Gegenüber
befindet sich zwar ein etwas älterer "Polyphem" des Sebastiano del
Piombo, insofern zeigt Raffaels Bild also tatsächlich eine "Galatea"
als dessen Ergänzung (auch von Raffael in einem Brief von 1514 an Castiglione
so genannt); von Blosio Palladio wird die dargestellte Meeresgöttin
in seinem "Suburbanum Augustini Ghisii opus" (Auftraggeber beider Werke
war Augostino Chisi) aber in unserem Sinne als "Venus" bezeichnet.
Nun
legt nicht nur die Verwandtschaft zur hier oben dargebotenen Apuleius-Stelle,
sondern auch das Umfeld des Raffaelbildes in der Villa Farnesina die Deutung
als "Venus" nahe: In der Tat zeigen 12 Fresken (aus dem Jahre 1517, im
gleichen Hause, entworfen wohl von Raffael, aber ausgeführt von Schülern
bzw. Mitarbeitern seiner Werkstatt), nämlich 10 Dreieckfelder und
die beiden Deckenbilder in der diesem Raum benachbarten Erdgeschoß-Loggia,
nichts anderes als eben eine vollständige Szenenfolge der wesentlichen
Stationen des Märchens von Amor
und Psyche. Ein engerer Zusammenhang des Raffael-Freskos mit dem Venus-Abschied
bei Apuleius läßt sich kaum knüpfen.