Hans
Zimmermann : 12
KÖRBE: Quellen zum Weltbild der Antike und des Mittelalters :
Thomas von Aquin : Summa Theologiae 1 qu.2 : Gottesbeweise
Sancti Thomae Aquinatis
SUMMA THEOLOGIAE
prima
pars
quaestio 2
Übersetzung Hans Zimmermann,
Görlitz im Februar 2003
causa
movens ipse amota, causa efficiens prima, ESSE
necessarium, perfectio, causa
finalis intelligens
Absolute
Bewegungsursache, erste Wirkursache, notwendiges SEIN, Vollkommenheit,
intelligente Finalursache
ST 1 qu2 ar1
Summa Theologiae, Teil 1, Untersuchung 2,
Artikel 1
pr
quia igitur principalis intentio huius sacrae
doctrinae est
et non solum secundum quod in se EST,
sed etiam secundum quod est principium rerum
et finis earum
et specialiter rationalis creaturae,
ut ex dictis est manifestum,
Vorwort, Exposition der Werkgliederung:
Da also die leitende Absicht dieser heiligen Lehre darin besteht,
die Gotteserkenntnis zu vermitteln,
und dies nicht nur gemäß dem, daß er in sich IST,
sondern auch gemäß dem, daß er das Prinzip der Dinge
und ihr Ziel
und besonders des vernunftbegabten Geschöpfs ist,
wie aufgrund des Gesagten auf der Hand liegt,
ad huius doctrinae expositionem intendentes
primo tractabimus de Deo;
secundo de motu rationalis creaturae in Deum;
tertio de Christo, qui, secundum quod homo,
via est nobis tendendi in Deum.
werden wir in der Absicht, diese Lehre zu entfalten,
zuerst eine Abhandlung von Gott geben;
zweitens von der Bewegung des vernunftbegabten Geschöpfs zu Gott
hin;
drittens von Christus, der, gemäß seinem Menschsein,
der Weg für uns ist, Gott anzustreben.
consideratio autem de Deo tripartita erit:
Die Betrachtung über Gott wird aber dreiteilig sein:
Zuerst nämlich werden wir das betrachten, was zu göttlichen
Wesenheit gehört;
zweitens das, was zur Unterscheidung der Personen gehört;
drittens das, was zum Hervorgehen der Geschöpfe aus ihm selbst
gehört.
circa essentiam vero divinam,
In Bezug auf die göttliche Wesenheit aber
muß zuerst betrachtet werden, ob Gott IST;
zweitens, wie er ist, oder vielmehr, wie er nicht IST;
drittens werden diese Aspekte zu betrachten sein, die zu seinem Wirken
gehören,
nämlich Weisheit und Wille und Macht.
circa primum quaeruntur tria:
In Bezug auf die erste Frage werden drei Teilfragen gestellt:
Erstens, ob es von selbst bekannt sein kann, daß Gott IST;
zweitens, ob es beweisbar ist;
drittens, ob Gott IST.
Untersuchung 2, Artikel 1:
ag1
ad primum sic proceditur.
videtur quod Deum ESSE sit per se notum.
illa enim nobis dicuntur per se nota,
quorum cognitio nobis naturaliter inest,
sicut patet de primis principiis.
sed, sicut dicit Damascenus
in principio libri sui:
omnibus cognitio existendi Deum naturaliter est
inserta.
ergo Deum ESSE est per se notum.
Argument 1:
Zuerst wird so vorgegangen:
Es scheint, daß es von selbst bekannt ist, daß Gott IST.
Jenes nämlich wird von uns als "durch sich bekannt" ausgesagt,
dessen Erkenntnis uns auf natürliche Weise innewohnt,
wie es von den ersten Prinzipien offensichtlich ist.
Aber, wie Johannes Damascenus im Beginn seines Buches sagt:
"Allen ist eine Erkenntnis der Existenz Gottes auf natürliche
Weise eingesät."
Folglich ist es von selbst bekannt, daß Gott IST.
ag2
praeterea illa dicuntur esse per se nota,
quae statim, cognitis terminis, cognoscuntur,
quod philosophus attribuit primis demonstrationis
principiis, in i poster;
scito enim quid est totum et quid pars,
statim scitur quod omne totum maius est sua parte.
sed intellecto quid significet hoc nomen Deus,
statim habetur quod Deus EST;
Argument 2:
Außerdem wird von all jenem gesagt, daß es von selbst bekannt
ist,
was unmittelbar, sobald seine Begriffe erkannt sind, erkannt wird,
was der Philosoph (Aristoteles) den ersten Beweisprinzipien zurechnet,
in Anal.post.1;
wenn man nämlich weiß, was "das Ganze" und was "Teil" ist,
wird unmittelbar gewußt, daß "jedes Ganze größer
ist als sein Teil".
Aber wenn man erkannt hat, was dieser Name "Gott" bezeichnet,
hat man unmittelbar, daß "Gott IST";
significatur enim hoc nomine
id
quo maius significari non potest;
maius autem est quod est in re et intellectu,
quam quod est in intellectu tantum.
unde cum, intellecto hoc nomine Deus, statim
sit in intellectu,
sequitur etiam quod sit in re.
ergo Deum ESSE est per se notum.
man bezeichnet nämlich mit diesem Namen
"das, in Verhältnis zu dem nichts als größer bezeichnet
werden kann";
was in der Sache und im Begreifen zugleich ist, ist aber größer,
als das, was nur im Begreifen ist.
Weil Gott also, wenn er mit diesem Namen begriffen wird, unmittelbar
im Begreifen ist,
folgt daher, daß er auch in der Sache ist.
Folglich ist von selbst bekannt, daß Gott IST.
ag3
praeterea veritatem ESSE est per se notum,
quia qui negat veritatem esse, concedit veritatem
ESSE;
si enim veritas non EST, verum est veritatem
non ESSE.
si autem est aliquid verum, oportet quod veritas
SIT.
Deus autem est ipsa veritas,
Ioann.
xiv: ego sum via, veritas et vita.
ergo Deum ESSE est per se notum.
Argument 3:
Außerdem ist es von selbst bekannt, daß die Wahrheit IST,
weil derjenige, der behauptet, es gebe keine Wahrheit, zugibt, das
Wahrheit SEI;
wenn nämlich Wahrheit nicht IST, ist es wahr, daß Wahrheit
nicht IST.
Wenn aber etwas wahr ist, ist notwendig, daß Wahrheit IST.
Gott aber ist die Wahrheit selbst,
Jo
14: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben".
Folglich ist es von selbst bekannt, das Gott IST.
sc
sed contra:
nullus potest cogitare oppositum eius quod est
per se notum,
ut patet per philosophum, in iv metaphys. et
i poster.
circa prima demonstrationis principia.
cogitari autem potest oppositum eius quod est
eum ESSE,
secundum illud psalmi iii,
dixit insipiens in corde suo, non EST Deus.
ergo Deum ESSE non est per se notum.
Einwand:
Aber dagegen steht:
Niemand kann das Gegenteil dessen denken, was von selbst bekannt ist,
wie durch den Philosophen (Aristoteles) offensichtlich ist, in Metaphysik
4 und in Anal.post.1,
in Bezug auf die ersten Beweisprinzipien.
Gedacht werden aber kann das Gegenteil dessen, was ist "daß er
IST ",
gemäß jenem Vers des Psalms 3:
"Es sprach der Tor in seinem Herzen: Nicht IST Gott."
Folglich ist, daß Gott IST, nicht von selbst bekannt.
co
respondeo: dicendum
quod contingit aliquid esse per se notum dupliciter:
uno modo, secundum se et non quoad nos;
alio modo, secundum se et quoad nos.
Schlüsse:
Ich antworte: Es muß gesagt werden,
daß es auf zwei Weisen vorkommen kann, daß etwas von selbst
bekannt ist:
Auf die erste Weise: an sich selbst und nicht für uns;
auf die zweite Weise: an sich selbst und zugleich für uns.
ex hoc enim aliqua propositio est per se nota,
quod praedicatum includitur in ratione subiecti,
ut homo est animal,
nam animal est de ratione hominis.
si igitur notum sit omnibus de praedicato et
de subiecto quid sit,
propositio illa erit omnibus per se nota.
Aus dem folgenden Grunde nämlich ist eine Behauptung von selbst
bekannt,
weil das Prädikat in der Bedeutung des Subjekts enthalten ist,
wie z.B.: "Der Mensch ist ein Lebewesen",
denn "Lebewesen" gehört zur Bedeutung von "Mensch".
Wenn also allen bezüglich des Prädikats und des Subjekts
bekannt ist, was es sei,
wird jene Behauptung allen von selbst bekannt sein.
sicut patet in primis demonstrationum principiis,
quorum termini sunt quaedam communia quae nullus
ignorat,
ut: ens et non ens, totum et pars, et similia.
si autem apud aliquos notum non sit
de praedicato et subiecto quid sit,
propositio quidem quantum in se est, erit per
se nota,
non tamen apud illos qui praedicatum et subiectum
propositionis ignorant.
Wie offenkundig ist in den ersten Beweisprinzipien,
deren Begriffe etwas Allgemeines sind, was jeder kennt,
wie "Seiend und nicht Seiend", "Ganzes und Teil" und ähnliches.
Wenn aber bei einigen nicht bekannt sein sollte
bezüglich des Prädikats und des Subjekts, was es sei,
wird zwar die Behauptung, soweit sie an sich selbst ist, von selbst
bekannt sein,
nicht jedoch bei jenen, die das Prädikat und das Subjekt der Behauptung
nicht kennen.
et ideo contingit, ut dicit
Boetius in libro De Hebdomadibus,
quod quaedam sunt communes animi conceptiones
et per se notae,
apud sapientes tantum,
ut: incorporalia in loco non esse.
dico ergo quod haec propositio: Deus EST,
quantum in se est, per se nota est,
quia praedicatum est idem cum subiecto.
Und daher kommt es, wie Boethius im Buch "De Hebdomadibus"
sagt,
daß einige Allgemeinbegriffe des Bewußtseins auch von selbst
bekannt sind,
aber nur bei den Weisen,
wie z.B.: "Unkörperliches kann nicht räumlich sein."
Ich sage folglich, daß diese Behauptung: "Gott IST",
sofern sie an sich ist, von selbst bekannt ist,
weil in ihr das Prädikat mit dem Subjekt identisch ist.
Deus enim est suum ESSE,
ut infra patebit.
sed quia nos non scimus de Deo quid est,
non est nobis per se nota,
sed indiget demonstrari per ea
quae sunt magis nota quoad nos
et minus nota quoad naturam, scilicet per effectus.
Gott nämlich ist sein SEIN, wie unten offenkundig werden wird.
Aber weil wir von Gott nicht wissen, was er ist,
ist er uns nicht von selbst bekannt,
sondern bedarf des Beweises durch das,
was mehr in Bezug auf uns selbst bekannt ist
und weniger in Bezug auf die Natur, etwa durch seine Auswirkungen.
ra1
ad primum ergo dicendum
quod cognoscere Deum ESSE
in aliquo communi sub quadam confusione
est nobis naturaliter insertum,
inquantum scilicet Deus est hominis beatitudo,
homo enim naturaliter desiderat beatitudinem,
et quod naturaliter desideratur ab homine,
naturaliter cognoscitur ab eodem.
Widerlegung von Argument 1:
Zuerst folglich muß gesagt werden,
daß das Erkennen dessen, daß "Gott IST",
uns in einer Art Allgemeinbegriff mit einer gewissen Unklarheit
auf natürliche Weise eingesät ist,
wie z.B.: "Gott ist die Glückseligkeit des Menschen",
der Mensch nämlich ersehnt auf natürliche Weise Glückseligkeit,
und was auf natürliche Weise vom Menschen ersehnt wird,
wird auch auf natürliche Weise vom Menschen erkannt.
sed hoc non est simpliciter cognoscere Deum ESSE,
sicut cognoscere venientem, non est cognoscere
Petrum,
quamvis sit Petrus veniens;
multi enim perfectum hominis bonum, quod est
beatitudo,
existimant divitias,
quidam vero voluptates,
quidam autem aliquid aliud.
Aber dies ist nicht einfach "Erkennen, daß Gott IST",
wie z.B. "zu erkennen, daß er kommt", nicht ist "Peter zu erkennen",
wenngleich Peter derjenige ist, der da kommt;
viele nämlich glauben, das vollendete Gut des Menschen, das die
Glückseligkeit ist,
sei der Reichtum,
einige aber glauben, es seien die Lüste,
andere aber glauben, es sei sonst irgendetwas.
ra2
ad secundum dicendum
quod forte ille qui audit hoc nomen Deus,
non intelligit significari aliquid
quo maius cogitari non possit,
cum quidam crediderint Deum esse corpus.
Widerlegung von Argument 2:
Zum zweiten muß gesagt werden,
daß jener, der zufällig diesen Namen "Gott" hört,
nicht gleich begreift, daß damit etwas bezeichnet wird,
"im Verhältnis zu dem nichts als größer gedacht werden
kann",
weil ja einige geglaubt haben, Gott sei "ein Körper".
dato etiam quod quilibet intelligat
hoc nomine Deus significari hoc quod dicitur,
scilicet illud quo maius cogitari non potest,
non tamen propter hoc sequitur quod intelligat
id quod significatur per nomen esse in rerum
natura;
sed in apprehensione intellectus tantum.
Gesetzt nämlich, irgendwer begreife,
daß mit diesem Namen "Gott" das bezeichnet wird, was gesagt wird,
z.B. "jenes, im Verhältnis zu dem nichts als größer
gedacht werden kann",
so folgt deswegen dennoch nicht, daß er begreife,
daß dasjenige, was durch den Namen bezeichnet wird, in der Sachwelt
sei;
sondern es folgt nur, daß es in der Auffassung des Verstandes
sei.
nec potest argui quod sit in re,
nisi daretur quod sit in re aliquid
quo maius cogitari non potest.
quod non est datum
a ponentibus Deum non ESSE.
Denn es kann nicht argumentiert werden, daß es in der Sache sei,
solange nicht zugereicht wird, daß etwas in der Sache ist,
im Verhältnis zu dem nichts als größer gedacht werden
kann,
was eben von denen nicht zugereicht worden ist,
die den Satz aufstellten: "Gott IST nicht".
ra3
ad tertium dicendum
quod veritatem ESSE in communi est per se notum;
sed primam veritatem ESSE,
hoc non est per se notum quoad nos.
Widerlegung von Argument 3:
Zum dritten muß gesagt werden,
daß es im Allgemeinbegrifflichen von selbst bekannt ist, daß
Wahrheit IST;
daß aber eben dies, daß die Erste Wahrheit IST,
nicht von selbst und zugleich für uns bekannt ist.
qu2 ar2
Untersuchung 2, Artikel 2
ag1
ad secundum sic proceditur.
videtur quod Deum ESSE non sit demonstrabile.
Deum enim ESSE est articulus fidei.
sed ea quae sunt fidei, non sunt demonstrabilia,
quia demonstratio facit scire,
fides autem de non apparentibus est,
ut patet per apostolum, ad Hebr. xi.
ergo Deum ESSE non est demonstrabile.
Argument 1:
Zu zweiten wird so vorgegangen:
Es scheint nicht beweisbar zu sein, daß "Gott IST".
Daß nämlich "Gott IST", ist ein Glaubensartikel.
Aber was Sache des Glaubens ist, ist nicht beweisbar,
weil der Beweis wissen macht,
Glauben aber hat zum Inhalt, was nicht offensichtlich ist,
wie durch den Apostel in Hebräerbrief 11,1 offengelegt wurde.
Folglich ist nicht beweisbar, daß "Gott IST".
ag2
praeterea medium demonstrationis est quod quid
est;
sed de Deo non possumus scire quid est,
sed solum quid non est, ut dicit Damascenus.
ergo non possumus demonstrare Deum ESSE.
Argument 1:
Außerdem ist der Mittelbegriff des Beweises das "Was etwas ist";
aber von Gott können wir nicht wissen, "was er ist",
sondern nur, "was er nicht ist", wie Johannes Damascenus sagt.
Folglich können wir nicht beweisen, daß "Gott IST".
ag3
praeterea, si demonstraretur Deum ESSE,
hoc non esset nisi ex effectibus eius.
sed effectus eius non sunt proportionati ei,
cum ipse sit infinitus, et effectus finiti.
finiti autem ad infinitum non est proportio.
cum ergo causa non possit demonstrari
per effectum sibi non proportionatum,
videtur quod Deum ESSE non possit demonstrari.
Argument 3:
Außerdem: Wenn bewiesen würde, daß "Gott IST",
ließe sich dies nur aus seinen Wirkungen durchführen.
Aber seine Wirkungen stehen in keinem angemessenen Verhältnis
zu ihm,
weil er selbst unendlich ist, die Wirkungen aber endlich.
Endliches steht aber in keinem angemessenen Verhältnis zum Unendlichen.
Weil also eine Ursache nicht bewiesen werden kann
an einer Wirkung, die in keinem angemessenen Verhältnis zu ihr
steht,
scheint es, daß nicht bewiesen werden kann, daß "Gott IST".
sc
sed contra est quod apostolus dicit, ad
Rom.1,
invisibilia Dei per ea quae facta sunt, intellecta,
conspiciuntur.
sed hoc non esset,
nisi per ea quae facta sunt, posset demonstrari
Deum ESSE.
primum enim quod oportet intelligi de aliquo,
est an SIT.
Einwand:
Aber dem steht entgegen, daß der Apostel in Römerbrief
1,20 sagt:
"Das Unsichtbare Gottes wird erblickt, indem es durch das Geschaffene
erkannt wird."
Aber das geschähe nicht,
wenn nicht durch das Geschaffene bewiesen werden könnte, das "Gott
IST".
Das Erste nämlich, was von etwas erkannt werden muß, ist:
ob es überhaupt "IST".
co
respondeo dicendum
quod duplex est demonstratio.
una quae est per causam, et dicitur propter quid,
et haec est per priora simpliciter.
alia est per effectum, et dicitur demonstratio
quia,
et haec est per ea quae sunt priora quoad nos,
cum enim effectus aliquis nobis est manifestior
quam sua causa,
per effectum procedimus ad cognitionem causae.
Schlüsse:
Ich antworte, daß gesagt werden muß,
daß es zwei Beweise gibt:
Der eine nämlich wird über die Begründung geführt
und heißt "Weswegen",
und dieser läuft auf einfache Weise über die Voraussetzungen.
Der andere wird über die Wirkung geführt und heißt
"Beweis aus dem Weil",
und dieser läuft über das, was nur für uns Voraussetzung
ist,
weil eine Wirkung uns nämlich handgreiflicher ist als ihre Ursache,
wir über die Wirkung aber vorschreiten zur Erkenntnis der Ursache.
ex quolibet autem effectu potest demonstrari
propriam causam eius ESSE
(si tamen eius effectus sint magis noti quoad
nos),
quia, cum effectus dependeant a causa,
posito effectu necesse est causam praeexistere.
unde Deum,
secundum quod non est per se notum quoad nos,
demonstrabile est per effectus nobis notos.
Aus jeder Wirkung aber kann bewiesen werden, daß die entsprechende
Ursache IST
(wenn doch ihre Wirkungen bekannter sind für uns),
weil, indem die Wirkungen von der Ursache abhängen,
es bei gegebener Wirkung notwendig ist, daß eine Ursache vorher
existiert.
Daher ist "Gott",
dem gemäß, daß er nicht von selbst und zugleich für
uns bekannt ist,
beweisbar über die Wirkungen, die uns bekannt sind.
ra1
ad primum ergo dicendum
quod Deum ESSE,
et alia huiusmodi
quae per rationem naturalem nota possunt esse
de Deo, ut dicitur Rom.
i
non sunt articuli fidei, sed praeambula ad articulos;
sic enim fides praesupponit cognitionem naturalem,
sicut gratia naturam, et ut perfectio perfectibile.
nihil tamen prohibet illud quod secundum se demonstrabile
est et scibile,
ab aliquo accipi ut credibile, qui demonstrationem
non capit.
Widerlegung von Argument 1:
Zuerst muß folglich gesagt werden,
daß "Gott IST",
und daß das andere Derartige,
was durch die natürliche Vernunft von Gott bekannt sein kann,
wie in Römerbrief
1 gesagt wird,
nicht Glaubensartikel, sondern Vorüberlegungen zu den Artikeln
darstellt;
so nämlich setzt der Glaube die natürliche Erkenntnis voraus,
wie die Gnade die Natur und wie die Vollendung das Vollendbare voraussetzt.
Nichts hindert dennoch, daß jenes, das durch sich selbst beweisbar
und wißbar ist,
von einem anderen als glaubbar aufgenommen wird, der den Beweis nicht
annimmt.
ra2
ad secundum dicendum
quod cum demonstratur causa per effectum,
necesse est uti effectu loco definitionis causae,
ad probandum causam ESSE;
et hoc maxime contingit in Deo.
Widerlegung von Argument 2:
Zum zweiten muß gesagt werden,
daß es, wenn die Ursache über die Wirkung bewiesen wird,
notwendig ist, die Wirkung an Stelle der Ursachendefinition zu gebrauchen,
um zu beweisen, daß die Ursache IST;
und dies ist ganz besonders bei Gott der Fall.
quia ad probandum aliquid ESSE
necesse est accipere pro medio quid significet
nomen
non autem quod quid est,
quia quaestio quid est, sequitur ad quaestionem
an EST.
nomina autem Dei imponuntur ab effectibus, ut
postea ostendetur,
unde, demonstrando Deum ESSE per effectum,
accipere possumus pro medio quid significet hoc
nomen Deus.
Denn um zu beweisen, daß etwas IST,
ist es notwendig, das als Mittelbegriff anzunehmen, was sein Name bezeichnet,
nicht aber das, "was" es ist,
weil die Frage, "was" es ist, auf die Frage folgt, ob es überhaupt
"IST".
Die Namen Gottes werden von seinen Wirkungen genommen, wie später
gezeigt werden wird,
woher wir beim Beweisen über die Wirkungen, daß Gott SEI,
das als Mittelbegriff annehmen können, was dieser Name "Gott"
bezeichnet.
ra3
ad tertium dicendum
quod per effectus non proportionatos causae
non potest perfecta cognitio de causa haberi,
sed tamen ex quocumque effectu potest manifeste
nobis demonstrari
causam ESSE,
ut dictum est.
Widerlegung von Argument 3:
Zum dritten muß gesagt werden,
daß man über Wirkungen, die in keinem angemessenen Verhältnis
zur Ursache stehen,
keine vollendete Erkenntnis von der Ursache haben kann,
daß uns aber dennoch aus jeder Wirkung handgreiflich bewiesen
werden kann,
daß die Ursache IST,
wie gesagt worden ist.
et sic ex effectibus Dei potest demonstrari Deum
ESSE,
licet per eos non perfecte possimus eum cognoscere
secundum suam essentiam.
Und so kann aus den Wirkungen Gottes bewiesen werden, daß Gott
IST,
wenn wir ihn auch nicht vollendet über diese Wirkungen erkennen
können
gemäß seiner Wesenheit.
qu2 ar3
Untersuchung 2, Artikel 3
ag1
ad tertium sic proceditur.
videtur quod Deus non SIT.
quia si unum contrariorum fuerit infinitum, totaliter
destruetur aliud.
sed hoc intelligitur in hoc nomine Deus,
scilicet quod sit quoddam bonum infinitum.
si ergo Deus esset, nullum malum inveniretur.
invenitur autem malum in mundo.
ergo Deus non EST.
Argument 1:
Zum dritten wird so vorgegangen:
Es scheint, daß Gott nicht IST.
Denn wenn einer von zwei Gegensätzen unendlich ist, wird der andere
gänzlich vernichtet.
Aber eben das begreift man mit dem Namen "Gott",
z.B. daß er ein "unendliches Gutes" sei.
Wenn folglich Gott wäre, könnte kein Böses vorgefunden
werden.
Es wird aber Böses in der Welt vorgefunden.
Also IST Gott nicht.
ag2
praeterea, quod potest compleri per pauciora
principia,
non fit per plura.
sed videtur quod omnia quae apparent in mundo,
possunt compleri per alia principia,
supposito quod Deus non SIT,
quia ea quae sunt naturalia, reducuntur in principium
quod est natura.
ea vero quae sunt a proposito, reducuntur in
principium
quod est ratio humana vel voluntas.
nulla igitur necessitas est ponere Deum ESSE.
Argument 2:
Außerdem wird das, was durch eine kleinere Zahl von Prinzipien
erfüllt werden kann,
nicht durch mehrere zustandegebracht.
Aber es scheint, daß alles, was in der Welt erscheint, durch
andere Prinzipien erfüllt wird,
wenn vorausgesetzt wird, daß Gott nicht IST,
weil das, was natürlich ist, auf ein Prinzip zurückgeführt
werden kann, das "Natur" ist.
Das aber, was aus einem Vorsatz stammt, kann zurückgeführt
werden auf ein Prinzip,
das "menschliche Vernunft" oder "Wille" ist.
Es besteht also keine Notwendigkeit, zu setzen, daß "Gott IST".
Einwand:
Aber dem steht entgegen,
daß in Exodus 3 von der Person Gottes selbst gesagt wird:
"ICH
bin der ich BIN".
co
respondeo dicendum
quod Deum ESSE quinque viis probari potest.
Schlüsse:
Ich antworte, daß gesagt werden muß,
daß in fünf Beweisgängen bewiesen werden kann, das
"Gott IST".
prima autem et manifestior via est
quae sumitur ex parte motus.
certum est enim et sensu constat
aliqua moveri in hoc mundo.
omne autem quod movetur,
ab alio movetur.
Der erste und handgreiflichere Beweisgang ist einer,
der von Seiten der Bewegung bzw. Veränderung genommen wird.
Es ist nämlich gewiß und steht sinnlich erfahrbar fest,
daß etwas in dieser Welt bewegt bzw. verändert wird.
Alles aber, was bewegt bzw. verändert wird,
wird von einem anderen bewegt bzw. verändert.
nihil enim movetur nisi secundum
quod est in potentia ad illud ad quod movetur;
movet autem aliquid secundum quod est actu.
Nichts nämlich wird verändert, wenn nicht dem gemäß,
daß es in Möglichkeit ist zu jenem, zu dem es verändert
wird;
es verändert aber etwas dem gemäß, daß es in
Verwirklichung ist.
movere enim nihil aliud est quam
educere aliquid de potentia in actum,
de potentia autem non potest aliquid reduci in
actum,
nisi per aliquod ens in actu,
sicut calidum in actu, ut ignis, facit
lignum, quod est calidum in potentia, esse actu
calidum;
et per hoc movet et alterat ipsum.
Verändern nämlich ist nichts anderes, als
"etwas von der Möglichkeit in die Verwirklichung hinauszuführen",
von der Möglichkeit aber kann nicht etwas in die Verwirklichung
zurückgeführt werden,
es sei denn durch etwas, was in der Verwirklichung besteht,
wie z.B. das Heiße in Verwirklichung, etwa das Feuer, bewirkt,
daß das Holz, das erst in der Möglichkeit heiß ist,
dann in Verwirklichung heiß ist;
und dadurch verändert und verwandelt jenes eben dieses.
non autem est possibile
ut idem sit simul in actu et potentia secundum
idem,
sed solum secundum diversa;
quod enim est calidum in actu,
non potest simul esse calidum in potentia,
sed est simul frigidum in potentia.
Es ist nämlich nicht möglich,
daß ein und dasselbe zugleich in Verwirklichung und in Möglichkeit
ist in gleicher Hinsicht,
sondern nur in verschiedener Hinsicht;
was nämlich in Verwirklichung heiß ist,
kann nicht zugleich in Möglichkeit heiß sein,
sondern ist nur zugleich kalt in Möglichkeit
impossibile est ergo
quod secundum idem et eodem modo aliquid sit
movens et motum,
vel quod moveat seipsum.
omne ergo quod movetur, oportet ab alio moveri.
si ergo id a quo movetur, moveatur,
oportet et ipsum ab alio moveri
et illud ab alio.
Es ist folglich unmöglich,
daß in ein und derselben Art und Weise etwas verändernd
und verändert sein kann,
oder daß es sich selbst bewegt bzw. verändert.
Alles folglich, was verändert wird, muß von einem anderen
verändert werden.
Wenn folglich das, von dem aus verändert wird, selbst verändert
wird,
muß auch es selbst von einem anderen verändert werden
und jenes wieder von einem anderen.
hic autem non est procedere in infinitum,
quia sic non esset primum movens;
et per consequens nec aliquod aliud movens,
quia moventia secunda non movent
nisi per hoc quod sunt mota a primo movente,
sicut baculus non movet nisi per hoc quod est
motus a manu.
Hier aber ist kein Vorschreiten ins Unendliche,
weil so kein Erstes Bewegendes bzw. Veränderndes wäre;
und demzufolge gäbe es nichts, was ein anderes bewegte bzw. veränderte,
weil die zweiten Bewegenden nichts weiter bewegen,
es sei denn dadurch, daß sie selbst bewegt werden vom Ersten
Bewegenden aus,
wie der Stock nichts bewegt, es sei denn dadurch, daß er von
der Hand bewegt wird.
ergo necesse est devenire
ad aliquod primum movens,
quod a nullo movetur,
et hoc omnes intelligunt Deum.
Folglich ist es notwendig, hinabzuschreiten
zu einem Ersten Bewegenden bzw. Verändernden,
das selbst von keinem anderen bewegt bzw. verändert wird,
und das begreifen alle als "Gott".
secunda via est ex ratione causae efficientis.
invenimus enim in istis sensibilibus esse ordinem
causarum efficientium;
nec tamen invenitur, nec est possibile,
quod aliquid sit causa efficiens sui ipsius,
quia sic esset prius seipso, quod est impossibile.
Der zweite Beweisgang wird geführt mit der intelligenten Struktur
der Wirkursache.
Wir finden nämlich, daß in der Sinnenwelt eine geordnete
Reihe von Wirkursachen statthat;
dennoch wird nicht vorgefunden und ist auch nicht möglich,
daß etwas eine Wirkursache seiner selbst sei,
weil es so früher als es selbst sein müßte, was unmöglich
ist.
non autem est possibile quod in causis efficientibus
procedatur in infinitum,
quia in omnibus causis efficientibus ordinatis
primum est causa medii,
et medium est causa ultimi,
sive media sint plura sive unum tantum.
remota autem causa, removetur effectus.
ergo, si non fuerit primum in causis efficientibus,
non erit ultimum nec medium.
Es ist aber nicht möglich, daß man bei den Wirkursachen
ins Unendliche vorschreitet,
weil bei allen aufgereihten Wirkursachen das Erste die Ursache des
Mittleren,
und das Mittlere die Ursache des Letzten ist,
sei es, daß das Mittlere in mehreren oder nur in einem besteht.
Wenn aber die Ursache aufgehoben wird, wird die Wirkung mit aufgehoben.
Folglich wird es, wenn es kein Erstes in den Wirkursachen gibt,
auch kein Letztes noch Mittleres geben.
sed si procedatur in infinitum in causis efficientibus,
non erit prima causa efficiens,
et sic non erit nec effectus ultimus nec causae
efficientes mediae,
quod patet esse falsum.
ergo est necesse ponere aliquam causam efficientem
primam,
quam omnes Deum nominant.
Aber wenn man bei den Wirkursachen ins Unendliche vorschreiten könnte,
würde es keine Erste Wirkursache geben,
und so gäbe es weder eine letzte Wirkung noch mittlere Wirkursachen,
was offensichtlich unlogisch wäre.
Folglich ist es notwendig, eine Erste Wirkursache zu setzen,
die alle "Gott" nennen.
tertia via est sumpta ex possibili et necessario
quae talis est.
invenimus enim in rebus quaedam quae sunt possibilia
ESSE et non ESSE,
cum quaedam inveniantur generari et corrumpi
et per consequens possibilia ESSE et non ESSE.
impossibile est autem omnia quae sunt, talia
esse,
quia quod possibile est non ESSE, quandoque non
EST.
Der dritte Beweisgang wird aus dem Möglichen und dem Notwendigen
genommen
und ist solcherart:
Wir finden nämlich in den Dingen etwas, dem möglich ist,
zu SEIN oder nicht zu SEIN,
weil vorgefunden wird, daß etwas erzeugt wird und zugrundegeht
und demzufolge die Möglichkeit hat, zu SEIN und nicht zu SEIN.
Es ist aber unmöglich, daß alles, was es gibt, solcherart
ist,
weil das, dem es möglich ist, nicht zu SEIN, auch irgendwann nicht
IST.
si igitur omnia sunt possibilia non esse, aliquando
nihil fuit in rebus.
sed si hoc est verum, etiam nunc nihil esset,
quia quod non est, non incipit esse nisi per
aliquid quod est;
si igitur nihil fuit ens, impossibile fuit quod
aliquid inciperet esse,
et sic modo nihil esset, quod patet esse falsum.
Wenn also allem möglich ist, nicht zu SEIN, war irgendwann Nicht-SEIN
in den Dingen.
Aber wenn dies wahr ist, dann WÄRE auch jetzt nichts,
weil, was nicht IST, nicht anfängt zu SEIN, es sei denn durch
etwas, was IST;
wenn also nichts SEIEND war, war es unmöglich, daß etwas
anfing zu SEIN,
und so wäre jetzt bloßes Nicht-SEIN, was offensichtlich
unlogisch wäre.
non ergo omnia entia sunt possibilia,
sed oportet aliquid ESSE necessarium in rebus.
omne autem necessarium vel habet causam suae
necessitatis aliunde,
vel non habet.
Folglich ist nicht alles Seiende möglich,
aber es muß etwas Notwendiges SEIN in den Dingen.
Alles Notwendige aber hat entweder die Ursache seiner Notwendigkeit
von anderem her,
oder hat sie nicht von anderem her.
non est autem possibile quod procedatur in infinitum
in necessariis
quae habent causam suae necessitatis,
sicut nec in causis efficientibus, ut probatum
est.
ergo necesse est ponere aliquid quod sit per
se necessarium,
non habens causam necessitatis aliunde,
sed quod est causa necessitatis aliis,
quod omnes dicunt Deum.
Es ist aber nicht möglich, daß man ins Unendliche vorschreitet
bei den Notwendigen,
die eine Ursache ihrer Notwendigkeit haben,
so wie dies ja auch nicht bei den Wirkursachen möglich war, wie
bewiesen worden ist.
Folglich ist es notwendig, etwas zu setzen, was von selbst notwendig
ist,
was die Ursache seiner Notwendigkeit nicht von anderem her nimmt,
aber Ursache der Notwendigkeit für die anderen ist,
was alle "Gott" nennen.
quarta via sumitur ex gradibus qui in rebus inveniuntur.
invenitur enim in rebus aliquid magis et minus
bonum, et verum, et nobile,
et sic de aliis huiusmodi.
sed magis et minus dicuntur de diversis
secundum quod appropinquant diversimode ad aliquid
quod maxime est,
sicut magis calidum est, quod magis appropinquat
maxime calido.
Der vierte Beweisgang wird genommen aus den Abstufungen, die sich in
den Dingen finden.
Es findet sich nämlich in den Dingen etwas als mehr oder weniger
gut, wahr und edel,
und so auch bezüglich anderer derartiger Beschaffenheiten.
Aber "mehr" und "weniger" sagt man von Verschiedenen,
dem gemäß, wie sie sich annähern auf verschiedene Art
an etwas, das am meisten so ist,
wie dasjenige mehr heiß ist, was sich mehr annähert dem
am meisten Heißen.
est igitur aliquid quod est verissimum et optimum
et nobilissimum,
et per consequens maxime ens,
nam quae sunt maxime vera, sunt maxime entia,
ut dicitur ii metaphys..
quod autem dicitur maxime tale in aliquo genere,
est causa omnium quae sunt illius generis,
sicut ignis, qui est maxime calidus, est causa
omnium calidorum,
ut in eodem libro dicitur.
Es ist also etwas, das das Wahrste und Beste und Edelste ist,
und demzufolge ein am meisten SEIENDES,
denn das, was am meisten wahr ist, ist am meisten SEIEND, wie in Metaphysik
2 gesagt wird.
Was aber ein "am meisten so Beschaffenes" genannt wird in irgendeiner
Gattung,
ist die Ursache all dessen, was jener Gattung angehört,
wie das Feuer, das am meisten heiß ist, Ursache alles Heißen
ist,
wie in demselben Buch gesagt wird.
ergo est aliquid quod omnibus entibus est causa
esse, et bonitatis, et cuiuslibet perfectionis,
et hoc dicimus Deum.
Folglich ist etwas, das allen SEIENDEN Ursache ist
zu SEIN, und ihrer Gutheit, und jeder beliebigen Vollkommenheit,
und das nennen wir "Gott".
quinta via sumitur ex gubernatione rerum.
videmus enim quod aliqua quae cognitione carent,
scilicet corpora naturalia,
operantur propter finem,
quod apparet ex hoc
quod semper aut frequentius eodem modo operantur,
ut consequantur id quod est optimum.
Der fünfte Beweisgang wird genommen aus der Steuerung der Dinge.
Wir sehen nämlich, daß gewisse Dinge, die der Erkenntnis
ermangeln,
etwa die Naturkörper,
ins Werk gesetzt sind auf ein Ziel hin,
was dadurch einleuchtet,
daß sie immer oder häufiger auf gleiche Art ins Werk gesetzt
werden,
so daß das folgt, was das Beste ist.
unde patet quod non a casu, sed ex intentione
perveniunt ad finem.
ea autem quae non habent cognitionem, non tendunt
in finem
nisi directa ab aliquo cognoscente et intelligente,
sicut sagitta a sagittante.
ergo est aliquid intelligens
a quo omnes res naturales ordinantur ad finem
et hoc dicimus Deum.
Daher ist offensichtlich, daß sie nicht zufällig, sondern
aus Absicht zum Ziel gelangen.
Das aber, was keine Erkenntnis hat, strebt nicht nach einem Ziel,
es sei denn, es ist gelenkt von irgendeinem Erkennenden oder Intelligentem,
wie der Pfeil vom Schützen.
Folglich IST ein Intelligentes,
von dem alle Naturdinge auf ein Ziel zugeordnet werden,
und das nennen wir "Gott".
ra1
ad primum ergo dicendum quod,
sicut dicit augustinus in enchiridin,
Deus cum sit summe bonus,
nullo modo sineret aliquid mali esse in operibus
suis,
nisi esset adeo omnipotens et bonus, ut bene
faceret etiam de malo.
hoc ergo ad infinitam Dei bonitatem pertinet:
ut esse permittat mala et ex eis eliciat bona.
Widerlegung von Argument 1:
Zum ersten ist folglich zu sagen, daß,
wie Augustinus in seinen "Handreichungen" sagt,
Gott, weil er aufs höchste gut ist,
auf keine Weise zuließe, daß etwas Böses in seinen
Werken SEI,
wenn er nicht so allmächtig und gut wäre, daß er gut
handelte auch vom Bösen aus.
Dies erstreckt sich folglich bis in die unendliche Gutheit Gottes hinein:
zuzulassen, daß das Böse IST, und aus ihm das Gute hervorzulocken.
ra2
ad secundum dicendum
quod, cum natura propter determinatum finem operetur
ex directione alicuius superioris agentis,
necesse est ea quae a natura fiunt,
etiam in Deum reducere sicut in primam causam.
Widerlegung von Argument 2:
Zum zweiten ist zu sagen,
daß, weil die Natur auf ein wohlbestimmtes Ziel hin ins Werk
gesetzt wird
aufgrund der Lenkung irgendeines höheren Betätigenden,
es notwendig ist, dasjenige, was von Natur aus geschieht,
auch auf Gott zurückzuführen als auf die erste Ursache.
similiter etiam quae ex proposito fiunt,
oportet reducere in aliquam altiorem causam,
quae non sit ratio et voluntas humana,
quia haec mutabilia sunt et defectibilia,
oportet autem omnia mobilia et deficere possibilia
reduci
in aliquod primum principium immobile et per
se necessarium,
sicut ostensum est.
In gleicher Weise muß man auch das, was aus Vorsatz geschieht,
auf eine höhere Ursache zurückführen,
die nicht menschlicher Verstand und Wille sein soll,
weil diese wandelbar und fehlbar sind;
Es ist aber notwendig, alles Veränderliche und Fehlbare zurückführen
auf ein erstes Prinzip, das unveränderlich und von selbst notwendig
ist,
wie bewiesen worden ist.
Summa
Theologiae, prima pars, quaestio CVIII
zur
gelegentlichen Stellenangabe "Damascenus" bei Thomas
vgl.:
Iohannes
Damaskenos:
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von Gellius griech./
lat./ deutsch
Platon:
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- Politeia
6,506 a bis 7,519 d
Aristoteles:
Metaphysik L (Buch
12) griech./lat./dt.:
Plutarch:
"Du bist!" : Über das E in Delphi griech./dt.
Proklos
Diadochos (Neuplatonismus):
Censorinus:
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Der Tag der Geburt:
Marius
Victorinus: drei Hymnen De Trinitate
Boethius:
De institutione musica:
Sphärenharmonie als musica mundana;
Aratos
/ Cicero / Germanicus:
Phainomena (Himmelserscheinungen) Sternbilder griech./lat./dt.
P.
Ovidius Naso:
Metamorphoses 1,1-150
Das
Himmelreich ist gleich einem Senfkorn (Matthäus-Ev.) – sieben Deutungs-Zweige
Prolog
des Johannesevangeliums
Anselm
von Canterbury:
Thomas
von Aquin:
Meister
Eckhart:
Raffaelo
Santi: Philosophenschule von Athen (mit
Erläuterungen)
Pascal:
Der
Mensch zwischen zwei Unendlichkeiten
Leibniz:
Monadologie
Immanuel
Kant: Kritik der reinen Vernunft: Raum und Zeit
intellektuelle
Anschauung – schaffende Betrachtung (Novalis, Schelling)
Nietzsche:
Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik
Der
unendliche Weg der "Kaiserlichen Botschaft", Franz Kafka
Ethik:
Weltreligionen – religionskundliches Wissen, Zugang zu religiösen
Fragen
Al-Qur'an
(Koran), 16 Suren der ersten mekkanischen Offenbarungsperiode
Sprüche,
Lieder, Briefe und Gebete des Sufi-Meisters Husain ibn Mansur
al-Hallâj (Halladsch), des "Baumwollkämmers",
hingerichtet 922; der kühnste
Vertreter der frühen islamischen Mystik: "Ana'lhaqq-"
("Ich = die Wahrheit")
Abu
Hamid al-Ghazzali (Algazel, Al-Ghasali), aus:
"Die Wiederbelebung der Wissenschaften von der Religion":
maurische
Architektur in Andalusien :
Moschee in Cordoba : Alhambra
in Granada
...............
Kuppel
im Saal der zwei Schwestern * Fayencen-Mosaikenwände
mit
geometrisierenden Flechtbändern
indische
Philosophie in Parallele zur abendländischen Entwicklung,
insbesondere
zu Proklos Diadochos (Neuplatonismus):
Rgveda
X,129: nâsad âsin no sad âsît 10,129
Rgveda
I, 164,46, das
ekam (das "Eine") im großen Rätsellied
Bhâgavad-Gîtâ
Yoga-Sûtras
Paul
Deussen: Sechzig Upanishads des Veda
Paul
Deussen: Vier philosophische Texte des Mahâbhârata:
Bhrgu-Bharadvâja-samvâda
* Manu-Brhaspati-samvâda
* Shukânuprashna
Shukânuprashna
(Sanskrit / dt.übers. und komm. H. Zimmermann)
Schöpfungs-Erzählung
in der Manusmrti, Kapitel 1 (Sanskrit / dt. Hans
Zimmermann 2024)
"vier
Weltalter"
*
* * * *
* *
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: Thomas von Aquin : Summa Theologiae 1 qu.2 :
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