Aitareya- & Kaushîtaki-Upanishad  des Rgveda
Chândogya-Upanishad : tat tvam asi & Kena-Upanishad  des Sâmaveda
Taittirîya- * Mahânârâyana- * Kâthaka- * Shvetâshvatara- * Maitrâyana-Upanishad
des schwarzen Yajurveda
Brhadâranyaka-Upanishad : Yâjñavalkya & Îshâ-Upanishad  des weißen Yajurveda
Mundaka- / Prashna- / Mândûkya-Upanishad & Gaudapâdas Kârikâ  des Atharvaveda

1. Im Meer ohn' Ufer, in des Weltalls Mitte,
Auf Himmels Rücken, größer als das Große,
Mit seinem Glanz durchdringend die Weltlichter, –
Weilt als Prajâpati im Mutterleib er.
 
2. In dem die Welt zergeht and sich entfaltet, ¹
Auf dem die Götter alle sind gegründet, ² –
Es ist das, was da war, und das, was sein wird,
Es ist im Laute in dem höchsten Raume, ² –
¹ Shvet.4,11.      ² Vgl. Rgv.1,164,39.

3 In den gehüllt den Raum mit Erd' und Himmel
Die Sonne überglüht mit Glanz und Funkeln, ³
Den selbst dem Meere ein die Dichter weben,
Und jener höchsten Silbe (Om) die Geschöpfe, –
³ Vgl. Taitt.Br.3,12,9,7.

4. Der der Welt Zeugung zeugte, der durch Wasser
Die Lebewesen säte auf der Erde
Und selbst einging in Pflanzen, Tier' und Menschen,
In unbewegte und bewegte Wesen, –
 
5. Kein Höherer ist als er und keinen Kleinern (Akkusativ),
Des Höchsten Höchstes und des Größten Großen (Akkusativ),
Eines, verhüllt, unendlicher Gestaltung
Als All, als altes, finsternis-entrücktes, –
 
6. Ihn feiern als das Recht, ihn als die Wahrheit,
Ihn weise Dichter als das höchste Brahman;
Opfer und Werk, was vielfach ward und noch wird,
Das alles trägt er als des Weltalls Nabe ⁴
⁴ Vgl. Rgv.1,164,13.

7. ⁵ Das ja ist Agni, ist Vâyu,
Das ist Sûrya und Candramas,
Ist rein, unsterblich, ist Brahman,
Die Wasser und Prajâpati.
⁵ Vâj.Samh.32,1.
 

8. Alle Zeitteile entsprangen
Aus dem Blitze, dem Purusha, ¹
Minuten, Stunden, Sekunden,
Tage und Nächte allzumal,
¹ Vâj. Samh. 32,2a. Zum Gedanken vgl. oben S.208, Anm.

9. Halbmonat, Monat, Jahreszeit,
Und Jahr seien ² ihm eingefügt!
Er melkt das Wasser aus beiden,
Dem Luftraum und dem Himmel dort.
² Der unerwartete Imperativ stammt aus Vâj.Samh.27,45.

10. Nicht in der Höhe noch Breite
Noch Mitte ist umspannbar er. ³
Nicht ist ein Oberherr dessen,
Der da heißt große Herrlichkeit ⁴
³ Vâj. Samh.32,2b.     ⁴ Vgl. Vâj.Samh.32,3.

11. ⁵ Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben,
Nicht sieht ihn irgendwer mit seinem Auge;
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet; –
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
⁵ Kâth.6,9. Shvet.4,20; vgl. Shvet.4,17. 3,13.

12. Aus Wassern und der Erde usw. ⁶
⁶ Das Uttaranârâyanam, nicht wiederholt, weil schon Taitt.Âr. 3,13 (= Vâj.Samh.31,17-22) vorgekommen. Siehe die Übersetzung Gesch.d.Phil.I,290.
Als goldner Keim usw., acht Verse. ⁷
⁷ Die ersten acht Verse des Hiranyagarbha-Liedes (Rgv.10,121,1-8), nicht wiederholt, weil schon Taitt.Samh.4,1,8 vorgekommen. Die Übersetzung Gesch.d.Phil.I,132.

13. ⁸ Er ist der Gott in allen Weltenräumen,
Vordem geboren und im Mutterleibe;
Er ward geboren, wird geboren werden,
Inwärts gewendet und allgegenwärtig.
⁸ Vâj.Samh.32,4, wo pratyañ janâs (lies janâns) statt des leichtern pratyañmukhas (so mit der Ath.Rez. zu lesen).

14. ⁹ Allseitig Auge und allseitig Antlitz,
Allseitig Hände und allseitig Fuß (lies vishvataspât),
⁹ Rgv. 10,81,3 (Gesch.d.Phil.I,136), bis auf einige schlechtern Lesarten.
  S.241
Biegt schaffend er mit Armen, biegt mit Flügeln
Zusammen Erd' und Himmel Gott, der Eine.
 

15. ¹ Der Vena schaut es, alle Wesen kennend,
In dem die ganze Welt ihr einzig Nest hat,
Einheits- und Ausgangspunkt der Welt, den Wesen
Allgegenwärtig ein- und angewoben.
 
16. Des Ew'gen kundig künde der Gandharva
Nun sein geheimnisvoll verborgnes Wesen,
Drei Viertel davon bleiben uns verborgen,
Wer diese weiß, wäre der Sonne (!) Vater.
 
17. Er, der verwandt uns, Vater und Vorseher,
Kennt die Wohnstätten und die Wesen alle,
Da wo die Götter, Ewigkeit erlangend,
Zum dritten Weltraume empor sich schwangen.
 
18. Mit eins umwandeln Himmel sie und Erde,
Umwandeln Welten, Pole und das Lichtreich;
Aufdeckte er der Weltordnung Gewebe,
Er schaute es und ward es in den Wesen
 
19. Umwandelnd alle Wesen, alle Welten,
Umwandelnd alle Gegenden und Pole,
Prajâpati, der Ordnung Erstgeborner,
Hat als das Selbst zum Selbste sich entwickelt.
¹ Vers 15-19 sind Vâj.Samh.32,v.8-10. 12. 11, mehr oder weniger entstellt (die Übersetzung Gesch.d.Phil.I,294).

20.² Vom wunderbaren Herrn des Throns,
Vom liebenswerten Indrafreund
Erbat als Gabe Weisheit ich.
² Rgv.1,18,6.
 
21. O Wesenkenner, flamme auf,
Wehr' ab von mir die Nirrti
Und führe Vieh für mich herbei,
Gib Leben mir und schaffe Raum!
 
22. Der Wesenkenner schäd'ge nicht
Uns Rind, Roß, Mann und was da lebt!
Nichts habend gegen mich komm her,
Agni, umdränge mich mit Glück!

Vers 23 – 34.     Gebete an verschiedene Götter.
Vers 36 – 62.     Gebete beim Baden.
Vers 63 – 68.     Sechs Mantra's zur Abwehr des Übels.

2. Die Mahâvyâhrti's (bhûr, bhuvah, svar) zu Sprüchen beim Opfer verwendet.
3. Dieselben in andrer Form, um reiche Nahrung zu erlangen.
4. Dieselben zur Pûjâ verwendet.
5. Mantra's zur Abwehr von Hindernissen beim Studium.
6. Mantra's beim Studium.

Bitte um Nichtvergessen des Gelernten.

Alle Tugend ist ihrem Wesen nach tapas (Askese).

Gerechtigkeit ist Tapas,
Wahrheit ist Tapas,
Studium ist Tapas,
beruhigtes Wesen ist Tapas,
Bezähmung ist Tapas,
Beruhigung ist Tapas,
Almosengeben ist Tapas,
Opfer ist Tapas;

Zwei paraenetische Gleichnisse: "Tue das Gute, meide das Böse!"

Sâyana's Erklärung, mit den nötigen Verbesserungen, lautet:
"yad", yadi, "huve (so statt yuve) huve", –
ha-kâro vyatyayena ya-kâra-sthâne pathitah, ata' eva kecid "yuve yuve" iti pathanti, –
yaumi yaumi, punah punah pâdam asidhârayâ mishrâmi, iti arthah,
tadânîm na aham (so statt tadânîm aham) "vihvadishyâmi" kartam vâ patishyâmi, –
aham, iti etam artham "ha" shabdo brûte;
la-kâra-sthâne vyatyayena da-kârah, –
asidhâ-vâyâm pâdasya drdhasparshe 'pâdachede (so ist zu trennen),
na aham vihvalito, vivasho bhavishyâmi;
drdhasparsha-abhâve tu adhovartini agâdhe garte patishyâmi.
"Wenn ich nur sicher trete, sicher trete,
d.h. immer wieder und wieder den Fuß auf die Schwertschneide aufsetze,
dann werde ich nicht "turkeln" oder in die Grube fallen,
d.h. wenn auf der Schwertschneide der Fuß fest auftritt und ohne daß der Fuß abgleitet,
so werde ich nicht taumeln, die Herrschaft über mich verlieren;
wenn aber das feste Auftreten fehlt, so werde ich in die unten befindliche tiefe Grube stürzen."
(Die Atharva-Rez. hat die Stelle verwischt.)

1. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes,
Wohnt er als Selbst im Herzen dem Geschöpf hier;
Den willensfreien Behaut man, fern von Kummer,
Durch Gottes Gnade als den Herrn, als Größe.
Der Spruch war in einer mehr theologischen (akratum, dhâtuh prasâdât, mahimânam îsham) und in einer mehr philosophischen Fassung (mit akratuh, dhâtu-prasâdât,. mahimânam âtmanas) im Umlauf. Erstere bietet unsre Stelle und Shvet.3,20, letztere (nach Shankara's Lesung) Kâth.2,20, woselbst man sehe.

2.Sieben Organe sind aus ihm, mit sieben
Flammen als Zungen und Brennhölzern sieben;
Und sieben Welten sind, in die sie schweifen
Aus ihrer Höhle, wo versteckt je sieben.
Mund.2,1,8 bietet den Vers mit bessern Lesarten. Die sieben Organe (Augen, Ohren, Nasenlöcher, Mund) sind sieben Flammenzungen, denen die entsprechenden Objekte als Brennhölzer, oder als ihre Welten, gegenüberstehen.

3  Aus ihm sind Weltmeere und alle Berge,
Aus ihm die Ströme rinnen allgestaltig,
Aus ihm sind alle Pflanzen, alle Säfte,
Weil er entsprang, als innres Selbst einwohnend.
Mund.2,1,9 (wo statt bhûtas besser bhûtais, wie auch die Atharva-Rez. hat).

4.Brahman unter Göttern, Genius unter Dichtern,
Rshi unter Priestern, Büffel unter Tieren,
Adler unter Geiern, Axt unter Waldesbäumen,
Geht er als Soma rauschend durch die Seihe.
Rgv.9,96,6, mit verändertem Sinn. Vielleicht das Vorbild von Bhag.G.10,21fg.
 
5. Die eine Ziege, rot und weiß und schwärzlich,
Wirft viele Junge, die ihr gleichgestaltet;
Der eine Bock in Liebesbrunst bespringt sie,
Der andre Bock verläßt sie, die genossen.
Dieser Vers, in welchem die Grundelemente der Sânkhyalehre (prakrtî, drei guna's, purusha) schon deutlich hervortreten, wird von Shankara (zu Brahmasûtra 1,4,8 – 10) nicht nach unsrer Stelle, sondern nach Shvet.4,5 zitiert.
 
6. Im Äther ist Sonnenschwan er, Vasu in der Luft,
Am Opferbette Hotar, auf der Schwelle Gast,
Er weilt in Mensch und Weite, im Gesetz, im Baum,
Entspringt aus Wassern, Rindern, Recht, Gebirg' als großes Recht.
Rgv.4,40,5. Mit dem Zusatze brhat zuerst Vâj.Samh.10,24. 12,14, und so, außer unsrer Stelle und Taitt.Âr.10,50,1, Kâth.5,2, Nrsinhap.3,1. Dem Sinne nach wie v.4: "Brahman ist das Edelste in allem".
 
7.4 Höher als welcher kein Geschöpf und nichts war,
Der eingegangen ist in alle Welten,
Der Wesenherr (prajâpati), eins worden mit den Wesen,
Durchdringt die drei Weltlichter sechzehnteilig.
Vaj.Samh.8,36 (verändert). Die Erklärung siehe Gesch.der Philosophie I, 191.

 Vers 8        =  Rgv.1,22,7
    "    9-10   =     "  5,82,4-6.
    "   11-13  =     "  1,90,6-8.
    "   14       =     "   2,3,11.
    "   15-18   =     "  4,58,1-4.

19. Der vor den Göttern schon war da zu Anfang,
Der Herr des Alls, Rudra, der große Weiße,
Der selbst entstehen sah Hiranyagarbha,
Der Gott begabe uns mit einem treuen Gedächtnis.
Shvet.3,4. 4,12 (verändert).

20. Höher als der nichts andres ist vorhanden,
Nichts Kleineres and nichts Größeres, was auch immer,
Als Baum im Himmel wurzelnd steht der Eine,
Der Purusha, der diese ganze Welt füllt.
Shvet.3,9 (wörtlich).

21. Nicht durch Werk, Kinder, Reichtum, – durch Entsagung (tyâga)
Unsterblichkeit von einzelnen erlangt ward.
Jenseits vom Himmel und in Herzens Tiefen,
Was dort erglänzt, darein gehn ein die Büßer.
Vgl. Kaivalya-Up.2-3.

22. Die der Vedântalehre Sinn ergriffen,
Entsagungsvoll, die Büßer, reinen Wesens,
In Brahman's Welt zur letzten Endzeit werden
Vom Unzerstörbaren ² erlöset alle.
Mund. 3,2,6. Kaivalya 3-4.     ² d.h. von der Prakrti, parâmrtât. Die Atharva-Rez. sowie die Parallelstellen haben parâmrtâh.

23. Das kleine übelfreie Haus des Höchsten,
Die Lotosblüte in der Leibstadt Mitte,
Darin ein kleiner Raum, ein kummerloser,
Was in dem ist, das hat man zu verehren.
Die Rückbeziehung dieses Verses auf Chând.8,1 ist wohl unzweifelhaft.

24. Der heil'ge Laut, mit dem anfängt
Der Veda, und mit dem er schließt,
Den überragt, wenn er hinschmilzt
In Prakrti, Maheshvara.
Bei der Meditation zergeht, wie die ganze übrige Welt, auch der Laut Om: a (Virât) schmilzt in u (Hiranyagarbha), u in m (Mûlaprakrti), m in der imaginären vierten Mora des Lautes Om, welche Maheshvara (Shiva) ist (Sâyana).

1. Den tausendhäupt'gen Gott [preis' ich],
Allaugigen ¹, allheilvollen,
Nârâyana, der All, Gott, Herr,
Das höchste Unvergängliche,
¹ Rgv.10,90,1; vishvaksha statt sahasrâksha, weil zu tausend Häuptern zweitausend Augen gehören würden. Aus demselben Bedenken ändert Atharvav.19,6,1 sahasrashîrsha in sahasrabâhu.
 
2. Höchsten des Alls, das All selber,
Ew'gen, Nârâyana, Hari;
Ja, Purusha ist dies Weltall ²,
Davon das All sein Leben hat.
² Vgl. Rgv.10,90,2: purusha' eva idam sarvam.
 
3. Des Alls Herrscher, Herrn des Âtman,
Ewig selig (fiva), unwandelbar,
Nârâyana, groß-erkennbar ³,
Allbeseelend und höchstes Ziel.
³ Nârâyana ist nicht der unerkennbare Urgrund, sondern dieser als höchstes Objekt der Erkenntnis, d.h. der Erstgeborne der Schöpfung, Hiranyagarbha. Vgl. mit mahâjñeya die buddhi = mahat der Sânkhya's.
 
4. Nârâyana ist das Licht jenseits ⁴,
Nârâyana das höchste Selbst,
Nârâyana das höchste Brahman,                             S.251
Die Wesenheit, der Höchste ist,
Nârâyana höchster Denker,
Als Denkobjekt ⁵ der höchste auch.
⁴ Anspielung auf das paro diva jyotis, Chând.3,13,7.
⁵ Die Scheidung in dhyâtar und dhyânam (Subjekt und Objekt) hat noch nicht in dem Urwesen, sondern erst in Nârâyana als Erstgebornem statt.

6. Alles was ist, das Weltganze,
Was sichtbar und was hörbar ist,
Dies alles außen und innen
Umfaßt ⁶, durchdringt ⁶ Nârâyana
⁶ vyâpya ist beides.
 
6. Unendlich, ewig, voll Weisheit,
Des Meers ⁷ Ende, allheilbringend;
Als Herz dem Lotoskelch ähnlich ⁸,
Dessen Spitze nach unten geht,
⁷ Nach Sâyana ist das Meer des Samsâra gemeint. Die Atharva-Rez. wie auch Mahâ-Up.3 (p.95) lesen samudra-itam.
⁸ Vgl. Chând.8,1,1; die Atharva-Rez. hat: "ein Hohlraum, lotoskelchähnlich".
 
7. Wohnt eine Spanne unter'm Hals,
Eine über dem Nabel er ⁹,
Wo er im Strahlenkranz leuchtet ¹⁰,
Des Weltalls großer Stützepunkt.
⁹ Ausdeutung des dashângulam, Rgv.10,90,1 (vgl. Gesch.d.Phil.1,159) Genauer ist eine vitasti = einem dvâdashângula (Amara,2,6,84).
¹⁰ Ausgemalt nach Brh.4,3,7: hrdi antarjyotih purushah; Kâth.4,13: jyotir iva adhûmakah.
 
8. Es hängt, von Adern umsponnen,
Herab, fast (ä) wie ein Blütenkelch,
Darinnen ein kleiner Hohlraum ¹¹,
In dem beruht das Weltenall.
¹¹ tasya ante sushiram sûkshmam, nach Chând.8,1: daharo' smin antar âkâshah.
 
9. Und in ihm flammt ein groß Feuer ¹²
Strahlend nach allen Seiten hin,
Das ißt zuerst und verteilt dann
Die Nahrung, weise, alternd nicht.                                 S.252
Seitwärts, nach oben und unten
Breiten sich seine Strahlen aus.
¹² Die nun folgende Schilderung des Herzensfeuers beruht auf einer Kombination von Brh.5,9,1 und Chând.3,13,7-8. Aus ersterer Stelle ist das Merkmal der Nahrungsassimilation, aus letzterer das der Körpererwärmung entnommen.

10. Den Leib, in dem es wohnt, wärmt es
Von der Fußsohle bis zum Haupt.
In der Mitt' eine Spitzflamme,
Atomhaft fein, nach oben strebt,
 
11. Glanzvoll wie mitten aus schwarzen
Wolken des Blitzes Linie,
Fein wie das Haar der Reis-Ähre,
Gelbglänzend, dem Atome gleich.
 
12. Inmitten dieser Spitzflamme
Die höchste Weltenseele thront ¹³,
Das ist Brahman, Shiva, Hari ¹⁴, Indra,
Der ewige, der höchste Herr.¹⁵
¹³ Die letzten acht Zeilen (10c-12b) werden zitiert Vâsudeva-Up.3,1-2.
¹⁴ Die Worte sa Harih sind metrisch überschüssig, fehlen in der Atharva-Rez. und werden nicht von Sâyana, wie die übrigen, erklärt. Sollten sie zu halten sein, so hätten wir hier vielleicht die älteste Stelle, in welcher der indische trimûrti, d.h. "der dreigestaltige" Gott (Brahmán, Vishnu, Shiva), vorkommt.
¹⁵ Zusatz der Atharva-Rez. in Prosa: "Nunmehr der Yoga: meine Zunge ist Süßes redend; ich bin nicht in der Zeit, sondern bin die Zeit selbst".

Als Recht, Wahrheit, höchstes Brahman,
Den schwarz-und-gelben Purusha,
Den keuschen, seltsamaugigen [rufe ich an]; –
Dem allgestalt'gen Ehre sei!

in dem sind diese Rc's, er ist der Liederkreis der Rc's (lies rcâm mandalam),
er ist die Stätte der Rc's.

das sind die Sâman's,
das ist die Stätte der Sâman's.

das sind die Yajus', er ist der Liederkreis der Yajus',
er ist die Stätte der Yajus'.

der als goldner Purusha dort in der Sonne ist.

¹ Vgl. über diese Vorstellung Gesch.d. Phil.I,133. 207. 210 fg.

15–18. Mantra's an Âditya (15) und Rudra (16 – 18).
19–22. Agnihotram, Abwehrsprüche; Mantra's an Erde und Wasser.
23–26. Mantra's zur Mittags-, Morgen- und Abend-Andacht.
27–29. Mantra's zum Prânâyâma (Regelung des Atmens).
30–38. Mantra's beim Essen als einem Opfer an Prâna (Prânâgnihotram).
39–42. Gebete um Erleuchtung.
43–47. Mantra's an Mahâdeva (Rudra).
48–50. Trisuparna-Mantra's zur Tilgung der Sünde als Hindernis des Erkennens.
51–61. Mantra's für elf Spenden zur Reinigung des Leibes, als Vorbereitung zur Erkenntnis des Brahman.

¹ Sie ist, wie Fichte sagen würde, "das versinnlichte Material der Pflicht".

13. [Und so dessen], der solches weiß.
 
So lautet die Upanishad.
 

² Nach Sâyana Âruni, Sohn des Prajâpati und der Suparnâ; besser wohl: der Sohn des Âruna Suparnâ (im Rgveda Bezeichnung der Sonne) und Nachkomme des Prajâpati.            S.256

2. "Durch die Wahrheit der Wind herweht,
Und die Sonne am Himmel glänzt,
Wahrheit der Rede Standort ist,
In der Wahrheit beruht das All.

3. Durch die Askese haben Götter anfangs
Gottsein erlangt, durch sie den Himmel Weise,

4. Durch die Bezähmung bezähmt, schüttelt man ab die Sünde,
Durch die Bezähmung gingen zum Himmel Brahmanschüler,

5. Durch Ruhe ruhig, wandelt man glückselig,
Durch Ruhe fanden Muni's auf den Himmel,

¹ Vgl. Rgv.10,107,7: dakshinâm varma krnute vijânan.

² Devayânah panthâh, hier nicht, wie sonst immer in den Upanishad's (Kaush.1,3. Chând.5, 3-10, vgl. 4,15,6. Brh.6,2. Mund.3,1,6), der Weg der Seele zu Brahman, sondern, wie öfter im Rgveda, der Weg des Agni zu den Göttern.

der Opfer und Somafeste [agnihotra-prâyanâ yajñâh, Taitt.Br.2,1,6,1],

³ Vgl. über dasselbe oben S.146.

¹ Vgl. Anuvâka 14, oben S.253. Die weiter folgende Verherrlichung des Brahman als des durch die Entsagung erreichten Zieles ist, wie es scheint, aus verschiedenartigen Reminiszenzen zusammengestoppelt. Daß Prajâpati der Redende ist, scheint dabei ganz vergessen zu werden.

² Dem Verfasser mochte wohl die Stufenfolge Chând.7 hier vorschweben.

³ Die Rückbeziehung des Folgenden auf Taitt.2 ist unzweifelhaft.

[als annamaya, prânamaya, manomaya, vijñânamaya, ânandamaya, Taitt.2]

⁴ Statt dieser Verse (es liegen hier überall zertrümmerte Verse zugrunde; hat die Atharva-Rez. den ebenfalls sehr schönen, nur hier nicht recht passenden Gedanken: jijñâsâsaktipûritam jârayishthâs, "was von Erkenntnisdrang erfüllt, laß welken!"

22. Dies, fürwahr, ist die große Upanishadlehre, ein Geheimnis der Götter.
23. Wer solches weiß, der erlangt die Majestät des (Gottes) Brahmán,
durch dieses die Majestät des (Gottes) Brahmán.
 
24. So lautet die Upanishad."
 

sein Glaube die Gattin,
sein Leib das Brennholz,
seine Brust das Opferbett,
seine Haare die Opferstreu,
der Opferbesen sein Haarbusch,
sein Herz der Opferpfosten,
seine Liebe das Opferschmalz,
sein Eifer das Opfertier,
seine Askese das Feuer,
seine Bezähmung der Schlächter,
.... der Opferlohn,
seine Rede der Hotar,
sein Odem der Udgâtar,
sein Auge der Adhvaryu,
sein Manas der Brahmán,
sein Ohr der Agnîdh.

oder geistig vom Lehrer, Atharvav.11,5,3, Gesch.d.Phil.I,279],

¹ upasada als masc wie Chând.3,17,2, woher mit der Form auch der Gedanke stammen mag.

² Eine Opferfeier, bei welcher man (vielleicht nnr symbolisch) seine ganze Habe an die Brahmanen schenkte. Ein Beispiel bietet der Eingang der Kâthaka-Upanishad.

der geht ein zu der Majestät der Götter und gelangt zur Gemeinschaft mit der Sonne;

der geht ein zu der Majestät der Väter und erlangt mit dem Monde Gemeinschaft und gleiche Welt.

Aitareya- & Kaushîtaki-Upanishad  des Rgveda
Chândogya-Upanishad : tat tvam asi & Kena-Upanishad  des Sâmaveda
Taittirîya- * Mahânârâyana- * Kâthaka- * Shvetâshvatara- * Maitrâyana-Upanishad
des schwarzen Yajurveda
Brhadâranyaka-Upanishad : Yâjñavalkya & Îshâ-Upanishad  des weißen Yajurveda
Mundaka- / Prashna- / Mândûkya-Upanishad & Gaudapâdas Kârikâ  des Atharvaveda