dâ was diu brücke
ûf gezogen,
diu burc an veste niht
betrogen.
si stuont reht als si
waere gedraet.
ez unvlüge oder
hete der wint gewaet,
mit sturme ir niht geschadet
was.
vil türne, manec
palas
dâ stuont mit wunderlîcher
wer.
ob si suochten elliu
her,
sine gaeben vür
die selben nôt
ze drîzec jâren
niht ein brôt.
ein knappe des geruochte
und vrâgte in waz
er suochte
oder wann sîn reise
waere.
er sprach "der vischaere
hât mich von im
her gesant.
ich hân genigen
sîner hant
nîwan durch der
herberge wân.
er bat die brücken
nider lân,
und hiez mich zuo ze iu rîten
în."
"hêrre, ir sult
willekomen sîn.
sît es der vischaere
verjach,
man biut iu êre
unt gemach
durch in der iuch sande
wider",
sprach der knappe und
lie die brücke nider.
In die burc der küene
reit,
ûf einen hof wît
unde breit.
durch schimpf er niht
zetretet was
(dâstuont al kurz
grüene gras:
dâ was bûhurdiern
vermiten),
mit baniern selten überriten,
alsô der anger
ze Abenberc.
selten vroelîchiu
werc
was dâ gevrümt
ze langer stunt:
in was wol herzen jâmer
kunt.
wênc er des gein
in engalt.
in enpfiengen ritter
jung unt alt.
vil cleiner junchêrrelîn
sprungen gein dem zoume
sîn:
ieslîchez vür
daz ander greif.
si habten sînen
stegreif:
sus muose er von dem
orse stên.
in bâten ritter
vürbaz gên:
die vuroten in an sîn
gemach.
harte schiere daz geschach,
daz er mit zuht entwâpent
wart.
dô si den jungen
âne bart
gesâhen alsus minneclîch,
si jâhen, er waere
saelden rîch. |
Da
war die Brücke hochgezogen,
die Burg trog nicht in
ihrer Festigkeit;
sie stand recht, als
wäre sie gedrechselt.
Außer, einer flöge
oder der Wind wehte ihn hinein -
mit Sturmangriff wäre
ihr nicht zu schaden.
Viel Türme, mancher
Palast
stand da mit erstaunlichen
Wehren.
Wenn sie alle Heere heimsuchten,
sie gäben, um deren
Belagerung los zu werden,
in dreißig Jahren
nicht ein Brot heraus.
Ein Knappe geruhte
ihn zu fragen, was er
suchte
oder woher seine Reise
wäre.
Er sprach: "Der Fischer
hat mich vor sich her
gesandt.
Ich habe mich seiner
Hand geneigt,
aber nur wegen der Hoffnung
auf Herberge.
Er bat, die Brücke
niederzulassen,
und hieß mich zu Euch
einreiten."
"Herr, Ihr sollt willkommen
sein,
da es der Fischer zusagte.
Man bietet Euch Ehre
und Gemach
um dessentwillen, der
Euch hersandte",
sprach der Knappe und
ließ die Brücke nieder.
In die Burg ritt der Kühne,
auf einen Hof, weit und
breit.
Er war nicht durch Kampf
zertreten
da stand kurzes, grünes
Gras,
da waren Turniere ausgeschlossen;
wohl kaum mit Bannern
überrritten,
gleich dem Anger zu Abenberg.
Wohl kaum waren da fröhliche
Werke
gefördert worden,
seit langem.
Ihnen war wohl der Herzen
Jammer bekannt.
Wenig mußte er davon
gegen sie ausgleichen.
Ihn empfingen Ritter
jung und alt.
Viele der kleinen Jungherrlein
sprangen herbei, ihm
den Zaum zu halten;
ein jeglicher griff vor
dem anderen zu,
sie hielten seinen Steigbügel,
so mußte er vom
Roß steigen.
Ihn baten Ritter, weiter
hinein zu gehen,
die führten ihn
an sein Gemach.
Höchst eilig geschah
es,
daß er mit Ritterlichkeit
entwaffnet wurde.
Sobald sie den Jungen
ohne Bart
anschauten, so anmutig,
da bekräftigten
sie, er wäre reich an Segen. |
Ein wazzer iesch der junge
man,
er twuoc den râm
von im sân
undern ougen unt an handen.
alte und junge wânden
daz von im ander tag
erschine.
sus saz der minneclîche
wine.
gar vor allem tadel vrî
mit pfelle von Arâbî
man truoc im einen mantel
dar:
den legt an sich der
wol gevar
mit offener snüere.
ez was im ein lobes gevüere.
dô sprach der kameraere
cluoc
"Repanse de schoye in
truoc,
mîn vrouwe diu
künegîn:
ab ir sol er iu gelihen
sîn:
wan iu ist niht cleider
noch gesniten.
jâ mohte ich si
es mit êren biten:
wande ir sît ein
werder man,
ob ichz geprüevet
rehte hân."
"got lône iu, hêrre,
daz irs jeht.
ob ir mich ze rehte speht,
sô hât mîn
lîp gelücke erholt:
diu gotes craft gît
sölhen solt."
man schancte im unde
pflac sîn sô,
die trûregen wâren
mit im vrô.
man bôt im wirde
und êre:
wan dâ was râtes
mêre
denn er ze Pelrapeire
vant,
die dô von kumber
schiet sîn hant. |
Wasser heischte der junge
Mann;
er wusch den Rost von
sich sodann
unter den Augen und an
den Händen.
Die Alten und Jungen
wähnten,
daß von ihm her
ein zweiter Tag erscheine,
so saß der anmutige
Freund da,
völlig tadellos.
Mit Pfellelseide von
Arabien
brachte man ihm einen
Mantel dar,
den legte sich der Wohlgestaltete
an
ohne die Schnüre
zuzubinden.
Das brachte ihm Lob.
Da sprach der Kämmerer
klug
"Repanse de Schoye trug
ihn,
meine Herrin, die Königin.
Von ihr soll er Euch
geliehen sein,
denn Euch sind die Kleider
noch nicht geschneidert.
Ja, ich durfte sie darum
in Ehren bitten,
denn Ihr seid ein werter
Mann,
wenn ich das recht geprüft
habe."
"Gott lohne es Euch, Herr,
daß Ihr das behauptet!
Wenn Ihr mich zu recht
so seht,
dann hat mein Leben Glück
gewonnen:
die Gotteskraft gibt
solchen Lohn."
Man schenkte ihm ein
und bediente ihn so,
die Traurigen waren mit
ihm froh.
Man erwies ihm Würde
und Ehre,
zumal da des Vorrates
mehr vorhanden war,
als er zu Pelrapeire
damals vorfand (bei denen),
die seine Hand dort vom
Kummer schied. |
Sîn harnasch was von
im getragen:
daz begunde er sider
clagen,
dâ er sich schimpfes
niht versan.
ze hove ein redespaeher
man
bat komen ze vrävellîche
den gast ellens rîche
zem wirte, als ob im
waere zorn.
des hete er nâch
den lîp verlorn
von dem jungen Parzivâl.
dô er sîn
swert wol gemâl
ninder bî im ligen
vant,
zer viuste twang er sus
die hant
daz daz bluot ûz
den nagelen schôz
und im den ermel gar
begôz.
"nein, hêrre", sprach
diu ritterschaft,
"ez ist ein man der schimpfes
craft
hât, swie trûrec
wir anders sîn:
tuot iuwer zuht gein
im schîn.
ir sult ez niht anders
hân vernomen,
wan daz der vischer sî
komen.
dar gêt: ir sît
im werder gast:
und schütet abe
iu zornes last." |
Sein Harnisch war beiseite
getragen worden,
darüber begann er
später zu klagen,
als er auf einen Streit
nicht gefaßt war.
Ein schlagfertiger Mann
am Hof
bat auf allzu frevelhafte
Weise zu kommen
den Gast, den an Kühnheit
reichen,
zum Wirt, als ob der
auf ihn zornig wäre.
Darob hätte er fast
das Leben verloren
durch den jungen Parzival.
Da er sein Schwert, das
wohlverzierte,
nicht bei sich liegen
fand,
zwang er seine Hand so
zur Faust,
daß das Blut aus
den Fingernägeln schoß
und ihm den Ärmel
gar begoß.
"Nein, Herr", sprach die
Ritterschaft,
"Es ist ein Mann, der
Streitlust
hat, wie traurig wir
sonst auch sind;
Laßt Eure Ritterlichkeit
gegen ihn aufleuchten!
Ihr sollt es nicht anders
verstanden haben,
als daß der Fischer
angekommen sei.
Geht dahin: Ihr seid
ihm ein werter Gast,
und schüttet ab
Eures Zornes Last!" |
si giengen ûf ein
palas.
hundert crône dâ
gehangen was,
vil kerzen drûf
gestôzen,
ob den hûsgenôzen,
cleine kerzen umbe an
der want.
hundert betten er ligen
vant
(daz schuofen die es
dâ pflâgen):
hundert kulter drûffe
lâgen.
Je vier gesellen sundersiz,
da enzwischen was ein
underviz.
dervür ein teppech
sinewel,
fil liroy Frimutel
mohte wol geleisten daz.
eins dinges man dâ
niht vergaz:
sine hete niht betûret,
mit marmel was gemûret
drî vierecke viurrame:
dar ûffe was des
viures name,
holz hiez lign alôê.
sô grôziu
viur sît noch ê
sach niemen hie ze Wildenberc:
jenz wâren kostenlîchiu
werc.
der wirt sich selben
setzen bat
gein der mitteln viurstat
ûf ein spanbette.
ez was worden wette
zwischen im und der vröude:
er lebte niht wan töude.
in den palas kom gegangen
der dâ wart wol
enpfangen,
Parzivâl der lieht
gevar,
von im der in sante dar.
er liez in dâ niht
langer stên:
in bat der wirt nâher
gên
und sitzen, "zuo mir
dâ her an.
sazt ich iuch verre dort
hin dan,
daz waere iu alze gastlîch."
sus sprach der wirt jâmers
rîch.
Der wirt het durch siechheit
grôziu viur und
an im warmiu cleit.
wît und lanc zobelîn,
sus muos ûze und
inne sîn
der pelliz und der mantel
drobe.
der swechest balc waer
wol ze lobe:
der was doch swarz unde
grâ:
des selben was ein hûbe
dâ
ûf sîme houbte
zwivalt,
von zobele den man tiure
galt.
sinwel arâbesch
ein borte
oben drûf gehôrte,
mitten dran ein knöpfelîn,
ein durchliuhtic rubîn. |
Sie gingen in den Palast
hinein.
Hundert Kronleuchter
hingen dort,
viele Kerzen aufgesteckt
über den Hausgenossen;
kleine Kerzen ringsum
an der Wand.
Hundert Betten fand er
da liegen
die schufen, die dort
bedienten;
hundert Decken lagen
drauf.
Je vier Personen in einem
gemeinsamen Sitz,
dazwischen jeweils eine
Scheidewand;
davor ein Teppich, kreisrund;
der Sohn des Königs
Frimutel
konnte sich das wohl
leisten.
Ein Ding vergaß
man da nicht,
das war ihnen nicht zu
teuer gewesen:
Mit Marmor waren gemauert
drei viereckige Feuerrahmen;
darauf, was man Feuer
nennt -
Holz, das hieß
lignum Aloe.
So großes Feuer
sah seit jeher
niemand hier zu Wildenberg.
Jenes waren kostbare
Stoffe.
Der Wirt bat, ihn selbst
zu setzen
hin zu der mittleren
Feuerstätte
auf ein Spannbett.
Die Rechnung war beglichen
zwischen ihm und der
Freude:
Er lebte nichts als den
Todeskampf.
In den Palast kam gegangen
der da gut aufgenommen
wurde,
- Parzival, die Lichtgestalt
-
von ihm, der ihn hergesandt
hatte.
Er ließ ihn da
nicht länger stehen;
ihn bat der Wirt, näherzutreten
und sich zu setzen: "Zu
mir hier heran!
Denn setzte ich Euch
weitab dorthin,
das hieße Euch
zu sehr als Fremden behandeln."
So sprach der Wirt, an
Schmerzen reich.
Der Wirt schürte wegen
seiner Krankheit
große Feuer und
trug warme Kleidung.
Weite und lange Zobelbälger,
so mußte außen
und innen sein
der Pelz und der Mantel
darüber.
Der schwächste Balg
war noch zu loben,
der war doch schwarz
und grau.
Derselbe trug dort eine
Haube
auf seinem Haupt, doppelt,
von Zobel, teuer erworben;
ringsherum eine arabische
Borte
gehörte oben drauf,
mitten dran ein Knöpflein,
ein durchscheinender
Rubin. |
dâ saz manec ritter
cluoc,
dâ man jâmer
vür si truoc.
ein knappe spranc zer
tür dar în.
der truog eine glaevîn
(der site was ze trûren
guot):
an der snîden huop
sich bluot
und lief den schaft unz
ûf die hant,
deiz in dem ermel wider
want.
dâ wart geweinet
unt geschrît
ûf dem palase wît:
daz volc von drîzec
landen
möhtz den ougen
niht enblanden.
er truoc si in sînen
henden
alumb zen vier wenden,
unz aber wider zuo der
tür.
der knappe spranc hin
ûz dervür.
Gestillet was des volkes
nôt,
als in der jâmer
ê gebôt,
des si diu glaevîn
hete ermant,
die der knappe brâhte
in sîner hant. |
Da
saß mancher Ritter klug,
als man Schmerzliches
vor sie trug:
Ein Knappe sprang zur
Tür herein,
der trug eine Lanze
diese Sitte rief immer
Trauer hervor.
An der Schneide entquoll
Blut
und lief den Schaft entlang
bis auf die Hand,
so daß es erst
im Ärmel zu rinnen aufhörte.
Da wurde geweint und
geschrien
im ganzen Palaste weit,
das Volk von dreißig
Ländern
könnte seine Augen
nicht derart belasten.
Er trug sie in seinen
Händen
herum längs der
vier Wände
bis zurück zur Tür;
der Knappe sprang wieder
hinaus.
Gestillt war des Volkes Klage,
die ihnen der Schmerz
für immer gebot,
daran sie die Lanze ermahnt
hatte,
die der Knappe in seiner
Hand brachte. |
will iuch nu niht erlangen,
sô wirt hie zuo gevangen
daz ich iuch bringe an die vart,
wie dâ mit zuht gedienet
wart.
ze ende an dem palas
ein stählin tür entslozzen
was:
dâ giengen ûz zwei
werdiû kint.
nu hoert wie diu geprüevet
sint.
daz si wol gaeben minnen solt,
swer ez dâ mit dienste hete
erholt.
daz wâren juncvrouwen clâr.
zwei schapel über blôziu
hâr
blüemîn was ir gebende.
iewederiu ûf der hende
truoc von golde ein kerzstal.
ir hâr was reit lanc unde
val.
si truogen brinnendigiu lieht.
hie sule wir vergezzen niht
umbe der juncvrouwen gewant,
dâ man si kumende inne vant.
diu graevîn von Tenabroc,
brûn scharlachen was ir roc:
des selben truoc auch ir gespil.
si wâren gefischieret vil
mit zwein gürteln an der crenke,
ob der hüffe an dem gelenke. |
Will ich Euch nun nicht
langweilen,
so muß ich hier
anfangen,
daß ich Euch an
die Stelle bringe,
mit welcher Ritterlichkeit
da bedient wurde.
Am Ende hinten im Palast
wurde eine stählerne
Tür aufgeschlossen;
daraus kamen hervor zwei
edle Kinder.
Nun hört, wie die
geschmückt waren,
daß sie wohl gäben
Liebeslohn
dem, der es da mit Dienst
sich verdient hätte.
Das waren hellstrahlende
Jungfrauen,
zwei Kränze über
offenem Haar,
Blumen waren ihr Gebinde.
Jede trug in der Hand
einen Leuchter von Gold.
Ihr Haar war lockig,
lang und blond.
Sie trugen brennende
Lichte.
Hier sollen wir nicht
vergessen
wie der Jungfrauen Gewand
war,
als man sie hereinschreiten
sah.
Die Gräfin von Tenabrok
-
brauner Scharlach war
ihr Rock;
das gleiche trug auch
ihre Begleiterin.
Sie waren eng gegürtet
mit zwei Gürteln
in der Taille
oberhalb der Hüfte
in der Faltung des Kleides. |