vâyu, – âditya,
–
3. candra, – vidyut, – varunaloka,
– indra, – prajâpati 4–6.
Diese sind Führer der Seele, deren Organe, weil sie eingepackt sind,
nicht funktionieren. 7–14.
Endstation: Brahman,
nicht das allgegenwärtige param brahma,
sondern
das aparam, sagunam brahma,
welches als Kâryam vergänglich
ist. Kramamukti
15–16.
Die aber Brahman unter
einem pratikam verehren,
haben andern Lohn
4.
Adhy., vierter Pâda
1–3. (Paravidyâ.)
Identität der erlösten mit der in Unwissen, Leiden, Vergänglichkeit
gebundenen Seele
4. Unio mystica
5–1. (Aparavidyâ.)
Charakteristik des (unvollkommen) Erlösten.
8–9. Die "Wünsche" (Chând.8,2)
des Erlösten. Freiheit desselben 10–14.
Ob der Erlöste Organe (manas usw.)
besitze? 15–16.
Wunderkräfte desselben: Beseelung mehrerer Leiber zugleich 17–22.
Sein aishvaryam und
dessen Schranken. Schilderung von Brahmaloka.
Nachdem
ihm dort das Samyagdarshanam zu
Teil geworden, geht
auch er in das ewige, vollkommene Nirvânam
ein