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Wolfram von Eschenbach, 
Parzivâl Abschnitt 224-232:   
in der Gralsburg (1)  
nach der Ausgabe von Karl Lachmann
Übersetzung   
ins Neuhochdeutsche  
(Rohbau, wortbezogen)
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zur "Funktion der Gralssuche im Parzival" * "lapsit exillis" – "lapis exilis": die Namensvarianten des Grals
  
Swer ruochet hoeren war nu kumt     
den âventiur hât ûz gevrumt,     
der mac grôziu wunder     
merken al besunder.     
lât rîten Gahmuretes kint.     
swâ nu getriuwe liute sint,     
die wünschen im heiles: wan ez muoz sîn    
daz er nu lîdet hôhen pîn,     
etswenne ouch vröude und êre.     

ein dinc in müete sêre,     
daz er von ir gescheiden was,     
daz munt von wîbe nie gelas     
noch sus gesagte maere,     
diu schoener und bezzer waere.     
gedanke nâch der künegin     
begunden crenken im den sin:     
den müese er gar verloren hân,     
waerz niht ein herzehafter man.  

mit gewalt den zoum daz ros     
truog über ronen und durch das mos:     
wande ez wîste niemens hant.     
uns tuot diu âventiure bekannt     
daz er bî dem tage reit,     
ein vogel hete es arbeit,     
solt erz allez hân ervlogen,     
mich enhab diu âventiure betrogen,     
sîn reise unnâch was sô grôz     
des tages do er Ithêren schôz,     
unt sît dô er von Grâharz     
kom in daz lant ze Brôbarz. 

Wer geruht zu hören, wohin der nun kommt,  
den Aventiure ausgeschickt hat,     
der darf große Wunder     
kennenlernen, ganz besondere.     
Laßt reiten Gahmurets Kind!     
Wo nun mitfühlende Leute sind,     
die wünschen ihm Heil: doch es muß sein,     
daß er nun leidet hohe Pein,     
dereinst auch Freude und Ehre.     
 
Ein Ding, das mühte ihn sehr:     
daß er von ihr geschieden war, (die so schön war) 
daß nie ein Mund von einem Weibe las,     
noch sagte solche Kunde (von einer),  
die schöner und besser wäre.  
Gedanken an die Königin  
begannen ihm den Sinn zu kränken:  
den müßte er gar verloren haben,  
wäre er nicht ein herzhafter Mann.  
  
Mit Vollmacht trug das Roß den Zaum  
über tote Stämme und durch das Moor,  
denn niemandes Hand wies es.  
Uns macht die Aventiure bekannt,  
daß er an dem einen Tag (so weit) ritt,  
daß ein Vogel Mühe hätte,  
wenn er alles erfliegen müßte.  
Wenn mich die Aventiure nicht betrogen hat,  
war seine Reise nicht annähernd so groß  
an dem Tag, da er Ither traf,  
und seit er von Graharz  
in das Land zu Brobarz kam. 
Welt ir nu hoeren wie ez im gestê?     
er kom des âbents an einen sê.     
dâ heten geankert weideman:     
den was daz wazzer undertân.     

dô si in rîten sâhen,     
si wârn dem stade sô nâhen     
daz si wol hôrten swaz er sprach.     
einen er im schiffe sach:     
der hete an im alsolh gewant,     
ob im dienden elliu lant,     
daz ez niht bezzer möhte sîn.     
gefurriert sîn huot was pfâwîn.     

den selben vischaere     
begunde er vrâgen maere,     
daz er im riete durch got     
und durch sîner zühte gebot,     
wa er herberge möhte hân.     
 
sus antwurte im der trûric man.     
er sprach "hêr, mir ist niht bekannt     
daz weder wazzer oder lant     
intre drîzec mîlen erbûwen sî.     
wan eins hûs lît hie bî:     
mit triuwen ich iu râte dar:     
war möht ir tâlanc anderswar?     
dort an des velses ende     
dâ kêrt zer zeswen hende.     
so ir ûf hin komet an den graben,     
ich waen dâmüezt ir stille haben.     
bit die brücke iu nider lâzen     
und offen iu die strâzen."     

  
Er tete als im der vischer riet,     
mit urloube er dannen schiet.     
er sprach "komt ir rehte dar,     
ich nime iuwer hînt selbe war:     
sô danket als man iuwer pflege.     
hüet iuch: dâ gênt unkunde wege:     
ir muget an der lîten     
wol misserîten,     
deiswâr des ich iu doch niht gan." 
Wollt ihr nun hören, wie es ihm ergeht?     
Er kam des Abends an einen See.     
Da hatten geankert Waidmänner,     
denen war das Wasser untertan.     

Als sie ihn reiten sahen,     
waren sie dem Gestade so nahe,     
daß sie wohl hörten, was er sprach.     
Einen sah er im Schiff,     
der hatte an sich solch ein Gewand,     
daß – selbst wenn ihm dienten viele Länder,     
es nicht besser sein könnte.  
Gefüttert war sein Hut, mit Pfauenfedern.     

Denselben Fischer     
begann er um Kunde zu fragen,     
daß er ihm rate um Gottes willen     
und gemäß dem Gebot seiner Ritterlichkeit     
wo er Herberge finden könne.     
 
So antwortete ihm der traurige Mann,     
er sprach: "Herr, mir ist nicht bekannt,     
weder zu Wasser noch zu Land     
daß innerhalb dreißig Meilen etwas gebaut wäre   
außer einem Haus, das hier in der Nähe liegt.     
Mit Wohlwollen rate ich Euch dazu;     
wo möchtet Ihr den Tag lang noch anders hin?     
Dort an des Felsens Ende     
da kehrt Euch zur rechten Hand;     
So Ihr hinauf hinkommt an den Graben,     
ich wähne, da müßt Ihr haltmachen;     
bittet, daß sie Euch die Brücke niederlassen     
und Euch den Weg öffnen."    

Er tat, wie ihm der Fischer riet,     
mit Verlaub schied er von dannen.     
Jener sprach: "Kommt Ihr recht an,     
nehme ich Euch heut Nacht selber auf.     
Dann aber danket so, wie man Euch aufnimmt!     
Hütet Euch! Da gehen unbekannte Wege;     
Ihr könnt am Abhang     
durchaus in die Irre reiten!     
Wahrhaftig, das gönne ich Euch doch nicht! 
Parzivâl der huop sich dan,     
er begunde wackerlîchen draben     
den rehten pfat unz an den graben. 
Parzival, der hob sich von dannen;     
er begann wacker zu traben     
den rechten Pfad, bis an den Graben. 
 
  
dâ was diu brücke ûf gezogen,     
diu burc an veste niht betrogen.     
si stuont reht als si waere gedraet.     
ez unvlüge oder hete der wint gewaet,     
mit sturme ir niht geschadet was.     
vil türne, manec palas     
dâ stuont mit wunderlîcher wer.     
ob si suochten elliu her,     
sine gaeben vür die selben nôt     
ze drîzec jâren niht ein brôt.     
       
ein knappe des geruochte     
und vrâgte in waz er suochte     
oder wann sîn reise waere.     
er sprach "der vischaere     
hât mich von im her gesant.     
ich hân genigen sîner hant     
nîwan durch der herberge wân.     
er bat die brücken nider lân,     und hiez mich zuo ze iu rîten în."     

"hêrre, ir sult willekomen sîn.     
sît es der vischaere verjach,     
man biut iu êre unt gemach     
durch in der iuch sande wider",     
sprach der knappe und lie die brücke nider.    

In die burc der küene reit,     
ûf einen hof wît unde breit.     
durch schimpf er niht zetretet was     
(dâstuont al kurz grüene gras:     
dâ was bûhurdiern vermiten),     
mit baniern selten überriten,     
alsô der anger ze Abenberc.     
selten vroelîchiu werc     
was dâ gevrümt ze langer stunt:     
in was wol herzen jâmer kunt.     
wênc er des gein in engalt.     
in enpfiengen ritter jung unt alt.     
vil cleiner junchêrrelîn     
sprungen gein dem zoume sîn:     
ieslîchez vür daz ander greif.     
si habten sînen stegreif:     
sus muose er von dem orse stên.     
in bâten ritter vürbaz gên:     
die vuroten in an sîn gemach.     
harte schiere daz geschach,     
daz er mit zuht entwâpent wart.     
dô si den jungen âne bart     
gesâhen alsus minneclîch,     
si jâhen, er waere saelden rîch. 

Da war die Brücke hochgezogen,     
die Burg trog nicht in ihrer Festigkeit;     
sie stand recht, als wäre sie gedrechselt.     
Außer, einer flöge oder der Wind wehte ihn hinein - 
mit Sturmangriff wäre ihr nicht zu schaden.     
Viel Türme, mancher Palast     
stand da mit erstaunlichen Wehren.     
Wenn sie alle Heere heimsuchten,     
sie gäben, um deren Belagerung los zu werden,    
in dreißig Jahren nicht ein Brot heraus.     

Ein Knappe geruhte     
ihn zu fragen, was er suchte     
oder woher seine Reise wäre.     
Er sprach: "Der Fischer     
hat mich vor sich her gesandt.     
Ich habe mich seiner Hand geneigt,     
aber nur wegen der Hoffnung auf Herberge.     
Er bat, die Brücke niederzulassen,     

227 
und hieß mich zu Euch einreiten."     

"Herr, Ihr sollt willkommen sein,     
da es der Fischer zusagte.     
Man bietet Euch Ehre und Gemach     
um dessentwillen, der Euch hersandte",     
sprach der Knappe und ließ die Brücke nieder.     

In die Burg ritt der Kühne,     
auf einen Hof, weit und breit.     
Er war nicht durch Kampf zertreten     
da stand kurzes, grünes Gras,     
da waren Turniere ausgeschlossen;     
wohl kaum mit Bannern überrritten,     
gleich dem Anger zu Abenberg.     
Wohl kaum waren da fröhliche Werke     
gefördert worden, seit langem.     
Ihnen war wohl der Herzen Jammer  bekannt.     

Wenig mußte er davon gegen sie ausgleichen.     
Ihn empfingen Ritter jung und alt.     
Viele der kleinen Jungherrlein     
sprangen herbei, ihm den Zaum zu halten;     
ein jeglicher griff vor dem anderen zu,     
sie hielten seinen Steigbügel,     
so mußte er vom Roß steigen.     
Ihn baten Ritter, weiter hinein zu gehen,     
die führten ihn an sein Gemach.     
Höchst eilig geschah es,     
daß er mit Ritterlichkeit entwaffnet wurde.     
Sobald sie den Jungen ohne Bart     
anschauten, so anmutig,     
da bekräftigten sie, er wäre reich an Segen. 

Ein wazzer iesch der junge man,     
er twuoc den râm von im sân     
undern ougen unt an handen.     
alte und junge wânden     
daz von im ander tag erschine.     
sus saz der minneclîche wine.     
gar vor allem tadel vrî     
mit pfelle von Arâbî     
man truoc im einen mantel dar:     
den legt an sich der wol gevar     
mit offener snüere.     
ez was im ein lobes gevüere.     

dô sprach der kameraere cluoc     
"Repanse de schoye in truoc,     
mîn vrouwe diu künegîn:     
ab ir sol er iu gelihen sîn:     
wan iu ist niht cleider noch gesniten.     
jâ mohte ich si es mit êren biten:     
wande ir sît ein werder man,     
ob ichz geprüevet rehte hân."     

"got lône iu, hêrre, daz irs jeht.     
ob ir mich ze rehte speht,     
sô hât mîn lîp gelücke erholt:     
diu gotes craft gît sölhen solt."     
man schancte im unde pflac sîn sô,     
die trûregen wâren mit im vrô.     
man bôt im wirde und êre:     
wan dâ was râtes mêre     
denn er ze Pelrapeire vant,     
die dô von kumber schiet sîn hant. 

228  
Wasser heischte der junge Mann;     
er wusch den Rost von sich sodann     
unter den Augen und an den Händen.     
Die Alten und Jungen wähnten,     
daß von ihm her ein zweiter Tag erscheine,     
so saß der anmutige Freund da,     
völlig tadellos.     
Mit Pfellelseide von Arabien     
brachte man ihm einen Mantel dar,     
den legte sich der Wohlgestaltete an     
ohne die Schnüre zuzubinden.     
Das brachte ihm Lob.     

Da sprach der Kämmerer klug     
"Repanse de Schoye trug ihn,    
meine Herrin, die Königin.     
Von ihr soll er Euch geliehen sein,     
denn Euch sind die Kleider noch nicht geschneidert.   
Ja, ich durfte sie darum in Ehren bitten,     
denn Ihr seid ein werter Mann,     
wenn ich das recht geprüft habe."     

"Gott lohne es Euch, Herr, daß Ihr das behauptet!     
Wenn Ihr mich zu recht so seht,     
dann hat mein Leben Glück gewonnen:     
die Gotteskraft gibt solchen Lohn."     
Man schenkte ihm ein und bediente ihn so,     
die Traurigen waren mit ihm froh.     
Man erwies ihm Würde und Ehre,     
zumal da des Vorrates mehr vorhanden war,     
als er zu Pelrapeire damals vorfand (bei denen),     
die seine Hand dort vom Kummer schied. 

Sîn harnasch was von im getragen:     
daz begunde er sider clagen,     
dâ er sich schimpfes niht versan.     
ze hove ein redespaeher man     
bat komen ze vrävellîche     
den gast ellens rîche     
zem wirte, als ob im waere zorn.     
des hete er nâch den lîp verlorn     
von dem jungen Parzivâl.     
dô er sîn swert wol gemâl     
ninder bî im ligen vant,     
zer viuste twang er sus die hant     
daz daz bluot ûz den nagelen schôz     
und im den ermel gar begôz.     

"nein, hêrre", sprach diu ritterschaft,     
"ez ist ein man der schimpfes craft     
hât, swie trûrec wir anders sîn:     
tuot iuwer zuht gein im schîn.     
ir sult ez niht anders hân vernomen,     
wan daz der vischer sî komen.     
dar gêt: ir sît im werder gast:     
und schütet abe iu zornes last." 

Sein Harnisch war beiseite getragen worden,     
darüber begann er später zu klagen,     
als er auf einen Streit nicht gefaßt war.     
Ein schlagfertiger Mann am Hof     
bat auf allzu frevelhafte Weise zu kommen     
den Gast, den an Kühnheit reichen,     
zum Wirt, als ob der auf ihn zornig wäre.     
Darob hätte er fast das Leben verloren     
durch den jungen Parzival.     
Da er sein Schwert, das wohlverzierte,     
nicht bei sich liegen fand,     
zwang er seine Hand so zur Faust,     
daß das Blut aus den Fingernägeln schoß     
und ihm den Ärmel gar begoß.     

"Nein, Herr", sprach die Ritterschaft,     
"Es ist ein Mann, der Streitlust     
hat, wie traurig wir sonst auch sind;     
Laßt Eure Ritterlichkeit gegen ihn aufleuchten!     
Ihr sollt es nicht anders verstanden haben,     
als daß der Fischer angekommen sei.     
Geht dahin: Ihr seid ihm ein werter Gast,     
und schüttet ab Eures Zornes Last!" 

si giengen ûf ein palas.     
hundert crône dâ gehangen was,     
vil kerzen drûf gestôzen,     
ob den hûsgenôzen,     
cleine kerzen umbe an der want.     
hundert betten er ligen vant     
(daz schuofen die es dâ pflâgen):     
hundert kulter drûffe lâgen.      Je vier gesellen sundersiz,     
da enzwischen was ein underviz.     
dervür ein teppech sinewel,     
fil liroy Frimutel     
mohte wol geleisten daz.     
eins dinges man dâ niht vergaz:     
sine hete niht betûret,     
mit marmel was gemûret     
drî vierecke viurrame:     
dar ûffe was des viures name,     
holz hiez lign alôê.     
sô grôziu viur sît noch ê     
sach niemen hie ze Wildenberc:     
jenz wâren kostenlîchiu werc.     
     
der wirt sich selben setzen bat     
gein der mitteln viurstat     
ûf ein spanbette.     
ez was worden wette     
zwischen im und der vröude:     
er lebte niht wan töude.     

in den palas kom gegangen     
der dâ wart wol enpfangen,     
Parzivâl der lieht gevar,     
von im der in sante dar.     
er liez in dâ niht langer stên:     
in bat der wirt nâher gên     
und sitzen, "zuo mir dâ her an.     
sazt ich iuch verre dort hin dan,     
daz waere iu alze gastlîch."     
sus sprach der wirt jâmers rîch.     

Der wirt het durch siechheit     
grôziu viur und an im warmiu cleit.     
wît und lanc zobelîn,     
sus muos ûze und inne sîn     
der pelliz und der mantel drobe.     
der swechest balc waer wol ze lobe:     
der was doch swarz unde grâ:     
des selben was ein hûbe dâ     
ûf sîme houbte zwivalt,     
von zobele den man tiure galt.     
sinwel arâbesch ein borte     
oben drûf gehôrte,     
mitten dran ein knöpfelîn,     
ein durchliuhtic rubîn. 
Sie gingen in den Palast hinein.     
Hundert Kronleuchter hingen dort,     
viele Kerzen aufgesteckt     
über den Hausgenossen;     
kleine Kerzen ringsum an der Wand.     
Hundert Betten fand er da liegen     
die schufen, die dort bedienten;     
hundert Decken lagen drauf.     
230 
Je vier Personen in einem gemeinsamen Sitz,     
dazwischen jeweils eine Scheidewand;     
davor ein Teppich, kreisrund;     
der Sohn des Königs Frimutel     
konnte sich das wohl leisten.     
Ein Ding vergaß man da nicht,     
das war ihnen nicht zu teuer gewesen:     
Mit Marmor waren gemauert     
drei viereckige Feuerrahmen;     
darauf, was man Feuer nennt -     
Holz, das hieß lignum Aloe.     
So großes Feuer sah seit jeher     
niemand hier zu Wildenberg.     
Jenes waren kostbare Stoffe.     

Der Wirt bat, ihn selbst zu setzen     
hin zu der mittleren Feuerstätte     
auf ein Spannbett.     
Die Rechnung war beglichen     
zwischen ihm und der Freude:     
Er lebte nichts als den Todeskampf.     

In den Palast kam gegangen     
der da gut aufgenommen wurde,     
- Parzival, die Lichtgestalt -     
von ihm, der ihn hergesandt hatte.     
Er ließ ihn da nicht länger stehen;     
ihn bat der Wirt, näherzutreten     
und sich zu setzen: "Zu mir hier heran!     
Denn setzte ich Euch weitab dorthin,     
das hieße Euch zu sehr als Fremden behandeln."   
So sprach der Wirt, an Schmerzen reich.   

231 
Der Wirt schürte wegen seiner Krankheit     
große Feuer und trug warme Kleidung.     
Weite und lange Zobelbälger,     
so mußte außen und innen sein     
der Pelz und der Mantel darüber.     
Der schwächste Balg war noch zu loben,     
der war doch schwarz und grau.     
Derselbe trug dort eine Haube     
auf seinem Haupt, doppelt,     
von Zobel, teuer erworben;     
ringsherum eine arabische Borte     
gehörte oben drauf,     
mitten dran ein Knöpflein,     
ein durchscheinender Rubin. 
dâ saz manec ritter cluoc,     
dâ man jâmer vür si truoc.     
ein knappe spranc zer tür dar în.     
der truog eine glaevîn     
(der site was ze trûren guot):     
an der snîden huop sich bluot     
und lief den schaft unz ûf die hant,     
deiz in dem ermel wider want.     
dâ wart geweinet unt geschrît     
ûf dem palase wît:     
daz volc von drîzec landen     
möhtz den ougen niht enblanden.     
er truoc si in sînen henden     
alumb zen vier wenden,     
unz aber wider zuo der tür.     
der knappe spranc hin ûz dervür.     Gestillet was des volkes nôt,     
als in der jâmer ê gebôt,     
des si diu glaevîn hete ermant,     
die der knappe brâhte in sîner hant.  
Da saß mancher Ritter klug,       
als man Schmerzliches vor sie trug:     
Ein Knappe sprang zur Tür herein,     
der trug eine Lanze     
diese Sitte rief immer Trauer hervor.     
An der Schneide entquoll Blut     
und lief den Schaft entlang bis auf die Hand,     
so daß es erst im Ärmel zu rinnen aufhörte.     
Da wurde geweint und geschrien     
im ganzen Palaste weit,     
das Volk von dreißig Ländern     
könnte seine Augen nicht derart belasten.     
Er trug sie in seinen Händen     
herum längs der vier Wände     
bis zurück zur Tür;     
der Knappe sprang wieder hinaus.    
232 
Gestillt war des Volkes Klage,     
die ihnen der Schmerz für immer gebot,     
daran sie die Lanze ermahnt hatte,     
die der Knappe in seiner Hand brachte. 
will iuch nu niht erlangen,    
sô wirt hie zuo gevangen   
daz ich iuch bringe an die vart,    
wie dâ mit zuht gedienet wart.    
  
ze ende an dem palas    
ein stählin tür entslozzen was:    
dâ giengen ûz zwei werdiû kint.    
nu hoert wie diu geprüevet sint.    
daz si wol gaeben minnen solt,    
swer ez dâ mit dienste hete erholt.    
daz wâren juncvrouwen clâr.    
zwei schapel über blôziu hâr    
blüemîn was ir gebende.    
iewederiu ûf der hende    
truoc von golde ein kerzstal.    
ir hâr was reit lanc unde val.    
si truogen brinnendigiu lieht.    
hie sule wir vergezzen niht    
umbe der juncvrouwen gewant,    
dâ man si kumende inne vant.    
diu graevîn von Tenabroc,    
brûn scharlachen was ir roc:    
des selben truoc auch ir gespil.    
si wâren gefischieret vil    
mit zwein gürteln an der crenke,    
ob der hüffe an dem gelenke.
Will ich Euch nun nicht langweilen,       
so muß ich hier anfangen,       
daß ich Euch an die Stelle bringe,       
mit welcher Ritterlichkeit da bedient wurde.  
    
Am Ende hinten im Palast       
wurde eine stählerne Tür aufgeschlossen;       
daraus kamen hervor zwei edle Kinder.       
Nun hört, wie die geschmückt waren,       
daß sie wohl gäben Liebeslohn       
dem, der es da mit Dienst sich verdient hätte.       
Das waren hellstrahlende Jungfrauen,       
zwei Kränze über offenem Haar,       
Blumen waren ihr Gebinde.       
Jede trug in der Hand       
einen Leuchter von Gold.       
Ihr Haar war lockig, lang und blond.       
Sie trugen brennende Lichte.       
Hier sollen wir nicht vergessen       
wie der Jungfrauen Gewand war,       
als man sie hereinschreiten sah.       
Die Gräfin von Tenabrok -       
brauner Scharlach war ihr Rock;       
das gleiche trug auch ihre Begleiterin.       
Sie waren eng gegürtet       
mit zwei Gürteln in der Taille       
oberhalb der Hüfte in der Faltung des Kleides. 
+
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+
Richard Wagner : Parsifal : Gralsszene
+
die große Parsifal-Seite (Derrick Everett)
*+)
mittelalterliche Quellen : mediaevum.de : mittelalterliche Literatur
Chrétien de Troyes: Le conte du graal (ed. Pierre Kunstmann, Uni Ottawa)
Wolframs Parzival (vollständige Netzedition der Lachmann-Ausgabe)
+
Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, 1., 2. und 3.Aufzug * Das Lied vom Tannhäuser
Chrêtiens und Wolframs Parzival * Wagner: Parsifal * Tristan * Wolfram und Klingsôr im Wartburgkrieg:
Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Luzifers Sturz (Jes 14,12 ff) * Der "köstliche Stein" (1.Petrusbrief)
Goethe: Das Märchen / Deutung (R.Steiner) * Novalis: Klingsohrs Märchen im "Heinrich von Ofterdingen" * Novalis: Hymne
Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold" (Roman) * vgl. 7.Rundbrief 2005
(+*
Rundbriefe 2002 / 2003 / 2004 / 2005 / 2006 / 2007 / 2008 / 2009 / 2010 / 2011 / 2012
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