Anhang:
Das "Elogium" am Ende des "Büchleins"
in der Fama Fraternitatis von 1614 -
epitaphische Kurzbiographie des Christian Rosencreutz:
GRANUM PECTORI JESU INSITUM,
C. Ros. c. ex nobili atque splendida Germaniae R. c. familia oriundus,
Vir sui seculi, divinis revelationibus. Subtilissimis Imaginationibus,
indefessis laboribus, ad coelestia atque humana mysteria, arcanave
admissus,
postque suam (quam Arabico et Affricano itineribus) collegisset,
- plusque regiam aut imperatoriam Gazam -
suo seculo nondum convenientem, posteritati eruendum custodivisset,
et jam suarum artium, ut et nominis, fidos ac coniunctissimos haeredes,
instituisset,
mundum minutum, omnibus motibus magno illi respondentem fabricasset,
hocque tandem praeteritarum praesentium,
et futurarum rerum compendio extracto,
centenario major, non morbo
(quem ipse nunquam corpore expertus erat, nunque alias, infestare sinebat)
ullo pellente,
sed Spiritu Dei evocante illuminatam animam
(inter fratrum amplexus et ultima oscula) Creatori Deo redidisset,
Pater dilectissimus Fr. suavissimus, praeceptor fidelissimus, amicus integerrimus,
a suis ad 120. annos hic absconditus est.
Übersetzung:
DAS DEM HERZEN JESU EINGEPFLANZTE SAMENKORN,
Christian Rosenkreuz, geboren in einer vornehmen, glänzenden Familie
des deutschen Landes,
"der Mann" seines Jahrhunderts, der mit göttlichen Offenbarungen,
mit feinsten Imaginationen
und mit unermüdlichen Mühen zu himmlischen und menschlichen
Mysterien und Geheimnissen Zugang hatte
und der später das, was er (auf seinen Reisen durch Arabien und Afrika)
gesammelt hatte,
- nämlich seinen mehr als königlichen oder kaiserlichen Schatz
-
weil er zum eigenen Jahrhundert noch nicht paßte, der Nachwelt
zur Entdeckung aufbewahrt hatte,
und der für seine Künste sowie auch für seinen Namen treue
und engverbundene Erben eingesetzt hatte,
der auch eine »Kleine Welt«, die in allen Bewegungen der
»Großen« entsprach, angefertigt hatte,
nachdem er schließlich ein Kompendium aller vergangenen, gegenwärtigen
und zukünftigen Geschehnisse extrahiert hatte -
der, mehr als hundert Jahre alt, allerdings nicht von einer Krankheit bedrängt
(die er selbst auch nie an seinem Körper erfahren hat und die
er nie andere befallen ließ)
sondern vom Geiste Gottes gerufen, seine erleuchtete Seele
(unter den Umarmungen und Abschiedsküssen seiner Brüder)
seinem Schöpfergott zurückgegeben hatte,
unser hochgeschätzter Vater, allerliebster Bruder, treuester Lehrer
und lauterster Freund,
ist hier er von seinen Mitbrüdern für 120 Jahre verborgen
worden.