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Im Obergeschoß
der spätgotischen Kapelle Zum Heiligen Kreuz (Golgathakapelle) befindet
sich an der Rückwand ein Epitaph mit zwei Inschriften.
Die obere dieser beiden lateinischen Inschriften enthält ein "Virtus"-Gedicht in fünf Distichen, darunter eine knapp zusammenfassende Sentenz; die untere Inschrift enthält den lateinischen Bericht von Georg Emmerichs Jerusampilgerfahrt und dem daraufhin erfolgten Bau des Heiligen Grabes, der in der Adamskapelle (Unterkapelle) zur linken Seite noch einmal auf deutsch nachgelesen werden kann: |
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Sirenum instar habent ignavo perdita
luxu,
Lustra, domus, silvae, rura, popina, Venus: Quae fugiens Emerice cum trabe caerula sulcas, Multa solo passus, multa pericla salo. Ergo sedens virtus rediviva ad busta Iehovae. Donatum merito vexit honore domum. Vt non parcus opum patriae haec monumenta donares Virtutis figens celsa tropaea tuae. Sic geminas tendes palmas passoque capillo, victam se Siren sub tua rura dedit. |
Der
Sirenen Stelle halten, maßlos in fauler Schwelgerei,
Bordelle, Häuser, Wälder, Ländereien, Küche und Sex - vor denen fliehend, Emmerich, du zu Schiff durchs Blau pflügst, der vieles an Land du erduldet, viele Gefahren auf dem Meer. Tugend also, sitzend am wiederbelebten Opferaltar Jehovas, fuhr dich, den verdienstvoll mit Ehre Beschenkten, nach Hause, daß du nicht-geizend mit Geld der Heimat diese Denkmäler schenkst, indem du erhabene Siegeszeichen deiner Tugend befestigst. So streckst beide Hände du aus, und mit offenem Haar gab besiegt die Sirene sich unter deine Landgüter. |
Imitare Virtutem, ne aemulare.
Virtutem colere parem, non invidere. Anno.Nativitatis.Christi. M.D.LXX.VIII. mense. quarto. |
Eifere
der Tugend nach, doch sei nicht eifersüchtig auf sie.
Gleiche Tugend pflegen, nicht neiden. Im Jahr der Geburt Christi 1578, im vierten Monat. |
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