Griech.
Text nach G. Evelyn-White, Cambridge / London 1914 / 1936
deutsche
Übersetzung: Thassilo von Scheffer, Leipzig 1938
Mousai Pieriêthen aoidêisin
kleiousai deute, Di' ennepete, spheteron pater' humneiousai: honte dia brotoi andres homôs aphatoi
te phatoi te, rhêtoi t' arrêtoi te Dios megaloio
hekêti. O
pierische Musen, die Ruhm durch Lieder verleihen, Nahet
nun, Zeus, euern Vater, mit Festgesängen zu preisen; Ruhmlos
oder berühmt macht er ja sterbliche Männer, Preislos
oder gepriesen, nach Zeus' erhabenem Willen.
5
rhea men gar briaei, rhea de briaonta chaleptei, rheia d' arizêlon minuthei kai adêlon
aexei, rheia de t' ithunei skolion kai agênora
karphei Zeus hupsibremetês, hos hupertata
dômata naiei. kluthi idôn aiôn te, dikêi
d' ithune themistas tunê: egô de ke, Persê,
etêtuma muthêsaimên. Leicht
verleiht er Stärke, und den Gestärkten verdirbt er; Leicht
den Ragenden stürzt er und führt den Verborgenen aufwärts; Leicht
erhebt er Gebeugte, und Hochgemute vernichtet Der
weitdonnernde Zeus, der hoch über allen behauste. Achte
mit Auge und Ohr, nach Recht laß Satzungen walten Du.
Denn untrügliche Dinge will ich dem Perses berichten. 11
ouk ara mounon eên Eridôn genos,
all' epi gaian eisi duô: tên men ken epainesseie
noêsas, hê d' epimômêtê:
dia d' andicha thumon echousin. Nicht
nur eine Sippe der Eris gibt es; auf Erden Walten
ja zwei. Die eine mag gern der Kundige loben, Aber
die andere tadeln. Sie sind ja verschiedenen Sinnes.
14
hê men gar polemon te kakon kai dêrin
ophellei, schetliê: outis tên ge philei
brotos, all' hup' anankês athanatôn boulêisin
Erin timôsi bareian. Eine
von ihnen erweckt nur Hader und häßliche Feindschaft Grausam;
es liebt sie darum kein Sterblicher, aber gezwungen Muß
man nach göttlichem Ratschluß die lästige Eris verehren.
17
tên d' heterên proterên
men egeinato Nux erebennê, thêke de min Kronidês hupsizugos,
aitheri naiôn, gaiês en rhizêisi,
kai andrasi pollon ameinô: hête kai apalamon per homôs
epi ergon egeiren. Aber
die finstere Nacht gebar schon früher die andre, Und
es setzte der hohe, im Äther behauste Kronion Sie
im Schoße der Erde den Menschen zu größerem Heile; Denn
sie ermuntert sogar die lässigen Männer zur Arbeit. 21
eis heteron gar tis te idôn ergoio
chatizei plousion, hos speudei men arômenai
êde phuteuein oikon t' eu thesthai: zêloi de te
geitona geitôn eis aphenos speudont': agathê d'
Eris hêde brotoisin. Schaut
ein solcher auf andre, die reicher, so möchte er stärker Schaffen,
er sputet sich dann, den Acker zu pflügen, zu säen, Gut
zu richten das Haus: so eifert Nachbar mit Nachbar Um
den bessern Ertrag. Die Eris ist Sterblichen nützlich,
25
kai kerameus keramei koteei kai tektoni
tektôn, kai ptôchos ptôchôi
phthoneei kai aoidos aoidôi. Eifert
doch Töpfer mit Töpfer, der Zimmermann mit dem Zimmrer, Und
es neidet der Bettler dem Bettler, der Sänger dem Sänger. 27
ô Persê, su de tauta teôi
enikattheo thumôi, mêde s' Eris kakochartos ap' ergou
thumon erukoi neike' opipeuont' agorês epakouon
eonta. Du,
o Perses, bewahre in deinem Herzen dir dieses: Nie
von der Arbeit ziehe dich übergierige Streitsucht, Um
nach Hader zu spähen und Händeln des Marktes zu lauschen. 30
ôrê gar t' oligê peletai
neikeôn t' agoreôn te, hôitini mê bios
endon epêetanos katakeitai hôraios, ton gaia pherei, Dêmêteros
aktên. Wenig
Zeit hat übrig für Zank und des Marktes Getümmel, Wem
für das Jahr daheim nicht reife, genügende Gabe Daliegt,
wie sie die Erde getragen, Korn der Demeter.
33
tou ke koressamenos neikea kai dêrin
ophellois ktêmas' ep' allotriois: soi d' ouketi
deuteron estai hôd' erdein: all' authi diakrinômetha
neikos itheiêisi dikêis,
hai t' ek Dios eisin aristai. Hast
du davon die Fülle, dann magst du zanken und hadern Um
die Güter von andern, doch nicht zum zweitenmal wird dir Solches
gelingen, hier aber entscheiden wir unseren Hader Nur
nach Recht und Gesetz, wie Zeus sie am besten gegeben. 37
êdê men gar klêron edassameth',
alla ta polla harpazôn ephoreis mega kudainôn
basilêas dôrophagous, hoi tênde dikên
ethelousi dikassai. Teilten
wir unsern Besitz doch schon, du aber entrissest Vieles
und schlepptest es fort und priesest die gabengefräß'gen Herrscher
noch hoch, die gern bereit zu dieser Entscheidung. 40
nêpioi, oude isasin hosôi
pleon hêmisu pantos oud' hoson en malachêi
te kai asphodelôi meg' oneiar. Toren!
sie wissen ja nicht, wie Halbes mehr als ein Ganzes Gilt
und wie groß die Erquickung an Lilienknollen und Malven. 42
krupsantes gar echousi theoi bion anthrôpoisin: rhêidiôs gar ken
kai ep' êmati ergassaio, hôste se keis eniauton echein kai
aergon eonta: aipsa ke pêdalion men huper kapnou
katatheio, erga boôn d' apoloito kai hêmionôn
talaergôn. Denn
verborgen halten die Götter den Menschen die Nahrung, Leicht
ja werktest du sonst an einem Tage so vieles, Daß
du Genüge hättest ein Jahr auch ohne zu werken. Schleunig
hängtest du dann das Steuer hinauf in den Rauchfang, Und
es ruhte der Stiere und fleißigen Maultiere Arbeit.
47
alla Zeus ekrupse cholôsamenos phresin
hêisin, hotti min exapatêse Promêtheus
ankulomêtês: tounek' ar' anthrôpoisin emêsato
kêdea lugra. Aber
Zeus verbarg die Nahrung grollenden Herzens, Weil
ihn einst getäuscht der hinterlist'ge Prometheus; Deshalb
bestimmte sein Sinn den Menschen Trübsal und Elend,
50
krupse de pur: to men autis eus pais Iapetoio ekleps' anthrôpoisi Dios para mêtioentos en koïlôi narthêki
lathôn Dia terpikeraunon. Und
er verbarg das Feuer, doch stahl des lapetos hehrer Sohn
für die Menschen es wieder dem weisen, waltenden Gotte In
einem Narthexrohr, dem Donnerfrohen verborgen.
53
ton de cholôsamenos prosephê
nephelêgereta Zeus: "Iapetionidê, pantôn peri mêdea
eidôs, chaireis pur klepsas kai emas phrenas êperopeusas, soi t' autôi mega pêma
kai andrasin essomenoisin. Zu
ihm zornerfüllt sprach Zeus, der Wolkenversammler: »Sohn
des lapetos, der du gewandter und klüger als alle, Freust
dich, weil du das Feuer entwandt und die Sinne nur täuschtest, Aber
dir selber und auch den kommenden Menschen zum Unheil. 57
tois d' egô anti puros dôsô
kakon, hôi ken hapantes terpôntai kata thumon heon kakon
amphagapôntes." hôs ephat': ek d' egelasse patêr
andrôn te theôn te. Ihnen
geb ich an Stelle des Feuers ein Übel, an dem sich Alle
erfreuen sollen und lächelnd ihr Übel umarmen.« Also
sprach mit Lachen der Vater der Götter und Menschen. 60
Hêphaiston d' ekeleuse perikluton
hotti tachista gaian hudei phurein, en d' anthrôpou
themen audên kai sthenos, athanatêis
de theêis eis ôpa eiskein parthenikês kalon eidos epêraton:
autar Athênên erga didaskêsai, poludaidalon histon
huphainein: Und
dem Hephaistos gebot er, dem rühmlichen, daß er in Eile Erde
mit Wasser vermenge, um Stimme und Stärke des Menschen Drin
zu vereinen, und schön wie der ewigen Göttinnen Antlitz Sollt'
eine liebliche Jungfrau entstehen, doch Pallas Athene Sollte
sie Werke lehren und schöne Gewänder zu weben. 65
kai charin amphicheai kephalêi
chruseên Aphroditên kai pothon argaleon kai guioborous meledônas: en de themen kuneon te noon kai epiklopon
êthos Hermeiên ênôge, diaktoron
Argeïphontên. hôs ephath': hoi d' epithonto Dii
Kroniôni anakti. Anmut
sollte dem Haupt Aphrodite, die goldene Göttin, Schenken
und zehrende Sehnsucht dazu und lähmenden Kummer, Aber
mit hündischem Sinn und mit betörender Schalkheit Sollte
sie Hermes begaben, der Bote, der Argosbezwinger. Also
sprach er, und sie gehorchten dem Herrscher Kronion.
70
autika d' ek gaiês plassen klutos
Amphiguêeis parthenôi aidoiêi
ikelon Kronideô dia boulas: zôse de kai kosmêse thea glaukôpis
Athênê: amphi de hoi Charites te theai kai potnia
Peithô hormous chruseious ethesan chroï:
amphi de tên ge Hôrai kallikomoi stephon anthesin
eiarinoisin: [panta de hoi chroï kosmon ephêrmose
Pallas Athênê.] Gleich
aus Erde formte der hinkende Meister ein Bildnis, Züchtiger
Jungfrau gleich, ganz wie der Kronide geboten. Gürtel
und Schmuck verlieh ihr die augenhelle Athene, Doch
die Chariten zierten mit Hilfe der würdigen Peitho Sie
mit goldnem Geschmeide. Es krönten mit Blumen des Lenzes Ihren
Scheitel rings die lockenherrlichen Horen; All
diese Zierde am Leibe dann ordnete Pallas Athene.
77
en d' ara hoi stêthessi diaktoros
Argeïphontês pseudea th' haimulious te logous kai epiklopon
êthos [teuxe Dios boulêisi baruktupou:
en d' ara phônên] thêke theôn kêrux, onomêne
de tênde gunaika Pandôrên, hoti pantes Olumpia
dômat' echontes dôron edôrêsan, pêm'
andrasin alphêstêisin. Aber
in ihrer Brust erweckte der Argosbezwinger Trug
und kosende Worte und schlaubetörende Schalkheit Nach
des Donnerers Wunsch, und auch noch Rede und Stimme Gab
ihr der Herold der Götter, und dann benannte Pandora Er
dies Frauengebilde, weil alle Bewohner des Himmels Sie
mit Gaben begabten zum Leid der betriebsamen Männer. 83
autar epei dolon aipun amêchanon
exetelessen, eis Epimêthea pempe patêr kluton
Argeïphontên dôron agonta, theôn tachun
angelon: oud' Epimêtheus ephrasath', hôs hoi eeipe Promêtheus
mê pote dôron dexasthai par Zênos Olumpiou, all'
apopempein exopisô, mê pou ti kakon thnêtoisi
genêtai. autar ho dexamenos, hote dê kakon
eich', enoêsen. Als
er aber beendet dies jäh unabwendbare Trugwerk, Sandte
zum Epimetheus der Vater den herrlichen, schnellen Boten
mit diesem Geschenk, und Epimetheus gedachte Nicht
mehr, wie ihn Prometheus geheißen, nie eine Gabe Anzunehmen
von Zeus, dem himmlischen, nein, sie von dannen Gleich
zu senden, damit den Menschen kein Unheil geschähe. Aber
er nahms und erkannte das Unheil, als er es hatte. 90
Prin men gar zôeskon epi chthoni
phul' anthrôpôn nosphin ater te kakôn kai ater chalepoio
ponoio nousôn t' argaleôn, hai t'
andrasi Kêras edôkan. [aipsa gar en kakotêti brotoi katagêraskousin.] Früher
lebten ja doch die Stämme der Menschen auf Erden Allem
Elend fern und ohne beschwerliche Mühsal, Ohne
Krankheit und Schmerzen, die jetzt die Männer vernichten; Altern
die sterblichen Menschen doch schnell in Übel und Elend. 94
alla gunê cheiressi pithou mega pôm'
aphelousa eskedas': anthrôpoisi d' emêsato
kêdea lugra. Aber
das Weib hob ab den großen Deckel des Kruges Und
ließ alles heraus, den Menschen übel gesonnen.
96
mounê d' autothi Elpis en arrêktoisi
domoisin endon emimne pithou hupo cheilesin, oude
thuraze exeptê: prosthen gar epellabe pôma
pithoio [aigiochou boulêisi Dios
nephelêgeretao.] Einzig
die Hoffnung verblieb im unzerbrechlichen Kruge Innen
unter dem Rand und flog aus der oberen Öffnung Nicht
heraus. Sie ließ zuvor den Deckel des Kruges Fallen
nach Willen des Zeus, des wolkigen Trägers der Aigis. 100
alla de muria lugra kat' anthrôpous
alalêtai: pleiê men gar gaia kakôn, pleiê
de thalassa: nousoi d' anthrôpoisin eph' hêmerêi,
hai d' epi nukti automatoi phoitôsi kaka thnêtoisi
pherousai sigêi, epei phônên
exeileto mêtieta Zeus. houtôs outi pê esti Dios noon
exaleasthai. Doch
Myriaden von Übel entschwirrten unter die Menschen. Voll
ist ja von Übeln das Land und voll ist die Meerflut, Krankheiten
nahen den Menschen bei Nacht und bei Tage von selber Ungerufen
und bringen den sterblichen Wesen Vernichtung Schweigend,
denn es beraubte sie Zeus, der Herrscher, der Stimme. So
ist keinem vergönnt, dem Willen des Zeus zu entgehen. 106
ei d' etheleis, heteron toi egô logon
ekkoruphôsô eu kai epistamenôs: su d' eni phresi
balleo sêisin. hôs homothen gegaasi theoi thnêtoi
t' anthrôpoi. Willst
du, so werde ich dir noch andere Kunde berichten, Gut
und wohlerfahren, du aber beweg' es im Herzen: Wie
ja nämlichen Ursprungs die Götter und sterblichen Menschen. 109
chruseon men prôtista genos meropôn
anthrôpôn athanatoi poiêsan Olumpia dômat'
echontes. Golden
war das Geschlecht der redenden Menschen, das erstlich Die
unsterblichen Götter, des Himmels Bewohner, erschufen. 111
hoi men epi Kronou êsan, hot' ouranôi
embasileuen: hôste theoi d' ezôon akêdea
thumon echontes nosphin ater te ponôn kai oizuos:
oude ti deilon gêras epên, aiei de podas kai
cheiras homoioi terpont' en thaliêisi
kakôn ektosthen hapantôn:
Jene
lebten, als Kronos im Himmel herrschte als König, Und
sie lebten dahin wie Götter ohne Betrübnis Fern
von Mühen und Leid, und ihnen nahte kein schlimmes Alter,
und immer regten sie gleich die Hände und Füße, Freuten
sich an Gelagen, und ledig jeglichen Übels,
116
thnêiskon d' hôsth'
hupnôi dedmêmenoi: esthla de panta toisin eên: karpon d' ephere zeidôros
aroura automatê pollon te kai aphthonon:
hoi d' ethelêmoi hêsuchoi erg' enemonto sun esthloisin
poleessin. aphneioi mêloisi, philoi makaressi
theoisin. Starben
sie, übermannt vom Schlaf, und alles Gewünschte Hatten
sie. Frucht bescherte die nahrungspendende Erde Immer
von selber, unendlich und vielfach. Ganz nach Gefallen Schufen
sie ruhig ihr Werk und waren in Fülle gesegnet, Reich
an Herden und Vieh, geliebt von den seligen Göttern. 121
autar epei dê touto genos kata gai'
ekalupse,--toi men daimones hagnoi epichthonioi kaleontai esthloi, alexikakoi, phulakes thnêtôn
anthrôpôn, [hoi rha phulassousin te dikas kai schetlia
erga êera hessamenoi pantê phoitôntes
ep' aian,] ploutodotai: kai touto geras basilêion
eschon--,
Aber
nachdem nun dies Geschlecht in der Erde geborgen, Wurden
sie zu Dämonen nach Zeus, des erhabenen, Willen, Herrliche,
weilen auf Erden, sind Hüter der sterblichen Menschen, Und
sie wahren das Recht und wehren frevelnden Werken. Luftig
als Nebel durchschweifen sie alle Weiten der Erde Segenspendend.
Und dies ist nun ihr königlich Anrecht.
127
deuteron aute genos polu cheiroteron metopisthen argureon poiêsan Olumpia dômat'
echontes, chruseôi oute phuên
enalinkion oute noêma. Wieder
ein andres Geschlecht, ein weit geringeres, schufen Silbern
die ewigen Götter, die hoch den Himmel bewohnen, Weder
an Wuchs dem goldnen vergleichbar, noch an Gesinnung. 130
all' hekaton men pais etea para mêteri
kednêi etrephet' atallôn, mega nêpios,
hôi eni oikôi. Hundert
Jahre wuchs das Kind bei der sorglichen Mutter Fröhlich,
betreut empor, unmündig im eigenen Hause.
132
all' hot' ar' hêbêsai te kai
hêbês metron hikoito, pauridion zôeskon epi chronon, alge'
echontes aphradiêis: hubrin gar
atasthalon ouk edunanto allêlôn apechein, oud' athanatous
therapeuein êthelon oud' erdein makarôn
hierois epi bômois, hê themis anthrôpois kata êthea.
tous men epeita Zeus Kronidês ekrupse choloumenos,
houneka timas ouk edidon makaressi theois, hoi Olumpon
echousin. Reifte
es aber sodann und erlangte die Blüte der Jugend, Lebten
sie nur noch wenig und kurz und leidenbeladen Durch
ihren Unverstand; den frevlen Übermut konnten Untereinander
sie nicht bezwingen und wollten die Götter Nicht
verehren und nicht an Altären den Seligen opfern, Wie
es örtlicher Brauch den Menschen; und darum verbarg nun Zeus
auch diese voll Zorn, weil keinerlei Ehrenbezeugung Sie
den seligen Göttern, den Himmelsbewohnern, erwiesen. 140
autar epei kai touto genos kata gai' ekalupse,-- toi men hupochthonioi makares thnêtois
kaleontai, deuteroi, all' empês timê kai
toisin opêdei--,
Aber
nachdem nun dies Geschlecht in der Erde geborgen, Werden
sie unterirdisch und selige Wesen geheißen, Zweiten
Ranges, doch stehen auch sie trotz allem in Ehren.
143
Zeus de patêr triton allo genos meropôn
anthrôpôn chalkeion poiês', ouk argureôi
ouden homoion, ek melian, deinon te kai obrimon: hoisin
Arêos erg' emelen stonoenta kai hubries: oude
ti siton êsthion, all' adamantos echon kraterophrona
thumon, aplastoi: megalê de biê kai
cheires aaptoi ex ômôn epephukon epi stibaroisi
melessin. Nun
ein anderes, drittes Geschlecht der redenden Menschen Schuf
Kronion aus Erz, in nichts dem silbernen ähnlich, Eschen-entsprossen
und wild und fürchterlich. Diese betrieben Ares'
Jammergeschäfte und Frevel. Früchte des Feldes Aßen
sie nicht, ihr Herz war löwenmutig und steinern, Ungeschlachte;
gewaltig war ihre Stärke, unnahbar Hingen
aus ihren Schultern die Hände an riesigen Gliedern.
150
hôn d' ên chalkea men teuchea,
chalkeoi de te oikoi chalkôi d' eirgazonto:
melas d' ouk eske sidêros. All
ihre Waffen waren aus Erz und ehern die Häuser, Erz
ihr Ackergerät; noch gab es kein schwärzliches Eisen. 152
kai toi men cheiressin hupo spheterêisi
damentes bêsan es eurôenta domon kruerou
Aidao nônumnoi: thanatos de kai ekpaglous
per eontas heile melas, lampron d' elipon phaos êelioio. Diese,
gebändigt nun von ihren eigenen Händen, Stiegen
hinab in die Moderbehausung des schaurigen Hades Ruhmlos.
Der schwarze Tod, so schlimm und entsetzlich sie waren, Packte
sie, und sie schieden vom strahlenden Lichte der Sonne. 156
autar epei kai touto genos kata gai' ekalupsen, autis et' allo tetarton epi chthoni pouluboteirêi Zeus Kronidês poiêse, dikaioteron
kai areion, andrôn hêrôôn theion
genos, hoi kaleontai hêmitheoi, proterê geneê
kat' apeirona gaian. Aber
nachdem auch dies Geschlecht in der Erde geborgen, Schuf
noch ein anderes viertes auf vielernährender Erde Zeus,
der Kronide, und dies Geschlecht war gerechter und besser, War
ein göttlich Geschlecht von Helden, und man benannte Halbgötter
sie, dies Vorgeschlecht auf unendlicher Erde; 161
kai tous men polemos te kakos kai phulopis
ainê, tous men huph' heptapulôi
Thêbêi, Kadmêidi gaiêi, ôlese marnamenous mêlôn
henek' Oidipodao, tous de kai en nêessin huper mega
laitma thalassês es Troiên agagôn Helenês
henek' êukomoio. Aber
der schlimme Krieg und das arge Gewimmel der Feldschlacht Im
kadmeiischen Land beim siebentorigen Theben Tilgte
die einen im Kampf um Oidipus' weidende Herden Oder
lenkte die andern in Schiffen über die schwarzen Schlünde
des Meeres nach Troia der lockigen Helena wegen.
166
enth' êtoi tous men thanatou telos
amphekalupse, tois de dich' anthrôpôn bioton
kai êthe' opassas Zeus Kronidês katenasse patêr
es peirata gaiês. têlou ap' athanatôn: toisin
Kronos embasileuei. Wahrlich,
dort umhüllte die einen das Ende des Todes. Andern,
fern von den Menschen, gewährte Leben und Wohnsitz Zeus,
der Kronide, und ließ sie hausen am Rande der Erde, Auch
den Unsterblichen fern, und Kronos wurde ihr König, 170
kai toi men naiousin akêdea thumon
echontes en makarôn nêsoisi par' Ôkeanon
bathudinên, olbioi hêrôes, toisin meliêdea
karpon tris eteos thallonta pherei zeidôros
aroura.
Und
dort wohnen sie nun mit kummerentlastetem Herzen Auf
den seligen Inseln und bei des Okeanos Strudeln, Hochbeglückte
Heroen; denn süße Früchte wie Honig Reift
ihnen dreimal im Jahr die nahrungspendende Erde. <169a tou
gar desmo]n eluse pa[têr andrôn te theôn te. 169b toisi
d' homôs n]eatois timê [kai kudos opêdei. 169x Pempton
d' autis et' a]llo genos thêk' [euruopa Zeus 169d andrôn,
hoi] gegaasin epi [chthoni pouluboteirêi.]>
174
mêket' epeit' ôphellon egô
pemptoisi meteinai andrasin, all' ê prosthe thanein
ê epeita genesthai.
Wäre
ich doch nicht selbst ein Mitgenosse der fünften Männer
und stürbe zuvor oder wäre später geboren!
176
nun gar dê genos esti sidêreon:
oude pot' êmar pauontai kamatou kai oizuos, oude ti nuktôr phtheiromenoi. chalepas de theoi dôsousi
merimnas: all' empês kai toisi memeixetai esthla
kakoisin.
Jetzt
ja ist das Geschlecht ein eisernes; niemals bei Tage Ruhen
sie von Mühsal und Leid, nicht einmal die Nächte, O
die Verderbten! da senden die Götter drückende Sorgen. Dennoch
wird auch diesen zu Bösem Gutes gemischt sein.
180
Zeus d' olesei kai touto genos meropôn
anthrôpôn, eut' an geinomenoi poliokrotaphoi telethôsin.
Zeus
wird auch dies Geschlecht der redenden Menschen vertilgen, Wenn
sie bei der Geburt schon graue Schläfen besitzen. 182
oude patêr paidessin homoiios oude
ti paides, oude xeinos xeinodokôi
kai hetairos hetairôi, oude kasignêtos philos essetai, hôs
to paros per.
Nicht
ist der Vater dem Kind, das Kind dem Vater gewogen, Nicht
dem Wirte der Gast, Gefährte nicht dem Gefährten, Nicht
ist der Bruder lieb, wie er doch früher gewesen;
185
aipsa de gêraskontas atimêsousi
tokêas: mempsontai d' ara tous chalepois bazontes
epessi schetlioi oude theôn opin eidotes:
oude ken hoi ge gêrantessi tokeusin apo threptêria
doien cheirodikai: heteros d' heterou polin exalapaxei.
Bald
versagen sie selbst den greisen Eltern die Ehrfurcht, Schmähen
sie noch und schwatzen mit ihnen häßliche Worte. Frevler!
sie wissen nichts von Götteraufsicht, sie geben Nicht
den greisen Eltern zurück die Pflege der Kindheit. Faustrecht
gilt, der eine verheert des anderen Wohnsitz.
190
oude tis euorkou charis essetai oute dikaiou out' agathou, mallon de kakôn rhektêra
kai hubrin aneres ainêsousi: dikê d' en
chersi, kai aidôs ouk estai: blapsei d' ho kakos ton areiona
phôta muthoisin skoliois enepôn, epi d'
horkon omeitai.
Keiner
wird mehr geschätzt, der wahr geschworen, und keiner, Der
gerecht und gut. Den Übeltäter, den Frevler Ehrt
man weit höher, es herrscht das Recht der Fäuste und keine Ehrfurcht
und Scham. Der Schlimme verletzt mit betrüglichen Worten Einen
edleren Mann und bekräftigt es noch mit dein Eide. 195
zêlos d' anthrôpoisin oizuroisin
hapasi duskelados kakochartos homartêsei,
stugerôpês.
Mißgunst
folgt den Menschen, den unglückseligen, allen Zankend
und schadenfroh mit scheelen, boshaften Augen. 197
kai tote dê pros Olumpon apo chthonos
euruodeiês leukoisin pharessi kalupsamena chroa kalon athanatôn meta phulon iton prolipont'
anthrôpous Aidôs kai Nemesis: ta de leipsetai
algea lugra thnêtois anthrôpoisi: kakou
d' ouk essetai alkê. Nun
zum Himmel hinauf von der pfadüberzogenen Erde Beide,
die schöne Gestalt in lichte Gewänder verhüllend, Eilen
hinweg von den Menschen hinauf zur Sippe der Götter Scham
und gerechte Vergeltung; was bleibt, ist trauriges Elend Bei
den sterblichen Herrschern. Da hilft nichts gegen das Unheil.
202
nun d' ainon basileusin ereô phroneousi
kai autois: hôd' irêx proseeipen aêdona
poikilodeiron hupsi mal' en nepheessi pherôn onuchessi
memarpôs:
Nun
eine Fabel erzähle ich einsichtsvollen Gebietern: So
zur Nachtigall sprach, der bunten, einstens der Habicht, Wie
er hoch in den Wolken sie fest in den Krallen dahintrug.
205
hê d' eleon, gnamptoisi peparmenê
amph' onuchessi, mureto: tên hog' epikrateôs
pros muthon eeipen:
Jämmerlich,
weil so arg geplagt von gebogenen Krallen, Klagte
sie, und da rief der Habicht mit herrischem Tone:
207
"daimoniê, ti lelêkas; echei
nu se pollon areiôn: têi d' eis, hêi
s' an egô per agô kai aoidon eousan: deipnon d', ai k' ethelô, poiêsomai
êe methêsô." »Törin,
was schreist du denn so? Ein Stärkerer hält dich gefangen. Gehen
mußt du, wohin ich will, trotz deinem Gesange. Fressen
tu ich dich, wenn es mir paßt, oder laß dich entwischen.«
210
aphrôn d', hos k' ethelêi
pros kreissonas antipherizein: nikês te steretai pros t' aischesin
algea paschei. hôs ephat' ôkupetês irêx,
tanusipteros ornis. Sinnlos,
wer sich vermißt, mit stärkerem Feinde zu kämpfen. Sieg
ist ihm versagt, er leidet noch neben der Schande«. Also
sprach der schnelle, der flügelspreizende Habicht.