Feire Fiz : Richard Wagner : Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
 
Siehe auch: "Der Sängerkrieg auf der Wartburg" (Wartburgkrieg):
Teil I: Fürstenlob * Teil II: Rätselspiel * Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Zabulons Buch
Das mittelalterliche Lied vom Tannhäuser * Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold"
Richard Wagner
 
Tannhäuser
und der Sängerkrieg auf Wartburg
 
Romantische Oper in drei Aufzügen 
 
nach dem Wortlaut der gedruckten Partitur
von 1845 (Dresdener Fassung) / 1861 (Pariser Fassung)
in kommentierendem Vergleich mit dem
"Sängerkrieg auf der Wartburg" (Wartburgkrieg)
und dem mittelalterlichen Lied vom Tannhäuser
sowie der musikalischen Reflexion und Ausgestaltung 
der Venus-Elisabeth-Polarität der ästhetischen Inspiration
durch Feire Fiz
 
1., 2. und 3. Aufzug
    Ouvertüre 
     
    Personen: 
     
      Hermann, Landgraf von Thüringen (Baß) 
     
      Ritter und Sänger: 
        Tannhäuser (Tenor) 
        Wolfram von Eschenbach (Bariton) 
        Walter von der Vogelweide (Tenor) 
        Biterolf (Baß) 
        Heinrich der Schreiber (Tenor) 
        Reinmar von Zweter (Baß) 
       
      Elisabeth, Nichte des Landgrafen (Sopran) 
      Venus (Sopran) 
      Ein junger Hirt (Sopran) 
      Vier Edelknaben (Sopran und Alt) 
      Thüringische Grafen und Edelleute 
      Edelfrauen 
      Altere und jüngere Pilger 
       
      Die drei Grazien. Jünglinge. Sirenen. Najaden. 
      Nymphen. Amoretten. Bacchantinnen. Satyre und Faune. 
     
    Thüringer Wartburg 
    Im Anfang des 13. Jahrhunderts 
     
    Uraufführung am 19.Oktober 1845 in Dresden 
    Spieldauer: vier Stunden 
 
ERSTER AUFZUG
 
Der Venusberg
 
    ERSTER AUFTRITT 
     
    (Dresdener Fassung) 
 
    Die Bühne stellt das Innere des Venusberges dar. Weite Grotte, welche sich im Hintergrunde durch eine Biegung nacb rechts wie unabsehbar dahinzieht. Im femsten sichtbaren Hintergrunde dehnt sich ein bläulicher See aus; in ihm erblicht man die badenden Gestalten von Najaden; auf seinen Ufervorsprüngen sind Sirenen gelagert. im äußersten Vordergrunde links liegt Venus auf einem Lager aus gestreckt, vor ihr halb kniend Tannhäuser, das Haupt in ihrem Schoße. Die ganze Grotte ist dureh rosiges Licht erleuchtet. Den Mittelgrund nimmt eine Gruppe tanzender Nymphen ein; auf etwas erhöhten Vorsprüngen an den Seiten der Grotte sind liebende Paare gelagert, von denen sich einzelne nach und nach in den Tanz der Nymphen mischen. – Ein Zug von Bacchantinnen kommt aus dem Hintergrund in wildem Tanze dahergebraust; sie durchziehen mit trunkenen Gebärden die Gruppen der Nymphen und liebenden Paare, welche durch sie bald zu größerem Ungestüme hingerissen werden. 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Sirenen (im Hintergrunde, am See gelagert): 
      Naht euch dem Strande! 
     
    (Die Tanzenden halten in der leidenschaftlichen Gruppe plötzlich an und lauschen dem Gesange.) 
     
      Naht euch dem Lande, 
      wo in den Armen 
      glühender [brünstiger] Liebe 
      selig Erwarmen 
      still eure Triebe! 
     
    (Von neuem belebt sich der Tanz und gelangt zu dem äußersten Grade wilden Ungestümes. Mit dem Momente der trunkensten bacchantischen Wut tritt eine schnell um sich greifende Erschlaffung ein. Die liebenden Paare scheiden sich alImählich vom Tanze aus und lagern sich wie in angenehmer Ermattung auf den Vorsprüngen der Grotte; der Zug der Bacchantinnen verschwindet nach dem Hintergrunde zu, vor welchem sich ein immer dichter werdender Duft ausbreitet. Auch im Vordergrunde senkt sich allmählich ein dichterer Duft herab und verhüllt die Gruppen der Schlafenden wie in rosige Wolken, so daß endlich der sichtbare Teil der frei gelassenen Bühne sich nur noch auf einen kleinen Raum beschrünkt, in welchem Venus und Tannhäuser in ihrer früheren Stellung allein zurückbleiben.) 
 
    Sirenen (in weiter Ferne): 
      Naht euch dem Strande! 
      Naht euch dem Lande! 
     
    ERSTER AUFTRITT 
     
    (Pariser Fassung) 
 
    Die Bühne stellt das innere des Venusberges (Hörselberges bei Eisenach) dar. Weite Grotte, welche sich im Hintergrunde durch eine Biegung nach rechts wie unabsehbar dahinzieht. Aus einer zerklüfleten Öffnung, durch welche mattes Tageslicht hereinscheint, stürzt sich die ganze Höhe der Grotte entlang ein grünlicher Wasserfall herab, wild über Gestein schäumend; aus dem Becken, welches das Wasser auffängt, fließt nach dem ferneren Hintergrunde der Bach hin, welcher dort sich zu einem See sammelt, in welchem man die Gestalten badender Najaden und an dessen Ufern gelagerte Sirenen gewahrt. Zu beiden Seiten der Grotte Felsenvorsprünge von unregelmäßiger Form, mit wunderbaren, korallenartigen tropischen Gewächsen bewachsen. Vor einer nach links aufwärts sich dehnenden Grottenöffnung, aus welcher ein zarter, rosiger Dämmer herausscheint, liegt im Vordergrunde Venus auf einem reichen Lager, vor ihr, das Haupt in ihrem Schoße, die Harfe zur Seite, Tannhäuser halb kniend. Das Lager umgeben, in reizender Verschlingung gelagert, die drei Grazien. Zur Seite und hinter dem Lager zahireiche schlafende Amoretten, wild über- und nebeneinander gelagert, einen verworrenen Knäuel bildend, wie Kinder, die, von einer Balgerei ermattet, eingeschlafen sind. Der ganze Vordergrund ist von einem zauberhaften, von unten herdringenden, rötlichen Lichte beleuchtet, durch welches das Smaragdgrün des Wasserfalls, mit dem Weiß seiner schäumenden Wellen, stark durchbricht; der ferne Hintergrund mit den Seeufern ist von einem verklärt blauen Duft mondscheinartig erhellt. – Beim Aufzuge des Vorhangs sind, auf den erhöhten Vorsprüngen, bei Bechern noch die Jünglinge gelagert, welche jetzt sofort den verlockenden Winken der Nymphen folgen und zu diesen hinabeilen; die Nymphen hatten um das schäumende Becken des Wasserfalls den auffordernden Reigen begonnen, welcher die Jünglinge zu ihnen führen sollte: die Paare finden und mischen sich; Suchen, Flichen und reizendes Necken beleben den Tanz. Aus dem ferneren Hintergrunde naht ein Zug von Bacchantinnen, welcher durch die Reihen der liebenden Paare, zu wilder Lust auffordernd, daherbraust. Durch Gebärden begeisterter Trunkenheit reißen die Bacchantinnen die Liebenden zu wachsender Ausgelassenheit hin. Satyre und Faune sind aus den Klüften erschienen und drängen sich jetzt mit ihrem Tanze zwischen die Bacchantinnen und liebenden Paare. Sie vermehren durch ihre Jagd auf die Nymphen die Verwirrung; der allgemeine Taumel steigert sich zur höchsten Wut. Hier, beim Ausbruche der höchsten Raserei, erheben sich entsetzt die drei Grazien. Sie suchen den Wütenden Einhalt zu tun und sie zu entfernen. Machtlos fürchten sie selbst mit fortgerissen zu werden: sie wenden sich zu den schlafenden Amoretten, rütteln sie auf und jagen sie in die Höhe. Diese flattern wie eine Schar Vögel aufwärts auseinander, nehmen in der Höhe, wie in Schlachtordnung, den ganzen Raum der Höhle ein und schießen von da ab herab einen unaufhörlichen Hagel von Pfeilen auf das Getümmel in der Tiefe. Die Verwundeten, von machtigem Liebessehnen ergriffen, lassen vom rasenden Tanze ab und sinken in Ermattung. Die Grazien bemüchtigen sich der Verwundeten und suchen, indem sie die Trunkenen zu Paaren fügen, sie mit sanfter Gewalt nach dem Hintergrund zu zu zerstreuen. Dort nach den verschiedensten Richtungen hin entfernen sich (zum Teil auch von der Höhe herab durch die Amoretten verfolgt) die Bacchanten, Faunen, Satyren, Nymphen und Jünglinge. Ein immer dichterer rosiger Duft senkt sich herab; in ihm verschwinden zunüchst die Amoretten; dann bedeckt er den ganzen Hintergrund, so daß endlich, außer Venus und Tannhäuser, nur noch die drei Grazien sichtbar zurückbleiben. Diese wenden sich jetzt nach dem Vordergrunde zurück; in anmutigen Verschlingungen nahen sie sich Venus, ihr gleichsam von dem Siege berichtend, den sie über die wilden Leidenschaften der Untertanen ihres Reiches gewonnen. – Venus blickt dankend zu ihnen. 
 
    Gesang der Sirenen: 
      Naht euch dem Strande, 
      naht euch den, Lande, 
      wo in den Armen 
      glühender Liebe 
      selig Erwarmen 
      still eure Triebe! 
     
    (Der dichte Duft im Hintergrunde zerteilt sich; ein Nebelbild zeigt die Entführung der Europa, welche auf dem Rücken des mit Blumen geschmückten weißen Stieres, von Tritonen und Nereiden geleitet, durch das blaue Meer dahinfährt. Der rosige Duft schließt sich wieder, das Bild verschwindet, und die Grazien deuten nun durch einen anmutigen Tanz den geheimnisvollen Inhalt des Bildes, als ein Werk der Liebe, an. Von neuem teilt sich der Duft. Man erblickt in sanfter Mondesdämmerung Leda, am Waldteiche ausgestreckt; der Schwan schwimmt auf sie zu und birgt schmeichelnd seinen Hals an ihrem Busen. Allmählich verbleicht auch dieses Bild. Der Duft verzieht sich endlich ganz und zeigt die ganze Grotte einsam und still. Die Grazien neigen sich lächelnd vor Venus und entfernen sich langsam nach der Seitengrotte. Tiefste Ruhe. Unveränderte Gruppe der Venus und Tannhäusers.) 
 
    ZWEITER AUFTRITT 
     
    Venus. Tannhäuser. 
     
    Tannhäuser zuckt mit dem Haupte empor, als fahre er aus einem Traume auf. – Venus zieht ihn schmeichelnd zurück. – Tannhäuser führt die Hand über die Augen, als ob er ein Traumbild festzuhalten suche. 
     
    Venus: 
      Geliebter, sag, wo weilt dein Sinn? 
     
    Tannhäuser [schnell]: 
      Zu viel! Zu viel! 
     
    [Langsamer und leise.] 
      Oh, daß ich nun erwachte! 
     
    Venus: 
      Sag [Sprich], was kümmert dich? 
      [Sag mir, was dich mühet?] 
     
    Tannhäuser: 
      Im Traum war mir's als hörte ich – 
      was meinem Ohr so lange fremd! 
      als hörte ich der Glocken frohes Geläute! – 
      Oh, sag! Wie lange hört' ich's doch nicht mehr? 
     
    Venus: 
      Wohin verlierst du dich? Was ficht [faßt] dich an? 
     
    Tannhäuser: 
      Die Zeit,die hier ich verweil, 
      ich kann sie nicht ermessen. 
      Tage, Monde – gibt's für mich nicht mehr, 
      denn nicht mehr sehe ich die Sonne, 
      nicht mehr des Himmels freundliche Gestirne; 
      den Halm seh ich nicht mehr, der frisch ergrünend 
      den neuen Sommer bringt; die Nachtigall 
      hör ich nicht mehr, die mir den Lenz verkünde. 
      Hör ich sie nie, seh ich sie niemals mehr? 
     
    Venus [sich im Lager aufrichtend]: 
      Ha! Was vernehm ich? Welche tör'ge Klage! 
      Bist du so bald der holden Wunder müde, 
      die meine Liebe dir bereitet? – Oder wie? 
      Reut es dich so sehr, ein Gott zu sein? 
      Hast du so bald vergessen, wie du einst gelitten, 
      während jetzt du dich erfreust? – 
       
      Mein Sänger, auf! Ergreife deine Harfe! 
      Die Liebe feire, die so herrlich du besingst, 
      daß du der Liebe Göttin selber dir gewannst! 
      Die Liebe feire, da ihr höchster Preis dir ward! 
     
    Tannhäuser (zu einem plötzlichen Entschlusse ermannt, nimmt die Harfe und stellt sich feierlich vor Venus hin): 
     
      Dir töne Lob! Die Wunder sei'n gepriesen, 
      die deine Macht mir Glücklichem erschuf! 
      Die Wonnen süß, die deiner Huld entsprießen, 
      erheb' mein Lied in lautem Jubelruf! 
       
      Nach Freude, ach! nach herrlichem Genießen 
      verlangt' mein Herz, es dürstete mein Sinn: 
      da, was nur Göttern einstens du erwiesen, 
      gab deine Gunst mir Sterblichem dahin. – 
       
      Doch sterblich, ach! bin ich geblieben, 
      und übergroß ist mir dein Lieben. 
      Wenn stets ein Gott genießen kann, 
      bin ich dem Wechsel untertan; 
       
      nicht Lust allein liegt mir am Herzen, 
      aus Freuden sehn ich mich nach Schmerzen. 
      Aus deinem Reiche muß ich fliehn – 
      O Königin, Göttin! Laß mich ziehn! 
     
    Venus (noch auf ihrem Lager): 
      Was muß ich hören? Welch ein Sang! 
      Welch trübem Ton verfällt dein Lied? 
      Wohin floh die Begeistrung dir, 
      die Wonnesang dir nur gebot? 
      Was ist's? Worin war meine Liebe lässig? 
      Geliebter, wessen klagest du mich an? 
       
    Das Lied von Tannhäuser 
      
    Nach einem Flugblatt,   
    Nürnberg 1515   
     
     
    Nun will ichs aber heben an  
    von dem Danheuser zu singen  
    und was er hat Wunders getan  
    mit seiner Fraw Venußinnen.  
      
    Danheuser was ein Ritter gut,  
    wann er wolt Wunder schawen,  
    er wolt in Fraw Venus Berg  
    zu andern schönen Frawen.  
      
    »Herr Danheuser, ir seid mir lieb,  
    daran solt ir mir gedenken:  
    ir habt mir einen Aid geschworen,  
    ir wölt von mir nit wenken.«  
      
    »Fraw Venus, das enhab ich nit,  
    ich wil das widersprechen,  
    wenn red't das iemand mer dan ir,  
    Got helf mirs an im rechen.«  
      
    »Herr Danheuser, wie red't ir nun,  
    ir solt bei mir beleiben,  
    ich will euch mein Gespilen geben  
    zu einem steten Weibe.«  
      
    »Und nem ich nun ein ander Weib,  
    ich hab in meinem Sinne,  
    so müst ich in der Helle Glut  
    auch ewiklich verbrinnen.«  
      
    »Ir sagt mir vil von der Helle Glut  
    und habt es nie entpfunden:  
    gedenkt an meinen roten Mund,  
    der lachet zu allen Stunden.«   

    »Was hilfet mich ewer roter Mund,  
    er ist mir gar unmere;  
    nun gebt mir Urlaub, Frewlein zart,  
    durch aller Frawen Ere.«  
      
    »Herr Danheuser, wölt jr Urlaub han,  
    in wil euch keinen geben;  
    nun beleibent, edler Danheuser,  
    und fristet ewer Leben.«  
      
    »Mein Leben das ist worden krank,  
    ich mag nit lenger bleiben,  
    nun gebt mir Urlaub, Frewlein zart,  
    von ewrem stolzen Leibe.«  
      
    »Herr Danheuser, nit redet also,  
    ir tut euch nit wol besinnen,  
    so geen wir in ein Kemerlein  
    und spilen der edlen Minnen.«  
       
    »Gebrauch ich nun ein fremdes Weib,  
    ich hab in meinem Sinne:  
    Fraw Venus, edle Frawe zart,  
    ir seid ein Teufelinne.«  
      
    »Herr Danheuser, was red't ir nun,  
    daß ir mich günnet schelten;  
    nun solt ihr lenger hierinne sein,  
    ir müstent sein dick entgelten.«  
      
    »Fraw Venus, und das wil ich nit,  
    ich mag nit lenger bleiben;  
    Maria, Mutter, reine Maid,  
    nun hilf mir von den Weiben!«  
      
    »Herr Danheuser, ir solt Urlaub han,  
    mein Lob das solt ir preisen,  
    wo ir do in dem Land umbfart;  
    nembt Urlaub von dem Greisen.«  
      

Do schied er wider aus dem Berg  
in Jamer und in Rewen:  
»Ich wil gen Rom wol in die Stat  
auf eines Babstes Trawen.  
    Tannhäuser (zur Harfe): 
     
      Dank deiner Huld! Gepriesen sei dein Lieben! 
      Beglückt für immer, wer bei dir geweilt! 
      Ewig beneidet, wer mit warmen Trieben 
      in deinen Armen Götterglut geteilt! 
       
      Entzückend sind die Wunder deines Reiches, 
      den Zauber aller Wonnen atm' ich hier; 
      kein Land der weiten Erde bietet gleiches, 
      was sie besitzt, scheint leicht entbehrlich dir. 
       
      Doch ich aus diesen ros'gen Düften 
      verlange nach des Waldes Lüften, 
      nach unsres Himmels klarem Blau, 
      nach unsrem frischen Grün der Au, 
      nach unsrer Vöglein liebem Sange, 
      nach unsrer Glocken trautem Klange. 
       
      Aus deinem Reiche muß ich flichn – 
      O Königin, Göttin! Laß mich ziehn! 
     
    Venus (leidenschaftlich [von ihrem Lager] aufspringend): 
      Treuloser! Weh! Was lässest du mich hören? 
      Du wagest meine Liebe zu verhöhnen? 
      Du preisest sie und willst sie dennoch fliehn? 
      Zum Überdruß ist mir mein Reiz gediehn? 
     
    Tannhäuser: 
      Ach [O] schöne Göttin! Wolle mir nicht zürnen! 
      Dein übergroßer Reiz ist's, den ich [meide] fliehe! 
     
    Venus: 
      Weh dir! Verräter! Heuchler! Undankbarer! 
      Ich laß dich nicht! Du darfst nicht von mir ziehen! 
      Ach! 
     
    Tannhäuser: 
      Nie war mein Lieben größer, niemals wahrer 
      als jetzt, da ich für ewig dich muß fliehn! 
     
    (Venus hat mit hefliger Gebarde ihr Gesicht, von ihren Händen bedeckt, abgewandt. Nach einem Schweigen wendet sie es lächelnd und mit verführerischem Ausdrucke Tannhäuser wieder zu.) 
     
    Venus (mit leiser Stimme beginnend): 
     
      Geliebter, komm! Sich dort die Grotte, 
      von ros'gen Düften mild durchwallt! 
      Entzücken böt' selbst einem Gotte 
      der süßsten Freuden Aufenthalt. 
       
      Besänftigt auf dem weichsten Pfühle 
      flieh' deine Glieder jeder Schmerz, 
      dein brennend Haupt umwehe Kühle, 
      wonnige Glut durchschwelle dein Herz. 
       
      Aus holder Ferne mahnen süße Klänge, 
      daß dich, mein Arm in trauter Näh' umschlänge: 
      von meinen Lippen schlürfst du Göttertrank, 
      aus meinen Augen strahlt dir Liebesdank: 
       
      ein Freudenfest soll unsrem Bund entstehen, 
      der Liebe Feier laß uns froh begehen! 
      Nicht sollst du ihr ein scheues Opfer weihn, – 
      nein! – mit der Liebe Göttin schwelge im Verein. 
     
     
    Sirenen (aus weiter Ferne, unsichtbar): 
      Naht euch dem Strande, 
      naht euch dem Lande! 
  
Nun far ich frölich auf die Ban,  
Got müß sein immer walten,  
zu einem Babst, der heist Urban,  
ob er mich möcht behalten.»  
 
»Ach Babst, lieber Herre mein,  
ich klag euch meine Sünde,  
die ich mein Tag begangen hab,  
als ich euchs wil verkünden.  

Ich bin gewesen auch ein Jar  
bei Venus einer Frawen,  
so wölt ich Beicht und Buß entpfahen,  
ob ich möcht Got anschawen.«  
  
Der Babst het ein Steblein in der Hand,  
das was sich also dürre:  
»Als wenig es begrünen mag,  
kumpst du zu Gottes Hulde!«  
  
»Nun solt ich leben nur ein Jar,  
ein Jar auf diser Erden,  
so wölt ich Beicht und Buß entpfahen  
und Gottes Trost erwerben.«  
  
Do zog er wider aus der Stat  
in Jammer und in Leiden:  
»Maria, Mutter, reine Maid,  
muß ich nun von dir scheiden?«  
  
Er zog do wider in den Berg  
und ewiklich on Ende:  
»Ich wil zu Venus, meiner Frawen zart,  
wo mich Got wil hin senden.«  
  
»Seid Got wilkumen, Danheuser,  
ich hab ewer lang entporen,  
seid wilkumen, mein lieber Herr,  
zu einem Bulen auserkoren.«  
  
Das weret bis an den dritten Tag,  
der Stab hub an zu grünen,  
der Babst schicket aus in alle Land,  
wo der Danheuser wer hin kumen.  
  
Do was er wider in den Berg  
und het sein Lieb erkoren,  
des must der vierte Babst Urban  
auch ewiklich sein verloren.  
  

      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
     
     
    Venus (Tannhäuser sanft nach sich ziehend): 
      Mein Ritter! Mein Geliebter! Willst du fliehn? 
     
    Tannhäuser (auf das äußerste hingerissen, greift mit trunkener Gebärde in die Harfe): 
     
      Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen! 
      Gesungen laut sei nur dein Preis von mir! 
      Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen, 
      und jedes holde Wunder stammt von dir. 
       
      Die Glut, die du mir in das Herz gegossen, 
      als Flamme lodre hell sie dir allein! 
      Ja, gegen alle Welt will unverdrossen 
      fortan ich nun dein kühner Streiter sein. 
     
    [Er laßt die Harfe entsinken.] 
      Doch hin muß ich zur Welt der Erden, 
      bei dir kann ich nur Sklave werden; 
      nach Freiheit doch verlangt es mich, [verlange ich,] 
      nach Freiheit, Freiheit dürste ich; [dürstet's mich;] 
       
      zu Kampf und Streite will ich stehn, 
      sei's auch um [auf] Tod und Untergehn: 
      Drum muß aus deinem Reich ich flichn – 
      O Königin, Göttin! Laß mich ziehn! 
     
     
    Venus (im heftigsten Zorne): 
     
      Zieh hin, Wahnsinniger, zieh hin! Geh! 
      Verräter, sich, nicht halt ich dich! 
      Flieh! Ich geb dich frei – Zieh hin! 
      Was du verlangst, das sei dein Los! 
       
      Hin zu den kalten Menschen flieh, 
      vor deren blödem, trübem Wahn 
      der Freude Götter wir entflohn 
      tief in der Erde wärmenden Schoß. 
       
      Zieh hin, Betörter! Suche dein Heil, 
      suche dein Heil – und find es nie! 
 
 
 
 
 
 
 
    (Pariser Fassung) 
     
Venus: 
 
Die du bekämpft, die du besiegt, 
die du verhöhnt mit jubelndem Stolz, 
flehe sie an, die du verlacht, 
wo du verachtest, jammre um Huld! 
 
Deiner Schande Schmach blüht dir dann auf; 
gebannt, verflucht, folgt dir der Hohn: 
zerknirscht, zertreten seh ich dich nahn, 
bedeckt mit Staub das entehrte Haupt. 
 
– "O fändest du sie wieder, 
die einst dir gelacht! 
Ach, öffneten sich wieder 
die Tore ihrer Pracht!" 
 
Da liegt er vor der Schwelle, 
wo einst ihm Freude floß: 
um Mitleid, nicht um Liebe, 
fleht bettelnd der Genoß! 
 
Zurück der Bettler! Sklave, weich! 
Nur Helden öffnet sich mein Reich! 
 
 
Tannhäuser: 
 
Der Jammer sei dir kühn erspart, 
daß du entehrt mich nahen sähst. 
Für ewig scheid ich: lebe wohl! 
Der Göttin kehr ich nie zurück. 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Dresdener Fassung) 
     
    Venus: 
      Bald weicht der Stolz aus deiner Seel', 
      demütig seh ich dich mir nahn, 
      zerknirscht, zertreten suchst du mich auf, 
      flehst um die Zauber meiner Macht! 
     
    Tannhäuser: 
      Ach, schöne Göttin, lebe wohl! 
      Nie kehr ich je zu dir zurück! 
     
    Venus: 
      Ha! Kehrtest du mir nie zurück! 
     
    (Verzweiflungsvoll.) 
      Kehrst du nicht wieder, ha! so sei verflucht 
      von mir das ganze menschliche Geschlecht! 
      Nach meinen Wundern dann vergeblich suchet! 
      Die Welt sei öde, und ihr Held ein Knecht! 
      Kehr wieder, kehre mir zurück! 
     
    Tannhäuser: 
      Nie mehr erfreu mich Liebesglück! 
     
    Venus: 
      Kehr wieder, wenn dein Herz dich zieht! 
     
    Tannhäuser: 
      Für ewig dein Geliebter flieht. 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Venus: 
      Wenn alle Welt dich von sich stößt? 
     
    Tannhäuser: 
      Vom Bann werd' ich durch Buß' erlöst. 
     
     
    Venus: 
      Nie wird Vergebung dir zuteil! 
      Kehr wieder, schließt sich dir das Heil! 
     
     
     
    Tannhäuser: 
      Mein Heil! Mein Heil ruht in Maria! 
     
    (Venus sinkt mit einem Schrei zusammen und verschwindet. Mit Blitzesschnelle verwandelt sich die Bühne.) 
Venus: 
 
Ha! Kehrtest du mir nie zurück! – 
Was sagt' ich? – 
Was sagt' er? – 
Wie es denken? 
Wie es fassen? 
Mein Trauter ewig mich verlassen? – 
 
Wie hätt' ich das verschuldet, 
die Göttin aller Hulden? 
Wie ihr die Wonne rauben, 
dem Freunde zu vergeben? 
 
Wie lächelnd unter Tränen 
ich sehnsuchtsvoll dir lauschte, 
den stolzen Sang zu hören, 
der rings so lang verstummt. 
 
Oh, könntest je du wähnen, 
daß ungerührt ich bliebe, 
dräng' deiner Seele Seufzen 
in Klagen zu mir her? 
 
Daß ich in deinen Armen 
mir letzte Tröstung fand, 
laß des mich nicht entgelten, 
verschmäh nicht meinen Trost! – 
 
Ach, kehrtest du nicht wieder, 
dann träfe Fluch die Welt; 
für ewig läg' sie öde, 
aus der die Göttin schwand! 
Kehr wieder! Kehr mir wieder! 
Trau meiner Liebeshuld! 
 
 
Tannhäuser: 
Wer, Göttin, dir entflieht, 
flieht ewig jeder Huld. 
 
Venus: 
Nicht wehre stolz dem Sehnen, 
wenn neu dich's zu mir zieht. 
 
Tannhäuser: 
Mein Sehnen drängt zum Kampfe; 
nicht such ich Wonn und Lust. 
Oh, Göttin, woll' es fassen, 
mich drängt es hin zum Tod! 
 
Venus: 
Wenn selbst der Tod dich meidet, 
ein Grab dir selbst verwehrt? 
 
Tannhäuser: 
Den Tod, das Grab im Herzen, 
durch Buße find ich Ruh'. 
 
Venus: 
Nie ist dir Ruh' beschieden, 
nie findest du das Heil! 
Kehr wieder, suchst du Frieden! 
Kehr wieder, suchst du Heil! 
 
Tannhäuser: 
Göttin der Wonne, nicht in dir – 
Mein Fried', mein Heil ruht in Maria! 
 
(Furchtbarer Schlag. Venus verschwindet.) 
 
 
    DRITTER AUFTRITT 
     
    Tannhäuser [der seine Stellung nicht verlassen] steht plötzlich in einem schönen Tale, über ihm blauer Himmel. Rechts im Hintergrunde die Wartburg, links in größerer Ferne der Hörselberg. – Rechter Hand führt auf der halben Höhe des Tales ein Bergweg nach dem Vordergrunde zu, wo er dann seitwärts abbiegt; in demselben Vordergrund ist ein Muttergottesbild, zu welchem ein niedriger Bergvorsprung hinaufführt. – Von der Höhe links vernimmt man das Geläute von Herdeglocken; auf einem hohen Vorsprunge sitzt ein junger Hirt mit der Schalmei und singt. 
     
    Hirt: 
      Frau Holda kam aus dem Berg hervor, 
      zu ziehn durch Fluren und Auen; 
      gar süßen Klang vernahm da mein Ohr, 
      mein Auge begehrte zu schauen. 
      Da träumt' ich manchen holden Traum, 
      und als mein Aug' erschlossen kaum, 
      da strahlte warm die Sonnen, 
      der Mai, der Mai war kommen. 
      Nun spiel ich lustig die Schalmei, 
      der Mai ist da, der liebe Mai! 
     
    (Er spielt auf der Schalmei. Man hört den Gesang der älteren Pilger, welche, von der Richtung der Wartburg herkommend, den Bergweg rechts entlang ziehen.) 
     
    Gesang der älteren Pilger: 
     
      Zu dir wall ich, mein Jesus Christ, 
      der du des Pilgers [Sünders] Hoffnung bist! 
      Gelobt sei, Jungfrau süß und rein, 
      der Wallfahrt wolle günstig sein! 
       
      Ach, schwer drückt mich der Sünden Last, 
      kann länger sie nicht mehr ertragen; 
      drum will ich auch nicht Ruh noch Rast 
      und wähle gern mir Müh und Plagen. 
       
      Am hohen Fest der Gnad und Huld [Gnadenhuld] 
      in Demut sühn ich meine Schuld; 
      gesegnet, wer im Glauben treu: 
      er wird erlöst durch Buß und Reu. 
     
    (Der Hirt, der fortwährend auf der Schalmei gespielt hat, hält ein, als der Zug der Pilger auf der Höhe ihm gegenüber ankommt.) 
     
    Hirt (den Hut schwenkend und den Pilgern laut zurufend): 
      Glück auf! Glück auf nach Rom! 
      Betet für meine arme Seele! 
     
    Tannhäuser (tief ergriffen auf die Knie sinkend): 
      Allmächt'ger, dir sei Preis! 
      Groß [Hehr] sind die Wunder deiner Gnade. 
     
    (Der Zug der Pilger [biegt von hier an auf dem Bergwege bei dem Muttergottesbilde links ab und] entfernt sich immer weiter von der Bühne, so daß der Gesang allmählich verhallt. [Der Hirt entfernt sich ebenfalls mit der Schalmei reehts von der Höhe; man hört die Herdeglocken immer entfernter.]) 
     
    Pilgergesang: 
      Zu dir wall ich, mein Jesus Christ, 
      der du des Pilgers Hoffnung bist! 
      Gelobt sei, Jungfrau süß und rein,  
      der Wallfahrt wolle günstig sein! 
     
    Tannhäuser (als der Gesang der Pilger sich hier etwas verliert, singt, auf den Knien, wie in brünstiges Gebet versunken, weiter): 
      Ach, schwer drückt mich der Sünden Last, 
      kann länger sie nicht mehr ertragen; 
      drum will ich auch nicht Ruh noch Rast 
      und wähle gern mir Müh und Plagen. 
     
    (Tranen ersticken seine Stimme; man hört in weiter Ferne den Pilgergesang fortsetzen bis zum letzten Verhallen, wahrend sich aus dem tiefsten Hintergrunde, wie von Eisenach herkommend, das Geläute von Kirchglocken vernehmen laßt. Als auch dieses schweigt, hört man von links immer naherkommende Homrufe.) 
     
    Pilgergesang (sehr entfernt): 
      Am hohen Fest der Gnad und Huld 
      in Demut sühn ich meine Schuld; 
      gesegnet, wer im Glauben treu! 
 
    VIERTER AUFTRITT 
     
    Von der Anhöhe links herab aus einem Waldwege treten der Landgraf und die Sänger, in Jägertracht, einzeln auf. 
     
    Landgraf [auf halber Höhe Tannhäuser erblickend]: 
      Wer ist der dort im brünstigen Gebete? 
     
    Walter: 
      Ein Büßer wohl. 
     
    Biterolf: 
      Nach seiner Tracht ein Ritter. 
     
    Wolfram (der auf Tannhäuser zugegangen ist und ihn erkannt hat): 
      Er ist es! Er ist es! 
     
    Die übrigen Sänger. 
      Heinrich! Heinrich! Seh ich recht? 
     
    (Tannhäuser, der überrascht schnell aufgefahren ist, ermannt sich und verneigt sich stumm gegen den Landgrafen, nachdem er einen flüchtigen Blick auf ihn und die Sänger geworfen.) 
     
    Landgraf: 
      Du bist es wirklich? Kehrest in den Kreis 
      zurück, den du in Hochmut stolz verließest? 
     
    Biterolf: 
      Sag, was uns deine Wiederkehr [kunft] bedeutet? 
     
    Landgraf, Walter, Heinrich, Reinmar: 
      Sag es an! 
     
    Biterolf: 
      Versöhnung? Oder gilt's erneutem Kampf? 
     
    Walter: 
      Nahst du als Freund uns oder Feind? 
     
    Die Sänger (außer Wolfram). 
      Als Feind? 
     
    Wolfram: 
      O fraget nicht! Ist dies des Hochmuts Miene? – 
    [Er geht auf Tannhäuser zu. ] 
      Gegrüßt sei uns, du kühner Sänger, 
      der, ach! so lang in unsrer Mitte fehlt'! 
     
    Walter: 
      Willkommen, wenn du friedsam nahst! 
     
    Biterolf: 
      Gegrüßt, wenn du uns Freunde nennst! 
     
    Walter, Heinrich, Biterolf, Reinmar: 
      Gegrüßt! Gegrüßt sei uns! 
     
    Landgraf: 
      So sei willkommen denn auch mir! 
      Sag an, wo weiltest du so lang? 
     
    Tannhäuser: 
      Ich wanderte in weiter, weiter Fern' – 
      da, wo ich nimmer Rast noch Ruhe fand. 
      Fragt nicht! Zum Kampf mit euch kam ich nicht her. 
      Seid mir versöhnt und laßt mich weiterziehn! 
     
    Landgraf: 
      Nicht doch! Der unsre bist du neu geworden. 
     
    Walter: 
      Du darfst nicht ziehn. 
     
    Biterolf: 
      Wir lassen dich nicht fort. 
     
    Walter, Heinrich, Wolfram, Reinmar, Landgraf: 
      Bleib bei uns! 
     
    Tannhäuser: 
      Laßt mich! Mir frommet kein Verweilen, 
      und nimmer kann ich rastend stehn. 
      Mein Weg heißt mich nur vorwärts eilen, 
      und nimmer darf ich rückwärts sehn. 
      [denn rückwärts darf ich niemals sehn.] 
     
    Landgraf und die Sänger: 
      O bleib, bei uns sollst du verweilen, 
      wir lassen dich nicht von uns gehn. 
      Du suchtest uns, warum enteilen 
      nach solchem kurzen Wiedersehn? 
     
    Tannhäuser (sich losreißend): 
      Fort! Fort von hier! 
     
    Landgraf, Walter, Heinrich, Biterolf, Reinmar: 
      Bleib! Bleib bei uns! 
     
    Wolfram (Tannhäuser in den Weg tretend, mit erhobener Stimme): 
      Bleib bei Elisabeth! 
     
    Tannhäuser (heftig und freudig ergriffen [bleibt wie fest gebannt stehen]): 
      Elisabeth! O Macht des Himmels, 
      rufst du den süßen Namen mir? 
     
    Wolfram: 
      Nicht sollst du Feind mich schelten, 
      daß ich ihn genannt! – 
    [Zum Landgrafen:] 
      Erlaubest du mir, Herr, daß ich 
      Verkünder seines Glücks ihm sei? 
     
    Landgraf: 
      Nenn ihm den Zauber, den er ausgeübt, 
      und Gott verleih ihm Tugend, 
      daß würdig er ihn löse! 
     
    Wolfram: 
      Als du in kühnem Sange uns bestrittest, 
      bald siegreich gegen unsre Lieder sangst, 
      durch unsre Kunst Besiegung bald erlittest: 
      ein Preis doch war's, den du allein errangst. 
      War's Zauber, war es reine Macht, 
      durch die solch Wunder du vollbracht, 
      an deinen Sang voll Wonn und Leid gebannt 
      die tugendreichste Maid? 
      Denn, ach! als du uns stolz verlassen, 
      verschloß ihr Herz sich unsrem Lied; 
      wir sahen ihre Wang' erblassen, 
      für immer unsern Kreis sie mied. 
      O kehr zurück, du kühner Sänger, 
      dem unsren sei dein Lied nicht fern. 
      Den Festen fehle sie nicht länger, 
      aufs neue leuchte uns ihr Stern! 
     
    Die Sänger: 
      Sei unser, Heinrich! Kehr uns wieder! 
      Zwietracht und Streit sei abgetan! 
      Vereint ertönen unsre Lieder, 
      und Brüder nenne uns fortan! 
     
    Landgraf: 
      O kehr zurück, du kühner Sänger, 
      Zwietracht und Streit sei abgetan! 
 
     
    Tannhäuser (innig gerührt, umarmt Wolfram und die Sänger mit Heftigkeit): 
      Zu ihr! Zu ihr! Oh, führet mich zu ihr! 
      Ha, jetzt erkenne ich sie wieder, 
      die schöne Welt, der ich entrückt! 
      Der Himmel blickt auf mich hernieder, 
      die Fluren prangen reich geschmückt. 
      Der Lenz mit tausend holden Klängen 
      zog jubelnd in die Seele mir; 
      in süßem, ungestümem Drängen 
      ruft laut mein Herz: zu ihr, zu ihr! 
      Führt mich zu ihr! 
     
    Landgraf und die Sänger: 
      Er kehrt zurück, den wir verloren! 
      Ein Wunder hat ihn hergebracht. 
      Die ihm den Übermut beschworen, 
      gepriesen seidie holde Macht! 
      Nun lausche unsren Hochgesängen 
      von neuem der Gepriesnen Ohr! 
      Es tön in frohbelebten Klängen 
      das Lied aus jeder Brust hervor! 
     
    ([Während des Vorhergehenden hat sich nach und nach der ganze Jagdtroß des Landgrafen mit Falkenträgern usw. auf der Bühne versammelt. Die Jäger stoßen in die Hörner. Das ganze Tal wimmelt jetzt vom immer stärker anwachsenden Jagdtroß. Der Landgraf und die Sänger wenden sich den Jägern zu. Der Landgraf stößt in sein Horn: lautes Horngeschmetter und Rüdengebell antworten ihm.] 
    Der Landgraf und die Sänger besteigen Pferde, welche man ihnen von der Wartburg her entgegengeführt hat.) 
weiter zum 2. Aufzug
 
Dieser Knoten bindet folgende Stränge:
 
Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Der "köstliche Stein" (Jesaja 28,16 & Psalm 118,22) im 1.Petrusbrief
Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, 1., 2. und 3. Aufzug * Tannhäuser-Lied * Wagner: Tristan
Novalis: Hymne * Chrêtiens und Wolframs Parzival * Wagner: Parsifal * Wolfram und Klingsôr im Wartburgkrieg:
Goethe: Das Märchen von Schlange und Lilie * Novalis: Klingsohrs Märchen im "Heinrich von Ofterdingen"
Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold" (Roman) * vgl. 7.Rundbrief 2005
zu Flegetanis: "Zabulons Buch" im "Wartburgkrieg" / Parzival: Flegetanis , "ein Heide vaterhalb"
"Der Zimmermann", apokryphe Kindheitsevangelien; AT: der "Maurer" Hiram und der Tempelbau
Die Berufe Jesu: Zimmermann, Arzt, Lehrer, König, der Dichter, der Gärtner, der Priester
Schriftauslegung der Lebensschriftchiffre: Novalis: Die Lehrlinge zu Sais: Der Stein
Astralis * al-Ghazzali: Das Gleichnis vom Schreibrohr : die Chiffernschrift
Die Lebens-Chiffernschrift nach der Feuerprobe bei Rudolf Steiner:
"Wie erlangt man  Erkenntnisse der höheren Welten?"
Islam: Qur'ân * Moschee in Cordoba * Alhambra in Granada
Franz von Assisi: Fioretti (Blütenlegenden); Sonnengesang
Märchen von dem Machandelboom (Wacholderbaum)
J.V. Andreae: Chymische Hochzeit Chr. Rosencreutz
Fama Fraternitatis   +   Confessio Fraternitatis
Jakob Böhme: Die Morgenröte im Aufgang
Ovid: Metamorphoses XV : der Phoenix
William Blake: The book of Urizen
Philipp Otto Runge: Der Morgen
Luzifers Sturz (Jes 14,12-15)
Richard Wagner: Parsifal
Wolfram & Chrêtien:
Parzival  und
der  Gral
* * * * *
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