Shukânuprashna (1. Teil: Adhyâya 231 – 233)
Übersetzt von Paul Deussen,
Vier philosophische Texte des Mahâbhâratam (Leipzig 1906),
S. 332 – 342
Adhyâya 231 (B. 232).
Vers 8478 – 8509 (B. 1 – 32).
Yudhishthira sprach:
Anfang und Ende aller Wesen wünsche ich zu wissen, o Kurusproß,
sowie auch Andacht, Werke, Zeitlänge und Lebensdauer in jedem der
Weltalter,
sowie auch das Wesen der Welt.in seiner Vollständigkeit
und das Kommen und Gehen der Geschöpfe; das Entstehen und das Vergehen,
wodurch entwickelt sich dieses?
Wenn dein Geist gegen uns günstig gestimmt ist, o Bester
unter den Guten, so frage ich dich danach, du aber sage es mir.
Denn dadurch, daß ich vordem das vorzügliche Gespräch
des Bhrgu und des Priesterweisen Bharadvâja, darüber habe wiedererzählen
hören [oben, S. 144 fg.], ist mir eine vorzügliche Einsicht,
5. eine überaus gerechtfertigte, in dem göttlichen Urgrund
begründete, zuteil geworden. Aber nur um soviel mehr befrage ich dich,
und du, o Herr, mögest mir es sagen.
Bhîshma sprach;
Darüber will ich dir eine alte Geschichte vorführen,
welche der heilige Vyâsa seinem Sohne, der ihn befragte, vorgetragen
hat.
Nachdem er (Shuka) die sämtlichen Veden mitsamt den Vedânga's
und Upanishad's durchstudiert hatte, und da er nach vollkommenem Werke
im Hinblick auf die Totalität des Gesetzes Verlangen,trug,
8. legte Shuka, der Vyâsasohn, dem Vyâsa Krshnadvaipâyana
diesen Zweifel vor, ihm, der alle Zweifel über den Sinn des Gesetzes
gelöst hatte. Der erhabene Shuka sprach:
9. Den Schöpfer der Wesenschar, der durch die Erkenntnis der Zeiten
sicher war in seinem Tun, und die dem Brahmanen obliegende Pflicht, die
mögest du mir, o Herr, erklären.
Bhîshma (der Erzähler) sprach:
10. Ihm, dem fragenden Sohne, erklärte dieses alles der Vater;
der des Vergangenen und Zukünftigen Kundige, Allwissende, alle Pflichten
Kennende.
Vyâsa sprach:
11. Das anfanglose, endlose, ungeborene, göttliche, nicht alternde,
feste, unvergängliche, unerschließbare und unerkennbare Brahman
regte sich am Anfang.
12. Fünfzehn Nimesha's (etwa Terzen) machen eine Kâshthâ
(Sekunde), dreißig Kâshthâ's rechnet man auf eine Kalâ
(Minute); aus dreißig Kalâ's nebst dem zehnten Teile einer
Kalâ besteht der Muhûrta (Stunde),
13. Aus dreißig Muhûrta's bestehen Tag und Nacht, eine
von den Muni's überlieferte Zählung; der Monat gilt als bestehend
aus dreißig Tag-und-Nächten, das Jahr enthält zwölf
Monate.
14. Das Jahr aber besteht aus den beiden Sonnengängen, wie die
Zeitrechnungskenner lehren, dem Gang nach Süden und dem nach Norden.
15. Die Sonne teilt Tage und Nächte ein, die menschlichen und
die kosmischen; die Nacht dient zum Schlafe der Wesen, der Tag zur Tätigkeit
in Werken (vgl. Manu I, 65).
Ein Tag-und-Nacht der Väter ist ein Monat und zerfällt
ebenfalls in zwei Teile: die helle Monatshalfte ist der Tag und dient zur
Werktätigkeit, die dunkle, zum Schlafe dienend, ist die Nacht (umgekehrt
Manu I, 66 und Harivamsha 506).
Ein Tag-und-Nacht der Götter ist ein Jahr und zerfällt
ebenfalls in zwei Teile: der Nordwärtsgang der Sonne ist der Tag,
ihr Südwärtsgang ist die Nacht (vgl. Manu I, 67).
Die Tag-und-Nächte, welche als menschliche und kosmische
vorher erwähnt wurden (Vers 15), von diesen die Summe der Jahre zusammenzählend,
will ich dir erklären, was ein Tag-und-Nacht des Brahman ist.
Ich werde dir gesondert die Summen der Jahre der Reihe nach angeben,
wie sie im Weltalter Krtam, Tretâ, Dvâpara und Kali bestehen.
20. Viertausend Jahre, so heißt es, bilden das Weltalter Krtam,
ebensoviel Hunderte seine Morgendämmerung und ebensogroß ist
die Abenddämmerung (vgl. Manu I, 69 und Harivamsha 511).
Für die drei übrigen Weltalter, sowie für ihre
Morgendämmerungen und Abenddämmerungen werden die Tausende und
die Hunderte jedesmal um ein Viertel vermindert (vgl. Manu I, 70).
Diese Weltalter tragen die beständigen, ewigen Welten, und
von ihnen, o Freund, wissen die Brahmankenner, daß sie das ewige
Brahman sind.
23. In dem Weltalter Krtam ist die Gerechtigkeit vierfüßig
und vollständig und ebenso die Wahrheit; in diesem Zeitalter gibt
es keine Bereicherung durch Ungerechtigkeit, die von der Gerechtigkeit
abwiche (vgl. Manu I, 81).
In dem folgenden Weltalter wird die Gerechtigkeit infolge der
Bereicherung je um einen Puls verringert und die Ungerechtigkeit nimmt
durch Diebstahl, Unwahrheit und Trug zu (vgl; Manu I, 82).
Im Krtam sind die Menschen ohne Krankheiten, bringen alle ihre
Pläne zum Gelingen und leben vierhundert Jahre, in der Tretâ
und den folgenden Weltaltern nimmt ihre Lebensdauer je um ein Viertel ab
(vgl. Manu I, 83).
Auch das Studium des Veda nimmt den Weltaltern entsprechend ab,
so haben wir vernommen, und ebenso steht es mit der Lebensdauer, den Segenswünschen
und mit der Frucht, welche der Veda bringt (vgl. Manu I, 84).
Andere sind die Pflichten der Menschen im Weltalter Krtam und
andere in der Tretâ und im Dvâpara, und wieder andere sind
sie im Weltalter Kali, entsprechend der Verkürzung des Weltalters
(vgl. Manu I, 85).
Askese ist die höchste Aufgabe im Weltalter Krtam, in der
Tretâ ist die Erkenntnis das Oberste, Opfer im Dvâpara und
nur das Geben im Weltalter Kali (vgl. Manu I, 86).
Als diese zwölftausend Jahre umfassend wissen die Weisen
die Zeitdauer eines [göttlichen, vier menschliche Weltalter umfassenden,
vgl. Harivamca 515] Weltalters, und ein solches tausendmal verlaufend wird
ein Brahmantag genannt (vgl. Manu I, 73),
und die Nacht [des Brahman wissen sie] als ebensogroß.
Dieses Weltall war zu Anfang der Îshvara; nachdem er beim [vorhergehenden]
Weltuntergang in Meditation versunken und eingeschlafen war, gelangt er
am Ende [der Nacht] zum Erwachen (vgl. Manu I, 73 fg., Harivamsha 532 fg.).
Weil sie den Tag des Brahman wissen als tausend [göttliche]
Weltalter befassend und seine Nacht als nach tausend Weltaltern zu Ende
gehend, darum sind diese Menschen die [wahren] Kenner von Tag und Nacht.
Ist der Îshvara erwacht, so schafft er am Ende der Nacht
das unvergängliche Brahman wieder um und läßt aus ihm hervorgehen
die große Wesenheit [den Mahân] und aus ihm das zum Bereiche
des Entfalteten (vyaktam) gehörige Manas.
Adhyâya 232 (B. 233).
Vers 8510 – 8554 (E. 1 – 43).
Vyâsa sprach:
. Das glanzreiche, reine Brahman ist es, von dem diese ganze Welt herrührt,
aus diesem einen Wesen entspringt die zweifache Wesenheit, nämlich
das Unbewegliche und das Bewegliche.
. Am Anfange des Tages erwachend, schafft er [der Îshvara] vermöge
der Avidyâ (des Nichtwissens) die Welt, und zwar zu Anfang die große
Wesenheit [den Mahân] und alsbald das zum Bereiche des Entfalteten
(vyaktam) gehörige Manas.
. Und überhandnehmend hienieden schuf das Glanzreiche [Brahman]
sieben Manas-artige [die beiden genannten Mahân und Manas einbegriffen].
Nämlich das in die Ferne reichende, nach vielen Seiten gehende, Verlangen
und Zweifel als Wesen habende
. Manas entfaltet die Schöpfung, indem es vom Verlangen zu schaffen
getrieben wurde. Aus ihm entsteht der Äther (âkâsham),
als seine Qualität bezeichnet man den Ton (vgl. Manu I, 75 fg.);
aus dem Äther, indem er sich umwandelt, entsteht der alle
Düfte tragende, reine, mächtige Wind, als seine Qualität
gilt die Berührung.
Aus dem Winde sodann, indem er sich umwandelt, entsteht das glanzreiche,
leuchtende, reine Feuer, als seine Qualität wird die Sichtbarkeit
genannt.
Aus dem Feuer, sodann, indem es sich umwandelt, entsteht das
die Eigenschaft des Geschmacks besitzende Wasser; aus dem Wasser entspringt
der Geruch; nebst [seinem Element] der Erde gilt er als eine Schöpfung
aller [Vorhergehenden],
Die Qualitäten jedes vorhergehenden [Elements] gehen ein
in jedes nachfolgende, und die wievielte Stelle ein jedes einnimmt, soviele
Qualitäten werden ihm zugeschrieben.
Wenn einige, weil sie den Geruch schon in dem Wasser wahrnehmen,
diesem ihn zuschreiben, so ist das unzutreffend; nur in der Erde soll man
ihn wissen als ein Produkt aus Wasser und Wind.
Diese siebenfach vorhandenen Âtman's, obgleich sie jeder
einzelne mannigfache Kräfte hatten, vermochten nicht die Geschöpfe
zu schaffen, wenn sie nicht zu einem Ganzen sich vereinigten.
Da vereinigten sich die Hochherzigen, indem sie sich wechselseitig
aufeinander gründeten und so den Körper (sharîram) als
Grundlage (âshrayanam) erlangten; darum wird [das Ganze] Purusha
(Mensch) genannt.
Zum Körper wird es, weil dieser seine Grundlage ist [Wortspiel
zwischen sharîram und shrayanam], der gestalthafte, sechzehnwesenhafte;
in ihn gehen ein die großen Elemente mitsamt ihrer Funktion.
Er aber, der alle Geschöpfe erwählte, um in ihnen das
Tapas zu betreiben, wurde zum Anfangsschöpfer der Wesen; und ihn nennt
man Prajâpati.
Er also schafft die Wesen, die unbeweglichen und beweglichen;
darauf schafft er, der Gott Brahmán, die Götter, Rshi's,
Väter und Menschen,
die Welträume, Flüsse und Meere, die Weltgegenden,
Berge und Bäume, die Menschen, Kinnara's und Rakshas, die Vögel,
Haustiere, Waldtiere und Schlangen, das Unvergängliche und das Vergängliche,
beides, das Unbewegliche und das Bewegliche.
Und welche Werke irgendeiner von diesen vor seinem Geschaffenwerden
sich zugeeignet hatte, die werden ihm wieder zugeeignet, indem er immer
wieder neu geschaffen wird.
Lust zu schaden und Lust zu schonen, Milde und Härte, Gerechtigkeit
und Ungerechtigkeit, Wahrheit und Unwahrheit (Manu I, 29), das alles eignen
sie sich an, weil sie dazu vorausbestimmt sind, darum gefällt dem
einen dies, dem andern jenes.
18. Die Mannigfaltigkeit in den großen Elementen, den Sinnendingen
und Gestalten und ihre Verteilung unter den Wesen, — der Schöpfer
ist es, welcher alles dies verleiht.
Einige Menschen nun aber behaupten, daß die menschliche
Tat hei den Werken [das Wirkende] sei, andere Weise erklären das Schicksal,
und manche Naturgrübler erklären die Natur [für das Wirkende].
Die menschliche Tat, das Schicksal und das Hervorgehen der Frucht
von Natur aus, diese drei erscheinen dabei als gesondert, während
einige behaupten, daß unter ihnen kein Unterschied sei.
Es kann so sein und nicht so sein, oder beides nicht sein, oder
keines von beiden nicht sein, oder auch dieses nicht, so sprechen sich
über den Gegenstand aus die werktüchtigen, in der Wahrheit stehenden
Unparteiischen.
Die Askese (tapas mit C.} ist das Heil der Wesen, ihre Wurzel
Beruhigung und Bezähmung, durch sie erlangt man alle Wünsche,
die man im Herzen hegt.
Durch Tapas erlangt es der Schöpfer, daß er die gewordene
Welt geschaffen hat, und indem er zu ihr geworden ist, wird er der Herr
aller Geschöpfe.
Durch Tapas studierten die Rshi's die Veden Tag und Nacht,
und durch ebendasselbe ist die anfang- und endlose Wissenschaft als heilige
Rede geschaffen worden von dem, der durch sich selbst ist, [es folgt nur
in C.:] die von Anfang an aus dem Veda bestehende göttliche, aus der
alle Entwicklungen hervorgehen.
Die Namen der Rshi's und die in den Veden erwähnten
Schöpfungen, sowie Namen und Gestalten der Wesen und die Entwicklung
der Werke,
das alles schafft jener Îshvara am Anfang aus den Vedaworten,
und auch die Namen der Rshi's und die in den Veden erwähnten
Schöpfungen verleiht der Ungeborene am Ende der Weltnacht an andere
unter den Edelgeborenen.
27. In der Verschiedenheit der Namen, in der Askese und dem, was Werk
und Opfer genannt wird, bestehen, die Ziele der Welt; das Ziel des Âtman
aber wird in den Veden auf zehnerlei (vielerlei) Arten gelehrt.
Das Tiefsinnige, was in den Vedaworten ausgesprochen wurde von
denen, die den Veda geschaut hatten, das wird schließlich nach seiner
Bedeutung durch stufenweise zunehmende Hingebung erkannt.
Durch die Werke bedingt und mit den Gegensätzen behaftet
ist diese individuelle Existenz der Seele; diese läßt hinter
sich mit Kraft der Mensch, welcher durch die Erkenntnis das Ziel des Âtman
erreicht hat.
Zwei Brahman's muß der Mensch kennen, das Wortbrahman und
das höchste; wer im Wortbrahman bewandert ist, erreicht auch das höchste
Brahman (vgl. Maitr. Up. 6,22).
Das Opfer der Kshat riya's ist die Tötung, das Opfer
der Vaishya's die Darbringung, das Opfer der Shûdra's die Dienstleistung,
das Opfer der Zwiegeborenen ist Tapas.
Jedoch gilt diese Vorschrift der Opfer nur für das Tretâzeitalter,
nicht für das Zeitalter Krtam, im Dvâparazeitalter geraten die
Opfer in Verfall und ebenso im Zeitalter Kali.
Nicht gesonderte Satzungen habend sind die Menschen in betreff
des Rg-, Sâma- und Yajurveda, während sie die auf spezielle
Wünsche gerichteten Opfer als gesonderte ansehen, sowie vermöge
der asketischen Übungen das Tapas.
Aber in dem Tretâzeitalter geschah es, daß alle jene
hochkräftigen Dinge, welche geoffenbart worden waren als die Zügler
des Unbeweglichen und Beweglichen allerwärts,
daß diese im Tretâzeitalter verkürzt wurden,
nämlich die Veden, die Opfer, die Kasten und die Lebensstadien. Vermöge
der Beschränkung der Lebenszeit aber verfallen diese [noch mehr] im
Zeitalter Dvâpara,
und im Kalizeitalter vollends kommen die gesamten Veden nur noch
stellenweise zum Vorschein und schwinden hin mitsamt den Opfern, unterdrückt
durch die völlige Gesetzlosigkeit.
37. Was im Krtazeitalter Gesetz war, das ist nur noch zu finden als
bei den Brahmanen vorhanden, welche am Âtman, am Tapas und an der
Schriftoffenbarung festhalten.
Aber von Zeitalter zu Zeitalter werden entsprechend seinem Charakter
mitsamt den Zusammenhängen der Satzungen und Gelübde die durch
Überlieferung Überkommenen und in ihrem eigenen Gesetze begründeten
Vedareden entstellt.
Wie in der Regenzeit durch den Regen alle Geschöpfe immer
zahlreicher hervorgebracht werden, die beweglichen und unbeweglichen, so
wuchern die Unsitten von Zeitalter zu Zeitalter fort.
Wie in den verschiedenen Jahreszeiten die mannigfachen Attribute
derselben im Verlaufe als diese oder jene zum Vorschein kommen, so ist
es bei den Verrichtungen durch Brahman und [seinen Neuschöpfungen]:
So nämlich ist die anfanglose und endlose Mannigfaltigkeit
der Zeiten vorausbestimmt; dies ist dir schon vordem verkündet worden:
das Brahman erzeugt und verschlingt die Geschöpfe.
42. Das Brahman schafft und ist der Ort der Wesen, es wird angesehen
als die Zeit; sie aber entwickeln sich ihrer Natur gemäß, indem
sie vielfach den Gegensätzen unterworfen sind.
43. Schöpfung, Zeit, Opferwerke und Veden, der Schöpfer und
die Frucht der Pflichterfüllung — alles dieses ist erklärt worden,
mein Sohn, wonach du mich gefragt hast.
Adhyâya 233 (B. 234).
Vers 8555 – 8574 (B. 1 – 19).
Vyâsa sprach:
1. Nun will ich dir reden von der Absorption der Welt zu Anfang der
Weltnacht, nachdem der Tag dahin ist, und wie der Îshvara dieses
Weltall zu seinem eigenen, überaus feinem Selbste macht.
2. Es brennen dann am Himmel die Sonne und sieben, mit Spitzflammen
lohende Feuersgluten, und diese ganze Welt, von ihren Gluten erfüllt,
geht in Flammen auf.
3. Die Wesen, bewegliehe und unbewegliche, welche sich auf der Erde
befinden, diese gehen zunächst zugrunde und werden wieder zur Erde.
4. Wenn dann alles zugrunde geht, das Unbewegliche und das Bewegliche,
dann erscheint die Erde baumlos und graslos, wie der Rücken einer
Schildkröte.
5. Wenn dann das Wasser den Geruch, wiewohl er die Qualität der
Erde ist, in sich aufnimmt, dann ist die des Geruches beraubte Erde zum
Untergange reif.
6. Dann bestehen die wogenden, mächtig brausenden Wasser noch
fort, und indem sie diese ganze Welt erfüllen, stehen und gehen sie
hin und her.
7. Wenn dann weiter das Feuer die Qualität des Wassers [den Geschmack]
in sich aufnimmt, dann kommen die ihrer Qualitäten beraubten Wasser
in dem Feuer zur Ruhe.
8. Wenn dann die flammenden Gluten die in ihrer Mitte befindliche Sonne
umhüllen, dann geht der ganze von Gluten erfüllte Himmel in Flammen
auf.
9. Wenn dann der Wind die Sichtbarkeit, wiewohl sie die Qualität
des Feuers ist, in sich aufnimmt, dann kommt das Feuer zur Ruhe und der
große Wind durchbraust mächtig das All.
10. Indem dabei der Wind das Getöse, aus welchem sein Ursprung
war, sich zu eigen macht, durchbraust er nach unten, oben und in die Quere
alle zehn Himmelsgegenden.
11. Wenn dann der Äther die Berührung, wiewohl sie die Qualität
des Windes ist, verschlingt, dann kommt der Wind zur Ruhe und nur der tonerfüllte
Äther besteht noch.
Ohne Sichtbarkeit, ohne Geschmack und Berührung, ohne Geruch
und ohne Gestalt durchtönt die ganze Welt und besteht weiter der tonerfüllte
Äther.
Den Ton, obwohl er die Qualität des Äthers ist, [verschlingt]
das seiner Natur nach offenbarende Manas, den offenbaren Teil des Manas
verschlingt sein unoffenbarer, [so erfolgt] die Weltauflösung in Brahman.
14. Dieses Manas, indem es in seine Qualität [den Wunsch samkalpa]
eingeht, verschlingt der Mond, und während das Manas zur Ruhe kommt,
besteht es weiter in dem Monde.
15. Diesen Wunsch (samkalpa) bringt durch lange Zeit der Mond in seine
Gewalt; nämlich der Samkalpa verschlingt das Cittam (Manas), dieses
aber [das Cittam in Gestalt seiner Qualität des Samkalpa] wird verschlungen
von dem höchsten Bewußtsein;
16. das Bewußtsein wird verschlungen von der Zeit, die Zeit wieder
von der Kraft, wie die Schrift lehrt [Chând. Up. 7,8,1]; die Kraft
aber wird von der Zeit verschlungen und diese wiederum wird von dem Wissen
unterjocht.
Dann nimmt der Wissende den Ton des Äthers in sich auf,
und das ist dann das höchste Brahman, das ist das unübertreffliche
Ewige. So steht es mit allen Wesen, das Brahman ist ihre Auflösung;
18. wie es dir vollständig verkündet worden ist, so steht
es damit, daran ist kein Zweifel, wie die aus dem Wissen stammende Belehrung
geschaut wurde von den Yoghin's, die den höchsten Âtman besaßen.
19. So erfolgen immer wieder und wieder Weltausbreitung und Weltvernichtung
in der unoffenbaren Wesenheit des Brahman am Anfange der Tausende von Weltaltern,
aus denen beide bestehen, und so steht es mit dem Tage und der Nacht [des
Brahman].