atha
yoga-
anushâsanam (1) hier
(beginnt) die Yoga- (Selbstbeherrschungs-)
Erörterung: yogash
citta-
vrtti- nirodhah (2) "Yoga" (Selbstbeherrschung)
= Bewußtseins-Regungs-Stillung: tadâ
drashtuh
svarûpe 'vasthânam (3) dann
(hat) das anschauende Subjekt in seiner Eigenform Bestand:
vrtti- sârûpyam
itaratra (4)
(es ist)
Regungs-förmig
in allen anderen (Zuständen):
vrttayah
pañcatayyah klishtâ
'klishtâh (5) "Regungen":
fünffach, leidvolle und
leidlose: pramâna-
viparyaya- vikalpa-
nidrâ- smrtayah (6) das Richtige, das Verkehrte,
Vorstellung, Schlaf, Erinnerung:
pratyaksha-
anumâna-agamâh
pramânâni (7) Wahrnehmung, Logik,
Überlieferung = die "Richtigen"
viparyayo mithya-
jñânam
atad-rûpa- pratishtam (8) das "Falsche" = trügerische
Kenntnis, auf Phantome gestützt
shabda- jñâna- anupâtî
vastu-shûnyo
vikalpa (9) die Wortlaut-Kenntnis-Folge,
von Stoff frei =
"Vorstellung"
abhâva- pratyaya-
âlambanâ vrttir
nidrâ (10) die dem An-Nichts-zu-Denken
hingegebene Regung=
"Schlaf"
anubhûta- vishaya-asampramoshah
smrtih (11) des Empfindungs-Objekts nicht
völlig beraubt zu sein = "Erinnerung"
abhyâsa- vairâgyâbhyâm tan-
nirodhah (12) durch Übung und Entsagung:
deren "Stillung":
tatra
sthitau yatno
'bhyâsah (13) darin beständige Anstrengung
= "Übung":
sa
tu dîrgha-kâla-nairantarya-
satkâra- sevitodrdha-
bhûmih (14) diese
nun, lange Zeit ununterbrochen mit Hingabe gepflegt: (ist)
gesicherte Grundlage: drshta-
anushravika- vishaya- vitrshnasya-vashîkâra-
samjñâ vairâgyam (15) geschaute, gehörte
Objekte nicht zu begehren:diese
Überwindung heißt "Entsagung": tat-
param
purusha-khyâterguna-
vaitrshnyam (16) deren
Vollendung ist: in Allgeist-Kenntnisdie
Erscheinungsfaktoren nicht zu begehren:
samprajñâtah (17) (ergibt
sich): der vollkommene Weise:
virâma- pratyaya-
abhyâsa-pûrvakahsamskâra-
shesho 'nyah (18) wer
an Beendigung denkt, wenn er zu üben beginnt, dem ist ein subtiler
Eindrucks-Rest
verbleibend:
bhava- pratyayovideha-
prakrti-layânâm (19) wer
an Dasein denkt, gehört noch den
von körperloser Natur Abhängenden an:
shraddhâ-vîrya- smrti-
samâdhi- prajñâ-pûrvaka
itareshâm (20) wer
mit Glauben, Tugend, Tradition, Erleuchtung, Erkenntnisbeginnt, gehört anderen an:
tîvra- samvegânâm
âsannah (21) denen,
die mit Kraft und Stärke vorgehen, gehört der schnell Erreichte
an:
mrdu- madhya- adhimâtratvâttato
'pi
visheshah (22) von
sanfter, mittlerer, übermäßiger Kraft:daher rühren allerdings Unterschiede:
îshvara-pranidhânâd vâ (23)
oder auch
von ihrer Gottes- Hingabe:
klesha-karma-
vipâkâshayair aparâmrshtahpurusha-vishesha
îshvarah (24) der von Leid,
Handlungsfrucht, Lohnabsichten unberührte
Allgeist insbesondere = "Gott":
tatra
niratishayam sarva-jña-
bîjam (25) in ihm
konzentriert sich ein unübertrefflicher Allwissenheits-Keimpunkt: pûrveshâm
api
guruh
kâlena- anavacchedât (26) für
die Vorfahren war er der Lehrer, weil er von
Zeit nicht begrenzt ist:
tasya
vâcakahpranavah(27) das
ihn aussprechende Wort ist die Silbe "ÔM":
taj-
japas
tad- artha- bhâvanam (28) diese
innerlich zu sprechen heißt, sich ihren
Sinn zu vergegenwärtigen:
tatah
pratyak- cetana-adhigamo'py
antarâyâbhâvash ca (29) wer
dadurch in die Tiefen des Bewußtseins gelangt,
störungsbefreit ist
er zugleich:
vikshepa- sahabhuvah
(31) mit
diesen Verwerfungen
gemeinsam entstanden sind sie: tat-
pratisheda-artham
eka-tattva-abhyâsah (32) diese
zu beseitigen, ist es sinnvoll, die Konzentration
auf Ein Prinzip zu üben:
maitrî-
karunâ- mudita- upekshânâm indem
man sich Freundlichkeit, Mitleid, Freude und Nichtbeachtung
sukha- duhkha-
punya- apunya-
vishayânâmbhâvanâtash gegenüber
angenehmen, schwierigen, schönen und häßlichen Objektenvergegenwärtigt
citta-
prasâdanam (33) bewirkt
man Bewußtseins-Abgeklärtheit:
pracchardana-
vidhâranâbhyâm vâ
prânasya (34) oder
auch durch Hervorstoßen wie auch durch Anhalten
des Atems:
vishayavatî vâ pravrttir
utpannâmanasah
sthiti- nibandhanî
(35) auch
Objektivität, gespannte Aufmerksamkeit
des Denkens, bewirkt standhafte Kontinuität:
vishokâ vâ jyotishmatî (36) oder auch leidlose
Lichterfülltheit:
vîta- râga-
vishayam vâ cittam (37) oder ein ohne Gefühlsfärbung
objektives Bewußtsein:
svapna-
nidra- jñâna-
âlambanam vâ (38) oder ein der Traumschlaf- und Tiefschlaf-Erkenntnis
hingegebenes:
yathâbhimata-
dhyânâd vâ (39) oder indem man sich in beliebig gewählte
Inhalte versenkt:
paramânu-
parama-mahattvânto
'sya vashîkârah (40) vom kleinsten Atom bis zur größten
Ausdehnung reichend: dessen Bewältigung:
kshîna-
vrtter
abhijâtasyeva maner bei Auflösung aller Regung – wie bei
einem klaren
Kristall –
grahîtr-
grahana-
grâhyeshu zwischen dem begreifendem Subjekt, dem
Begreifen und dem zu begreifenden Objekt
tat- stha-
tad-añjanatâ samâpattih (41)
bewirkt die zwischen ihnen stattfindende
Klärung "Übereinstimmung":
shabda-artha- jñâna-
vikalpaih aus Wort-, Sinn- und Erkenntnis-Differenzierungen
samkîrnâ savitârkâ
samâpattih (42)
folgt nur eine verwirrte nachdenkliche
Übereinstimmung:
smrti-
parishuddhau in dem, der von Erinnerungen völlig
bereinigt ist,
svarûpa- shûnyeva-
artha-mâtra- nirbhâsâ kann eine von seiner Eigenform gleichsam
freie, aus Sinn bestehende Erscheinung aufleuchten
nirvitarkâ
(43)
= "ohne nachzudenken":
etayaiva
savicârâ
nirvicârâ ca sûkshma-vishayâ
vyâkhyâtâ (44) dadurch ist auch die
gedankliche und die gedankenfreie Fein-
Objektivität erklärt:
sûkshma-vishayatvam
ca-
alinga-
paryavasânam (45) Fein-
Objektivität (mündet) auch in einen
eigenschaftslosen Schluß
ein:
tâ
eva
sabîjah samâdhi
(46) diese nun sind die "keimhafte
Erleuchtung":
nirvicâra-
vaishâradye
'dhy- âtma-
prasâdah (47) bei dem, der von Gedanken frei zu sein
gelernt hat, ist das höchste Selbst ganz
rein: rtam-
bharâ tatra
prajñâ (48) Wahrheit-tragend ist
dort die Weisheit:
shruta-
anumâna-
prajñabhyâm
anya- vishayâ gegenüber den auf Gehörtem und
Logik beruhenden Erkenntnissen hat sie ein anderes Objekt
vishesha- arthatvât (49)
aufgrund ihrer besonderen Bedeutung:
taj- jah
samskâro 'nya-
samskâra- pratibandhî (50) der daraus entspringender subtile Eindruck
(ist) andere subtile Eindrücke verdrängend:
tasyâpi
nirodhe sarva-
nirodhân in dessen (Bewußtseinsregungs-) Stillung
nun, alle (Bewußtseinsregungs-) Stillungen (mitbewirkend),