Feire
Fiz : 12 KÖRBE: Quellen
zum Thema "Schöpfung" und zum Weltbild des Mittelalters und der Antike
Johann Valentin Andreae
: Fama Fraternitatis (originalsprachlich frühneuhochdeutsch, Druck
von 1615)
Johann Valentin Andreae
Fama Fraternitatis
:
Chymische Hochzeit
Confessio Fraternitatis
Oder Bekanntnuß
der löblichen Bruderschafft deß
hochgeehrten Rosen Creutzes
an die Gelehrten Europae geschrieben
(1615)
Was von unser Fraternitet oder Bruderschafft auß hiebevor außgefertigter
Fama menniglich zu Ohren kommen und offenbar gemacht worden, das sol niemand
fur leichtfertig oder erdichtet halten und achten, viel weniger aber als
auß unserm Gutdüncken hergeflossen und entstanden auffnehmen.
Der Herr der Jehovah ist es, welcher (nachdem die Welt nunmehr fast
den Feyerabend erreicht und nach vollendetem Periodo oder Umblauff wieder
zum Anfang eilet) den Lauff der Natur umbwendet, und was hiebevor mit grosser
Mühe und unablessiger Arbeit gesucht worden, jetzt under denen, die
es nicht achten oder wol nicht einmal dran gedencken, eröffnet, andern
aber, die es begehren freywillig anbeut und denen die es nicht begehren,
gleichsam auffzwinget, auff daß den Frommen zwar alle deß menschlichen
Lebens Müheseligkeit gelindert und deß unbestendigen Glücks
Ungestümmigkeit auffgehoben, den Bösen aber ihre Boßheit
und die darauff gehörige Straffen gemehret und geheuffet werden.
Ob wir nun wol keiner Ketzerey oder einiges bösen beginnens und
vornemens wider das weltliche Regiment bey jemand verdächtig seyn
können, die wir so wol deß Orients als deß Occidents (verstehe
deß Mahomets und Bapstes) Lesterung wider unsern Herrn Jesum Christum
verdammen und dem Oberstem Haupt deß Römischen Reichs unser
Gebet, Heimligkeiten und grosse Goldtschätze gutwillig praesentiren
und anbieten.
Jedoch hat es uns für rathsam und gut angesehen, umb der Gelehrten
willen noch etwas weiter hinzu zuthun und besser außzuführen
/ ob irgend in der Fama etwas zu tieff verborgen und zu dunckel gesetzt
oder auß gewissen Ursachen gar außgelassen worden were, verhoffende
hiemit die Gelehrten uns desto geneigter und zu unserm Vorhaben umb so
viel desto mehr bequemer und williger zu machen.
Von Verenderung nun und Verbesserung der Philosophy haben wir (so viel
jetzunder von nöthen) genugsam erkleret, daß nemlich dieselbe
gantz kranck und mangelhafft sey, ja es ist gar kein Zweiffel bey uns,
daß obwohl der mehrertheil fälschlich fürgibt, daß
sie, ich weiß nicht wie, gesund und starck sey / sie dennoch fast
in letzten zügen lige und auff der Hinfarth seye.
Gleich wie aber gemeiniglich an eben demselben Ort, da etwan ein newe
ungewöhnliche Kranckheit entstanden, die Natur auch ein Artzney für
dieselbe entdecket, also erzeigen sich auch bey so mancherley Krandcheiten
der Philosophy die rechte und unserm Vatterland genugsam fürtregliche
Mittel, dadurch sie wiederumb gesund werde und gleichsam gantz new der
Welt, so jetzt sol vernewert werden, fürkomme und erscheine.
Wir haben aber keine andere Philosophy, als welche ist Caput et Summa,
das Fundament und Inhalt aller Faculteten, Wissenschafften und Künste,
welche, wenn wir auff unser Seculum sehen wollen, viel von der Theology
und Medicin, wenig aber von Juristischer Weißheit begreiffet und
zugleich Himmel und Erde fleissig durchsuchet oder kürtzlich davon
zu reden, welche den einigen Menschen gnugsam erkundiget und abbildet,
davon denn alle Gelehrten, die sich auff unser brüderlich anmahnen
und beruffen, bey uns angeben und einstellen werden, mehr wunderbahre Geheimnuß
bey uns finden werden, als sie bißher erfahren, erkundigen, glauben
und außsprechen können.
Derhalben, damit wir unser meynung hievon kürtzlich entdecken,
so müssen wir uns mit allem fleiß dahin bemühen, daß
man sich nicht allein über unser Einladung und Anmahnung verwundere,
sondern ein jeder auch wisse, daß wir zwar solche Arcana und Geheimnusse
nicht geringe achten, und es aber doch nicht unrecht sey, daß die
Kundtschafft und Wissenschafft derselben vielen gemein gemacht werde.
Denn es je wol zu gedencken und zu glauben, daß diß unser
unverhofftes gutwilliges anbieten viel und mancherley Gedancken bey den
Leuten erwecken werde, welchen die Miranda sextae aetatis noch nicht bekandt
worden oder welche wegen des Lauffs der Welt die künfftige Dinge den
gegenwertigen gleich achten und durch allerhand Ungelegenheit dieser ihrer
Zeit verhindert werden, daß sie nicht anders in der Welt leben und
wandeln, als die Blinden, welche auch mitten am hellen Tage nichts, ohn
allein durchs fühlen und angreiffen zu discerniren und zu erkennen
wissen.
Was nun das erste Stück belanget, von demselben halten wir also,
daß die Meditationes, Erkundigungen und Erforschungen unsers geliebten
Christlichen Vatters über alle das jenige, so von Anfang der Welt
her von Menschlichem Verstandt entweder durch Göttliche Revelation
und Offenbahrung oder durch der Engel und Geister Dienst oder durch Scharffsinnigkeit
deß Verstandes oder durch langwirige Observation, Übung und
Erfahrung erfunden, erdacht, herfürgebracht, verbessert und biß
hieher propagiret oder fortgepflantzet worden, so fürtrefflich, herrlich
und groß seyen, das ob schon alle Bücher solten umbkommen und
durch deß Allmächtigen Gottes Verhengnuß aller Schrifften
et totius rei literariae interitus oder Untergang fürgehen solte,
die Posteritet dennoch auß denselben allein ein newes Fundament legen
und ein newes Schloß oder Feste der Warheit wieder auffbawen köndte,
welches denn auch vielleicht nicht so schwer seyn möchte, als daß
man erst soll anfangen, das alte so unformliche Gebäw zu destruiren
und zu verlassen und bald den Vorhoff erweitern, bald den Tag in die Gemach
bringen, die Thüren, Stegen und anders, wie unser Intention solches
mitbringet, verendern.
Wem wolte nun aber dieses nicht annemlich seyn, da es nur männiglich
kundt werden möchte und nicht viel mehr als ein besondere Zier für
die bestimmpte künfftige Zeit behalten und gesparet würde?
Warumb wolten wir nicht in der einigen Warheit (welche die Menschen
durch so viel Irrwege und krumme Strassen suchen) hertzlich gerne ruhen
und bleiben, wenn es allein Gott gefallen hette, das sechste Candelabrum
uns anzuzünden? Were es nicht gut, daß man sich weder für
Hunger noch Armut, weder für Kranckheit noch Alter zu besorgen und
zu befahren hette?
Wehre es nicht ein köstlich Ding, daß du köndtest alle
Stunde also leben, als wenn du von Anfang der Welt bißher gelebet
hettest, und noch ferner biß ans Ende derselben leben soltest?
Wehre es nicht herrlich, daß du an einem Ort also wohnen köndtest,
daß weder die Völcker so über dem Fluß Ganges in
India wohnen, ihre Sachen für dir verbergen, noch die, so in Peru
leben, ihre Rathschlege dir verhalten köndten?
Wehre es nicht ein köstlich Ding, daß du also lesen kündtest
in einem Buch, daß du zugleich alles, was in allen Büchern,
die jemals gewesen, noch seyn oder kommen und außgehen werden, zu
finden gewesen, noch gefunden wird und jemals mag gefunden werden, lesen,
verstehen und behalten möchtest?
Wie lieblich wehre es, wenn du also singen köndtest, daß
du an statt der Steinfelssen eitel Perlen und Edelgesteine an dich brechtest,
an statt der Wilden Thiere die Geister zu dir locketest und an statt deß
hellischen Plutonis die mächtige Fürsten der Welt commoviretest
und bewegetest?
O ihr Menschen, Gottes Rath ist viel anders, welcher beschlossen die
Zahl unser Fraternitet jetziger Zeit zu vermehren und grösser zu machen,
welches wir denn mit solcher Frewdigkeit auff uns genommen, mit welcher
wir zu diesen grossen Schätzen ohne unsern Verdienst, ja ohne einige
unsere Hoffnung und Gedancken hiebevor auch kommen seyn und mit solcher
Trewe ins Werck zu richten gedencken, daß uns auch das mitleiden
und erbarmen unser eigenen Kinder, die etliche unter uns in der Fraternitet
haben, davon nicht abwenden soll, weil wir wissen, daß diese unverhoffte
Güter weder ererbet noch ungefehr erlanget werden mögen.
Ob nun jemand seyn möchte, der im andern Theil über unser
Discretion klagen wolte, daß wir unsere Schätze so freygebig
und ohne einigen Unterscheidt jederman anbieten und nicht viel mehr der
Frommen, Gelehrten, Weisen oder wol gar hoher Fürstlicher Personen,
als deß gemeinen Mannes hierinn warnehmen, demselben seyn wir nicht
zu wider, sintemal solches nicht ein schlechte oder geringe Sache ist,
aber wir sagen gleichwol so viel, daß unsere Arcana und Heimligkeiten
keines weges gemein und bekandt gemacht werden, obwohl die Fama in fünff
Sprachen außgangen und jeder männiglich kundt gethan worden,
weil wir zum theil wol wissen, daß die grobe unverständige und
stupida ingenia sich deren nicht annehmen oder hoch darumb bekümmert
worden, und wir auch die Würdigkeit deren, so in unsere Fraternitet
sollen auffgenommen werden, nicht auß Menschlicher Sorgfeltigkeit
sondern auß der Regel unserer Revelationen und Offenbahrungen schetzen
und erkennen, derhalben ob schon die Unwürdigen tausent mahl schreyen
und ruffen, sich auch tausent mahl uns offeriren und anbieten solten, hat
doch Gott unsern Ohren geboten, daß sie keinen derselben hören
sollen, ja es hat uns Gott auch mit seinen Wolken umbgeben, daß uns
seinen Knechten kein Gewalt angethan und zugefüget werden kan, daher
wir denn auch von niemand, er habe dann Adlers Augen, können gesehen
und erkandt werden.
Zwar die Fama hat in eines jeden Muttersprach müssen außgefertiget
werden, damit die jenigen nicht defraudiret und derselben Wissenschafft
beraubet würden, welche (ob sie schon nicht gelehrt seyn) Gott dennoch
nicht außgeschlossen hat von der Glückseligkeit dieser Bruderschafft,
so in gewisse Gradus soll unterschieden und abgetheilet werden, wie diejenigen
so in der Statt DAMEAR in Arabia wohnen, ein weit andere Policey Ordtnung
haben, als die andern Araber, weil eitel weise und verstendige Leute darinn
herrschen, welchen es vom König zugelassen, besondere Gesetz daselbst
zu machen, nach deren Exempel auch das Regiment (wie wir dessen ein von
unserm Christlichen Vatter gestellten Beschreibung haben) in Europa von
uns soll angestellet werden, wenn das jenige wird verrichtet und geschehen
seyn, so vorher gehen soll und nun unsere Posaune mit hellem Schalle und
grossem Geschrey offentlich erschallen wird, wenn nemlich das jenige, so
itzunder von wenigen angedeutet und als zukünfftig in Figuren und
Bildnussen heimlich fürgetragen werden, den gantzen Erdboden erfüllen
und frey offentlich außgeruffen werden wird. Ebener massen, wie nachdem
hiebevor viel gottseliger Leute deß Bapst Tyranney heimlich und gantz
verzagt angestochen, Er hernach auß Deutschland mit grossem Ernst
und besonderm Eyffer vom Stuel abgestossen und gnugsam mit Füssen
getretten worden, dessen entlicher Untergang biß auff unsere Zeit
versparet wird, daß Er alsdenn auch gleichsam mit den Nägeln
zerkratzet und seinem Eselgeschrey durch eine newe Stimme ein Ende gemacht
werden soll, welches wir wissen, daß es vielen Gelehrten in Deutschland
schon ziemblicher massen offenbahr und bekandt worden, inmassen denn ihre
Schrifften und heimliche Congratulationes oder Glückwüntschungen
solches gnugsam bezeugen.
Wir köndten allhie wol einführen und besehen die gantze Zeit,
so von Anno 1378, in welchem Jahr unser Christlicher Vatter geboren, bißhero
verflossen, da wir denn wol erzehlen möchten, was er die hundert und
sechs Jahr seines Lebens über für Verenderung in der Welt gesehen
und unsern Brüdern, wie denn auch uns selbst, nach seinem glückseligen
Abschiedt zu erfahren verlassen habe. Aber die Kürtze, deren wir uns
hie befleissen müssen, leidets auff dißmal nicht, kan vielleicht
ein ander mahl füglicher geschehen und außgeführet werden.
Jetzunder ist es genug, für die, so unsere Erinnerung nicht verachten,
daß wir kürtzlich das jenige berühret haben, dardurch ihnen
zu naher Verwandtnuß mit uns der weg gemacht werden kan.
Zwar welchem es zugelassen, daß er die grosse Buchstaben und
Characteres, so Gott der Herr dem Gebäw Himmels und der Erden eingeschrieben
und durch die Verenderung der Regimente für und für ernewert
hat, anschawen lassen und zu seinem Unterricht gebrauchen kan, derselbe
ist schon allbereit, wiewol ihme selbst noch unwissend, unser und wie wir
wissen, daß er unsere Beruffung nicht verachten werde, also soll
er sich keines Betrugs befahren, denn wir verheissen und sagen offentlich,
daß keinen seine Auffrichtigkeit und Hoffnung betriegen soll, der
unter dem Sigill der Verschwiegenheit sich bey uns angeben und unser Gemeinschafft
begeren wird.
Den falschen Heuchlern aber und denen, so etwas anders als weißheit
suchen, sagen und bezeugen wir hiemit offentlich, daß wir nicht können
offenbar gemacht und verrahten, viel weniger aber zu unserm Verderben gebracht
werden, ohne den Willen Gottes, sie aber werden der Straffe in unser Fama
vermeldet, gewiß theilhafftig werden, auff daß also ihre Gottlose
Anschläge sie selber treffen, uns aber unsere Schätze unberühret
gelassen werden, biß daß der Lewe komme und dieselben für
sich fordern, einnehmen, empfangen und zu seines Reichs Bestettigung anwenden
wird.
Müssen demnach dieses allhie wol mercken und jederman zu verstehen
geben, daß Gott gewiß und eigentlich beschlossen, der Welt
vor irem Untergang, welcher bald hernach erfolgen wirdt, noch eben ein
solche Warheit, Liecht, Leben und Herrligkeit wiederfahren zu lassen und
zu geben, wie der erste Mensch, Adam nemlich, im Paradeiß verlohren
und verschertzet hat, da hernach seine Nachkommen mit ihm ins Elend verstossen
und vertrieben worden.
Wird also alle Dienstbarkeit, Falschheit, Lügen und Finsternuß
weichen und auffhören müssen, welche allgemach mit Umbweltzung
der grossen Weltkugel in alle Künste, Wercke und Herrschafften der
Menschen sich eingeschleichet und dieselben zum grösten Theil verdunckelt
haben, denn daher ist so ein unzehliche Menge allerhand falscher Opinionen
und Ketzereyen entstanden, welche auch den allerweisesten Leuten den Delectum
oder die Wahl schwer gemacht und nicht leichtlich haben können unterschieden
werden, weil sie auff einer Seiten durch das ansehen der Philosophen und
gelehrter Leute, auff der andern Seiten aber durch die Warheit der Experientz
und Erfahrung auffgehalten und irre gemacht worden. Welches alles, wenn
es dermaleins wird auffgehaben werden, und wir nun sehen werden, daß
an deroselben statt ein richtige und gewisse Regel eingeführet worden,
so wird zwar denen, so sich darin bemühet, die Dancksagung gebühren,
das gantze Werck aber an ihm selbst wird der Glückseligkeit unsers
Seculi müssen zugeschrieben werden.
Gleich wie wir nun gerne bekennen, daß viel vortrefflicher Leute
der zukünfftigen Reformation mit Schrifften nicht geringen Vorschub
thun, also begehren wir uns diese Ehre gar nicht zuzuschreiben, als wenn
ein solch Werck uns allein befohlen und aufferleget worden, sondern wir
bekennen und bezeugen offentlich mit dem Herrn Christo, es werde eher geschehen,
daß die Steine sich auffwerffen und ihre Dienst anbieten, eher es
an Executoren und Vollstreckern deß Göttlichen Raths mangeln
werde.
Es hat zwar Gott der Herr schon etliche Botschafften vorhergesandt,
die von seinem Willen bezeugeten, nemblich etliche newe Sterne, so am Himmel
in Serpentario und Cygno entstanden, welche denn als hoher wichtiger Sachen
kräfftige Signaculae menniglich bezeugen und zu erkennen geben, wie
allen Dingen, so von Menschen erfunden, die heimliche verborgene Schrifften
und Characteres darzu dienlich seyen, daß obwol das grosse Buch der
Natur allen Menschen offen stehet, dennoch sehr wenig verhanden, die dasselbe
lesen und verstehen können.
Denn gleich wie den Menschen zum Gehör zwei Organa, deßgleichen
auch zum sehen zwey und zum riechen zwey, aber nur eins zum reden gegeben
worden, und man die Sprache von den Ohren, die Unterscheidung aber der
Stimmen und deß Gethöns von den Augen vergeblich erwartet: Also
seyn Seculo oder Zeiten gewesen, die gesehen haben. Es seyn auch zeiten
gewesen, die gehöret, gerochen und geschmecket haben. Nun ist noch
ubrig, daß mit Abkürtzung der Zeit, der Zungen auch ihre Ehre
gegeben und durch dieselbe, was man vorzeiten gesehen, gehöret und
gerochen hat, nun endtlich einmal außgesprochen werde, wenn die Welt
nemblich von ihrem schweren Schlaff auffwachen und der new auffgehenden
Sonnen, mit eröffnetem Hertzen, entblöstem Haupt und nacketen
Füssen frölich und frewdig entgegen gehen wird.
Solche
Characteres und Buchstaben, wie Gott hin und wider der heiligen Bibel einverleibet,
also hat er sie auch dem wunderbahren Geschöpff Himmels und der Erden,
ja aller Thiere gantz deutlich eingedruckt, daß eben auff solche
weise, wie ein Mathematicus und Sternseher die zukünfftige Finsternussen
lange zuvor sehen kan, also wir auch die Obscurationes und Verdunckelungen
der Kirchenhändel und wie lange sie wehren sollen, eigentlich abnehmen
und erkennen können, von welchen Buchstaben wir denn unsere Magische
Schrifften entlehnet und uns ein newe Sprache erfunden und zuwege gebracht
haben, in welcher zugleich die Natur aller dinge außgedrucket und
erkläret wird, daß es daher kein Wunder, daß wir in andern
Sprachen nicht so zierlich seyen, welche wir wissen, daß sie keines
weges mit unsers ersten Vatters Adams oder Enochs Sprache sich vergleichen,
sondern durch die Babylonische Verwirrung gantz verdecket worden.
Dieses müssen wir aber nicht unterlassen, daß alldieweil
noch etliche Adler Federn unserm vornehmen im wege stehen und hinderlich
seyn, wir menniglich zu fleissiger und immerwehrender Lesung der heiligen
Bibel vermahnen, denn wer an derselbigen all sein Gefallen hat, der soll
wissen, daß er ihm ein stattlichen Weg gemacht habe, zu unser Fraternitet
zu kommen.
Denn gleich wie diß die gantze Summa und Inhalt unser Regel ist,
daß kein Buchstabe in der Welt seyn soll, welcher nicht wol gefasset
und in acht genommen werde: Also seyn diejenigen uns fast gleich und nahe
verwant, die das eintzige Buch, die heilige Bibel ein Regel ihres Lebens,
alles Studierens Ziel und Zweck, ja der gantzen Welt Compendium und Innhalt
seyn lassen, nicht zwar daß sie dieselbe stetigs im Munde führen,
sondern daß sie derselben eigentlichen Verstandt auff alle Zeiten
und Alter der Welt zu appliciren und zu richten wissen, denn auch unser
Gebrauch nicht ist, die heilige Schrifft also zu prostituiren und gemein
zu machen, daß weil ein unzehliche Menge der Außleger gefunden
wird, etliche dieselbe auff ihre Meynung ziehen, etliche aber dieselbe
calumnijren und boßhafftigerweise einer wächsenen Nasen vergleichen,
die zugleich den Theologis, Philosophis, Medicis und Mathematicis dienen
könne.
Wider dieselben alle bezeugen und bekennen wir offentlich, daß
von Anfang der Welt kein fürtrefflicher, besser, wunderbarlicher und
heilsamer Buch den Menschen gegeben worden, als eben die heilige Bibel.
Selig ist, der dieselbe hat, noch seliger ist, der sie fleissig lieset,
am allerseligsten aber ist, der sie außstudiret und welcher sie recht
verstehet, der ist Gott am aller gleichsten und ehnlichsten.
Was aber in der Fama von den Betriegern wider die verwandlung der Metallen
und höchste Medicin in der Welt gesaget worden, das wollen wir also
verstanden haben, daß diese so fürtreffliche Gabe Gottes keines
weges von uns vernichtet oder verkleinert werde, sondern dieweil sie nicht
allezeit der Natur Erkandtnuß mit sich bringet, diese aber so wol
die Medicin, als auch sonst unzehlich viel andere Heimligkeiten und Wunder
eröffnet, so billich sey, daß man sich am allermeisten den Verstandt
und Wissenschafft der Philosophy zu erlangen befleisse und sollen demnach
vortreffliche Ingenia nit eher zur Tinctur der Metallen angeführet
werden, biß sie zuvor in Erkanntnuß der Natur sich wol geübet
haben.
Der muß je wol ein unersetiger Geitzhalß seyn, der so weit
kommen, daß ihm kein Armuth, Ungemach oder Kranckheit schaden kan,
ja welcher höher als alle Menschen erhaben, über das jenige herrschet,
darvon andere Leute gequelet, geengstiget und gepeiniget werden und sich
erst wieder zu nichtigen Dingen wenden, Häuser bawen, Krieg führen
oder sonst stoltzieren wil, weil je von Goldt und Silber ein unerschöpffliche
Quelle vorhanden.
Gott hat es viel anders gefallen, denn derselbe erhöhet die Nidrigen,
aber die Hoffertigen kräncket er mit Verachtung, denen so still und
von wenig Worten seyn, schicket er die heiligen Engel zu, daß sie
mit ihnen Sprach halten, aber die unnützen Wescher verstösset
er in die Wüsten und Einöde, welches denn der rechte Lohn ist
deß Römischen Verführers, welcher seine Gotteslesterung
mit vollem Halse wider Christum außgespihen und auch noch bey hellem
Liecht, da in Deutschland seine Grewel und abschewliche Hölen alle
entdecket worden, von seiner Lügen nit abstehet, damit er das Maß
der Sünden ja wol erfülle und zur Straffe rechtzeitig werde.
Wird derohalben einmahl die Zeit kommen, da diese Otter recht geschweiget
und das dreyfache Horn zunichte gemacht werden wird, wie hievon nach unser
Zusammenkunfft weitläufftiger und eigentlicher soll gehandelt werden.
Zum Beschluß unser Confession müssen wir noch dieses mit
fleiß erinnern, daß man wegthun soll, wo nicht alle, doch die
meisten Bücher der falschen Alchymisten, welche es für ein Schertz
und Kurtzweil halten, wenn sie entweder der heiligen hochgelobten Dreyfaltigkeit
zu unnützen Dingen mißbrauchen oder mit wunderseltzsamen Figuren
und dunckelen verborgenen reden die Leute betriegen und die Einfeltigen
umbs Gelt bringen, wie denn solcher Bücher zu dieser jetzigen Zeit
viel außgangen und an Tag kommen seyn, die der Feind Menschlicher
Wolfahrt zu dem Ende unter den guten Samen vermischet, daß man desto
schwerlicher der Warheit glaube, weil dieselbe schlecht, einfeltig und
bloß, die Lügen aber prechtig, stattlich, ansehnlich und mit
einem besondern Schein Göttlicher und Menschlicher Weißheit
geschmücket ist.
Meidet und fliehet dieselben Bücher, die ihr witzig seyet, und
wendet euch zu uns, die wir nicht ewer Gelt suchen, sondern unsere große
Schätze euch gutwillig anbieten: Wir stellen ewren Gütern nicht
nach mit erdichteten lügenhafften Tincturen, sondern wir begehren
euch unserer Gütter theilhafftig zu machen: Wir reden nicht mit euch
durch Sprichwort, sondern wolten euch gerne zur schlechten einfeltigen
und gantz verstendlichen Außlegung, Erklärung und Wissenschafft
aller Geheimnisse anführen: Wir begeren nicht von euch auff und angenommen
zu werden, sondern wir laden euch in unsere mehr denn Königliche Häuser
und Palläste und das alles zwar nicht auß eigenem Gutdüncken,
sondern (daß ihrs eben wisset) auff Antrieb deß Geistes Gottes,
von Gott ermahnet und durch gegenwertiger Zeit Beschaffenheit gezwungen.
Was meynet ihr nun lieben Leute und wie ist euch zumuthe, nachdem ihr
itzt verstehet und wisset, daß wir uns zu Christo rein und lauter
bekennen, den Bapst verdammen, der wahren Philosophy zugethan seyn, ein
Christlich Leben führen und zu unser Gesellschafft noch viel andere,
denen eben dieses Liecht von Gott auch erschienen, täglich beruffen,
laden und bieten? Gedencket ihr nicht, wie ihr nicht allein in Erwegung
der Gaben, so in euch seyn und der Erfahrung, so ihr in Gottes Wort habet,
neben fleissiger betrachtung der Unvollkommenheit aller Künste und
vieler ungereimbter Sachen in denselben, entlich mit uns anfangen möget,
nach der Verbesserung zu trachten, Gott stille zu halten und euch in die
Zeit, in welcher ihr lebet, recht zu schicken?
Fürwar wenn ihr das thun werdet, wird euch dieser Nutz darauß
erwachsen, daß alle Güter, so die Natur an alle örter der
Welt wunderbarlich zerstrewet hat, euch zugleich miteinander werden verliehen
und mitgetheilet werden, wie ihr denn auch alles, was den Menschlichen
Verstandt verdunckelt und dessen Wirckung verhindert, leichtlich werdet
ablegen und wie alle Eccentricos und Epicyclos auß der Welt abschaffen
können.
Welche aber vorwitzig seyn und entweder von dem Glantz deß Goldes
verblendet oder (eigentlicher darvon zu reden) welche jetzunder zwar from
seyn, aber durch den unverhofften Zufall so vieler Güter, leichtlich
möchten verderbt und bewegt werden, sich in Müssiggang zu begeben
und ein uppiges ubermütiges Leben anzutretten, dieselben wollen gebetten
seyn, daß sie mit irem unzeitigen Geschrey uns nicht unruhig machen,
sondern gedencken, ob schon ein Artzeney möchte vorhanden seyn, die
zugleich alle Kranckheiten heilet, dennoch diejenigen, welche Gott beschlossen
mit Kranckheiten zu plagen und allhie unter den Ruthen zu halten, zu derselben
Artzeney nimmermehr kommen und gelangen mögen: Eben also auch wir,
ob wir wol die gantze Welt reich und gelehrt machen und von unzehlichem
Jammer erledigen können, wir doch keinem Menschen ohne Gottes sonderbare
Schickung nimmermehr offenbar und bekandt werden mögen, ja es fehlet
so weit, daß jemand unser ohne und wider den Willen Gottes geniessen
und unser Gutthaten theilhafftig werden kan, daß er auch eher das
Leben im suchen und nachforschen verlieren wird, als daß er uns finde
und also gelange und komme zur gewünschten Glückseligkeit der
Fraternitet deß RosenCreutzes.
*
*
* * *
*
*
+ +
+
°
Johann Valentin Andreae
Confessio
Fraternitatis
:
Fama Fraternitatis
Chymische
Hochzeit Christiani Rosencreutz
Symbole,
Graphiken und Übersetzungen im Text der Chymischen Hochzeit
zu
den Quellen:
Hesiod, Botticelli, Apuleius, Raffael, Goethe: Geburt der VENUS * Phönix
* Machandelboom
°
Quellen zum Thema "Schöpfung" - griech. lat. hebr. sanskrit
* Johannesevangelium
-
° Novalis: Die Lehrlinge zu Sais;
Schelling: Die Weltalter; Runge:
Der Morgen
.
- ° Jakob Böhme:
AURORA oder Morgenröte im Aufgang
. - ° Chrétien
de Troyes/ Wolfram von Eschenbach: Parzival und der Gral
. - ° Fama
Fraternitatis (Rosenkreuzer-Urschrift von 1614)
hansz
/ Index * Genesis
1-11 * Propheten * Elias
* Psalmen * Evangelien
* 1.Joh-Brief * Paulus
* Hebräerbrief
Entfaltet
der SOHN die Werke des Vaters auch in der Natur? * Gott
ist Licht * Gott
ist Liebe * Gott ist Geist
* Pfingsten
Apokalypse
* Perlenlied * Schatzhöhle
* Machandelboom
* Lebensbaum *
Runge: Der Morgen * Parzival
/ Gral
Das
Hohe Lied: "Wo
ist denn dein Freund hingegangen, du Schönste?" * Raffael:
Disputa del Sacramento
Lichtgewebe:
Marienschleier * Giotto: Marienlegende
* al-Qur'ân: Gott ist Licht /
Jesus "das Wort" / älteste
Suren
Ovid
/ Pythagoras: Phoenix *
Physiologus: Phoinix
* Novalis: Lehrl. zu
Sais / Hymne /
Astralis
/ Klingsohrs
Märchen
William
Blake: Songs of Innocence /
Thel / Urizen
* Requiem:
Dies irae * Qumran:
Geburtswehen * Bhagavadgîtâ
Platon:
Schöpfung / Sonnengleichnis
* Licht * Auferstehung
* Isenheimer Altar * Engel
* christl. Mandalas
* Mr.Eckhart
Aristoteles:
Metaphysik * Marius
Victorinus: Trinität * Boethius:
ESSE * Proklos
* Anselm Cant./ Thomas
Aqu.: IST Gott?
Pascal
* Leibniz
* Schelling * Rudolf
Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? / Theosophie
Anthroposophie-links
/
Alchymie /
Rosenkreuzer * Meditation
und Mantren * Anthroposophie-links
Tagungsband
des Internationalen Jacob-Böhme-Symposiums Görlitz 2000
Quellen zum "Phönix"-Motiv:
Metamorphoses
15: Die Lehren des Pythagoras, Kosmologie;
der Phoenix
Der
Foinix
(Phoinix) im FusiologoV
(Physiologus),
Herodot (Hist.) über
den ägyptischen Banu=Phoinix,
Plinius:
Naturalis historia 10,2, Tacitus
Annales 6,28,
Pomponius Mela 3,83,
Isidor
von Sevilla, Etymologiae 12,7
Rgveda
10,81: Das Selbstopfer des Vishvakarman (All-Tat) in geflügelter Gestalt
Die
Phönix-Verwandlung des "kleinen Sohns" im Machandelboom-Märchen
Wiedergeburt
des Phönix ("fenis") aus dem Gral ("lapsit exillis")
der
köstliche Stein : Jes 28,16 und Psalm 118,22 im 1.Petrusbrief
Rundbriefe
2002 / 2003 /
2004 / 2005 /
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2010 / 2011 /
2012
aktuelle
Rundbriefe * emaille?!
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