Hans Zimmermann : 12 KÖRBE: Quellen zum Weltbild der Antike und des Mittelalters : Mosaiken : Byzanz : OSIOS LOUKAS (Hosios Lukas)
 
 
12 Mosaiken aus dem 11.Jahrhundert n.Chr.
und das Kuppelfresko
in der großen Kirche des Klosters
OSIOS LOUKAS (Hosios Lukas)
 – d.h. des "seligen Lukas", der 896-953 hier als Einsiedler lebte – 
als typisches Beispiel der Bilderanordnung und des ikonographischen
Programms in byzantinischen (griechisch-orthodoxen)
Kreuzkuppelkirchen
Große Kirche des Klosters Hosios Loukas
 
 
Narthex (Vorraum im Westen),
Bilder (von der Nordseite bis zur Südseite) mit Symmetrie über dem Durchgang zum Kirchenraum angeordnet:
 
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Kuppelfresko und Bilder in den Zwickeln der Kuppel, Apsis-Mosaik und Diakonikon:
 
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Blick von Südwesten auf die große Kirche
 
Blick von Südwesten auf die große Kirche, vorne der westliche Narthex
 
 
Mosaiken im Vorraum (Narthex) der Kirche
 
ho niptêr, das Waschbecken: Christus wäscht vor dem Abendmahl den Jüngern die Füße
 
"ho niptêr", "das Waschbecken":
Christus wäscht vor dem Abendmahl den zwölf Aposteln die Füße; Petrus mit abwehrender Haltung
Mosaik auf der Nordseite, linke Seite im Narthex vom Eingang aus gesehen
 
 
Staurôsis: Kreuzigung
 
"hê staurôsis": Kreuzigung;  links die Mutter Jesu Maria, rechts der Evangelist ("Theologe") Johannes;
"idou ho hyios sou" ("siehe, dein Sohn")  +  "idou hê mêtêr sou" ("siehe, deine Mutter")
Mosaik auf der östlichen Narthexwand links vom Durchgang zum Kirchenraum
 
 
Johannes der Theologe (= der Evangelist und Autor der Apokalypse) ... Pantokrator, oben Jakobus der Herrenbruder und die Erzengel Michael und Gabriel ... Paulus
 
links: Johannes "der Theologe" (Evangelist) im Zwischenbogen rückwärtig an der Westseite links vom Eingangsportal;
 
Mitte: Christus als Pantokrator (Allherrscher) über dem Durchgang vom Narthex zur Kirchenhalle,
über ihm im Kreuzgewölbe Jakobus der Herrenbruder, die Erzengel Michael und Raphael
und die Mêtêr Theou (Mutter Gottes) als "Panhagia", ("Allheilige") mit betend erhobenen Armen;
 
rechts: der "Apostel" Paulus im Bogen zwischen dem Pantokrator und dem folgenden Auferstehungsbild
 
 
Anastasis: Auferstehung, Erscheinung des Auferstandenen im Totenreich
 
"hê anastasis", Auferstehung: Christus erscheint zuerst im Totenreich, erwartet von alttestamentlichen Königen (wohl David und
Salomon als Messias-Vorläufer und prophetische Psalmensänger), bewältigt den Tod (siehe die zersprengte Pforte unter seinen
Füßen) und ergreift den Arm des knienden "alten Adam", hinter dem in Gebetshaltung Eva bereitsteht.
Mosaik rechts neben dem Durchgang vom Narthex zum Kirchenraum
 
 
Ostern, Erscheinung des Auferstandenen inmitten der Jünger hinter verschlossenen Türen
 
"tôn thyrôn kekleismenôn": "Bei verschlossenen Türen" erscheint der Auferstandene den elf Aposteln, insbesondere dem
"verspäteten" Thomas, der seine Hände in die Wundmale legen will, bevor er sich betend in seinen "Herrn und Gott" versenkt.
Mosaik auf der rechten (südlichen) Seitenwand des Narthex
 
 
Kuppelfresko mit Pantokrator; Mosaiken in den Zwickeln unter der Kuppel
 
Pantokrator zwischen (ganz oben) Johannes dem Vorläufer (als vorhergesandtem Engel), den vier Erzengeln Michael, Gabriel, Raphael und Uriel, und unten Maria als Gottesmutter (Theotokos)
 
"Pantokrator": Christus als "Allherrscher", als der Menschensohn, der am jüngsten Tage in den Wolken des Himmels mit seinen
Engeln erscheint, dem (laut Paulus) "alles übergeben" ist und der in seiner Person ausdrückt, daß der Vater "Alles in Allem ist".
Den vier Erzengeln (Michael, Raphael, Gabriel und Uriel) ist oben Johannes als der Engel, der dem Messias "vorangeht", und unten
die betende Panhagia ("Allheilige") beigeordnet, so daß der Menschensohn "mit seinen Engeln" eine Siebenheit bildet.
 
Den auf die Engel folgenden Rang bilden im üblichen ikonographischen Programm der byzantinischen Kreuzkuppelkirchen
die 16 Propheten (Jesajah, Jeremiah, Ezechiel, Daniel und die zwölf kleinen Propheten), den nächstunteren Rang die Apostel.
 
Dieses Fresko ersetzt nachahmend das 1593 durch ein Erdbeben zerstörte ursprüngliche Goldmosaik.
 
Darunter (im nächstunteren Rang) die Mosaiken der vier Zwickel, von denen das Verkündigungs-Mosaik allerdings zerstört ist:
 
Christou Genesis: Weihnachten, Jesu Geburt gemäß Matthäus, Lukas (Evangelien) und Jakobus (Protoevangelium)
 
"Christou gennêsis", Christi Geburt: Weihnachten gemäß Matthäus ("magoi" mit Gaben links unten), Lukas (Engel und Hirten)
und dem Protoevangelium des Jakobus (mit der in der byzantinischen Weihnachts-Ikone üblichen Felsengrotte statt des
lukanischen "Stalls" und des matthäischen "Hauses") mit Ochs und Esel, vgl. Jesajah: "Ochs und Esel kennen ihren Herrn"
(entsprechend dem Pseudo-Matthäus-Evangelium; dort auch Felsengrotte und "Weihnachtsstern")
 
 
Hypapantê: Darstellung im Tempel, Hanna und Simeon
 
"hê hypapantê": Darstellung im Tempel; links die "greisen Propheten", die im Tempel den Messias erwarten: Anna und Simeon
 
 
Baptêsis: Jesu Taufe im Jordan durch Johannes den Vorläufer
 
"hê baptêsis": Jesu Taufe im Jordan durch Johannes "den Vorläufer"; im Wasser, das (wie immer in der Tauf-Ikone) Jesus
umwallend umhüllt, der personizierte Jordan; von der Hand des Vaters (der nie unmittelbar durch ein Gesicht dargestellt wird,
da allein der Sohn das menschengestaltige Antlitz Gottes ist) geht der Heilige Geist in Gestalt einer Taube aus.
 
Die vier großen Ikonen der Ikonostase mit Werken von Michail Damaskinos aus dem 16.Jhd., nämlich:
Gottesmutter als "ewige Hoffnung" unmittelbar links vom Durchgang zum Allerheigsten, Pantokrator rechts vom Durchgang,
weiter außen: Johannes "der Vorläufer" (der Täufer) und der heilige Lukas ("von Steiris")
wurden 1980 gestohlen.
 
 
Mosaik in der Apsis oberhalb des Allerheiligsten
 
Mêtêr Theou: die Mutter Gottes in der östlichen Apsis
 
"Mêtêr Theou": Gottesmutter als "Panhagia platytera" (Himmelskönigin) thronend mit dem Sohn auf dem Schoß;
in der (antinestorianischen) Überbetonung der göttlichen Natur schon des Jesuskindes
wird Maria zur Gottesgebärerin (Theotokos) und Mutter Gottes (wie übrigens auch Jakobus zum Gottesbruder).
Goldmosaik der Apsis im Osten über dem Allerheiligsten, den Räumen der verborgenen Leithougia der Priester
 
 
Wandmosaik im Diakonikon
 
Diakonikon (Sakristei): Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen
 
Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen, Psalm zur Vorbereitung der Priester vor der Leitourgia
 
 
Vergleiche:
Spätantike und byzantinische Mosaiken in Ravenna
zahlreiche biblische Szenen
und
Mosaik in der Kuppel des Baptisteriums in Florenz
Marienkrönung in der Apsis von Maria Maggiore (Rom)
Mosaik in der Apsis von San Clemente (Rom): Lebensbaum
 sowie
gotische Glasfenster in Chartres und Paris (Notre Dame)
Van Eyck: Genter Altar, Anbetung des Lammes
Raffael: Disputa del Sacramento
 
Die vier Evangelien
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