"Petrus" ist die latinisierte
griechische Fassung des "Kephas"-Namens, der dem energischsten unter den
Zwölfen, dem Simon, von Jesus gegeben wurde (Matthäus
16,18 -- griech./ lat. Vulgata /dt. Luther 1545):
kagw de soi legw
oti su ei PetroV
kai epi tauthi thi petrai
oikodomhsw mou thn ekklhsian
kai pulai Adou ou katiscusousin
authV
et ego dico tibi
quia tu es Petrus
et super hanc petram aedificabo ecclesiam
meam
et portae Inferi non praevalebunt adversum
eam
Vnd ich sage dir auch /
Du bist Petrus /
vnd auff diesen Felsen wil ich bawen meine
Gemeine /
Vnd die Pforten der Hellen sollen sie nicht
vberweldigen.
Der
"Kephas"- bzw. "Petrus"-Name bedeutet "Stein" und "Fels"; und das Motiv
des "Steines" nimmt im ersten Petrusbrief einen besonderen Platz ein: Mit
einigen auch in den Evangelien gern zitierten Psalmen- und Jesaja-Sprüchen,
vor allem dem vom "verworfenen Eckstein"
und dem "köstlichen Stein in Zion", greift Petrus
dieses zentrale Motiv auf und bezieht es auf Christus, ohne sich selbst
dabei als "Petrus", als "der Fels", zur Geltung zu bringen.
Wenn er nun seine Adressaten
als "lebendige Steine" eines geistigen Hauses anspricht,
so gibt er damit die eigene in der Namenszuschreibung umschriebene fundamentale
"Stein"-Funktion unmittelbar an seine Mitbrüder und Schüler weiter,
delegiert sie, dezentralisiert sie bzw. gibt uns allen unser eigenes geistiges
Verdichtungszentrum, den felsenfesten Grund in uns, eben so, wie Christus
selbst seinen Auferstehungsleib an die Menschen weitergibt, in denen er
aus dem Tode neugeboren wird und sie, die Menschen selbst, zur ihrer gotteskindlichen
Neugeburt bringt.
Aber warum erscheint das
kaum begreifliche, transparente, himmlisch-Geistige selbst im Bild des
schärfsten Gegensatzes zur himmlischen Geistigkeit, im Symbol eben
der dichtest-irdischen Materie, des "Steins"?
Nun, zunächst bestimmt
sich Geistiges dadurch, daß es keinen Gegensatz kennt, den es nicht
aufzuarbeiten, zu durchwandeln, zu klären wüßte: Geist
zeigt sich gerade in seinem "Werk" als Konzentration aller schöpferischen,
vertiefenden und sinnstiftenden Kräfte. Und eine Identitätsachse
zentriert Geist und Stein in einer Mitte, nämlich im unveränderlichen,
begierdelosen, kristallklaren, nüchternen, schlichten Sein:
"Es schliff dies Weltjuwel
ein Meister ohnegleichen,
den Name, Zeichen und
Gedanken nicht erreichen,
zu dem des Menschen Wähnen
nimmer sich erhebt,
und dessen Hoheit über
allen Thronen schwebt.
Des Menschen Weisheit
kann sein Wesen nicht benennen,
denn wir benennen nur
die Dinge, die wir kennen.
Und selbst, wer Worte
schleifen kann wie ein Juwel,
der mühe sich nicht
ab, sein Mühen schlägt doch fehl.
Er, der die Seelen und
die Weisheit wägt, erreicht
wohl dein gewognes Denken
ihn, der keinem gleicht?
Bekenne nur: 'Er ist',
und damit sei's getan,
weil man von seinem Sein
nichts weiter sagen kann."
Es mag auffallen, daß
das "Stein"-Motiv des ersten Petrusbriefs im Mittelalter besondere Würdigung
dadurch erfährt, daß Wolfram
von Eschenbach den "Gral" in seinem Parzival-Epos als einen "Stein" faßt,
der die Templeisen der verborgenen Burg nährt, belebt und verjüngt,
und an dem der "Phönix", d.h.
gemäß dem Physiologus der Geistaspekt des Christus-in-uns selbst,
seine Feuertaufe durchmacht und zu Asche verbrennt, "die Asche ihm aber
Leben gebärt":
si lebent von einem steine:
des geslähte ist
vil reine.
hât ir des niht
erkennet,
der wirt iu hie genennet.
er heizet lapsit
exillîs.
von des steines craft
der fênîs
verbrinnet,
daz er ze aschen wirt:
diu
asche im aber leben birt.
sus
rêrt der fênîs mûze sîn
unt
gît dar nâch vil liehten schîn,
daz
er schoene wirt als ê.
ouch wart nie menschen
sô wê,
swelhes tages ez den
stein gesiht,
die wochen mac ez sterben
niht,
diu aller schierest dar
nâch gestêt.
sîn varwe im nimmer
ouch zergêt:
man muoz im sölher
varwe jehen,
dâ mit ez hât
den stein gesehen,
ez sî maget oder
man,
als dô sîn
bestiu zît huop an,
saeh ez den stein zwei
hundert jâr,
um enwurde denne grâ
sîn hâr.
selhe craft dem menschen
gît der stein,
daz im vleisch unde bein
jugent enpfaehet al sunder
twâl.
der
stein ist ouch genant der grâl.
Neugeburt, Gesundung und
Entsühnung des Menschen durch die Passion und Auferstehung des Sohnes
ist das Thema der Grußadresse und des Einstiegskapitels im ersten
Petrusbrief; mit der göttlich-paradiesischen Nahrung ("the
milk of paradise") der neugeborenen Gotteskinder beginnt in der Tat
der hier unten zitierte Ausschnitt aus dem zweiten
Kapitel; dem folgt unmittelbar "der Stein". Aber
wie und warum werden die subtilen Prozesse der himmlischen Neubelebung
und Ernährung ausgerechnet an diesem totesten, härtesten, widerständigsten
Ausdruck der Materie konkretisiert?
Es ist wohl gerade die Todeshochzeit
dieser Lebenskonkretisierung selbst, zugleich die Klärung des dichten
Stoffs zum durchscheinenden, blitzenden Kristall und die geistige Überwindung
der materiellen Widerständigkeit und Schwere, das osternächtliche
"Heben" der verschließenden Grabplatte, die Öffnung des Grabes,
die am "Stein" konzentriert sind.
Wer konzentriert-übend
"sucht", wie Offenheit, Originalität und Freiheit des Handelns die
materielle Bedingtheit durchbrechen, aufbrechen, aufschließen, macht
eine eigenartige Erfahrung: "Gott ist unsichtbar, unwahrnehmbar, aber wie
das Licht an einem klaren Juwel konzentriert, verdichtet und bricht sich
seine Allhingegebenheit am menschlichen Hier und Jetzt, an der menschlichen
Passion und dem Tod, an der materiellen Bedingtheit; aber in deren Durchdringung
und Verwandlung wird der Allseiende konkret, wird zur eigentlichen Wirklichkeit,
erweist sich als härter, bestimmter, verdichteter, konturenschärfer
als der Sinnenstoff und seine Gegenständlichkeit, Widerständigkeit,
die uns sonst immer zu bestimmen droht. Die Güte Gottes verliert sich
nicht in irgendeiner Allgemeinheit, wenngleich nichts allgemeiner ist als
ihre All-Einheit; sie individualisiert sich, konkretisiert sich, wird geboren
im Guten der jeweiligen Situation, in der sich das konkrete Individuum
befindet, in dem, was dem Einzelnen allein zu tun ist, um dem weiteren
Handeln, Verstehen und Austausch die Entwicklungswege zu öffnen und
originelle, lebendige Güte in diesen Acker hineinzupflanzen. Jeder
geht dabei auch eigene Opferwege, die anderen nicht einsichtig sind." (Rundbrief
zu Ostern 2005)
1.Petrusbrief :
Kap. 2,1-10
2:1 apoqemenoi oun pasan
kakian kai panta dolon
kai upokriseiV kai fqonouV
kai pasaV katalaliaV
deponentes igitur omnem malitiam et omnem
dolum
et simulationes et invidias et omnes detractiones
SO leget nu ab alle bosheit vnd allen betrug /
vnd heucheley vnd neid / vnd alles affterreden /
2:2
wV artigennhta brefh to logikon adolon gala epipoqhsate
ina en autwi auxhqhte
eiV swthrian
sicut modo geniti infantes rationale sine
dolo lac concupiscite
ut in eo crescatis in salutem
Vnd seid girig nach der vernünfftigen lautem Milch / als die jtzt
gebornen Kindlin /
Auff das jr durch die selbigen zunemet.
2:3
ei egeusasqe
oti crhstoV o KurioV
si gustastis
quoniam dulcis Dominus
So jr anders geschmackt habt /
das der HERR freundlich ist /
ta°amwu
wu -re'wu kij-
towb
JHWH
geusasqe
kai idete oti crhstoV o KurioV
gustate
et videte quoniam suavis est Dominus
Schmeckt und seht:
wie gut
ist JHWH!
2:4
proV on prosercomenoi liqon zwnta
upo anqrwpwn men apodedokimasmenon
para
de Qewi eklekton entimon
ad quem accedentes lapidem vivum
ab hominibus quidem reprobatum
a Deo autem electum honorificatum
Zu welchem jr komen seid / als zu dem lebendigen Stein /
Der von den Menschen verworffen /
Aber bey Gott ist er ausserwelet vnd köstlich.
'äbän
mâ'aßwu
hab-bownijm
hâjetâh le-
rosch pinnâh
liqon
on apedokimasan oi oikodomounteV outoV egenhqh
eiV kefalhn goniaV
lapidem quem reprobaverunt
aedificantes hic
factus est in caput
anguli
Der Stein,
den verwarfen
die Bauherrn, ist
geworden zum Haupt der Ecke
me'et JHWH
hâjetâh
so't
hij' nipelâ't
be-°ejnejnwu ...............
para Kuriou
egeneto auth kai estin qaumasth
en ofqalmoiV hmwn
a
Domino factum est istud
et est mirabile
in oculis nostris.........
Von
JHWH geworden ist dieses; es ist ein Wunder
in unseren Augen......
2:5
kai autoi wV liqoi zwnteV oikodomeisqe oikoV pneumatikoV
eiV ierateuma agion anenegkai
pneumatikaV qusiaV
euprosdektouV [twi] Qewi
dia Ihsou Cristou
et ipsi tamquam lapides vivi superaedificamini
domus spiritalis
sacerdotium sanctum offerre spiritales hostias
acceptabiles Deo per Iesum Christum
Vnd auch jr / als die lebendige Steine / bawet euch zum geistlichen
Hause /
vnd zum heiligen Priesterthum / zu opffern geistliche Opffer /
die Gott angenem sind / durch Jhesum Christum.
2:6
dioti periecei en grafhi
idou tiqhmi en siwn liqon
eklekton akrogwniaion entimon
kai o pisteuwn ep autwi
ou mh kataiscunqh
propter quod continet in scriptura
ecce pono in Sion lapidem summum angularem
electum pretiosum
et qui crediderit in eo non confundetur
DArumb stehet in der schrifft /
SIHE DA / JCH LEGE EINEN AUSSERWELETEN KÖSTLICHEN ECKSTEIN
IN ZION /
VND WER AN JN GLEUBET / DER SOL NICHT ZUSCHANDEN WERDEN.
hinenij
jißßad
be-Zijjown 'abän
'äbän
bochan
idou
egw embalw eiV ta qemelia Siwn liqon
polutelh eklekton
ecce ego
mittam in fundamentis Sion
lapidem lapidem
probatum
Siehe mich: Ich gründe
in Zion einen Stein, einen Stein der Erprobtheit,
pinnat
jiqerat
mwußâd mwußßâd
ham-ma'amijn
lo'
jâchijsch
akrogwniaion
entimon eiV ta qemelia authV kai o pisteuwn ep'
autwi ou mh kataiscunqhi
angularem
pretiosum in fundamento fundatum qui crediderit
non
festinet
einen Eckstein, kostbar,
grundhafte Grundhaft: Wer vertraut,
der wird sich nicht verflüchtigen!
2:7 umin oun h timh toiV pisteuousin
Euch nu / die jr gleubet / ist er köstlich /
Den vngleubigen aber / ist
der Stein / den die Bawleute verworffen haben / vnd zum Eckstein
worden ist /
2:8
wu-le-'äbän
nägäp
wu-le-zowr mikeschowl
kai liqoV
proskommatoV kai petra skandalou
et lapis
offensionis
et petra scandali
ein Stein des anstossens vnd
ein Fels des ergernis /
Jesaja
8,14
oi proskoptousin twi logwi
apeiqounteV eiV o kai eteqhsan
qui offendunt verbo nec credunt in quod et
positi sunt
Die sich stossen an dem Wort / vnd gleuben nicht dran / darauff sie
gesetzt sind.
2:9 umeiV de genoV eklekton
basileion ierateuma
eqnoV agion laoV eiV peripoihsin
opwV taV aretaV exaggeilhte
tou ek skotouV umaV kalesantoV
eiV to qaumaston autou fwV
vos autem genus electum regale sacerdotium
gens sancta populus adquisitionis
ut virtutes adnuntietis eius
qui de tenebris vos vocavit in admirabile
lumen suum
JR aber seid das ausserwelete Geschlecht / das königliche Priesterthum
/
das heilige Volck / das volck des Eigenthums /
Das jr verkündigen solt die Tugent des /
der euch beruffen hat von der Finsternis / zu seinem wunderbaren
Liecht.
2:10 oi pote ou laoV nun
de laoV Qeou
oi ouk hlehmenoi nun de
elehqenteV
qui aliquando non populus nunc autem populus
Dei
qui non consecuti misericordiam nunc autem
misericordiam consecuti
DIE JR WEILAND NICHT EIN VOLCK WARET / NU ABER GOTTES VOLCK SEID /
VND WEILAND NICHT IN GNADEN WARET / NU ABER IN GNADEN SEID.