Glasfenster in Chartres (Notre Dame)

Hans Zimmermann, Görlitz : 12 KÖRBE: Quellen zum Weltbild des Mittelalters : Glasfenster in Chartres

Glasfenster des 12. und 13.Jhd. in der Kathedrale Notre Dame in Chartres

Blick auf die Kathedrale Notre Dame in Chartres von Südwesten aus: man beachte die große Westrose über den drei Rundbögen der ältesten Fenster

Notre Dame de la belle verrière – die blaue Mariengestalt im südlichen Umgang des Chores

Die Glasfenster der Kathedrale Notre Dame in Chartres (südwestlich von Paris) gehören zu den ältesten und am besten erhaltenen überhaupt. Die wiederum ältesten dieser Fenster sind zum einen im südlichen Chor-Umgang die oben abgebildete himmelblaue Madonna, "Notre Dame de la belle verrière" – gekrönte Himmelskönigin, die Weisheit selbst (sophia): gütig lächelnd, wach und klar den Betrachter anblickend – mit dem herrschaftlichen Sohn, dem Sinn (logos) auf ihrem Schoß; zum andern die Fenster in der Westseite (also der Turmseite im Rücken der kultischen Ost-Ausrichtung der christlichen Kirchen) der Kathedrale: die drei Fenster unter der Westrose, die gerade den zartesten Übergang vom romanischen Rundbogen (so noch von außen, in der Fassade) zum gotischen Lanzettbogen (so in der Sicht von innen) aufweisen (wie auch das noch-romanische, fast-gotische "Königsportal" mit seinen drei Bögen unterhalb dieser Fenster).

Die Bilder dieser drei Westfenster folgen einem umfassenden Programm, immer von unten nach oben zu "lesen" – und hier auch von rechts nach links: Das Fenster rechts läßt den davidisch-salomonischen Stammbaum Jesu wie eine Folge von Blüte aus Blüte aufsprießen; das mittlere Fenster geht auf die Einzelheiten der Menschwerdung (Weihnachten und Taufe) des Gottessohnes ein, das linke Fenster zeigt die Passion und Auferstehung Christi mit den verschiedenen österlichen Erscheinungs-Erlebnissen der Jünger.

Jene "blaue" Gottesmutter und diese drei Bilder der Westseite entstammen dem 12. Jahrhundert und gehen zum Teil sogar bis auf die Mitte des Jahrhunderts zurück.

Desweiteren sind die drei großen Rosen der Kathedrale aus dem frühen 13. Jhd. von besonderer Bedeutung: die West-Rose mit dem dort (über den Eingangsportalen und im turmgekrönten Westwerk) üblichen "jüngsten Gericht" mit Christus als Weltenrichter in der Mitte, die Nord-Rose mit den zwölf kleinen Propheten und Königen, die Süd-Rose mit einem Kranz von Musikern um die Madonna mit dem Kind.

Vier weitere Fenster (~1210) sind hier durch ihre großen Versionen in ihren Einzelheiten zu betrachten: Noah und die Sintflut, biblische und legendarische Szenen aus dem Leben der Maria Magdalena, der barmherzige Samariter und Adam und Eva im Paradies und nach der Vertreibung, der Zodiakus und die Monate.

Chartres war mit seiner Domschule zur Zeit der Entstehung dieser ältesten der alten Glasfenster ein maßgeblicher Lehrort für Philosophie und Wissenschaften, die hier lehrenden Meister waren die bedeutendsten des 12. Jahrhunderts. Nicht nur der Umbruch von der Romanik zur Gotik, auch der Übergang von der mehr neuplatonisch bestimmten Frühscholastik zur aristotelisch geklärten Hochscholastik findet hier einen Keimpunkt. Manches davon ist hier zum Bild verdichtet, so z.B. im Bildprogramm der fast noch romanischen (die beginnende Gotik schon andeutenden) Portale der Westseite, im "Königsportal", dessen rechter Eingang von einer Darstellung der septem artes liberales (der sieben freien Künste) überwölbt ist, die jeder der sieben (weiblich personifizierten) Wissenschaften einen antiken Meister beigesellt:

Dialektik – Rhetorik – Geometrie – Arithmetik – Astronomie – Grammatik – Musik

Aristoteles - Cicero – Euklid – Boethius – Ptolemaios - Donatus - Pythagoras

Und so gewiß auch im Gesicht, im Ausdruck, im Blick von "Notre dame de la belle verrière", in der gütig-offenen Klarheit der Weisheit im Ursprung der Schöpfung.

- zu den großen Versionen die Bilder anklicken –

Passionsfenster im Westwerk der Kathedrale Notre Dame in Chartres

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Menschwerdungsfenster im Westwerk der Kathedrale Notre Dame in Chartres

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Wurzel-Jesse-Fenster im Westwerk der Kathedrale Notre Dame in Chartres

Passion Menschwerdung Wurzel Jesse

Notre Dame de la belle verrière; Mittelteil 12.Jhd., Engel-Seiten 13. Jhd. Weitere exemplarische Fenster (Anfang des 13. Jhd.): - zur großen Version das jeweilige Bild anklicken –

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oben: Adam und Eva; unten: barmherziger Samariter

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Noah und die Sintflut * Maria Magdalena * Adam und Eva * Zodiakus und Monate

südliche Fensterrosette in Chartres: Musiker

Rosette im südlichen Querschiff

nördliche Fensterrosette in Chartres: Propheten und Könige

Rosette im nördlichen Querschiff

Rosette im Westen: Jüngstes Gericht,

(oberhalb der drei ältesten Fenster der Kathedrale)

Christliche Mandalas: Fensterrosetten in Chartres und Paris

Paris (Notre Dame):

Nordrosette – Südrosette

Chartres (Notre Dame):

Nordrosette – Südrosette – Westrosette

Notre Dame de la belle verrière

Westseite: Königsportal (septem artes liberales)

die ältesten Fenster der Westseite (12.Jhd.):

Passion und Auferstehung

Menschwerdung Christi

Wurzel Jesse

Noah und die Sintflut

Maria Magdalena

Adam und Eva

Zodiakus und Monate

Labyrinth

zur Kathedrale Notre Dame in Chartres (franz.)

zu anderen christlichen Mandalas:

Radkarten des Mittelalters – Ebstorfer Weltkarte

Hildegard von Bingen: der kosmische Mensch;

die Erdkugel als Dotter im Sphären-Ei

mittelalterliches Sphären-Mandala des Planeten-Akkords

Engelchöre in der Kuppel des Baptisteriums von Florenz

Mosaik-Kuppeln in Ravenna

Chagall: 12 Jerusalemer Glasfenster

Jakobs Segen über die 12 Stämme (hebr./dt.)

zu weiteren christlichen Themen und Texten

zu weiteren biblischen Bildergalerien

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Labyrinth (auf dem Boden) am Westende der Kathedrale Notre Dame in Chartres

"Mannigfache Wege gehen die Menschen. Wer sie verfolgt und vergleicht, wird wunderliche Figuren entstehen sehen . . ." (Novalis, Die Lehrlinge zu Sais, Anfang) mittelalterliche Quellen : mediaevum.de : mittelalterliche Literatur

die vier Evangelien

- Einstiegsseite und synoptisch-paralleles Inhaltsverzeichnis

Matthäus-Evangelium (griech./ lat. Vulgata / Luther 1545)

Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn – sieben Deutungs-Zweige

Pseudo-Matthäusevangelium: Flucht nach Ägypten

Protoevangelium des Jokobus: Maria im Tempel, Jesu Geburt in der Höhle

Markus-Evangelium (griech./ lat. Vulgata / Luther 1545)

zur Deutung der Brotverteilungs-Zeichen

Lukas-Evangelium (griech./ lat. Vulgata / Luther 1545)

Vergleich der Verkündigungs– und Weihnachtsszenen bei Matthäus und Lukas

Johannes-Evangelium (griech./ lat. Vulgata, Luther 1545)

Prolog über den Logos;

kommentierte neue Prolog-Übersetzung

Inhaltsverzeichnis der einzelnen Kapitel

1.Johannes-Brief:

Gott ist Licht * Gott ist Liebe * Gott ist Geist

Paulus : 1.Korintherbrief, Kap.1/2 und 11-15

Hebräerbrief: Christus ist Priesterkönig

Der köstliche Stein : Jes 28,16 und Psalm 118,22 im 1.Petrusbrief

Evangeliar von Kells: Evangelistensymbole,

Evangelienanfänge und große Initialseiten:

liber generationis (Anfang des Matthäus-Evangeliums)

achtteiliges Lebensbaum-Kreuz (nach Jesu Stammbaum, Matthäus-Ev.)

XPI h generatio –

Christi autem generatio (Matthäus-Ev.)

Initium evangelii ihc xpi

(Anfang des Markus-Evangeliums)

Quoniam (Anfang des Lukas-Evangeliums)

In principio erat verbum

(Anfang des Johannes-Evangeliums)

Das Hohe Lied:

"Wo ist denn dein Freund hingegangen, du Schönste?"

"Morgenröte im Aufgang"

Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken

– 18 Bibelsprüche entfaltet in dreistimmigen Chorsätzen von

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