4. Von Oftertingen
M 4, J 4, W 4, K 742 c2 Wâ nu griezwarten? kampf ist komen! ich bin des kempfe ûz Ôsterrîch und kann die widerslege. zwêne meister hânt sich angenomen, daz nieman gegen in mege. Mit sange sôst ir vrâge scharf, swie doch ir eteslîchem volgen süeze sprüche mite. Reinmâr von Zweter, sît ich dîu bedarf, hœr zuo nâch triuwen site; Von Eschenbach der wîse sol der ander kieser wesen: sô sint wir beidenthalben wol gewaltes von in vrî. daz rechte helfe mir genesen: wan ez sich nie von im geschiet, der hât der namen dri. Her fürste, heizt sie kiesen ûf ir eit: wer tôdes gert, mir ist niht leit, wirt er mit voller wâge al hie gewert. |
4. Ofterdingen
Wo nun Grießwärtel? Kampf ist kommen! Der Kämpe Oestreichs steh ich hier und kann die Widerschläge. Zwei Meister rühmen sich so gar vollkommen, Daß sie Niemand zwingen möge. Im Angriff ist ihr Singen scharf, Wiewohl sie süße Sprüche drein zu weben wißen auch. Reinmar von Zweter, da ich dein bedarf, Herbei nach treuem Brauch! Von Eschenbach der weise soll der andre Kieser sein: So bleiben wir wohl vor Gewalt auf beiden Seiten frei. Nun helfe mir das Recht gedeihn: Von dem es sich noch niemals schied, der hat der Namen drei. Herr Fürst, nun heißt sie kiesen au den Eid! Wer Tod begehrt Mir ist nicht leid Wird er mit voller Wage des gewährt. |
5. Von Oftertingen
M 5, J 5, W 5, K 742 d2 Ir herren, hœrent mich ein teil: des fürsten tugent ûz Ôsterrîche die wil ich iu zeln. swenne er wol getuot, sô wirt er geil, Got kunde in selbe weln, Wand er dekeine wünne verbirt und doch nâch Gotes hulde vaste an dirre werlte strebet. ein krône im dort in himelrîche wirt; nâch priesters lêre er lebet. Wîp sint sînes herzen spil, den gît er senften gruoz: er êret alle megede dur die magt, diu Got gebar. den klagenden tuot er kumbers buoz: swaz wîser man erdenken kann, die tugent hât er gar. Er helt ouch gegen den vînden wol sîn zil; erst niht ein kint. swerz merken wil, gein im sint alle fürsten gar ein wint. |
5. Ofterdingen
Ihr Herren, wollt ihr hören mich, So will ich von des Oesterrichers Tugend euch erzählen: Vermag er wohlzuthun, so freut er sich. Gott selber möcht ihn wählen. Weltliche Freuden flieht er nicht, Da doch nach Gottes Huld sein Sinn auf Erden ringt und strebt. Im Himmelreich man ihm die Krone flicht; Nach Priesterlehr er lebt. Die Fraun sind seines Herzens Spiel, er grüßt sie jederzeit. Er ehrt die Frauen alle um die Magd, die Gott gbar. Verdrängten büßt er gern ihr Leid; Was weiser Sinn erdenken mag, die Tugend hat er gar. Er hält auch vor den Feinden wohl sein Ziel; Er ist kein Kind. Wer's merken will, Vor ihm sind alle Fürsten nur ein Wind. |
6. Der Schrîber
M 6, J 6, W 6, K 743 a Sîben fürsten sint des wert, daz in ein rœmisch künic ist ze welenne benant: die enkiesent niht wan des der edel gert, Herman von Dürengen lant. Ist danne der künec ze kurz, ze lanc, daz er dem rîche und al der werlt niht schaffet fröiden vil, ein Dürenge herre nimt imz sunder danc und setzet swen er wil. Daz sâhent ir an keiser Otten dâ von Brûneswîc, den schiet er von dem rîche und tete in maneger êren vrî. Heinrich von Ofterdingen swîc und miz ouch gein einander niht daz ungemezzen sî. Swelch leitehund unrehte vart wil jagen, des sît gemant, bî mînen tagen ein strâfe im wart von sînes meisters nam. |
6. Der Schreiber
Sieben Fürsten sind des werth, Den römischen König zu erwählen liegt in ihrer Hand: Die kiesen, Wen der Thüringer begehrt, Hermann ist er genannt. Ist der König ihm zu kurz, zu lang, Daß er dem Reich und all der Welt nicht schafft der Freuden viel, So nimmts ihm Hermann wieder frei und frank, Und ordnet Wen er will. An Kaiser Otto saht ihr das, genannt von Braunesweig: Den scied er von dem Reiche, daß er alle Ehren misst. Heinrich von Ofterdingen, schweig Und vergleiche miteinander nicht, was unvergleichbar ist. Ein Leithund, wenn er falsche Fährte spürt, Das ist bekannt, Und irre führt, So straft mit Recht ihn seines Meisters Hand. |
7. Von Oftertingen
M 7, J 7, W 7, K 743 b1 Her Schrîber, ir noch iuwer hant, ir mugt mîn meister niht gesîn als iuwer munt verjach. Reinmar von Zweter sî dar zuo benant und der von Eschenbach, Her Walter, den ich gester (gêren) sach swaz meister ist in tiutschen landen hie und andeswâ. ein krâ zuo einem edelen valken sprach her gugguc, sît ir dâ? Derselben krâ der hânt ir wol an mir getân gelîch, her Schrîber, dô ir von dme leitehunde kundent sagen. ich bin iu doch zuo künste rîch, des müezent ir in welfes wîs an widerverte jagen. Mîn tihten ist von meister künsten sleht, ich wil iuch wern, Ruoprecht mîn kneht muoz iuwer hâr gelîch den tôren schern. |
7. Ofterdingen
Herr Schreiber, ihr noch eure Hand, Sie mögen nicht mein Meister heißen euern Worten nach. Reinmar von Zweter sei dazu benannt Und der von Eschenbach, Herr Walther, der in Ehren war, Wieviel man guter Meister je in deutschen Landen sah. Zum Edelfalken sprach die Krähe gar: Herr Kuckuck, seid ihr da? Ihr thatet sicherlich an mir der frechen Krähe gleich, Herr Schreiber, da ihr euch vermaßt, vom Leithund mir zu sagen. Ich bin an Kunst euch doch zu reich, Drum müßt ihr wie ein junger Hund zurück die Fährte jagen. Mein Dichten ist der Meisterkunst gerecht; Ihr mögt's nicht wehren, Ruprecht mein Knecht Soll euer Haar nach Thorenweise scheren. |
8. Schrîber
M 8, J 8, W 8, K 743 b2 Nu wirt gesungen âne vride sint iuwer kneht mîn reidez hâr sol tôren glîche scher. her Walther, koment balde mit der wide, den hâher bringent her: So erzeige ich waz mîn kunst vermac: daz müezen an mir schowen beide vrowen unde man: swenne ich gesinge disen ganzen tac, alrêrst so heb ich an, Und wirt mir niemer kunt von Ôsterrich des fürsten gruoz. nu hœrt wie unser singen ist mit worten ûz geleit. von Îsenache Stempfel muoz ob unser beider houbet stân mit sîme swerte breit: Er rihte ab unser eime in roubes site; swems valles jehen, swer für den bite, dem müezen tûsent herzeleit geschehen. |
8. Der Schreiber
Nun werde friedlos unser Sang, Da euer Knecht mein krauses Haar soll scheren Thoren gleich. Herr Walther, kommt als Richter mit dem Strang, Den Henker bringt mit euch. So zeig ich was ich Kunst vermag: Das sollen an mir schauen bald als Zeugen Weib und Mann. Hab ich gesungen diesen ganzen Tag, So heb ich erst recht an, Und ernt ich auch von Oesterreich des werthen Fürsten Groll. Nun hört, ie unser singen hier mit Worten ist bewehrt. Stempfel von Eisenach, der soll Ob unser beider Haupte stehn mit seinem breiten Schwert. Wie einen Räuber soll er richten den, Der unterliegt; Die für ihn flehn, All Herzeleid sei denen zugefügt. |
9. Oftertingen
M 9, J 9, W 9, K 743 c1 Jâ von dem fuoze unz ûf den gebel lobt nu diu werlt gemeine den edelen helt ûz Ôsterrîch: gein im sint alle fürsten gar ein nebel, er ist dem sunnen glîch. Welt ir iu lâzen tuon bekannt wes pfliget der milte ûz Ôsterrîch? des wir sîn êre breit: swelhem edelen man er gît gewant, des wîp wirt ouch gekleit. Der frowen sendet erz zuo hûs von sîner milten hant, daz si mit êren sprechen mac 'diz gap der fürste rîch' her Schrîber, suochent elliu lant, wâ vint ir fürsten drî, die sînen tugenden sîn gelîch? Mîn meisterkunst gît in den vierden ouch iu rehte kür: ir tumber gouch, nu bringet hôher lop mit sange für. |
9. Ofterdingen
Vom Fuße bis zur Scheitel hin Lobt nun die Welt zumal den werthen Herrn von Oesterreich. Alle Fürsten sind ein Rebel gegen ihn: Er ist der Sonne gleich. Die Milde mach ich euch bekannt, Die der von Oestreich pflegt; davon ist seine Ehre breit. Welchem edeln Mann er giebt Gewand, Seinem Weib wird auch ein Kleid. Der Frauen schickt er es ins Haus mit seiner milden Hand, Daß sie mit Ehren sprechen mag: dieß gab der Edle mir. Herr Schreiber, sucht in allem Land, Wo findet ihr an dreien Fürsten solcher Tugend Zier? Meine Meisterschaft giebt euch den vierten auch Noch willig frei: Ihr dummer Gauch, Nun bringet höher Lob mit Singen bei! |
10. Schrîber
M 10, J 10, W 10, K 743 d1 Sîn milte ist hôhen êren glîch als der von Ofterdinge sprichet umbe der frowen wât: die tugent der vil edel ûz Ôsterrîch von der Rürenge herren hât. Der fürste ûz Dürengen hât erstrebet, daz aller prîs bî im behûset ist von kindes jugent. swaz künege in al der kristenheite lebet, die hant von im ir tugent. Er leschet manege schande sam der priester sünde tuot, swenne der den sünder in der rehten riuwe siht; zu zim sô fliuzet êren fluot; den gernden tuot er kumbers buoz als mir die menge giht. Ir reinen frowen ûz der Dürengen lant, der mich hiez gouch, ez wurde genant von mir sîn muoter – durch iuch lâze ichz ouch. |
10. Der Schreiber
Seine Mild ist hohen Ehren gleich Wie der von Ofterdingen meldet von der Fraun Gewand: Die Tugend lieh dem Herrn von Oesterreich Der aus Thüringerland. Der Landgraf hat den Ruhm erstrebt Daß aller Preis bei ihm zu Hause war von Kindesjugend: Was in der Christenheit der Könge lebt, Die danken ihm die Tugend. Es tilgt uns manche Schande wie der Priester sühnend thut, Wenn er nur dn Sünder in der rechten Reue schaut. Drum fießt ihm zu der Ehre Flut; Bedrängten büßt er gern ihr Leid: die Menge zeugt mir laut. Ihr reinen Fraun aus Thüringen, nun seht, Der mich hieß Gauch, Nicht ungeschmäht Blieb seine Mutter, wehrtet Ihr's nicht auch. |
11. Oftertingen
M 11, J 11, K 743 d2 Der Dürenger herre ist ûz der jugent erwahsen sô, daz im sîn landes fürsten geben wîch: er gwinnet niemer doch sô hôhe tugent als der ûz Ôsterrîch. Al mîne vinger wellent swer, daz sîn vil reinez herze niht gedanke mac getrage wan wie er dort die sêle müge ner unt hie der werlte behage. Wan siht in Ôsterrîche zuo dem edelen fürsten var vil manegen senden gernden man, den tuot er er kumbers vrî; alsam diu bîe zuo dem kar mit fröiden vallent, ob ir rehte wîsel drinne sî. Sone müeze Stempfel niemer mê gespar dem leben mîn, ein adelar ist er, swenne ander vürsten valken sîn. |
11. Ofterdingen
Der Landgraf ist von Kindesjugend So milde, seiner Landesfürsten Keiner thuts ihm gleich; Jedoch gewinnt er nie so hohe Tugend, Als der von Oesterreich. All meine Finger schwüren wohl, Daß er in seinem reinen Herzen höhern Wunsch nicht trage Als wie er dort die Seele bergen soll Und hier der Welt behage Man sieht in Oestreich zu dem tugendreichen Fürsten fliehn So manchen freudenlosen Mann, den er von Kummer heilt, Gleichwie die Bienen freudig ziehn Zu ihrem Korbe, wenn ihr rechter Weisel drin verweilt. Nicht schone meiner Stempfel, wenn euch dieß Mein Herz ersinnt; Ein Adler hieß Er wohl, wenn andre Fürsten Falken sind. |
12. Her Biterolf
M 12, J 12, K 744 b1 Ich Biterolf muoz iezunt dar, der zorn wil lenger swîgen niht: her Schrîber, dagent mir! ich sihe ein âs vor mir der hiute bar und kom in rappen gîr. Ein kater dûhte sich sô zart; daz er die sunnen frîjen wolde, sô si früeje ûf gienc, und nam doch sît nâch sîner rehten art ein tier, daz miuse vienc. Ein tumber stiez der pfannen stil inz venster an dem tor; diu schuofe mohte niht himite, nu merkent wiez geschach: daz breite ist allez noch hie vor. Walther, Reinmâr, ir aller meister, der von Eschenbach, mîn kunst lât ouch wol schouwen waz ich kann an disem tage dich, tumber man, Heinrich von Ofterdingen, œder krage! |
12. Biterolf
Ich Biterolf muß nun herbei, Nicht länger schweigen mag mein Zorn. Herr Schreiber, weichet mir. Ich seh ein Aas vor mir, der Haut schon frei, Und nah in Rabengier. Ein Kater däuchte sich so zart, Daß er die Sonne freien wollte, da sie früh aufgieng, Und nahm doch bald nach angestammter Art Ein Thier, das Mäuse fieng. Ein Dummer stieß der Pfanne Stiel ins Fenster bei dem Thor: Was ward daraus? Die Schaufel selber konnte doch nicht nach; Das Breite ist noch jetzt davor. Walther, Reinmar, ihr aller Meister, der von Eschenbach. Meine Kunst läßt auch wohl schauen was ich kann An diesem Tage Dich, dummer Mann, Heinrich von Ofterdingen, öder Krage! |
13. Von Oftertingen
M 13. 18, J 17, K 744 b2 Hœr Biterolf, wes ich dich man, diz bîspel dîne tumpheit dur dîn dröuwen niht verbirt: swâ miuse loufent eine katzen an, ob diu erbizzen wirt. Dâ muoz der miuse sîn gar vil. ir tumben singer tuot den kleinen tierlein wôl gelîch; sô stên ich allez in der katzen zil und bîze al umbe mich. Jâ hete ich zuo der Dürenge herren selbe wol die pfliht, daz künec noch vürste ûf erden niht sô werdeclîche lebt, wær der ûz Ôsterrîche niht. des tugent in den lüften (hôch) ob al der werlde swebt: Swie man des lîp hie ûf der erden siht, in Ôsterrîch, diu werlt mir giht, sîn tugent stîge eim adelar gelîch. |
13. Ofterdingen
Biterolf, wiß ohne Wahn, Deine Thorheit schont dieß Beispiel nicht, da mich dein Zorn nicht irrt. Greifen Mäuse einen Kater an: Eh der zerbißen wird, So muß gar viel der Mäuse sein. Ihr dummen Sänger gleicht dem Zorn des kleinen Thiergeschlechts; Ich selber trete für den Kater ein Und beiße links und rechts Ich hätte wohl Thüringens Herrn zu rühmen selbst die Pflicht, Daß würdiger kein König und kein Kaiser selber lebt, Wär der von Oesterreich nur nicht, Des Tugend in den Lüften hoch ob allen Fürsten schwebt. Ob leiblich man auf Erden schaut den Herrn Von Oesterreich, Doch weiß man fern, Des Aaren Flug sei seine Milde gleich. |
15. Her Biterolf
M 15, J 14 Mac êre bî manheite sî, scham und triuwe, milte, zuht, dâ barmunge inne stât, von Dürenge landes herre, stênt mir bî, daz er diz allez hât. Dâ gâben gnuoge fürsten wîch: dô trat er für der Dürenger herren in eins drachen kür: daz sach der edel helt ûz Ôsterrîch. her Heinrich, bring et für, Wâ hât der milte ûz Ôsterrîch sô hôhen prîs getân alsô der Hennenberger trete vor dem von Dürengen lant? man sach in für den edelen stân, ez wære dem Berner gnuoc gewesen, dô in her Egge vant. der fürste ûz Dürengen sprach: er hât den muot, dâz drizec lant und alle ir guot ze sînem ellen wæren wol besant. |
15. Biterolf
Daß Ehr ihm bei der Mannheit sei, Scham, Zucht und Treue, Milde, der Erbarmung gerne naht, Thüringens Landesherr, Ihr steht mir bei, Daß er das Alles bat. Ihm wichen viel der Fürsten gleich, Als vor dem Thüringer er stand in eines Drachen Zier. Das sah der edle Held von Oesterreich. Heinrich, nun sag uns hier Wo hat der Held aus Oesterreich so Preisliches gethan, Als dort der Henneberger that an dem von Thüringland? Er griff den edeln Fürsten an, Dem Berner war's genug gewesen, als ihn Ecke fand. Da sprach der Landgraf selbst: Er hat den Muth, Ein Kaiserland Und all sein Gut, Das wär zu seiner Kühnheit wohlbewandt. |
16. Von Oftertingen
M 16, J 15, K 744 a2 Ich wil der Dürenge herren geben ze helfe den von Brandenburc, den Hennenberger dort: kann der von Ôsterrîch niht schôner leben, sô tuo mich Stempfel mort. Got im noch ougen zwei bescher in sînem nac, und hende zwô, daz wær des herzen leben: swenne er sich mit den zwein gein vînden wer, daz zwô den varnden geben. Dô man der Unger künec in hazze gegen den fürsten sach, den schilt er zuo dem arme warf mit ellenthafter hant, zuo sîme kamerære er sprach: 'nu schaffe daz der gernden diet erlœset sîn diu pfant!' Si müezent herren tugende sich verstân, die singens pflegent. al sunder wân, si tôren, die drî fürsten gegen im wegent! |
16. Ofterdingen
Thüringens Herren will ich geben Zu Hülfe den von Brandenburg, den Hennenberger dort: Kann der von Oesterreich nicht schöner leben, So thu mir Stempfel Mord. Zwei Augen mög ihm Gott bescheren In den Nacken, und zwei Hände noch, das wär des Herzens Leben: Muß er mit zwein sich vor den Feinden wehren, Daß zwei Bedürftgen geben. Als man den Ungerkönig mit dem Fürsten kämpfen sah, Den Schild er zu dem Arme warf mit tugendreicher Hand. Zu seinem Kämmrer sprach er da: "Nun sorge, daß den Gehrenden werd ausgelöst ihr Pfand." Auf Herrentugend sollten sich verstehn, die Singens pflegen. Wie schlecht bestehn Nun, die drei Fürsten setzen ihm entgegen! |
19. Von Oftertingen
M 20, J 19, K 745 a Her Terramêr, sît willekomen! jô dringet mich diu heidenschaft mit maneger krîe dôn: noch hiute wirt ein sturm von mir vernomen, daz der von Naribon Gewalteclîcher nie gehielt, dô er der heiden vil verschiet, als im diu menge jach; ûf Alischanz er gnuoc der helme spielt, und lanzen vil zerbrach. Ein frosch ûz süezem touwe sprang in eine heize gluot; unkunde fürte müejent manegen, der si suochen wil. dem frosche ir wol gelîche tuot; ir woldent suochen furt an mir, des ist in gar ze vil. (Walther,) Reinmâr, der Schrîber, Biterolf hânt gense wân, sô si den wolf erkennent und welnt ûz den zinnen gân. |
19. Ofterdingen
Herr Terramer, seid uns willkommen! Nun drängt mich gar die Heidenschaft mit lauten Kriegrufs Ton. Doch wird noch heut ein Sturm von mir vernommen, Daß nie der von Narbon Gewaltger focht das Kriegespiel Als er viel Heiden niederschlug, wie ihm gestand ihr Heer. Auf Alischanz zerhieb er Helme viel, Zerbrach er manchen Sper. Ein Frosch aus süßem Thaue sprang in eine heiße Glut; Daß er unkunder Furt vertraut, hat Mancher schon beklagt. Wenn ihr dem Frosch nun ähnlich thut, Und suchen wollt die Furt an mir, das ist zuviel gewagt. Ihr Walther, Reinmar, Schreier, Biterolf Gleicht Gänsen traun! Wenn sie den Wolf Erkennen und sich wagen vor den Zaun. |
20. Her Walther von der Vogelweide
M 21, J 20 Ich Walther kume in sanges klage. Heinrich von Ofterdingen sage, wie hâstuz gedâht, daz ich dir dînen übermuot vertrage, der mich in zorn hât brâht? Mîn zunge was ein teil ze snel, daz ich mich des von Ôsterrîche hâte gar verzigen. daz si verswellen müeze und ouch diu kel! wil zorn an mir gesigen. Mir ist geschehen als Adâme, der den apfel slant vons tiubels râte unde was niht muotes sinewel. daz wort ich niemer mê verwant; möht ichz ergrîfen, sam daz obz, ich bræche ez ûz der kel. Vil hôch gelopter edler fürste wert von Ôsterrîch, mîn krîe gert, verkius nach Gotes orden wider mich. |
20. Walther
Ich Walther muß mein Singen klagen, Heinrich von Ofterdingen sprich, wie hast du dir gedacht, Ich würde dir den Uebermuth vertragen, Der mich in Zorn gebracht? Zu vorschnell meine Zunge war, Als von dem Oesterreicher sie verzichtend Abschied nahm. Daß sie verschwelle samt der Kehle gar, Weil Zorn mich übernahm. Adamen that ich gleich damit, als er den Apfel schlang Auf des Versuchers Rath und That die Treue Gott nicht kund. Das Wort bereu ich nun schon lang: Möcht ichs ergreifen wie das Obst, ich bräch es aus dem Schlund. Viel hochgelobter edler Herzog werth Von Osterland, Mein Ruf begehrt: Verzeih, daß ich mich je von dir gewandt. |