2. In solcher Betrachtung findet man zwo Qualitäten, eine gute und eine böse, die in dieser Welt in allen Kräften, in Sternen und Elementen, sowohl in allen Kreaturen ineinander sind wie ein Ding, und bestehet auch keine Kreatur im Fleische in dem natürlichen Leben, sie habe denn beide Qualitäten an sich.
3. Allhier muß man nun betrachten, was das Wort Qualität heißt oder ist. Qualität ist die Beweglichkeit, Quallen oder Treiben eines Dinges, als da ist die Hitze, die brennet, verzehret und treibet alles, das in sie kommt, das nicht ihrer Eigenschaft ist. Hinwiederum erleuchtet und erwärmet sie alles, was da ist kalt, naß und finster und machet das Weiche hart. Sie hat aber noch zwo Species in sich, als nämlich das Licht und die Grimmigkeit, davon zu merken ist.
4. Das Licht oder das Herze der Hitze ist an ihm selber ein lieblich, freudenreicher Anblick, eine Kraft des Lebens, eine Erleuchtung und Anblick eines Dinges, das da ferne ist, und ist ein Stück oder Quell der himmlischen Freudenreich. Denn es machet in dieser Welt alles lebendig und beweglich, alles Fleisch, sowohl Bäume, Laub und Gras wächset in dieser Welt in Kraft des Lichts und hat sein Leben darinnen als in dem Guten.
5. Hinwiederum hat sie in sich die Grimmigkeit, daß sie brennet, verzehret und verderbet; dieselbe Grimmigkeit quellet, treibet und erhebet sich in dem Licht und machet das Licht beweglich, ringet und kämpfet miteinander in seinem zweifachen Quell als ein Ding. Es ist auch ein Ding, aber es hat einen zweifachen Quell.
6. Das Licht bestehet in Gott ohne Hitze, aber in der Natur bestehet es nicht; denn in der Natur sind alle Qualitäten ineinander wie eine Qualität nach Art und Weise, wie Gott alles ist und wie von ihm alles herkommt und ausgehet: Gott ist das Herze oder Quellbrunn der Natur, aus ihm alles herrühret.
7. Nun herrschet die Hitze in allen Kräften in der Natur und erwärmet alles und ist ein Quell in allem; sonst wo das nicht wäre, so wäre das Wasser viel zu kalt und die Erde erstarrete, auch so wäre keine Luft nicht.
8. Die Hitze herrschet in allem, in Bäumen, Kraut und Gras. Darum heißt sie eine Qualität, daß sie in allem quillet und alles erhebet.
9. Das Licht aber in der Hitze gibt
allen Qualitäten die Kraft, daß alles lieblich und wonnereich
wird. Die Hitze ohne das Licht ist den andern Qualitäten kein Nutz,
sondern ist eine Verderbung des Guten, ein böser Quell; denn es verdirbet
alles in der Hitze Grimmigkeit. Also ist das Licht in der Hitze ein lebendiger
Quellbrunn, darein der Hl. Geist gehet, aber in die Grimmigkeit der Hitze
nicht. Die Hitze aber macht das Licht beweglich, daß es quallet und
treibet, als man siehet im Winter. Da ist das Licht der Sonnen gleichwohl
auf Erden, aber der Sonnenhitze Strahlen kann den Erdboden nicht erreichen,
darum wächset auch keine Frucht.
11. Sie hat aber auch zwo Species in sich, davon zu merken ist, als nämlich daß sie die Hitze besänftiget und alles fein lieblich machet, und ist in allen Kreaturen eine Qualität des Lebens; denn es kann keine Kreatur außer der Kälte bestehen; denn sie ist eine quellende, treibende Beweglichkeit in allen Dingen.
12. Die andere Species ist die Grimmigkeit;
denn so sie Gewalt kriegt, so druckt sie alles nieder und verderbet alles
wie die Hitze. Es kann kein Leben in ihr bestehen, so ihr die Hitze nicht
wehret. Die Grimmigkeit der Kälte ist eine Verderbung alles Lebens
und ein Haus des Todes, gleichwie der Hitze Grimmigkeit auch ist.
14. Nun ringen die zwo Qualitäten stets miteinander. Die Hitze verzehret das Wasser und die Kälte zwinget die Luft. Nun ist aber die Luft eine Ursache und Geist alles Lebens und aller Bewegung in dieser Welt, es sei gleich dem Fleische oder in allem dem, was aus der Erden wächset, so hat es alles sein Leben von der Luft und kann nichts außer der Luft bestehen, das in dieser Welt ist, das sich beweget.
15. Das Wasser quellet auch in allen lebendigen und webenden Dingen in dieser Welt. In dem Wasser bestehet der Leib aller Dinge und in der Luft der Geist, es sei gleich im Fleische oder in den Gewächsen aus der Erden, und dieses beides kommt aus der Hitze und Kälte und qualifizieret untereinander wie ein Ding.
16. Nun aber sind in diesen beiden Qualitäten auch zwo sonderliche Species zu merken, als nämlich die lebendige und tödliche Wirkung. Die Luft ist eine lebendige Qualität, so sie sänftig in einem Dinge ist, und der Hl. Geist herrschet in der Sanftmut der Luft, und alle Kreaturen sind fröhlich darinnen. Sie hat aber auch die Grimmigkeit in sich, daß sie tötet und verderbet durch ihre grausame Erhebung. Die Qualifizierung nimmt aber von der grimmen Erhebung ihren Ursprung, daß es in allem quellet und treibet, davon das Leben Ursprung hat und stehet, darum muß es beides in diesem Leben sein.
17. Das Wasser hat auch einen grimmen, tödlichen Quell in sich, denn es tötet und verzehret; dazu muß alles Lebende und Webende in dem Wasser verfaulen und verderben.
18. Also ist die Hitze und die Kälte
eine Ursache und Ursprung des Wassers und der Luft, darinnen alles wirket
und stehet. Alles Leben und Beweglichkeit stehet darinnen, davon ich von
Erschöpfung der Sternen klärlich schreiben will.
20. Denn so sie beweget wird, machet sie eine Kreatur zittern und freudenreich und erhebet dieselbe mit ganzem Leibe; denn es ist gleich ein Anblick der himmlischen Freudenreich, eine Erhebung des Geistes, ein Geist und Kraft in allen Gewächsen aus der Erden, eine Mutter des Lebens.
21. Der Hl. Geist wallet und treibet
mächtig in dieser Qualität, denn sie ist ein Stück der himmlischen
Freudenreich, wie ich hernach beweisen will. Sie hat aber auch noch eine
Species in sich, als nämlich die Grimmigkeit, die ist ein wahrhaftig
Haus des Todes, eine Verderbung alles Guten, eine Verderbnis und Verzehrung
des Lebens im Fleische. Denn so sie sich in einer Kreatur zu sehr erhebet
und entzündet sich in der Hitze, so scheidet sie Fleisch und Geist
und muß die Kreatur des Todes sterben; denn sie quallet und zündet
an das Element Feuer, darinnen kann kein Fleisch bestehen in der großen
Hitze und Bitterkeit. So sie sich aber in dem Element Wasser entzündet
und darinnen quellend wird, so bringt sie das Fleisch in Siechtage und
Krankheit und endlich in Tod.
18.
Von der Schöpfung Himmels und der Erden
19.
Von dem erschaffenen Himmel und der Gestalt der Erden
20.
Von dem andern Tage der Schöpfung
21.
Von dem dritten Tage
22.
Von der Geburt der Sternen und Schöpfung des vierten Tages
23.
Von der Tiefe über der Erden
24.
Von der Zusammenkorporierung der Sternen
25.
Von der Sternen Geburt – die ganze Astrologia
26.
Von dem Planeten Saturn
Beschluß
des (unvollendeten) Werkes