apo Abraam ewV Dauid
geneai dekatessareV
  kai apo Dauid ewV thV metoikesiaV BabulwnoV
geneai dekatessareV
  kai apo thV metoikesiaV BabulwnoV ewV tou Cristou
geneai dekatessareV

omnes ergo generationes
ab Abraham usque ad David
generationes quattuordecim
      et a David usque ad transmigrationem Babylonis
generationes quattuordecim
      et a transmigratione Babylonis usque ad Christum
generationes quattuordecim

ALIe Gelied
von Abraham bis auff Dauid
sind vierzehen gelied.
Von Dauid bis auff die Babylonischen gefengnis /
sind vierzehen gelied.
Von der Babylonischen gefengnis bis auff Christum
sind vierzehen gelied.

Christi autem generatio sic erat:
Dje geburt Christi war aber also gethan.
 
mnhsteuqeishV thV mhtroV autou MariaV twi Iwshf
cum esset desponsata mater eius Maria Ioseph
Als Maria seine Mutter dem Joseph vertrawet war /
 
prin h sunelqein autouV
eureqh en gastri ecousa ek pneumatoV agiou
antequam convenirent
inventa est in utero habens de spiritu sancto
ehe er sie heim holet / erfand sichs /
das sie schwanger war von dem heiligen Geist.

Ioseph autem vir eius cum esset iustus et nollet eam traducere
Joseph aber jr Man war from / vnd wolt sie nicht rügen /
 
eboulhqh laqra apolusai authn
voluit occulte dimittere eam
Gedacht aber sie heimlich zu verlassen.

idou aggeloV Kuriou kat' onar efanh autwi  legwn:
haec autem eo cogitante
ecce angelus Domini apparuit in somnis ei dicens:
Jn dem er aber also gedachte /
sihe / da  erschein jm ein Engel des HERRN im trawm / vnd  sprach /
 
Iwshf uioV Dauid mh fobhthV paralabein Mariam thn gunaika sou
Ioseph fili David noli timere accipere Mariam coniugem tuam
Joseph du son Dauid / fürchte dich nicht / Mariam dein gemalh zu dir zu nemen /
 
to gar en authi gennhqen ek pneumatoV estin agiou
quod enim in ea natum est de spiritu sancto est
Denn das in jr geborn ist / das ist von dem heiligen Geist.
 

kai kaleseiV to onoma autou Ihsoun
pariet autem filium
et vocabis nomen eius Iesum
VND SIE WIRD EINEN SON GEBEREN /
DES NAMEN SOLTU JHESUS HEISSEN /
 
autoV gar swsei ton laon autou apo twn amartiwn autwn
ipse enim salvum faciet populum suum a peccatis eorum
DENN ER WIRD SEIN VOLCK SELIG MACHEN VON JREN SÜNDEN.
 

hoc autem totum factum est ut adimpleretur
DAS ist aber alles geschehen / Auff das erfüllet würde /
 
to reqen upo Kuriou dia tou profhtou legonteV
quod dictum est a Domino per prophetam dicentem:
das der HERR durch den Propheten gesagt hat / der da spricht /
 

kai texetai uion
ecce virgo in utero habebit
et pariet filium
SIHE / EINE JUNGFRAW WIRD SCHWANGER SEIN /
VND EINEN SON GEBERN /
 
kai kalesousin to onoma autou Emmanou Hl
et vocabunt nomen eius Emmanu El
VND SIE WERDEN SEINEN NAMEN EMANUEL HEISSEN /
 
o estin meqermhneuomenon meq' hmwn o QeoV
quod est interpretatum Nobiscum-Deus
DAS IST VERDOLMETSCHET / GOTT MIT VNS.
 

epoihsen wV prosetaxen autwi o aggeloV Kuriou
kai parelaben thn gunaika autou

exsurgens autem Ioseph a somno
fecit sicut praecepit ei angelus Domini
et accepit coniugem suam
DA nu Joseph vom schlaff erwachte /
thet er / wie jm des HERRN Engel befolhen hatte /
vnd nam sein Gemalh zu sich /

kai ekalesen to onoma autou Ihsoun
et non cognoscebat eam donec peperit filium suum primogenitum
et vocavit nomen eius Iesum
Vnd erkennet sie nicht / bis sie jren ersten Son gebar /
Vnd hies seinen Namen Jhesus.

B. schrieb:

> Ist oder war der Logos überhaupt drauf angewiesen, sich in einen Strom
> meinetwegen der priesterlichen und der königlichen Linie hineinzustellen?
> Als einmalige Inkarnation könnte er doch in jeden Körper kommen im Sinne
> von Silesius:
>     DAS LICHT DER HERRLICHKEIT SCHEINT MITTEN IN DER NACHT.
>     WER KANN ES SEHN? EIN HERZ, DAS AUGEN HAT UND WACHT.
> oder auch
>     Wäre Christus 1000x in Bethlehem geboren
>     und nicht in dir, du wärest ewiglich verloren.

Diese Vorbereitung auf das Herabkommen und "Auf-ihm-Bleiben" des Heiligen Geistes ist mit den Stammbäumen, der Engelankündigung und der "jungfräulichen" Geburt gemeint: es sind drei Phasen der Vorbereitung des Leibes Jesu auf die Aufnahme des von der Taufe an "auf ihm bleibenden" Geistes und der in der Taufe vollzogenen (bzw. beginnenden, nun immerzu geschehenden) eigentlichen Geburt des königlichen "Gesalbten", des "Christus Domini":
    "Du bist mein Sohn,
     heute habe ich dich geboren"
(bzw. "gezeugt", das ist das gleiche hebräische Wort im bei der Taufe zitierten  Krönungs-Psalm 2.)
 
 

> Viele Kunstdarstellungen der Anbetung der Hirten und der Könige, die beide Aspekte
> in einem Bild zeigen, könnten auch im Sinne eines Nacheinander gelesen werden.
> Wie sehen Sie das?

Die beiden Geburtsgeschichten sind Legenden.
Ihre Nähe zur Biographie Jesu ist verschieden,

hat einen jeweils verschiedenen Einstiegswinkel:

Matthäus läßt alles auf Traumebene (!) geschehen;
der Engel erscheint dem Josef im Traum (Josefs Name leitet sich
von dem berühmten Wahrträumer des Buches Genesis ab),
um ihm den Sohn anzukündigen;
dann den Weisen, um sie an Herodes "vorbei" zu leiten,
dann wieder dem Josef, um ihn nach Ägypten und von dort nach
Nazareth zu lenken
 – so scheint es auf der Textoberfläche.
 
Aber in der Tat geht es bei allen Engelserscheinungen nur scheinbar um Ortswechsel,
sondern vielmehr (ausdrücklich, zitierend!) um Prophetensprüche, die selbst ja nicht
historisch-biographisch, sondern als Grundchiffren zitiert und ausgelegt werden:
 
"Jungfrauengeburt" (erster Josefstraum), denn es steht bei Jesaja geschrieben
"die Junge wird einen Sohn gebären";
"Bethlehem" (Herodesszene), denn es steht bei Micha geschrieben: "Du Bethlehem, bist [keineswegs] die geringste unter den führenden Judas, denn [doch] aus dir soll hervorgehen der führer, der mein Volk führen soll" – ein König muß wie David aus Bethlehem stammen, sei es das geographische, sei es ein mythisches Bethlehem (zu dem ein Herodes den Weg nicht findet, er muß es sich von den Weisen weisen lassen, aber das verhindert der Engel, der hier wieder im Traum erscheint, aber
nicht dem Josef, sondern den Weisen);
"Ägypten" (zweiter Josefstraum), denn es steht in Anspielung auf die Erlösung Israels vom ägyptischen Exil und auf die "Ausbildung" des weisen Gesetzvermittlers Moses geschrieben: "Ich habe meinen Sohn aus Ägypten berufen";
"Nazareth" (dritter Josefstraum), denn es steht geschrieben "er soll ein Nazoraios genannt werden" - das steht zwar so wörtlich nirgends, aber es steht geschrieben, was ein Nazoraios ist (Numeri 6), und wer durch einen Engel als solcher angekündigt worden ist: insbesondere Samson (Richter 13) und (Anfang des Lukasevangeliums) Johannes der Täufer; dem entsprechend (durch die Mutter erbeten, nicht durch einen Engel angekündigt) auch Samuel (1.Samuel 1).
An diesen drei Gestalten sieht man besonders gut, daß "Nazoraios" (nâzîr) primär nicht "aus Nazareth" heißt, sondern "Gottgeweihter". Zu Jesu Zeit dürfte das entsprechende Gelübde dem Selbstverständnis der Essener entsprechen, die ja eine "nazoräisch"-klösterliche Lebensweise übten (Wein- und Traubenverbot, Haarschneideverbot, kultische Reinheit, Schriftschulung und intensives Gebet).
Auf jeden Fall ist es für Jesus so wichtig, daß er ein Nazoraios ist, daß es auf der Kreuzinschrift ausdrücklich vermerkt wird; auch die (nicht in Nazareth geborenen) Jünger Jesu werden in den Evangelien gelegentlich als Nazoraioi (Nazaräer, Nazarener) bezeichnet. Ähnliche Deutungshintergründe finden sich im Namen der gesamten Frühlings-Landschaft "Galilaia", Gegenpol zum felsigen Judäa der Kreuzigung: dort sollen die Jünger (die "Galiläer") sich versammeln, um den Auferstandenen zu schauen.
 
Lukas ist stärker an Personen orientiert
        als die Matthäus-Legende auf ihrer Traumebene;
aber die glänzende Oberfläche des narrativen Lukas-Schreibstils umhüllt
    Seelenereignisse, Seelengeschichten, Seelenbiographien,
        nicht wirklich historische oder physisch-objektise Erzählungskerne.

Der Wahrheitskern der Legende bei Matthäus liegt
    in den drei prophetischen Chiffren, die von ihm narrativ umschichtet werden;
der Wahrheitskern der Legende bei Lukas liegt eher
    in der seelischen Wärme und Feinheit,
    im weiblichen Charakter der imaginativ-inspirativen Wort-Empfängnis
    und im Zusammenhang mit Priestertum (Zacharias) und Tempel.

Beide zeigen die "Vorbereitungsarbeit" des Heiligen Geistes
    an Leib, Leben und Seele des "Nazoräers" Jesus –
bei Matthäus
    ganz in Auslegung der Chiffernschrift des Alten Testamentes,
bei Lukas eher
    an der priesterlichen Johannes-Familie (Zacharias, Elisabeth),
    den Müttern (Verkündigung an Maria statt an Josef, Besuch Marias bei Elisabeth)
    und am Tempel (Zacharias am Räucheraltar, Beschneidungsszene,
    der zwölfjährige Jesus in Diskussion mit den Gelehrten) orientiert –
so daß der Geist Gottes
     in den zubereiteten Leib-Leben-Seelen-Organismus einziehen kann,
     ihn zur schöpferischen Sonne entzünden kann,
     ihn in ein glühendes Opferfeuer verwandeln kann,
            dessen Glanz erst mit der Verklärung,
            der Passion
            und der Auferstehung
                durch die legendarisch chiffrierten Oberflächen hindurchbricht.