Hans Zimmermann, Görlitz : 12 KÖRBE: Quellen in zwölf Sprachen (Index) : Indien Quellen, Sanskrit / Deutsch : Bhagavadgita

Bhagavad-Gîtâ  = Mahâbhârata, Buch 6 (Bhîshmaparva),    Kap. 23-40  (= Kap. 1-18 der Bhag.-Gîtâ)	grham/ Index * Sanskrit/ Grammatik Buddha/ Ajanta/ Thankas/ Jâtakas/ Zen Chândogya-, Brhadâranyaka-Upanishad Rgveda * Vedânta * Yoga-Sûtra
Sanskrit-Text (in lat.Schrift transliteriert;    suppungierte Buchstaben als unterstrichene;    Visarga als unterstrichenes h)  Übersetzung (Leopold von Schröder 1922)	zum Inhaltsverzeichnis der 18 Kapitel der Gîtâ; Einführung: Gott,  Handlung, Meditation

 

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Elftes Kapitel:
Vishvarûpa-Darshana-Yoga – der Yoga der kosmischen Gestalt
 
Arjuna uvâca     *
ARJUNA SPRACH     *
1. madanugrahâya paramam guhyam adhyâtmasamjñitam
yat tvayo 'ktam vacas tena moho 'yam vigato mama
Da mir zu Liebe du das Wort, das höchst geheimnisvolle, sprachst,
Das höchsten Geistes Siegel trägt, bin ich von allem Irrtum frei.
 
2. bhavâpyayau hi bhûtânâm shrutau vistarasho mayâ
tvattah kamalapattrâksha mâhâtmyam api câvyayam
Der Wesen Werden und Vergehn hab' ich ausführlich nun gehört,
Von dir, du Lotusäugiger, – und deine ew'ge Herrlichkeit.
 
3. evam etad yathâttha tvam âtmânam parameshvara
drashtum icchâmi te rûpam aishvaram purushottama
So wie du hier geschildert hast dich selbst, du höchster aller Herrn,
So möcht' ich schaun deine Gestalt, die göttliche, du höchster Geist!
 
4. manyase yadi tac chakyam mayâ drashtum iti prabho
yogeshvara tato me tvam darshayâtmânam avyayam
Wenn du's für möglich hältst, daß ich dies schauen kann, du Mächtiger,
Dann, Herr der Andacht, zeige mir dich selber als den Ewigen!
Shrî-Bhagavân uvâca     *
DER ERHABENE SPRACH     *
5. pashya me Pârtha rûpâni shatasho 'tha sahasrashah
nânâvidhâni divyâni nanâvarnâkrtîni ca
So schau denn die Gestalten mein hundert- und tausendfältig hier,
Die mannigfalt'gen, himmlischen, in Farb' und Form verschiedenen.
 
6. pashyâdityân Vasûn Rudrân Ashvinau Marutas tathâ
bahûny adrshtapûrvâni pashyâshcaryâni Bhârata
Schau die Adityas, die Vasus, die Rudras, Ashvin, Marutas,
Viele, nie zuvor geschaute Wunder, schau sie, o Bhârata!
 
7. ihaikastham jagat krtsnam pashyâdya sacarâcaram
mama dehe Gudâkesha yac cânyad drashtum icchasi
In Einem schau die ganze Welt, was sich bewegt und nicht bewegt,
In meinem Leibe sieh das hier, und was du sonst noch sehen magst.
 
8. na tu mâm shakyase drashtum anenaiva svacakshushâ
divyam dadâmi te cakshuh pashya me yogam aishvaram
Doch wirst du mich nicht können sehn mit diesem deinem eignen Aug', -
Ein himmlisch Auge geb' ich dir, – schau mein, des Herren, Wundermacht!
Samjaya uvâca     *
SAMJAYA SPRACH     *
9. evam uktvâ tato râjan mabâyogeshvaro harih
darshayâmâsa Pârthâya paramam rûpam aishvaram
So sprach er und sodann, o Fürst, – Hari, der große Wunderherr,
Offenbarte dem Prithâ-Sohn seine Gestalt als höchster Gott.
 
10. anekavaktranayanam anekâdbhutadarshanam
anekadivyâbharanam divyânekodyatâyudham
Mit manchem Munde, manchem Aug', manch wunderbarem Angesicht.
Versehn mit manchem Götterschmuck und Götterwaffen schwingend viel.
 
11. divyamâlyâmbaradharam divyagandhânulepanam
sarvâshcaryamayam devam anantam vishvatomukham
Götterkränz' und -kleider tragend, an Himmelsduft und -salben reich,
Ganz Wunder, strahlend, grenzenlos, das Antlitz allerwärts gewandt.
 
12. divi sûryasahasrasya bhaved yugapad utthitâ
yadi bhâh sadrshi sâ syâd bhâsas tasya mahâtmanah
Wenn das Licht von tausend Sonnen am Himmel plötzlich bräch' hervor,
Zu gleicher Zeit, – das wäre gleich dem Glanze dieses Herrlichen.
 
13. tatraikastham jagat krtsnam pravibhaktam anekadhâ
apashyad devadevasya sharire Pândavas tadâ
In Einem dort die ganze Welt vereint, doch mannigfach geteilt,
In des Gottes der Götter Leib erblickte sie der Pându-Sohn.
 
14. tatah sa vismayâvisto hrshtaromâ Dhanamjayah
pranamya shirasâ devam krtâñjalir abhashata
Da, von Erstaunen ganz erfüllt, am Leibe schauernd, neigte sich
Arjuna mit dem Haupt und sprach die Hände faltend zu dem Gott:
Arjuna uvaca     *
ARJUNA SPRACH     *
15. pashyâmi devâms tava deva dehe
sarvâms tathâ bhûtavisheshasamghân
Brahmânam îsham kamalâsanastham
rshîmsh ca sarvân uragâmsh ca divyân
Die Götter schau' ich all in deinem Leibe,
O Gott, so auch die Scharen aller Wesen,
Brahman, den Herrn, auf seinem Lotussitze,
Die Rishis alle und die Himmelsschlangen.
 
16. anekabâhûdaravaktranetram
pashyâmi tvâm sarvato 'nantarûpam
nântam na madhyam na punas tavâdim
pashyâmi vishveshvara vishvarûpa
Mit vielen Armen, Bäuchen, Mündern, Augen
Seh ich dich, – allerwärts endlos gestaltet;
Nicht Ende, Mitte, noch auch Anfang seh' ich
An dir, du Herr des Alls, du allgestalt'ger!
 
17. kirîtinam gadinam cakrinam ca
tejorâshim sarvato dîptimantam
pashyâmi tvâm durnirikshyam samantâd
diptânalârkadyutim aprameyam
Mit Diadem, mit Keule und mit Diskus,
Ein Berg von Glanz, nach allen Seiten strahlend,
So seh' ich dich, ringsum schwer anzuschauen,
Wie strahlend Feu'r und Sonnenglanz, unmeßbar.
 
18. tvam aksharam paramam veditavyam
tvam asya vishvasya param nidhânam
tvam avyayah shâshvatadharmagoptâ
sanâtanas tvam purusho mato me
Das Unvergängliche, höchst Wissenswürd'ge,
Der größte Schatz bist du des ganzen Weltalls,
Du bist des ew'gen Rechtes ew'ger Hüter,
Als ew'gen Urgeist hab' ich dich begriffen.
 
19. anâdimadhyântam anantavîryam
anantabâhum shashisûryanetram
pashyâmi tvâm dîptahutâshavaktram
svatejasâ vishvam idam tapantam
Ohn' Anfang, Mitte, End', unendlich kraftvoll,
Mit Armen ohne End', mond-sonnen-äugig,
Mit einem Mund wie strahlend Opferfeuer
Seh' ich mit eigner Glut dies All dich wärmen.
 
20. dyâvâprthivyor idam antaram hi
vyâptam tvayaikena dishash ca sarvâh
drstvâdbhutam rûpam ugram tavedam
lokatrayam pravyathitam mahâtman
Was zwischen Erd' und Himmel ist, erfüllst du
Mit dir allein, und jede Himmelsgegend, -
Die Dreiwelt bebt, wenn deine wundersame
Schreckensgestalt sich ihren Blicken zeiget.
 
21. amî hi tvâm surasamghâ vishanti
kecid bhîtâh prâñjalayo grnanti
svastîty uktvâ maharshisiddhasamghâh
stuvanti tvâm stutibhih pushkalâbhih
Sieh dort der Götter Scharen zu dir treten,
Furchtsam, die Hände faltend, sie dich preisen;
Heil! ruft die Schar der Seher und der Sel'gen, -
Sie preisen dich mit prächt'gen Lobgesängen.
 
22. rudrâdityâ vasavo ye ca sâdhyâ
vishve 'shvinau marutash cosmapâsh ca
gandharvayakshâsurasiddhasamghâ
vikshante tvâm vismitâsh caiva sarve
Die Rudras, Adityas, Vasus und Sâdhyas,
Allgötter, Ashvin, Marutas und Manen,
Gandharven, Yakshas, Asuras und Sel'ge,
Sie alle schau'n empor zu dir voll Staunen.
 
23. rûpam mahat te bahuvaktranetram
mahâbâho bahubâhûrupâdam
bahûdaram bahudamstrâkarâlam
drshtvâ lokâhpravyathitâs tathâham
Dein Riesenleib mit vielen Mündern, Augen,
Mit vielen Armen, vielen Schenkeln, Füßen,
Mit vielen Bäuchen, Rachen voller Zähnen, -
Es bebt die Welt, ihn schauend – ich auch bebe.
 
24. nabhah sprsham dîptam anekavarnam
vyâttânanam dîptavishâlanetram
drshtvâ hi tvâm pravyathitântarâtmâ
dhrtim na vindâmi shamam ca Vishno
Den Himmel rührend, strahlend, mannigfarbig,
Mit offnem Munde, großen Flammenaugen, -
Schau' ich dich so, dann zittert meine Seele,
Nicht find' ich Festigkeit und Ruh', o Vishnu.
 
25. damshtrâkarâlâni ca te mukhâni
drshtvaiva kâlânalasamnibhâni
disho na jâne na labhe ca sharma
prasîda devesha jagannivâsa
Schau deine Rachen ich mit dräunden Zähnen,
Dem Feuer ähnlich bei der Zeiten Ende,
Dann weiß ich nichts und finde nirgends Zuflucht, -
Sei gnädig, Götterherr, du Weltenwohnstatt!
 
26. amî ca tvâm Dhrtarâshtrasya putrâh
sarve sahaivâvanipâlasamghaih
Bhîshmo Dronah sûtaputras tathâsau
sahâsmadîyair api yodhamukhyaih
Und diese Söhne all des Dhritara'shtra,
Zusamt den Scharen königlicher Helden,
Bhîshma und Drona, samt des Lenkers Sohne,
Zusamt den unsrigen, den besten Kämpfern;
 
27. vaktrâni te tvaramânâ vishanti
damshtrâkarâlâni bhayânakâni
kecid vilagnâ dashanântareshu
samdrshyante cûrnitair uttamângaih
Sie nahen eilend sich zu deinen Rachen,
Den schrecklichen, klaffend mit dräunden Zähnen;
Es stecken manche schon zwischen den Zähnen,
Man kann sie sehen mit zermalmten Köpfen!
 
28. yathâ nadînâm bahavo 'mbuvegâh
samudram evâbhimukhâ dravanti
tathâ tavâmi naralokavirâ
vishanti vaktrâny abhivijvalanti
Gleichwie der Ströme mächt'ge Wasserwogen
Zum Meere hin, ihm zugewendet, laufen,
So diese Helden aus der Welt der Menschen
Bewegen sich in deine Flammenrachen.
 
29. yathâ pradîptam jvalanam patangâ
vishanti nâshâya samrddhavegâh
tathaiva nâshâya vishanti lokâs
tavâpi vaktrâni samrddhavegâh
Wie Schmetterlinge in ein flammend Feuer
In voller Hast zum Untergange eilen,
So eilen auch zum Untergang die Menschen
In voller Hast hinein in deine Rachen.
 
30. lelihyase grasamânah samantâl
lokân samagrân vadanair jvaladbhih
tejobhir âpûrya jagat samagram
bhâsas tavogrâhpratapanti Vishno
Du leckst und züngelst rings umher, verschlingend
Die Menschen alle mit den Flammenrachen;
Die ganze Welt mit ihrem Glanz erfüllend
Glühn deine fürchterlichen Strahlen, Vishnu!
 
31. âkhyâhi me ko bhavân ugrarûpo
namo 'stu te devavara prasîda
vijñâtum icchâmi bhavantam âdyam
na hi prajânâmi tava pravrttim
Sag mir, wer bist du, Fürchterlichgestalt'ger?
Verehrung dir, du höchster Gott, sei gnädig!
Dich Uranfänglichen möcht' ich erkennen,
Denn nicht begreifen kann ich die Erscheinung.
Shrî-Bhagavân uvâca     *
DER ERHABENE SPRACH     *
32. kâlo 'smi lokakshayakrt pravrddho
lokân samâhartum iha pravrttah
rte 'pi tvâm na bhavishyanti sarve
ye 'vasthitâhpratyanîkeshu yodhâh
Ich bin die Zeit, die alle Welt vernichtet,
Erschienen, um die Menschen fortzuraffen;
Auch ohne dich sind sie dem Tod verfallen,
Die Kämpfer all, die dort in Reihen stehen.
 
33. tasmât tvam uttishtha yasho labhasva
jitvâ shatrûn bhunkshva râjyam samrddham
mayaivaite nihatâhpûrvam eva
nimittamâtram bhava savyasâcin
Darum erheb' dich! Ruhm sollst du erwerben!
Den Feind besiegend, freu' dich reicher Herrschaft!
Durch mich sind diese früher schon getötet,
Du sei nur Werkzeug, Kämpfer mit der Linken.
 
34. Dronam ca Bhismam ca Jayadratham ca
Karnam tathânyân api yodhavirân
mayâ hatâms ivam jahi mâ vyathishthâ
yudhyasva jetâsi rane sapatnân
Den Drona, den Jayadratha, den Bhîshma,
Den Karna und die andern Kämpferhelden,
Die ich getötet, töte du! nicht zittre!
Kämpfe! du wirst im Streit die Gegner fällen.
Samjaya uvâca     *
SAÑJAYA SPRACH     *
35. etac chrutvâ vacanam Keshavasya
krtâñjalir vepamânah kirîtî'
namaskrtvâ bhûya evâha Krshnam
sagadgadam bhîtabhîtah pranamya
Als dieses Wort des Krishna er vernommen,
Die Hände faltend, zitternd, ihn verehrend,
Sprach wieder also Arjuna zu Krishna,
Nur stammelnd, ganz in Furcht, vor ihm sich neigend:
Arjuna uvâca     *
ARJUNA SPRACH     *
36. sihâne Hrshîkesha tava prakîrtyâ
jagat prahrshyaty anurajyate ca
rakshâmsi bhîtâni disho dravanti
sarve namasyanti ca siddhasamghâh
Mit Recht erfreuet sich an deinem Ruhme
Die Welt und ist dir ehrfurchtsvoll ergeben;
Die Rakshas fliehn entsetzt nach allen Seiten,
Der Sel'gen Scharen all vor dir sich neigen.
 
37. kasmâc ca te na nameran mahâtman
garîyase Brahmano 'py âdikartre
ananta devesha jagannivâsa
tvam aksharam sad asat tatparam yat
Und warum sollten sie sich dir nicht beugen,
Dem ersten Schöpfer, würd'ger selbst als Brahman?
Du Götterherr, Endloser, Weltenwohnstatt,
Du bist der Ew'ge, Höchste, Sein und Nichtsein!
 
38. tvam âdidevah purushah purânas
tvam asya vishvasya param nidhânam
vettâsi vedyam ca param ca dhâma
tvayâ tatam ’isv'am anantarûpa
Du bist der erste Gott, der alte Urgeist,
Du bist der höchste Schatz des ganzen Weltalls,
Wisser und Wissenswürdges, höchste Stätte,
Du hast das All gespannt, Endlosgestaltger.
 
39. Vâyur Yamo 'gnir Varunah Shashânkah
Prajâpatis tvam prapitamahash ca
namo namas te 'stu sahasrakrtvah
punash ca bhûyo 'pi namo namas te
Wind, Feuer, Yama, Varuna, der Mond auch,
Prajâpati bist du, und erster Ahnherr;
Verehrung dir, Verehrung tausend Male,
Und mehr noch, mehr, Verehrung dir, Verehrung!
 
40. namah purastâd atha prshthatas te
namo 'stu te sarvata eva sarva
anantavîryâmitavikramas tvam
sarvam samâpnoshi tato 'si sarvah
Verehrung dir im Angesicht, im Rücken,
Von allen Seiten Ehre dir, du Alles!
Unendlich mannhaft, unermeßlich kraftvoll,
Vollendest du das All und bist selbst Alles.
 
41. sakheti matvâ prasabham yad uktam
he Krshna he Yâdava he sakheti
ajânatâ mahimânam tavedam
mayâ pramâdât pranayena vâpi
Wenn ungestüm, für meinen Freund dich haltend,
Ich »Krishna«, »Yâdava« und »Freund« dich nannte,
Unkundig deiner wunderbaren Größe,
Zu unbedachtsam oder zu vertraulich;
 
42. yac câvahâsârtham asatkrto 'si
vihârashayyâsanabhojaneshu
eko 'thavâpy acyuta tatsamaksham
tat kshâmaye tvâm aham aprameyam
Und wenn im Scherz ich dich nicht richtig ehrte,
Im Wandeln, Ruhen, Sitzen oder Essen,
Ob du allein warst, ob vor allen diesen, -
Ich bitt' dich um Vergebung, Unermeßner!
 
43. pitâsi lokasya carâcarasya
tvam asya pûjyash ca gurur garîyân
na tvatsamo 'sty abhyadhikah kuto 'nyo
lokatraye 'py apratimaprabhâva
Vater der Welt, die sich bewegt und fest ist,
Verehrungswürdig, mehr uns als ein Lehrer, -
Dir gleich ist niemand, – wer dir überlegen?
In dieser Dreiwelt, unvergleichlich mächt'ger!
 
44. tasmât pranamya pranidhâya kâyam
prasâdaye tvâm aham îsham îdyam
piteva putrasya sakheva sakhyuh
priyah priyâyârhasi deva sodhum
Mich beugend drum, den Körper niederwerfend,
Such' deine Gnade ich, du Herr der Ehren!
Wie seines Sohns ein Vater, Freund des Freundes,
Geliebter der Geliebten – mußt du schonen.
 
45. adrshtapûrvam hrshito 'smi drshtvâ
bhayena ca pravyathitam mano me
tad eva me darshaya deva rûpam
prasîda devesha jagannivâsa
Noch nie Geschautes freu' ich mich zu schauen,
Allein vor Furcht bebt mir das Herz und zittert,
Zeig' die Gestalt, o Gott mir, die ich kenne,
Sei gnädig, Götterherr, Wohnstatt der Welten!
 
46. kirîtinam gadinam cakrahastam
icchâmi tvâm drashtum aham tathaiva
tenaiva rûpena caturbhujena
sahasrabâho bhava vishvamûrte
Mit Diadem und Keule, mit dem Diskus
In deiner Hand, so wünsch' ich dich zu sehen;
Nimm wieder an die Form mit den vier Armen,
Du Tausendarmiger, du Allgestalt'ger!
Shrî-Bhagavân uvâca     *
DER ERHABENE SPRACH     *
47. mayâ prasannena tavârjunedam
rûpam param darshitam âtmayogât
tejomayam vishvam anantam âdyam
yan me tvadanyena na drshtapûrvam
Aus Gnaden hab' ich dir nun offenbaret
Mein höchstes Wesen hier, kraft meiner Allmacht, -
Strahlend, unendlich, ganz und uranfänglich, -
Kein andrer hat vor dir sie je gesehen.
 
48. na vedayajñâdhyayanair na dânair
na ca kriyâbhir na tapobhir ugraih
evamrupah shakya aham nrloke
drashtum tvadanyena Kurupravîra
Nicht durch den Veda, Opfer, Studium, Spenden,
Zeremonien oder graus'ge Büßung
Kann mich in solcher Form ein andrer schauen
Im Menschenvolk, du großer Held der Kurus!
 
49. mâ te vyathâ mâ ca vimûdhabhavo
drshtvâ rûpam ghoram îdrng mamedam
vyapetabhîh prîtamanâh punas tvam
tad eva me rûpam idam prapashya
Nicht soll dich Angst befangen und Verwirrung
Beim Anblick meiner schrecklichen Gestaltung,
Von Furcht befreit, fröhlichen Sinnes wieder
Sollst du mich schaun, so wie ich dir bekannt bin.
Sañjaya uvâca    *
SAÑJAYA SPRACH    *
50. ity Arjunam Vâsudevas tathoktvâ
svakam rûpam darshayâmâsa bhûyah
âsvâsayamâsa ca bhitam enam
bhûtvâ punah saumyavapur mahâtmâ
Als Krishna so zum Arjuna gesprochen,
Da zeigt' er sich in alter Art ihm wieder,
Und so beruhigte er den Erschreckten,
In freundlicher Gestalt, der hochgesinnte.
Arjuna uvâca     *
ARJUNA SPRACH     *
51. drshtvedam mânusham rûpam tava saumyam Janârdana
idânim asmi samvrttah sacetâh prakrtim gatah
Da wieder deine menschliche Gestalt ich schau', die freundliche,
Kehrt die Besinnung mir zurück und wieder werd' ich, der ich war.
Shrî-Bhagavân uvâca     *
DER ERHABENE SPRACH     *
52. sudurdarsham idam rûpam drshtavân asi yan mama
devâ apy asya rûpasya nityam darshanakânkshinah
Die schwer zu schauende Gestalt, die du von mir gesehen hast,
Nach deren Anblick sehnen sich sogar die Götter immerfort.
 
53. nâham vedair na tapasâ na dânena na cejyayâ
shakya evamvidho drashtum drshtavân asi mâm yathâ
Durch Veden nicht, durch Buße nicht, durch Spenden und durch Opfer nicht
Bin ich in dieser Form zu schaun, wie du mich jetzt gesehen hast.
 
54. bhaktyâ tv ananyayâ shakya aham evamvidho 'rjuna
jñâtum drashtum ca tattvena praveshtum ca paramtapa
Nur wer mich ganz allein verehrt, der kann mich schaun in solcher Form,
Kann mich erkennen ganz und gar und endlich eingehn auch in mir.
 
55. matkarmakrnmatparamo madbhaktah sangavar jitah
nirvairah sarvabhûteshu yah sa mâm eti Pândava
Wer handelt so, wie's mir gefällt, mich ehrt, mich liebt, die Welt verschmäht,
Und allen Wesen freundlich ist, der kommt zu mir, o Pându-Sohn!
 
 
iti    *
 shrimad Bhagavad-Gîtâsûpanishatsu    *
 brahma-vidyâyâm    *
 yoga-shâstre    *
 Shrî-Krshnârjuna-samvâde    *
 vishvarûpa-darshana-yogo nâmaikâdasho 'dhyâyah     *
     *
 In der Upanishad der Bhagavadgîtâ,    *
 der Wissenschaft vom Absoluten,    *
 der Schrift ûber den Yoga    *
 und dem Zwiegespräch zwischen Shrî-Krshna und Arjuna    *
ist dies das elfte Kapitel, genannt: Die Anschauung der kosmischen Gestalt.   *
 
weiter zum zwölften Kapitel
zur Sanskrit-Einführung/ Grammatik
zum Inhaltsverzeichnis mit einem "Schaltpult" zu allen 18 Kapiteln der Bhagavad-Gîtâ

 

"Kleine Apokalypse" bei Mätthäus (Kapitel 24)   "Kleine Apokalypse" bei Markus (Kapitel 13)

"Kleine Apokalypse" bei Lukas (Kapitel 21)   "Ihr werdet sehen den Menschensohn  sitzen zur Rechten der Kraft" Mt 26,64; Mk 14,62; Lk 22,69

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