Die Planeten bleiben in verschiedenen Geschwindigkeiten gewissermaßen hinter der absolut gesetzten Bewegung des Fixsternhimmels (für den irdischen Beobachter in der geozentrischen Perspekive) zurück: Die Sonne "fällt" dabei innerhalb eines runden Jahres durch die zwölf Segmente, die mit den Namen der Tierkreiszeichen benannt werden, zurück, die äußeren Planeten Saturn, Jupiter und Mars in größeren, mehrjährigen Intervallen, die inneren Planeten Venus und Merkur in sonnennahen Schleifen – dem Tagesgestirn voraus als Morgensterne oder ihm hinterher als Abendsterne – also zusammen mit der Sonne etwa einjährig, der Mond in nur vier Wochen.
Durch
die Verschiebung des Frühlingspunktes (d.h. des Sonnenstandortes zur
Zeit der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche) etwa um ein Zwölftel
des himmlischen Umkreises seit der Antike hat sich mit der Orientierung
des Gregorianischen Kalenders am tropischen Jahr der Zodiakus gegenüber
dem siderischen Jahr des Julianischen Kalenders um ein Tierkreiszeichen
verschoben; diese Verschiebung setzt sich fort, so daß der Frühlingspunkt
eben jetzt auch vom Widderanfang (in der Antike) über die Fische in
das Wassermann-Ende vorrückt ("Wassermann-Zeitalter"). Die Bezeichnung
der Häuser wird aber beibehalten, so daß mit dem Frühlingsbeginn
die Sonne in den Himmelsabschnitt namens "Widder" gelangt, also in das
Haus, das der Widder in der Antike einnahm. Die allmähliche Verschiebung
("Präzession") des Frühlingspunktes durch den ganzen Zodiakus
wird heute als "platonisches Jahr" bezeichnet
und dauert etwa 26.000 Jahre. Dieses "platonische
Jahr", dessen etwa 2200-jähriger Hauswechsel (von den Fischen
in den Wassermann) zufälligerweise mit dem Gesamtakkord aller sieben
klassischen Planeten am 3. Mai des Jahres 2000 wie ein sehr langgestreckter
Bordunton im Hintergrund synchron läuft, ist allerdings nicht identisch
mit dem "annus magnus" oder "annus mundanus", von dem hier die Rede sein
soll, s.u. den Belegstellenkommentar zu Gervasius,
Otia imperialia 1,6 (Abschnitt über den "annus magnus").
Die
Sonne durchläuft (im beschriebenen Zurückbleiben gegenüber
dem Sternenumschwung) den Zodiakus bekanntermaßen jährlich,
Mars braucht dafür knapp zwei, Jupiter knapp zwölf, Saturn knapp
30 Jahre. Es ist also zur Ermittlung solcher Daten sinnvoll, bei den langsamen
äußeren Planeten (der klassischen Siebener-Serie) anzufangen
und zu sehen, wann die schnelleren inneren Planeten mit der Sonne die Position
von Saturn und Jupiter erreichen.
Die Situation vor dem 3.Mai 2000
und während des "Konjunktionenknotens":
Saturn
befand sich schon seit 10. Juni 1998 im Stier, lief aber vom 26. Oktober
1998 bis 29. März 1999 wieder in den Widder voraus (epizyklische "Schleife"
in der geozentrischen Perspektive während der Sonnenopposition), um
danach wieder in den Stier zu zurückzugehen, den er bis zum 21. April
2001 durchwandert.
Jupiter
trat am 28. Juni 1999 in den Stier ein, lief vom 23. Oktober 1999 bis zum
15. Februar 2000 wieder in den Widder vor ("Schleife" während der
Sonnenopposition) und stand von da an wieder im Stier.
Mars,
der in der Regel etwa ein Jahr lang an der gleichen Stelle zu verharren
scheint und im anderen Jahr (seines zweijährigen Umlaufs) den Rückfall
durch den ganzen Zodiakus nachholt, hielt sich bis Herbst 1999 zwischen
Waage und Skorpion auf, ging dann in sein "bewegliches" Jahr über
und erreichte mit monatlichem Wechsel seiner Häuser am 23. März
2000 den Stier; dort Konjunktion mit Jupiter am 6. April (10° Stier)
und mit Saturn am 16. April (17° Stier).
Venus
und Merkur, die beiden inneren Planeten, die
sich von der Sonne ohnehin nicht allzuweit entfernen, konjugierten ebenfalls
schon am 28. April, allerdings im Widder (26°), Merkur gelangte dann
in der Nacht zum 1. Mai in den Stier, Venus im Tagesverlauf des 1. Mai.
Die Sonne
(vom geozentrischen Standpunkt aus wegen ihrer Standortverschiebung gegenüber
dem Fixsternhimmel ein Planet) stand natürlich schon seit dem 20.
April im Stier.
Der Mond
(geozentrisch gleichfalls ein Planet) wechselt sein Haus etwa alle zwei
Tage; er kreuzt die Bahnen der anderen Planeten, die bereits alle im Stier
auf ihn warten – Mars mit einer gewissen Ungeduld, er stand kurz davor,
das Haus zu verlassen. Kaum betrat am Mittwoch, dem 3. Mai, der Mond das
Himmelszwölftel namens "Stier", da schlüpfte der rote Planet
zu den Zwillingen hinaus.
Saturn und Jupiter standen
das ganze Jahr, besonders aber in diesem Mai des Jahres 2000, dicht beieinander;
sie konjugierten endlich am Sonntag Abend, dem 28. Mai (22° Stier).
Die anderen, "schnelleren" Planeten konjugierten dementsprechend immer
sogleich mit Saturn, sobald sie an Jupiter vorbeigekommen waren, nun in
schnellerer Folge als der Mars im April:
Die Sonne erreichte Jupiter
am 8. Mai (17° Stier) und den Saturn am 11. Mai (20° Stier); dazwischen
"verbrannte" sie – wie die Astrologen das zu nennen belieben – den Merkur
am 9. Mai (18° Stier).
Venus
streifte (von der Erde aus gesehen) die beiden ehrwürdigen Herren
schon an einem einzigen Tag, 18. Mai (20° und 21° Stier), also
etwas über eine Woche, bevor die einander trafen.
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Wir
wollen eine Verschnaufpause
einlegen und uns vergegenwärtigen, aus welcher himmlischen Substanz die immer Lächelnde geboren ist, - siehe Hesiod: Theogonie 156-210
(aus einem etwas jüngeren Lied über die Planetenspuren im Körper der Tellus): Mondenfrau vielleicht im seidigen Schimmer? Quer hindurch muß Titanengeifer erkalten Venus blüht in dem weißen Wüten der Alten: Sieh das quarzene Band im schuppigen Glimmer" |
Aber der Blick in die andere Richtung,
nämlich ins Folgejahr (1962), bringt die Überraschung: eine Allplanetenkonjunktion,
die sich deutlich stabiler zeigt, als die kommende des 3. Mai 2000; die
Gesamtkonjunktion bzw. der Aufenthalt aller sieben "sichtbaren" Planeten
in der Unsichtbarkeit des grellen Tagesnabels dauerte damals nicht wenige
Stunden, sondern von der Nacht auf den 4. Februar bis in die Nacht auf
den 6. Februar.
Alle legten sich ruhig in die Wellen
des Wassermann, so daß die Dauer von Lunas Venividivici die Gesamtdauer
des Ereignisses bestimmte; ohne die Neumondliche dauerte der Wassermannbesuch
(also der übrigen sechs) von Mars', des letzten, Eintritt ins Haus
um die Mitternacht vom 1. auf den 2. Februar bis zur Flucht der Venus vor
demselben in die stillen Fischlein am 14. Februar.
Die Ephemeriden (grobe Mittelwerte)
des 4. Februar lauteten:
Sonne 15° Wassermann; Mond wie
beschrieben; Merkur 18° Wassermann, zurücklaufend in eine Bahnüberkreuzungs-Konjunktion
mit Aphrodite am folgenden Tag; diese kam ihm auf 17° entgegen; Mars
strich noch, frisch aus dem Steinbock herübergewechselt, den Rand
der Wassermannwellen bei 2°; also konjugierte der Rote mit Vater Saturn
in den folgenden Tagen, der auch erst seit Januar seine eigene ätherische
Sauna betreten hatte; Jupiter, kaum zu glauben, befand sich in den 18°
Wassermann, in denen Merkur mit Venus badete.
Ein dicker 18°-Knoten tief in der
Götter neuem Glanze ätherischer Wassermannwassermassen, und gerade
eingetaucht, nahe dem Beckenrand, Saturn mit seinem Oktaven-Enkel, dem
roten Ritter.
Kleine Zwischenbemerkung:
Die Kuba-Krise erreichte ihre Höhepunkte erst im Oktober 1962. Und
einen die Erde zersprühenden Wunderkerzen-Haarstern hat die damalige
Reihe der Planeten auch nicht aus dem Steinbock hervorgelockt, der nun
das Haus einnimmt, das vor 2000 Jahren der Wassermann einnahm, dessen Namen
es deshalb noch trägt. Und die Hippies mit ihren Aquariuslocken hatten
ihre allbewußt allvereinigte Ekstasis, soweit ich mich erinnere,
im Sommer 1967 und loderten mit den Flammen ihrer musikalischen Exzesse
erst in die folgenden Jahre hinein. Nun gut: Die Beatles kamen unter Vertrag.
Hans Zimmermann hatte gerade lesen und schreiben gelernt. Die Weltbevölkerung
war halb so groß wie heute. Wie das Wetter hier, da, dort, bei den
Antipoden und sonstwo war, weiß ich nicht mehr. Ansonsten wird die
Situation ganz treffend auf der ersten Seite von Finnegans
Wake beschrieben.
Denn -