Hans Zimmermann, Görlitz : Koran : Rückerts Übersetzung : Suren 67-80
  
in memoriam Samuel Paty: JE SUIS ENSEIGNANT!
 
Qur'ân 3,109 (113): min ahli 'l-kitâbi ummatun qâ'imatun: yatlûna âyâti 'llahi 'ânâ'a 'l-laili
aus Schriftkundigen eine Gemeinde, eine wahrhafte: die lesen Zeichen Gottes tief in der Nacht
 
al-Qur'ân : Elf frühmekkanische Suren : 67-80
Übersetzung: Friedrich Rückert (1836-1839)
 
zur  67., 68., 70., 72., 73., 74. und 75. Sure
76., 77., 79. und 80. Sure
 
*)
76. Sure : Der Mensch
sûratu 'l-insâni
 
bi-smi 'llâhi 'r-rahmâni 'r-rahîmi
 
     
     1 Gieng hin nicht über den Menschen eine geraume Zeit, 
      In der er etwas war, des Niemand dachte?
           2 Wir bildeten den Menschen 
      Aus einem Mischlingströpflein, 
      Nun wollen wir ihn prüfen, 
        und verliehn ihm Ohr und Auge.
           3 Dann leiteten wir ihn den Weg, 
      Sei er nun dankbar oder dankvergessen.
           4 Den dankvergessnen Leugnern aber schufen wir 
      Ketten und Joch und Gluten.
     5 Doch die Gerechten trinken aus den Schalen 
      Gewürzt mit Kafur, 
           6 Dem Quell, an welchem trinken Gottes Knechte, 
      Und lassen sprudeln seine Sprudel.
           7 Sie die erfüllen ihr Gelübd' und fürchten 
      Den Tag, des Weh sich weit verbreitet;
           8 Und geben Speisung ihm zu Liebe 
      Dem Armen, Waisen und Gefangnen:
           9 Wir speisen euch für Gottes Antlitz, 
      Und wollen keinen Lohn von euch 
        noch Dank.
         10 Von unserm Herren fürchten wir 
      Einen finsterblickenden grimmen Tag.
         11 Da schirmte Gott sie vor dem Übel solches Tags, 
      Und ließ sie finden Freudenstral und Wonne,
         12 Galt ihnen, was sie duldeten, 
      Mit Lustgarten und Seide.
         13 Gelehnt darin auf Pfühlen,       14 Nah über ihnen schweben die Schatten,       15 Und um sie macht man Runde mit Gefäßen       16 Silberkristallen, die mit Maß sie messen; 
         17 Und reicht zum Trinken ihnen dort die Schale        18 Aus einem Quell dort, der genannt ist Selsebil.  
         19 Und um sie machen Runde Jüngling' ewige: 
      Die wenn du siehest, hältst 
        für hingestreute Perlen.
         20 Und wo du hinsiehst, siehst du Lust und großes Reich. 
         21 Ihr Oberkleid Gewand 
        von Sundus grün und Atlas. 
      Und Spangen tragen sie von Silber, 
        und sie tränkt 
      Ihr Herr mit reinem Tranke.
         22 Das ist nun euch zum Lohn gegeben, 
      Und euer Bemühen ist bedankt.
         23 Wir haben dir die Sendung 
      Des Korans zugesandt. 
         24 Harr aus im Willen deines Herrn. 
      Und folge nicht von jenen 
        einem Sünder oder Leugner.
         25 Und denke deines Herren Namens früh und spät! 
     26 Auch bei der Nacht fall nieder ihm, 
        und preis' ihn lange Nächte! 
         27 Hier diese lieben das Flüchtige, 
      Und lassen hinterm Rücken 
        einen schweren Tag.
         28 Wir haben sie geschaffen 
      Und ihre Kraft gefugt; 
      Und wenn wir wollen, lassen wir 
      An ihre Stelle treten Stellvertreter.
         29 Dis eine Mahnung: wer nun will, 
      Der nimmt zu seinem Herrn den Weg.
         30 Doch werdet ihr nicht wollen, wenn nicht Gott will: 
      Und weis' ist Gottes Rathschluß.
         31 Er führt ein, wen er will, in seine Gnade, 
      Den Sündern aber hat er zubereitet 
        peinliche Strafe. 
       
*)
 
77e Sure : Die Ausgesendeten
sûratu 'l-mursalâti
 
bi-smi 'llâhi 'r-rahmâni 'r-rahîmi
 
     1 Bei diesen ausgesendeten mit Sendung, 
           2 Sich wendenden mit Sturmeswendung, 
           3 Ausspendenden Ausspendung, 
           4 Aussondernden mit Trennung, 
           5 Mittheilenden Erkennung, 
           6 Versöhnung und Vermahnung! 
           7 Was euch gedroht ist, bricht herein. 
           8 Wann die Sterne verschlungen sind, 
           9 Und die Himmel zersprungen sind, 
         10 Und die Berge geschwunden sind, 
         11 Die Gesandten eingefunden sind – 
         12 Zu welchem Tag sie bedungen sind? 
         13 Zum Tag der Scheidung. 
         14 Weißt du was ist der Tag der Scheidung? 
         15 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         16 Tilgten wir nicht die frühern? 
         17 Nun lassen wir folgen die spätern. 
         18 So machen wirs den Sündern. 
         19 Weh jenes Tags den Leugnern! 
     20 Erschufen wir euch nicht aus schlechten Wassern, 
         21 Bewahrt in sicheren Behältern 
         22 Bis zu der Frist, der sichern, 
         23 Dann formten wir, Preis sei den Formern! 
         24 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         25 Und machten wir die Erde nicht zum Boden 
         26 Lebendigen und Todten? 
         27 Und machten Berge drauf erhöht, 
      Und tränkten euch mit süßen Fluten? 
         28 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         29 Nun kommet her zu dem, was ihr geleugnet gern! 
         30 Kommt her zum Schatten der dreifachen Spitze! 
         31 Er schattet nicht, und wehret nicht der Hitze. 
         32 Funken wirft es wie Kastelle, 
         33 Wie die falben Kamele. 
         34 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         35 Ein Tag heut von Nichtsprechern, 
         36 Und Nichtentschuldigern, 
         37 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         38 Der Tag der Scheidung ist es, und wir brachten euch 
      Zusammen mit den Frühern.
         39 Habt ihr nun eine List, so listet eurem Herrn! 
         40 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         41 In Schatten und an Quellen sind die Frömmern, 
         42 Bei Früchten, die sie haben gern. 
         43 Esset und trinket wohlgemuth 
        vom Euern! 
         44 So lohnen wirs den Treuern! 
         45 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         46 Eßt und genießt die kurze Frist. 
      Die wir gestecket Sündern! 
         47 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         48 Die, wann man sagte: Beugt euch! nicht sich beugen. 
         49 Weh jenes Tags den Leugnern! 
         50 Wem wollen sie, wenn dem nicht, glauben? 
     
*)
 
78. Sure : Die Kunde
sûratu 'n-naba'i
 
 
     
    Die 78. Sure findet sich nicht in Rückerts Übersetzungs-Sammlung. 
     bi-smi 'llâhi 'r-rahmâni 'r-rahîmi
     
*)
 
Anfang und Ende der 79n Sure : [Die Entweicherinnen]
sûratu 'n-nâzi°ât
 
bi-smi 'llâhi 'r-rahmâni 'r-rahîmi
 
     
     1 Bei euren untertauchenden Entweicherinnen, 
      2 Und umschweifenden Schweiferinnen, 
      3 Und hinstreifenden Streiferinnen, 
      4 Und vorlaufenden Läuferinnen, 
      5 Und Gebotbetreiberinnen! 
      6 Am Tage wo die Gellerin gellt, 
      7 Und die Antworterin einfällt, 
      8 Sind die Herzen von Angst geschwellt. 
      9 Und die Blicke zu Boden geschnellt. 
    10 Doch sprechen sie: Wie sollten wir seyn hergestellt, 
    11 Wann wir zu Knochen sind zerschellt? 
    12 Sie sprechen: Übel wärs bestellt. 
    13 Doch seyn wirds nur ein einziger Gell. 
    14 Und dastehn sie im offnen Feld. 
     
     
    27 Seid ihr Geschöpfe stärker als die Himmel? 
        Er erhob sie, 
    28 Wölbt' ihre Deck' und wob sie, 
    29 Umzog mit finstrer Nacht und Morgenroth sie. 
    30 Die Erde dann, hinstreckt' er bloß sie, 
    31 Dann Weid' und Wasser trug auf sein Gebot sie, 
    32 Und aufwerts feste Berge schob sie, 
    33 Euch zum Genuß und eurem Vieh. 
    34 Doch kommt die Überwältigerin, die große, 
    35 Wann seines Werks denkt jeder Werkgenosse, 
    36 Der Abgrund wird gerückt vors Aug das bloße; 
    37 Wer nun war im Verstoße, 
    38 Bethört vom Weltgenusse; 
    39 Der Abgrund ihm zum Schlosse! 
    40 Doch wer den Richtort seines Herrn gefürchtet, 
         Und der Begierde wehrte unverdrossen, 
    41 Der Garten ihm zum Schlosse! 
    42 Sie fragen dich, wann ist gesetzt die Stunde? 
    43 Was hast du davon Kunde? 
    44 Sie ruht in deines Herren Munde. 
    45 Du bist ein Mahner nur 
        dem der sie scheut von Herzensgrunde. 
    46 Wann sie sie sehn, wirds ihnen seyn, als hätten sie 
         Geweilt nur einen Abend oder eine Morgenstunde. 
     
*)
 
80e Sure : Er gieng verdrießlich
sûratu °abasa
 
bi-smi 'llâhi 'r-rahmâni 'r-rahîmi
 
     
     1/1 Er gieng verdrießlich wegen 
        2/2 Des blinden Manns, der ihm kam ungelegen. 
        3/3 Weißt du, ob er nicht reinen Sinn mag hegen? 
        4/4 Ob ihm nicht Mahnung hätte frommen mögen? 
        5/5 Doch einer von Vermögen, 
        6/6 Dem kommst du gern entgegen, 
        7/7 Und fragst nicht, ob er reinen Sinn mag hegen. 
        8/8 Wer aber zu dir kommt, dem es ist angelegen, 
        9/9 Und geht auf Gottes Wegen, 
    10/10 Gar unbekümmert bist du seinetwegen. 
    11/11 Doch eine Mahnung ists fürwahr 
    12/12 Für jeden, der zu mahnen war, 
    13/13 Auf Blättern wunderbar, 
    14/14 Erhabnen, rein und klar, 
    15/15 Von den Händen gestellet dar 
     – /16 Einer hohen heiligen Schreiberschaar. 
     
    16/17 Fluch dem Menschen! wie ist er undankbar! 
    17/18 Woraus hat Er ihn erschaffen? 
    18/19 Aus einem Tropfen 
    19/ –  Bildet' er ihn und schuf ihn, 
    20/20 Dann führt' er jede Stuf ihn, 
    21/21 Ließ dann ihn sterben und begrub ihn, 
    22/22 Dann, wann er wollte, weckt' er aus der Gruft ihn; 
    23/23 Doch er thut nie, wozu er ruft ihn! 
    24/24 So sehe doch der Mensch auf seine Nahrung! 
    25/25 Wir ließen träufeln Wassertrauf, 
    26/26 Und spalteten Erdspalten, 
    27/27 Und ließen wachsen Korn herauf, 
    28/28 Und Klee und Traub', 
    29/29 Oliv' und Palm'. 
    30/30 Und Gärten voller Laub, 
    31/31 Und Frucht und Kraut, 
    32/32 Euch selbst und euren Thieren zur Bewahrung, 
    33/33 Wann aber kommt der Schlag, 
    34/34 Am Tag wo flieht ein Mann vor seinem Bruder, 
    35/35 Seinem Vater und seiner Mutter, 
    36/36 Vor seinem Weib und seinem Sohn, 
    37/37 Weil jeder nun 
        hat für sich selbst genug zu thun; 
    38/38 Des Tages werden Angesichte erstralen, 
    39/39 Mit Lächeln wird sie Freude malen; 
    40/40 Des Tags auch werden Angesicht' erfahlen, 
    41/41 Erdfarbig seyn vor Qualen; 
      Das sind die Leugner und die Lästrer alzumal. 
     
*
al-Qur'ânu (Der Koran, "Die Lesung")
vollständige Auflistung aller 114 Suren
*)
arabisch (original und transliteriert) und deutsch durch Friedrich Rückert (zwischen 1836 und 1839):
frühmekkanische Suren: 1.; 81., 82., 83., 84., (88., 90.), 91., 92., 93., 94., 95., 96.,
97., 100., 101.,102., 103, 105., 106., 107., 108., 109., 110., 111., 112., 113., 114.
(*
Suren 51-56;   *   Suren 67-80
 *)
Sure 2: Thronvers * Sure 5: Der Tisch * Sure 6: Schlüssel und Zeichen * Suren 3 und 19: Maria im Tempel, Jesus das Wort
Sure 24: Gott ist das Licht des Himmels und der Erde * Sure 27 (Die Ameisen): Salomon und die Königin von Saba
Sure 55: Der Allerbarmer, Litanei mit dem Refrain "Welche Gnad' eures Herrn wollt ihr verkennen?"
Sure 18: Die Siebenschläfer; Der Diener Gottes (al-Chidher) prüft Moses; Alexander der Große
vgl: Chidher und die Weisen aus dem Orient : zwei kleine Szenen
(*
nur deutsch (Rückert):
spätmekkanisch: Sure 12 (Josef), 13 (Der Donner), 14 (Abraham), 15 (Elhigru), 16 (Die Bienen); Sure 18 s.o.: Sure 19 s.o.
*)
arabische Schrift (Alphabet, Ligaturen, Zusatzzeichen)
*
Sprüche, Lieder, Briefe und Gebete des Sufi-Meisters Husain ibn Mansur al-Hallâj (Halladsch)
*
Abu Hamid al-Ghazzali (Algazel, Al-Ghasali), aus: "Die Wiederbelebung der Wissenschaften von der Religion":
Über das Gottvertrauen, Das Einheitsbekenntnis als Quelle des Gottvertrauens (Das große Gleichnis vom Schreibrohr)
*
der "Stein" * Firdausi: Die 12 Eröffnungsverse des Schâhnâmé * türkische Kachel
*
Goethes orientalisierende Gedichtesammlung mit dem Titel "West-östlicher Divan" (Gutenberg-Edition)
*
 
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