Bhagavad-Gita,4.Kap.: Karma-Samnyâsa-Yoga

Hans Zimmermann, Görlitz : 12 KÖRBE: Quellen in zwölf Sprachen (Index) : Indien Quellen, Sanskrit / Deutsch : Bhagavadgita

Bhagavad-Gîtâ = Mahâbhârata, Buch 6 (Bhîshmaparva), Kap. 23-40 (= Kap. 1-18 der Bhag.-Gîtâ)	grham/ Index * Sanskrit/ Grammatik Buddha/ Ajanta/ Thankas/ Jâtakas/ Zen Chândogya-, Brhadâranyaka-Upanishad Rgveda * Vedânta * Yoga-Sûtra
Sanskrit-Text (in lat.Schrift transliteriert; suppungierte Buchstaben als unterstrichene; Visarga als unterstrichenes h) Übersetzung (Leopold von Schröder 1922)	zum Inhaltsverzeichnis der 18 Kapitel der Gîtâ; Einführung: Gott, Handlung, Meditation

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Fünftes Kapitel:

Karma-Samnyâsa-Yoga

– der Yoga durch Werk-Entsagung

Arjuna uvâca *

ARJUNA SPRACH *

1. samnyâsam karmanâm Krshna punar yogam ca shamsasi

yac chreya etayor ekam tan me brûhi sunishcitam

Du lobst Entsagen jeder Tat und lobst doch ihre Übung auch -

Was ist das Bess're von den zwei'n? Das sage klar entschieden mir.

Shrî-Bhagavân uvâca *

DER ERHABENE SPRACH *

2. samnyâsah karmayogash ca nihshreyasakarâv ubhau

tayos tu karmasamnyâsât karmayogo vishishyate

Entsagen sowie Übung auch der Tat, sie bringen beide Heil,

Doch höher als Entsagung noch wird die Übung der Tat geschätzt.

3. jñeyah sa nityasamnyâsî yo na dveshti na kânkshati

nirdvandvo hi mahâbâho sukham bandhât pramucyate

Das ist der stets Entsagende, der nichts hasset und nichts sich wünscht,

Denn von den Gegensätzen frei kommt leicht er von der Fessel los.

4. sânkhyayogau prthag bâlâa pravadanti na panditâh

ekam apy âsthitah samyag ubhayor vindate phalam

Denken und Andacht scheiden nur die Toren, doch die Weisen nicht;

Wer ganz sich nur dem einen weiht, erlanget aller beider Frucht.

5. yat sânkhyaih prâpyate sthânam tad yogair api gamyate

ekam sânkhyam ca yogam ca yaa pashyati sa pashyati

Durch Denken und durch Andacht wird derselbe Standpunkt doch erreicht;

Denken und Andacht sind nur eins, – wer das erkennt, hat recht erkannt.

6. samnyâsas tu mahâbâho duhkham âptum ayogatah

yogayukto munir brahma nacirenâdhigacchati

Doch Entsagung, Großarmiger, wird ohne Andachta schwer erreicht;

Der Weise, der in Andacht lebt, erreichet auch die Gottheit bald.

7. yogayukto vishuddhâtmâ vijitâtmâ jitendriyah

sarvabhûtâtmabhûtâtmâ kurvann api na lipyate

Der Andacht lebend, reingesinnt, bezähmend Geist und Sinne ganz,

Mit aller Wesen Seele eins – wird er, auch handelnd, nicht befleckt.

8. naiva kimcit karomîti yukto manyeta tattvavit

pashyan shrnvan sprshan jighrann ashnan gacchan svapan shvasan

»Ich tu doch nichts!« so denken darf der fromme, wahrheitskund'ge Mann,

Ob er auch sieht, hört, fühlt und riecht, ob er auch ißt, geht, atmet, schläft;

9. pralapan visrjan grhnann unmishan nimishann api

indriyânindriyârtheshu vartanta iti dhârayan

Ob er auch spricht, entleert, ergreift, die Augen öffnet oder schließt,

Er weiß: die Sinne müssen sich bewegen in der Sinnenwelt.

10. brahmany âdhâya karmâni sangam tyaktvâ karoti yah

lipyate na sa pâpena padmapattram ivâmbhasâ

Wer handelt ohne jeden Hang und all sein Tun der Gottheit weiht,

Wird durch das Böse nicht befleckt, wie's Lotusblatt durchs Wasser nicht.

11. kâyena manasâ buddhyâ kevalair indriyair api

yoginah karma kurvanti samgam tyaktvâtmashuddhaye

Mit ihrem Leib, Sinn und Verstand, und mit den Sinnen ganz allein,

Tun die Andächt'gen jede Tat ,ganz ohne Hang-um rein zu sein.

12. yuktah karmaphalam tyaktvâ shântim âpnoti naishthikim

ayuktah kâmakârena phale sakto nibadhyate

Wer fromm aufgibt die Frucht der Tat, erlangt die höchste Seelenruh,

Wer unfromm hängt an dem Erfolg, wird durch begehrlich Tun verstrickt.

13. sarvakarmâni manasâ samnyasyâste sukham vashi

navadvâre pure dehî naiva kurvan na kârayan

Bewußt aufgebend alles Tun, sein selber Herr, sitzt glücklich da

In der neuntor'gen Stadt der Geist, nichts tuend, nichts veranlassend.

14. na kartrtvam na karmâni lokasya srjati prabhuh

na karmaphalasamyogam svabhâvas tu pravartate

Nicht Täterschaft, noch Taten auch schafft Er, der Herrscher dieser Welt,

Noch den Kontakt von Tat und Frucht, – da waltet vielmehr die Natur.

15. nâdatte kasyacit pâpam na caiva sukrtam vibhuh

ajñânenâvrtam jñânam tena muhyanti jantavah

Nicht irgend jemands böse noch auch gute Tat nimmt an der Herr, -

Das Wissen liegt in Finsternis, und dadurch wird der Mensch betört.

16. jñânena tu tad ajñânam yeshâm nâshitam âtmanah

tesâm âdityavaj jñânam prakâshayati tatparam

Doch wem Unwissenheit zerstört durch Erkenntnis des Atman ist,

Des Wissen läßt der Sonne gleich helleuchtend schaun das höchste Heil.

17. tadbuddhayas tadâtmânas tannishthâs tat parâyanâh

gacchanty apunarâvrttim jñânanirdhûtakalmashâh

Dies kennend, mit ihm wesensgleich, ruhend auf ihm, ergeben ihm,

Geht man und kommt nicht wieder her, durch Wissen frei von aller Schuld.

18. vidyâvinayasampanne brâhmane gavi hastini

shuni caiva shvapâke ca panditâa samadarshinah

Ein Priester, welcher weis' und fromm, ein Elephant und eine Kuh,

Ein Hund, ein Hundeesser selbst – dem Weisen sind sie alle gleich.

19. ihaiva tair jitah sargo yeshâm sâmye sthitam manah

nirdosham hi samam brahma tasmâd brahmani te sthitâh

Die haben hier den Himmel schon, die ganz gleichmütig sind gestimmt;

Sündlos, gleichmütig Brahman ist, darum in Brahman ruhen sie.

20. na prahrshyet priyam prâpya nodvijet prâpya câpriyam

sthirabuddhir asammûdho brahmavid brahmani sthitah

Nicht freut er über Liebes sich, erschricket vor Unliebem nicht,

Wer starken Geistes, unbetört, das Brahman kennt und ruht in ihm.

21. bâhyasparshesv asaktâtmâ vindaty âtmani yat sukham

sa brahmayogayuktâtmâ sukham akshayam ashnute

Nicht hängend an der Außenwelt, findet er in sich selbst das Glück;

Wer andachtävoll nach Brahman strebt, erlangt ein unvergänglich Glück.

22. ye hi samsparshajâ bhogâ duhkhayonaya eva te

âdyantavantah Kaunteya na teshu ramate budhah

Denn der Genuß der Außenwelt trägt schon in sich des Schmerzes Keim,

Wie er entsteht, vergeht er auch – der Weise freut daran sich nicht.

23. shaknotîhaiva yah sodhum prâk sharîravimokshanât

kâmakrodhodbhavam vegam sa yuktah sa sukhî narah

Wer, eh er sich vom Körper löst, den Gier- und Zorn-gebornen Drang

Zu bezwingen imstande ist, der Mann ist fromm und glücklich der.

24. yo 'ntah sukho 'ntarârâmas tathantarjyotir eva yah

sa yogî brahmanirvânam brahmabhûto 'dhigacchati

Wer in sich selbst beglückt, selig, von innrem Licht erleuchtet ist,

Der Fromme wird zum Brahman selbst und wird im Brahman ganz verwehn.

25. labhante brahmanirvânam rshayaa kshînakalmashâh

chinnadvaidhâ yatâtmânah sarvabhûtahite ratâh

Im Brahman ganz verwehen sie, die Weisen, die, von Sünden rein,

Sich zügelnd, frei von allem Streit, an aller Wesen Heil sich freun.

26. kâmakrodhaviyuktânâm yatinâm yatacetasâm

abhito brahmanirvânam vartate viditâtmanâm

Asketen, die den Sinn bezähmt, von Gier und Zorn sich ganz befreit,

Des Atman Wesen kennen, die sind dem Verwehn in Brahman nah.

27. sparshân krtvâ bahir bâhyâmsh cakshush caivântare bhruvoh

prânâpânau samau krtvâ nâsâbhyantaracârinau

Sich lösend von der Außenwelt, starr auf die Nasenwurzel schau'nd,

Den Hauch und Aushauch regelnd gleich, die durch der Nase Innres gehn;

28. yatendriyamanobuddhir munir moksaparâyanah

vigatecchâbhayakrodho yaa sadâ mukta eva sah

Zügelnd die Sinne, Herz und Geist, ganz der Erlösung zugewandt,

Befreit von Wünschen, Furcht und Zorn, - so ist für immer er erlöst.

29. bhoktâram yajñatapasâm sarvalokamaheshvaram

suhrdam sarvabhûtânâm jñâtvâ mâm shântim rcchati

Mich kennend als den Herrn der Welt, dem Opfer und Askese gilt,

Der aller Wesen wahrer Freund, gelangt zum Seelenfrieden er.

iti *

shrimad Bhagavad-Gîtâsûpanishatsu *

brahma-vidyâyâm *

yoga-shâstre *

Shrî-Krshnârjuna-samvâde *

karma-samnyâsa-yogo nâma pañcamo 'dhyâyah *

In der Upanishad der Bhagavadgîtâ, *

der Wissenschaft vom Absoluten, *

der Schrift ûber den Yoga *

und dem Zwiegespräch zwischen Shrî-Krshna und Arjuna *

ist dies das fünfte Kapitel, genannt: Yoga der Werkentsagung. *

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