Hans
Zimmermann, Görlitz : 12
KÖRBE: Quellentexte in zwölf Sprachen : Maitrâyana-Upanishad
grham/
Index * Indienreise * Buddha
(Sâmañña-Phala Sutta)/ Lalitavistara/
Ajanta/ Thankas/
Jâtakas/ Zen-Kunst
Sanskrit/
Grammatik * Rgveda
(Soma) * Mahâbhârata * Râmâyana
* Gîtâ * Vedânta
* Yoga * Meditation
und Mantren
Rgveda,
Schöpfungslieder im 10. Mandala:
Brhaspati:
Aditi-Daksha 10, 72 *
1. Vishvakarman 10, 81 *
2. Vishvakarman 10, 82
Purusha
10, 90 * Hiranyagarbha/Prajâpati
10,121 * nâsad
âsin no sad âsît 10,129
vgl.
Rgveda I, 164,46,
das ekam im
großen Rätsellied
Schöpfungs-Erzählung
in der Manusmrti, Kapitel 1 (Sanskrit / dt.übers. Hans
Zimmermann)
Protosânkhyasysteme
in Mahâbhârata XII (Shantiparvan), Mokshaparvan:
Shukânuprashna
(Sanskrit / dt.übers. und komm. H. Zimmermann)
vgl.
Paul Deussen (dt.übers.). Vier philosophische Texte
des Mahâbhârata:
Bhrgu-Bharadvâja-samvâda
* Manu-Brhaspati-samvâda * Shukânuprashna
Die Maitrâyana-Upanishad
des
schwarzen Yajurveda.
Nachträge
von 6,31 bis zu Ende der Upanishad 7,11
Übersetzung,
Einleitung und Kommentar:
Paul
Deussen (Kiel 1897/19052)
Inhaltsverzeichnis der
Maitrâyana-Upanishad.
I.
Einleitende Erzählung; Brhadratha
and Shâkâyanya.
II.
Shâkâyanya erzählt
dem Brhadratha,
wie Maitri
den Âtman (auf Grund der
Stelle Chând.8,3,4) definiert und
weiter von einer Belehrung der Vâlakhilya's
durch Kratu Prajâpati berichtet
habe, deren sodann folgende Mitteilung durch Shâkâyanya
an Brhadratha
den Kern der Upanishad bildet
und sich bis 4,6 (nach andern bis 6,30) erstreckt.
Diese Belehrung betrifft
drei Fragen:
Erste Frage: Wie
der Âtman in den Leib eingehe? –
Um die von ihm leblos geschaffenen
Wesen zu beseelen, geht Prajâpati in
Gestalt der fünf Prânâ's
in die Leiber ein.
III.
Zweite Frage: "Wodurch der höchste Âtman
zum individuellen (bhûtâtman)
werde? –
Durch die Guna's
überwältigt, gerät er, seine Göttlichkeit vergessend,
in die Verwirrung des Ichbewußtseins und bindet sich dadurch selbst.
IV.
Dritte Frage: Wie Erlösung aus diesem Zustande möglich sei?
–
Nur wer die im Veda
gelehrten Gesetze der Kasten und Lebensordnungen einhält, kann
durch Wissen, Askese und Meditation des Brahman (als
dessen Erscheinungsformen die andern Hauptgötter anerkannt werden)
zur Erlösung gelangen.
V,l–VI,30. Anhang.
V.
1. Hymnus des Kutsâyana
(die obersten Götter als Erscheinungsformen des Brahman).
2. Schöpfungsmythus: Entstehung von Tamas,
Rajas, Sattvam (= Rudra, Brahman, Vishnu)
VI.
A) 1–8. Verehrung des Âditya
und des mit ihm identischen Prâna.
B) 9–17. a.
(9): Das Prânâgnihotram.
b. (10): Nahrung und Nahrungesser als Prakrti
und Purusha der Sânkhya's.
c. (11–17): Brahman als
Nahrung (11–13), als Zeit (14),
als das Zeitlose (15–16), als
der Urgrund (17).
C) 18–30. Der Yoga
als Weg zu Brahman. Schlußermahnungen
des Shâkâyanya
und Eingang des Brhadratha zur
Vollendung.
VI,31–VII,11. Nachträge.
a. VI,
31–32. Der Âtman und die Organe.
b. VI,
33–38. Das Opfer und das Pranagnihotram.
33. Das Opfer
erhebt zu Erde, Luftraum, Himmel.
34. Die drei
Opferfeuer sind nur das offenbar gewordene Prânâgnihotram.
35. Die Sonne
und ihre Verhältnisse sind nur "ein Teil der den Weltraum durchdringenden
Kraft";
36. Diese Kraft
(tejas) ist die ruhige (shânta),
opferlose Form des Brahman, im Gegensatze
zu der gedeihenden (samrddha),
welcher, als Âditya und Prâna,
das Opfer und das
Prânâgnihotram
gelten.
37. Jene Kraft
selbst ist durch Om zu verehren.
Sie legt sich dreifach dar als Agni, Âditya,
Prâna,
zwischen denen der Kreislauf
des Opfers besteht.
38. Durch Opfer
und sittliches Leben gelangt man schließtich zum Schauen jenes
Höchsten.
c. VII,
1–7. Der Âtman als die Weltsonne,
und ihre verschiedenen Strahlen.
d. VII,
8–10. Polemik gegen ketzerische, vedafeindliche
Richtungen.
e. VII,
11. Jene Kraft (VI, 35–37) steigt mittels Om aus
dem Herzen empor
und erfüllt, sich verbreitend,
das Weltall. –
S.353
Nachdem mit dem Schlusse der
Reden des Shâkâyanya und der Schilderung
von dem Eingange des Königs Brhadratha
zur Vollendung das Thema der Upanishad
absolviert ist, so folgen weiterhin von 6,31 bis zu Ende der Upanishad
7,11 Nachträge, die sich durch den neuen Anfang und durch die
Art, wie sie das früher Abgehandelte wieder aufnehmen, um es fortzuentwickeln
und näher auszuführen, deutlich als solche kennzeichnen. Die
Themata dieser Nachträge sind folgende:
6,31–32.
Der Âtman und die Organe.
6,33–38.
Das Opfer und das Prânâgnihotram.
7,1–7.
Âditya als der Âtman.
7,8–10.
Polemik gegen Häresien.
7,11.
Epilog.
6,31–32:
Der Âtman und die Organe.
Ähnlich wie in der
(vielleicht dem Verfasser vorschwebenden) Stelle Kena
1, wird der Âtman als der geschildert,
welcher in Gestalt der Sinne auszieht and ebendieselben zügelt. Aber
nicht nur die Sinne, sondern ebenso sehr alle durch dieselben aufgefaßten
Objekte sind ihrem Wesen nach Âtman,
wie durch mehrere Zitate bekräftigt wird.
31. Woraus bestehend wandern diese Sinnesorgane in die Ferne?
Wer ist es, der in ihnen auszieht [udgantâ,
nicht udgamayitâ] und der sie
zügelt?
Das ist die Frage.
Und die Antwort lautet:
aus dem Âtman bestehen sie; denn
der Âtman ist es, der in ihnen auszieht
und der sie zügelt.
Nämlich da sind die Apsaras' [die
verführerischen Objekte],
und da sind die von der [Âtman-]Sonne
ausgehenden Lichtwellen;
und mit fünf Strahlen derselben [mit den Sinnesorganen] zehrt
sie an den Objekten.
Fragt ihr, welches dieser Âtman sei?
Nun, es ist der, von welchem es bereits hieß (2,4, oben S.319),
daß er nach seinen Merkmalen "rein, lauter, entleert, beruhigt"
usw. sei,
und welcher nur durch die ihm eigentümlichen Kennzeichen aufgefaßt
werden kann.
Und als sein, des Kennzeichenlosen, Kennzeichen geben die einen an,
daß er sei, was an dem Feuer die durch [die Körper] ziehende
Hitze (vgl. oben 6,27, S.349),
und was an dem Wasser der lieblichste [d.h. reinste] Geschmack ist,
und andre geben als sein Kennzeichen Rede, Ohr, Auge, Manas und Prânâ
an
[der Scholiast verweist auf die Stelle: "des Hörens Hören"
usw. Kena 2. Brh.4,4,18],
und wieder andre: Vernunft, Beharrlichkeit, Erinnerung, Bewußtsein
(vgl. Ait.3,2, oben S.20).
Aber S.354 diese alle
verhalten sich zu ihm wie hier zu dem Samen die Pflanze,
oder wie zu dem Feuer der Rauch, die Flamme und die Funken.
Hierzu zitieren sie die Stelle (6,26, oben 8. 348):
Und gleichwie aus dem Feuer sprühn die Funken,
Wie Strahlen aus der Sonne, so bei ihm hier
Gehn wiederum die Lebenshauche alle
Hervor aus jenem nach der Reihenfolge.
32. Fürwahr, aus eben diesem gehen in ihm selbst [wenn nicht âtmanas
zu lesen ist] hervor
"alle Lebenshauche, alle Welten, alle Veden, alle Götter und alle
Wesen;
seine Upanishad (Geheimname) ist: die
Realität der Realität" (Brh.2,1,20).
Und "gleichwie, wenn man ein Feuer mit feuchtem Holze anlegt, die Rauchwolken
sich rings verbreiten,
ebenso, fürwahr, ist aus diesem großen Wesen ausgehaucht
worden
der Rgveda, der Yajurveda,
der Sâmaveda, die [Lieder) der Atharvan's
und der Angiras',
die Erzählungen, die Geschichten, die Wissenschaften, die Geheimlehren,
die Verse, die Sinnsprüche, die Auseinandersetzungen und Erklärungen,
–
alle diese sind aus ihm ausgehaucht [vishvâ
bhûtâni wohl nur alter Lesefehler für vishvasitâni]
worden" (Brh.2,4,10).
6,33–38:
Das Opfer und das Pranâgnihotram.
Dieser vielfach dunkle und
schwierige Abschnitt bildet den Abschluß des sechsten Prapâthaka,
indem er die Hauptgedanken desselben zusammenfaßt und in eigentümlicher
Weise miteinander verwebt. Dieser Hauptgedanken waren drei:
1) die Identität von
Âditya und Prânâ
als zweier Symbole des Brahman (6,1–8);
2) das Prânâgnihotram
(6,9 fg.);
3) der Yoga
als Aufgebung des individuellen Selbstes im Absolutum.
Diese Elemente verschmelzt der
Autor unserer Abschnittes, indem er das Opfer (agnicayanam,
agnihotram und verschiedene Somaopfer)
umdeutet zu einem Opfer an Âditya, von
welchem der Opfernde weiter zu Brahman emporgehoben
wird. Vermöge der Identität von Âditya
und Prânâ tritt
dabei dem rituellen Opfer an Âditya das
Opfer an Prânâ, bestehend
in einer sakramentalen Ernährung des eignen Leibes, als parallele
Erscheinung zur Seite. Beide Opfer aber sind im tiefsten Sinne eine Hingabe
und Auflösung des eignen Selbstes in dem Âtman
im Sinne des Yoga. Wir wollen versuchen,
diese mitunter etwas wirr durcheinanderlaufenden Gedankenströmungen
so weit wie möglich durch spezielle Inhaltsangabe der einzelnen Abschnitte
zu sondern.
S.355
33.
Die drei Opferfeuer (Gârhapatya,
Dakshina, Âhavanîya) werden von dem, "welcher
den Purusha kennt", angeschaut als
die drei Weltgebiete und die in ihnen herrschenden Kräfte: Erde (Jahr),
Luftraum (Vâju, Prâna),
Himmel (Indra, Âditya). Wer mit dieser
Anschauung das Opfer veranstaltet, der wird (ähnlich wie Prashna
6 der, welcher den Laut Om meditiert)
empor zu Luftraum, Himmel, Prajâpati und
schließlich zu Brahman geführt.
Dieses [erste] mit fünf Backsteinen geschichtete Feuer ist das
Jahr,
und seine Backsteine sind diese:
der Frühling, der Sommer, die Regenzeit, der Herbst und der Winter;
so hat dasselbe einen Kopf, zwei Flügel, einen Rücken und
einen Schwanz.
Dieses Feuer des, der den Purusha
kennt, ist diese [Erde] hier,
und als die erste Schichtung zu Prajâpati
hin
hebt sie den Opferherrn mit ihren Händen empor in den Luftraum
und bietet ihn dem Winde dar.
Der Wind aber ist der Prânâ;
und dieses [zweite] Feuer ist der Prânâ,
und seine Backsteine sind diese:
Prânâ,
Vyâna, Apâna, Samâna und
Udâna;
so hat dasselbe einen Kopf, zwei Flügel, einen Rücken und
einen Schwanz.
Dieses Feuer des, der den Purusha
kennt, ist dieser Luftraum hier,
und als die zweite Schichtung zu Prajâpati hin
hebt er den Opferherrn mit seinen Händen empor in den Himmel
und bietet ihn dem Indra dar.
Der Indra aber ist jener Âditya,
und er ist dieses [dritte] Feuer,
und seine Backsteine sind diese:
die Rc's, die Yajus',
die Sâman's,
die Atharvangiras', das Itihâsa-Purânam
[die epischen und mythologischen Gedichte];
so hat dasselbe einen Kopf, zwei Flügel, einen Rücken und einen
Schwanz.
Dieses Feuer des, der den Purusha
kennt, ist dieser Himmel hier,
und als die dritte Schichtung zu Prajâpati
hin
vollbringt er die Überweisung des Opferherrn an den Âtmanwisser
(Prajâpati),
und der Âtmanwisser hebt ihn empor
und bietet ihn dem Brahman dar;
daselbst wird er wonnevoll und freudevoll.
34.
Die als Erde, Luftraum und
Himmel aufgefaßten drei Opferfeuer sind nur das offenbar gemachte
Verdauungsfeuer (in dem das Prânâgni-
S.356 hotram
dargebracht
wird), und dem entsprechend ist Savitar, dem
die äußern Opfer gelten, identisch mit dem meditierenden Subjekte
in uns, in welchem Manas und alle Organe sich
auflösen, wodurch unaussprechliche Seligkeit erlangt wird. Darum ist
der äußere Opferkultus beizubehalten.
Der Gârhapatya ist die Erde,
der Dakshinâgni der Luftraum,
der Âhavanîya der Himmel;
und darum auch heißen sie 1 Pavamâna
(läuternd), Pâvaka (Läuterer)
und Shuci (rein),
weil dadurch [daß man in ihnen opfert] des [Opfernden] Opfer
[das er als Prânâgnihotram innerlich,
in seinem Leibe darbringt, oben 6,9]
denn das Verdauungsfeuer [in welchem das Prânâgnihotram
geopfert wird]
ist ein Komplex von Pavamâna,
Pâvaka und
Shuci 2
–
1 Die Feuer der Erde,
des Luftraums und des Himmels; vgl. Kurmapurâna
12 (im Shabdakalpadruma):
Pavamâna und Pâvaka
Und Shuci sind der Feuer
drei:
Pavamâna ist, was
man quirlt,
Pâvaka, was dem Blitz
entspringt,
Was aber dort strahlt als Sonne,
Das Feuer Shuci wird genannt.
2 Warum? wird nicht gesagt.
Vielleicht argumentierte der Autor so: die drei bekanntlich (Ind.Stud.X,
328) dem Agni als pavamâna,
pâvaka und shuci im
Verfolge des Agnyâdhânam dargebrachten
Spenden heißen die drei "Leibspenden" (tanûhavis).
Als solche bedeuten sie ursprünglich die im Verdauungsfeuer des eignen
Leibes dargebrachten Spenden, und die drei Spenden in den äußern
Feuern sind nur das offenbar gemachte (âvishkrtam)
Prânâgnihotram.
Darum ist das Opferfeuer zu verehren, zu schichten, zu preisen, zu überdenken.
3
3 Alles Folgende, bis
zur Wiederholung dieser Worte am Schlusse des Abschnittes, ist eine, vielleicht
von späterer Hand eingeschobene Episode.
Der Opferherr ergreift die Opferspeise und sucht [mit folgendem Verse]
die Gottheit zu überdenken:
Der Vogel, welcher goldfarbig
Im Herzen, in der Sonne wohnt,
Taucher und Wandrer, glutregnend,
Ihn hier im Feuer ehren wir.
Und in dieser Weise legt er sich auch den Sinn des Spruches [der Sâvitrî,
Rgv.3,62,10] aus:
"des Savitar liebwerter Glanz" ist zu
überdenken, nämlich desjenigen (Savitar), welcher,
im S.357 Innern des
Bewußteeins als der Denkende hier weilend,
das Manas in dem zur Stätte der Ruhe
eilenden Âtman versenkt. –
Darüber sind diese Verse:
Gleichwie das Feuer brennholzlos,
Zur Ruhe kommt an seinem Ort,
So kommt, betätigungslos, auch
Der Geist an seinem Ort zur Ruh,
Sobald an seinem Ort Manas
Zur Ruhe kommt, weil wahr sein Wunsch;
Doch wenn die Dinge es blenden,
Ist unwahr er, werkuntertan.
Gesinnung ist der Samsâra,
Sie soll man reinigen mit Fleiß;
Wie du gesinnt bist, so bist du, –
Ein Rätsel und doch ewig wahr!
Der Gesinnung zur-Ruh-Kommen
Hebt gutes Werk und böses auf,
Wer, ruhig selbst, im Selbst feststeht,
Erlangt Glück, unvergängliches.
Wenn der Geist nur so anhänglich,
Wie er an Sinnendinge ist,
Ebenso wäre an Brahman,
Wer wurde nicht von Bindung frei!
Das Manas, sagt man, ist zweifach,
Entweder unrein oder rein,
Wenn wunschbesudelt, ist's unrein,
Rein, wenn es frei von Wünschen ist.
Wer von Zerstreuung, Anhaftung
Sein Manas frei macht, regungslos,
Und so zur Manaslosigkeit
Gelangt, der geht zum Höchsten ein.
So lange hemme dein Manas,
Bis im Herzen es wird zunicht;
Das ist Wissen, ist Erlösung,
Das andre ist gelehrter Kram.
Die letzten zwölf Zeilen kehren ähnlich wieder
Brahmabindu-Up.Vers 1. 4. 5.
S.358
Wer, durch Nachsinnen reingewaschnen Geistes, sich
Versenkt im Âtman, was für
Seligkeit der fühlt,
Das auszudrücken sind imstande Worte nicht,
Das muß im innern Herzen man erfahren selbst.
Wasser im Wasser, Glut in Glut,
Raum im Raum nicht mehr sichtbar ist;
So auch tritt, mit dem Eingange
Des Manas die Erlösung ein.
Das Manas also ist Ursach
Der Bindung und Erlösung uns:
Der Bindung, am Objekt hangend;
Von ihm Freiheit Erlösung heißt.
Brahmabindu-Up. Vers 2.
Darum, wer nicht das Agnihotram darbringt,
nicht die Feuer schichtet,
nicht wissend, nicht meditierend ist,
dem ist die Erinnerung an den Äther der Stätte des Brahman
verschlossen. –
Darum ist das Opferfeuer zu verehren, zu schichten,
zu preisen, zu Überdenken.
35.
Zunächst werden die
Yajamâna-Sprüche aus Taitt.Samh.7,5,24
an Agni, Vâyu, Âditya auf den
neuen Yajamâna, wie er oben (33) geschildert
wurde, bezogen und dem entsprechend durch einen vierten Spruch an Brahman
vermehrt. Sodann wird weiter, im Anschluß an die etwas modiSHAN SZI ierte
Stelle Îshâ 15–16 (= Brh.5,15),
der Gedanke durchgeführt, daß nicht die Sonne als solche, nicht
der in ihr befindliche Sonnennektar, auch nicht der in ihr glühende
Opferspruch (vgl. zu diesen Vorstellungen Chând.3,1
fg.) das eigentliche Objekt der Verehrung sei; sie sind "nur ein Teil
der den Weltraum durchdringenden Kraft" (nabhaso
'ntargatasya tejaso 'ñcamâtram), wâhrend
diese selbst als Satyadharma "wahrhafter
Satzung" und Vishnu "alldurchdringend" gepriesen wird. In dieser
Kraft löst sich der Opferbringer, nach einem aus Brh.2,4,12
(vgl. Chând.6,13) entlehnten Bilde,
wie der Salzklumpen im Wasser auf. Die zum Schlusse angehängten Zeilen
in rhythmischer Prosa stellen, wie es scheint, den zur Einheit Gelangten
und die noch in der Zweiheit Befangenen einander gegenüber.
Verehrung dem Agni, dem Erdbeherrscher,
dem Weltgewährer (lokasprte mit
Vâj.Samh.7,5,24);
verleihe diesem Opferherrn deine Welt!
S.359
Verehrung dem Vâyu, dem Luftraumbeherrscher,
dem Weltgewährer;
verleihe diesem Opferherrn deine Welt!
Verehrung dem Âditya, dem Himmelsbeherrscher,
dem Weltgewährer;
verleihe diesem Opferherrn deine Welt!
Verehrung dem Brahman, dem Allbeherrscher,
dem Allgewährer;
verleihe diesem Opferherrn das All!
"Mit einer Schale von Golde
Ist zugedeckt der Wahrheit Mund,
Die öffne, Pushan, mir, laß
mich
Zu Satyadharma, Vishnu
ein.
Ja, der Purusha, der dort in der
Sonne weilt, der bin ich!" (Îshâ 15–16
= Brh.5,15).
Fürwahr, das ist Satyadharma,
was an der Sonne das Sonnesein (das eigentliche Wesen) ist;
das ist das Reine, ist das Purushawesen,
das geschlechtlose [daher purusham statt
purushah].
Nur ein Teil der das Weltall durchdringenden Kraft ist das,
was dort gleichsam mitten in der Sonne und im Auge und im Feuer glüht;
sie aber [jene Kraft] ist Brahman, ist
das Unsterbliche,
ist der Glanz [des Savitar, Rgv.3,62,10],
ist Satyadharma.
Nur ein Teil der das Weltall durchdringenden Kraft ist das,
was mitten in der Sonne der Nektar ist [welcher aus den Veden in ihr
zusammenfließt, Chând.3,1–11];
sie aber [die Kraft], von der auch der Soma und
selbst die Lebenshauche bloße Sprößlinge sind,
ist Brahman, ist das Unsterbliche, ist
der Glanz, ist Satyadharma.
Nur ein Teil der das Weltall durchdringenden Kraft ist das,
was mitten in der Sonne als das Yajus [der
höchste Veda, da zu ihm unsere Upanishad
sich rechnet] erglänzt;
[sie aber, die Kraft, ist] Om!
Wasser, Licht, Essenz, Unsterbliches 1
,
Brahman, Bhûr,
Bhuvah, Svar, Om!
1 âpo
jyoti raso 'mrtam, dieser Spruch ist das sogenannte Shiras.
Achtgegendhaft, Zugvogel, rein,
Dreisträhnig, ewig, unsichtbar,
Nicht gut noch böse, glutflammend, –
Ihn schaut nur, wer das Weltall schaut.
Der Vers ist stark verderbt und die Erklärung desselben
daher höchst problematisch. Mit bessern Lesarten findet er sich Cûlikâ-Up.
1.
S.360
Nur ein Teil der das Weltall durchdringenden Kraft ist das,
was mitten in der Sonne emporsteigend
zu zwei Strahlen (Subjekt und Objekt, als Prototyp der Zweiheit?] wird;
sie aber [jene Kraft] ist Einwissend [savit im
Gegensatz zu dvaitavit], Satyadharma,
ist Yajus, ist Tapas,
ist Vâyu, ist Prâna,
ist Wasser, ist Mond, ist das Reine, ist das Unsterbliche,
ist der Brahmanbereich, ist der wogende
Glanz (Rgv. 3,22,2);
in ihm zerschmelzen, wie der Salzklumpen (Brh.2,4,12),
die Opfernden,
er ist die Brahman-Einheit,
in ihm sind alle Wünsche beschlossen (Chând.8,1,5).
Hier zitieren sie den Spruch:
"Wie die Dochtträgerin, von sanftem Winde bewegt, nur leise zuckt,
so auch er, der einging zu den Göttern;
Wer solches weiß, der ist einwissend und auch zweiheitwissend,
der ist gelangt zur einigen Stätte und ihres Wesens.
Sie aber, die, gleichwie Wassertropfen, rastlos sprühen,
Gleichwie im höchsten Räume Blitzes Wolkenflammen,
Auch sie, da sie sich gründen in des Lichtes Herrlichkeit,
Sind an ihm nur was Flämmchenhaarlocken am Lohenden.
36.
Zwei Erscheinungsformen
des Brahmanlichtes werden hier unterschieden;
die eine ist die vorher geschilderte, "das Weltall durchdringende Kraft";
ihr Träger ist der Raum, sie ist ruhig (shânta)
und bedarf der Opfer nicht. Die andre Erscheinungsform, welche in Âditya
und Prânâ hervortritt,
ist die gedeihende (samrddha),
und ihr Träger ist die Nahrung, welche einerseits als Opfer innerhalb
der Vedi dem Âditya,
anderseits als Opfer im Feuer des Mundes dem Prânâ
gespendet wird. Darum sind, wie durch ein Brâhmanazitat
erhärtet wird, die Opfer auch weiterhin zu spenden. Auf den innigen
Zusammenhang von Aditya und Prânâ
deutet der Schlußvers hin.
Dieses, fürwahr, sind die beiden Erscheinungsformen des Brahmanlichtes:
die eine ist beruhigt, die andre gedeihend.
Was die beruhigte ist, deren Träger ist der Raum;
was aber die gedeihende betrifft, so ist ihr Träger diese Nahrung.
Darum soll man [einerseits]
mit Sprüchen, Pflanzenstoffen, Schmalz, Fleisch, Opferkuchen,
Milchreis usw. auf der Vedi opfern
und [anderseits] durch die in den Mund S.361
geschobenen Speisen und Getränke,
indem man den Mund als Âhavanîya-Feuer
betrachtet,
zum Gedeihen der Kraft, zur Erwerbung reiner Welten und zur Unsterblichkeit.
Hierüber zitieren sie die Stelle:
"Das Agnihotram soll opfern, wer nach
dem Himmel begehrt;
das Reich des Yama erobert man durch den
Agnishtoma,
das Reich des Soma durch das Uktham 1,
das Reich der Sonne durch den Shodashinin,
die Selbstweltherrschaft durch den Atirâtra,
das Reich Prajâpati's durch das
bis zu tausend Jahren fortgesetzte Somaopfer."
Wie durch des Dochts, Gefäßes und des Öles Verbindung
der Bestand der Lampe ist,
So, durch Verbindung im Weltei, bestehn der Âtman
und der Sonnenglanz.
1 Jacob vermutet ukthyam.
37.
Jene "unendliche Kraft",
welche durch den Laut Om zu verehren ist,
legt sich dreifach dar als Agni, Âditya
und Prânâ, zwischen
denen steter Wechselverkehr, gleichsam ein Kanal (nâdi)
besteht, auf dem die Nahrung auf und nieder steigt.
Darum soll man durch den Laut Om jene
unermeßliche Kraft verehren;
dieselbe kommt dreifach zum Ausdrucke, im Feuer, in der Sonne und im
Prânâ;
da ist nun [zwischen ihnen] jener Kanal, welcher der Nahrung Menge,
nämlich das im Feuer Geopferte, zur Sonne führt;
und der Saft, der von ihr herabträufelt, der regnet herab [gleichwie]
in einem Udgîha,
davon leben diese Prânâ's,
und von den Prânâ's
die Kreaturen.
Hierbei zitieren sie die Stelle:
"Die Opferspeise, die im Feuer geopfert wird, die führt es hinauf
zur Sonne;
die regnet die Sonne mit ihren Strahlen herab,
daraus entsteht die Nahrung,
und aus der Nahrung ist der Ursprung der Wesen."
Denn so heißt es (z.B. bei Manu 3,76):
Der Guß, wenn richtig im Feuer
Gespendet, steigt zur Sonne auf,
Aus der Sonne entsteht Regen,
Aus ihm Nahrung, aus ihr was lebt.
S.362
38.
Der Schluß schildert,
wie derjenige, welcher in der beschriebenen Weise das Feueropfer darbringt
und dazu das gehörige ethische Verhalten übt, zur Vollendung
eingeht.
Das Agnihotram opfernd, zerreißt
er das Netz der Begierde,
durchbricht die Verblendung,
und indem er den Zorn nicht mehr billigt und den [wahren] Wunsch überdenkt,
sodann weiter die viernetzige [annamaya, prânamaya,
manomaya, vijñânamaya,
Taitt.2]
Brahmanhülle durchdringt,
ferner auch den Äther –
denn daselbst sind die [vier konzentrischen] Kreise
der Sonne, des Mondes, des Feuers und des Sattvam
– durchdringt,
so gelangt er geläutert zum Schauen der in dem Sattvam
befindlichen,
unbeweglichen, unsterblichen, unwankenden, festen, Vishnu
benannten, alles unter sich habenden Stätte,
welche wahrhaften Wünschens
und allwissend, frei und geistig nur auf ihre eigne Größe
sich gründet (Chând.7,24,1).
Hier zitieren sie den Vers:
In der Sonne verweilt der Mond,
In dem Monde das Feuer weilt,
In dem Feuer verweilt Sattvam,
Im Sattvam der Unwankende.
Nachdem er den im Leibe eine Spanne, eines Daumens Breite Großen,
ja noch als das Kleinste Kleineren überdacht hat,
so gelangt er sodann zum höchsten Zustande,
denn in dem sind die Wünsche beschlossen (Chând.8,1,5).
Hier zitieren sie den Vers:
Was daumengroß, was spannegroß an Leib nur,
Wie Fackelglanz verdoppelt und verdreifacht,
Dieses, als Brahman gepriesen,
Als großer Gott ging ein in alle Welten.
Om! Verehrung sei dem Brahman,
Verehrung!
S.363
Siebenter Prapâthaka.
Dieser Prapâthaka
enthält wie der sechste Nachträge zur Upanishad
in drei Abschnitten 1–7. 8–10 und 11, welche einzeln zn behandeln
sind.
7,1–7:
Der Âtman als die Weltsonne und Ihre
Strahlen.
Der Âtman
ist die Weltsonne, alle Götter, Metra, Stoma's,
Sâman's, Jahreszeiten, Lebenshauche,
göttliche, dämonische und irdische Wesen sind nur seine nach
Osten, Süden, Westen, Norden, oben und unten ausgehenden und wieder
in ihn zurückkehrenden Strahlen, – das ist der Grundgedanke dieses
(in ähnlicher Weise wie Chând.3,1 fg.)
für unser Gefühl etwas zu weit ausgesponnenen Stückes; die
Identität dieses Âtman mit den
beiden Hauptgöttern des Volksglaubens, Shiva
und Vishnu, sowie die Einheit
des im Feuer, im Herzen und in der Sonne verkörperten Geistes werden
am Schlusse nochmals nachdrucksvoll hervorgehoben.
1. Agni, die Gâyatri,
der Stoma Trivrt, das Sâman
Rathantaram,
der Frühling, der Prâna,
die Sterne, die Vasu's,
– die gehen nach Osten aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
er aber ist undenkbar, gestaltlos, tief, verborgen, tadellos, kompakt,
abgründlich, gunalos,
glanzvoll, gunagenießend,
furchtbar, entwicklunglos,
Meister der Yogin's, allwissend, machtvoll,
unermeßlich,
anfanglos, endlos, selig, ungeboren, weise, unbeschreiblich,
allschaffend, allbeseelend, allgenießend, allbeherrschend,
von allem des Innern Innerstes.
2. Indra, die Trishtubh, der Stoma
Pañcadasha, das
Sâman Brhad,
der Sommer, der Vyâna, der Soma,
die Rudra's, –
die gehen nach Süden aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
er aber ist ohne Anfang und Ende,
unermeßlich, unbegrenzt, unbewegbar von anderm,
frei, kennzeichenlos, gestaltlos,
von unendlicher Kraft, Schöpfer und. Erleuchter.
3. Die Marut's, die Jagatî,
der Stoma Saptadasha, das Sâman
Vairûpam,
die Regenzeit, der Apâna, der Planet
Shukra S.364
(Venus), die Aditya's, –
die gehen nach Westen aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
er aber ist die ruhige, wortlose, furchtlose, kummerlose, Wonne seiende,
gesättigte, feste, unwankende, unsterbliche, unerschütterliche,
beständige,
nach Vishnu benannte (Kâth.3,9
und oben 6,26),
alles unter sich habende Stätte.
4. Die Vishve Devâh, die
Anushtubh, der Stoma Ekaviñca,
das Sâman Vairâjam,
der Herbst, der Samâna, Varuna,
die Sâdhyâ's, –
die gehen nach Norden aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
er aber ist innerlich rein, geläutert,
leer, beruhigt, prânalos,
âtmanlos, unendlich.
5. Mitra-Varuna, die Pankti,
die Stoma's Trinava
und Trayastriñca,
die Sâman's Shâkvaram
und Raivatam,
der Winter und die kalte Jahreszeit, der Udâna,
die Angiras', der Mond, –
die gehen nach oben aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
ihn aber [wisse man] als den Pranava genannten,
den Lenker, den lichtgestaltigen,
schlummerlosen, alterlosen, todlosen, leidlosen.
6. Shani (Saturn), Râhu
(der Drachenkopf), Ketu (der Drachenschwanz),
die Schlangen, Rakshas', Yaksha's,
Menschen, Vögel, Ungetüme, Elefanten usw., –
die gehen naoh unten aus ihm hervor,
sie leuchten, sie regnen, sie preisen ihn,
gehen wieder in ihn ein
und blicken aus ihm durch eine Spalte hervor, –
aus ihm der da der Weise, Auseinanderhalter, allem Innerliche,
Unvergängliche, Reine, Lautere,
Glanzvolle, Geduldige, Ruhige ist.
7. Und er, fürwahr, ist "der Âtman
im innern Herzen, der gar kleine" (Chând.3,14,3),
gleichwie ein flammend Feuer allgestaltig,
ihm dient als Nahrung dies Weltall,
ihm eingewoben sind die Wesen alle (vgl. Brh.3,8),
"er ist der Âtman, der sündlose,
frei von Alter, frei von Tod und frei von Leiden,
ohne Zweifel und ohne Fesseln,
sein Ratschluß S.365 ist
wahrhaft, wahrhaft sein Wünschen" (Chând.8,1,5
frei);
"er ist der oberste Herr, er ist der Gebieter der Wesen, er ist der
Hüter der Wesen,
er ist die Brücke, welche auseinanderhält" (Brh.4,4,22).
Ja, wirklich, dieser Âtman ist [wie
es schon oben 6,8, S.334 hieß]
Îshâna, Shambhu, Bhava, Rudra,
Prajâpati, Allschöpfer, Hiranyagarbha,
die Wahrheit, der Prâna,
der Zugvogel,
der Gebieter, der Unerschütterliche, Vishnu,
Nârâyana;
und der da in dem Feuer weilt,
und der in dem Herzen weilt,
und der in der Sonne weilt,
Dir, diesem Allgestaltigen
und doch in dem wahren Äther [des Herzens] Verborgenen
7,8–10:
Polemik gegen Häretiker.
Die nun folgende Polemik
gegen ketzerische Bestrebungen führt mit Sicherheit in eine Zeit,
in welcher bereits außervedische Richtungen, und zwar als Gegenstand
eines besondern Studiums (na avaidikam adhîyîta)
bestanden, sowie auch Lebensordnungen, welche der vedischen feindlich gegenüberstanden
(veda-âdi-shâstra-hinsaka-dharma).
Daß darunter, nebst andern, auch buddhistische Häresien zn verstehen
sind, ist durchaus wahrscheinlich, aber die Schilderung ist nicht konkret
genug, um es mit Bestimmtheit zu erweisen. Die Anrede zu Anfang "o König!"
(welcher nicht mehr Brhadratha sein
kann) scheint darauf hinzudeuten, daß das Stück aus einem andern,
unserer Upanishad ursprünglich
fremden Zusammenhange herüber genommen ist.
8. Nunmehr, o König, über die Anfechtungen der Erkenntnis.
Das, fürwahr, ist der Ursprung des Netzwerkes der Verblendung,
daß der des Himmels Würdige mit solchen, die des Himmels
unwürdig sind, [in Berührung kommt,]
das ist es;
eine Nyagrodhalaube öffnet sich vor
ihnen,
und sie klammern sich an niederes Sträuchwerk an;
ferner sind da solche, welche stets ausgelassen, stets sich herumtreibend,
stets bettelnd, stets von ihren Künsten lebend sind;
ferner sind da solche, welche in den Städten betteln, für Unbefugte
das Opfer veranstalten,
sich bei Shûdra's in die Lehre begeben
oder als Shûdra's des Schriftkanons
kundig sind; S.366
ferner sind da solche, die als Gauner, Heuchler, Tänzer, Söldner,
Landstreicher, Komödianten
oder im Königsdienste einen Fehltritt oder dergleichen begangen
haben;
ferner sind da solche, welche, wo Gefahr von Yaksha's,
Rakshasa's, Gespenstern, Geisterscharen,
Kobolden, Schlangen, Dämonen usw. droht, aus Gewinnsucht behaupten:
"wir beschwören sie";
ferner sind da solche, welche sich ohne Berechtigung die roten Kleider,
die Ohrringe
und den Schädelschmuck [gewisser Asketen] anmaßen;
ferner sind da solche, welche durch das Gaukelwerk und Blendwerk
trügerischer Argumentation und Nutzanwendung die Vedagläubigen
zu bedrängen lieben; –
mit diesen allen soll man nicht verkehren,
denn sie sind offenbar nur Diebe und des Himmels unwürdig.
Denn so heißt es:
Durch Âtmanleugnungs-Blendwerke
Und falscher Nutzanwendung Schein
Verführt, weiß nicht mehr zu scheiden
Veda und Menschenwitz das Volk.
9. Nämlich Brhaspati war es,
welcher,
die Gestalt des Shukra [des Lehrers der
Asura's] annehmend, um den Indra zu schützen,
den Asura's zu ihrem Verderben diese Nichtwissenschaft
(avidyâ) mitgeteilt hat,
nach welcher das Böse gut und das Güte böse heißt,
und sie zum Studium einer Satzung auffordern,
welche die Lehrgebäude des Veda und
[seiner Anhänge] umstürzen soll.
Darum soll man diese Lehre nicht studieren,
denn sie ist verkehrt und ist unfruchtbar,
und ihr Lohn ist bloße [zeitliche] Lust [nur das preyas,
nicht das shreyas, Kâth.2,1],
wie die eines vom rechten Wandel Abtrünnigen,
daher man sich mit ihr nicht befassen soll.
Denn die Schrift sagt (Kâth.2,4.
Îshâ 11 [mißverstanden]. Kâth.2,5):
Weit sind verschieden und entgegenstehend,
Was man das Wissen nennt und das Nichtwissen;
Nach Wissen seh' ich Naciketas trachten,
Der Lüste Heerschar hat dich nicht zerrüttet.
S.367
Doch wer Wissen und Nichtwissen,
Eins wie das andre kennt, erlangt
Rettung vom Tod durch Nichtwissen
Und durch Wissen Unsterblichkeit.
In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
So laufen ziellos hin
und her die Toren,
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt.
10. Es geschah einmal (vgl. Chând.8,7
fg.),
daß die Götter und die Dämonen, nach dem Âtman
verlangend,
dem Brahman sich nahten, ihm Verehrung
zollten und sprachen:
"Ehrwürdiger, wir sind nach dem Âtman
verlangend, den mögest du uns mitteilen!"
Brahman aber, nach langem Nachdenken,
erkannte,
daß die Dämonen den Âtman suchten,
wo er nicht zu finden war;
und darum zeigte er ihnen den Âtman da,
wo er ganz und gar nicht zu finden ist.
Darum leben sie in Verblendung und in Anklammerung [an das Irdische],
zerschlagen das rettende Boot,
und indem sie der Unwahrheit die Ehre geben,
betrachten sie, wie bei einem Blendwerke (indrajâlam),
die Unwahrheit als die "Wahrheit.
Darum, was in den Veden geboten wird, das ist die Wahrheit,
und was in den Veden gelehrt wird, darnach leben die Weisen.
Darum soll ein Brahmane nichts Unvedisches studieren,
denn der Erfolg würde sein wie bei jenen [Dämonen].
7,11: Der
Om-Laut im Herzensraume und im Weltraume.
Von der 6,35 geschilderten
"den Weltraum durchdringenden Kraft" (nabhaso
'ntargatam tejas) war 6,37 gelehrt worden, daß sie durch
den Laut Om zu verehren sei. Wie dies
geschehe, zeigt näher der erste Teil unseres Abschnittes in folgender
Weise. Die Wesenheit des Äthers im Herzensraume ist jene "höchste
Kraft" (param tejas); und die Wesenheit
des Äthers im Herzensraume ist ebenso sehr der Laut Om
(tejas = brahman = veda = om).
In Gestalt des Lautes Om steigt jene Kraft
mit dem Odem empor und verbreitet sich, wie der emporquellende Rauch, weiter
und weiter, bis sie, wie der Salzklumpen das Wasser oder wie die Hitze
die geschmolzene Butter, schnell, wie der Gedanke des Meditierenden, das
Universum durchdringt. Wegen dieser Schnelligkeit heißt der Laut
Om der "blitzartige", was hier auf sein "Erleuchten"
des ganzen Leibes (nach dem Kommentator des Weltleibes) gedeutet wird.
S.368
Es folgen zum Schlusse acht
Verse, von denen jedoch nur zwei (Vers 4–5) jene Verehrung des Tejas
durch Om betreffen, während
die übrigen dazu nur in entfernterer Beziehung stehen.
Die Verse 1–3 sind nur eine
metrische Zusammenfassung von Brh.4,2,2–3.
Die Verse 4–5 zeigen, wie
das Manas die Körperwärme,
diese den Odem antreibt,
den Laut Om zu erzeugen, welcher, von Herz
zu Kehle und Zunge hin stetig wachsend, schließlich zum Mutterschoß
(mâtrikam) des ganzen Veda
wird.
Vers 6 schildert, in wörtlicher
Wiederholung des Verses Chând.7,26,2
(nur statt pashyo
das üblichere pashyan setzend),
die Erhabenheit des "Schauenden" über Tod, Krankheit und Schmerz.
In Vers 7–8 werden die vier
Zustände der Mândûkya-Upanishad
mit den vier Vierteln des
Brahman (Rgv.10,90,3–4)
in der Weise in Verbindung gesetzt, daß Wachen, Traumschlaf, Tiefschlaf
das eine Viertel ausmachen, während der "vierte Zustand" {turîyam,
siehe oben S.343. 344) die drei unsterblichen Viertel ist. Weil er beide,
die Wahrheit und die Unwahrheit, kosten wollte, ist Brahman
in die zweiheithafte Welt eingegangen. Mit diesem großen Gedanken
schließt die Upanishad.
11. Wahrlich, die Wesenheit des im [Herzens-]Raume befindlichen Äthers,
das ist jene höchste Kraft;
diese ist dreifach dargelegt, im Feuer, in der Sonne und im Prâna.
Wahrlich, die Wesenheit des im [Herzens-]Raume befindlichen Äthers,
das ist jene Silbe Om.
Durch sie bricht jene Kraft hervor, steigt empor und wird ausgehaucht,
sei es ohne Unterlaß, sei es in Stützung auf die Meditation
des Brahman.
Hierbei tritt jene Kraft beim Wallen [des Atems] als dies das Licht
verschmähende Wärme auf;
und, ähnlich wie es beim Wallen des Rauches geschieht,
nachdem sie im Herzensäther nur als einzelner Zweig emporgequollen
ist,
so entfaltet sie sich weiter und wird zu einem Aste nach dem andern,
[im Unendlichen aufgehend] wie wenn ein Salzklumpen ins Wasser geworfen
wird,
oder wie die Hitze [aufgeht] in der geschmolzenen Butter,
oder wie der Gedanke des Meditierenden [ins Unendliche] sich ausbreitet.
Hierbei zitieren sie das Wort:
Hier scheint wirklich sogar Atharvashira'-Up.
4 (wenn nicht deren Quelle) zitiert zu werden.
"Aber warum heißt er S.369
[der Laut Om] der blitzartige?
–
Weil er, kaum ausgesprochen, den ganzen Leib [des Universums, Schol.]
blitzartig erhellt."
Darum also soll man durch den Laut Om jene
unermeßliche Kraft verehren.
1. Der Purusha im Aug'-Innern,
Der hier im rechten Auge weilt,
Der heißt Indra, und ihm Gattin
Ist, die im linken Auge weilt.
Nach Brh.4,2,2–3.
Vgl. Talav.Up.Br.1,43,9.
2. Und in des Herzens Hohlraume
Ist der beiden Vereinigung,
Das ist die Kraft (tejas); ein
Blutklumpen
Dient den beiden [als Nahrung] dort
3. Aus dem Herzen emporsteigend,
Im Auge nehmend ihren Stand,
Dient als Leitung eine Ader,
Für zwei eine, die spaltet sich.
4. Manas trifft auf das Leibfeuer,
Dieses regt an den Leibeshauch,
Der Leibhauch, in der Brust schaltend,
Erweckt den Ton, den lieblichen.
5. Im Herzen durch des Äthers Feu'r entspringend,
Ein Punkt des Punkts, wird's zweifach in der Kehle,
Und dreifach schon ist's auf der Zungenspitze,
Doch strömt es aus, dann ist's das Mutterwesen.
6. Der Schauende schaut nicht den Tod,
Nicht Krankheit und nicht Ungemach,
Das All nur schaut der Schauende,
Das All durchdringt er allerwärts.
7. Der im Auge und der im Traum,
Der im Tiefschlaf and der zuhöchst,
Das sind seine vier Abarten,
Doch am größten der vierte ist.
8. Ein Viertel Brahman's in Dreien,
In dem letzten drei Viertel sind.
Zu schmecken Wahrheit und Täuschung,
Ward zweiheitlich das große Selbst.
zurück
Seitenanfang
.
Hans
Zimmermann, Görlitz : 12
KÖRBE: Quellentexte in zwölf Sprachen : Maitrâyana-Upanishad