Hans
Zimmermann, Görlitz)
: 12 KÖRBE: Quellentexte in zwölf Sprachen
: Censorinus : De die natali
Censorini de die natali
liber
Ad Q. Caerellium
238
n.Chr.
Censorinus
: Über den Tag der Geburt
Quintus
Caerellius gewidmet
lat./dt.
Text
nach Klaus Sallmann, Leipzig 1983
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Musikwirkungen, XIII
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XVII, XVIII,
XIX, XX, XXI,
XXII, XXIII,
XXIV
Inhaltsverzeichnis
XI.
1. his expositis forsitan quidem obscure,
sed quam potui lucidissime,
redeo ad propositum, ut doceam,
quid Pythagoras de numero dierum ad partus
pertinentium senserit.
Nach
diesen gewiß schwer verständlichen, aber möglichst durchsichtigen
Ausführungen,
kehre
ich zu meinem Thema zurück, um zu zeigen,
was
Pythagoras über die Zahl der Tage, die bei der Entwicklung des Fötus
maßgeblich sind, gedacht hat.
2. primum, ut supra memoravi generaliter,
duos esse partus omnino dixit,
alterum minorem, quem vocant septemmestrem,
qui decimetducentesimo die post conceptionem exeat ab utero,
alterum maiorem decemmestrem, qui edatur die
ducentesimo septuagensimo quarto.
quorum prior ac minor senario maxime continetur
numero.
Wie
ich schon vorher im allgemeinen Überblick erwähnt habe, unterscheidet
er grundsätzlich zwei Fötusarten,
den
Kleinfötus oder das sogenannte Siebtmonatskind, das am 210. Tag nach
der Empfängnis den Mutterleib verläßt,
und
den Großfötus oder das sog. Zehntmonatskind, das am 274. Tag
geboren wird.
Die
erste Art, also der Kleinfötus, ist hauptsächlich von der Sechszahl
bestimmt.
3. nam quod ex semine conceptum est, sex,
ut ait, primis diebus umor est lacteus, deinde proximis octo sanguineus:
qui octo cum ad primos sex accesserunt, faciunt primam symphonian dia tessarôn.
tertio gradu novem dies accedunt iam carnem
facientes.
hi cum sex illis primis conlati sescuplam
faciunt rationem er secundam symphonian dia pente.
tum deinceps sequentibus duodecim diebus fit
corpus iam formatum.
horum quoque ad eosdem sex conlatio tertiam
dia pasôn reddit symphonian duplici rationi subiectam.
Denn
nach pythagoräischer Lehre bleibt der Stoff, der als Samen empfangen
wird, in den ersten sechs Tagen eine milchartige Flüssigkeit, die
dann in den folgenden acht Tagen blutartig wird.
Diese
acht Tage bilden mit den ersten sechs Tagen zusammengenommen die erste
'Symphonia', nämlich die Quartkonsonanz oder Diatessarôn.
In
der dritten Phase kommen neun Tage hinzu, in denen sich bereits das Fleisch
ausbildet.
Setzt
man sie zu jenen ersten sechs Tagen in Beziehung, ergibt sich das Anderthalbfache
und damit die zweite 'Symphonia', die Quintkonsonanz oder Diapente.
In
den darauffolgenden zwölf Tagen kommt der Körper bereits zur
Ausformung.
Ihr
Verhältnis zu den ersten sechs Tagen wieder ergibt die dritte 'Symphonia',
die Oktavkonsonanz oder Diapason durch Verdoppelung.
4. Hi quattuor numeri VI VIII VIIII XII coniuncti
faciunt dies XXXV.
nec inmerito senanus fundamentum gignendi
est.
nam eum teleon Graeci, nos autem perfectum
vocamus, quod eius partes tres, sexta et tertia er dimidia, id csr unus
er duo et tres, eundem ipsum perficiunt.
Diese
vier Zahlen zusammen, also 6 + 8 + 9 + 12, ergeben fünfunddreißig
Tage.
Die
Sechszahl stellt somit nicht ohne Berechtigung das Prinzip des Werdens
dar: die Griechen nennen sie nämlich 'vollkommen', wir 'perfekt',
d.h. vollendet, weil ihre drei Teilungen, also Sechstel, Drittel und Halbe,
d.h. eins, zwei und drei, die Sechszahl selbst zur Vollendung bringen.
5. sed ut initia seminis er lacteum illud
conceptionis fundamentum primitus hoc numero absolvitur, sic hoc initium
formati hominis et velut alterum maturescendi fundamentum, quod est quinque
et triginta dierum,
sexies ductum, cum ad diem ducentesimum decimum
pervenit, maturum procreatur.
Aber
in derselben Weise wie sich der ursprüngliche Samen und jener milchartige
Grundstoff der Empfängnis von Anfang an im Zeichen der Sechszahl entwickeln,
so gilt diese Urphase der Durchbildung des menschlichen Körpers gleichsam
als zweite Grundgröße des Reifeprozesses, d.h. die Einheit von
fünfunddreißig Tagen.
Mit
sechs multipliziert, ergibt sich der zweihundertzehnte Tag, an dem die
reife Leibesfrucht geboren wird.
6. alter autem ille partus, qui maior est,
malon numero continetur, septenario scilicet, quo tota vita humana finitur,
ut et Solon scribit
et Iudaei in dierum omnium numeris secuntur
Etruscorumque libri rituales videntur indicare.
Hippocrates quoque aliique medici in corporum
valitudinibus non aliud ostendunt; nam septimum quemque diem krisimon observant.
Die
andere Kategorie, die der Großföten, wird von einer größeren
Zahl bestimmt, nämlich von der Siebenzahl, nach der sich das gesamte
Menschenleben gliedert, wie zum Beispiel Solon schreibt,
und
auch die Juden richteten sich nach der Siebenzahl bei der Berechnung ihres
Kalenders, und drittens deuten die Ritualbücher der Etrusker offensichtlich
auf sie hin.
Auch
Hippokrates und die anderen Ärzte kommen bei der Lehre von den Erkrankungen
des Körpers zu keinem anderen Ergebnis; denn sie beachten jeden siebten
Tag als Krisentag.
7. itaque ut alterius partus origo in sex
est diebus, post quos semen in sanguinem vertitur, ita huius in septem,
et ut ibi quinque et triginta diebus infans membratur, ita hic pro portione
diebus fere quadraginta.
quare in Graecia dies habent quadragensimos
insignes.
namque praegnans ante diem quadragensimum
non prodit in fanum, et post partum quadraginta diebus pleraeque fetae
graviores sunt nec sanguinem interdum continent, et parvoh infirmi per
hos [fere] morbidi sine risu nec sine periculo sunt.
ob quam causam, cum is dies praeteriit, diem
festum solent agitare, quod tempus appellant tesserakostaion.
Wie
also bei der ersten Fötuskategone die Anfangsphase bis zur Umwandlung
des Samens in Blut sechs Tage beträgt, so sind es hier sieben.
Und
wie dort das Kind fünfunddreißig Tage bis zur Ausprägung
der Gliedmaßen braucht, so sind es nach dem selben Verhältnis
etwa vierzig.
Darum
gelten in Griechenland die jeweils vierzigsten Tage als ganz besondere:
Eine Gebärende betritt vor dem vierzigsten Tage keine heilige Stätte,
und vierzig Tage nach der Niederkunft sind die meisten Wöchnerinnen
noch ziemlich belastet und leiden bisweilen an Blutungen.
Neugeborene
sind in der gleichen Zeitspanne noch kraftlos und kränklich, ohne
Lächeln und nicht außer Gefahr.
Das
ist der Grund dafür, daß man nach Verstreichen dieses Tages
eine Feier zu begehen pflegt, das 'Tesserakostaion' genannte Fest.
8. hi igitur dies quadraginta per septem illos
initiales multiplicati hunt dies ducenti octoginta, id est hebdomadae quadraginta.
sed quoniam ultimze uhus hebdomadis primo
die editur partus, sex dies decedunt et ducentesimus septuagensimus quartus
observatur.
qui numrus dierum ad tetragonum illum Chaldaeorum
conspectum subtiliter congruit.
Diese
vierzig Tage nun mit jenen sieben Tagen der Anfangsphase multipliziert,
ergeben zweihundertachtzig Tage, das sind vierzig Siebentagewochen.
Weil
aber schon am ersten Tage dieser letzten Woche die Geburt erfolgt, gehen
sechs Tage ab, und es kommt also auf den 274. Tag an.
Diese
Tageszahl paßt nun genauestens zum erwähnten Geviertschein der
Chaldäer.
9. nam cum signiferum orbem diebus CCCLXV
et aliquot horis Sol circumeat, quarta necesse est parte dempta, id est
diebus LXXXXI aliquotque horis, tres quadras reliquis diebus CCLXXIIII
non plenis percurrat, usque dum perveniat ad id bei, unde conceptionis
initium quadratus aspiciat.
Denn
wenn die Sonne den Tierkreis in 365 Tagen und einigen Stunden durchläuft,
so braucht sie zwangsläufig nach Abrechnung eines Viertels, d.h. von
einundneunzig Tagen und einigen Stunden, für den Durchlauf von drei
Vierteln nicht ganz volle 274 Tage, bis sie zu dem Punkt gelangt, von dem
aus der Empfängnispunkt im Geviertschein sichtbar ist.
10. vnde
autem mens humana dies istos commutationis speculari et arcana naturae
rimari potuerit, nemo miretur.
haec enim
frequens medicorum experientia pervidit,
qui cum
multas animadverterent semen non retinere conceptum, conpertum habuerunt
id, quod intra sex dies septemve eiciebatur, esse lacteum, et vocaverunt
ekrysin quod postea autem, sanguineum, idque ektrôsmos appellatus.
Wie
der menschliche Forschergeist nun dazu kommen konnte, diese Krisentage
der Wandlung zu diagnostizieren und die Geheimnisse der Natur auszuloten,
braucht niemanden zu wundern.
Zu
dieser Erkenntnis sind die Ärzte nämlich durch häufige Erfahrung
gekommen,
denn
aufgrund der Beobachtung, daß viele Frauen den empfangenen Samen
nicht bei sich behalten konnten, kamen sie zu der Feststellung, daß
die Flüssigkeit, die binnen sechs oder sieben Tagen ausgeschieden
wurde, milchig war, der sogenannte Ausfluß; die danach auftretende
jedoch blutig, was man Fehlgeburt nennt.
11. quod vero ambo partus videntur paribus
dierum numeris contineri, Pythagoras inparem laudat, tarnen a secta non
discrepat.
duo enim inpares CCVIIII et CCLXXIII dicit
expleri, ad quorum consummationem aliquid ex sequentibus accedere, quod
tamen diem solidum non adferat.
Die
Tatsache, daß beide Fötusarten geraden Zahlen unterworfen sind,
Pythagoras aber die ungerade Zahl hervorhebt, widerspricht nicht dem pythagoräischen
System.
Er
sagt nämlich, die beiden ungeraden Zahlen von 209 und 273 Tagen würden
voll beansprucht, doch komme zu ihrer Endsumme noch ein Teil des folgenden
Tages hinzu, ohne allerdings einen ganzen Tag auszumachen.
12. cuius exemplum videmus tam in anni quam
mensis spatio servasse naturam, cum et anni inparem dierum trecentorum
sexaginta quinque numerum aliquanto cumulaverit et mensi Lunari ad dies
undetriginta aliquid addiderit.
Das
Modell hierfür hat, wie wir sehen, die Natur sowohl bei der Jahresdauer
wie bei der Monatsdauer bereitgestellt, indem sie die ungerade Zahl von
365 Tagen des Jahres um einen gewissen Bruchteil vergrößert
und dem Mondmonat zu den neunundzwanzig Tagen noch etwas dazugegeben hat.
XII.
1. nec vero incredibile est ad nostros natales
musicam pertinere.
haec enim sive in voce tantummodo est, ut
Socrates ait,
sive, ut Aristoxenus, in voce et corporis
motu,
sive in his et praeterea in animi motu, ut
putat Theophrastus,
certe multum obtinet divinitatis et animis
permovendis plurimum valet.
Es
ist übrigens keineswegs unglaubhaft, daß die Musik etwas mit
dem Termin unserer Geburt zu tun hat.
Denn
ob die Musik nun, wie Sokrates behauptet, nur in der Stimme liegt,
oder,
so Aristoxenos, in Stimme und Körperbewegung,
oder
in diesen Komponenten und in der Bewegung der Seele, wie Theophrast lehrt:
ganz
sicher liegt in ihr viel Göttlichkeit und sie hat sehr großen
Einfluß auf unsere Seelenregungen.
2. nam nisi grata esset deis inmortalibus,
qui ex anima constant divina,
profecto ludi scenici placandorum deorum causa
instituti non essent,
nec tibicen omnibus supplicationibus in sacris
aedibus adhiberetur,
non cum tibieme Marti triumphus ageretur,
non Apollini cithara, non Musis tibiae ceteraque
id genus essent adtributa,
non tibicinibus, per quos numina placantur,
esset permissum aut ludos publice facere ac vesci in Capitolio,
aut Quinquatribus minusculis, id est idibus
Iuniis urbem vestitu, quo vellent, personatis temulentisque pervagari.
Wäre
sie nämlich den unsterblichen Göttern, die ja aus göttlichem
Geiste bestehen, nicht wohlgefällig,
so
hätte man bestimmt keine Bühnenspiele zur Besänftigung der
Götter gestiftet,
nie
würde ein Flötenspieler zu allen Kultfesten in den heiligen Tempeln
beigezogen,
dem
Mars kein Triumphzug mit Mitwirkung eines Flötenspielers aufgeführt,
Apollo
nicht mit einer Kithara, die Musen nicht mit Flöten und anderen Instrumenten
dieser Art versehen,
den
Flötenspielern, mit deren Spiel die Götter besänftigt werden,
wäre es nicht gestattet, öffentlich mit Darbietungen aufzutreten
und im Kapitol gespeist zu werden
oder
gar an den Kleinen Quinquatren, dem Minervafest am 13. Juni, in beliebiger
Aufmachung maskiert und berauscht die Stadt zu durchstreifen.
3. hominum quoque mentes et ipsae quamvis
Epicuro redamante divinae suam naturam per cantus agnoscunt.
denique quo facilius sufferant laborem, vel
in navis meatu a reetore symphonia adhibetur.
legionibus quoque in acie dimicantibus etiam
, metus mortis classico depellitur.
Auch
die Seele des Menschen, die ja selber, trotz Epikurs Protest, von göttlicher
Art ist, wird durch Gesang ihrer eigenen Natur inne.
Schließlich
wird sogar zur Erleichterung der Arbeit, z.B. beim Rudern im Schiff, vom
Steuermann das Singen im Chor eingesetzt.
Auch
den Legionen, die in vorderster Front kämpfen, wird die Todesfurcht
durch Trompetenstöße ausgetrieben.
4. ob quam rem Pythagoras, ut animum sua semper
divinitate imbueret, priusquam se somno daret et cum esset expergitus,
cithara, ut ferunt, cantare consueverat,
et Asclepiades medicus phreneticorum mentes
morbo turbatas saepe per symphonian suae naturae reddidit.
Herophilus autem, artis eiusdem professor,
venarum pulsus rhythmis musicis ait moveri.
Aus
diesem Grunde pflegte Pythagoras, um seine Seele immerzu mit der eigenen
Göttlichkeit zu durchfluten, vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen
auf der Kithara zu spielen, wie berichtet wird,
und
der Arzt Asklepiades hat sogar nicht selten das Gemüt von Geisteskranken
durch Wohlklang in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Herophilos
aber, ein Meister derselben Kunst, behauptet, der Pulsschlag bewege sich
in musikalischen Rhythmen.
5. itaque si et in Corporis et in animi motu
est harmonia, procul dubio a natalibus nostris musica non est aliena.
Wenn
also Einklang herrscht zwischen der Bewegung der Seele und der des Körpers,
kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Musik etwas mit dem Zeitpunkt
unserer Geburt zu tun hat.
XIII.
1. ad haec accedit, quod Pythagoras prodidit
hunc totum mundum musica factum ratione,
septemque stellas inter caelum et terram vagas,
quae mortalium geneses moderantur,
motum habere enrhythmon et intervalla musicis
diastematis congrua,
sonitusque varios reddere pro sua quasque
altitudine
ita concordes, ut dulcissimam quidem concinant
melodian,
sed nobis inaudibilem propter vocis magnitudinem,
quam capere aurium nostrarum angustiae non
possint.
Hierzu
kommt nun die andere Lehre des Pythagoras,
daß
nämlich diese ganze Welt nach dem harmonischen System der Musik geschaffen
sei
und
daß die sieben Wandelsterne zwischen Himmel und Erde, die die Entwicklungen
der Sterblichen lenken,
eine
taktmäßige Bewegung haben, und zwar in Verhältnissen, die
den Intervallen der Musik entsprechen,
und
daß sie verschiedene Töne erklingen lassen, und zwar alle entsprechend
ihrer jeweiligen Höhe:
Töne
von solcher Harmonie, daß sie die allersüßeste Melodie
ergeben,
für
uns freilich unhörbar wegen der gewaltigen Stärke des Klanges,
den
die Begrenztheit unserer Ohren nicht erfaßt.
2. nam ut Eratosthenes geometrica ratione
collegit maximum terrae circuitum esse stadiorum ducentum quinquaginta
duum milium,
ita Pythagoras, quot stadia inter terram et
singulas stellas essent, indicavit.
stadium autem in hac mundi mensura id potissimum
intellegendum est, quod Italieum vocant, pedum sescentum viginti quinque;
nam sunt praeterea et alia longitudine discrepantia,
ut Olympicum, quod est pedum sescentum, item Pythicum pedum M.
Genauso
wie nämlich Eratosthenes mit Hilfe des geometrischen Verfahrens den
Erdumfang mit maximal 252.000 Stadien berechnete,
so
ermittelte Pythagoras, wieviele Stadien zwischen der Erde und den einzelnen
Planeten liegen.
Bei
dieser Weltvermessung ist unter Stadie vorzugsweise die sogenannte italische
Stadie zu verstehen, die 625 Fuß entspricht.
Es
gibt ja daneben noch andere Stadien von abweichender Länge, z.B. die
olympische mit sechshundert Fuß oder die pythische mit tausend Fuß.
3. igitur ab Terra ad Lunam Pythagoras putavit
esse stadiorum circiter centum viginti sex milia, idque esse toni intervallum;
a Luna autem ad Mercuri stellam, quae Stilbon
vocatur, dimidium eius, velut hemitonion;
hinc ad Phosphoron, quae est Veneris stella,
fere tantundem, hoc est aliud hemitonion;
inde porro ad Solem ter tantum, quasi tonum
et dimidium.
Also:
von der Erde bis zum Mond sind es nach der Ansicht des Pythagoras rund
126.000 Stadien, gleichbedeutend mit der Einheit eines Ganztonschritts.
Vom
Mond bis zum Merkur, griechisch 'Stilbon', ist es die Hälfte davon,
sozusagen ein Halbtonschritt.
Vom
Merkur bis zum 'Phosphoros', das ist die Venus, ist es etwa genauso weit,
also wieder ein Halbtonschritt.
Von
der Venus weiter zur Sonne das Dreifache, also ein Anderthalbtonschritt.
4. itaque Solis astrum abesse a terra tonos
tres et dimidium, quod vocatur dia pente,
a Luna autem duos et dimidium, quod est dia
tessarôn.
a Sole vero ad stellam Martis, cui nomen est
Pyrois,
tantumdem intervalli esse quantum a terra
ad Lunam, idque facere tonon;
hinc ad Iovis stellam, quae Phaethon appellatur,
dimidium eius, quod faciat hemitonion;
tantundem a Iove ad Saturni stellam, cui Phaenon
nomen est, id est aliud hemitonion;
inde ad summum caelum, ubi signa sunt, perinde
hemitonion.
Demnach
ist das Sonnengestirn dreieinhalb Tonschritte von der Erde entfernt, d.h.
eine Quinte (Diapente),
vom
Mond nur zweieinhalb Tonschritte, also eine Quarte (Diatessaron).
Von
der Sonne bis zum Mars, griechisch Pyrois,
ist
es ebenso weit wie von der Erde zum Mond, was einen Ganztonschritt macht.
Von
dort zum Jupiter, griechisch Phaêthon, ist es nur die halbe Strecke,
also ein Halbtonschritt.
Ebenso
weit ist es vom Jupiter zum Saturn, griechisch Phainon, also wieder ein
Halbtonschritt.
Von
dort zum Himmelsgewölbe, an dem die Sternbilder sich befinden, noch
einmal ein Halbtonschritt.
5. itaque a caelo summo ad Solem diastema
esse dia tessarôn
id est duum tonorum et dimidi,
ad terrae autem summitatem ab eodem caelo
tonos esse sex,
in quibus sit dia pasôn symphonia.
Praeterea multa, quae musici tractant, ad
alias rettulit stellas
et hunc omnem mundum enharmonion esse ostendit.
quare Dorylaus scripsit esse mundum organum
dei.
alii addiderunt esse id heptachordon,
quia septem sint vagae stellae, quae plurimum
moveantur.
Vom
höchsten Punkt des Himmelsgewölbes bis zu Sonne ergibt sich somit
eine Quarte (Diatessarôn),
d.h.
ein Intervall von zwei Ganztonschritten und einem Halbtonschritt,
bis
zur Erdoberfläche von demselben höchsten Himmelspunkt aus sechs
Ganztonschritte,
die
Spanne einer Oktavkonsonanz (Diapasôn).
Er
hat noch viele Modelle aus der Musiktheorie auf die anderen Sterne übertragen
und
erwiesen, daß diese ganze Welt ein harmonisches System bildet.
Aus
diesem Grunde schrieb Dorylaos, die Welt sei das Musikinstrument Gottes.
Andere
führten das weiter aus und sagten, die Welt sei eine siebensaitige
Harfe,
da
die Hauptbewegungen von den sieben Planeten ausgehen.
6. sed his omnibus subtiliter tractandis hic
locus non est.
quae vellem in unum libtum separatim congerere,
tarnen in angustlis versarer.
quin potius, quoniam me longius dulcedo musicae
abduxit,
ad propositum revertor.
Hier
ist aber nicht der Ort, dieses Thema in allen Einzelheiten zu behandeln.
Selbst
wenn ich es in einem besonderen Einzelbuch darstellen wollte, käme
ich in Schwierigkeiten.
Um
so mehr will ich nun, da die Süße der Musik mich ziemlich weit
vom Thema weggeführt hat,
zum
eigentlichen Vorhaben zurückzukehren.
zurück zu Cap. I,
II, III, IV,
V, VI, VII,
VIII, IX,
X,
XI,
XII, XIII
weiter
zu XIV, XV, XVI,
XVII, XVIII,
XIX, XX, XXI,
XXII, XXIII,
XXIV
zurück
Seitenanfang
.