70.
J 88 Meister, nu lâ daz âne haz: Altissimus gewaltic in dem trône saz; diu muoter sîn, der trôn ist wol gezieret: Daz golt der rîcheit ist gelîch, daz helfenbein der reinen magt von himelrîch; die lewen zwelfe die zwelf boten tieret. Zer zeswen hant ist Gabriêl, ein lewe stark, zer linken Jôhannes der evangelist; Simeôn und Jôseph, die umbeviengen Krist, die arme sint: lâ dîn gemüete sinken. |
70. Wolfram
Verschone, Meister, mich dein Haß: Altissimus gewaltig in dem Throne saß; Seine Mutter auch, der Thron, ist hoch zu preisen. Seiner Allmacht gleicht des Goldes Schein; Der reinen Magd vom Himmelreich das Helfenbein; Zwölf Löwen auf die zwölf Apostel weisen. Zur rechten Hand steht Gabriel, ein starker Leu, zur linken Johannes der Evangelist. Simeon und Jesoph, sie umfiengen Christ, Das sind die Arme: laß den Muth nur sinken. |
72.
J 95, K 666 a2 Under dem boume lît ein tier, daz heizet wol von rehter art Alistenier: ezu nimt niht war des abezes, des da rîset, Ez velt diu sunne und ouch der wint. ez lesent anders harte wîsin Gotes kint; daz tuont si wol als in ir meister wîset, Der obene ûf dem boume stât unt brichet an dem zwîge. swer mir nu rætet disen stam, vor sînem lewen munde wil ich sîn ein lam: ich teil im, daz ich im zuo rehte swîge. |
72. Klinschor
Unter dem Baume liegt ein Thier, Das heißt mit Recht nach seiner Art Alistenier: Es achtet nicht das Obst, das niedersinket, Ob Sonn es löst, ob Windeswehn. Nur weise Gotteskinder es zu lesen gehn, Wie ihnen dort ihr hoher Meister winket, Der oben auf dem Baume steht und Früchte bricht vom Zweige: Wer mir nun rathen kann den Stamm, Vor seinem Löwenmunde will ich sein ein Lamm, Da ich, wo Er will reden, billig schweige. |
73.
J 98 Der garte dast diu Kristenheit, der edele boum daz ist daz vrône kriuze breit, wît und hôh; sô hât ez gar bevangen Den himel und der helle grunt, dâ der leide tiubel wachet manege stunt; al dâ er lît, dâ muoz in dicke erlangen. Swer mit Gote wilgenesen, der neme an sich daz bilde und vüer daz kreuze an sîner hant: er ist behuot, al quæme er (ot) in tûsent lant; er ist gewis, der tiubel wirt im wilde. |
73. Wolfram
Der Garten ist die Christenheit, Der edle Baum das heilge Kreuz; das mag so breit, So hoch und weit die ganze Welt beschließen, Den Himmel und der Hölle Grund, Wo der leide Teufel aussinnt manchen Fund; Denn wo er liegt, da mag ihn wohl verdireßen. Wer mit Gott gedeihen will, das Bild erwähl er gerne, Führe das Kreuz an seiner Hand: Er ist behütet, käm er weit in fremdes Land, Und sei gewiss, der Teufel bleibt ihm ferne. |
74.
J 97 Nu grîfe ich an die este breit, der daz edele kriuze in al die werlde treit in maneger hant: swer sich dâ mite decket, Der ist behuot naht und tac und ist dem leiden tiubel gar ein swertes slac: sîn kranker sin der wirt dâ von erschrecket. Des kriuzes kraft erlœset hât die îrâhelischen geste: diu wurzel durch die helle wuot und nam dar ûz daz reine himelische guot: dâ von zerbrach diu leide helle veste. |
74. Wolfram
Nun greif ich an die Aeste breit, Die trägt das edle Kreuz in all die Welt so weit, In mancher Hand: wer sich damit will decken, Der ist beschirmt so Nacht als Tag: Der ist dem leide Teufel gar ein Schwertesschlag, Sein kranker Sinn, der muß davon erschrecken. Erlöset at des Kreuzes Kraft die Israelschen Gäste; Seine Wurzel drang zur Höllenglut Und nahm daraus hervor das reine Himmelsgut: Davon zerbrach die leide Höllenveste. |
76. Klingsôr
M 58, J 90, L 20 Der meister wênic ist bekannt, den ez sî kunt, wan einer, derst in Kriechenlant, der ander in der Babilônien rîche; In Ungerlant, dân ist ir niht, wan ich bin hie; daz herze mir gein Pârîs giht, dâ sî ein meister, der sich mir gelîche; Des boten ich zuos wirtes maget mit worten hân gebunden: fünf tage muoz er dâ betagen. der lêrt si manege wîsheit singen und sagen: sô vert er hin, sô hât siz überwunden. |
76. Klingsor
Der Meister sind nicht viel bekannt, Die davon wüsten: Einer ist in Griechenland, Der andre in der Babylonier Reiche. In Ungarn ist ein Solcher nicht, Denn ich bin hier; mein Herz blickt gen Paris und spricht, Da sei ein Meister, der sich mir vergleiche. Des Boten zu des Wirthes Magd mein Zauber hat gebunden, Da bleibt er bis zum fünften Tage Und lehrt sie, daß sie manche Weisheit sing und sage; Dann fährt er hin, sie hat es überwunden. |
77. Eschelbach
M 59, J 91, L 21 Dô sprach der edel fürste wert: daz wil ich selbe schowen: bringent uns diu pfert; ich mac dekeines boten grumbe erbîten. Ist sinnic wol des wirtes maget, swaz mir der Klinsôr iemer wunders danne gesaget, dar wider wil ich niemer wort gestrîten, Diu fürstin sprach: Ich wil ouch dar: hân wir die gemelîche gar an des wirtes magt verlorn, des muoz mir ûf den Klinsôr lange wesen zorn. si gienc hin abe mit vrowen tugende rîche. |
77. Erzählung
Da sprach der edle Landgraf hehr: Das will ich selber schauen: bringt uns Pferde her; Ich mag darum auf keinen Boten passen. Ward sinnig schon des Wirthes Magd, Was dann der Klingsor Wunderliches singt und sagt, Das will ich immer unbestritten laßen. Die Fürstin sprach: Auch ich will hin; wenn wir den Possen schauen Nicht dürfen an des Wirthes Magd, Der Klingsor wird noch lange drum von mir verklagt. Sie gieng hinab mit andern schönen Frauen. |
78. Klingsôr
M 60, J 92, L 22 Nu merket wârheit unde sin, daz ich von hôher künste ein meister pfaffe bin ûz zwênzec künicrîchen her gepferret. Nu tuot ein leige mir bekannt solhe kunst, den ich hie suoche in Dürenge lant, daz sîn bescheiden mîne vrâge derret. Ich wolt ir aller sinnes wâc mit mîner kunst erschepfen; ich sach doch einen sigelôs, der den buckelære für den schilt erkôs, swie doch sîn swert gar hôhe kund kepfen. |
78. Klingsor
Nun merkt ihr Wahrheit wohl mit Sinn, Daß ich von hoher Kunst ein Meisterpfaffe bin Aus zwanzig Königreichen her verschlagen. Nun macht mir solche Kunst bekannt Ein Laie, den ich such in der Thüringer Land, Daß sein Bescheiden dörren muß mein Fragen; Erschöpfen möchte meine Kunst der Andern Wißen alle; Auch sah ich Einen hier verloren, Der den Buckler hatte statt des Schilds erkoren, Wie hoch sein Schwert zuvor sich schwang mit Schalle. |
79. Klingsôr
M 62, J 93, L 23 Heinrich vo Ofterdingen hât den schilt an mir; swer mit dem buckelære stât, der mac doch eine schanze wol versehe. Der Schrîber und her Biterolf, die sæhen lieber bî in einen wilden wolf: sô ist her Walther in der selben spehe. Wolfram von Eschenbach, der ist ir aller buckelære; der schirmet wol für swertes snite: sô weiz ich kunst, dâ fliegent rüetelîne mite und ist ir smalen schirme gar ze swære. |
79. Klingsor
Heinrich von Osterdingen reckt Den Schild an mir; wer mit dem Buckler sich bedeckt, Der mag sich wohl gelegentlich versehen. Der Schreiber und Herr Biterolf, Die sähen lieber bei sich einen wilden Wolf; Nicht anders scheints Herrn Walthern zu ergehen. Wolfram von Eschenbach, der ward zum Buckler angenommen: Der schirmt sie wohl vor Schwertesschnitt; Doch weiß ich Kunst, da fahren kleine Bolzen mit: Da kann so schmaler Schirm nur wenig frommen. |
80. Von Eschelbach
M 63, J 94, L 28 Swer wirfet rüetelîne scharf ûz künste schilde, alsam der Klinsôr zuo mir warf, und ich des unverschrôten vor im blîbe, Sô daz mîn sin in kreize stât, mîn ûf geworfen kunst mit suoche gegen im gât, – ob ich in einen fuoz dar hinder trîbe, Mac daz von leigen kunst geschehen, des hât ein pfaffe schande: ich wilz dur tiutsche priester lân; mîn sin was hôh in sprüngen, der muoz lîse gân durch daz manz iht verneme in Ungerlande. |
80. Wolfram
Wer kleine Bolzen schleudert scharf Aus seinem Kunstschild, wie der Klingsor zu mir warf, So daß ich unverschroten von ihm bleibe, Und noch mein Sinn hier steht im Kreiß, Im Angriff zeigt ihm meine Kunst noch solchen Preis, Daß ich ihn fußbreit wohl zurücke treibe. Wenn das von Laienkunst geschieht, des hat ein Pfaffe Schande; Um deutsche Priester meid ichs noch. Mein Sinn war hoch im Sprunge, leise geh er doch, Daß man es nicht erfahr im Ungerlande. |
81. Eschelbach
M 57, J 112, L 27 ... ... Altissimus Luciferum geworht hât ûz vier winden: er gab im Aquilônes art mê danne dekeines, dâ von er hôhvertic wart. hœr Klinsôr, ob ich kann diu wunder vinden. |
81. Eschenbach
... ... Der Höchste hat den Lucifer erschaffen aus vier Winden. Er gab von Aquilonis Art Ihm aber mehr: so kams, daß er hochfährtig ward. Herr Klingsor seht, so kann ich Wunder finden. |
83.
J 100, L 24, K 689 b Feliciâ, Sibillen kint, und Jûnô, die mit Artûs in dem berge sint, die habent vleisch sam wir und ouch gebeine. Die vrâgt ich wie der küninc lebe, Artûs, und wer der masenîe spîse gebe, wer ir dâ pflege mit dem tranke reine, Harnasch, kleider und ros? si lebent noch in vreche. die gotin bringe her vür dich, daz si dich berihte sam si tete mich, daz dir iht hôher meister kunst gebreche. |
83. Wolfram
Felicia, Sibyllä Kind, Und Juno, die mit Artus in dem Berge sind, Die haben Fleisch wie wir und auch Gebeine. Die fragt ich, wie der König lebe, Artus, und wer der Massenie die Speise gebe, Wer sie da pflege mit dem süßen Weine, Mit Rossen, Harnisch und Gewand? Sie leben sonder Schwächen. Die Göttin bringe her vor dich, Daß sie auch dich bescheide; sie beschied schon mich; Sonst muß dir hoher Meisterkunst gebrechen. |
84.
M 101, L 25 Feliciâ ist noch ein maget, bî derselben wirde hât si mir gesaget, dazs einen abbet in dem berge sæhe, Des namen hât si mir genant; tæte ich iu sam, er wære in allen wol bekannt: der schreip mit sîner hant vil gar die spæhe Wie Artûs in dem berge lebe und sîne helde mære, der si mir hundert hât genant, die er mit im vuorte von Britanien lant, die sint dekeinem vilân sagebære. |
84. Wolfram
Felicia verblieb noch Magd, Bei derselben Würde hat sie mir gesagt, Sie hätten einen Abt im Bergesschooße: Seinen Namen hat sie mir genannt, Thät ich es auch, er wär euch allen wohl bekannt: Der schrieb es auf, das Kleine wie das Große, Wie Artus lebe dort im Berg mit seinen kühnen Helden, Deren sie mir hundert hat genannt, Die er mitgebracht hat aus Britanienland: Die laßen keinem Bauern sich vermelden. |
85.
L 26 Artûs hât kempfen ûz gesant, sît er von dieser welte schiet, in Kristen lant. Hôrt, wie die selben botshaft eine glocke Wol über tûsent raste warp, dâ von ein hôher grêve sît in kampfe starp. Hôrt, ob sîn übermuot zuo valsche in locke. Hôrt, wie ez umbe die glocken stât: Artûses klingesære, die muosten lân ir künste schal, diu selbe glocke in allen durh i ôren hal. des wart diu massenîe an freuden lære. |
85. Wolfram
Artus hat Kämpfen ausgesandt, Seit er von dieser Erde schied, in Christenland. Hört, wie dieselbe Botschaft eine Glocke Wohl über tausend Meilen warb, Wodurch ein hoher Graf seitdem im Kampfe starb; Hört wie ihn Uebermuth zu Falschheit locke, Und wie es um die Glocke steht: Artusens Spielleut alle, Verstummten, sonst der Künste voll, Als die Glocke nun in ihre Ohren scholl: Des Hofgesindes Freude kam zu Falle. |
86 (vgl. 81). Eschelbach
M 57, J 102, L 27 Sibillen kint Feliciâ und Jûnô, die sint beide mit Artûse dâ: daz hât mir Sante Brandan wol bediutet. Der Klinsôr tuot uns niht bekannt wer sî kempfe, den Artûs hete ûz gesant; ern saget ouch niender wer die golcken liutet. |
86. Wolfram
Sibyllä Kind, Felicia, Und Juno, die sind beide mit Artusen da Wie St. Brandan mir wahrhaft hat bedeutet. Der Klingsor macht uns nicht bekannt, Welchen Kämpfen Artus hab hinausgesandt; Er sagt auch nimmer wer die Glocke läutet. |
87.
L 29 Der Dürengen fürste sunder baz sprach: wilt uns diu mære künden fürebaz? wir müezen nâch den frowen allen senden. Kanst uns mit singen tuon bekant, Wie Loherangrîn von Artûs wart ûz gesant, Dâ von liez wir uns alle nœte wenden; Al die wîle daz wir iuch miteinander nit vereinbere. Klingsôr sprach: mirst zornes buoz: von Dürengen herre, ob ichz mit hulden sprechen muoz, sô hôrt ich selbe singen nie so gerne. |
87. Erzählung
Da sprach der Landgraf sonder Haß; Sprich, willst du uns die Märe sagen noch fürbaß? Wir wollen nach den Frauen allen senden. Machst du mit Singen uns bekannt, Wie Lohengrin von Artus ward hinausgesandt, Das möchte wohl uns alle Sorgen wenden, Da ich euch miteinander doch nicht zu versöhnen lerne. Klingsor sprach: Es ist so scharf, Herr, nicht mein Zorn: wenn ichs mit Hulden sprechen darf, So hört ich selber singen nie so gerne. |
88. Eschelbach
L 30, M 61 Diu lantgrævinne quam aldar ze Wartperc ûf den palas; sô wart man gewar bî ir wol vierzec frowen oder mêre, Der ahte hôhgrævinne sint, von Abenberc des edelen hôhgeborniu kint; diu fürstin zôch si für sich dur ir êre, Wan ez was in ir selber hûs, daz stuont ir wol ze prîse. nu siht man den von Eschenbach als man Horanden vor der künegin Hilten sach. der Klingsôr sprach: nu singent, meister wîse! |
88. Erzählung
Die Landgräfin kam auch fürwahr Zu Wartburg auf denSaal: da wurde man gewahr Bei ihr wohl vierzig Frauen oder mehre. Darunter Töchter zweimal vier Von Abenberg des hochgebornen Herren, hier Erzog sie sich die Fürstin, ihr zur Ehre. Es war in ihrem eignen Haus: man must es an ihr preisen. Da stand der Eschenbacher da Wie man Horanden vor der Köngin Hilde sah. Der Klingsor sprach: Nun singet, Meister weise. |
90.
J 67 Der jeger zuo einem walde wît quam, von 1im hunde wart ein vart aldâ beschrît: er vant ein tier, daz muoste in schricke erwarmen. Ein effin sach er vo im gê: sîme leitehunde er liez des seiles mê; si truoc ir kinder zwei an beiden armen. Daz leide kint si ab ir wolde werfen von dem schalle: umb ir kele ez sich verklam. si mohte ez niht gelâzen, doch si im wære gram; daz liebe kint vor müede ir muoste entvalle. |
90. Wolfram
Der Jäger in dem weiten Wald Sah eine Spur von seinem Hund beschrien alsbald Und fand ein Ther: vor Schreck must es erwarmen. Eine Aeffin liefvor ihm in Eil: Da ließ er seinem Leithund schießen gleich das Seil; Sie trug der Kinder zwei auf beiden Armen. Hin würfe sie das leide Kind gern bei des Hornes Schalle; Doch fest am Hals ihr hielt sich das: Sie konnt es nicht entlaßen, trug sie ihm auch Haß; Das liebe Kind vor Müde ließ sie fallen. |
91.
J 68 Diz tier sîn leben hie verzert; diz leide kint mit eime wunder danne vert, daz hunt noch jeger ez nie erfrîfen kunde: Sine heten nâch im decheine gir. diz leide kint und ouch diu wunder nenne mir, sint du ehte zungen hâst in einem munde, Vor der Dürenge herren hie, des tugent ist überglîche swaz vürsten mac ûf erden leben; Heinrich von Ofterdinge wolt im guten geben und singet valsch ûf den von Ôsterrîche. |
91. Wolfram
Dieß Thier sein Leben hier verzehrt; Das leide Kind pfeilschnell mit hm von dannen fährt, Nicht fangen kanns der Jäger mit dem Hunde; Auch trugen sie des nicht Begier. Das leide Kind und all die Wnder deute mir, Da du acht Zungen trägst in deinem Munde, Vor Thüringer Herren, dem sich Niemand mag vergleichen, Wie viel auf Erden Fürsten leben. Der Ofterdinger wollt ihm den Genoßen geben Und singet falsch auf Den aus Oesterreiche. |
92.
J 69 Swer den trachen jagen sol, hôher liste si bedürfen alle wol: er kann sich snœden jegeren balde leiden. Mir ist der muot vor zorn enprant: durch waz brâht ich dich, meister, her von Ungerlant wan disen hôhen vürsten durch bescheiden? Vünf hunde habent mich vürgenomen und dunken sich in vreche: und wîkestu von irme spor, summer Got! ich stên in sam ein trache vor und wil den bîl mit irme laster breche. |
92. Ofterdingen
Wer den Drachen jagen soll, Hoher Kunst dabei bedürfen mag er wohl: Der weiß sich schnöden Jägern zu verleiden. Mir ist der Muth vor Zorn entbrannt: Was bracht ich, Meister, dich hieher aus Ungerlant, Als diese hohen Fürsten zu bescheiden? Fünf Hunde stellen hier nach mir und brüsten sich in Freche: Und läßest Du sie ledig gehn, Helf Gott! Ich will vor ihnen wie ein Drache stehn Bis ich mit ihrer Schmach den Angriff breche. |
93.
J 70 Diz niuwe rich ich als ein ber: von Isenach Stemphel, du muost ouch aber her in dem gelîch als dir zuo muote wære, Do ich under dîme swerte sanc und mir in hoge Walther gap den gallen tranc. von Kebernbere getriuwe Linburgære, Künenges adel in vürsten art, noch hiute soltu kiese; der Beier herre hât gesaget, du sîst ein lewe muotes und vor schande ein maget: jage ûf daz reht, swer hie dar an verliese. |
93. Ofterdingen
Dieß Neue räch ich wie ein Bär: Stempfel von Eisenach, du must nun wieder her, Wie vor dem Jahr in gleichem Muthe heuer, Als ich unter deinem Schwerte sang Und mir im Honig Walther gab den Gallentrank. Von Kefernberg, Limburger, vielgetreuer! In Königsadel fürstenstamm, des Kieseramtes walte! Der Baierfürst hat jüngst gesagt, Du seist ein Löwe Muths, vor Schanden eine Magd: Jag auf das Recht, wer hier das Feld nicht halte. |
94.
J 71 Heinrich von Ofterdingen swîc: ich wil dir vinden schœne strâze und ebenen stîc, ob du mich dîner sache læzes walden, Sô daz wir gwinnen nimmer zorn zu Dürengen von dem landes herren hôch geborn und ouch des vürsten hulde wol behalten. Von Kunstenôpel Basiant enlæt mich niht verliesen: er kan bescheiden sunder bâc wie al die erden heldet ûf ein starker wâc; waz habet den wâc? hie muoz man meister kiesen. |
94. Klingsor
Heinrich von Ofterdingen schweig: Ich will dir finden schöne Straß und ebnen Steig, Wenn du mich deiner Sache läßest walten; Vermeiden wollen wir den Zorn Zu Thüringen des Landesherren hochgeborn: Wir mögen wohl des Fürsten Huld behalten. Von Konstenopel Basiant, auf den mag ich vertrauen: Er kann bescheiden unbesiegt, Wie all die Erd ein starker Strom da hebt und wiegt. Was hebt den Strom? Hier mag man Meister schauen. |
95.
J 72 Man tæte wandel an mir kunt, sagete ich dir niht, wer vuorte disen leite hunt. der jeger ist ein hôhiu crêatiure. Mîn eit muoz immer vor im stân, dêr an keinen dingen nie hât missetân; er warnet die menscheit, der vil gehiure, Und ist ein Gotes kempfe gar; swie er doch missevalle den tumben, er hât meister prîs. diz ist der jeger; ob du mirs hint volge gîs, sô sage ich dirz zuo diute vor in allen. |
95. Klingsor
Man hätte mich zu schelten Grund, Sagt ich dir nicht, wer führte diesen Leitehund: Der Jäger ist ein Wesen hoch und theuer. Mein Eid soll immer für ihn stehn, Daß er in keinem Stücke je sich hat versehn. Er warnt die Menschheit gern, und ist geheuer, Ein Kämpe Gottes wahrlich; ob er übel gleich gefalle Den Thoren, ihm gebührt doch Preis. Das ist der Jäger: räumst du mir nicht ein, so seis, So sag ich dir es deutlicher vor Allen. |
96.
J 73 Von Dürengen hôher vürste rîch, lewe unde adelar, ist dirz niht merkelîch, ez wirt von grunde dir von mir bescheinet. Der jeger ist der tôt benant: er vüeret maneger slahte siuche an sîner hant; diz ist der hunt, den Wolveram dâ meinet. Er hetzet mit der siuche dich, daz du die sünde zelles mit bîchte, daz nimt er vür guot. durch bezzerunge er dise hôhen warne tuot und hilfet dan dem hunde, daz dus velles. |
96. Klingsor
Thüringens hoher Landgraf werth, Du Leu und Adler, hast du dirs nicht schon erklärt, So will ich dir es deuten aus dem Grunde. Der Jäger ist der Tod genannt, Er führt der Seuchen mancherlei an seiner Hand: Deren eine meinte Wolfram mit dem Hunde. Er hetzt dich mit der Seuche bis du alle Sünd ertränkest Mit Beichte: das nimmt er für gut. Die hohe Warnung er zu deiner Beßrung thut; Sonst hülf er deinem Hunde, daß du sänkest. |
97.
J 74 Natiure tuot der sêle leit: man unde vrouwe, dîne hôhen menscheheit kan si mit sturme in viur der helle schicke. Man vindet etelîche diet, als mich von Babilônie Savelôn beschiet, die mit ir selbs natiure kempfen dicke. Natiure hilfet rechen an dir dem tiubel sînen anden. ich lêr dich waz du deckes vür: schame unde sinne, hôhe menschelîche kür: daz nert dich, ob duz hâs, vor helle banden. |
97. Klingsor
Die Seele legt Natur in Bann: So Mann als Frauen, eure hohe Menschheit kann Sie wohl im Sturm in Höllenfeuer wehen. Man findet Leute, so beschied Mich Savelon von Babylon, die immer mit Der eigenen Natur den Kampf bestehen. Dem Teufel hilft Natur, an dir sein Zürnen zu vollbringen. Ich lehre dich was dich befreit: Scham und Sinn und hütende Besonnenheit: Das schützt dich, wenn dus hast, vor Höllenschlingen. |
98.
J 75 Getriuwer jeger, mir ist kunt, daz du eteslîchen warnes mê dan zehen stunt, und kanst den hunt wol von der vart gewinne. Swenn du daz tier wilt langer spar, du briches ab und suoches vil wol anderswar; sone kan dir weder junc noch alt entrinne. Du dienest einem argen man vil ofte in zornes wîse: swenn sich daz tier niht vinden lât und ouch zuo lanc in dînes hundes bîle stât, sô slêstuz Lucifere zeiner spîse. |
98. Klingsor
Getreuer Jäger, mir ist kund, Du warnest manchen mehr als zehen Mal; den Hund Von seiner Fährte weist du wohl zu ziehen. Wenn du das Thier noch schonen willt, So brichst du ab und suchest dir ein ander Wild: So mag dir weder Jung noch Alt entfliehen. Wohl dienst du manchem argen Mann in deiner zorngen Weise: Doch wenn das Wild dich nicht versteht Und allzulang in deines Hundes Angriff steht, So schlägst dus Lucifern zu seiner Speise. |
99.
J 76 Ei vürste, ichn hân dir niht geseit von denkinden beiden, die der affe treit: nu lâ dirz, herre, vürder baz verkünde. Der affe diutet manegen man: swenn in der tôt mit sînen hunden hetzet an, sô wurf er gerne von im hin die sünde. Daz leide kint enmac er niht gelâzen vor der liebe, die er zuo dem guoten hât: diz ist sîn trûte kint, daz in gar swache lât, und vert die sünde mit dem Gotes diebe. |
99. Klingsor
Ei Fürst, noch bliebs unangeregt Von den beiden Kindern, die der Affe trägt: Das laß dir, Herr, nun ferner noch verkünden. Der Affe zielt auf manchen Mann: Wenn ihn der Tod mit seinem Hunde hetzt, alsdann Wohl gerne würf er weit hinweg die Sünde. Doch mag er nun das leide Kind nicht laßen vor der Liebe, Mit der er fest am Gute hält. Das ist sein trautes Kind, das ihm nun doch entfällt, Wenn die Sünde hinfährt mit dem Gottesdiebe. |
100.
J 77 Nu seht diz bilde, mit dem vert daz leide kint, und ez von manegen vreuden zert diz wunder sult ir zuo der sêle glîche. Diz leide kintist sündic leben: Enheldestu niht buoze, die dir priester geben, sünde ist vervluochet von dem himelrîche. Got für die sünde erbarme gît, swer si mit riuwe suochet; si brâht in in die arebeit, daz er wart einer megede kint --- ... |
100. Klingsor
Nun seht dieß Bild, wie mit ihm fährt Das leide Kind und ihm so viel der Freuden wehrt. Dieß Wunder mag der Seele sich vergleichen. Das leide Kind ist Sündenleben: Hältst du die Buße nicht, die dir die Priester geben, Sünd ist verwiesen aus des Himmels Reichen. Gott giebt für Sünd Erbarmen dem, der sie mit Reue suchet. Sie bracht ihn in die große Noth, Daß er ward einer Jungfrau Kind, vom ewgem Tod Uns zu befreien; wir wären sonst verfluchet. |
101. Klingsôr
M 66 Ich lobe die menschelîche art, und meine die reinen maget, die Gotes muoter wart; nâch sîner art mac ich mich niht gepînen, Dan die er an der stunde nam, dô er dur uns zuo irme reinen lîbe kam. seht, sam der sunne dur daz glas kan schînen, Sus kam diu reine goteheit zuo sîner muoter lîbe; bin ich an pfaffen künste snel, sô schein er wider ûz ir dur daz ganze vel; ir was doch wê, ze helfe manegem wîbe. |
101. Klingsor
Gepriesen sei des Menschen Art, Gelobt die reine Magd, die Gottes Mutter ward! Nach seinem Wesen will ich mich nicht peinen, Da er die Art nun an sich nahm, Als er für uns zu ihrem reinen Leibe kam. Seht, wie die Sonne kann das Glas durchscheinen, So kam die reine Gottheit nun zu ihrer Mutter Leibe. Ward Pfaffenwißen mir vertraut, So schien er wieder aus ihr durch die ganze Haut. Sie trug doch Leid; das hilft nun manchem Weibe. |
102.
M 40 Ze pârîs guote schuole ich vant, zuo Constantinopel ist mir wol erkant der kern von kunst ûz meister pfaffen sinne; Ze Baldac ich ze schuole kam, wand ich ze Babilône hôhe kunst vernam; driu jâr ich diende in Machemetes minne. Der kunde mir daz herze wol von rehten sinnen wîsen; daz was der heidenschefte spot: rœmsce pfaffen, hœrent, wir hânt einen Got, er ist sîn kindes kint, den wir dâ prîsen. |
102. Klingsor
Gute Schule fand ich zu Paris, Zu Konstantinopel lernt ich überdieß Den Kern der Kunst aus Meisterpfaffen Sinne; Gen Baldag ich zur Schule kam, Weil ich von hoher Kunst zu Babylon vernahm; Drei Jahre dient' ich nach Machmetens Minne: Der konnte mir das Herz hinweg von rechten Sinnen weisen, Das war der Heidenschaft ein Spott. Römsche Pfaffen, hört, wir haben einen Gott: Er ist sein Kindeskind, den wir hier preisen! |
103. Klingsôr
M 43 Von Babilône Basiant, der mit sînen listen an den sternen vant, wie man ûz kupfer klârez golt gewinnet, Der ist ein blâfuoz ûf der vat: mîn hôhiu kunst im stîget für in valken art: nu hât uns einen leigen baz besinnet Der aller wunder hât gewalt, ein Got unwandelbære. gegen den erzeige ich solhen sin mit sange, ist daz ich einen tac bî lebenne bin: swer vindet grunt, der ist ein mer watære. |
103. Klingsor
Von Babylonien Basiant, Der mit seinen Künsten an den Sternen fand, Wie man aus Kupfer klares Gold gewinnet, Der ist ein Sperber nur im Flug: Ich überflog in Falkenart ihn hoch genug; Doch nun gab einem Laien weisre Sinne, Der aller Wunder hat Gewalt und Alles wohl berathen. Gegen den erweis ich solchen Sinn Mit Sang, wenn ich noch Einen Tag am Leben bin, Wer Grund erkennt, der kann das Meer durchwaten. |
104. Klingsôr
M 44 Wolfram, ich lâz dich niemer frî; nu sich dar zuo, wes kunst dar under bezzer sî: mîn kunst al dîne sinne muoz erschellen. Du muost ouch elliu mîniu zil, die gründe und ouch die hœhe varn, swar ich wil; Lêviathân und ander sîn gesellen, Die müezen mir ein goukelspil ûz dîner künste machen: semmir Jêsus, der megde kint, der uns erlôste, wir wæren anders alle blint: an dem gelouben kan mich nieman swachen. |
104. Klingsor
Wolfram, ich laße dich nicht frei: Nun sieh du selber, wessen Kunst die beßre sei: Mein Wißen soll dir gar den Sinn bemeistern. Meine Bahnen must du allzumal, In Höh und Tiefe fahren, ganz nach meiner Wahl; Leviathan mit allen seinen Geistern, Die sollen mir ein Gaukelspiel aus deinem Wißen machen. So helf Jesus, der Jungfrau Kind, Der uns erlöste, anders wären wir nun blind: Den Glauben halt ich fest vor allen Sachen. |
106. Eschelbach
M 46, J 83, L10 Sone hieze ich niender Wolferam, und kunde ich dîniu wilden wort niht machen zam; waz hulfe Sante Brandan mich, der wîse? Der in daz dinsternisse quam und er daz buoch von eines ohsen zungen nam? den ohsen ich dir zeinem esse prîse; Daz ander esse ist ein löwe, ob ich ez rehte merke; daz dritte ein ar, daz ist mir kunt; daz vierde ein mensche, ich rüere an dînes sêwes grunt, und schat doch Gote niht an sîner sterke. |
*106. Wolfram
So hieß' ich nicht mehr Wolferam, Macht' ich nicht leichtlich deine wilden Worte zahm. Was hülfe mir dann St. Brandan, der weise, Der in die Finsternisse kam, Bis er das Buch von eines Ochsen Zungen nahm? Im Ochsen ich dir eins der Asse weise; Ein Löwe ist das andre As, wenn ich das Rechte merke; Das dritt ein Aar, das ist mir kund, Das viert ein Mensch: so rühr ich deines Sinnes Grund Und schade Gott doch nicht an seiner Stärke. |
107. Klingsôr
M 48, L 11 Swer dich wil haben in leigen pfliht, Wolferam, der waltet guoter witze niht. die kunst von Astronmîe ist dir gemeine: Wiltu dichs gein mir niht enbarn, Nasiôn der tiufel muzoz ez mir ervarn noch bînaht, swenne er vindet dich alleine. Semmir Jesus, der megde kint, von Dôlet ich in bringe, ald ob er wære in Kriechen lant. er tuot mir alle sîne kunst von grunde erkant. nu hüete dich! mit im ich wol gedinge. |
*107. Klingsor
Wer dich für einen Laien hält, Dem ist noch di rechte Einsicht nicht gesell. Astronomie ist mit dir im Vereine. Machst du es mir nicht offenbar, Nasion der Teufel forscht es aus fürwahr Noch heute Nacht, so er dich trifft alleine. Von Toledo, bei der Jungfrau Sohn, will ich ihn heut noch bringen Oder wär er in der Griechen Land. Von Grund auf macht er mir dein Wißen all bekannt. Nun hüte dich; ich will wohl mit ihm dingen. |
108. Von Eschelbach
M 49, J 85, L 12 Ich Wolferam muoz mich bewegen swaz du und dîne tievel künste mügent gepflegen; die bringe uns her, wan ich al hie beziuge, Daz ich daz kwâter rehte vant. Aristôtiles, der sî mîn ziuc benant und Dâniêl, dâ mit ich niht entriuge. Urânias der nam daz buoch Brandan ûz sîner hende, dâvon ez kam in Schoten lant. ich fröite mich, daz ich die hôhen wirde vant: er zage, swer hie den rücke flühtic wende! |
*108. Wolfram
Ich Wolfram mag es ruhig schaun Was du und deine Teufel mögt für Zauber braun. Die bringe: hier erweis' ichs zur Genüge, Daß ich das Quater richtig fand. Aristoteles, der sei als Zeuge mir benannt Und Daniel, mit dem ich Niemand trüge. Uranias der nahm das Buch Brandan aus seinen Händen: So kam es in der Schotten Land. Ich freute mich als ich die hohe Weisheit fand: Die Memmen, die den Rücken flüchtig wenden! |
109. Klingsôr
M 50, J 86, L 13, K 686 d2 Du hâst Urânias genant, von dem Brandane helle und erde wart bekant, wâc unde waz die himel mugen bedecken. Ein engel gap dem wîsen man ein buoch, dâ von er manic herzeleit gewan. dô er die schrift gelas an einer ecken, Er zêh den engel und daz buoch gar trügehafter mære: vor zorne warf erz in die gluot. der engel sprach: 'sît diz dîu ungeloube tuot, du muost ez wider holn mit maneger swære.' |
*109. Klingsor
Du hast Uranias genannt, Durch den Brandanen Höll und Erde ward bekannt, Das Meer und was des Himmels Bogen decke Ein Engel gab dem weisen Mann Ein Buch, von dem er großes Herzeleid gewann. Als er der Schrift gelesen eine Strecke, Er zieh den Engel und das Buch der Lüge; in die Kohlen Warf ers vor Zorn, in heiße Glut. Der Engel sprach: "Da dieß dein Glaubensmangel thut, So must dus mit Beschwerden wiederholen." |
110 (Nasiôn)
M 51, L 14 Nu sage, hâstu meisterschaft, wie daz firmamentum mit vil hôher kraft gegen de plânêten allen müge gekriegen, Oder wie der pôlus Arcticus stêt, und der hôhe meisterstern Antarcticus? nu sage mir wâr, du kanst mich niht betriegen: Saturnus, swenne er ôstern stât, waz diutet uns sîn wunder? kanstu mir einez der gesagen, sô wil ich al mîn müejen gar gein dir verdagen, wand ich dirz allez hân genant besunder. |
*110. Nasion
Nun sage, hast du Meisterschaft, Wie das Firmament mit seiner hohen Kraft Entgegen den Planeten pflegt zu kriegen, Oder wie der Polus arcticus Und der hohe Meisterstern Antarcticus? Sag an fürwahr, du kannst mich nicht betriegen, Saturnus, wenn er östlich steht, was deutet uns sein Wunder? Kanns du mir sagen eins davon, So will ich schweigen wider dich von meinem Lohn; Die Fragen nannt ich alle dir jetzunder. |
111. Eschelbach
M 52, L 16 Mir ist niht kunt ir underscheit, daz du mich drumbe frâgest vil, daz ist mir leit. deiswâr, ich weiz niht rehte waz ir meinet. Ich enruoch wiez ôstern, western stât, wie ieglîch stern nâch sînem zirkel sunder gât: der si beschuof, der hât ir ganc vereinet. Plânêten kraft, der sterne louf, des firmamentum klingen, ich weiz, der alle dinc vermac, der hât gezirkelt beidiu naht und ouch den tac: daz mac ein drîe wol zeim esse bringen. |
*111. Wolfram
Nicht kenn ich ihren Unterschied: Daß du mich fragst darum, daran mir Leid geschieht; Fürwahr ich mag nicht wißen was ihr meinet. Mir ist gleich, was östlich, westlich steht, Wie jeder Stern für sich in seinem Cirkel geht: Der sie erschuf, hat ihren Gang vereinet. Planetenkraft, der Sterne Lauf, des Firmamentes Klingen, Ich weiß, der Alles kann und mag Hat sie gezirkelt so die Nacht als auch den Tag: Der mag die Dreie wohl zum Asse bringen. |
113. Wolfram
M 54, L 15 Umbe dîn müeje ist mir niht kunt, ich wolde ouch daz du wærest an des meres grunt, daz dich gesæhen niemer mê mîn ougen. An dem daz firmamentum stât unde des hant gar elliu dinc beslozzen hât, der schirme mich vor dir mit sînen tougen! Dîn komen ist mir unmâzen leit, daz ziuge ich an die hêren, diu den gebar, der si geschuof und lôste uns von der helle mit sînes tôdes ruof; Marîâ, maget, ruoch uns von sünden kêren! |
*113. Wolfram
Mir ist dein Mühen all nicht kund, Mir wär nicht leid, und lägst du an des Meeres Grund, Daß dich mein Auge nimmer wiedersähe. Der das Firmament hat hingestellt, Und dessen Hand die Dinge all beschloßen hält Der schirme mich vor dir durch seine Nähe. Dein Kommen ist mir höchlich leid, das zeuge mir die Hehre, Die den gebar, der sie erschuf Und löst' uns von der Hölle durch den Todesruf; Maria, hilf! daß wir von Sünden kehren! |