Einführendes zur musikalischen Substanz des Parsifal
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Richard Wagner
 
 Parsifal
 
Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen 
 
(nach dem Wortlaut der gedruckten Partitur
von 1883)
in kommentierendem Vergleich mit den 
Bezugsstellen und Entsprechungen bei 
Chrétien de Troyes
und Wolfram von Eschenbach:
Gralsburgszene und 
Trevrizentbegegnung Parzivals
sowie Robert de Borons "Gralsgeschichte"
durch Feire Fiz
 
Dritter Aufzug 
Im Gebiete des Grales 

Freie, anmutige Frühlingsgegend 
mit nach dem Hintergrunde zu  
sanft ansteigender Blumenaue. 
Den Vordergrund nimmt der Saum  
des Waldes ein, der sich nach rechts  
zu aufsteigendem Felsengrund ausdehnt. 
Im Vordergrunde, an der Waldseite, ein Quell; 
ihm gegenüber, etwas tiefer,  
eine schlichte Einsiedlerhütte, 
an einen Felsblock gelehnt.  
Frühester Morgen.  
 

Märchenhafte Dreier-Symmetrie, A-B-A-Gliederung der drei Aufzüge, gespiegelt am "Kuß" in der Mitte des zweiten Aufzugs, aber zugleich doch Parallelismus des ersten und dritten Aufzugs zueinander: Gralsgebiet, Verwandlung und Gralsenthüllung (nach der entsprechenden Amfortasklage) in gleicher Reihenfolge. Also wieder morgendlicher Beginn nach einem bedeutungsvollen Vorspiel: Parsifals Irrfahrt mit immer getäuschter Erwartung durch Trugbilder von der Gralsburg - zu der man ja willentlich-absichtlich nicht gelangen kann.  
Gurnemanz allein – nichts von dem Getümmel der Schlafhüter, Sänftenträger und "DER war's"-Zeigefinger: statt des Ordens der repräsentative Einsiedler (eigentlich Trevrizent). 
Gurnemanz,  
zum hohen Greise gealtert, als Einsiedler, 
nur in das Hemd des Gralsritters gekleidet,  
tritt aus der Hütte und lauscht. 
  
GURNEMANZ 
    Von dorther kam das Stöhnen. - 
    So jammervoll klagt kein Wild, 
    und gewiß gar nicht  
    am heiligsten Morgen heut'. -
(Dumpfes Stöhnen von Kundrys Stimme.) 
    Mich dünkt,  
    ich kenne diesen Klageruf? 
(Er schreitet entschlossen einer Dornenhecke  
auf der Seite zu: 
diese ist gänzlich überwachsen; 
er reißt mit Gewalt das Gestrüpp auseinander, 
dann hält er plötzlich an.) 
    Ha! Sie – wieder da? 
    Das winterlich rauhe Gedörn' 
    hielt sie verdeckt: wie lang schon? - 
    Auf! – Kundry! – Auf! 
    Der Winter floh, und Lenz ist da! 
    Erwache, erwache dem Lenz! 
    Kalt – und starr! - 
    Diesmal hielt' ich sie wohl für tot: - 
    doch war's ihr Stöhnen,  
    was ich vernahm?
(Er zieht Kundry, ganz erstarrt und leblos, 
aus dem Gebüsch hervor und trägt sie  
auf einen nahen Grashügel, 
reibt der erstarrt vor ihm ausgestreckten Kundry 
stark die Hände und Schläfe  
und bemüht sich in allem, 
die Erstarrung von ihr weichen zu machen. 
Endlich scheint das Leben in ihr zu erwachen. 
Sie erwacht völlig: 
als sie die Augen öffnet,  
stößt sie einen Schrei aus.) 
  
(Kundry ist in rauhem Büßergewande, 
ähnlich wie im ersten Aufzuge; 
nur ist ihre Gesichtsfarbe bleicher; 
aus Miene und Haltung  
ist die Wildheit gewichen. - 
Sie starrt lange Gurnemanz an. 
Dann erhebt sie sich,  
ordnet sich Kleidung und Haar 
und läßt sich sofort wie eine Magd  
zur Bedienung an.) 
    Du tolles Weib! 
    Hast du kein Wort für mich? 
    Ist dies der Dank, 
    daß dem Todesschlafe 
    noch einmal ich dich entweckt'? 
KUNDRY 
(neigt langsam das Haupt; 
dann bringt sie, rauh und abgebrochen, hervor) 
    Dienen...Dienen! - 
GURNEMANZ 
(schüttelt den Kopf) 
    Das wird dich wenig müh'n! 
    Auf Botschaft sendet sich's nicht mehr: 
    Kräuter und Wurzeln 
    findet ein jeder sich selbst, 
    wir lernten's im Walde vom Tier.  
(Kundry hat sich währenddem umgesehen, 
gewahrt die Hütte und geht hinein.) 
 
(Gurnemanz blickt ihr verwundert nach.) 
    Wie anders schreitet sie als sonst! 
    Wirkte dies der heilige Tag? 
    Oh! Tag der Gnade ohnegleichen! 
    Gewiß zu ihrem Heile 
    durft' ich der Armen heut' 
    den Todesschlaf verscheuchen. 
(Kundry kommt wieder aus der Hütte; 
sie trägt einen Wasserkrug  
und geht damit zur Quelle. 
Eher parallel zur Evokation Kundrys durch Klingsor im zweiten Aufzug, als zu ihrem luziferisch-stürmischen Himmelssturz im ersten Aufzug, aber dort Schilderung ihres ersten Aufgefundenwerdens durch Titurel selbst (vgl. die Erläuterungen dort).  
  
Die beiden Worte Kundrys bleiben ihre einzige und letzte Äußerung in diesem Aufzug.  
  
Die verwandelte Erscheinung sowohl der Ritterschaft als auch Kundrys selbst wird kurz erwähnt, auch die Heiligkeit des Tages: Karfreitag.  
  
Endlich sind die Rittermönche der Gralsburg bei einem wirklich mönchischem, asketischem, übenden Leben angekommen (aber wie werden gegenüber Kundry und ihren Verführungen bereits als Büßer beschrieben!) und haben eine gewisse Selbständigkeit erreicht, wenngleich sie von den Entzugserscheinungen der Gralspeisungssucht noch nicht befreit sind (s.u.) 
 
Sie gewahrt hier nach dem Walde blickend, 
in der Ferne einen Kommenden 
und wendet sich zu Gurnemanz,  
um ihn darauf hinzudeuten.) 

(Gurnemanz in den Wald blickend.) 

    Wer nahet dort dem heil'gen Quell? 
    Im düst'ren Waffenschmucke, 
    das ist der Brüder keiner. 
(Kundry entfernt sich mit dem gefüllten Kruge 
langsam in die Hütte,  
wo sie sich zu schaffen macht.) 
 
(Parsifal tritt aus dem Walde auf. 
Er ist ganz in schwarzer Waffenrüstung: 
mit geschlossenem Helme  
und gesenktem Speer 
schreitet er, gebeugten Hauptes,  
träumerisch zögernd, langsam daher  
und setzt sich auf dem kleinen 
Rasenhügel am Quell nieder.) 
  
(Gurnemanz, nachdem er Parsifal staunend 
lange betrachtet, tritt nun näher zu ihm) 
    Heil dir, mein Gast! 
    Bist du verirrt,  
    und soll ich dich weisen? 
(Parsifal schüttelt sanft das Haupt.) 
    Entbietest du mir keinen Gruß? 
(Parsifal neigt das Haupt.) 
 
(Gurnemanz unmutig) 
    Hei! – Was? - 
    Wenn dein Gelübde 
    dich bindet, mir zu schweigen, 
    so mahnt das meine mich, 
    daß ich dir sage, was sich ziemt. - 
    Hier bist du an geweihtem Ort: 
    da zieht man nicht mit Waffen her, 
    geschloss'nen Helmes,  
    Schild und Speer. 
    Und heute gar! Weißt du denn nicht, 
    welch' heil'ger Tag heut' ist? 
(Parsifal schüttelt mit dem Kopfe.) 
    Ja! Woher kommst du denn? 
    Bei welchen Heiden weiltest du, 
    zu wissen nicht, daß heute 
    der allerheiligste Karfreitag ist? 
(Parsifal senkt das Haupt noch tiefer.) 
    Schnell ab die Waffen! 
    Kränke nicht den Herrn, der heute, 
    bar jeder Wehr, sein heilig Blut 
    der sündigen Welt zur Sühne bot!  
     
Deutlichste Anknüpfung an das Trevrizentbuch: Parsifal mit geschlossenem Helm-Visier, der Zeit und deshalb auch des Karfreitags nicht bewußt, wird zurechtgewiesen: An einem Karfreitag trägt man keine Waffen.  
  
Bei Chrétien und Wolfram ist es eine fein ausgeführte Begegnung mit einer familiären Pilgerschar, die dem wahnhaft in sich vergrabenen Parzival den Weg zum Einsiedler Trevrizent weisen, wo er denn auch seine Beichte ablegen kann und wo der Leser (mehr als der Beichtende) – vor allem bei Wolfram – staunenswerte Belehrungen zum "Gral" empfängt.  
  
In beiden Epen nimmt das Trevrizentbuch die Mitte ein, bildet die Symmetrieachse und den Wendepunkt (wie bei Wagner der Kuß im zweiten Aufzug). Zwar befindet sich der Umherschweifende – eben durch seine Ziellosigkeit – wieder einmal im Gralsgebiet, begegnet deshalb auch Sigune wieder, die nun von einer Pietá zu einer Grabhüterin "fortgeschritten" ist; dann besiegt er sogar einen der eigentlich unbesiegbaren Gralsritter so nebenbei, gewinnt dessen Roß (unter Verlust des eigenen), gelangt aber nicht zur Burg, sondern zu dem einen abgesonderten Gralsritter, Onkel mütterlicherseits, Einsiedler und spirituellen Meister des Epos: Trevrizent. 
(Parsifal erhebt sich nach einem  
abermaligen Schweigen, 
stößt den Speer vor sich in den Boden, 
legt Schild und Schwert davor nieder, 
öffnet den Helm, nimmt ihn vom Haupte 
und legt ihn zu den anderen Waffen, 
worauf er dann zu stummem Gebete  
vor dem Speer niederkniet.) 

(Gurnemanz betrachtet ihn  
mit Staunen und Rührung. 
Er winkt Kundry herbei,  
welche soeben wieder aus der Hütte  
getreten isL) 

(Parsifal erhebt jetzt seinen Blick andachtsvoll zu der Lanzenspitze auf) 

(leise zu Kundry) 

    Erkennst du ihn? ... 
    Der ist's,  
    der einst den Schwan erlegt. 
(Kundry bestätigt mit einem leisen Kopfnicken.) 
    Gewiß, s‘ ist er! 
    Der Tor, den ich zürnend von uns wies?
(Kundry blickt starr, doch ruhig, auf Parsifal.) 
      
    Ha! Welche Pfade fand er? 
    Der Speer, – ich kenne ihn.
(in großer Ergriffenheit) 
    Oh! – Heiligster Tag. 
    an dem ich heut' erwachen sollt'! 
(Kundry hat ihr Gesicht abgewendet) 
 
PARSIFAL 
(erhebt sich langsam vom Gebete, 
blickt ruhig um sich, erkennt Gurnemanz 
und reicht diesem sanft die Hand zum Gruße) 
    Heil mir,  
    daß ich dich wiederfinde! 
GURNEMANZ 
    So kennst auch du mich noch? 
    Erkennst mich wieder, 
    den Gram und Not so tief gebeugt? 
    Wie kamst du heut'? Woher? 
PARSIFAL  
    Der Irmis und der Leiden Pfade kam ich; 
    soll ich mich denen jetzt entwunden wähnen, 
    da dieses Waldes Rauschen 
    wieder ich vernehme, 
    dich guten Greisen neu begrüße? 
    Oder – irr' ich wieder? 
    Verändert dünkt mich alles. 
GURNEMANZ 
    So sag',  
    zu wem den Weg du suchtest? 
PARSIFAL 
    Zu ihm, des' tiefe Klagen 
    ich törig staunend einst vernahm, 
    dem nun ich Heil zu bringen 
    mich auserlesen wähnen darf. 
    Doch – ach! - 
    Den Weg des Heiles nie zu finden, 
    in pfadlosen Irren 
    trieb ein wilder Fluch mich umher: 
    zahllose Nöte Kämpfe und Streite 
    zwangen mich ab vom Pfade, 
    wähnt' ich ihn recht schon erkannt. 
    Da mußte mich Verzweiflung fassen, 
    das Heiltum heil mir zu bergen, 
    um das zu hüten, das zu wahren 
    ich Wunden jeder Wehr mir gewann. 
    Denn nicht ihn selber 
    durft' ich führen im Streite; 
    unentweiht 
    führ' ich ihn mir zur Seite, 
    den ich nun heim geleite, 
    der dort dir schimmert heil und hehr, - 
    des Grales heil'gen Speer. 
GURNEMANZ 
(in höchstes Entzücken ausbrechend) 
    O Gnade! Höchstes Heil! 
    O Wunder! Heilig hehrstes Wunder! -
(nachdem er sich gefaßt, zu Parsifal) 
    O Herr! War es ein Fluch, 
    der dich vom rechten Pfad vertrieb, 
    so glaub', er ist gewichen. 
    Hier bist du; dies des Grals Gebiet, 
    dein' harret seine Ritterschaft. 
 
Das "Ankommen", Heimgelangen des Irrenden beginnt, er erreicht seine Ziele: Zurückbringen des Speers; Wiederfinden des Grals und dessen Voraussetzung: Wiederfinden Kundrys; damit verbunden: Resignation Kundrys, Verwandlung durch Odyssee zu einem polytropos, einem "Erfahrenen": 
  
andra moi ennepe Mousa  
                 polytropon hos mala polla 
plangchtê epei Troiês  
                 hieron ptoliethron eperse 
  
Den Mann sage mir an, Muse,  
                 den vielgewandten, der so viel 
umgetrieben wurde, nachdem er Troias  
                 heilige Stadt zerstört hatte 
  
Nun mag man sich darüber streiten, ob Parsifal nur die unheilige Zauberburg Klingsors durch das Kreuzeszeichen oder auch die alte heilige Gralswelt durch sein alle Erwartungen enttäuschendes Erscheinen, Nicht-Fragen, Verschwinden zerstört hat; eine labyrinthisch-verwickelte und durch Trugbilder verwirrte Er-Fahrung von "Irrnis und Leiden" wird durch das Vorspiel zum dritten Aufzug (Synkopen wie bei rückwärts laufender Musik, höhnische Abbrüche der weitzügig vorbereiteten Spannungsbögen mit den Quintensprüngen des Motivs "Du bist doch eben nur ein Tor") dargestellt und hier in seinem Bericht wiederholt. Der Fluch Kundrys bedeutet fortgesetzte Torheit, - nur vorübergehend war sein Nichtwissen und Nichtfinden durch den Kuß aufgehoben. So wandelt er sich auf Erfahrungswegen vom bloßen mythischen Orakel-Erfüller zu einem Menschen. 
    Ach, sie bedarf des Heiles, 
    des Heiles, das du bringst! - 
    Seit dem Tage, den du hier geweilt, 
    die Trauer, so da kund dir ward, 
    das Bangen – wuchs zur höchsten Not. 
    Amfortas, gegen seiner Wunden 
    seiner Seele Qual sich wehrend, 
    begehrt' in wütendem Trotze nun  
    den Tod: 
    kein Fleh'n, kein Elend seiner Ritter 
    bewog ihn mehr,  
    des heil'gen Amts zu walten. 
    Im Schrein verschlossen  
    bleibt seit lang' der Gral: 
    so hofft sein sündenreu'ger Hüter, 
    da er nicht sterben kann, 
    wann je er ihn erschaut, 
    sein Ende zu erzwingen 
    und mit dem Leben seine Qual zu enden. 
    Die heil'ge Speisung  
    bleibt uns nun versagt, 
    gemeine Atzung muß uns nähren; 
    darob versiegte unsrer Helden Kraft: 
    nie kommt uns Botschaft mehr, 
    noch Ruf zu heil'gen Kämpfen  
    aus der Ferne; 
    bleich und elend wankt umher 
    die mut- und führerlose Ritterschaft. 
    In dieser Waldeck' barg ich selber mich, 
    des Todes still gewärtig, 
    dem schon mein alter Waffenherr verfiel; 
    denn Titurel, mein heil'ger Held, 
    den nun des Grales Anblick  
    nicht mehr labte, 
    er starb – ein Mensch wie alle! 
PARSIFAL 
(bäumt sich vor großem Schmerz auf) 
    Und ich – ich bin's, 
    der all' dies Elend schuf! 
    Ha! Welcher Sünden 
    welches Frevels Schuld 
    muß dieses Toren Haupt 
    seit Ewigkeit belasten, 
    da keine Buße, keine Sühne 
    der Blindheit mich entwindet, 
    zur Rettung selbst ich auserkoren, 
    in Irmis wild verloren 
    der Rettung letzter Pfad mir schwindet! 
(Er droht, ohnmächtig umzusinken.) 
(Gurnemanz hält ihn aufrecht und läßt ihn  
zum Sitze auf den Rasenhügel nieder.) 

(Kundry holt hastig ein Becken mit Wasser, 
um Parsifal zu besprengen.) 
  
GURNEMANZ 
(Kundry sanft abweisend) 

    Nicht so! - 
    Die heil'ge Quelle selbst 
    erquicke unsres Pilgers Bad. 
    Mir ahnt, ein hohes Werk 
    hab' er noch heut' zu wirken, 
    zu walten eines heil'gen Amtes: 
    so sei er fleckenrein, 
    und langer Irrfahrt Staub 
    soll nun von ihm gewaschen sein.
(Parsifal wird von den beiden sanft 
zum Rande des Quells gewendet. 
Unter dem folgenden löst ihm Kundry die Beinschienen, 
Gurnemanz aber nimmt ihm den Brustharnisch ab.) 
 
PARSIFAL 
(sanft und matt) 
    Werd' heut' zu Amfortas  
    ich noch geleitet?
GURNEMANZ 
(während der Beschäftigung) 
    Gewißlich, uns'rer harrt die hehre Burg: 
    die Totenfeier meines lieben Herrn, 
    sie ruft mich selbst dahin. 
    Den Gral noch einmal  
    uns da zu enthüllen, 
    des lang' versäumten Amtes 
    noch einmal heut' zu walten - 
    zur Heiligung des hehren Vaters, 
    der seines Sohnes Schuld erlag, 
    die der nun also büßen will -, 
    gelobt' Amfortas uns. 
Die Klage über den Tod Titurels entspricht der Klage über den (genauso unwissentlich) verschuldeten Tod der Mutter und entspricht dem "Was alles vergaß ich noch?" im zweiten Aufzug.  
  
Sackgassenende des Labyrinths, kritisches Ende der Irrfahrt, "Existenz". 
(Kundry badet ihm mit demutvollem Eifer  
die Füße. - 
Parsifal blickt mit stiller Verwunderung auf sie.) 
 
PARSIFAL 
(zu Kundry) 
    Du wuschest mir die Füße: - 
    nun netze mir das Haupt der Freund. 
GURNEMANZ 
(schöpft mit der Hand aus dem Quell 
und besprengt Parsifals Haupt) 
    Gesegnet sei, du Reiner,  
    durch das Reine! 
    So weiche jeder Schuld 
    Bekümmernis von dir! 
(Während Gurnemanz feierlich  
das Wasser sprengt, 
zieht Kundry ein goldenes Fläschchen  
aus ihrem Busen 
und gießt seinen Inhalt auf Parsifals Füße aus; 
jetzt trocknet sie diese  
mit ihren schnell aufgelösten Haaren.) 
  
PARSIFAL 
(nimmt Kundry sanft das Fläschchen ab 
und reicht es Gurnemanz) 
    Du salbtest mir die Füße, 
    das Haupt nun salbe Titurels Genoss', 
    daß heute noch  
    als König er mich grüße.
GURNEMANZ 
(schüttet das Flaschchen vollends  
auf Parsifals Haupt aus, 
reibt dieses sanft  
und faltet dann die Hände darüber) 
    So ward es uns verhießen, 
    so segne ich dein Haupt, 
    als König dich zu grüßen. 
    Du – Reiner, - 
    mitleidsvoll Duldender, 
    heiltatvoll Wissender!  
    Wie des Erlösten Leiden du gelitten, 
    die letzte Last  
    entnimm nun seinem Haupt. 
Gurnemanz trägt kultische Funktionen, vergleichbar dem Prophet, der Könige salbt, stürzt, erhebt und segnet: Samuel, von den Päpsten des Mittelalters in ihrem Verhältnis zu den Kaisern gerne als Archetypos genutzt; oder vergleichbar Johannes dem Täufer, der Jesus zu Beginn seines Wirkens tauft und dadurch den Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabsinken und "auf ihm bleiben" sieht.  
  
Auch Kundry wirkt sakramental, vergleichbar der Maria Magdalena, die wie eine Ergänzung Johannes des Täufers (der den Anfang des Christuswirkens markiert) das Ende Christi besiegelt, indem sie ihn "zum Tode salbt". Hier – wie auch sonst in Tradition und Kunstgeschichte üblich – mit der Sünderin identifiziert, die Jesu Füße mit Tränen wäscht und mit ihren Haaren trocknet.  
  
Nach dem Kuß inmitten des zweiten Aufzugs und der ungelösten Spannung von Versuchung, Abwehr, Suche und Flucht nun die Fortsetzung und Weiterentwicklung des unmittelbaren, berührungsdichten erotischen Miteinanders von Parsifal und Kundry; sie bilden ohnehin durch die Bedingungen von Fluch und Irrfahrt eine unlösliche Symbiose.  
  
Im Sinne der trinitarischen Identität der drei Gralshüter (Josef von Arimathia, Hebron, der "reiche Fischer", und dessen Enkel) bei Robert de Boron erfüllt sich nun das Gralskönigtum Titurels – des Vaters, Amfortas' – des Sohnes, und nun Parsifals – des Parakleten innerhalb dieser irdischen Repräsentanz der Trinität. 
PARSIFAL 
(schöpft unvermerkt Wasser aus dem Quell, 
neigt sich zu der vor ihm noch knienden Kundry 
und netzt ihr das Haupt) 
    Mein erstes Amt verricht' ich so: - 
    die Taufe nimm 
    und glaub' an den Erlöser! 
(Kundry senkt das Haupt tief zur Erde; 
sie scheint heftig zu weinen. - 
Hier geht die Heiligung vom Menschen an die Natur über; vgl. die Rolle des "Flüssigen" in Novalis: "Die Lehrlinge zu Sais"; oder den Hermes-Brunnen in der Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz.
 
Das ist Karfreitagszauber, Herr!
 
Parsifal wendet sich um und blickt  
mit sanfter Entzückung auf Wald und Wiese,  
welche jetzt im Vormittagslichte leuchten.) 
    Wie dünkt mich doch die Aue heut'  
    so schön! - 
    Wohl traf ich Wunderblumen an,  
    die bis zum Haupte  
    süchtig mich umrankten; 
    doch sah' ich nie so mild und zart 
    die Halme, Blüten und Blumen, 
    noch duftet' all' so kindisch hold 
    und sprach so lieblich traut zu mir.
GURNEMANZ 
    Das ist Karfreitagszauber, Herr! 
PARSIFAL 
    O wehe, des höchsten Schmerzentags! 
    Da sollte, wähn' ich, was da blüht, 
    was atmet, lebt und wieder lebt, 
    nur trauern, ach, und weinen! 
GURNEMANZ 
    Du siehst, das ist nicht so. 
    Des Sünders Reuetränen sind es, 
    die heut' mit heil'gem Tau  
    beträufet Flur und Au': 
    der ließ sie so gedeihen. 
    Nun freu't sich alle Kreatur 
    auf des Erlösers holder Spur, 
    will sein Gebet ihm weihen. 
    Ihn selbst am Kreuze  
    kann sie nicht erschauen: 
    da blickt sie zum erlösten Menschen auf; 
    der fühlt sich frei  
    von Sündenlast und Grauen, 
    durch Gottes Liebesopfer rein und heil: 
    das merkt nun Halm und Blume  
    auf den Auen, 
    daß heut' des Menschen Fuß  
    sie nicht zertritt, 
    doch wohl,  
    wie Gott mit himmlischer Geduld 
    sich sein' erbarmt' und für ihn litt, 
    der Mensch auch heut' in frommer Huld 
    sie schont mit sanftem Schritt. 
    Das dankt dann alle Kreatur, 
    was all' da blüht und bald erstirbt, 
    da die entsündigte Natur 
    heut' ihren Unschuldstag erwirbt.
(Kundry hat langsam wieder das Haupt erhoben 
und blickt, feuchten Auges,  
ernst und ruhig bittend zu Parsifal auf) 
 
PARSIFAL 
    Ich sah' sie welken, die einst mir lachten: 
    ob heut' sie nach Erlösung schmachten? - 
    Auch deine Träne ward zum Segenstaue: 
    du weinest – sieh! es lacht die Aue. 
(Er küßt sie sanft auf die Stirne.) 
Späte (nicht unmittelbare, sondern erst durch den Menschen vermittelte) Erhebung der Natur in die Erlösung (zumal ja durch Adam und durch Kains "Schändung der mütterlichen Erde" auch die umgebende Schöpfung in den Sündenfall hineingezogen war) aufgrund von Paulus, Römerbrief 8,19 ff:  
"Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes, denn die Kreatur ist der Eitelkeit unterworfen ohne ihren Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung; deshalb wird auch die Kreatur frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes." 

Besonders deutlich als Entwicklungsstufung ausgeführt bei Novalis: "Es färbte sich die Wiese grün", 5. Strophe:  

"Vielleicht beginnt ein neues Reich -   
Der lockre Staub wird zum Gesträuch   
Der Baum nimmt thierische Gebehrden   
Das Thier soll gar zum Menschen werden.   
Ich wußte nicht, wie mir geschah,   
Und wie das wurde, was ich sah." 

(Glockengeläute wie aus weiter Ferne.) 
 
GURNEMANZ 
    Mittag. - 
    Die Stund' ist da. 
    Gestatte, Herr,  
    daß dein Knecht dich geleite! - 
(Die Gegend verwandelt sich sehr allmählich, 
ähnlicherweise wie im ersten Aufzuge, 
nur von rechts nach links. 

Parsifal ergreift feierlich den Speer 
und folgt mit Kundry  
dem langsam geleitenden Gurnemanz. - 
 
Nachdem die drei eine Zeitlang sichtbar  
geblieben, verschwinden sie gänzlich, 
als der Waldsich immer mehr verliert, 
und dagegen Felsengewölbe näherrücken. - 
 
In gewölbten Gängen  
stets anwachsend vernehmbares Geläute. - 
Dunkle gewölbte Gänge -  
anwachsendes Glockengeläute. - 
Hier öffnen sich die Felswände, 
und die ganze Grals-Halle,  
wie im ersten Aufzuge, 
nur ohne die Speisetafeln, stellt sich wieder dar.  
 

Vgl. die Verwandlung ("Zum Raum wird hier die Zeit") im ersten Aufzug. 
wenn des Baumes Frucht wird vollends verschmelzen, werde ich aufwachen und eine Mutter sein eines Königs (Venus in der Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz)
Düstere Beleuchtung: 
Von der einen Seite ziehen die Titurels Leiche  
im Sarge tragenden Ritter herein; 
von der anderen Seite die Amfortas  
im Siechbette geleitenden; 
vor diesem der verhüllte Schrein  
mit dem Grale). 
 
ERSTER ZUG 
(mit Amfortas) 
    Geleiten wir im bergenden Schrein 
    den Gral zum heiligen Amte, 
    wen berget ihr im düst'ren Schrein 
    und führt ihr trauernd daher? 
ZWEITER ZUG 
(mit Titurels Leiche, während beide Züge  
aneinander vorbeischreiten) 
    Es birgt den Helden der Trauerschrein, 
    er birgt die heilige Kraft; 
    der Gott einst selbst zur Pflege sich gab: 
    Titurel führen wir her. 
ERSTER ZUG 
    Wer hat ihn gefällt,  
    der, in Gottes Hut 
    Gott selbst einst beschirmte? 
ZWEITER ZUG 
    Ihn fällte des Alters siegende Last, 
    da den Gral er nicht mehr erschaute. 
ERSTER ZUG 
    Wer wehrt ihm  
    des Grales Huld zu erschauen? 
ZWEITER ZUG 
    Den dort ihr geleitet,  
    der sündige Hüter. 
ERSTER ZUG 
    Wir geleiten ihn heut',  
    weil heut' noch einmal 
    zum letzten Male - 
    will des Amtes er walten. 
    Ach, zum letztenmal! 
(Amfortas ist auf das Ruhebett  
hinter dem Gralstische niedergelassen, 
der Sarg davor niedergestellt worden: 
die Ritter wenden sich mit dem Folgenden  
an Amfortas.) 
  
SÄMTLICHE RITTER 
    Wehe! Wehe! Du Hüter des Grals! 
    Ach, zum letztenmal, 
    sei deines Amts gemahnt! 
    Zum letztenmal! Zum letztenmal! 
     
Hier wirkt der selbstgerechte Beschuldigungs-Chor erschütternd, wohl durch den gesprächsartigen Wechsel der rhetorisch demonstrativen Fragen und verbitterten Antworten; alle Zeigefinger mitleidlos auf den Leidenden gerichtet.  
  
Phonetische Ununterscheidbarkeit des letzten Verzweiflungsrufs: "Zum letztenmal" = "Zum letzten Mahl" (vgl. oben die ersten Chorworte nach der Verwandlung der Szene:  "Zum letzten Liebesmahle..."). 
AMFORTAS 
(sich matt ein wenig aufrichtend) 
    Ja, Wehe! Wehe! Weh' über mich! - 
    So ruf ich willig mit euch: 
    williger nähm' ich von euch den Tod, 
    der Sünde mildeste Sühne! 
(Der Sarg wird geöffnet.  
Beim Anblick der Leiche Titurels 
bricht alles in einen jähen Wehruf aus.) 

(Amfortas von seinem Lager  
sich hoch aufrichtend, 
zu der Leiche gewendet) 

    Mein Vater! 
    Hochgesegneter der Helden! 
    Du Reinster,  
    dem einst die Engel sich neigten! 
    Der einzig ich sterben wollt', 
    dir – gab ich den Tod! 
    Oh! Der du jetzt in göttlichem Glanz 
    den Erlöser selbst erschaust, 
    erflehe von ihm, daß sein heiliges Blut, 
    wenn noch einmal heut sein Segen 
    die Brüder soll erquicken, 
    wie ihnen neues Leben 
    mir endlich spende – den Tod! 
    Tod! – Sterben! 
    Einz'ge Gnade! 
    Die schreckliche Wunde,  
    das Gift, ersterbe, 
    das es zernagt, erstarre das Herz! 
    Mein Vater! Dich – ruf' ich, 
    rufe du ihm es zu: 
    Erlöser, gib meinem Sohne Ruh'! 
DIE RITTER 
(drängen sich näher an Amfortas heran) 
    Enthüllet den Gral! - 
    Walte des Amtes! 
    Dich mahnet dein Vater: - 
    Du mußt, du mußt! 
AMFORTAS 
(springt in wütender Verzweiflung auf und  
stürzt sich unter die zurück weichenden Ritter) 
    Nein! – Nicht mehr! – Ha! - 
    Schon fühl' ich den Tod mich umnachten, 
    und noch einmal soll ich ins Leben zurück? 
    Wahnsinnige! 
    Wer will mich zwingen zu leben? 
    Könnt ihr doch Tod mir nur geben! 
(Er reißt sich das Gewand auf) 
    Hier bin ich – die off'ne Wunde hier! 
    Das mich vergiftet, hier fließt mein Blut. 
    Heraus die Waffe!  
    Taucht eure Schwerter 
    tief – tief, bis ans Heft! 
    Auf! Ihr Helden! 
    Tötet den Sünder mit seiner Qual: 
    von selbst dann leuchtet euch wohl  
    der Gral! 
     
(Alle sind scheu vor Amfortas gewichen, 
welcher in furchtbarer Ekstase einsam steht. - 
Entsprechungsstück in der Parallele zur Klage des Amfortas im ersten Aufzug, hier zugeschärft um die unbedingte, autoritäre ("Dich mahnet dein Vater") und mitleidslose Forderung der lichthungrigen Gralsritter einerseits und den indirekten Selbstmord-Exhibitionismus des immersterbenden nimmersterbenden Schwans.  
  
"Von selbst..." höhnisch wie Klingsor selbst. 
Parsifal ist, von Gurnemanz und Kundry  
begleitet, unvermerkt  
unter den Rittern erschienen, 
tritt jetzt hervor und streckt den Speer aus, 
mit dessen Spitze er Amfortas' Seite berührt.) 
 
PARSIFAL 
    Nur eine Waffe taugt: -  
    die Wunde schließt der Speer nur,  
    der sie schlug.
(Amfortas' Miene leuchtet  
in heiliger Entzückung auf; 
er scheint vor großer Ergriffenheit zu schwanken; Gurnemanz stützt ihn.) 
      
    Sei heil, entsündigt und entsühnt, 
    denn ich verwalte nun dein Amt. 
    Gesegnet sei dein Leiden, 
    das Mitleids höchste Kraft 
    und reinsten Wissens Macht 
    dem zagen Toren gab. 
(Er schreitet nach der Mitte,  
den Speer vor sich erhebend.) 
    Den heil'gen Speer - 
    ich bring' ihn euch zurück! 
(Alles blickt in höchster Entzückung  
auf den emporgehaltenen Speer, 
zu dessen Spitze aufschauend  
Parsifal in Begeisterung fortfährt.) 
    Oh! Welchen Wunders  
    höchstes Glück! - 
    Der deine Wunde durfte schließen, 
    ihm seh ich heil'ges Blut entfließen 
    in Sehnsucht  
    nach dem verwandten Quelle, 
    der dort fließt in des Grales Welle! 
    Nicht soll der mehr  
    verschlossen sein: 
    enthüllet den Gral,  
    öffnet den Schrein! 
(Parsifal besteigt die Stufen des Weihtisches, 
entnimmt dem von den Knaben geöffneten  
Schreine  den "Gral" 
und versenkt sich, unter stummem Gebete, 
kniend in seinen Anblick. - 
Allmähliche sanfte Erleuchtung des "Grales". - 
Zunehmende Dämmerung in der Tiefe 
bei wachsendem Lichtscheine aus der Höhe.) 

ALLE 

    Höchsten Heiles Wunder: 
    Erlösung dem Erlöser! 
(Lichtstrahl:  
hellstes Erglühen des "Grales". 
Aus der Kuppel schwebt  
eine weiße Taube herab 
und verweilt über Parsifals Haupt. 

Kundry sinkt, mit dem Blicke zu ihm auf 
langsam vor Parsifal entseelt zu Boden. 

Amfortas und Gurnemanz  
huldigen kniend vor Parsifal, 
welcher den Gral segnend über die  
anbetende Ritterschaft schwingt.) 

(Der Bühnenvorhang  
wird langsam geschlossen.) 

Es sieht zwar nach einem peinlichen Wallfahrtswunder aus, aber auch in den Epen blutet der Speer (der dort ja zum Gralsgebiet gehört und als Gegenschmerzmittel eingesetzt wird): aus dem schrecklichen Grunde, daß er eben erst in die unheilbare Wunde des Fischerkönigs gestoßen worden ist, um dem Schmerz eine andere Qualität zu geben.  
Dort heilt es nicht, die erzählerische Konstruktion Wagners ist denn jenem ganzen scheiternden Heilungssystem und der "Astrologie" Wolframs völlig entgegengesetzt. Der Zusammenhang mit dem Saturn-Hintergrund der Schmerzen in den Frosttagen der Passionszeit und der Entmannung des Ouranos durch Kronos (= Saturn) bei Hesiod wäre hier zu vergleichen und zu bedenken.  
  
Die Verkettung der "Erlösung dem Erlöser"-Chöre längs des Quintenzirkels zu einer fortlaufenden Blüte aus der Blüte aus der Blüte... eröffnet eine unbegrenzte Vieldeutigkeit der begnadeten Gnadenspender: Das Tun des Sohnes – trinitarisch wie in der irdischen Wiederspiegelung der Trinität (Robert de Boron) – fließt weiter, wie es im Gral vergegenwärtigt wird; so erlöst insbesondere Parsifal den Priesterkönig Amfortas und gelangt selbst durch dessen mitempfundenes Leiden zur Erkenntnis, zur "Versöhnung", Heilung und Ankunft. Die mit endlosem Wiederauflebenmüssen durchs Dasein gequälten Antagonisten dürfen resignieren oder ins Nirvana eingehen; die beiden Hälften des Raffaelschen Verklärungsbildes schließen sich zusammen (der Besessene dort blickt als einzige Figur zum Verklärten auf und verbindet die beiden Geschehnisse zu einem; so nun Kundry).  
  
"Nie soll er mehr verschlossen sein" bedeutet nichts Geringeres als die Selbstaufhebung eines Mysterienkultes, seine endgültige Profanierung, allzugängliche Offenbarung, vgl. das Zerreißen des "Vorhangs im Tempel" (Mt 27,51; Mk 15,38; Lk 23,45; interpr. Hebräerbrief 10,20). Also nichts anderes als Christentum. Das kann durch dieses Werk nur vergegenwärtigt, in Erinnerung gerufen werden – es ist eine schon Jahrtausende alte Tatsache, die in jedem "Hörer" neu aufbricht. Ja – warum sollte man es nicht auch auf diese musikalische Weise des "Parsifal" noch einmal sagen? Das Ereignis der Mysterienenthüllung bleibt immer neu wie am ersten Karfreitag und findet immer neuen Ausdruck. Eben auch diesen.  
  
+
Einführendes zur musikalischen Substanz des Parsifal
zurück zur ersten Hälfte des ersten Aufzugs des Parsifal
zurück zur zweiten Hälfte des ersten Aufzugs (Gralsburg)
zurück zum zweiten Aufzug des Parsifal (Klingsors Zauberschloß)
+
die große Parsifal-Seite (Derrick Everett)
Wagner-WEB * Bayreuther Festspiele
Wagner-Seite (Kristian Evensen)
+
zur Startseite (Schaltpult mit links zu den Parzival-Seiten):
Synopse Chrétien/ Wolfram: Parzival in der Gralsburg * Übersetzung ins Neuhochdeutsche
Synopse Chrétien/ Wolfram: Sigûne als Pietá * Übersetzung ins Neuhochdeutsche
Synopse Chrétien/ Wolfram: Trevrizent über den Gral * Trevrizent über Anfortas
zur "Funktion der Gralssuche im Parzival" * "lapsit exillis" – "lapis exilis": die Namensvarianten des Grals
*+)
mittelalterliche Quellen : mediaevum.de : mittelalterliche Literatur
Chrétien de Troyes: Le conte du graal (ed. Pierre Kunstmann, Uni Ottawa)
Wolframs Parzival (vollständige Netzedition der Lachmann-Ausgabe)
 (+*
Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik * Schopenhauer: Musik
Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, 1., 2. und 3.Aufzug * Das Lied vom Tannhäuser
Chrêtiens und Wolframs Parzival * Wagner: Parsifal * Tristan * Wolfram und Klingsôr im Wartburgkrieg:
Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Luzifers Sturz (Jes 14,12 ff) * Der "köstliche Stein" (1.Petrusbrief)
Goethe: Das Märchen / Deutung (R.Steiner) * Novalis: Klingsohrs Märchen im "Heinrich von Ofterdingen" * Novalis: Hymne
Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold" (Roman) * vgl. 7.Rundbrief 2005
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