Pentheus
und die Mänaden (BAKCHEN) /
Dionysos und die tyrrhenischen Piraten
griechischer
Text transliteriert und ins Netz gestellt (Hans Zimmermann 2007) nach:
Philostratos.
Die Bilder, ed. Otto Schönberger, München 1968
übers.
Hans Zimmermann 2007
Hyginus, Fabulae CLXXXIV: Pentheus
et Agaue
Pentheus Echionis et Agaues filius Liberum
negavit deum esse
nec mysteria eius accipere voluit.
ob hoc eum Agaue mater cum sororibus Ino et Autonoe
per insaniam a Libero obiectam membratim laniavit.
Agaue ut suae mentis compos facta est et vidit
se Liberi impulsu tantum scelus admisisse,
profugit ab Thebis;
quae errabunda in Illyriae fines devenit ad Lycothersen
regem, quam Lycotherses excepit. Pentheus, der Sohn des Echion und der Agaue leugnete, daß
Liber ein Gott sei
und wollte seine Mysterien nicht zulassen.
Deshalb riß ihn seine Mutter Agaue zusammen mit ihren Schwestern
Ino und Autonoe
aufgrund des Wahns, den Liber ihr eingegeben hatte, in Stücke.
Sobald Agaue wieder zur Besinnung gekommen war und sah,
daß sie durch Einwirkung des Liber so ein Verbrechen begangen
hatte, floh sie aus Theben;
auf ihrer Irrfahrt kam sie nach Illyrien zu König Lykotherses,
und Lykotherses nahm sie bei sich auf. Eikones
1,18. Bakchai 1. gegraptai men ô pai kai ta en tôi
Kithairôni
Bakchôn choroi kai hupoinoi petrai kai
nektar ek botruôn
kai hôs galakti tên bôlon
hê gê lipainei
Gemalt, mein Junge, ist auch das Geschehen auf dem Kithairon,
Bakchenreigen und weinüberströmte Felsen und Nektar aus Trauben
und wie die Erde mit Milch die Scholle fettmacht;
kai idou kittos herpei kai opheis orthoi
kai thursou dendra oimai meli stazonta
und sieh: Efeu kriecht und Schlangen richten sich auf
und Thyrsosbüsche, glaube ich, von Honig träufelnd;
kai hêde soi hê elatê chamai
gunaikôn ergon ek Dionusou megapeptôke
de
ton Penthea aposeisamenê tais Bakchais
en eidei leontos
und dort vor dir, die Fichte: zu Boden stürzte
sie, Werk der Frauen, durch Dionysos gewaltig,
die den Pentheus herabschleuderte, da er den
Bakchen in Löwengestalt erschien;
hai de kai xainousi to thêrama mêtêr
ekeinêkai adelphai mêtros
hai men aporrêgnusai tas cheirashê de epispôsa ton huion tês
chaitês
sie zerfleischen nun auch ihre Beute: die Mutter dort und die Schwestern
der Mutter;
diese, indem sie ihm die Arme herausreißen, sie aber, indem sie
den Sohn am Haar schleift;
eipois d' an kai hôs alalazousin
houtôs euion autais to asthma
du könntest auch sagen, daß sie sich des Sieges rühmen,
so schwillt ihnen zum Bakchos-Jubel der schwere Atem.
Dionusos de autos men en periôpêi
toutôn hestêken
emplêsas tên pareian cholouton de oistron prosbakcheusas tais gunaixin
Dionysos selbst, sie rings um sich betrachtend, steht
da,
von Zorn erfüllt seine Wange, zum dionysischen
Taumel die Frauen antreibend;
oute horôsi goun ta drômena
kai hoposa hiketeuei ho Pentheus
leontos akouein phasi bruchômenou
und sie sehen nicht, was sie da tun,
und je lauter Pentheus fleht,
um so überzeugter sind sie, einen brüllenden
Löwen zu hören.
2. tauti men ta en tôi orei
ta de engus tauta Thêbai êdê
kai Kadmou stegê
kai thrênos epi têi
agrai
Soweit nun die Szene auf dem Berg;
aber hier vorn sieht man schon Theben und den Kadmos-Palast
und die Klage über die Jagdbeute,
kai sunharmottousin hoi proshêkontes
ton nekron
ei pêi sôtheiê
tôi taphôi
und wie die Verwandten den Leichnam wieder zusammenfügen,
als wollten sie ihn irgendwie für das Grab retten.
proskeitai kai hê kephalê tou
Pentheôs ouketi amphibolos
all' hoia kai tôi Dionusôi
eleein
Dort liegt auch das Haupt des Pentheus, nun nicht mehr zweideutig,
sondern so, daß es auch den Dionysos erbarmen könnte:
neôtatê kai hapalê tên
genun kai pursê tas komas
has oute kittos êrepsen oute smilakos
ê ampelou klêma
oute aulos eseise tis out' oistros
blutjung, flaumig das Kinn, feurig rot die Locken,
die weder Efeu kränzte noch einer Eibe oder Weinrebe Zweig,
die weder die Flöte erschütterte noch der dionysische Taumel.
errônnuto men hup' autôn kai errônnuen
autas
emaineto de auto to mê meta Dionusou
mainesthai
Kraft gewann er von ihnen und gab ihnen Kraft;
rasend war er eben darin, nicht mit Dionysos zu rasen zu wollen.
3. eleeina kai ta tôn gunaikôn
hêgômetha Für erbarmenswert wollen wir auch die Geschehnisse um die Frauen
halten.
hoia men gar en tôi Kithairôni
êgnoêsan
hoia de entautha ginôskousin
Wie waren sie nämlich ihrer Taten auf dem Kithairon unbewußt,
wie werden sie hier nun ihrer Taten bewußt!
apoleloipe de autas ouch hê mania monon
alla kai hê rhômê kath'
hen ebakcheusan
Es verließ sie nicht nur die Raserei,
sondern auch die Kraft, mit der sie im Rausch ausschwärmten.
kata men gar ton Kithairôna horais
hôs mestai tou athlou pherontai sunexairousai
tên êchô tou orous
entautha de parhistantai kai eis noun tôn
bebakcheumenôn hêkousin
Auf dem Kithairon siehst du sie nämlich,
wie sie voller Kampfeslust dahineilen, weckend das Echo des Gebirges,
hier nun machen sie halt und kommen zur Erkenntnis ihrer berauschten
Schwärmerei;
hizanousai te kata tês gês
tês men eis gonata hê kephalê
brithei tês de eis ômon
sich niederlassend auf der Erde
lastet der einen auf den Knien das Haupt, der andern auf der Schulter,
hê de Agauê periballein men ton
huion hôrmêke
thigein de oknei
Agaue aber: den Sohn zu umarmen stürmt sie heran,
davor, ihn zu berühren, schreckt sie jedoch zurück:
prosmemiktai d' autêi to
tou paidos haima
to men es cheiras to de es pareian to de es
ta gumna tou mazou
es klebt ihr des Kindes Blut
dort an den Händen, da an der Wange, hier an der nackten Brust!
4. hê de Harmonia kai ho Kadmos eisi
men all' ouch hoioiper êsan
drakonte gar êdê ek mêrôn
ginontai
kai pholis êdê autous echei
Harmonia und Kadmos sind noch, aber nicht, wie sie waren:
denn zu Schlangen werden sie schon von den Schenkeln an
und Schuppenhaut umschließt sie schon;
phroudoi podes phroudoi gloutoi
kai hê metabolê tou eidous herpei
anô
dahin sind die Füße, dahin das Gesäß,
und die Verwandlung der Gestalt kriecht aufwärts!
hoi de ekplêttontai kai periballousin
allêlous
hoion xunechontes ta loipa tou sômatos
hôs ekeina goun autous mê phugêi
Sie aber erschrecken zutiefst und umarmen einander,
wie um den Rest ihres Leibes zusammen festzuhalten,