20.
tauta schedon esti tou muthou ta kephalaia
tôn dusphêmotatôn exairethentôn
hoion esti to peri ton Hôron diamelismon
kai ton Isidos apokephalismon
Das sind so ungefähr die Hauptpunkte in dieser Mythe, mit Weglassung
des schwer Erzählbaren,
wie z.B. die Zerstückelung des Horus und die Enthauptung der Isis.
hoti men oun ei tauta peri tês makarias
kai aphthartou phuseôs
kath hên malista noeitai to theion
hôs alêthôs prachthenta
kai sumpesonta doxazousi kai legousin
apoptusai dei kai kathêrasthai to
stoma kat Aischulon
ouden dei legein pros se
Wenn man nun aber bei der seligen und unvergänglichen Natur,
an die man vor allem beim Göttlichen denken muß, glaubt,
daß solche Dinge wirklich getan wurden und sich ereigneten, und
wenn sie in diesem Sinne davon reden,
so soll man, gemäß Aisschylos, ausspeien und den Mund reinigen;
doch das brauche ich in Hinblick auf Dich nicht zu fordern.
kai tar autê duskolaineis
tois houtô paranomous kai barbarous doxas peri
theôn echousin
Denn die sind Dir ebenfalls zuwider, die von den Göttern so unsinnige
und ungereimte Ansichten haben.
hoti d ouk eoike tauta chomidêi
mutheumasin araiois kaidiakenois plasmasin
hoia poiêtai kai logographoi kathaper
hoi arachnai gennôntes aph heautôn
[ap] archas anhupothetous huphainousi kai
apoteinousin
all echei tinas aporias kai pathôn
dihêgêseis <ginôsdeis>
autê
Daß aber diese Erzählungen den trockenen Mythen und gehaltlosen
Erfindungen der Dichter und Logographen,
welche gleich den Spinnen aus sich den Stoff schaffen
und zu einem grundlosen Gewebe verarbeiten, keineswegs ähnlich
sind,
daß sie vielmehr Stoff zu weiteren Untersuchungen und Erörterungen
jener Leidensgeschichte liefern,
weißt Du ebenfalls.
kai kathaper hoi matêmatikoi tên
irin emphasin einai tou hêliou legousi
poikillomenên têi
pros to nephos anachôrêsei tês hopseôs
houtôs ho muthos entautha logou tinos
emphasis estin anaklôntos ep alla tên
dianoian
Wie die Mathematiker behaupten, der Regenbogen sei ein Bild der Sonne,
das durch die Brechung der Strahlen an der Wolke in mannigfachen Farben
zurückstrahle,
so ist auch jene Mythe das Bild einer Erzählung, die den Geist
auf andere Gegenstände zurückführt;
hôs hupo dêlousin hai te thusiai
to penthimon echousai kai skuthrôpon emphainomenon
hai te tôn naôn diatheseis
pê men aneimenôn eis ptera kai
gromous hupaithrious
kai katharaous pê
de krupta kai skotia kata gês echontôn stolistêria thêkaiois
eoikota kai sêkois
ouch hêkista d ê tôn
Osireiôn doxa pollachou keisthai legomenou
tou sômatos
tên te gar Diochitên onomazesthai
polichnên legousin hôs monên
ton alêthinon echousan
wie man auch sieht aus den mit Trauer und Betrübnis verbundenen
Opfern,
aus der Anlage der Tempel, die bald zu hohen Gebäuden mit sonnigen
und freien Plätzen sich erheben,
bald aus dunklen und finsteren, unterirdischen Gemächern bestehen,
gleich Grotten und Grabeskammern,
insbesondere aber aus der Ansicht von Osiris, dessen Leichnam an mehreren
Orten liegen soll,
während eine Stadt insbesondere genannt wird, welche allein das
wahre Grab enthalten soll.
en t Abudôi tous eudaimonas
tôn Aiguptiôn
kai dunatous malista thaptesthai philotimoumenous
homotaphous einai tou sômatos Osiridos
Die reichen und angesehenen Ägypter lassen sich vornehmlich in
Abydos beerdigen,
weil sie mit Osiris einerlei Grabstätte haben wollen,
en de Memphei trephesthai ton Apin eidôlon
onta tês ekeinou psuchês
hopou kai to sôma keisthai
oder auch zu Memphis, wo der Apis unterhalten wird, der das Ebenbild
der Seele des Osiris sei,
dessen Körper demnach auch daselbst liege.
kai tên meê polin hoi men ormon
agathôn ermêneuousin
hoi d idiôs taphon Osiridos
Der Name der Stadt soll nach einigen Hafen der Guten bedeuten,
nach anderen Grabmal des Osiris;
toên de pros Filais * nistitanên
allôs men abaton hapasi
kai aprospelaston einai kai mêd ornithas
ep autên katairein mêd ichthus prospelazein
die kleine Insel bei Philai aber soll unzugänglich und unnahbar
einem jeden sein,
indem weder Vögel zu ihr fliegen noch Fische sich ihr nahen;
heni de kairôi tous hiereis
diabainontas enagizein
kai katastephein to sêma mêdithês
phutôi periskiazomenon
huperaironti pasês elaia megethos
an einem bestimmten Zeitpunkte aber setzen Priester dahin über,
um ein Totenopfer zu bringen und das von einem Methidenbaum,
der jeden Ölbaum an Größe übertrifft, beschattete
Grabmal zu begrenzen.
21.
Eudoxos de pollôn taphôn en
Aiguptôi legomenôn
en Bousiridi to sôma keisthai
kai gar patrida tautên gegonenai tou Osiridos
Nach Eudoros ist unter den vielen Grabmälern des Osiris, die man
in Ägypten nennt,
Busiris der Ort, wo der Leichnam ruht, denn hier sei auch das Vaterland
des Osiris;
ouketi mentoi logou deisthai tên
Taphosirin
auto gar phrazein tounoma taphên
Osiridos
bei Taphosiris sei gar kein weiterer Grund erforderlich,
da der Name selbst Grabmal des Osirtis bedeutet.
eô de tomên xulou kai schisin
linou kai choas cheomenas
dia to polla tôn mustikôn anamemichthai
toutois
Ich übergehe aber das Holzschneiden, das Leinenzerreißen
und das Erbringen von Spenden,
weil viele mystische Gebräuche damit verbunden sind.
ou monon de toutôn hoi hiereis logousin
alla kai tôn allôn theôn
hoisoi mê agennêtoi mêd
aphthartoi
ta men sômata par autois keisthai
kamonta kai therapeuesthai
tas de psuchas en ouphanôi
lampein astra
kai kaleisthaikuna men tên Isidos
huph Hellênôn
hup Aiguptiôn de Sôthin Ôriôna
de tên Hôrou tên de Tuphônos arkton
Es behaupten aber die Priester, daß nicht bloß der Leib
dieses Gottes, sondern auch der übrigen Götter,
welche einen Anfang und ein Ende gehabt,
bei ihnen ruhe und verehrt werde;
ihre Seelen aber glänzten als Gestirne am Himmel;
die der Isis werde von den Griechen Hund, von den Ägyptern aber
Sothis genannt,
die des Horus Orion, die des Typhon der Bär.
eis de tas taphas tôn timômenôn
zôiôn tous men allous suntetagmena telein
menous de mê didonai tous Thêbaida
katoikountas
hôs thnêton theon oudena nomizontas
all on kalousin autoi Knêph agennêton
onta kai athanaton
Zu dem Unterhalte der heiligen Tiere hätten alle Bewohner des Landes
etwas Bestimmtes beizutragen,
mit Ausnahme der Bewohner der Thebais, welche nichts geben,
weil sie keinen sterblichen Gott verehren,
sondern einen Gott ohne Anfang und ohne Ende, den sie selbst Kneph
nennen.
22.
pollôn de toioutôn legomenôn
kai deiknumenôn hoi men oiomenoi basileôn
tauta kai turannôn di aretên
huperpherousan
ê dunamin ê asiôma doxan
theotêtos epigrapsamenôn eita chrêsamenôn tuchais
erga
kai pathê deina kai megala diamnêmoneusthai
rhaistêi men apodrasei
Bei so manchen Erzählungen und Gebräuchen derart wissen die
wohl am leichtesten den Schwierigkeiten zu entgehen,
welche der Meinung sind, daß damit außerordentliche Taten
und Leiden von Königen oder Tyrannen,
welche durch ihre vorzügliche Tugend oder Macht sich göttliches
Ansehen erworben,
und dann wieder ins Unglück geraten sind, dem Andenken der Nachwelt
erhalten werden;
tou logou chrôntai kai to dusphêmon
ou phaulôs apo tôn theôn
ep anthrôpous metapherousi
kai tautas echousin apo tôn historoumenôn
boêtheias
sie wissen dadurch auf eine passende Weise das Unanständige in
diesen Erzählungen von den Göttern
auf die Menschen überzutragen und die Geschichte selbst geht ihnen
hier an die Hand.
istorousi gar Aiguptioi ton men Hermên
tôi sômati genesthai galiankôna
ton de Tuphôna têi
chroai purron leukon de ton Hôron kai
melanchroun ton Osirin
hôs têi phusei gegonotas
anthrôpous
Die Ägypter erzählen nämlich, Hermes habe einen kurzen
Arm gehabt,
Typhon sei von Farbe rot, Horus weiß, Osiris aber schwarz,
folglich alle von Natur Menschen gewesen;
eit de kai stratêphon onomazousin
Osirin
kai kubernêtên Kanôbon
ou phasin epônumon gegonenai ton astera
kai to ploion ho kalousin Hellênes
Argô
tês Osiridos neôs eidôlon
epi timêi katêsterismenon
ou makran pheresthai tou Ôriônos
kai tou Kunos
hôn ton men Hôrou ton d Isidos
hieron [Aiguptioi] nomizousin
ferner nennen sie den Osiris einen Feldherrn,
den Kanobus, nach dem auch das Sternbild benamt worden, einen Steuermann;
das Fahrzeug aber, das die Griechen Argo nennen,
sei als ein Bild vom Schiffe des Osiris unter die Sterne aus Verehrung
versetzt worden,
schwebe nun nicht weit vom Orion und vom Hunde,
von denen der eine, wie die Ägypter glauben, dem Horus, der andere
der Isis heilig ist.
23.
oknô de mê tout êi
ta akinêta kinein
kai polemein
ou tôi pollôi (kata Simônidên)
monon pollois d anthrôpôn ethnesi
kai genesi
katochois hupo tês pros touô
theous toutous hositêtos
ouden apoleipontas ex ouranou metapherein
epi geên onomata têlikauta
kai timên kai pistin oligou dein
hapasin ex prôtês geneseôs
endedukuian existanai kai analuein
megalas men tôi atheôi
Leonti klisiadas anoigontas [kai] exanthrôpizonti ta theia
lampron de tois Euhêmerou tou Messêniou
phenakismois parrêsian didontas
Ich fürchte aber, es heißt unbewegliche Dinge bewegen
und, nach Simonides' Ausdruck, nicht bloß mit der Vorzeit, sondern
auch mit vielen Völkern und Geschlechtern,
die an der Verehrung der Götter halten, den Krieg anfangen,
wenn man ohne irgendeine Ausnahme solche Namen vom Himmel auf die Erde
herabziehen
und den fast allen von Geburt eingepflanzten Glauben die Ehrfurcht
davor [aus ihrer Seele] entfernen und tilgen will,
indem man dem ungläubigen Pöbel, der gern das Göttliche
menschlich macht,
Tor und Riegel öffnet und den Betrügereien des Euhemeros
von Messene den besten Eingang verschafft.
hos autos antigrapha suntheis apistou kai
anuparktou muthologias
pasan atheotêta kataskedannusi tês
oikoumenês
tous nomizomenous theous pantas homalôs
diagraphôn
eis onomata stratêgôn kai nauarchôn
kai basileôn
hôs dê palai gegonotôn
en de Panchonti grammasi chrusois anagegrammenôn
Dieser nämlich sucht in einer Schrift, die er aus unglaublichen
und grundlosen Erdichtungen zusammengesetzt hat,
vollkommnen Unglauben über die Erde zu verbreiten,
indem er auf gleiche Weise alle die, welche für Götter gehalten
werden,
als Feldherrn, Admirale und Könige darstellt,
die wirklich vor alters gelebt und deren Namen mit goldener Schrift
zu Panchon eingetragen seien.
hois oute barbaros oudeis outh Hellên
alla monos Euhêmeros hôs eoike
pleusas eis tous mêdamothi gês
gegonotas mêd ontas Panchôous
kai Triphullous entetuchêke
Aber kein Mensch, weder ein Fremder noch ein Grieche, hat so etwas
bemerkt,
mit einziger Ausnahme des Euhemeros,
als er wohl zu den nirgends auf der Erde befindlichen noch existierenden
Panchoen und Triphyllen schiffte.
24.
kaitou megalai men umnountai praxeis en
Assuriois Semiramios
megalai de Sesôstrios en Aiguptôi
Fruges de mechri nun ta lampra kai thaumasta
tôn erphôn Manika kalousi
dia to Manên tina tôn palai
basileôn agathon andra kai dunaton genesthai par autois
on enioi Masnên kalousi
Kuros de Persas Makedonas d Alexandros
oligou dein
epi peras tês gês kratountas
proêgagon
all onoma kai mnêmên basileôn
agathôn echousin
ei de tines exarthentes hupo megalauchias
hôs phêsin ho Platôn
ama neotêti kai anoithi phlegomenoi
tên psuchên meth ubreôs
edexanto theôn epônumias kai
naôn idruseis
brachun ênthêsen ê doxa
chronon
eita kenotêta kai alazoneian met
asebeias kai paranomias prosophlontes
ôkumoroi kapnoio dikên arthentes
apeptan
kai nun hôsper agôgimoi drapetai
eôn hierôn kai tôn bômôn apospasthentes
ouden all ê ta mnêmata kai
tous taphous echousin
hothen Antigonos êo gerôn
Ermodotou tinos en poiêmasin auton
Hliou paida kai theon anagoreuontos
ou toiauta moi eipen ho lasanophoros sunoiden
eu de kai Lusippos ho plastês Apellên
emempsato ton zôgraphon
hoti tên Alexandrou graphôn
eikona keraunon enecheirisen
autos de lonchên
ês tên doxan oude eis aphairêsetai
chronos alêthinên kai idian ousan
24.
Man rühmte zwar in Ägypten die großen Taten der Semiramis,
und in Ägypten die des Sesostris, und bis jetzt nennen die Phrygier
glänzende und bewundernswürdige Taten manische, nach Manes, oder,
wie ihn einige nennen, Mastes, der einer ihrer alten Könige war, ein
tapferer und mächtiger Mann.
So hat Kyros die Perser und Alexander die Makedonier siegreich fast
bis an das Ende der Erde geführt; beide haben den Namen und das Gedächtnis
guter Könige.
Wenn aber einige, von Stolz aufgeblasen, wie Platon sagt, zugleich
von Jugend und Unerfahrenheit hingerissen, in ihrem Übermute sich
Götter nennen, Tempel bauen ließen, so war ihr Ruhm nur von
kurzer Dauer, sie machten sich der Eitelkeit und Prahlerei, ja selbst der
Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit schuldig,
gleich wie Rauch aufsteigend, entflohen sie schnellen Geschickes. (Empedokles)
und jetzt werden sie wie entlaufene Sklaven von Tempeln und Altären
weggerissen, ohne etwas anderes übrig zu behalten als Leichenstein
und Grabmal.
Daher rief der alte Antigonos, als ein gewisser Hermodotos ihn in seinen
Gedichten einen Sohn der Sonne und Gott genannt, aus: "Von solchen Dingen
weiß mein Nachttopfträger nichts."
So wußte auch der Bildhauer Lysippos auf den Maler Apelles, der
den Alexander mit dem Blitze in der Hand gemalt hatte, einen feinen Tadel
anzubringen, dadurch, daß er dem Alexander in die Hand einen Speer
gab, dessen Ruhm, weil er wahr und ihm eigentümlich sei, keine Zeit
vertilgen werde.
25.
beltion oun hoi ta peri ton Tuphôna
kai Wsirin kai Isin istoroumena
mête theôn pathêmata
mêt anthrôpôn
alla daimonôn megalôn einai
nomizontes
ous kai Platôn kai Puthagoras kai
Xenokratês kai Crusippos
epomenoi tois palai theologois ephphômenoesterous
men anthrôpôn gegonenai legousi
kai polu têi dunamei tên
phusin huperpherontas êmôn
to de theion ouk amiges oud akraton echontas
all kai psuchês phusei kai sômatos
aisthêsei [en] suneilêchos êdonên dechomenêi
kai ponon kai hosa tautais epigenomena
tais metabolais pathê
tous men mallon tous d êtton epitarattei
ginontai gar hôs en anthrôpois
kai daimosin aretês diaphorai kai kakias
ta gar Gigantika kai Titanika par Hellêsin
aidomena
kai Kronou tines athesmoi praxeis
kai Puthônos antitaxeis pros Apollôna
phugai te Dionusou kai planai Dêmêtros
ouden apoleipousi tôn Osiriakôn
kai Tuphônikôn allôn th
ôn pasin exestin anedên muthologoumenôn
akouein
hosa te mustikois hierois perikaluptomena
kai teletais arrêta diasôizetai
kai athesta pros tous pollous
homoion echei logon
25.
Richtiger ist daher die Ansicht derjenigen, welche das, was von Typhon,
Osiris und Isis erzählt wird, weder für Leiden der Götter
noch der Menschen, sondern großer Dämonen halten, die auch Platon,
Pythagoras, Xenokrates und Chrysippos in Übereinstimmung mit den älteren
Theologen für kräftiger als Menschen ausgeben, welche auch von
Natur eine weit größere Macht als wir, aber die göttliche
Natur nicht ganz rein und unvermischt besitzen, sondern in Verbindung mit
der Natur der Seele und dem Sinne des Körpers, empfänglich für
Lust wie für Schmerz, und für alle die damit verbundenen Veränderungen
und Affekte, wodurch sie bald mehr, bald minder beunruhigt werden.
Denn es findet bei den Dämonen wie bei den Menschen ein Unterschied
der Tugend und des Lasters statt.
So sind auch die den Griechen bekannten Erzählungen von den Giganten
und Titanen, manche gottlose Handlungen des Saturn, der Streit Pythons
mit Apollon, die Flucht des Bakchos und das Umherirren der Ceres nicht
sehr verschieden von den Mythen von Osiris und Typhon sowie von anderen
Mythen, die man überall erzählen hört, und sogar mit den
mystischen Gebräuchen und heheimnisvollen Weihen, von denen die Menge
keine Kunde erhält und die ihren Augen verborgen bleiben, hat es dieselbe
Bewandnis.
26.
akouomen de kai Homêrou tous men
agathous diaphorôs
theoeideas hekastote <kalountos> kai
antitheous ka theôn apo mêde echontas
tôi d apo tôn daimonô
prosrêmati chrômenou koinôs epi te chrêstôn
kai phaulôn
daimonie schedon elthe tiê deidisseai
outôs
Argeious
kai palin
all hote dê to tetarton epessuto
daimoni isos
kai
daimoniê ti nu se Priamos Priamoio
te paides
tossa kaka rhezousin ho t asperches meneaineis
Iliou exalapaxai euktimenon ptoliethron
hôs tôn daimonôn miktên
kai anômalon phusin echontôn kai proairesin
hothen ho men Platôn Olumpiois theois
ta dexia kai peritta
ta d antiphôna toutôn daimosin
apodidôsin
ho de Xenokratês kai tôn êmerôn
tas apophradas kai tôn eortôn
hosai plêgas tinas ê kopetous
ê nêsteias ê dusphêmias ê aischrologian echousin
oute theôn timais oute daimonôn
oietai prosêkein chrêstôn
all einai phuseis en tôi
periechonti megalas men kai ischuras
dustropous de kai skuthrôpas
hai chairousi tois toioutois kai tunchanousai
pros outhen allo cheiron trepontai
tous de chrêstous palin kai agathous
ho th Hsiodos
aphnous daimonas kai phulakas anthrôpôn
prosagoreuei
ploutodotas kai touto geras basilêion
echontas
ho te Platôn ermêneutikon to
toiouton onomazei
genos kaidiakonikon en mesôi
theôn kai anthrôpôn
euchas men ekei kai deêseis anthrôpôn
anapempontas
ekeithen de manteia deuro kai doseis agathôn
gerontas
Empedoklês de kai dikas phêsi
didonai tous daimonas
ôn <an> examartôsi kai plêmmelêsôsin
aitherion <men> gar sphe menos pontonde
diôkei
pontos d es chthonos oudas apeptuse gaia
d es augas
êeliou akamantos ho d aitheros ambale
dinais
allos d ex allou dechetai stugeousi de
pantes
achri ou kolasthentes outô kai katharthentes
authis tên kata phusin chôran
kai taxin apolabôsi
26.
Wir hören auch von Homer, daß er die guten insbesondere
immerhin für göttlicher Gestalt und göttergleich erklärt,
Begabt mit den Göttern von Weisheit,
daß er hingegen das von Dämon kommende Beiwort [daimonios] ebensowohl
von guten als auch von schlechten gebraucht, wie z.B.
Komm, Unglücklicher, [daimonie], komm, warum doch schreckest Du
also
Argos Volk
und ferner:
Als er das vierte Mal drauf anstürmte, stark wie ein Dämon.
und:
Grausame [daimonie], was hat Priamos doch und Priamos' Söhne
Dir so Böses getan, daß sonder Rast du dich abmühst,
Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender Häuser?
um anzudeuten, daß die Dämonen eine gemischte und ungleiche
Natur besitzen.
Daher auch Platon den olympischen Göttern die rechte Seite und
die ungerade Zahl,
den Dämonen aber die entgegengesetzte zuschreibt.
Xenokrates ist auch der Meinung, daß die Feiertage und alle die
Feste, wo ein Schlagen, Trauergeschrei, Fasten stattfinde, wo man Schmähworte
und unanständige Reden höre, weder zu den Ehren der Götter
noch der guten Dämonen passen, sondern daß in dem Luftraume
große und starke Naturen sich befänden, von einem abstoßenden
und finsteren Wesen, die daran ihr Vergnügen finden und, wenn sie
es erlangen, zu nichts anderem Schlechten sich wenden;
die freundlichen und guten aber bezeichnet Hesiod als heilige Dämonen
und Wächter der Menschen,
Geber des Wohls, dies ward ihr königlich glänzendes Ehramt;
und Platon nennt dieses Geschlecht Dolmetscher und Diener, in der Mitte
zwischen Göttern und Menschen;
sie bringen die Wünsche und Bitten der Sterblichen zu den Göttern
und von dort hierher Orakel und gute Gaben.
Empedokles versichert sogar, daß die Dämonen für ihre
Fehler und Vergehungen Strafen erleiden;
Denn die Gewalt des Äthers entführet sie fort in das Weltmeer;
Aber das Meer entspeit sie ans Land, und der rastlosen Sonne
Wieder entgegen die Erd' und die Sonne den Wirbeln des Äthers;
Einer von andern empfäht sie voll Zorn und es hassen sie alle.
bis daß sie auf diese Weise gestraft und gereinigt dann wieder ihre
natürliche Stellung und Ordnung erhalten.
27.
toutôn de kai tôn toioutôn
adlpha legesthaiphasi peri Tuphônos
hôs deina men hupo phthonou kai dusmeneias
eirgasato
kai panta pragmata taraxas eneplêse
kakôn gên homou ti pasan kai thalassan
eita dikên edôken
ê de timôros Osiridos adelphê
kai gunê tên Tuphônos sbesasa
kai katapausasa manian kai lussan ou perieide
tous athlous
kai tous agônas ous anetlê
kai planas autês kai polla men erga
sophias
polla d andreias amnêstian apolabousan
kai siôpên
alla tais agiôtatais anamixasa teletais
eikonas kai huponoias
kai mimêmata tôn tote pathêmatôn
eusebeias
homou didagma kai paramuthion andrasi kai
gunaixin
hupo sumphorôn echomenois homoiôn
kathôsiôsen
autê de kai Osiris ek daimonôn
agathôn di aretên eis theous metabalontes
hôs usteron Hraklês kai Dionusos
ama kai theôn kai daimonôn
ouk apo tropou memigmenas timas echousi
pantachou men *** en de tois [uper gên
kai] hupo gên dunamenoi megiston
ou gar allon einai Sarapin ê ton
Ploutôna phasi kai Isin tên Persephassan
hôs Archemachos eirêken ho
Euboeus kai ho Pontikos Hrakleidês
to chrêstêrion en Kanôbôi
Ploutônos êgoumenos einai
27.
Diesem und ähnlichem entsprechend ist das, was von Typhon erzählt
wird, wie er aus Neid und Feinschaft schreckliche Dinge verübt, wie
er alles in Verwirrung gebracht, die ganze Erde und das Meer mit Jammer
erfüllt, und dann die verdiente Strafe erhalten.
Aber des Osiris Schwester und Gattin, die diesen rächte, dadurch,
daß sie der Wut und Raserei des Typhon ein Ende machte, sah die Beschwerden
und Kämpfe, die sie ausgestanden, so wie ihr Herumirren für nichts
geringes an;
und daher die vielen Taten der Weisheit und Tapferkeit der Vergessenheit
und dem Schweigen zu entreißen, brachte sie dieselben mit den heiligsten
Weihen in Verbindung, und bestimmte die Bilder und Vorstellungen der damals
ausgestandenen Leiden zu einer Unterweisung in der Frömmigkeit und
zu einem Troste für Männer und Weiber, die ähnliches Unglück
erlitten.
Isis selbst aber und Osiris sind um ihrer Tugend willen aus guten Dämonen
unter die Götter versetzt worden, wie später Herkules und Bacchus;
sie genießen daher mit Recht die vermischten Ehren der Götter
wie der Dämonen, weil sie überall, besonders aber über und
unter der Erde die höchste Macht besitzen.
Denn Serapis soll kein anderer sein als Pluto, Isis keine andere als
Persephassa;
wie der Euböer Archemachos behauptet und Heraklides aus Pontos,
der das Orakel zu Kanobus für ein Orakel des Pluto erklärt.
28.
Ptelomaios d ho Sôtêr onar
eide ton en Sinôpêi tou Ploutônos koloson
ouk epistamenos oud eôrakôs
proteron oios <ên> tên morphên
keleuonta komisai tên tachistên
auton eis Alexandreian
agnoounti d autôi kai
aporounti pou kathidrutai
kai diêgoumenôi
tois philois tên hopsin eurethê poluplanês anthrôpos
onoma Sôsibios
en Sinôpêi phamenos
eôrakenai toiouton kolosson
oion ho basileus idein edoxen
epempsen oun Sôtelê kai Dionusion
hoi chronôi pollôi
kai molis ouk aneu mentoi theias prnoias êgagon ekklepsantes
epei de komistheis ôphthê
sumbalontes hoi peri Timotheon ton exêgêtên
kai Manethôna ton Sebennutên
Ploutônos on agalma tôi Kerberôi
tekmairomenoi
kai tôi drakonti peithousi
ton Ptolemaion
hôs eterou theôn oudenos alla
Sarapidos estin
ou gar ekeithen outôs onomazomenos
êken
all eis Alexandreian komistheis
to par Aiguptiois onoma tou Ploutônos
ektêsato ton Sarapin
kai mentoi <ta> Hrakleitou tou phusikou
legontos
Aidês kai Dionusos ôutos hoteôi
mainontai kai lênaizousin
eis tautên hupagousi tên doxan
hoi gar axiountes Aidên legesthai
to sôma tês psuchês
oion paraphronousês kai methuousês
en autôi
glischrôs allêgorousi
beltion de ton Osirin eis tauto sunagein
tôi Dionusôi
tôi t Osiridi ton Sarapin
hote tên phusin metebale
tautês tuchonti tês prosêgorias
dio pasi koinos ho Sarapis estin
hôs dê ton Osirin hoi tôn
hierôn metalabontes isasin
28.
Ptolemaios Soter erblickte im Traume den Koloß des Pluto zu Sinope,
den er nie vorher gesehen, noch von dessen Beschaffenheit gehört hatte.
Dieser befahl ihm, von da aufs Schleunigste, ihn nach Alexandria zu
bringen.
Da er nun in Verlegenheit war, wo er ihn aufstellen solle und seinen
Freunden den Traum erzählte, fand sich ein Mensch, der viel herumgereist
war, mit Namen Sosibios;
dieser behauptete zu Sinope einen solchen Koloß, wie ihn der
König im Traum erblickt, gesehen zu haben.
Nun schickte der König den Soteles und Dionysos ab, die beide
nach langer Zeit und mit vieler Mühe nicht ohne göttliche Vorsehung
den Koloß heimlich wegbrachte.
Als er nach Alexandria geschafft war und dort gesehen wurde, erklärte
der Ausleger Timotheos und der Sebennite Manetho es für ein Bild des
Pluto, indem sie dies aus dem Kerberos und der Schlange folgerten;
sie suchten daher den Ptolemaios zu überreden, daß es das
Bild keines anderen Gottes als des Serapis sei.
Denn nicht unter diesem Namen war er von dort hergekommen, sondern
erst als er nach Alexandria geschafft war, erhielt er den bei den Ägyptern
gebrächlichen Namen des Pluto Serapis.
Wenn daher Heraklit der Physiker behauptet, Hades und Bacchos sei eine
und dieselbe Gottheit, bei deren Feier sie in Raserei und Tollheit verfallen,
so kommt dies auf die nämliche Ansicht hinaus.
Denn die Behauptung, Hades bezeichne den Körper der Seele, die
in demselben in Torheit und Trunkenheit gefangen sei, beruht doch auf einer
sehr nüchternen Allegorie.
Besser ist es, den Osiris mit dem Bacchos und den Serapis mit Osiris
zusammenzubringen, welcher, seitdem er eine andere Natur angenommen, diesen
Beinamen erhalten hat.
Deshalb ist Serapis der allgemeine und bekannte Name des Gottes, den
Namen Osiris kennen nur diejenigen Priester, welchen er [in den Mysterien]
mitgeteilt worden ist.
29.
ou gar axion prosechein tois Frugiois grammasin
en hois legetai + Carapos men tou Hrakleous
genesthai thugatêr Isis +
Aiakou de tou Hrakleous êo Tuphôn
oude phularchou mê kataphronein graphontos
hoti prôtos eis Aigupton ex Indôn
Dionusos êgage duo gous
ôn ên rhôi
men Apis onoma tôi d Osiris
Sarapis d onoma tou to pan kosmountos esti
para to sairein
ho kallunein tines kai kosmein legousin
atopa gar tauta tou Fularchou
pollôi d atopôtera
<ta> tôn legontôn ouk einai theon ton Sarapin
alla tên Apidos soron outôs
onomazesthai
kai chalkas tinas en Memphei pulas lêthês
kai kôkutou prosagoreuomenas
hotan thaptôsi ton Apin
anoigesthai baru kai sklêron psophousas
dio pantos êchountos êmas chalkômatos
epilambanesthai
metriôteron d <oi> para to seuesthai
kai to sousthai
tên tou pantos ama kinêsin
eirêsthai phaskontes
hoi de pleistoi tôn hiereôn
eis tauto phasi ton Osirin sumpeplechthai kai ton Apin
exêgoumenoi kai didaskontes êmas
hôs emmorphon eikona chrê nomizein
tês Osiridos psuchês ton Apin
egô d ei men Aiguption esti tounoma
tou Sarapidos
euphrosunên auto dêloun oiomai
kai charmsunên
tekmairomenos hoti tên eortên
Aiguptioi ta Carmosuna Sairei kalousin
kai gar Platôn ton Aidên hôs
Aidous uion tois par autôi genomenois
kai prosênê theon ônomasthai
phêsi
kai par Aiguptiois alla te polla tôn
onomatôn logon echei
kai ton hupochthonion topon
eis on oiontai tas psuchas aperchesthai
meta tên teleutên
Amenthên kaousi sêmainontos
tou onomatos ton lambanonta kai didonta
ei de kai touto tôn ek tês
Hellados apelthontôn palai
kai metakomisthentôn onomatôn
en estin
usteron episkepsometha
nun de ta loipa tês en chersi doxês
prosdielthômen
29.
Denn keine Aufmerksamkeit verdienen die phrygischen Schriften, worin
behauptet wird, Osiris stamme von Sarapo, der Tochter des Herkules ab,
Typhon aber von dem isischen Herkules;
ebensowenig die Angaben des Phylarchos, welcher behauptet, Bacchos
habe zuerst aus Indien nach Ägypten zwei Rinder gebracht, wovon der
eine Apis, der andere Osiris geheißen;
denn der Name Serapis bedeutet Den, der das ganze schmückt, von
sarein, welches manche "durch Verschönern schmücken" wiedergeben.
Wenn aber diese Ansicht des Phylarchos abgeschmackt ist, so ist es
noch weit mehr die andere Behauptung, wonach Serapis gar kein Gott sein
soll, sondern damit der Schatz des Apis bezeichnet wird, und wonach einige
eherne Pforten zu Memphis, die man die Pforten der Lethe [Vergessenheit]
und des Cocytus nennt, sich unter einem dumpfen und rauhen Tone bei der
Beerdigung des Apis öffnen;
weshalb wir auch auf jeden Schall eines ehernen Gefäßes
achten.
Mit mehr Recht leiten andere das Wort von seuesthai und susthai ab,
und wollen damit die Bewegung des Weltalls ausgedrückt wissen.
Die meisten Priester jedoch behaupten, daß das Wort aus Osiris
und Apis zusammengesetzt sei, und geben darüber die Erklärung
und Belehrung, daß Apis für ein wohlgestaltetes Bild der Seele
des Osiris zu halten sei.
Nach meiner Ansicht bedeutet der Name Sarapis, wenn er wirklich ägyptisch
ist, Freude und Wonne, und zwar schließe ich dies daraus, daß
die Ägypter mit dem Ausdruck sairei Freudenfeste bezeichnen.
Behauptet doch auch Platon, der Name Hades komme daher, daß der
Hades ein Sohn der Aido (Schamhaftigkeit] sei und ein liebreicher Gott
gegen die, welche zu ihm kommen;
selbst die Ägypter, welche noch manche andere Erklärungen
der Namen haben, nennen den unterirdischen Ort, in welchen nach ihrer Meinung
die Seelen nach dem Tode gehen, Amenthes;
welches bedeutet: Der nimmt und gibt.
Ob aber auch dieses Wort eines von denen ist, welche vor Alters aus
Griechenland gekommen und nach Ägypten gebracht worden sind, wollen
wir nachher untersuchen;
jetzt wollen wir den noch übrigen Teil der gegenwärtigen
Untersuchung durchgehen.
30.
ho men gar Osiris kai ê Isis ek daimonôn
agthôn eis theous metêllaxan
tên de tou Tpsphônos êmaugômenên
kai suntetrimmenên dunamin
eti de kai psuchorragousan kai sphadaizousan
estin hais parêgorousi thusias kai
praunousin
esti d hote palin ektapenousi kai kathubrizousin
en tisin erotais
tôn men anthrôpôn tous
purrous [kai] propêlakzontes
onon de katakrêmnizontes
hôs Kptitai dia to proon gegonenai
tôn Tuphôna kai onôdê tên chroan
bousiritai de kai Lukopolitai salpinxin
ou chrôntai to parapan
hôs onôi phthengomenais
empheres
kai olôs ton onon ou katharon alla
daimonikon êgountai zôion einai
dia tên pros ekeinon homoiotêta
kai popana poiountes en thusiais
tou te Pauni kai tou Faôphi mênos
epiplattousi parasêmon onon dedemenon
en de têi tou Hliou thusiai
tois sebomenois ton theon parenguôsi
mê phorein epi tôi
sômati chrusia mêd onôi trophên didonai
phainontai de kai hoi Puthagorikoi ton
Tuphôna daimonikên êgoumenoi dunamin
legousi gar en artiôi
metrôi * ektôi kai pentêkostôi
gegonenai Tuphôna
kai palin tên men tou trigônou
<phusin> Aidou kai Dionusou kai Areos einai
tên de <tou> ekkaipentêkontagôniou
Tuphônos hôs Eudoxos istorêken
30.
Osiris und Isis sind demnach aus guten Dämonen unter die Götter
versetzt worden;
hingegen die schon geschächte und zernichtete Macht des Typhon,
die gleichsam in ihrem letzten Atemzügen und Zuckungen liegt, sucht
man durch manche Opfer zu besänftigen und zu begütigen;
bei mehreren Festen aber sucht man ihn wieder zu erniedrigen und zu
mißhandeln, indem man die Menschen von roter Farbe beschimpft und
wie die Koptiten sogar einen Esel herabstürzt;
weil Typhon rot wie die Esel an Farbe war.
So bedienen sich die Bewohner von Bousiris und Lykopolis durchaus keiner
Trompete, weil der Laut derselben dem des Esels ähnlich sei.
Überhaupt halten sie den Esel für ein unreines, dämonisches
Tier, wegen seiner Ähnlichkeit mit Typhon;
den Opferkuchen, welche sie im Monat Payni und Phaophi machen, drücken
sie das Bild eines gebundenen Esels ein.
Bei dem Opfer des Sonnengottes geben sie den Verehrern dieses Gottes
die Vorschrift, kein Gold am Leibe zu tragen und keinem Esel Nahrung zu
geben.
Auch die Pythagoreier halten sich sichtbarlich den Typhon für
eine dämonische Macht;
sie behaupten nämlich, Typhon sei im geraden 56. Maß geboren;
so legen sie ferner das Dreieck dem Hades, Bacchos und Mars bei,
das Viereck der Rhea, Venus, Ceres, Vesta und Iuno,
das Zölfeck dem Iupiter,
das Sechsundfünfzigeck dem Typhon, wie Eudoxos angibt.
31.
Aiguptioi de purrochroun gegonenai ton
Tuphôna nomizontes
kai tôn boôn tous purrous kathiereuousin
outôs akribê poioumenoi tên
paratêrêsin
hôste kan mian echêi
tricha melainan ê leukên athuton êgeisthai
thusimon gar ou philon einai theois alla
tounantion
hosa psuchais anosiôn antrôpôn
kai adikôn
eis etera metamorphoumenôn sômata
suneilêche
dio têi men kephalêi
tou hiereiou katarasamenoi
kai apokopsantes eis ton potamon erriptoun
palai
nun de tois xenois apodidontai
ton de mellonta thuesthai boun hoi pphragistai
legomenoi tôn hiereôn katesêmainonto
tês sphragidos hôs istorei
Kastôr
gluphên men echousês anthrôpon
eis gonu katheikota tais chersin hopisô periêgmenais
echonta kata tês sphagês xiphos
enkeimenon
apolauein de kai ton onon hôsper
eirêtai
tês homoiotêtos dia tên
amathian kai tên ubrin ouch êtton ê dia tên chroan
oiontai
dio kai tôn Persikôn basileôn
echthrainontes malista ton Wchon
hôs enagê kai miaron onon epônomasan
kakeinos eipôn ho mentoi onos outos
umôn kateuôchêsetai ton boun
ethuse ton Apin hôs Deinôn
istorêken
hoi de legontes ek tês machês
ep onou tôi Tuphôni tên phugên epta
êmeras genesthai
kai sôthenta gennêsai paidas
Ierosolumon kai Ioudaion
autothen eisi katadêloi ta Ioudaika
parelkontes eis ton muthon
31.
Weil nun die Ägypter glauben, Typhon sei mit roter Farbe auf die
Welt gekommen,
so opfern sie ihm auch die roten Ochsen, jedoch mit einer so sorgfältigen
Auswahl, daß, wenn nur ein einziges schwarzes oder weißes Haar
sich findet, das Tier nicht für opferungsfähig gehalten wird.
Denn ein solches Tier zu opfern, ist nach ihrer Meinung den Göttern
nicht angenehm;
dies sind im Gegenteil nur die Tiere, welche die Seelen gottloser und
ungerechter Menschen, die in andere Körper übergegangen sind,
aufgenommen haben.
Daher sprachen sie über den Kopf des Opfertiers, bevor sie ihn
abhieben, einen Fluch aus und warfen ihn vor Alters in den Fluß,
während sie ihn jetzt den Fremden verkaufen.
Den Ochsen aber, der geopfert werden soll, bezeichnen die Priester,
welche Sphragisten [Versiegler] heißen, mit einem Siegel, welches
nach Castors Angabe, einen auf den Knien liegenden Menschen mit rückwärts
gebundenen Händen und einem an die Kehle gesetzten Schwert enthält;
bei dem Esel aber meinen sie, er habe diese Ähnlichkeit nicht
weniger wegen seiner Unwissenheit und Geilheit als wegen seiner Farbe.
Deshalb nannten sie auch den Ochos, der unter den persischen Königen
ihnen am meisten verhaßt war, wegen seiner Gottlosigkeit und Grausamkeit
einen Esel;
dieser aber erwiderte nach Dinons Erzählung: Dieser Esel wird
indes euren Ochsen verzehren
und ließ den Apis schlachten.
Einige behaupten, Typhon sei aus der Schlucht auf einem Esel sieben
Tage lang geflohen und habe, als er gerettet war, zwei Söhne, den
Hierosolymos und Judaeus erzeugt;
allein hier ist offenbar die jüdischen Geschichte in den Mythos
hereingezogen.
32.
tauta men oun toiautas huponoias didôsin
ap allês d archês tôn
philosophôteron ti legein dokountôn
tous aploustatous skepsômetha prôton
outoi d eisin hoi legontes
hôsper Hellênes Kronon allêgogousi
ton chronon Hran de ton aera
genesin de Hphaistou tên eis pur
aeros metabolên
outô par Aiguptiois Neilon einai
ton Osirin isidi suônta têi gêi
Tuphôna de tên thalassan eis
ên ho Neilos empiptôn aphanizetai kai diaspatai
plên hoson ê gê meros
analambanousa kai dechomenê gignetai gonimos hup autou
kai thrênos estin hieros ep autou
[Kronou] genomenos
thrênei de ton en tous aristerois
ginomenon meresin
en de tois dexiois phtheiromenon
Aiguptioi gar oiontai ta men eôia
tou kosmou prosôpon einai
ta de pros borran dexai ta de pros noton
aristera
pheromenos oun ek tôn notiôn
ho Neilos
en de tois boreiois hupo tês thalassês
katanaliskomenos eikotôs legetai
tên men genesin en tois aristerois
echein tên de phoran en tois dexiois
dio tên te thalassan hoi hiereis
aphosiountai kai ton ala Tuphônos aphron kalousi
kai tôn apagoreuomenôn en estin
autois epi trapezês ala mê protithesthai
kai kubernêtas ou prosagoreuousin
hoti chrôntai thalattêi
kai ton bion apo tês thalattês echousin
ouch êkista de kai ton echthun apo
tautês proballontai tês aitias
kai to misein ichthui graphousin
en Sai goun en tôi propulôi
tou hierou tês Athênas ên geglummenon brephos
gerôn kai meta outon hierax ephexês
d ichthus epi pasi d ippos poramios
edêlou de eumbolikôs ô
ginomenoi kai apoginomenoi <theos anaideian misei
to men gar brephos geneseôs sumbolon
phthoras> d ho gerôn
hieraki de ton theon phrazousin ichthui
de misos hôsper eirêtai dia tên thalattan
ippôi potamiôi
d anideian
legetai gar apokteinas ton patera têi
mêtri biai mignusthai
doxeie d an kai to hupo tôn Puthagorikôn
legomenon
hôs ê thalatta Kronou dakruon
estin
ainittesthai to mê katharon mêde
sumphulon autês
32.
Auf diese Weise also lassen sich solche Mythen auffassen;
indes wir wollen auch andere Erklärungen, die von anderen Prinzipien
ausgehen und für philosophischer gelten, und zwar die einfachsten
darunter zuerst, betrachten.
Man stellt nämlich die Behauptung auf, wie die Griechen unter
dem Saturn die Zeit allegorisch darstellen, unter Iuno die Luft, unter
der Geburt des Vulcan den Übergang der Luft ins Feuer, so bezeichne
auch bei den Ägyptern Osiris den Nil, welcher mit der Isis, d.i. mit
der Erde, sich begatte;
Typhon aber das Meer, in welches der Nil fällt, sich zerteilt
und verschwindet, mit Ausnahme des Teils, welchen die Erde aufnimmt und
behält und dadurch befruchtet wird.
Auch gibt es ein heiliges Klagelied auf den Osiris, worin man den betrauert,
welcher zur Linken geboren ist und zur Rechten untergeht.
Die Ägypter nämlich glauben, daß gegen Osten das Gesicht
der Welt sei, gegen Norden die Rechte und gegen Süden die linke Seite;
da nun der Nil von Süden kommt und im Norden vom Meere verschlungen
wird, so läßt sich mit Grund behaupten, er entstehe zur Linken
und gehe unter zur rechten Seite.
Deshalb verabscheuen auch die Priester das Meer wie das Salz, welches
sie Schaum des Typhon nennen, und unter den verbotenen Gegenständen
findet sich auch das Verbot: Kein Salz auf den Tisch zu setzen.
So reden sie keinen Steuermann an, weil diese auf dem Meere sich herumtreiben
und vom Meere ihren Unterhalt ziehen.
Insbesondere aber verwerfen sie auch den Fisch aus diesem Grunde, und
stellen den Haß im Bilde durch einen Fisch dar.
In der Vorhalle des Minerventempels zu Sais war abgebildet ein Kind,
ein Greis, dann ein Habicht, ein Fisch und hinter allen ein Flußpferd.
Dies sollte in symbolischer Weise andeuten: O ihr, die ihr geboren
werdet und wieder sterbet; die Gottheit hasset Unverschämtheit;
denn das Kind bezeichnet den, der geboren wird; der Greis den, welcher
dahinscheidet.
Mit dem Habicht bezeichnen sie die Gottheit, durch den Fisch den Haß,
des Meeres wegen, wie bemerkt worden;
durch das Flußpferd die Unverschämtheit;
denn es soll seinen Vater umgebracht und dann mit der eigenen Mutter
sich begattet haben.
Auch der Spruch der Pythagoreier, daß das Meer des Saturnus Träne
sei, scheint eine Andeutung des Unreinen und Fremdartigen darin zu enthalten.
Sovie soll über diese allgemein bekannten Erzählungen gesagt
sein.
33.
tauta men oun exôthen eirêsthô
koinên echonta tên istorian
hoi de sophôteroi tôn hiereôn
ou monon ton Neilon Osirin kalousin
oude Tuphôna tên thalassan
all Osirin men aplôs apasan tên
ugropoion archên kai dunamin
aitian geneseôs kai spermatos ousian
nomizontes
Tuphôna de pan to auchmêron
kai purôdes kai xêrantikon olôs
kai polemion têi ugrotêti
dio kai purrochroun gegonenai tôi
sômati kai parôchron nomizontes
ou panu prothumôs entunchanousin
oud êdeôs homilousi tois toioutois
tên hopsin anthrôpois
ton d Osirin au palin melanchroun gegonenai
muthologousin
hoti pan hudôr kai gên kai
imatia kai nephê melainei mignumenon
kai tôn neôn ugrotês
enousa parechei tas trichas melainas
ê de poliôsis oion ôchriasis
hupo xêrotêtos epiginetai tois parakmazousi
kai to men ear thaleron kai gonimon kai
prosênes
to de phthinopôron ugrotêtos
endeiai kai phutois polemion kai zôiois nsôdes
ho d en Hliou polei trephomenos bous
on Mneuin kalousin (Osiridos d hieron
enioi de kai tou Apidos patera nomizousi)
melas esti kai deuteras echei timas meta
ton Apin
eti tên Aigupton en tois malista
melangeion ousan
hôsper to melan tou hophthalmou
Cêmian kalousi kaikardiai pereikazousi
thermê gar esti kai ugra kai tois
notiois meresi tês oikoumenês
hôsper ê kardia tois euônumois
tou anthrôpou
malista enkekleistai kai proskechôrêken
33.
Die gelehrtere Klasse der Priester nennt nicht bloß den Nil Osiris
und das Meer Typhon, sondern sie verstehen unter Osiris im Ganzen das befeuchtende
Prinzip und die Kraft, die nach ihrer Ansicht Ursache des Werdens und Wesenheit
des Samens ist;
unter Typhon aber das Dürre, Feurige und Trockene und überhaupt
das dem Feuchten entgegengesetzte;
daher glauben sie auch, daß Typhon am Körper rot sei und
von blasser Farbe, ja sie gehen darum selbst ungern mit Menschen um, die
von solcher Farbe sind, und lassen sich nicht sonderlich mit ihnen ein;
Osiris hingegen war nach ihrer Mythologie schwarz, weil das Wasser
alles, womit es vermischt wird, Erde, Kleider, Wolken schwarz macht, und
bei jungen Leuten die Haare durch die ihnen einwohnende Feuchtigkeit schwarz
werden;
die graue Farbe aber bei den Greisen, als eine Blässe, durch Trockenheit
sich einstellt -- so ist auch der Frühling blühend, befruchtend
und lieblich, der Herbst, aus Mangel an Feuchtigkeit, für diese Pflanzen
nachteilig und für die Tiere ungesund.
Der Ochse, der zu Heliopolis unterhalten wird und Mnephis heißt
(er ist dem Osiris heilig, nach Angabe anderer auch der Vater des Apis),
ist schwarz und genießt nach dem Apis der größesten Ehre.
So nennen sie Ägypten, wegen seines ganz besonders schwarzen Bodens,
gleich dem Schwarzen des Auges, Chemia und vergleichen es mit einem Herzen;
denn es ist warm und feucht und in die südlichen Teile der Welt,
wie das Herz in die linke Seite des Menschen, eingeschlossen.
34.
Hêlion de kai Selênên
ouch armasin alla ploiois ochêmasi chrômenous
peripolein phasin ainitteomenoi tên
aph huphrou trophên autôn kai genesin
oiontai de kai Omêron hôsper
Qalên mathonta par Aiguptiôn
hudôr archên apantôn
kai genesin tithesthai
ton gar Wkeanon Osirin einai
tên de Têthun Isin hôs
tithênoumenên panta kai sunektrephousan
kai gar Hellênes tên tou spermatos
proesin apousian kalousi
kai sunousian tên mixin
kai ton uion apo tou hudatos kai tou usai
kai ton Dionuson uên hôs kurion
tês ugras phuseôs ouch eteron onta tou Osiridos
kai gar ton Wsirin Hellanikos Usirin eoiken
akêkoenai hupo tôn hiereôn legomenon
outô gar onomazôn diatelei
ton theon
eikotôs apo tês phuseôs
kai tês eureseôs
Sie behaupten auch, daß Sonne und Mond nicht auf Wagen, sondern
auf Schiffen stets herumfahren, was ihre Entstehung und ihre Ernährung
aus dem Feuchten andeuten soll;
so glauben sie ferner, daß Homer gleich dem Thales nach der Lehre
der Ägypter, das Wasser als den Anfang und die Geburt aller Dinge
dargestellt habe.
Okeanos nämlich sei Osiris, Tethys aber Isis, insofern sie gleich
einer Amme alles ernähre und erziehe.
Denn die Griechen nennen die Auslassung des Samens Apusia, den Beischlaf
Synusia, und den Sohn Huios von hudor, Wasser, und huein, regnen;
den Bacchos nennen sie Hyes als den Herrn der feuchten Natur, welcher
kein anderer als Osiris ist.
Ja, unter dem Namen Hysiris scheint Hellanikos den Osiris von den Priestern
genannt gehört zu haben;
er nennt den Gott auch stets unter diesem Namen, nämlich wegen
des Regens und der Feuchtigkeit.
35.
hoti men oun ho autos esti Dionusôi
tina mallon ê se ginôskein
ô Klea dê prosêkon estin
archêida men ousan en
Delphois tôn Quiadôn
tois d Osiriakois kathôsiômenên
hiereois apo patros kai mêtros
ei de tôn allôn eneka dei marturia
parathesthai
ta men aporrêta kata chôran
eômen
a d emphanôs drôsi thaptontes
ton Apin hoi hiereis
hotaê parakomizôsin epi schedias
to sôma
bakcheias ouden apodei
kai gar nebridas perikathaptiontai kai
thugsous phorousi
kai boais chrôntai kai kinêsesin
hôsper hoi katochoi tois peri ton
Dionpsson orgiasmois
dio kai tauromorpha Dionusou poiousin agalmata
polloi tôn Hellênôn
hai d Hleiôn gunaikes kai parakalousin
euchomenai
podi boeiôi ton theion
elthein pros autas
Argeiois de bougenês Dionusos epiklên
estin
anakalountai d auton hupo salmingôn
ex hudatos emballontes
eis tên abusson arna tôi
Pulaochôi
tas de salpingas en thursois apokruptousin
hôs Sôkratês en tois
peri hosiôn eirêken
homologei de kai ta Titanika kai Nuktelia
tois legomenois Osiridos diaspasmois kai tais anagiôsesi kai palingenesiais
homoiôs de kai ta peri tas taphas
Aiguptioi te gar Osiridos pollachou thêkas
hôsper eirêtai deinuousi
kai Delphoi to tou Dionusou leppsana par
autois para to chrêstêrion apokeisthai nomizousi
kai thuousin hoi hosioi thusian aporrêton
en tôi hierôi tou Apollônos
hotan hai Quiades egeirôsi ton Liknitên
hoti d ou monon tou oinon Dionuson
alla kai pasês ugras phuseôs
Hellênes êgountai kurion kai archêgon
arkei Pindaros martus einai legôn
dendreôn de nomon Dionusos polugathês
auxanoi agnon phengos poôras dio
kai tois ton Osirin sebomenois apagoreuetai dendron êmeron apollunai
kai pêgên hudatos emphrattein
35.
Daß demnach Osiris mit Bacchos ein und derselbe ist, mußt
du wohl, o Klea, besser als andere wissen, da du zu Delphi Vorsteherin
der Tyaden, und von Vater und Mutter in den Dienst des Osiris eingeweiht
worden bist;
wenn indessen um der anderen willen es nötig ist, Zeugnisse beizusetzen,
so wollen wir die Geheimlehre hier unberührt lassen, da die öffentlichen
Gebräuche der Priester bei der Beerdigung des Apis, wenn sie seinen
Leichnam auf einem Floß tragen, von den bacchischen gar nicht verschieden
sind.
Denn sie hängen Hirschkalbfelle um, tragen Thyrsosstäbe,
schreien und machen Bewegungen, wie die bei den bacchischen Festen Begeisterten.
Deshalb stellen auch viele Griechen den Bacchos in Stiergestalt dar,
und die Weiber der Elea rufen in einem Gebete den Gott mit dem Rindsfuß
an, zu ihnen zu kommen.
Bei den Argivern hat Bacchos den Namen des Stiergeborenen, sie rufen
ihn unter Trompetenschall aus dem Wasser herauf und werfen dem Torhüter
ein Lamm in den Abgrund;
die Trompeten aber verbergen sie unter Thyrsosstäben, wie Sokrates
in der Schrift von den heiligen Gebräuchen angibt.
Es stimmt damit auch das überein, was von den Titanen erzählt
wird, so wie die vollkommene Nacht mit der bemerkten Zerstückelung
des Osiris, seiner Wiederbelebung und Wiedergeburt;
ebenso das, was von den Begräbnissen erzählt wird.
Die Ägypter nämlich zeigen an vielen Orten, wie bemerkt worden,
Gräber des Osiris und so glauben auch die Delphier, daß die
Reste des Bacchos bei ihnen neben dem Orakel ruhen;
es bringen auch die Hosier in dem Tempel des Apollon ein geheimes Opfer,
wenn die Tyaden den Liknites aufrichten.
Daß aber die Griechen den Bachos nicht bloß für den
Herrn und Urheber des Weins, sondern der gesamten feuchten Natur ansehen,
dafür ist Pindar ein hinreichender Zeuge, wenn er sagt:
Möge der freudenreiche Bacchos mehren die Frucht der Bäume,
den heiligen Glanz des Herbstes.
Deshalb ist es auch den Verehrern des Osiris untersagt, einen zahmen
Baum auszurotten oder eine Wasserquelle zu verstopfen.
36.
ou monon de ton Neilon alla pan ugron aplôs
Osiridos aporroên kalousi
kai tôn hierôn aei propompeuei
to hudreion epi timêi tou theou
kai thruôi basilea kai
to notion klima tou kosmou graphousi
kai methermêneuetaito thruon potismos
kai kuêsis pantôn
kai dokei gennêtikôi
moriôi tên phusin eoikenai
tên de tôn Pamuliôn eortên
agontes hôsper eirêtai
phallikên ousan agalma protithentai
kai peripherousin
ou to aidoion triplasion estin
archê gar ho theos
archê de pasa tôi
gonimôi pollaplasiazei to ex autês
to de pollakis eiôthamen kai tris
legein
hôs to trismakares kai desmoi men
tris tossoi apeirones
ei mê nê Dia kuriôs emphainetai
to triplasion hupo tôn palaiôn
ê gar ugra phusis archê kai
genesis ousa pantôn
ex autês ta prôta tris sômata
gên aera kai pur epoiêse
kai gar ho prostithemenos tôi
muthôi logos
hôs tou Osiridos ho Tuphôn
to aidoion erripsen eis ton potamon
ê d Isis ouch euren
all empheres agalma themenê kai kataskeuasasa
timan kai phallêphorein etaxen
entautha dê perichôrei didaskôn
hoti to gonimon kai to spermatikon tou
theou prôtên eschen ulen tên ugrotêta
kai di ugrotêtos enekrathê
tois pephukosi metechein geneseôs
allos de logos estin Aiguptiôn
hôs Apopis Hliou ôn adelphos
epolemei tôi Dii
ton d Osirin ho Zeus summachêsanta
kai sunkatastrepsamenon autôi
ton polemion paida themenos Dionuson prosêgoreuse
kai toutou de tou logou to muthôdes
estin
apodeixai tês peri phusin alêtheias
aptomenon
Dia men gar Aiguptioi to pneuma kalousin
ôi polemion to auchmêron
kai purôdes
touto d êlios men ouk esti
pros d êlion echei tina sungeneian
ê d ugrotês sbennuousa tên
huperbolên tês xêrotêtos auxei
kai rhônnusi tas anathumiaseis
huph ôn to pneuma trephetai kai tethêlen
36.
Nicht bloß der Nil, sondern die Feuchtigkeit überhaupt heißt
schlechthin ein Ausfluß des Osiris;
und daher wird auch vor den [übrigen] Heiligtümern bei den
Festaufzügen das Wassergefäß zur Ehre des Gottes vorangetragen.
Einen König und die südliche Weltgegend stellen sie durch
ein Feigenblatt dar und erklären dies als Befruchtung und Bewegung
aller Dinge, weil es einem Zeugungsglied ähnlich zu sein scheint.
Bei der Feier der Pamylien, eines phallischen Festes, wie bemerkt worden,
stellen sie ein Bild mit einem dreifachen Zeugungsglied aus und tragen
dasselbe herum.
Denn die Gottheit ist Anfang, jeder Anfang aber vervielfältigt
durch seine zeugende Kraft (das, was aus ihm kommt).
Dies aber pflegen wir oftmals mit der bloßen Drei zu bezeichnen,
wie das dreimal selig und
"Band' auch dreimal soviel, unendliche, möchten mich fesseln"
wenn anders nicht die Dreizahl in dem eigentlichen Sinne hier von den Alten
genommen wird.
Denn die feuchte Natur, welche Ursprung und Entstehung aller Dinge
von Anfang an ist, hat die drei ersten Körper, Erde, Luft und Feuer,
geschaffen.
Der Zusatz nämlich, der bei jener Mythe sich findet, daß
Typhon des Osiris Zeugungsglied in den Fluß geworfen, Isis aber dasselbe
nicht gefunden, sondern dafür ein ähnliches Bild habe verfertigen
lassen mit der Bestimmung, demselben Verehrung zu erweisen und es an den
phallischen Festen herumzutragen, hat keinen anderen Zweck, als den, uns
zu belehren, daß die Zeugungs- und Samenkraft des Gottes die Feuchtigkeit
zum Grundstoffe hatte und durch die Feuchtigkeit denen, welche der Entstehung
fähig sind, beigemischt wurde.
Nach einer anderern Angabe der Ägypter führte Apopis, ein
Bruder der Sonne mit dem Iupiter, einen Krieg, in welchem Osiris, den nachher
Iupiter unter dem Namen Bacchos an Sohnes statt annahm, ihm Beistand leistete
und den Feind besiegen half.
Es läßt sich aber dieser Mythos aus der Naturlehre erklären.
Die Ägypter nämlich nennen Zeus den Wind, welchem das Trockene
und Feurige entgegen ist.
Dieses ist zwar nicht die Sonne, hat aber doch mit der Sonne einige
Verwandtschaft.
Die Feuchtigkeit aber, indem sie das Übermaß der Trockenheit
tilgt, mehrt und stärkt die Ausdünstungen, von welchen der Wind
Nahrung und Kraft erhält.
37.
eti te ton kitton [on] Hellênes te
kathierousi Dionusôi
kai par Aiguptiois legetai cheneosiris
onomazetai sêmainontos tou onomatos
hôs phasi phuton Osiridos
Aristôn toinun ho gegraphôs
Athênaiôn apoikias
epistolêi tini Alexarchou
periepesen
en êi Dios istoreitai
[de] kai Isidos uios ôn ho Dionusos hup Aiguptiôn
ouk Osiris all Arsaphês [en tôi
alpha grammati] legesthai
dêlouêtos to andreion tou onomatos
emphainei de touto kai ho Ermaios en têi
prôtêi peri tôn Aiguptiôn <eortôn>
obrimon gar phêsi methermêneuomenon
einai ton Osirin
eô de Mnasean tôi
Epaphôi prostithenta ton Dionuson kai ton Osirin kai ton
Sarapin
eô kai Antikleidên legonta
tên Isin Promêtheôs ousan thugatera Dionusôi
sunoikein
hai gar eirêmenai peri tas eortas
kai tas thusias oikeiotêtes
enargesteran tôn marturôn tên
pistin echousi
37.
Überdem ist bei den Griechen der Efeu dem Bacchos heilig;
bei den Ägyptern heißt er Ehonosiris, was Pflanze des Osiris
bedeute.
Aristo, der über Athens Kolonien geschrieben, führt einen
Brief des Alexarchos an, worin es heißt: Bacchos gelte bei den Ägyptern
für einen Sohn des Iupiter und der Isis, er heiße nicht Osiris,
sondern Arsaphes [in dem Buchstaben A], welches Wort das männliche
Wesen bezeichne.
Auch Hermaios in dem ersten Buche seines Werks über Ägypten
zeugt dafür;
denn er bemerkt, Osiris lasse sich durch kräftig übersetzen.
Ich übergehe den Mnaseas, welcher den Bacchos, Osiris und Serapis
mit dem Epaphos zusammenstellt, desgleichen den Antiklides, welcher die
Isis für eine Tochter des Prometheus, welche Bacchos geehelicht, ausgibt.
Denn die bemerkte Ähnlichkeit in Festen und Opfern bietet weit
mehr Glaubwürdigkeit als alle Zeugnisse dar.
38.
tôn de astrôn ton seirion Osiridos
nomizousin hudragôgon onta
kai ton leona timôsi kai chasmasi
leonteiois ta tôn hierôn thurômata kosmousin
hoti plêmmurei Neilos
êeliou ta prôta sunerchomenoio
leonti
hôs de Neilon Osiridos aporroên
outôs Isidos sôma tên
legousi kai nomizousin ou pasan
all ês ho Neilos epibainei spermainôn
kai mignumenos
ek de tês sunousias tautês
gennôsi ton Wron
esti d Wros ê panta sôizousa
kai trephousa tou periechontos ôra kai krasis aeros
on en tois elesi tois peri Bouton hupo
Lêtous traphênai legousin
ê gar hudatôdês kai diabrochos
gê
malista tas sbennuousas kai chalôsas
tên xêrotêta
kai ton auchnom anathumiseis tithêneitai
Nephthun de kalousi tês gês
ta ieschata kai paroria kai psauonta tês thalattês
dio kai Teleutên eponomazousi tên
Nephthun kai Tuphôni de sunoikein legousin
hotêa d huperbalôn kai pleonasas
ho Neilos epiekeina plêsiasêi tois eschateuousi
touto mixin Osiridos pros Nephthun kaousin
hupo tôn anablastanontôn phutôn
elenchomenên
ôn kai to melilôton estin
ou phêsi muthos aporruentos kai hupoleiphthentos
austhêsin genesthai Tuphôni
tês peri ton gamon adikias
hothen ê men Isis eteke gnêsiôs
ton Wron
ê de Nephthus skotion ton Anoubin
en mentoi tais diadochais tôn basileôn
anagraphousi
tên Nephthun Tuphôni gêmamenên
prôtên genesthai steiran
ei de touto mê peri gunaikos alla
peri tês theou legousin
ainittontai to pantelôs tês
gês agonon kai akarpon hupo sterrotêtos
38.
Unter den Gestirnen schreibt man den Sirius der Isis zu, weil er Wasser
bringt;
man verehrt auch den Löwen und schmückt die Türen der
Tempel mit Löwenrachen, weil der Nil überschwemmt,
wenn die Sonne zuerst dem brennenden Löwen genaht ist. (Aratos)
Wie sie nämlich den Nil für einen Ausfluß des Osiris halten,
so betrachten sie die Erde als den Leib der Isis, jedoch nicht die ganze
Erde, sondern nur den Teil, welchen der Nil befruchtet und schwängert.
Aus dieser Verbindung lassen sie den Horus hervorgehen, welcher die
alles erhaltende und ernährende Witterung und Mischung der Luft bezeichnet.
Er wurde nach ihrer Angabe in den Sümpfen bei Buto von der Leto
erzogen;
denn die wässerige und feuchte Erde nährt am meisten die
Ausdünstungen, welche Trockenheit und Dürre löschen und
vermindern.
Unter Nephthys vestrehen sie die äußersten Punkte der Erde,
die an der Grenze liegen und das Mehr berühren;
weshalb sie auch die Nephthys die letzte nennen und für die Gattin
des Typhon ausgeben.
Wenn nun der Nil steigt und anschwillt, so daß er auch weiter
bis in die entfernten Gegenden kommt, nennen sie dies die Vermischung des
Osiris mit der Nephthys, wovon die aufschießenden Pflanzen den Beweis
liefern.
Zu diesen gehört auch das Melilotum, welches der Fabel nach [von
Osiris] verloren und zurückgelassen wurde und dadurch dem Typhon die
Untreue seiner Gattin verriet.
Daher gebar Isis den Horus, als einen echten Sohn, Nephthys einen Bastard,
den Anubis.
Doch wird auch in den Verzeichnissen der Könige Nephthys als Gattin
des Typhon aufgeführt, und zwar als die erste unfruchtbare.
Wenn nun dies nicht von ihr als Frau, sondern als Göttin gesagt
wird, so soll damit die völlige Unfruchtbarkeit der Erde wegen ihrer
Festigkeit angedeutet werden.
39.
ê de Tuphônos epigoulê
kai turannis auchmou dunamis ên epikratêsantos
kai diaphorêsantos tên te gennôsan
ugrotêta ton Neilon kai auxousan
ê de sunergos autou basilis Aithiopôn
ainittetai pnoas notious ex Aidiopias
hotan gar autai tôn etêsiôn
epikratêsôsi ta nephê pros tên Aidiopian elaunontôn
kai kôlusôsi tous ton Neilon
ausontas ombrous katarragênai
katechôn ho Tuphôn epiphlegei
kai tote kratêsas pantapasi ton Neilon
eis eauton hup astheneias sustalenta
kai rhhuenta koilon kai tapeinon exeôsen
eis tên thalassan
ê gar legomenê katheirxis eis
tên soron Osiridos ouden eoiken
all ê kruxin hudatos kai aphanismon
ainittesthai
dio mênos Athur aphanisthênai
ton Osirin legousin
hoti tôn etêsiôn apoleipontôn
pantapasin ho men Neilos huponostei
gumnoutai d ê chôra
mêkunomenês de tês nuktos
auxetai to skotos
ê de tou phôtos marainetai
kai krateitai dunamis
hoi <de> hiereis alla te drôsi
skuthrôpa
kai boun diachruson imatiôi
melani bussinôi
periballontes epi penthei tês theou
deiknuousi
(boun gar Isidos eikona kai gês nomizousin)
epi tessaras nmeras apo tês ebdomês
epi deka exês
kai gar ta penthoumena tessara
prôton men ho Neilos apoleipôn
kai huponostôn
deuteron de ta boreia pneumata katasbennumena
komidêi tôn notôn epikratountôn
triton de to tên êmeran elattona
ginesthai tês nuktos
epi pasi d ê tês gês
apogumnôsis
ama têi tôn phutôn
psilotêti tênikauta phullorroountôn
têi de enatêi
epi deka nuktos api thalassan katiasi
kai tên hieran kistên hoi stolistai
kai hoi hiereis ekpherousi chrusoun entos echousan kibôtion
eis ho potimou labontes hudatos encheousi
kai ginetai kraugê tôn parontôn
hôs eurêmenou tou Osiridos
eita gên karpimon phurôsi tôi
hudati kai summixantes arômata
kai thumiamata tôn polutelôn
anaplattousi mênoeides agalmation
kai touto stolizousi kai kosmousin emphainontes
hoti gês ousian kai hudatos tous
theous toutous nomizousi
39.
Die Nachstellung und Tyrannei des Typhon war die Macht der überhandnehmenden
Dürre, welche die den Nil erzeugende und vermehrende Feuchtigkeit
zerstreute.
Die ihm beistehende äthiopische Königin bedeutet die aus
Äthiopien kommenden Südwinde;
wenn nämlich diese über die Nordwinde, welche die Wolken
nach Äthiopien treiben, die Oberhand bekommen und das Herabstürzen
der den Nil anschwellenden Regengüsse verhindern, so brennt Typhon
und treibt durch seine Gewalt den nur schwach fließenden und eingeengten
Nil bei niedrigem Wasserstande ins Meer.
Die oben angeführte Einschließung des Osiris in den Sarg
scheint sonach nichts anderes, als das Verbergen und Verschwinden des Wassers
anzudeuten.
Darum soll auch im Monat Athyr Osiris verschwunden sein, wenn der Nil
beim Ausbleiben der Nordwinde gänzlich zurücktritt und das Land
entblößt wird;
die Nacht wird länger und das Dunkel nimmt zu, die Kraft des Lichts
nimmt ab und verliert die Oberhand.
Dann halten die Priester verschiedene Trauerfeste;
unter anderen werfen sie ein schwarzes Gewand von Byssus auf einen
vergoldeten Ochsen (der Ochse nämlich gilt ihnen für ein Bild
der Isis, für die Erde) und zeigen dies Bild zur Trauer der Göttin
vier Tage lang vom siebenten bis zum zehnten.
Denn es sind vier Gegenstände der Trauer;
erstens das Ausbleiben und Zurücktreten des Nils, dann das Aufhören
der Nordwinde, die von den südlichen gänzlich überwältigt
sind, drittens die Abnahme des Tags vor der Nacht, endlich die Entblößung
der Erde zugleich mit der Dürftigkeit der Pflanzen, deren Laub jetzt
abfällt.
Am 19. Tage gehen sie dann nachts an das Meer.
Die Stolisten und Priester tragen die heilige Lade, worin das goldene
Kästchen liegt, heraus, gießen trinkbares Wasser hinein, das
sie mit kostbarem Gewürz und Räucherwerk vermischen, und dann
formen sie daraus ein Bildchen in Gestalt eines Mondes, das sie ankleiden
und schmücken, anzudeuten, daß sie unter diesen Gottheiten Erde
und Wasser verstehen.
40.
tês d Isidos palin analambanousês
ton Osirin kai auxanousês ton Wron
anathumiasesi kai homichlais kai nephesi
phônnumenon ekratêthê men
ouk anêirethê d
ho Tuphôn
ou gar eiasen ê kuria tês gês
theos
anairethênai pantapasi tên
antikeimenên têi ugrotêti phuôin
all echalase kai anêke boulomenê
diamenein tên krasin
ou gar ên kosmon einai teleion eklipontos
kai aphanisthentos tou purôdous
ei de tauta mê legetai para to eikos
oud ekeinon an tis aporripseie ton logon
hôs Tuphôn men ekratei palai
tês Osiridos moiras
thalassa gar ên ê Aiguptos
dio polla meê en tois metallois kai
tois oresin eurisketai
mechri nun konchulia [echein]
pasai de pêgai kai phreata panta
pollôn huparchontôn almuron hudôr kai pikron echousin
hôs an hupoleimma tês palai
thalassês eôlon entauthoi sunerruêkos
ho d Wros chronôi tou
Tuphônos epekratêse
toutestin eukairias embriôn genomenês
ho Neilos exôsas tên thalassan
anephêne to pedion kai aneplêrôse
tais proschôsesin
ho dê marturousan echei tên
aisthêsin
orômen gar eti nun epipheronti tôi
potamôi nean ilun kai proakgonti tên gên
kata mikron hupochôroun hopisô
to pelagos
kai tên thalassan [to] hupsos tôn
en bathei lambanontôn
dia tas proschôseis aporreousan
tjm de Faron
ên Omêros êidei
dromon êmeras apechousan Aiguptou
nun meros ousan autês
ouk autên anadramousan oude prosanabasan
alla tês metaxuthalattês anaplattonti
tôi potamôi
kai trephonti tên êpeiron anastaleisês
alla tauta men homoia tois hupo tôn
Stôikôn theologoumenois esti
kai gar ekeinoi to men gonimon pneuma kai
trophimon dionuson einai legousi
to plêktikon de kai diairetikon Hraklea
to de dektikon Ammôna Dêmêtra
de kai Korên to dia tês gês kai tôn karpôn
diêkon
Poseidôna de to dia tês thalattês
40.
Wenn aber Isis den Osiris wiederfindet und den Horus, der durch Ausdünstungen,
Nebel und Wolken erstarkt ist, großgezogen, so wird Typhon zwar überwältigt,
aber doch nicht vernichtet;
denn die über die Erde herrschende Gottheit ließ nicht zu,
daß die der Feuchtigkeit entgegenstehende Natur gänzlich vertilgt
werde, sie schwächte sie nur und ließ sie bestehen, weil sie
das Fortbestehen der Mischung wünschte, da die Welt nicht vollkommen
sein kann, wenn das Feurige fehlt und verschwunden ist.
Ist nun diese Ansicht nicht ganz unbegründet, so wird man wohl
auch die Behauptung nicht verwerflich finden können, daß Typhon
einst über das Gebiet des Osiris herrschte, weil nämlich Ägypten
Meer war.
Daher findet man noch jetzt in den Schachten und Gebirgen Seemuscheln;
alle Quellen und Brunnen, deren es so viele sind, enthalten ein salziges
und bitteres Wasser, wie wenn es ein Rest des früheren Meerwassers
wäre, das hier zusammengeflossen.
Mit der Zeit besiegte Horus Typhon, d.h. da die Regen zur rechten Zeit
kamen, trieb der Nil das Meer zurück, öffnete die Ebene und füllte
die Tiefen aus.
Auch die tägliche Erfahrung spricht dafür;
denn wir sehen auch jetzt, wie vor dem Flusse, der frischen Schlamm
herbeiführt und Erde ansetzt, das Meer allmählich zurückweicht
und abfließt, indem durch die Anschwemmungen der Grund immer mehr
erhöht wird;
so daß z.B. Pharos, welches Homer noch eine Tagreise von Ägypten
entfernt angibt, nun ein Teil desselben ist, der gewiß nicht von
selbst aufgetaucht und herzugekommen ist, sondern indem das in der Mitte
stehende Meer von dem das feste Land bildenden und nährenden Fluß
zurückgedrängt wurde.
In ähnlicher Weise vestehen auch die Stoiker in ihrer Götterlehre
unter Bacchos den erzeugenden und nährenden Hauch, unter Herkules
die schlagende und zerteilende Kraft, unter Ammon die empfangende, unter
Ceres und Proserpina die durch die Erde und durch die Früchte sowie
unter Neptun die durch das Meer hindurchziehende Kraft.
41.
hoi de toisde tois phuôikois
kai tôn ap astrologoias mathêmatikôn enia mignuntes
Tuphôna men oiontai ton êliakon
kosmon
Osirin de ton selêniakon legesthai
tên men gar selênên gonimon
to phôs kai ugropoion echousan eumenê
kai gonais zôiôn
kai phutôn einai blastêsesi
ton d êlion akratôi
puri kai sklêrôi katathalpein [te]
kai katauainein ta phuomena kai tethêlota
kai to polu meros tês gês pantapasin
hupo phlogmou poiein aoikêton
kai katakratein pollachou kai tês
selênês
dio ton Tuphôna Sêth [aei]
Aiguptioi kalousin
hoper esti katadunasteuon ê katabiazomenon
kai tôi men êliôi
ton Hraklea muthologousin enidrumenon sumperipolein
têi de selênêi
ton Ermên
logou gar ergois eoike kai [peri] sophias
ta tês selênês
ta d êliou plêgais hupo bias
kai rhhômês perainomenais
hoi de Stôikoi ton men
êlion ek thalattês anaptesthai kai trephesthai phasi
têi de selênêi
ta krênaia kai limnaia namata glukeian anapempein
kai malakên anathumiasin
41.
Die, welche mit dieser physischen Auslegung noch eine astronomisch-mathematische
verbinden, erklären den Typhon für die Sonnenwelt, den Osiris
für die Mondswelt.
Denn der Mond, welcher ein erzeugendes und Feuchtigkeit schaffendes
Licht hat, ist der Geburt der Tiere und dem Gedeihen der Pflanzen förderlich,
die Sonne hingegen erwärmt und vertrocknet durch ihr reines Feuer
die Pflanzen und Schößlinge, macht einen großen Teil der
Erde vor Hitze gänzlich unbewohnt, und gewinnt an vielen Orten selbst
die Oberhand über den Mond.
Deshalb nennen auch die Ägypter den Typhon stets Seth, welches
soviel bedeutet als herrschend, überwältigend.
Herkules aber hat nach ihrer Lehre seinen Sitz in der Sonne und fährt
mit ihr herum, Hermes im Monde, weil die Werke des Mondes Werken der Vernunft
und Weisheit gleichen, die der Sonne aber durch Schläge gewaltsam
zustande gebracht werden.
Auch die Stoiker lehren, daß die Sonne aus dem Meere angezündet
und ernährt werde, der Mond aber durch die süße und milde
Ausdünstung, welche aus Quell- und Seewassern aufsteigt.
42.
ebdomê epi deka tên Osiridos
genesthai teleutên Aiguptioi muthologousin
en êi malista ginetai
meioumenê katadêlos ê panselênos
dio kai tên êmeran tautên
antiphraxin hoi Puthagoreioi kalousi
kai olôs ton arithmon touton aphosiountai
tou gar exkaideka tetragônou kai
tou oktôkaideka eteromêkous
hois monois arithmôn epipedôn
sumbebêke
tas perimetrous isas echein tois periechomenois
hup autôn chôriois
mesos ho tôn eptakaideka parempiptôn
antiphrattei
kai diazeugnusin ap allêlôn
kai diairei
<kata> ton epogdoon logon eis anisa
diastêmata temnomenos
etôn d arithmon hoi men biôsai
ton Osirin
hoi de basileusai legousin aktô kai
eikosi
tosautais êmerais ton autês
kuklon exelissei
to de xulon en tais legomenais Osiridos
taphais temnontes
kataskeuazousi larnaka mênoeidê
dia to tên selênên
hotan tôi êliôi
plêsiazêi mênoeidê ginomenên apokruptesthai
ton d eis dekatessara merê tou Osiridos
diaspasmon
ainittontai pros tas êmeras
en hais phthinei meta panselênon
achri noumênias to astron
êmeran de en êi
phainetai prôton ekphugousa tas augas kai parelthousa ton êlion
ateles aphathon prosagoreuousin
ho gar Osiris agathopoios
kai tounoma polla phrazein
ouch êkista de kratos energoun kai
agathopoion [o] legousi
to d eteron onoma tou theou ton Omphin
euergetên
ho Ermaios phêsi dêloun ermêneuomenon
42.
Der Tod des Osiris fällt nach der ägyptischen Mythologie
auf den 17. [des Monats Athyr], an welchem Tage der Vollmond ganz besonders
vollkommen erscheint.
Daher nennen auch die Pythagoreier diesen Tag Antiphraxis [Scheidewand]
und haben vor dieser Zahl überhaupt einen Abscheu.
(Müller:)
Denn zwischen die Zahl 16 ein Quadrat (a), und zwischen die Zahl 18,
das Anderfache eines Quadrats (oder ein anderfaches Quadrat, nämlich
2 x 9, wie in b), welchen allein unter den Flächen -- oder Flächenräume
-- bezeichnenden (epipedôn) Zahlen die Eigenschaft zukommt, daß
die Umfänge den von diesen Zahlen (als Längen genommen) eingeschlossenen
Flächenräumen gleich sind, (nämlich wenn man ein Quadrat
a zeichnet, dessen eine Seite = 4 ist, so ist der Flächenraum desselben
= 4 x 4 = 16, und die Summe aller Seiten oder der Umfang des Quadrats ebenfalls
= 16;
wenn man ferner ein rechtwinkliges Parallelogramm b zeichnet, dessen
eine Seite = 3 und dessen andere Seite = 6 ist, so ist der Flächenraum
dieses Parallelogramms = 3 x 6 = 18 und die Summe aller Seiten oder der
Umfang = 18) fällt die 17 in die Mitte, trennt ....... und hebt, in
ungleiche Teile (8 und 9) zerlegt, die Verhältnis 8 1/2 auf. (Lüdenscheid)
Bei Osiris nun geben einige die Dauer seines Lebens, andere die Zeit
seiner Regierung auf 28 Jahre an.
Denn so viele Tage sind es, an welchen der Mond seinen Kreislauf vollendet.
Aus dem Holze aber, das bei dem sogenannten Begräbnisse des Osiris
veschnitten wird, verfertiget man einen Kasten in Gestalt eines halben
Mondes, weil der Mond, wenn er sich der Sonnen nähert, in dieser Gestalt
sich verbirgt.
Die Verstückelung des Osiris in 14 Stücke bezieht man auf
die Tage von der Abnahme nach dem Vollmonde bis zum Neumonde;
der Tag aber, an welchem der Mond, wenn er den Strahlen entgangen und
an der Sonne vorübergezogen ist, zuerst erscheint, heißt das
unvollkommene Gut.
Denn Osiris ist Geber des Guten und sein Name soll unter vielen anderen
insbesondere auch eine wirkende und Gutes schaffende Kraft bedeuten, sein
anderer Name Omphis bedeutet nach der Versicherung des Hermaios einen Wohltäter.
43.
oiontia de pros ta phôta tês
selênês echein tina logon tou Neilou tas anabaseis
ê men gar megistê peri tên
Elephantinên oktô ginetai kai eidosi pêcheôn
hosa phôta kai metra tôn emmênôn
periodôn hekastês estin
ê de peri Mendêta kai Xoin
brachutatê pêcheôn ex pros tên dichotomon
ê de mesê peri Memphin
hotan êi dikaia
dekatessarôn pêcheôn
pros tên panaselênon
ton d Apin eikona men Osiridos empsuchon
einai
ginesthai de
hotan phôs ereisêi
gonimon apo tês selênês kai kathapsêtai boas orgôsês
dio kai tois tês selênês
schêmasin eoike polla
tou Apidos perimelainomenou ta lampra tois
skierois
eti <de> têi noumêniai
tou Famenôth mênos
eortên agousin embasin Osiridos eis
tên selênên onomazontes
earos archên ousan
outô tên Osiridos dunamin en
têi selênêi tithentes
tên Isin autôi genesin
ousan suneinai legousi
dio kai mêtera tên selênên
tou kosmou kalousi
kai phusin echein arsenothêlun oiontai
plêroumenên huph êliou kai kuiskomenên
autên de palin eis ton aera proiemenên
gennêtikas archas kai kataspeirousan
ou gar aei tên phthoran epiratein
tên Tuphôneion
pollakis de kratoumenên hupo tês
geneseôs kai sundeomenên
authis analuesthai kai diamachesthai pros
ton Wron
esti d outos ho perigeios kosmos
oute phthoras apallattomenos pantapasin
oute geneseôs
43.
Es hat aber auch, nach der Meinung der Ägypter, das Steigen des
Nils eine Beziehung auf das Licht des Mondes.
Das höchste Steigen des Nils nämlich bei Elephantia beträgt
28 hellen und ebensoviele Tage hat der Mond bei jedem Umlauf zu vollenden;
die geringste Höhe bei Mendes und Xois beträgt sechs Ellen
und ebensoviele Tage rechnet man auf den halben Mond;
die mittlere Höher bei Memphis ist gewöhnlich 14 Ellen und
entspricht der Zeit des Vollmondes.
Apis ist, nach ihrer Meinung, das lebendige Bild des Osiris, er wird
geboren, wenn ein befruchtender Lichtstrahl aus dem Monde fällt und
eine strotzende Kuh berührt.
Deshalb gleicht auch manches am Apis der Gestalt des Mondes, da die
hellen Punkte durch dunkle ringsherum schwarz werden.
Am Neumond Phamenoth feiert man ein Fest, welches das Hinabsteigen
des Osiris in den Mond heißt und in den Anfang des Frühlings
fällt.
Auf diese Weise setzen sie die Kraft des Osiris in den Mond und behaupten,
er habe der Isis, welche die Geburt ist, beigewohnt;
sie nennen daher auch den Mond die Mutter der Welt und schreiben ihm
eine Zwitternatur zu, weil er von der Sonne erfüllt und geschwängert
wird, und dann wiederum selbst zeugende Stoffe in die Luft sendet und herumstreut.
Denn nicht immer hat Typhons vernichtende Kraft die Oberhand, sondern
öfters wird sie von der erzeugenden Kraft überwältigt und
gebunden, richtet sich dann aber wieder auf und kämpft mit dem Horus.
Dies ist die irdische Welt, die ebenso wenig von der Vernichtung als
von der Geburt frei ist.
44.
enioi de kai tôn ekleiptikôn
ainigma poiountai ton muthon
ekleipei men gar ê selênê
panselênos enantian tou êliou stasin echontos
pros autên eis tên skian empiptousa
tês gês
hôsper phasi ton Osirin eis tên
soron
autê de palin epokruptei kai aphanizei
tais triakasin
ou mên anairei[tai] pantapasi ton
êlion
hôsper oude ton Tuphôna ê
Isis
*** gennôsês tês Nephthuos
ton Anoubin Isis hupoballetai
Nephthus gar esti to hupo tên kai
aphanes
Isis de to huper tên geên kai
phaneron
ho de toutôn hupopsauôn kai
kaloumenos orizôn kuklos epikinos ôn
amphoin Anoubis keklêtai kai kuni
to eidos apeikazetai
kai gar ho kuôn chrêtai têi
hopsei nuktos te kai êmeras homoiôs
kai toiautên echein dokei par Aiguptiois
tên dunamin ho Anoubis
oian ê Ekatê par ellêsi
chthonios ôn homou kai Olumpiois
eniois de dokei Kronos ho anoubis einai
dio panta tiktôn ex eautou kai kuôn
en eautôi tên tou chunos epiklêsin eschen
esti d oun tois sebomenois ton Anoubin
aporrêton ti
kai palai men tas megistas en Aiguptôi
timas ho kuôn eschen
epei de Kambusou ton Apin anelontos kai
rhhipsantos
ouden prosêlthen oud egeusato tou
sômatos all ê monos ho kuôn
apôlese to prôtos einai kai
malista timasthai tôn eterôn zôiôn
eisi de tines hoi to skiasma tês
gês
eis ho tên selênên olisthanousan
ekleipein nomizousi
Tuphôna kalountes
44.
Manche finden auch in dieser Mythe eine Andeutung der Finsternis.
Der Vollmond nämlich wird verfinstert, wenn die Sonne einen ihm
entgegengesetzten Stand hat und der Mond auf den Schatten der Erde fällt,
so wie Osiris in den Sarg fallen soll.
Der Mond selbst aber verbirgt sich und verschwindet am 30. Tage, ohne
jedoch die Sonne gänzlich wegzuschaffen, ebensowenig als Isis den
Typhon.
Als nun Nephthys den Anubis gebar, eignete sich Isis derselben an.
Denn Nephthys bedeutet das, was unter der Erde und unsichtbar ist,
Isis das, was über der Erde und sichtbar ist.
Der Kreis, welchen dieser berührt und Horizont heißt, auch
beiden gemeinschaftlich ist, wird Anubis genannt und unter dem Bilde eines
Hundes dargestellt;
weil der Hund ebenso bei Tag als bei Nacht sieht.
So hat bei den Ägyptern, wie es scheint, der Anubis die Kraft,
welche bei den Griechen Hekate, die zugleich unterirdisch und überirdisch
[olympisch] ist.
Bei manchen gilt auch Anubis für den Saturn, der darum den Namen
des Hundes führt, weil er aus sich selbst alles gebiert und in sich
schwanger ist.
Daher hat auch noch bei den Verehrern des Anubis der Hund eine geheime
Bedeutung und genoß ehedem der größten Ehren in Ägypten;
als aber Kambyses den Apis töten und wegwerfen ließ, so
trat kein Tier zu dem Leichnam und fraß davon, als allein der Hund,
der dadurch den Vorzug und die größere Ehre vor den übrigen
Tieren verlor.
Einige nennen auch den Schatten der Erde, in welchen der Mond fällt
und dadurch verfinstert wird, Typhon.
45.
hothen ouk apoeoiken eipein
hôs idiai men ouk orthôs hekastos
homou de pantes orthôs legousin
ou gar auchmon <monou> oud anemon oude
thalattan oude skotos
alla pan hoson ê phusis blaberon
kai phthartikon echei
morion tou Tuphônos estin <eipein>
oute gar en apsuchois sômasi tas
tou pantos archas theteon
hôs Dêmokritos kai Epikouros
out apoiou dêmiourgon ulês
ena logon kai mian pronoian
hôs hoi Stôikoi
periginomenên apantôn kai kratousan
adunaton gar ê phlauron hotioun
hopou pantôn ê chrêston
hopou mêdenos ho theos aitios engenesthai
palintonos gar armoniê kosmou
okôsper lurês kai toxou kath
Hrakleiton
kai kat Euripiden
ouk an genoito chôris esthla kai
kaka
all esti tis sunkrasis hôst echein
kalôs
dio kai pampalaios autê kateisin
ek theologôn
kai nomothetôn eis te poiêtas
kai philosophous doxa
tên archên adespoton echousa
tên de pistin ischuran kai dusexaleipton
ouk en logois monon oud en phêmais
all en te teletais en te thusiais kai barbarois
kai Hellêsi pollachou peripheromenê
hôs out anon kai alogon kai akubernêton
aiôreitai tôi automatôi to pan
outh eis estin ho kratôn kateuthunôn
hôsper oiaxin ê tisi peithêniois chalinois logos
alla polla kai memigmena kakois kai agathois
mallon de mêden hôs aplôs eipein
akraton entautha tês phuseôs
pherousês ou duein pithôn eis tamis
hôsper namata ta pragmata kapêlikôs
dianemôn anakerannusin êmin
all apo duein enantiôn archôn
kai duein antipalôn dunameôn
tês men epi ta dexia kai kat eutheian
huphêgoumenês
tês d empalin anastrephousês
kai anaklôsês ho te bios miktos êo te kosmos
ei kai mê pas
all ho perigeios outos kai meta selênên
anômalos kai poikilos gegone
kai metabolas pasas dechomenos
ei gar ouden anaitiôs pephuke ginesthai
aitian de kakou tagathon ouk an paraschoi
dei genesin idian kai archên hôsper
agathou kai kakou tên phusin echein
45.
Daher läßt sich füglich annehmen, daß keine dieser
Erklärungen für sich allein, wohl aber alle zusammengenommen
richtig sind.
Nicht bloß Dürre, nicht bloß Wind oder Meer oder Finsternis,
sondern alles, was die Natur Schädliches und Verderbliches enthält,
gehört dem Typhon zu.
Denn man darf nicht den Ursprung des Weltalls nach Demokrit und Epikur
in seelenlose Körper setzen, noch mit den Stoikern einen die Materie
schaffenden Verstand und eine Fürsehung, die über alles herrscht
und über alles waltet, annehmen.
Denn unmöglich kann da, wo die Gottheit Ursache von allem ist,
etwas Schlechtes, oder da, wo sie von Nichts Ursache ist, etwas Gutes werden.
Die Harmonie der Welt ist nach Heraklit
gleich der eines Bogens oder einer Lyra und, nach Euripides
Nicht wohl geschieden findet Gut und Böses sich,
Viel mehr gemischt ist beides zur Zufriedenheit.
Deswegen ist auch von Theologen und Gesetzgebern auf Dichter und Philosophen
diese uralte Ansicht übergegangen, deren Urheber sich zwar nicht angeben
läßt, die aber doch durchaus zuverlässig und wahr ist,
da sich nicht bloß in Erzählungen und Sagen, sondern auch in
den Mysterien und bei den Opfern, allerwärts bei den Griechen und
Barbaren sich findet, ich meine die Ansicht, daß das Weltall keineswegs
vernunft- und verstandlos, ohne Leitung dem Ungefähr überlassen
herumschwebe, noch von einem einzigen vernünftigen Wesen beherrscht
und gelenkt werde, gleichsam wie mit einem Steuer oder Zügel, sondern
von vielen Wesen, und zwar von solchen, die aus Bösem und Gutem gemischt
sind;
oder, um es gerade herauszusagen, daß die Natur nichts Lauteres
enthält, daher auch nicht ein einzelner Verwalter, wie ein Schenkwirt
aus zwei Fässern die Elemente, gleich Getränken, uns mischen
und austeilen kann, sondern daß aus zwei entgegengesetzten Prinzipien
und zwei einander feindseligen Kräften, von welchen die eine rechts
in gerader Richtung führt, die andere nach der entgegenstehenden Seite
sich wendet und umbeugt, das Leben und die Welt, wenn auch nicht die ganze,
so doch diese irdische und lunarische, gemischt und daher ungleich, mannigfaltig
und allen Veränderungen unterworfen worden ist.
Denn da nichts ohne Ursache entstehen, das Gute aber nicht Grund des
Bösen werden kann, so muß das Böse wie das Gute einen besonderen
Ursprung und eine besondere Entstehung haben.
46.
kai dokei touto tois pleistois kai sophôtatois
nomizousi gar hoi men theous einai duo
kathaper antitechnous
ton men agathôn ton de phaulôn
dêmiourgon
hoi de ton men [gar] ameinona theon ton
d eteron daimona kalousin
hôsper Zôroastrês ho
magos
on pentakischiliois etesi tôn Trôikôn
gegonenai presbuteron istorousin
outos oun ekalei ton men Wromazên
ton d Areimanion
kai prosapephaineto ton men eoikenai phôti
malista tôn aisthêtôn
ton d empalin skotôi kai
agnoiai
meson d amphoin ton Mithrên einai
dio kai Mithrên Persai ton mesitên
onomazousin
edidaxe <de> tôi men
euktaia thuein kai charistêria
tôi d apotropoia kai skuthrôpa
poan gar tina koptontes omômi kaloumenên
en olmôi
ton Aidên anakalountai kai ton skoton
eita mixantes aimati lukou sphagentos eis
topon anêlion ekpherousi kai rhhiptousi
kai rhhag tôn phutôn nomizousi
ta men tou agathou theou
ta de tou kakou daimonos einai
kai tôn zôiôn
hôsper kunas kai ornithas kai chersaious echinous tou agathou
tou [de] phaulou mus enudrous einai
dio kai ton ktinanta pleistous eudaimonizousin
46.
Dies ist die Ansicht der meisten und der besseren Philosophen.
Einige von ihnen nehmen zwei einander gleichsam entgegenwirkende göttliche
Wesen an, wovon das eine das Gute, das andere das Böse schaffe;
andere nennen das eine Gute Gott, das andere Dämon, wie der Magier
Zoroaster, welcher 5000 Jahre vor dem trojanischen Kriege gelebt haben
soll, behauptete, das eine Wesen, das er Oromazes [Ormuzd] nannte, sei
unter allen sinnlichen Gegenständen am meisten dem Lichte ähnlich,
das andere, das er Arimanius [Ahriman] nannte, der Dunkelheit und Unwissenheit,
in der Mitte zwischen beiden stehe Mithras, den die Perser darum auch den
Mittler nennen;
jenem sollten sie nach seiner Vorschrift Gelübde und Dankopfer
bringen, diesem solche Opfer, die das Übel abwenden, und Trauerdienst.
Unter Anrufung des Hades und der Finsternis zerstoßen sie ein
Kraut mit Namen Omomi in einem Mörser, vermischen es dann mit dem
Blut eines geschlachteten Wolfes und werfen es an einen von der Sonne nicht
beschienenen Ort.
So legen sie auch unter den Pflanzen die einen dem guten Gotte, die
andern dem bösen Dämon bei, desgleichen unter den Tieren z.B.
die Hunde, Vögel und Landigel dem guten Gotte, dem Bösen die
Wasserigel;
weshalb sie auch den glücklich preisen, welcher die meisten getötet
hat.
47.
ou men <alla> kakeinoi polla muthôdê
peri tôn theôn legousin
oia kai taut estin
ho men Wromazês ek tou katharôtatou
phaous
ho d Areimanios ek tou zophou gegonôs
polemousin allêlois
kai ho men ex theous epoiêse
ton men prôton eunoias ton de deuteron
alêtheias ton de triton eunomias
tôn de loipôn ton men sophias
ton de ploutou
ton de tôn epi tois kalois êdeôn
dêmiourgon
ho de toutois hôsper antitechnous
isous ton arithmon
eith ho men Wromazês tris eauton
auxêsas apestê tou êliou tosouton
hoson ho êlios tês gês
aphestêke
kai ton ouranon astrois ekosmêsen
ena d astera pro pantôn oion phulaka
kai proaptên enkatestêse ton Seirion
allous de poiêsas tessaras kai eikosi
theous eis ôion ethêken
hoi d apo tou Areimaniou genomenoi kai
autoi tosoutoi diatrêsantes to ôion gan***
hothen anamêmiktai ta kaka tois agathois
epeisi de chronos eimarmenos
en ôi ton Areimanion loimon
epagonta
kai limon hupo toutôn anankê
phtharênai pantapasi kai aphanisthênai
tês de gês epipedou kai omalês
genomenês ena bion kai mian politeian
anthrôpôn marakiôn kai
homoglôssôn apantôn genesthai
Qeopompos de phêsi kata tous magous
ana meros trischilia etê
ton men kratein ton de krateisthai tôn
theôn
alla de trischilia machesthai kai polemein
kai analuein ta tou eterou ton eteron
telos d apoleipesthai ton Aidên
kai tous men anthrôpous eudaimonas
esesthai
mête trophês deomenous mête
skian poiountas
ton de tauta mêchanêsamenon
theon êremein
kai anapauesthai chronon [kalôs]
men ou polun [tôi theôi]
hôsper anthrôpôi
koimômenôi metrion
ê men oun magôn mutologia toiouton
echei tropon
47.
In der persischen Götterlehre, die übrigens nur wenige Mythen
enthält, findet sich indes auch folgende.
Ormuzd ist aus dem reinsten Lichte, Ahriman aus dem Dunkel geboren;
beide führen miteinander Krieg;
jener schuf sechs Götter (den ersten als Schöpfer des Wohlwollens,
den andern als Schöpfer der Wahrheit, den dritten als Schöpfer
der Gerechtigkeit und so fort die übrigen als Schöpfer der Weisheit,
des Reichtums und des Vergnügens an edlen Handlungen);
dieser schuf eine gleiche entgegenstehende Anzahl von Göttern.
Darauf machte sich Ormuzd dreimal größer und entfernte sich
von der Sonne ebensosehr als die Sonne von der Erde entfernt ist, schmückte
dann den Himmel mit Gestirnen und setzte einen von allen, den Sirius, ein,
gleichsam als Wächter und Vorsteher.
Darauf schuf er 24 andere Götter und legte sich in ein Ei, welches
aber die von Ahriman gezeugten, an Zahl gleichen Götter, durchbohrten;
weshalb nun das Böse mit dem Guten vermischt ist.
Es wird aber eine bestimmte Zeit kommen, in welcher Ahriman durch die
Pest und Hungersnot, die er herbeigeführt, notwendig untergeht und
gänzlich vertilgt wird, worauf die Erde eben und gleich wird, und
ein Leben, ein Staat, eine allen gemeinschaftliche Sprache seliger Menschen
entsteht.
Theophrast erzählt, daß nach Angabe der Magier abwechselnd
der eine Gott herrsche und der andere beherrscht werde, daß beide
in weiteren 3000 Jahren miteinander streiten und Krieg führen, da
der eine des anderen Werke zu vernichten suche;
zuletzt geht der Hades unter, die Menschen werden selig, ohne einer
Nahrung zu bedürfen oder Schatten zu werfen;
der Gott aber, der dieses bewirkt, verhält sich eine geraume Zeit
ruhig, was für einen Gott wohl nicht lange, sondern in gleichem Maße
mit der Schlafzeit eines Menschen ist.
Solchen Inhalts ungefähr ist die Mythologie der Magier.
48.
Caldaioi de tôn planêtôn
ous theous genethlious kalousi
duo men agathourgous duo de kakopoious
mesous de tous treis apophainousi kai koinous
ta d Hellênôn pasi pou dêla
tên men agathên Dios Olumpiou
merida
tên d apotropaion Aidou poioumenôn
ek d Aphroditês kai Areos Armonian
gegonai muthologountôn
ôn ho men apênês kai
philoneikos
ê de meilichios kai genethlios
skopei de tous philosophous toutois sumveromenous
Hrakleitos men gar antikrus polemon onomazei
patera kai basilea kai kurion pantôn
kai ton men Omêron euchomenon ek
te theôn erin ek t antrôpôn apolestai lananein phêsi
têi pantôn genesei
katarômenon ek machês kai antipatheias tên genesin echontôn
êlion de mê huperbêsesthai
tous prosêkontas orous
ei de mê Klôthas min dikês
epikourous exeurêsein
Empedoklês de tên men agathourgon
archên Filotêta kai Filian pollakis
<eti> d Armonian kalei themerôpin
tên de cheirona Neikos oulomenon
kai Dêrin aimatoessan
<kai> hoi men Puthagorikoi dia pleiôn
onomatôn katêgorousi tou men agathou
to en to peperasmenon to menon to euthu
to perisson
to tetragônon <to ison> to dexion
to lampron
tou de kakou
tên duada to apeiron to pheromenon
to kamulon to artion
to eteromêkes to anison to aristeron
to skoteinon
hôs tautas archas genesiôs
hupokeimenas
Anaxagoras de noun kai apeiron
Aristotelês de to men eidos to de
sterêsin
Platôn de pollachou men oion epêlugazomenos
kai parakaluptomenos tôn enantiôn
archôn
tên men tauton onomazei tên
de thateron
en de tois Nomois êdê presbuteros
ôn ou di ainigmôn oude submolikôs
alla kuriois onomasin ou miai psuchêi
phêsi kineisthai ton kosmon
alla pleiosin isôs duein de pantôs
ouk elattosin
ôn tên men agathourgon einai
tên d enantian tautêi
kai tôn enantiôn dêmiourgon
apoleipetai de kai tritên tina metaxu
phusin
ouk apsuchon oud alogon oud akinêton
ex autês
hôsper enioi nomizousin
all anakeimenên amphoin ekeinais
ephiemenên de tês ameinonos
aei kai pothousan kai diôkousan
hôs ta epionta dêlôsei
tou logou
tên Aiguptiôn theologian malista
tautêi têi philosophiai sunoikeiountos
48.
Die Chaldäer nennen die Planetengötter, zwei derselben sollen
das Gute, und ebensoviele das Böse schaffen;
die drei andern setzen sie in die Mitte, als beiden gemeinsam.
Die griechische Ansicht ist wohl allen bekannt, wonach die gute Welt
dem olympischen Iupiter, die böse dem Hades zugefallen ist.
Nach ihrer Mythologie ist dann die Harmonie von Venus und Mars erzeugt
worden;
dieser ist hart und streitsüchtig, jene mild und Vorsteherin der
Geburt.
Auch die Lehre der Philosophen wird man damit in Übereinstimmung
finden.
Heraklit nennt nämlich geradezu den
Krieg Vater, König und Herr aller Dinge, er behauptet auch, dadurch,
daß Homer von den Göttern wie von den Menschen allen Zank entferne,
(Ilias 18,107) habe dieser Dichter, ohne es zu wollen, einen Fluch gegen
die Entstehung aller Dinge ausgesprochen, weil sie eben durch Kampf und
Feindschaft entstehen;
es werde auch die Sonne die ihr gesetzten Grenzen nicht überschreiten;
sonst würde sie Zungen zum Beistande der gerechten Sache finden.
Empedokles nennt das gute Prinzip Freundschaft und Liebe, oftmals auch
Harmonie, das Böse aber verderblichen Streit und blutigen Hader.
Die Pythagoreier haben mehrere Benennungen
für das Gute: z.B. die Einheit, das Begrenzte, das Bleibende, das
Geradlinigte, die ungerade Zahl, das Viereck, das Rechte, das Glänzende,
und ebenso nennen sie das Böse die Zweiheit, das Unbegrenzte, das
Schwebende, das Krumme, die gerade Zahl, das Längliche, das Ungleiche,
das Linke, das Dunkle.
Und davon leiten sie den Ursprung der Dinge ab.
Anaxagoras setzt den Verstand und das Unendliche [als Prinzipien],
Aristoteles die Gestalt und die Beraubung.
Platon drückt sich zwar an manchen Stellen etwas dunkel und verdeckt
darüber aus: indes bezeichnet er das eine dieser entgegenstehenden
Prinzipien als das Identische, das andere als das Verschiedene.
Aber in dem Werke von den Gesetzen, dessen Abfassung in seine spätere
Lebenszeit fällt, hat er sich auf gar keine rätselhafte oder
bildliche Weise, sondern in bestimmten Ausdrücken dahin erklärt,
daß die Welt nicht von einer Seele belebt wird, sondern wohl durch
mehrere, in keinem Falle aber durch weniger als zwei;
daher die eine davon das Gute, die andere, dieser entgegengesetze,
auch das Entgegengesetzte schaffe.
Dann läßt er noch eine dritte Natur zwischen beiden bestehen,
die aber nicht, wie einige glauben, ohne Seele, ohne Verstand und ohne
eigene Bewegung, sondern jenen beiden gemeinsam ist, die nach dem Besseren
stets strebt, ihm nachgeht und danach sich sehnt, wie im Verfolge dieser
Untersuchung sich zeigen wird, deren Resultat die Übereinstimmung
der ägyptischen Götterlehre mit diesen Philosophemen nachweist.
49.
memigmenê gar ê toude tou kosmou
genesis kai sustasis
ex enantiôn ou mên isisthenôn
dunameôn
alla tês beltionos to kratos estin
apolesthai de tên phaulên pantapasin
adunaton
pollên men empephukuian tôi
sômati
pollên de têi psuchêi
tou pantos kai pros tên beltiona aei dusmachousan
en men oun têi psuchêi
nous kai logos ho tôn aristôn pantôn êgemôn
kai kurios Osiris estin
en de gêi kai pneumasi
kai hudasi kai ouranôi kai astrois
to tetagmenon kai kathestêkos kai
ugiainon ôrais kai krasesi kai periodois
Osiridos aporroê kai eikôn
emphainomenê
Tuphôn de tês psuchês
to pathêtikon kai titanikon kai alogon kai epmlêkton
tou de sômatikou to epikêron
kai nosôdes kai taraktikon
aôriais kai duskrasiais kai krupsesin
êliou kai aphanismois selênês
oion ekdromai kai aphêniasmoi [kai]
Tuphônos
kai tounoma katêgorei to Sêth
ôi ton Tuphôna kalousi
phrazei men to <kata> dunasteuon kai
katabiazomenon
phrazei de tên pollakis anastrophên
kai palin hupekpêdêsin
Bebôna de tines men ena tôn
tou Tuphônos etairôn gegonenai legousin
Manethôs <d> auton ton Tuphôna
kai Bebôna kaleisthai
sêmainei de tounoma kathexin ê
kôlusin
hôs tois pragmasin odôi
badizousi
kai pros ho chrê pheromenois enistamenês
tês tou Tuphônos dunameôs
49.
Nach der Lehre der Ägypter nämlich ist diese Welt entstanden
und zusammengesetzt aus entgegenstehenden Kräften, die indes keine
gleiche Macht besitzen, indem das Bessere die Oberhand hat.
Jedoch ist es unmöglich, daß das Schlechte gänzlich
untergehe, weil es vielfach teils mit dem Körper, teils mit der Seele
des Ganzen verbunden ist und mit dem Besseren in stetem Streite sich befindet.
In der Seele nun heißt der Verstand und die Vernunft, als Herr
und Fürst von allem Besten, Osiris;
was aber in der Erde, in den Winden, Gewässern, im Himmel und
bei den Gestirnen geordnet, festgesetzt und gesund ist, in Ansehung der
Jahreszeiten, der Witterung und der Zeitumläufe, ist ein Ausfluß
des Osiris und ein sichtbares Bild desselben.
Typhon hingegen bedeutet das Leidenschaftliche der Seele, das Titanische,
Unvernünftige und Ungestüme;
bei körperlichen Dingen wird das Schadhafte und Krankhafte, das
Unordentliche in Jahreszeiten und Witterung, beim Verbergen der Sonne und
beim Verschwinden des Mondes, als Typhons Streifzüge und Mordtaten
dargestellt.
Auch geht darauf der Name Seth, womit man den Typhon bezeichnet;
er bedeutet nämlich einerseits das Herrschende und Überwältigende,
andererseits das öftere Umkehren und wiederholte Darüberspringen.
Der Name Bebon bezeichnet nach einigen einen von den Gefährten
des Typhon, nach Manetho aber wird damit Typhon selbst bezeichnet.
Es bedeutet derselbe Einsperrung oder Hindernis, insofern Typhons Macht
den Dingen, die ihren ordentlichen Weg gehen und nach einem bestimmten
Punkte sich wenden, sich entgegenstellt.
50.
dio kai tôn men êmerôn
zôiôn aponemousin autôi to amathestaton
onon
tôn d agrôn ta thêriôdestata
krokodeilon kai ton potamion ippon
peri men <oun> tou onou prodedêlôkamen
en Ermou polei de Tuphônos agalma
deiknuousin ippon potamion
eph ou bebêken hierax hophei machomenos
tôi men iooôi
ton Tuphôna deiknuntes
tôi d hieraki dunamin
kai archên
ên biai ktômenos ho Tuphôn
pollakis ouk anietai tarattomenos
hupo tês kakias kai tarattôn
dio kai thuontes ebdomêi
tou Tubi mênos
ênkaousin aphixin Isidos ek Foinikês
epiölattousi tois popanois ippon potamion
dedemenon
en d Apollônos polei nenomismenon
esti krokodeilou phagein pantôs hekaston
êmerai de miai thêreusantes
hosous an dunôntai kai kteinantes apantikru tou hierou
proballousi kai legousin hôs ho Tuphôn
ton Wron apedra krokodeilos genomenos
panta kai zôia kai phuta
kai pathê ta phaula kai blabera
Tuphônos erga kai merê <kai>
kinêmata poioumenoi
50.
Deshalb legen sie auch unter den zahmen Tieren ihm das dümmste,
den Esel bei, unter den wilden Tieren aber die wildesten, das Krokodil
und das Flußpferd.
Über den Esel haben wir uns bereits oben erklärt.
Zu Hermopolis zeigt man ein Bild des Typhon in Gestalt eines Flußpferdes;
ein Habicht, der mit einer Schlange kämpft, steht darauf.
Das Pferd nämlich stellt den Typhon dar, der Habicht die Macht
und Herrschaft, welche Typhon gewaltsam an sich gerissen und damit aus
Bosheit sich und andere in Unruhe versetzt.
Daher auch am siebenten des Monats Tybi (Januar) bei dem Feste, welches
die Ankunft der Isis aus Phönizien heißt, man auf die Opferkuchen
das Bild eines gebundenen Flußpferdes setzt.
In der Stadt des Apollon ist es Sitte, daß überhaupt ein
jeder vom Krokodil ißt;
man fängt derselben an einem Tage soviele, als man kann, tötet
sie dann und wirft sie vor den Tempel, mit der Erklärung, Typhon sei
in der Gestalt eines Krokodils dem Horus entlaufen;
wie denn überhaupt alle schlechten und schädlichen Tiere,
Pflanzen und Zustände für Werke, Glieder und Bewegungen des Typhon
gelten.
51.
ton d Osirin au palin hophthalmôi
kai skêptôi graphousin
ôn to men tên pronoian emphainein
to de tên dunamin
hôs Omêros ton archonta kai
basileuonta pantôn Zên hupaton kai mêstôra kalôn
[kai] eoike tôi men hupatôi
ton kratos autou
tôi de mêstôri
tên euboulian kai tên phronêsin sêmainein
graphousi <de> kai hieraki ton theon
touton pollakis
eutoniai gar hopseôs huperballei
kai ptêseôs oxutêti
kai dioikein auton elachistêi
trophêi pephuke
legetai de kai nekrôn ataphôn
ommasi gên huperpetomenos epiphallein
hotan de piomenos epi ton potamon kataiphêi
to pteron istêsin orthon
piôn de klinei touto palin
ôi dêlos esti sesôsmenos
kai diapepheugôs ton krokodeilon
an gar arpasthêi
menei to pteron hôsper estê
pepêgos
pantachou de kai anthrôpomorphon
Osiridos agalma deiknuousin
exorthiazon tôi aidoiôi
dia to gonomon kai to trophimon
ampechonêi de phlogoeidei
stellousin autou tas eikonas
êlion sôma tês tagathou
dunameôs [hôs] oraton ousias noêtês êgoumenoi
dio kai kataphronein axion esti tôn
tên êliou sphairan Tuphôni prosnemontôn
ôi lampron ouden oude
sôtêrion oude taxis oude genesis oude kinêsis
metron echousa kai logon
alla tanantia prosêkei
kai <xêrotêta kai> auchmon
hois phtheirei polla tôn zôiôn
kai blastanontôn
ouch êliou theteon ergon
alla tôn en gêi
kai aeri mê kath ôran kerannumenôn pneumatôn kai
hudatôn
hotan ê tês ataktou kai aoristou
dunameôs archê
plêmmelêsasa katasbesêi
tas anathumiaseis
51.
Den Osiris dagegen bildet man ab durch ein Auge und einen Szepter;
jendes zeigt die Fürsehung an, dieser die Macht;
so wie auch Homer, indem er den Jupiter den Herrn und König von
allem, den Höchsten und den Berater nennt, mit dem einen Ausdrucke
seine Macht, mit dem anderen seine Klugheit und Einsicht anzudeuten scheint.
Öfters stellt man auch diesen Gott durch einen Habicht dar.
Denn er zeichnet sich durch die Schärfe seines Gesichts und die
Schnelligkeit seines Flugs aus und verdauet die Speisen sehr leicht;
auch sagt man, er werfe bei seinem Fluge Erde auf die Augen unbeerdigter
Leichname.
Läßt er sich, um zu trinken, am Flusse nieder, so erhebt
er sein Gefieder aufrecht;
hat er getrunken, so läßt er es wieder nieder;
dadurch nämlich zeigt er an, daß er gerettet und dem Krokodil
entgangen ist;
denn wenn er eine Beute desselben wird, so bleibt sein Gefieder aufrecht
stehen, wie es vorher war.
An allen Orten findet man auch Bilder des Osiris in menschlicher Gestalt
mit aufrecht stehendem Schamgliede, wegen der zeugenden und ernährenden
Kraft desselben;
man bekleidet aber seine Bildsäulen mit einem feuerfarbenen Gewande,
weil die Sonne für den Körper der guten Macht, für das Sichtbare
der [unsichtbaren, nur] mit dem Geiste zu erkennenden Wesenheit angesehen
wird.
Aus diesem Grunde ist auch billig die Ansicht derjenigen zu verwerfen,
welche die Sonnenkugel dem Typhon zuschreiben, da doch diesem nichts Glänzendes
oder Heilbringendes, keine Ordnung, keine Entstehung, keine ordnungsmäßige
und vernünftige Bewegung, sondern das Entgegengesetzte [von diesem
Allem] zukommt.
Auch darf man eine Dürre, welche viele Tiere und Pflanzen verdirbt,
nicht für ein Werk der Sonne ansehen, sondern für ein Werk der
auf der Erde und in der Luft zur Unzeit gemischten Winde und Wasser, wenn
die ungeordnete und unbegrenzte Macht ausschweift und so die Ausdünstungen
vertilgt hat.
52.
en de tois hierois umnois tou Osiridos
anakalountai ton en tais ankalais kruptomenon
tou Hliou
kai têitriakidi tou Epiphi
mênos eortazousin hophthalmôn Wrou genethlion
hote selênê kai êlios
epi mias eutheias gegonasin
hôs ou monon tên selênên
alla kai ton êlion omma tou Wrou kai phôs êgoumenoi
têi de ogdoêi
phthinontos tou Faôphi bartêrias êliou
genethlion agousi meta phthinopôrinên
isêmerian
emphainontes oion hupereismatos deisthai
kai rhhôseôs tôi
te thermôi gignomenon endea kai tôi phôti
[endea]
klinomenon kai plagion aph êmôn
pheromenon
eti de tên boun hupo tropas cheimerinas
eptakis peri ton naon tou Hliou peripherousi
kai kaleitaizêtêsis Osiridos
ê peridromê
to hudôr cheimônos tês
theou pothousês
tosautakis de periiasin
hoti tên apo tropôn cheimerinôn
epi tropas therinas parodon ebdomôi mêni sumperainei
legetai de kai thusai tôi
êliôi tetradi mênos istamenou pantôn
prôtos Wros ho Isidos
hôs en tois epigraphomenois Genethliois
Wrou gegraptai
kai mên êmeras hekastês
trichôs epithumiôsi tôi êliôi
rhhêtinên men hupo tas anatolas
smurnan de mesouranounti
to de kaloumenon kuphi peri dusmas
ôn hekaston on echei logon usteron
aphêgêsomai
ton d êlion pasi toutois prostrepesthai
kai therapeuein oiontai
kai ti dei polla toiauta sunagein
eisi gar hoi ton Osirin antikrus êlion
einai
kai onomazesthai Seirion huph Hellênôn
legontes
ei kai par Aiguptiois ê prothesis
tou arthrou tounoma pepoiêken amphignoeisthai
tên d Isin ouch eteran tês
selênês apophainontes
hothen kai tôn agalmatôn autês
ta men kerasropha tou mênoeidous gegonenai mimêmata
tois de melanostolois emphainesthai tas
krupseis
kai tous periskiasmous en hois diôkei
pothousa ton êlion
dio kai pros ta erôtika tên
selênên epikalountai
kai tên Isin Eudoxos phêsi
brabeuein ta erôtika
kai toutois men amôsgepôs tou
pithanou metesti
tôn de Tuphôna poiountôn
ton êlion oud akouein axion
all êmeis authis ton oikeion logon
analabômen
52.
In den heiligen Liedern wird Osiris angerufen als der Gott, welcher
in den Armen der Sonne verborgen ist;
am 30. des Monats Epiphi feiert man das Geburtsfest der Augen des Horus,
wenn Mond und Sonne in einer geraden Linie stehen, weil sie nicht bloß
den Mond, sondern auch die Sonne für das Auge und für das Licht
des Horus halten.
Am 23. des Monats Phaophi nach der Herbstgleiche wird das Geburtsfest
der Sonnenstäbe gefeiert, womit angedeutet werden soll, daß
die Sonne gleichsam einer Stütze und Stärkung bedürfe, weil
sie an Wärme und Licht abnimmt, sich neigt und von uns in schräger
Richtung entfernt.
Überdem führt man zur Zeit der Winterwende eine Kuh siebenmal
um den Tempel herum, und nennt den Umlauf der Sonne das Aufsuchen des Osiris,
weil die Göttin [Isis] im Winter sich nach Wasser sehnt;
siebenmal aber gehen sie herum, weil die Sonne ihren Umlauf von der
Winterwende zur Sommerwende im siebenten Monat vollendet.
Es soll aber Horus, der Sohn der Isis, am vierten Tage eines jeden
Monats der Sonne zuerst geopfert haben, wie in dem Buche, welches überschrieben
ist: Geburtsfest des Horus, bemerkt ist.
Auch räuchern sie der Sonne dreimal an jedem Tage, am Sonnenaufgang
Gummi, am Mittag Myrrhen, und am Abend das sogenannte Kyphi;
was der Grund von jedem einzelnen ist, werde ich später angeben.
Durch dies alles glaubt man der Sonne Dienst und Verehrung zu erweisen.
Indes ist es überflüssig, hier viele Zeugnisse zusammenzustellen,
da manche den Osiris geradezu für die Sonne erklären und Sirius
für die griechische Benennung ausgeben, obschon bei den Ägyptern
der vorgesetzte Artikel den Namen unkenntlich gemacht hat.
Die Isis erklären sie dann für einerlei mit dem Monde und
die Hörner an ihren Bildern für Nachbildungen der Mondsgestalt;
die schwarze Kleidung soll das Verbergen und die Beschattung desselben
anzeigen, in welchen der Mond mit Sehnsucht der Sonne nachgeht.
Deshalb ruft man auch den Mond in Liebesangelegenheiten an, und Isis
ist nach des Eudoros Versicherung in solchen Dingen Richterin.
Es liegt nun allerdings in dieser Behauptung einige Wahrscheinlichkeit,
während die andere, wonach Typhon die Sonne sein soll, kein Gehör
verdient;
deshalb will ich zur eigentlichen Untersuchung zurückkehren.
53.
ê gar Isis esti men to tês
phuseôs thêlu kai dektikon apasês geneseôs
katho tithênê kai pandechês
hupo tou Platônos
hupo de tôn pollôn muriônumos
keklêtai
dia to pasas hupo tou logou trepomenê
morphas dechesthai kai ideas
echei de sumphuton erôta tou prôtou
kai kuriôtatou pantôn
ho tagathôi tauton esti
kakeino pothei kai diôkei
tên d ek tou kakou pheugei kai diôtheitai
moiran
amphoin men ousa chôra kai ulê
rhhepousa d aei pros to beltion kai parechousa
gennan ex eautês ekeinôi
kai kataspeirein eis eautên aporroas
kai homoiotêtas
hais chairei kai gegêthe kuiskomenê
kai hupopimplamenê tôn geneseôn
eikôn gar estin ousias <ê>
en ulêi genesis
kai mimêma tou ontos to ginomenon
53.
Isis ist das Weibliche in der Natur, das alle Erzeugung in sich aufnimmt;
weshalb sie von Platon als Amme und alles Befassende, von den meisten
aber als die Tausendnamige bezeichnet worden ist, weil sie von den vernünftigen
Wesen alle Gestalten und Formen annimmt;
die Natur hat ihr eine Liebe eingepflanzt zu dem Ersten und Höchsten
von Allem, welches mit dem Guten dasselbe ist;
nach diesem hat sie ein Verlangen, nach diesem sehnt sie sich, den
Anteil vom Bösen hingegen meidet sie und stößt ihn von
sich ab, indem sie zwar für beide Raum und Materie ist, jedoch stets
zum Besseren sich von selbst hinneigt und jenes Abflüsse und Ähnlichkeiten
in sich erzeugen und säen läßt, weil sie daran ihre Freude
hat, und überhaupt sich gerne befruchten und mit sich anfüllen
läßt.
Denn die Entstehung ist ein Bild der Wesenheit in der Materie und das
Entstandene eine Nachbildung des Wesens.
54.
hothen ouk apo tropou muthologousi tên
Osiridos psuchên aidion einai kai aphtharton
to de sôma pollakis diaspan kai aphanizein
ton Tuphôna
tên d Isin planômenên
kai zêtein kai sunarmottein palin
to gar on kai noêton kai agathon
phthoras kai metabolês kreitton estin
as d ap autou to aisthêton kai sômatikon
eikonas ekmattetai
kai logous kai eidê kai homoiotêtas
analambanei
kathaper en kêrôi
sphragides ouk aei diamenousin
alla katalambanei to atakton autas
kai tarachôdes entautha tês
anô chôras apelêlamenon kai machomenon pros ton Wron
on ê Isis eikona tou noêtou
kosmon aisthêton onta gennai
dio kai dikên pheugein legetai ntheias
hupo Tuphônos
hôs ouk ôn katharos oud eilikrinês
oios ho o patêr
logos autos kath eauton amigês kai
apathês
alla nenotheumenos têi
ulêi dia to sômatikon
periginetai de kai nikai tou Ermou
toutesti tou logou marturoutos kai deiknuontos
hoti pros to nêton ê vusis
metaschêmatizomenê ton kosmon apodidôsin
ê men gar eti tôn theôn
en gastri tês Reas ontôn ex Isidos kai Osiridos legomenê
genesis
Apollônos ainittetai to prin ekphanê
genesthai tonde ton kosmon
kai suntelesthênai tôi
logôi tên ulên * phusei elenchomenên
ep autên atelê tên prôtên
genesin exenenkein
dio kai phasi ton theon ekeinon anapêron
hupo skotôi genesthai
kai presbuteron Wron kalousin
ou gar ên kosmos all eidôlon
ti kai kosmou phantasma mellontos
54.
Es ist daher nicht unpassend, daß nach der ägyptischen Mythologie
des Osiris Seele ewig und unvergänglich ist, sein Körper aber
von Typhon oftmals zerstückelt und zernichtet wird, Isis dann umherirrend
ihn aufsucht und wieder zusammensetzt.
Denn Das, was wahrhaft ist, was geistig und gut ist, unterliegt weder
dem Untergange noch der Veränderung;
hingegen das Sinnliche und Körperliche drückt von demselben
Bilder ab und nimmt Verhältnisse, Gestalten und Ähnlichkeiten
an, die aber, gleich den in Wachs eingedrückten Siegeln, von keinem
Bestande sind, sondern der Unordnung und Verwirrung unterliegen, welche
aus der oberen Gegend vertrieben und mit Horus im Streite begriffen ist,
den die Isis als sichtbares Bild der geistigen Welt gebiert.
Deshalb wird er auch, nach diesem Mythos, von Typhon der unechten Abstammung
beschuldigt, weil er nicht rein und lauter sei, wie sein Vater, der unvermischte,
von aller Veränderung freie, reine Verstand, sondern wegen des Körperlichen
durch die Materie verfälscht ist.
Er überwindet und siegt aber, weil Hermes, d.i. die Vernunft,
für ihn Beweis und Zeugnis liefert, daß die sichtbare Welt von
Natur nach dem Geistigen gebildet werde.
Denn die Abstammung des Apollon von Isis und Osiris, als sie noch im
Mutterleibe der Rhea waren, bedeutet, daß, noch ehe diese Welt sichtbar
und durch die Vernunft vollendet war, die Materie, die allein für
sich ihrer Natur nach sich als unvollkommen ausweist, die erste Geburt
hervorgebracht.
Deshalb ist auch (nach dieser Erzählung) jener Gott in der Finsternis
geboren worden und heißt der ältere Horus.
Denn er war nicht die Welt, sondern ein Bild und eine Vorstellung der
künftigen Welt.
55.
ho d Wros outos autos estin ôrismenos
kai teleios
ouk anêirêkôs
ton Tuphôna pantapasin
alla to drastêrion kai ischuron autou
parêirêmenos
hothen en Koptôi to agalma
tou Wrou legousin en têi eterai cheiri Tuphônos
aidoia katechein
kai ton Ermên muthologousin exelonta
tou Tuphônos ta neura chordais chrêsasthai
didaskontes hôs to pan ho logos diarmosamenos
sumphônon ex asmphônôn merôn epoiêse
kai tên phthartikên ou apôlesen
all anepêrôse dunamin
hothen ekeinê men asthenês
kai adranês entautha
phuromenê kai prosplekomenê
tois pathêtikois kai metabolikois mêresi
seismôn men en têi
kai tromôn
auchmôn d en aeri kai pneumatôn
atopôn
authis de prêstêrôn kai
keraunôn dêmiourgos esti
pharmattei de kai loimois hudata kai pneumata
kai mechri selênês anatrechei
kai anachaitizei suncheousa
kai melainousa pollakis to lampron
hôs Aiguptioi nomizousi kai legousin
hoti tou Wrou nun men epataxe nun d exelôn
katepien ho Tuphôn ton hophthalmon
eita tôi Hliôi
meiôsin tês selênês
pêrôsin de tên echleipsin
ên ho êlios iatai diaphugousêi
tên skian tês gês euthus antilampôn
55.
Dieser Horus aber ist selbst begrenzt und vollkommen, er hat den Typhon
nicht gänzlich vernichtet, sondern ihm bloß seine Heftigkeit
und Kraft benommen;
daher zu Koptos, wie man erzählt, des Horus Bild in der einen
Hand die Schamteile des Typhon hält, und Hermes nach der ägyptischen
Mythologie die Nerven des Typhon ausgeschnitten und zu Saiten gebraucht
hat, anzudeuten, daß der alles ordnende Verstand aus unharmonischen
Teilen eine Harmonie gebildet und die verderbliche Natur nicht zerstört,
sondern vervollkommnet hat.
Daher jene schwach und kraftlos ist, weil sie vermischt und verbunden
mit dem ist, was mannigfacher Veränderung unterworfen ist, und darum
Erdbeben auf der Erde, Erschütterungen, Trockenheit in der Luft, heftige
Winde, Orkane und Blitze hervorbringt.
Sie verdirbt Wasser und Winde durch Pest und dringt selbst bis zum
Mond, indem sie oftmals seinen Glanz bedeckt und schwärzt, wie die
Ägypter glauben und deshalb auch erzählen, Typhon habe das Auge
des Horus entweder ausgeschlagen, oder das ausgeschlagene Auge verschluckt
und darauf der Sonne wieder zurückgegeben;
unter dem Schlagen verstehen sie die monatliche Abnahme des Mondes,
unter der Verstümmelung die Verfinsterung, welcher die Sonne abhilft,
indem sie dem Monde, wenn er dem Schatten der Erde entgangen ist, entgegenstrahlt.
56.
ê de kreittôn kai theiotera
phusis ek triôn esti
tou noêtou kaitês ulês
kai tou ek toutôn
on kosmon Hellênes onomazousin
ho men oun Platôn to men noêton
kai idean kai paradeigma kai patera
tên d ulên kai mêtera
kai tithênên edran te kai chôran geneseôs
to d ex amphoin engonon kai genesin onomazein
eiôthen
Aiguptious d an tis eikaseie tôn
trigônôn to kalliston <timan>
malista toutôi tên
tou pantos phusin homoiountas
hôs kai Platôn en têi
politeiai dokei
toutôi proskechrêsthai
to gamêlion diagramma suntattôn
echei d ekeino to trigônon triôn
tên pros orthian kai tettarôn
tên basin
kai pente tên hupoteinousan ison
tais periechousais dunamenên
eikasteon oun tên men pros orthian
arreni
tên de basin thêleiai
tên d hupoteinousan amphoin engônôi
kai ton men Osirin hôs archên
tên d Isin hôs hupodochên
ton d Wron ô apotelesma
ta men gar tria prôtos perissos esti
kai teleios
ta de tettara tetragônos apo pleuras
artiou tês duadas
ta de pente pê men tôi
patri pê de têi mêtri proseoiken
ek triados sunkeimena kai duados
kai ta panta tôn pente gegone parônuma
kai to arithmêsasthai pempasasthai
legousi
poiei de tetragônon ê pentas
aph eautês
hoson tôn grammatôn par Aiguptiois
to plêthos esti
kai hosôn eniautôn ezê
chronon ho Apis
ton men oun Wron eiôthasi kai Min
prosagoreuein
hoper estin orômenon
aisthêton gar kai oraton ho kosmos
ê d Isis estin hote kai Mouth kai
palin Athuri ka Methuer prosagoreuetai
sêmainousi de tôi
men prôtôi tôn onomatôn mêtera
tôi de deuterôi
oikon Wrou kosmion
hôs kai Platôn chôran
geneseôs kai dexamenên
to de triton suntheton estin ek te tou
plêrous kai tou aitiou
plêrês gar estin ê ulê
tou kosmou
kai tôi agathôi
kai katharôi kai kekosmêmenôi sunestin
56.
Die bessere und göttlichere Natur besteht aus dreien: dem Geistigen,
der Materie und dem daraus Gebildeten, was die Griechen Kosmos (Schmuckwelt)
nennen.
Platon pflegt das Geistige Idee, Muster und Vater, die Materie aber
Mutter und Amme, Sitz und Raum der Geburt, das aus beiden Kommende Geburt
und Entstehung zu nennen.
Es haben aber wahrscheinlicherweise die Ägypter die Natur des
Weltalls zunächst unter dem Bilde des schönsten Dreiecks sich
gedacht;
auch Platon in der Schrift vom Staate scheint dieses Bild gebraucht
zu haben, da, wo er ein Gemälde des Ehestandes entwirft.
Dieses Dreieck enthält den aufrecht stehenden Teil von drei Seiten,
eine Grundlinie von vier Seiten und eine Hypothenuse von fünf Seiten,
welche ebensoviel enthält als die umgebenden Seiten.
Man kann nun die senkrecht stehende Linie mit dem Männlichen,
die Grundlinie mit dem Weiblichen, die Hypothenuse mit dem aus beiden Geborenen
vergleichen und sonach den Osiris als den Ursprung, die Isis als Empfängnis
und den Horus als die Geburt denken.
Denn die Dreizahl ist die erste ungerade und vollkommene Zahl, die
Vierzahl ist ein Viereck von der geraden Seite der Zweizahl, die Fünfzahl
ist einerseits dem Vater, andererseits der Mutter ähnlich, weil sie
aus der Dreizahl und Zweizahl gebildet ist.
Das All [panta] hat aber gleichen Namen mit der Fünf [pente] und
zählen heißt pempasastai.
Die Fünfzahl schafft aus sich das Viereck, mit ebensovielen Zahlen
als die Anzahl der ägyptischen Buchstaben beträgt und die Dauer
der Lebensjahre des Apis.
Den Horus pflegt man (Kai-) Mis zu nennen, welches Gesehenes bedeutet,
weil die Welt etwas durch die Sinne Erkennbares und Sichtbares ist.
Isis wird aber bisweilen auch Muth oder auch Athyri und Methuer genannt;
der erste Name bedeutet Mutter, der andere Welthaus des Horus (wie
auch Platon diese Göttin den Raum der Entstehung und das Behältnis
genannt hat), der dritte ist aus der Fülle und der Ursache zusammengesetzt.
Denn die Materie der Welt ist voll Schmucks und mit dem Guten, Reinen
und Geordneten verbunden.
57.
doxeie d an isôs kai ho Hsiodos
ta prôta pantôn Caos kai Gên
kai Tartaron kai Erôta poiôn
ouch eteras lambanein archas
alla tautas
<ei> ge dê tôn onomatôn
têi men Isidi to tês Gês
tôi d Osiridi to tou Erôtos
tôi de Tuphôni to
tou Tartarou metalambanontes pôs apodidomen
to gar Caos dokei xôran tina kai
topon tou pantos hupotithesthai
proskaleitai de kai ton Platônos
amôsgepôs ta pragmata muthon
on Sôkratês en Suposiôi
peri tês tou Erôtos geneseôs diêlthe
tên Penian legôn teknôn
deomenên tôi Porôi katheudonti
praklithênai
kai kuêsasan ex autou tekein ton
Erôta phusei mikton onta kai pantodapon
ate dê patros men agathou kai sophou
kai pasin autarkous
mêtros d amêchanou kai aporou
kai di endeian aei glichomenês eêerou
kai peri eteron liparousês gegenêmenon
ho gar Poros ouch eteros esti tou prôtôs
eratou kai ephetou kai teleiou kai autarkous
Penian de tên ulên proseipen
endea men ousan autên kath eautên tou agathou
plêroumenên d hup autou kai
pothousan aei kai metalambanousan
ho de genomenos ek toutôn kosmos
kai Wros ou aidios oud apathês oud aphthartos
all aeigenês ôn mêchanatai
tais tôn pathôn metabolais
kai periodois aei neos kai mêdepote
phtharêsomenos diamenein
57.
Auch Hesiodos, indem er Chaos, Erde, Tartaros und Liebe als die allerersten
Dinge setzt, hat, wie es scheint, keine verschiedenen, sondern dieselben
Grundwesen angenommen;
wenn wir nämlich die Namen umtauschen und statt Erde Isis, statt
Liebe Osiris, statt des Tartaros Typhon setzen.
Chaos scheint dann einen Raum und Ort des Weltalls zu bedeuten.
Es führt uns dieser Gegenstand auch in gewisser Hinsicht auf die
platonische Mythe, die Sokrates im Gastmahl über die Entstehung der
Liebe erzählt.
Die Armut, sagt er, wünschte sich Kinder und schlief deshalb bei
dem Reichtum [Poros];
sie ward von ihm schwanger und gebar den Eros [Liebe], dessen Natur
gemischt und vielfach ist,
insofern von einem guten und weisen und mit allem zur Genüge versehenen
Vater, aber von einer dürftigen und armen Mutter abstammt, die aus
Mangel stets nach etwas anderem verlangt und um etwas anderes bittet.
Der Reichtum ist nämlich nichts anderes, als das erste Liebenswürdige,
Erstrebenswerte, Vollkommene und Selbstgenügende;
die Armut stellt dann die Materie dar, welche an und für sich
des Guten bedürftig ist, von ihm erfüllt wird, nach ihm stets
sich sehnt und zur Teilnahme zu gelangen sucht.
Das aus diesen Geborene ist die Welt, Horus, der weder ewig noch unveränderlich,
noch unvergänglich ist, sondern stets geboren wird und durch die Veränderung
in seinem Zustande und durch die Umläufe sich stets neu und dadurch
vor dem Untergange zu erhalten sucht.
58.
chrêsteon de tois muthois ouch hôs
logois pampan ousin
alla to prosphoron hekastou [to] kata tên
homoiotêta lambanontas
hotan oun ulên legômen
ou dei pros etiôn philosophôn
doxas apopheromenous apsuchon ti sôma
kai apoion argon te kai aprakton ex eautou
dianoeisthai
kai gar elaion ulên murou kaloumen
kai chruson agalmatos
ouk onta pasês erêma poiotêtos
autên te tên psuchên
kai tên dianoian tou anthrôpou
hôs ulên epistêmês
kai aretês tôi logôi kosmein kai
rhhuthmizein parechomen
ton te noun enioi topon eidôn apephênanto
kai tôn noêtôn oion ekmageion
enioi de kai to sperma tês gunaikos
ou dunamin oud archên
ulên de kai trophên geneseôs
einai doxazousin
ôn echomenous chrê kai tên
theon tautên outô dianoeisthai
tou prôtou theou metalanchanousan
aei
kai sunousan erôti tôn peri
ekeinon agathôn kai kalôn ouch hupenantian
all hôsper andra nomimon kai dikaion
eran
an dikaiôs sunêi
kai gunaika chrêstên echousan
andra kai sunousan homôs potein legomen
outôs aei glichomenên ekeinou
kai peri ekeinon liparousan kai anapimplamenên
tois kuriôtatois meresi kai katharôtatois
58.
Man darf indes diese Mythen durchaus nicht als wahre Erzählungen
behandeln, sondern man muß bei jeder sich an das halten, was in Absicht
auf seine Ähnlichkeit dienlich ist.
Wenn wir nun von Materie reden, so darf man sich darunter nicht nach
der Ansicht einiger Philosophen einen seelenlosen, formlosen, müßigen
und von sich selbst untätigen Körper vorstellen.
Wir nennen ja auch das Öl Materie [Stoff] des Balsams und das
Gold Materie der Bildsäule, obschon beide Dinge keineswegs formlos
sind;
die Seele selbst aber und die Denkkraft des Menschen geben wir, als
die Materie der Wissenschaft und Tugend, der Vernunft zum Bilden und Ordnen.
Auch bezeichnen einige den Verstand als den Raum der Formen und gleichsam
als die Abdrucksmasse des Erkennbaren;
manche halten sogar den Samen des Weibes nicht für eine Kraft
oder Prinzip [der Erzeugung], sondern für die Materie und Nahrung
des Erzeugten.
Daran müssen wir uns nun halten und uns demnach auch diese Göttin
so vorstellen, daß sie mit dem ersten Gott stets in Verbindung ist
und aus Verlangen nach dem Guten und Schönen, das er bestitzt, mit
ihm Umgang hat, nie aber ihm entgegen ist;
daß vielmehr, so wie wir von einer rechtschaffenen Frau verlangen,
daß sie ihren rechtmäßigen Ehegatten gehörig lieb
habe und selbst, wenn sie ihn besitzt und mit ihm zusammenlebt, doch eine
gewisse Sehnsucht nach ihm empfinde, die Göttin ebenso stets nach
dem Gott verlange, immer um ihn herum sei und an den vorzüglichsten
und reinsten Teilen angefüllt werde.
59.
hopou d ho Tuphôn parempiptei tôn
eschatôn aptomenos
entautha dokousan episkuthrôpazein
kai penthein legomenên kai leipsan atta
kai sparagmata tou Osiridos anazêgtein
kai stolizein hupodechomenên ta phtheiromena
kai apokruptousan
hoisper anaphthinei palin ta ginomena kai
aniêsin ex eautês
hoi men gar en ouranôi
kai astrois logoi kai eidê kai aporroai tou theou menousi
ta d en tois pathêtikois diesparmena
gêi kai thalattêi
kai phutois kai zôiois dialuomena kai phtheiromena kai
thaptomena
[kai] pollakis authis eklampei kai anaphainetai
tais genesesi
dio ton Tuphôna têi
Nephthui sunoikein phêsin ho muthos
ton d Osirin krupha sungenesthai
ta gar eschata merê tês ulês
a Nephthun kai Teleutên kalousin
ê phthartikê malista katechei
dunamis
ê de gonomos kai sôtêrios
asthenes sperma kai amauron
eis tauta diadidôsin apollumenon
hupo tou Tuphônos
plên hoson ê Isis hupolambanousa
sôizei kai trephei kai sunistêsi
59.
Wo aber Typhon sich eindrängt und die äußersten Teile
berührt, da scheint sie eine betrübte Miene anzunehmen und dann
trauert sie, wie man sagt;
sie sucht dann die Reste des zerstückelten Osiris wieder auf und
bekleidet sie, indem sie das, was zugrunde geht, in sich aufnimmt und verbirgt,
so wie sie hinwiederum das, was entsteht, aufdeckt und aus sich hervorsendet.
Denn am Himmel und an den Sternen bleiben die Verhältnissse, Gestalten
und Ausflüsse der Gottheit, was aber unter die der Veränderung
unterworfenen Dinge, als Erde, Meer, Pflanzen und Tiere zerstreut ist,
und darum untergeht und begraben wird, das kommt oftmals wiederum durch
die Geburt zum Vorschein.
Deswegen ist nach dem Mythos Nephthys die Gattin des Typhon;
Osiris aber hat ihr heimlich beigewohnt.
Denn die äußersten Teile der Materie, welche man Nyphthys
und Teleute [Ende] nennt, sind am meisten der vernichtenden Kraft ausgesetzt;
die erzeugende und erhaltende Kraft teilt ihnen nur einen schwachen,
ohnmächtigen Samen mit, der von Typhon zernichtet wird, mit Ausnahme
dessen, was die Isis aufnimmt, erhält, ernährt und bildet.
60.
katholou d ameinôn outos estin
hôsper kai Platôn huponeoi
kai Aristotelês
kineitai de tês phuôseôs
to men gonimon kai sôtêrion ep auton kai pros to einai
to d anairetikonkai phthartikon ap autou
kai pros to mê einai
dio to men Isin kalousin para to iesthai
met epistêmês kai pheresthai
kinêsin ousan empsuchon kai pronimon
ou tar esti tounoma barbarikon
all hôsper tois theois pasin
apo duein rhhêmatôn tou theatou
kai tou theontos estin onoma koinon
outô tên theon tautên
apo tês epistêmês ama kai tês kinêseôs
Isin men êmeis
Isin d Aiguptioi kalousin
outô de kai Platôn phêsi
tên ousian dêloun[tos] tous palaious isian kaountas
outô kai tên noêsin kai
tên phronêsin
hôs nou phoran kai kinêsin
ousan iemenou kai pheromenou
kai to sunienai kai tagathon olôs
kai aretên epi tois euroousi kai theousi thesthai
kathaper au palin tois antiphônousin
onomasi loidoreisthai ta kakon
to tên phusin empodizon kai sundeon
kai ischon kai kôluon iesthai kai ienai
kakian aporian deilian anian prosagoreuontas
60.
Überhaupt ist Osiris der Vorzüglichere, wie auch Platon und
Aristoteles andeuten.
Es bewegt sich die erzeugende und erhaltende Kraft der Natur zu ihm
und zu dem [wahren] Sein;
die zerstörende und vernichtende Kraft aber wird durch ihn zum
Nichtsein bewegt.
Deshalb heißt auch jene Kraft Isis, weil sie mit Wissen geht
und betrieben wird, und selbst eine beseelte und verständige Bewegung
ist.
Denn der Name Isis ist durchaus nicht ausländisch, sondern, wie
alle Götter [theoi] den gemeinschaftlichen Namen [Götter] vom
Sichtbaren [thealon] eben so wohl als vom Laufenden [theon] besitzen, so
wird auch diese Göttin bei uns wie bei den Ägyptern Isis genannt,
eben so wohl nach dem Wissen als nach der Bewegung.
So sagt auch Platon, daß die Alten für Ousia [Wesenheit]
Isia gesagt, eben so Noesis [Einsicht] und Phronesis [Klugheit] als ein
Treiben und eine Bewegung des Verstandes, der in Bewegung gesetzt und angetrieben
wird, eben so auch Synhienai [verstehen] und Agathon [das Gute] und Arete
[Tugend] von dem, was erfindet und läuft;
so wie hinwiderum mit den entgegengesetzten Namen das Böse, das
der Natur im Wege steht, sie bindet, abhält und verhindert, bewegt
zu werden und zu gehen, gleichsam zum Schimpf Kakia [Bosheit], Aporia [Verlegenheit]
Deilia [Feigheit] und Ania [Kummer] genannt wird.
61.
ho d Osiris ek tou hosiou <kai> hierou
tounoma memigmenon eschêke
koinos gar esti tôn en ouranôi
kai tôn anô pheromenôn logos Anoubis estin
hote kai Ermanoubis onomazetai
to men hôs tois anô to d hôs
tois katô prosêkôn
dio kai thuousin autôi
to men leukon alektruona
to de krokian ta men eilikrinê kai
phana ta de mikta kai poikila nomizontes
ou dei de thaumazein tôn onomatôn
tên eis to Hellênikon anaplasin
kai gar alla muria tois methistamenois
ek tês Hellados sunekpesonta
mechri nun parameinai kai xeniteuei par
eterois
ôn enia tên poiêtikên
anakaloumenên diaballousin
hôs barbarizousan hoi glôttas
ta toiauta prosagoreuontes
en de tais Ermou legomenais biblois istorousi
gegraphthai peri tôn hierôn onomatôn
hoti tên men epi tês tou êliou
periphorastetagmenên dunamin Wron
Hellênes d Apollôna kalousi
tên d epi tou pneumatos hoi men Osirin
hoi de Sarapin *** hoi de Sôthin
Aiguptisti
sêmaine <de> kuêsin ê
to suein
dio kai paratropês genomenês
tou onomatos Hellênisti kuôn keklêtai to astron
hoper idion tês Isidos nomizousin
êkista men oun dei philotimeisthai
peri tôn onomatôn
ou mên alla mallon hupheimên
an tou Sarapidos Aiguptiois ê tou Osiridos
ekeino men [oun] xenikon touto d Hellênikon
amphô d enos theou kai mias dunameôs
êgoumenos
61.
Der Name Osiris ist aus hosios und hieros zusammengesetzt;
denn die Dinge im Himmel und die in der Unterwelt stehen in einer gemeinsamen
Verbindung;
die einen hießen bei den Alten Hiera, die anderen Hosia.
Der aber, der die himmlischen Dinge sichtbar macht und der Grund der
oben schwebenden ist, wird Anubis, bisweilen auch Hermanubis genannt, von
welchen Benennungen die eine der oberen, die andere der unteren Welt zukommt.
Man opfert ihm deshalb auch bald einen weißen, bald einen gelben
Hahn;
bei dem einen ist die Beziehung auf das Lautere und Glänzende,
bei dem anderen auf das Gemischte und Bunte.
Man darf sich indes über die Bildung dieser Wörter nach dem
Griechischen nicht wundern.
Denn auch unzählige andere Namen, welche mit denen aus Griechenland
Ausgewanderten zugleich weggekommen, sind bis jetzt, obschon fremd, bei
anderen Völkern geblieben;
einige davon wurden in die Poesie aufgenommen, die deshalb von denen,
die solche Ausdrücke Glossen nennen, der Barbarei beschuldigt wird.
In den angeblichen Büchern des Hermes soll über die heiligen
Namen bemerkt sein, daß die über den Umlauf der Sonne gesetzte
Kraft Horus, bei den Griechen aber Apollon heiße;
die über den Wind gesetzte Kraft Osiris, bei anderen Sarapis,
bei anderen Sothi, welches Schwangerschaft [Kyesis] oder Schwangersein
[kyein] bedeutet;
daher auch in Folge einer hier stattgefundenen Verdrehung das der Isis
eigene Gestirn Kyon [Hund] genannt wird.
Man soll nun zwar durchaus nicht über diese Namen streiten;
indessen möchte ich doch den Ägyptern eher den Namen Sarapis
als Osiris lassen, weil ich jenen für fremd und diesen für griechisch,
beide aber für Benennungen einer Gottheit und einer Kraft halte.
62.
eoike de toutois kai ta Aiguptia
tên men gar Isin pollakis tôi
tês Aôênas onomati kalousi
phrazonti toiouton logon êlthon ap
emautês
hoper estin autokinêtou phoras dêlôtikon
ho de Tuphôn hôsper eirêtai
Sêth kai Bebôn kai Smu onomazetai
biaion tina kai kôlutikên epischesin
<ê tin> hupenantiôsin ê
anastrophên emphainein boulomenôn tôn onomatôn
eti tên sidêritin liôon
osteon Wrou
Tuphônos de ton sidêron
hôs istorei Manethôs kaousin
isper gar ho sidêros pollakis men
eokomenôi kai epomenôi pros tên
lithon homoios esti
pollakis d apostrephetai kai apokrouetai
pros tounantion
outôs ê sôtêrios
kai agathê kai logon echousa tou kosmou kinêsis epistrephei
*
tote kai prosagetai kai malakôteran
poiei peithousa tên sklêran ekeinên kai tuphôneion
eit authis anaschetheisa eis eautên
anestrepse kai katedusen eis tên aporian
eti phêsi peri tou Dios ho Eudoxos
muthologein Aiguptious
hôs tôn skelôn sumpephukotôn
autôi mê dunamenos badizein
hup aischunês <en> erêmiai
dietriben
ê d Isis diatemousa kai diastêsasa
ta merê tauta tou sômatos artipoda
tên poreian pareschen
ainittetai de kai dia toutôn ho muthos
hoti kath eauton ho tou theou nous kai
logos en tôi aoratôi kai aphanei bebêkôs
eis genesin hupo kinêseôs proêlthen
62.
Auch die Sitte der Ägypter hat damit eine Ähnlichkeit.
Denn die Isis benennen sie oftmals mit dem Namen der Minerva, welcher
wie jener eine freie Bewegung bedeutet.
Typhon aber heißt, wie bemerkt wurde, Seth, Bedon und Smy;
lauter Namen, womit eine gewaltsame und hemmende Abhaltung, ein sich
Entgegensetzen oder eine Verkehrung bezeichnet werden soll.
Der Magnet heißt, wie Manetho erzählt, des Horus Knochen,
das Eisen des Typhon Knochen.
Denn wie das Eisen manchmal aussieht wie etwas, das von einem Steine
sich fortziehen läßt und ihm folgt, manchmal aber sich von ihm
wegwendet und die entgegengesetzte Richtung einschlägt, so sucht auch
die heilbringende, gute und vernünftige Bewegung der Welt jene rauhere
und typhonische Kraft wie durch gute Worte an sich zu ziehen und weicher
zu machen;
dann aber kehrt sie wieder in sich selbst zurück und versinkt
in die Unendlichkeit.
Vom Zeus aber, wie Eudoros erzählt, fabeln die Ägypter, daß
er, weil seine Schenkel zusammengewachsen waren, nicht gehen konnte und,
weil er sich dessen schämte, in Einsamkeit lebte;
daß dann Isis diese Glieder des Körpers voneinander gelöset
und getrennt, um ihm dadurch wieder zum Gebrauche seiner Füße
zu verhelfen.
Dieser Mythos deutet an, daß der göttliche Verstand für
sich allein, im Unsichtbaren und Verborgenen schwebend, durch Bewegung
zur Zeugung hervorgetreten ist.
63.
emphainei kai to seistron
hoti seiesthai dei ta onta kai mêdepote
pauesthai phoras
all oion exegeiresthai kai kloneisthai
katadarthanonta kai marainomena
ton gar Tuphôna phasi tois seistrois
apotrepein kai apokrouesthai dêlountes
hoti tês phthorassundeousês
kai istasês authis
analuei tên phusin
kai anistêsi dia tês kinêseôs
ê genesis
tou de seistrouperipherous anôthen
ontos ê apsis periechei ta seiomena tettara
kai gar ê gennômenê kai
phtheiromenê moira tou kosmou
periechetai men hupo tês selêniakês
sphairas
kineitai d en autêi panta
kai metaballetai dia tôn tettarôn stoicheiôn
puros kai gês kai hudatos kai aeros
têi d apsidi tou seistrou
kata koruphên
entoreuousin ailouron anthrôpou prosôpon
echonta
katô d hupo ta seiomena pê
men Isidos pê de Nephthuos prosôpon
ainittomenoi tois men prosôpois genesin
kai teleutên
(autai gar eisi tôn stoicheiôn
metabolai kai kinêseis)
tôi d ailourôi
tên selênên dia to poikilon kai nuktourgon kai gonimon
tou thêriou
legetai gar en tiktein
eita duo kai tria kai tessara kai pente
kai kath en outôs achri tôn
epta prostithêsin
hôst oktô kai eikosi ta panta
tiktein
hosa kai tês selênês
phôt estin
touto men oun isôs muthôdesteron
hai d en tois emmasin autou korai
plêrousthai men kai platunesthai
dokousin en panselênôi
leptunesthai de kai maraugein en tais meiôsesi
tou astrou
tôi d anthrôpomorphôi
tou ailourou to noeron kai logikon emphainetai
tôn peri tên selênên
metabolôn
63.
Auch das Sistrum [von seiesthai] deutet an, daß die Dinge stets
und ohne Unterlaß in Bewegung sein sollen, und dann, wenn sie in
Schlummer oder Erstarrung geraten, gleichsam aufgeweckt und in Schwung
gebracht werden sollen.
Sie glauben nämlich, mit dem Sistrum den Typhon abzuhalten und
zu vertreiben, dadurch aber zu zeigen, daß die Zeugung die von der
Vernichtung gebundene und zum Stillstand gebrachte Natur mittels der Bewegung
wiederum löset und in Gang setzt.
Das Sistrum ist von oben her rund;
an seinem Rande befinden sich die vier Stäbe, welche in Bewegung
gesetzt werden.
Denn der Teil der Welt, welcher entsteht und untergeht, wird von der
Mondsphäre umfaßt;
in ihm wird alles bewegt und verändert, durch die vier Elemente:
Feuer, Erde, Wasser und Luft.
An die Einfassung des Sistrums ganz oben setzt man das Bild einer Katze
mit menschlichem Antlitz, und unter jene Stäbe, welche bewegt werden,
auf der einen Seite das Bild der Isis, auf der anderen das der Nephthys.
Die Gesichter sollen sich auf Entstehung und Untergang beziehen, (denn
dies sind die Veränderungen und Bewegungen der Elemente), die Katze
auf den Mond, weil dies Tier vielfarbig, bei der Nacht tätig und fruchtbar
ist.
Es wirft nämlich, wie man sagt, zuerst ein Junges, dann zwei und
drei, und vier und fünf;
und so immer um eines mehr bis zu sieben, so daß es in allem
28 zur Welt bringt, gerade so viel, als Veränderungen des Mondes sind.
Das mag vielleicht etwas fabelhaft klingen; indessen scheinen die Augäpfel
der Katzen beim Vollmonde voll zu werden und sich zu erweitern, während
sie beim Abnehmen des Mondes dünner werden und ihren Glanz verlieren.
Das Menschengesicht der Katze soll dann das Vernünftige und Verständige
bei den Mondveränderungen anzeigen.
64.
sunelonti d eipein outh hudôr outh
êlion oute gên out ouranon
Osirin ê Isin orthôs echei
nomizein
oude pur Tuphôna palin oud auchmon
oude thalattan
all aplôs hoson estin en toutois
ametron kai atakton huperbolais
ê endeiais Tuphôni prosnemontes
to de kekosmêmenon kai agathon kai
ôphelimon hôs Isidos men ergon
eikona de kai mimêma kai logon Osiridos
sebomenoi kai timôntes ouk an amartanomen
alla kai ton Eudoxon apistounta pausomen
kai diaporounta
pôs oute Dêmêtri tês
tôn erôtikôn epimeleias metestin all Isidi
ton te Dionuson <Osiridi prosomoiousi
ton>
ou ton Neilon auxein oute tôn tethnêkotôn
archein dunamenon
eni gar logôi koinôi
tous theous toutous peri pasan agathou moiran êgoumetha tetachthai
kai pan hoson enesti têi
phusei kalon kai agathon dia toutous puarchein
ton men didonta tas archas
tên de hupodechomenên kai dianemousan
64.
Um es nun kurz zusammenzufassen, so ist es keineswegs richtig, das
Wasser, die Sonne, die Erde oder den Himmel für Osiris oder Isis zu
halten, eben so wenig als Typhon für das Feuer oder für die Dürre
und das Meer, sondern man schreibt besser schlechthin alles, was bei diesen
Dingen ohne Ordnung und Maß ist, mag Übermaß oder Mangel
die Ursache sein, dem Typhon zu;
das Geordnete, das Gute und Nützliche aber verehret man als ein
Werk der Isis, als ein Bild, als eine Nachahmung und Vorstellung des Osiris.
So werden wir nicht leicht in einen Irrtum verfallen, wir werden vielmehr
so eher den Unglauben des Eudoros beseitigen können, der die Frage
aufwirft, warum nicht Eris, sondern Isis die Aufsicht in Liebesdingen führe,
warum Bakchos nicht den Nil anschwelle, noch über die Gestorbenen
herrsche.
Denn wir sind der Ansicht, daß diese Götter gemeinschaftlich
über alles Gute in der Welt gesetzt sind, daß alles Schöne
und Gute, was in der Natur sich befindet, durch sie Dasein hat;
insofern Osiris den Ursprung angibt, Isis aber empfängt und verteilt.
65.
outô de kai tois pollois kai phortikois
epicheirêsomen
eite tais kath ôran metabolais tou
periechontos eite tais karpôn genesesi
kai sporais kai arotois chairousi ta peri
tous theous toutois sunoikeiountes
kai legontes thptesthai men ton Osirin
hote kruptetai têi gêi
speiromenos êo karpos
authis d anabiousthai kai anaphainesthai
hote blastêseôs archê
dio kai legesthai tên Isin aisthomenên
hoti kuei periapsasthai phulaktêrion
ektêi mênos istomenou
Faôphi
tiktesthai de ton Arpokratên peri
tropas cheimerinas atelê
kai nearon en tois proanthousi kai problastanousi
(dio kai phakôn autôi
phuomenôn aparchas epipherousi)
tas de locheious êmeras eortazein
meta tên earinên isêmerian
tauta gar akouontes agapôsi kai pisteuousin
autothen ek tôn procheirôn
kai sunêthôn to pithanon elkontes
65.
Dann können wir auch gegen die mehrerlei ungereimten Ansichten
der jenigen auftreten, die hier lieber an die Veränderungen der Luft
nach den Jahreszeiten oder an das Entstehen, Säen und Pflügen
der Feldfrüchte denken, darauf die Erzählungen von den Gottheiten
beziehen und demnach behaupten, Osiris werde begraben, wenn die Saat der
Frucht in der Erde verborgen wird, er lebe aber wieder auf und komme zum
Vorscheine, wenn die Saat aufzusprossen beginnt.
Daher auch die Behauptung, wenn Isis ihre Verschwangerschaft gewahr
werde, hänge sie ein Amulett um sich, am sechsten des Monats Phaophi;
um die Winterwende aber gebäre sie den unvollkommenen und schwachen
Harpokrates, wenn die Pflanzen hervorkommen und aufsprossen.
Deshalb bringt man ihm auch die Erstlinge der emporkeimenden Linsen
und feiert um die Zeit der Frühlingsgleiche die Wochenzeit der Isis.
Solche Erklärungen finden bei vielen Beifall und Glauben, weil
sie sich unmittelbar aus dem Gewöhnlichen und Bekannten Gewißheit
zu verschaffen suchen.
66.
kai deinon ouden
an prôton men êmin tous theous
phulattousi koinous
kai mê poiôsin Aiguptiôn
idious mêde Neilon ên te Neilos
ardei monên chôran tois onomasi
toutois katalambanontes
mêd êlê mêde lôtous
* mê theopoiian legontes
aposterôsi megalôn theôn
tous allous anthrôpous
hois Neilos men ouk estin oude boutos oude
Memphis
Isin de kai tous peri autên theous
echousi kai gignôskousin apantes
enious men ou palai tois par Aiguptiôn
onomasi kalein memathêkotes
hekastou de tên dunamin ex archês
epistamenoi kai timôntes
deuteron ho meizon estin hopôs pphodra
prosexousi kai phobêsontai
mê lathôsin eis pneumata kai
pheumata kai sporous kai arotous kai pathê gês
kai metabolas ôrôn diagraphontes
ta theia kai dialuontes
hôsper hoi Dionuson ton oinon
Hpheiston de tên phloga
Fersephonên de phêsi pou Kleanthês
to dia tôn karpôn pheromenon kai phoneuomenon pneuma
poiêtês de tis epi tôn
therizontôn
têmos hot aizêoi Dêmêtera
kôlotomeusin
ouden gar outoi diapherousi tôn istia
kai kalous kai ankuran êgoumenôn kubernêtên
kai nêmata kai krokas huphantên
kai sponeion ê melikraton ê ptisanên iatron
alla deinas kai atheous empoiousi doxas
anaisthêtois kai apsuchois kai phtheiromenais
anankaiôs pu anthrôpôn deomenôn
kai chrômenôn phusesi kai pragmasin
onomata theôn epipherontes
66.
Indessen hat das Nichts zu sagen, man lasse uns nur vorerst jene Götter
als gemeinschaftliche Gottheiten, und mache sie nicht zu einem Eigentume
der Ägypter, indem man unter dem Namen Nil bloß das Land, das
der Nil benetzt, versteht, oder bloß [in Ägypten] an Sümpfe,
an Lotos und an die Göttererzeugung denkt, also den übrigen Menschen,
die keinen Nil, kein Butos, kein Memphis haben, die großen Gottheiten
nimmt.
Isis aber und die mit ihr verbundenen Gottheiten werden von allen Menschen
verehrt und gekannt, die, wenn sie auch einige derselben erst vor kurzem
mit den ägyptischen Namen benennen gelernt haben, doch schon von alters
her die Macht einer jeden [Gottheit] kennen und verehren.
Zweitens ist insbesondere darauf zu sehen und hat man davor sich zu
hüten, daß man nicht unvermerkt die Gottheiten in Winde, Ströme,
Saaten, Pflügungen, Zustände der Erde und Veränderungen
der Jahreszeiten verwandle und auflöse, wie z.B. den Bakchos als Wein
oder den Vulkan als Feuer auffassen.
So nimmt z.B. Eleanthes irgendwo die Proserpina als den durch die Früchte
wehenden und sie ertötenden Wind, und ein anderer Dichter sagt von
den Schnittern:
Wenn der Jünglinge Schar Demeters Glieder verschneidet.
Dies ist dann gerade so viel, als wenn man Segel, Taue und Anker für
den Steuermann, oder Fäden und Einschlag für den Weber, oder
Becher, Honigtrank und Ptisane für den Arzt hält;
dadurch veranlaßt man irrige und gottlose Ansichten von den Göttern,
wenn man gefühl- und seelenlosen Gegenständen, welche von den
Menschen zu ihrer Notdurft gebraucht und wieder abgenutzt werden, den Namen
von Göttern beilegt.
Denn solche Gegenstände kann man unmöglich sich als Götter
denken.
67.
tauta men gar auta nôsai theous ouk
estin
ou gar anoun oud apsuchon <oud> anthrôpois
ho theos hupocheirion
apo toutôn de tous chrômenous
autois kai dôphoumenous êmin
kai parechontas aenaa kai diarkê
theous enomisamen
ouch eterous par eterois oude barbarous
kai Hellênas oude notious kai boreious
all hôsper êlios kai selênê
kai ouranos kai gê kai thalassa koina pasin
onomazetai d allôs hup allôn
outôs enos logou tou tauta kosmountos
kai mias pronoias epitropeuousês
kai dunameôn hupourgôn epi
panta tetagmenôn
eterai par eterois kata nomous gegonasi
timai kai prosêgoriai
kai sumbolois chrôntai kathierômenois
hoi men amudrois hoi de tranoterois
epi ta theia tên noêsin odêgountes
ouk akindunôs
enioi gar aposphalentes pantapasin eis
deisidaimonian ôlisthon
hoi de pheugontes hôsper elos tên
deisidaimonian elathon authis
hôsper eis krêmnon empesontes
tên atheotêta
67.
Die Gottheit ist nämlich kein verstand- und seelenloses, den Menschen
unterwürfiges Wesen;
wir halten vielmehr eben dieser Früchte wegen, die, welche uns
dieselben schenken und ohne Aufhören in hinreichendem Maße verleihen,
für Götter, und zwar nehmen wir nicht verschiedene Götter
bei den verschiedenen Völkern an, keine ausländischen und keine
griechischen, keine südlichen und keine nördlichen;
sondern wie Sonne, Mond, Himmel, Erde und Meer allen Menschen gemeinsam
sind, und nur bei den verschiedenen Völkern verschiedene Benennungen
haben;
so gibt es auch nur ein vernünftiges Wesen, welches diese Dinge
ordnet, eine sie regierende Vorsehung und untergeordnete Kräfte, welche
über die einzelnen Dinge gesetzt sind, und bei verschiedenen Völkern
herkömmlicher Weise verschiedene Verehrung und Benennung haben;
und so haben auch die Geweihten bald dunklere Symbole, bald deutlichere,
wodurch sie den Verstand zum Göttlichen hinführen, obwohl nicht
ohne Gefahr.
Denn einige, welche vom rechten Wege abgleiten, geraten in Aberglaube;
andere, die dem Aberglauben gleich einem Sumpfe entgangen sind, fallen
unvermerkt in die jähen Abgründe des Unglaubens hinab.
68.
dio dei malista pros tauta logon ek philosophias
mustagôgon analabontas
hosiôs dianoeisthai tôn legomenôn
kai drômenôn hekaston
ina mê kathaper Qeodôros eipe
tous logous autou têi
dexiai proteinontos enous têi aristerai dechesthai tôn
akroômenôn
outôs êmeis a kalôs hoi
nomoi peri tas thusias kai tas eortas etaxan
eterôs hupolambanontes examartômen
hoti gar epi ton logon anoisteon apanta
kai par autôn ekeinôn esti
labein
têi men gar enatêi
epi deka tou prôtou mênos eortazontes
tôi Ermêi
meli kai sukon esthiousin epilegontes gluku ê alêtheia
to de tês Isidos phulaktêrion
ho periaptesthai muthologousin autên
exermêneuetai phônê alêthês
ton d Arpikratên oute theon atelê
kai nêpion oute chedropôn tina nomisteon
alla tou peri theôn en anthrôpois
logou nearou
kai atelous kai adiarthrôtou prostatên
kai sôphronistên
dio tôi stomati ton daktulon
echei proskeimenon echemuthias kai siôpês sumbolon
en de tôi Mesorê
mêni tôn chedropôn epipherontes legousin
glôssa tuchê glôssa daimôn
tôn d en Aigutôi
phutôn malista têi theôi kathierôsthai
legousi tên persean
hoti kardiai men ho karpos autês
glôttêi de to phullon
eoiken
ouden gar ôn anthrôpos echein
pephuke theioteron logou
kai malista tou peri theôn oude meizona
rhhopên echei pros eudaimonian
dio ôi men eis to chrêstêrion
entautha kationti parenguômen hosia phronein
euphêma legein
hoi de polloi geloia drôsin en tais
pompais kai tais eortais euphêmian prokêruttontes
eita peri tôn theôn autôn
ta dusphêmotata kai legontes kai dianooumenoi
68.
Deswegen muß man zu solchen Dingen ganz besonders die Philosophie
als Führerin nehmen, um von allen diesen Lehren und Gebräuchen
eine richtige Ansicht zu gewinnen, damit es uns nicht gehe, wie Theodoros
von seinen Schülern sagt, welche zum Teil die Belehrung, die er ihnen
mit der rechten Hand darreicht, mit der linken aufnehmen, insofern wir
nämlich die schönen Bestimmungen der Gesetze hinsichtlich der
Opfer und Feste auf eine unrichtige Weise auffassen und so in Irrtum geraten.
Denn daß man bei allem die Vernunft zu Rate ziehen muß,
kann man von den Ägyptern selbst entnehmen.
Am neunzehnten des ersten Monats [Thot] feiern sie dem Hermes ein Fest,
an welchem sie Honig und Feigen essen und dabei ausrufen: Süß
ist die Wahrheit.
Das Amulett, welches nach ihrer Erzählung Isis sich selbst umgehängt
haben soll, erklären sie durch Wahre Stimme.
Den Harpokrates darf man für keinen unvollkommenen oder kindischen
Gott halten, oder für einen Gott der Hülsenfrüchte, sondern
für einen Vorsteher und Verbesserer der unreifen, unvollkommenen und
unrichtigen Ansicht der Menschen in göttlichen Dingen;
deswegen hat er den Finger auf dem Munde liegen, als ein Symbol des
Schweigens und der Stille.
Bringen sie ihm im Monat Mesore [August] die Erstlinge der Hülsenfrüchte
dar, so sprechen sie dabei:
Die Zunge ist das Glück, die Zunge ist der Dämon.
Unter den ägyptischen Pflanzen aber soll die Perseia darum zunächst
der Isis geheiligt sein, weil ihre Frucht einem Herzen, ihr Blatt aber
einer Zunge gleicht;
denn nichts von dem, was der Mensch erringen kann, ist göttlicher,
als die Belehrung zunächst über göttliche Dinge, und nichts
hat größeren Einfluß auf seine Glückseligkeit.
Deswegen richte ich auch an jeden, der sich hier an das Orakel wenden
will, die Vorschrift: rein in Gedanken und Worten zu sein.
Denn sehr viele benehmen sich auf eine lächerliche Weise, indem
sie bei Aufzügen und Festen Stillschweigen gebieten und dann über
die Götter selbst die unanständigsten Dinge reden und denken.
69.
pôs oun chrêsteon esti tais
skuthrôpais kai agelastois kai penthimois thusiais
ei mête paraleipein ta nenomismena
kalôs echei
mête phurein tas peri theôn
doxas kai suntarattein hupopsiais atopois
kai par Hellêsin homoia polla ginetai
peri ton auton homou ti chronon
hois Qiguptioi drôsin en tois Iseiois
kai gar Athênêsi nêsteuousin
hai gunaikes en Qesmophoriois chamai kathêmenai
kai Boiôtoi ta tês Achaias
megara kinousin epachthê tên eortên ekeinên onomazontes
hôs dia tên tês Korês
kathodon en achei tês Dêmêtros ousês
esti d ho mên outos peri Pleiadas
sporimos
on Athur Aiguptioi Puanepsiôna d
Athênaioi Boiôtoi de Damatrion kaousi
tous de pros esperan oikountas istorei
Qeopompos êgeisthai
kai kalein ton men cheimôna Kronon
to de theros Aphroditên to d ear Persephonên
ek de Kronou kai Aphroditês gennasthai
panta
Fruges de ton theon oiomenoi cheimônos
katheudein therous d egrêgorenai
tote men kateunasmous
tote d anegerseis bakcheuontes autôi
telousi
Paphlagones de katadeisthai kai katheirgnusthai
cheimônos
êros de kineisthai kai analuesthai
phaskousi
69.
Wie woll man sich aber nun bei finstern, freudenlosen, der Trauer bestimmten
Festen verhalten, da man doch weder die herrschenden Bräuche vernachlässigen,
noch die Meinungen von den Göttern vermengen und durch unverständige
Vermutungen verwirren soll?
Auch in Griechenland geschieht um dieselbe Zeit manches dem Ähnliche,
was bei den Festen der Ägypter vorkommt.
In Athen fasten die Weiber am Feste der Thesmophorien und sitzen dabei
auf der Erde.
Die Böotier ziehen mit den Kapellen der Achäer herum und
nennen dies Fest Epachthe [Trauerfest], weil die Demeter wegen des Herabsteigens
ihrer Tochter in Trauer sei.
Es geschieht dies um die Zeit des [Aufgangs des] Siebengestirns in
demselben Saatmonat, den die Ägypter Athyr, die Athener Pyanepsion,
die Böotier Damatrios nennen.
Die gegen Abend Wohnenden nennen nach Theopomps Erzählung den
Winter Saturn, den Sommer Venus, den Frühling Proserpina;
vom Saturn aber und von der Venus ist alles nach ihrer Meinung entstanden.
Die Phrygier glauben, daß die Gottheit im Winter schlafe, im
Sommer aber aufwache, und darum feiern sie mit bakchischen Gebräuchen
das eine Mal das Fest des Schlafengehens, das andere Mal das des Erwachens.
In Paphlagonien herrscht der Glaube, daß die Gottheit im Winter
gebunden und eingesperrt, im Sommer aber in Bewegung gesetzt und freigelassen
werde.
70.
kai didôsin ho kairos huponoian epi
tôn karpôn têi apokrupsei genesthai ton skuthrôpasmon
ous hoi palaioi theous men ouk enomizon
alla dôra theôn anankaia kai
megala pros to mê zên agriôs kai thêriôdôs
kath ên d ôran tous men apo
dendrôn eôrôn aphanizomenous pantapasin kai apoleipontas
tous de kai autoi katespeiron eti glischrôs
kai aporôs
dia mômenoi tais chersi tên
gên kai peristellontes authis
ep adêlôi tôi
palin ekphaneisthai kai sunteleian exein apothemenoi
polla thaptousin homoia kai penthousin
epratton
eith hôsper êmeis ton ônoumenon
biblia Platônos ôneisthai phamen Platôna
kai Menandron hupkrinesthai ton ta Menandrou
poiêmath diatithemenon
outôs ekeinoi tois tôn theôn
onomasi ta tôn theôn dôra
kai poiêmata kalein ouk epheidonto
timôntes hupo chreias kai semnunontes
hoi de usteron apaideutôs dechomenoi
kai amathôs anastrephontes
epi tous theous ta pathê tôn
karpôn kai tas parousias tôn anankaiôn
kai apokrupseis theôn geneseis kai
phthoras ou prosagoreuontes monon
alla kai nomizontes atopôn kai paranomôn
kai tetaragmenôn doxôn autous eneplêsan
kaitoi tou paralogou tên atopian
en hophthalmois echontes
ho men oun Xenophanês ho Kolophônios
êliôse tous Aiguptious
ei theous nomizousi
mê thrênein ei de thrênousi
theous mê nomizein
*** all hoti geloion ama thrênountas
euchesthai
tous karpous palin anaphainein kai teleioun
eautois
hopôs palin analiskôntai kai
thrênôntai
70.
Übrigens kann auch die Zeit der Feste wohl die Ansicht veranlassen,
daß die Trauergebräuche geschähen wegen des Verbergens
der Früchte, welche die Alten keineswegs für Götter hielten,
sondern für ebenso notwendige als wichtige Geschenke der Götter,
wenn wir nicht in ein rohes und tierisches Leben verfallen wollen.
Zu der Zeit nun, in welcher sichtbarlich die Früchte von den Bäumen
gänzlich verschwinden und ausgehen, säeten sie nur spärlich
und ärmlich, nahmen mit den Händen Erde auf, mit der sie die
Saat bedeckten, welche bei noch ungewisser Aussicht der Vollendung und
des Gedeihens niedergelegt war;
und so taten sie freilich manches, was mit den Gebräuchen bei
der Beerdigung und Trauer Ähnlichkeit hat.
So, wie wir nun von dem, der die Schriften des Platon kauft, zu sagen
pflegen, er kaufe den Platon, oder von dem, der die Dichtungen des Menander
aufführt, er führe den Menander auf, so trugen auch jene kein
Bedenken, mit den Namen der Götter die Gaben und Werke der Götter
zu bezeichnen, und erwiesen ihnen des Nutzens wegen diese Ehre;
die Nachkommen aber faßten dies auf eine einfältige Weise
auf, und bezogen in ihrer Unkunde die Veränderung bei den Früchten
auf die Götter, und bezeichneten das Erscheinen und Verbergen der
notwendigen Dinge als Entstehung und Untergang der Götter, ja sie
glaubten auch daran und wurden auf diese Weise mit abgeschmackten, gesetzwidrigen
und verwirrten Ansichten angefüllt, obgleich sie das Ungereimte ihrer
Meinungen vor Augen hatten.
Daher Xenophanes von Kolophon die Ägypter aufforderte, wenn sie
solche Gegenstände für Götter hielten, entweder sie nicht
zu beklagen, oder, wenn sie sie beklagten, sie nicht für Götter
zu halten;
denn sonst wäre es doch lächerlich, während der Klagen
zu beten, daß die Früchte ihnen wieder aufwachsen und gedeihen
möchten, damit sie aufs neue verzehrt und beklagt werden.
71.
to d ouk esti toiouton
alla thrênousi men tous karpous
euchontai de tois aitoiois kai dotêrsi
theois eterous palin neous poiein
kai anaruein anti tôn apollumenôn
hothen arista legetai para toiô philosophois
to tous mê manthanontas orthôs
akouein onomatôn kakôs chrêsthai kai tois pragmasin
hôsper Hellênôn hoi ta
chalka kai ta grapta kai lithina
mê mathontes mêd ethisthentes
agalmata kai timas theôn alla theous kalein
eita tolmôntes legein
hoti tên Athênan Lacharês
exeduse
ton d Apollôna chrusous bostruchous
echonta Dionusios apekeiren
ho de Zeus ho Kapetôlois peri ton
emphulion polemon eneprêsthê kai diephtharê
lanthanousi xunephelkomenoi kai paradechomnoi
doxas ponêras epomenas tois onomasin
touto d ouch êkista peponthasin Aiguptioi
peri ta timômena tôn zôiôn
Hellênes men gar en ge toutois legousin
orthôs
kai nomizousin hieron Aphroditês
zôion einai tên peristeran
kai ton drakonta tês Athênas
kai ton koraka tou Apollônos kai ton kuna tês Artemidos
hôs Euripidês
Ekatês agalma phôsphorou kuôn
esêi
Aiguptiôn d hoi polloi therapeuontes
auta ta zôia kai periepontes hôs theous
ou gelôtos monon oude chleuasmou
katapeplêkasi tas hierourgias
alla touto tês abelterias elachiston
esti kakon
doxa d emphuetai deinê
tous men astheneis kai akakous eis akraton
hupereipous tên deisidaimonian
tois de chrimuterois kai thrasuterois eis
atheous apmiptousa kai thêriôdeis logismous
êi kai peri toutôn
ta eikota dielthein ouk anarmoston esti
71.
Indes ist dem nicht so;
sie beklagen allerdings wohl die Früchte, aber sie beten zu den
Göttern als den Urhebern und Gebern des Guten, daß sie ihnen
wieder andere und neue Früchte schaffen und an die Stelle der zugrundegehenden
hervorkommen lassen möchten.
Daher bei den Philosophen die ganz richtige Behauptung, daß die,
welche die Benennung nicht richtig auffassen lernen, auch von der Sache
einen schlechten Gebrauch machen;
wie diejenigen Griechen, welche eherne, gemalte und steinerne Bilder
nicht als Bilder und Ehrenbezeugungen der Götter anzusehen gelernt
und gewöhnt sind, sondern sie Götter nennen und dann ohne Scheu
sprechen:
Lachares hat die Athene ausgezogen;
Dionysios hat dem Apollon seine goldenen Locken abgeschoren;
der kapitolische Zeus ist bei dem Bürgerkriege durch Brand zugrundegegangen;
so kommen sie unvermerkt zu irrigen Ansichten, denen sie sich hingeben,
bloß infolge des Namens.
Besonders begegnet dies den Ägyptern bei der Verehrung der Tiere.
Die Griechen haben darin nämlich die richtige Ansicht, wenn sie
sagen, die Taube sei das der Venus heilige Tier, die Schlange der Athene,
der Rabe dem Apollon, der Hund der Diana geheiligt, wie Euripides
Du wirst der leichten Hekate Weihbild, ein Hund.
Die meisten Ägypter aber verehren die Tiere selbst und dienen
ihnen als Gottheiten, wodurch sie den Gottesdienst nicht bloß dem
Gelächter und Spott aussetzen, was übrigens noch der geringste
Nachteil bei dieser Verkehrtheit ist, sondern eine gefährliche Meinung
veranlassen, welche die Schwachen und Einfältigen zu völligem
Aberglauben führt, die Stärkeren und Verwegeneren aber in Unglauben
und tierisches Wesen stürzt.
Deshalb wird es nicht unpassend sein, darüber etwas zu bemerken.
72.
to men gar eis tauta ta zôia
tous theous ton Tuphôna deisantas metabalein
oion pokruptontas eautous sômasin
ibeôn kai kunôn kai hierakôn
pasan huperpepaiketerateian kai muthologian
kai to tais psuchais tôn thanontôn
hosai diamenousin
eis tauta mona ginesthai tên palingenesian
homoiôs apiston
tôn de boulomenôn politikên
tina legein aitian
hoi men Osirin en têi
megalêi stratiai phasin eis merê polla dianeimanta
tên dunamin
(lochous kai taxeis Hellênikôs
kaousin)
episêma dounai [kai] zôiomorpha
pasin
ôn hekaston tôi
genei tôn sunnemêthentôn idron genesthai kai timion
hoi de tous usteron basileis ekplêxeôs
eneka tôn polemiôn
en tais machais epiphainesthai gêriôn
chrusas protomas kai argêras peritithemenous
alloi de [tônde] tôn deinôn
tina kai panourgôn basileôn
istorousi tous Aiguptious katamathonta
têi men phusei kouphous
kai pros metabolên kai neôterismon
oxurropous ontas
amachon de kai duskathekton hupo plêthous
dunamin en tôi sumphronein kai koinopragein echontas
aidion autois enkatasperai deixanta deisidaimonian
diaphoras apaustou prophasin
tôn gar thêriôn
a prosetaxen allois alla timan kai sebesthai
dismenôs kai poloemikôs allêlois
prosperomenôn
kai trophên eterôn etera prosiesthai
pephukotôn
amuonotes aei tois oikeiois hekastoi kai
chalepôs adikoumenôn pherontes elanthanon
tais tôn thêriôn echthrais
sunephelkomenoi kai sunekpolemoumenoi pros allêlous
monoi gar eti nun Aiguptiôn Lukopolitai
probaton estiousin
epei kai lukos on theon nomizousin
hoi d Oxurunchitai kath êmas tôn
Kunopolitôn ton oxurunchon ichthun esthiontôn
kuna sullabontes kai thusantes eis polemon
allêlous te diethêkan kakôs
kai êusteronupo Rômaiôn
kalazomenoi dietethêsan
72.
Die Behauptung, es hätten die Götter aus Furcht vor Typhon
in diese Tiere verwandelt und gleichsam in die Körper eines Ibis,
eines Hundes oder eines Habichts sich verborgen, übertrifft alles
Abenteuerliche und Fabelhafte;
ebenso unglaublich ist es auch, daß alle diejenigen Seelen der
Verstorbenen, welche fortdauern, bloß in diese Tiere wiedergeboren
werden.
Unter denen, welche einen politischen Grund angeben wollen, behaupten
einige, Osiris habe sein großes Heer in viele Teile abgeteilt (bei
den Griechen heißen sie Lochen und Tareis) und allen als Feldzeichen
Tiergestalten gegeben, deren jede hernach von dem Volke, dem sie zugeteilt
war, als heilig verehrt wurde.
Andere behaupten, die späteren Könige hätten, um den
Feinden Schrecken einzujagen, goldene und silberne Tiermasken aufgesetzt,
womit sie in den Schlachten erschienen wären.
Nach andern soll ein schlauer und listiger König, als er den natürlichen
Leichtsinn der Ägypter und ihren Hang zu Veränderungen und Neuerungen,
aber auch ihre unüberwindliche und unbezwingbare Stärke, wenn
sie bei ihrer Menge mit Vernunft und gemeinschaftlich zu Werke gingen,
bemerkt hatte, unter sie den Aberglauben ausgestreut und dadurch die Veranlassung
zu stetem Zwist unter ihnen gegeben haben.
Denn da die verschiedenen Tiere, deren Dienst und Verehrung er bei
den verschiedenen Stämmen angeordnet hatte, miteinander in Feindschaft
und Streit leben, und das eine seiner Natur und das andere zu seiner Nahrung
erheischt, so suchte jede Stadt ihre Tiere zu schützen, und so wurden
sie, bei ihrem Unwissen über empfangene Beleidigungen, unvermerkt
mit in die Feindschaften der Tiere und deren gegenseitige Kriege hineingezogen.
Noch jetzt verehren die Lykopoliten allein unter den Ägyptern
das Schaf, weil es auch der Wolf, den sie für einen Gott halten, frißt;
die Oxyrrhynchiten aber fingen noch zu unserer Zeit, weil die Kynopoliten
den Fisch Oxyrrhinchos aßen, einen Hund auf, den sie als Opfertier
abschlachteten und verzehrten.
Daraus entstand zwischen beiden ein Krieg, in welchem sie sich einander
Schaden zufügten, bis sie darauf von den Römern bestraft und
zur Ordnung verwiesen wurden.
73.
pollôn de legontôn eis tauta
ta zôia
tên Tuphônos autou diêirêsthai
psuchên ainittesthai doxeien an ho muthos
hoti pasa phusis alogos kai thêriôdês
tês tou kakou daimonos gegone moiras
kakeinon ekmeilissomenoi kai parêgorountes
periepousi tauta kai therapeuousin
an de polus empiptêi kai
chalepos auchmos epagôn huperballontôs
ê nosous olethrious ê sumphoras
allas paralogous kai allokotous
enia tôn timômenôn hoi
hiereis apagontes hupo skotôi meta siôpês
kai êsuchias apeilousi
kai dedittontaito prôton
an d epimenêi
kathiereuousi kai sphattousin
hôs dê tina kolasmon onta tou
daimonos touton ê atharmon allôs megan epi megistois
kai gar en Eileithuias polei zôntas
anthrôpous katepimprasan
hôs Manethôs istorêke
Tuphôneious kalountes kai tên
tephran autôn likmôntes êphanizon kai diespeiron
alla touto men edrato phanerôs kai
kath ena kairon en tais nunasin êmerais
hai de tôn timômenôn
zôiôn kathiereuseis apophphêtoi kai chronois
ataktois
pros ta sumpiptonta ginomenai tous pollous
lanthanousi
plên hotan <Apidos> taphas echôsi
kai tôn allôn anadeknuntes
enia pantôn parontôn sunemballôsin
oiomenoi tou Tphônos antilupein kai
kolouein to êdomenon
ho gar Apis dokei met ologôn allôn
hieros einai tou Osiridos
ekeinôi de ta pleista
prosnemousi
kan alêthês ho logos outos
sêmainein êgoumai to zêtoumenon
epi tôn homologoumenôn kai koinas echontôn tas timas
oion estin ibis kai hierax kai kunokephalos
autos ho Apis ***
outô dê gar ton en Mendêti
tragon kalousi
73.
Wenn aber viele behaupten, daß die Seele des Typhon in diese
Tiere gefahren, so scheint darin nur so viel zu liegen, daß jede
unvernünftige und tierische Natur zu dem Anteile des bösen Dämons
gehört, den man durch diesen Dienst und durch diese Verehrung besänftigen
und gewinnen will:
tritt aber eine beschwerliche und harte Dürre ein, welche in hohem
Grade gefährliche Krankheiten oder andere unerwartete und außerordentliche
Unglücksfälle veranlaßt, so führen die Priester ein
und das andere der geheiligten Tiere im Dunkel in Heimlichkeit und Stille
weg, suchen es erst durch Drohungen in Furcht zu versetzen und wenn dem
ungeachtet die Dürre anhält, so schlachten sie das Tier ab, was
eine Art von Bestrafung dieses Dämons oder eine große, auch
in anderen sehr wichtigen Dingen übliche Reinigung sein soll.
So verbrannte man, wie Manetho erzählt hat, in der Stadt der Ilithyer
lebende Menschen, die man typhonische nannte und deren Asche man mit Wurfschaufeln
in der Luft zerstreute.
Indes geschah dies öffentlich und zu einer bestimmten Zeit, an
den Hundstagen;
hingegen das Opfer der geheiligten Tiere geschah im Geheimen, in unbestimmter
Zeit, je nach den Umständen und ohne daß das Volk es bemerkte,
außer bei der Beerdigung [des Apis], wo sie, in der Meinung, den
Typhon damit zu ärgern und seine Freude zu verringern, in Gegenwart
aller einige von diesen Tieren mit ins Grab werfen.
Denn außer dem Apis sind nur wenige andere Tiere dem Osiris heilig;
dem Typhon hingegen teilt man die größere Anzahl zu.
Hat es nun damit seine Richtigkeit, so trifft damit auch die Frage
zusammen hinsichtlich der allgemein als heilig anerkannten und verehrten
Tiere, wie z.B. des Ibis, des Habichts, des Kynokephalos, des Apis selbst
und des Pan, oder Mendes, wie sie den Bock zu Mendes nennen.
74.
leipetai de dê to chreiôdes
kai to sumbolikon
ôn enia thaterou
polla d amphoin meteschêke
boun men oun kai probaton kai ichneumona
dêlon hoti chreias eneka kai ôpheleias etimêsan
hôs Lêmnioi korudous ta tôn
attalabôn euriskontas ôia kai koptontas
Qessaloi de pelargous
hoti pollous hopheis tês gês
anadidousês epiphanentes exôlesan apantas
(dio kai nomon ethento pheugein hostis
an apokteinêi pelargon)
aspida de kai galên kai kantharon
eikonas tinas en autois amauras
hôsper en stagosin êliou tês
tôn theôn dunameôs katidontes
tên men gar galên eti polloi
nomizousi kai legousi kata to ous echouomenên
tôi de stomati tiktousan
eikasma tês tou logou geneseôs einai
to de kantharôn genos ouk echein
thêleian
arrenas de pantas aphienai ton gonon eis
tên sphairopoioumenên ulên
ên kulindousin antibadên ôthountes
hôsper dokei ton ouranon ho êlios
es tounantion peristrephein
autos apo dusmôn epi tas anatolas
pheromenos
aspida d hôs agêrô kai
chrômenên kinêsesin anorganois
met eupeteias kai ugrotêtos astrapêi
proseikasan
74.
Ich habe nun noch von der Nützlichkeit und der symbolischen Beziehung
[der Tiere] zu reden;
bei manchen kommt bloß das eine, bei vielen beides vor.
So verehren [die Ägypter] das Rind, das Schaf und den Ichneumon
offenbar des Gebrauchs und des Nutzens wegen, so wie die Lemnier die Heidelerchen,
welche die Eier der Heuschrecken aufsuchen und zerschlagen, oder wie die
Thessalier die Störche, weil sie bei ihrem Erscheinen die zahlreichen
Schlangen, welche das Land hervorbringt, sämtlich vertilgten;
weshalb auch das Gesetz das Töten eines Storches mit der Strafe
der Landesverweisung belegt.
So verehrte man [in Ägypten] die Natter, die Katze und den Käfer,
weil man darin dunkle Bilder von der Macht der Götter gleich wie der
Sonne in den Wassertropfen, erblickte.
Von der Katze behaupten viele, sie sei ein Bild von der Entstehung
der Rede, weil sie sich durchs Ohr begatte und mit dem Munde gebäre;
bei dem Geschlechte der Käfer aber gibt es keine Weibchen, sondern
lauter Männchen, welche den Samen in eine aus Kot geformte Kugel legen,
die sie dann im Gehen vor sich herwälzen, gerade wie die Sonne, dem
Scheine nach, den Himmel zu der entgegengesetzten Seite treibt, während
sie selbst vom Untergange zum Aufgange sich fortbewegt;
die Natter endlich verglich man mit einem Gestirne, weil sie nicht
altert und mit Leichtigkeit und Behendigkeit ohne besondere Instrumente
sich fortbewegt.
75.
ou mên oud ho krokodeilos aitia pithanês
amoirousan eschêke timên
alla mimêma theou legetai gegonenai
monos men aglôssos ôn
phônês gar ho theios logos
aprosdeês esti
kai di apsophou bainôn keleuthou
kata dikên ta thnêt agei
monou de phasin en ugrôi
diaitômenou tas hopseis umena leion
kai diaphanê parakaluptein ek tou
metôpou katerchomenon
hôste blepein mê blepomenon
ho tôi prôtôi
theôi sumbebêken
hopou d an ê thêleia tês
chôras apostekêi
touto Neilou peras epistatai tês
auxêseôs ginomenon
en ugrôi gar ou dunamenai
porrô de phoboumenai tiktein
outôs akribôs proaisthanontai
to mellon
hôste tôi potamôi
proselthonti chrêsthai locheuomenai
[kai] thalpousai de ta ôia
xêra kai abrekta phulasein
exêkonta de tiktousi kai tosautais
êmerais eklepousi
kai tosoutous zôsin eniautous hoi
makrotaton zôntes
ho tôn metrôn prôton
esti tois peri ta ourania pragmateuomenois
alla mên tôn di amphotera timômenôn
peri men tou kunos eirêtai prosthen
ê d ibis apokteinousa men ta thanatêphora
tôn erptôn edidaxe prôtê kenômatos iatrikou
chreian katideontas autên kluzomenên
kai kathairomenên huph eautês
hoi de nomimôtatoi tôn hiereôn
katharsion hudôr agnizomenoi lambanousin
hothen ibis pepôken
ou pinei gar ê nosôdes ê
pepharmagmenon oude proseisi
têi de tôn podôn
diastasei pros allêlous kai to rhhunchos isopleuron poiei trigônon
eti d ê tôn melanôn pterôn
pros ta leuka poikilia kai mixis emphainei selênên amphikurton
ou dei de thaumazein
ei glischras homoiotêtas outôs
êgapêsan Aiguptioi
kai <gar kai> Hellênes en te graptois
en te plastois eikasmasi theôn
echrêsanto pollois toioutois
oion en Krêtêôi
Dios ên agalma mê echon ôta
tôi gar archonti kai kuriôi
pantôn oudenos akouein prosêkei
tôi de tês Athênas
ton drakonta Feidias parethêke
tôi de tês Aphroditês
en Hlidi tên chelônên
hôs tas men parthenous phulakês
deomenas
tais de gametais oikourian kai siôpên
prepousan
ê de tou Poseidônos triaina
sumbolon esti tês tritês chôras
ên thalatta katechei meta ton ouranon
kai ton aera tetagmenê
dio kai tên Amphitritên kai
tous Tritônas outôs ônomasan
hoi de Puthagoreioi kai arithmous kai schêmata
theônekosmêsan prosêgoriais
to men gar isopleuron trigônon ekaloun
Athênan koruphagenê kai tritogeneian
hoti trisi kathetois apo tôn triôn
phôniôn agomenais diaireitai
to d en Apollôna plêthous apophasei
kai di aplotêta tês monados
erin de tên duada kai * tolman
dikên de tên triada
tou gar adikein kai adikeisthai kat elleipsin
kai huperbolên ontos
<to> isotêti dikaion en mesôi
gegonen
ê de kaloumenê tetraktus
ta ex kai triakonta
megistos ên orkos
hôs tethrulêtai
kai kosmos ônomastai
etssarôn men artiôn tôn
prôtôn
tessarôn de tôn perissôn
eis tauto suntithemenôn apoteloumenos
75.
Nicht minder läßt sich bei dem Krokodil mit Wahrscheinlichkeit
der Grund seiner Verehrung anführen;
insofern es angeblich dadurch, daß es keine Zunge hat, zu einem
Bilde der Gottheit geworden ist, weil diese der Stimme keineswegs bedarf
und auf geräuschlosem Pfade einherschreitend nach Gerechtigkeit die
irdischen Dinge regiert.
Bei ihm allein soll, wenn es sich im Wasser aufhält, ein glattes
und durchsichtiges Häutchen, welches von der Stirne herabfällt,
die Augen bedecken, so daß das Tier sieht, ohne selbst gesehen zu
werden;
und darin trifft es mit dem höchsten Gotte zusammen.
Ferner wird die Stelle, wo das Weibchen seine Eier niederlegt, als
die Grenze der Nilüberschwemmung angesehen;
weil es nämlich weder in dem Feuchten, noch, aus Furcht, ferne
davon die Eier niederlegen kann, hat von der Zukunft eine so genaue Ahnung,
daß es das Anschwellen des Flusses benutzt, um die Brut zu legen
und die Eier trocken und unbenetzt zu erhalten.
Es legt deren 60; ebensoviele Tage braucht es zum Auskriechen, und
ebensoviele Jahre leben die, welche das höchste Alter erreichen;
es wird aber diese Zahl von denen, welche sich mit der Astronomie beschäftigen,
für die erste gehalten.
Was die Tiere betrifft, welche aus beiderlei Rücksichten heilig
gehalten werden, so habe ich bereits oben vom Hunde gesprochen;
der Ibis, der das giftige Gewürme tötet, hat die Menschen,
welche sahen, wie er sich selbst spült und reinigt, dadurch zuerst
den Gebrauch der ärztlichen Ausleerung gelehrt;
es nehmen auch die Priester, die sich am strengsten an das Gesetz halten,
nur Wasser, von welchem der Ibis getrunken, zu ihren Reinigungen;
es trinkt nämlich derselbe kein ungesundes oder verdorbenes Wasser,
er nahet sich ihm nicht einmal;
mit den Füßen, wenn er sie gegeneinander ausbreitet, und
mit dem Schnabel bildet er ein gleichseitiges Dreick, und selbst die Vermischung
der schwarzen Flügel mit den weißen ist ein Bild des gehörnten
Mondes.
76.
eiper oun hoi dokimôtatoi tôn
philosophôn
oud en apsuchois kai asômatois pragmasin
ainigma tou theiou katidontes
êxioun amelein ouden oud atimazein
eti mallon oimai tas en aisthanomenais
kai psuchên echousais kai pathos kai êthos
phusesin diotêtas [kata to êthos]
agapêteon [oun] ou tauta timôntas
alla dia toutôn to theion hôs
enargesterôn esoptrôn kai phusei gegonotôn
<alêthes de kai tou estin >
hôs organon tên psuchên
dei tou panta kosmountos theou nomizein
kai olôs axioun ge mêden apsuchon
emxuchou mêd anaisthêton aistanomenou kreitton einai
mêd an ton sumpanta tis chruson homou
kai smaragdon eis tauto sumphorêsêi
ouk en chroais gar oud en schêmasin
oud en leiotêsin enginetai to theion
all atimoteran echei nekrôn moiran
hosa mê megesche mêde metechein
tou zên pephuken
ê de zôsa kai blepousa kai
kinêseôs archên ex autês echousa
kai gnôsin oideiôn kai allotriôn
phusis kallous t espaken aporroên
kai moiran ek tou phronountos
hotôi kubernatai to [te]
sumpan
kat Hêrakleiton
hothen ou cheiron en toutois eikazetai
to theion ê chalkois kai lithinois dêmiourgêmasin
a phthoras men homoiôs dechetai kai
epichrôseis
aisthêseôs de pasês phusei
kai suneseôs esterêtai
peri men oun ôon timômenôn
zôiôn tauta dokimazô malista tôn legmenôn
76.
Es darf aber nicht befremden, daß die Ägypter an so unbedeutenden
Ähnlichkeiten Gefallen fanden, da auch bei den Griechen ähnliche
Sinnbilder von Gottheiten bei Gemälden und Bildsäulen vielfach
vorkommen.
So war zu Kreta ein Bild des Jupiter ohne Ohren, weil der Herr und
Regent des Alls nichts zu hören braucht.
Dem Bilde der Minerva gab Phidias die Schlange, dem der Venus zu Elis
die Schildkröte bei, weil die Jungfrauen der Aufsicht bedürften,
den Verheirateten aber Eingezogenheit und Schweigen ziemet.
Der Dreizack des Neptun ist ein Abzeichen der dritten Region, die nach
dem Himmel und der Luft folgt und das Meer befaßt;
daher auch die Bennungen Amphitrite und Tritonen kommen.
Die Pythagoreier beehrten Zahlen und [mathematische] Figuren mit den
Namen von Gottheiten;
sie nannten das gleichseitige Dreieck die aus dem Scheitel geborene
Minerva und Tritogeneia, weil es durch drei von den drei Winkeln ausgehende
Perpendikel geteilt wird;
die Einheit nannten sie Apollon, wodurch die Vielheit ausgeschlossen
und die Einfachheit der
77.
stolai d hai men Isidos poikilai tais baphais
(peri gar ulên ê dunamis autês
panta ginomenên kai dechomenên
phôs skotos êmeran nukta pur
hudôr zôên thanaton archên teleutên)
ê d Osiridos ouk echei skian oude
poikilmon
all en aploun to phôtoeides
akraton gar ê archê kai amiges
to prôton kai noêton
hothen apax tautên analabontes apotithentai
kai phulattousin aoraton kai apsauston
tais d Isiakais chrôntai pollakis
en chrêsei gar ta aisthêta
kai procheira onta
pollas anaptuxeis kai theas autôn
allot allôs ameibomenôn didôsin
ê de tou noêtou kai eilikrinous
kai aplou noêsis
hôsper astrapê dialampsasa
tês psuchês apax pote thigein kai prosidein paresche
dio kai Platôn kai Aristotelês
epoptikon touto to meros tês philosophias kalousin
kath hoson hoi ta doxasta kai mikta kai
pantodapa tauta parameipsamenoi
tôi logôi
pros to prôton ekeino kai aploun kai aulon exallontai
kai thigontes alêthôs tês
peri auto katharas alêtheias
oion en teletêi telos
echein philosophias nomizousin
78.
kai touth hoper hoi nun hiereis aphosioumenoi
kai parakaluptomenoi met eulabeias hupodêlousin
hôs ho theos outos archei kai basileuei
tôn tethnêkotôn
ouch eteros ôn tou kaoumenou par
Hellêsin Aidou kai Ploutônos
agnooumenon hopôs alêthes esti
diatarattei tous pollous huponoountas en
gêi
kai hupo gên ton hieron kai hosion
hôs alêthôs Osirin oikein
hopou ta sômata kruptetai tôn
telos echein dokountôn
ho d esti men autos apôtatô
tês gês achrantos kai amiantos kai katharos
ousias apasês phthoran dechomenês
kai thanaton
anthrôpon de psuchais entauthoi men
hupo sômatôn kai pathôn periechomenais
ouk esti metousia tou theou
plên hoson oneiratos amaurou thigein
noêsei dia philosophias
hotan d apolutheisai metastôsin eis
to aeides kai aoraton kai apathes kai agnon
outos autais êgemôn esti kai
basileus ho theos exêrtêmenais
hôs an ap autou kai theômenais
aplêstôs
kai pothousais to mê phaton mêde
rhhêton anthrôpois kallos
ou tên Isin ho palaios apophainei
logos erôsan aei kai diôkousan kai sunousan
anapimplanai ta entautha pantôn kalôn
kai agathôn hosa geneseôs meteschêke
tauta men oun outôs echei ton malista
theois preponta logon
(78.)
Natur ist.
Daher legen die Ägypter diese Kleidung nur einmal an, legen sie
dann wieder ab und bewahren sie auf, weil das Geistige unsichtbar und unberührbar
ist;
die Isiskleider aber tragen sie öfters;
denn die sinnlichen Dinge, die stets im Gebrauche sind und bereit vor
uns liegen, entfalten sich auf mannigfaltige Art und nehmen bei ihrem steten
Wechsel bald diese bald jene Gestalt an.
Die Erkenntnis des geistigen, lauteren und heiligen Wesens aber läßt,
gleich einem durch die Seele hindurchfahrenden Blitzstrahl, nur eine einzige
Berührung und einen einzigen Anblick zu.
Deshalb nennen auch Platon und Aristoteles diesen Teil der Philosophie
den beschaulichen, weil die, welche mittels der Vernunft an diesen eingebildeten,
vermischten und mannigfachen Dingen vorbeigehn, zu jenem ersten, einfachen
und immateriellen eilen, und, indem sie zu dessen reiner Wahrheit gelangen,
glauben sie das Ziel der Philosophie erreicht zu haben.
79.
ei de dei kai peri tôn thumiômenôn
êmeras hekastês eipein
hôsper hupeschomên
ekeino dianoêtheiê tis <an>
proteron
hôs aei men hoi andres en spoudêi
megistêi tithentai ta pros ugieian epitêdeumata
malista de tais hierourgiais kai tais agneiais
kai diaitais
ouch êtton esti [touti] tou hosiou
to ugieinon
ou gar ôionto kalôs
echein oute sômasin oute psuchais hupoulois
kai nosôdesi therapeuein to katharon
kai ablabes pantêi kai amianton
epei toinun ho aêr
ôi pleista chrômetha
kai sunesmen
ouk aei tên autên echei diathesin
kai chrasin
alla nuktôr puknoutai kai piezei
to sôma kai sunagei tên psuchên eis to dusthumon
kai pephrontikos oion achluôdê
ginomenên kai bareian
anastantes euthus epithumiôsi rhhêtinên
therapeuontes kai katthirontes ton aera têi diakrisei
kai to sumphuton tôi somati
pneuma memarasmenon anangipizontes
echousês ti tês osmês
sphodron kai kataplêktikon
authis de mesêmbrias aisthanomenoi
sphodra
pollên kai bareian anathumiasin apo
gês elkonta biai ton êlion
kai katamignuonta tôi
aeri tên smurnan epithumiôsi
dia luei gar ê thermotês kai
skidnêsi to sunistamenon en tôi periechonti tholeron
kai iluôdes
kai gar hoi iatroi pros ta loimika pathê
boêthein dokousi
phloga pollên poiountes hôs
leptunousan ton aera
leptunei de beltion
ean euôdê xula kaiôsin
oia kuparittou kai arkeuthou kai peukês
akrôna goun ton iatron en Athênais
hupo ton megan loimon eudokimêsai legousi
pur keleuonta parakaiein tois nosousin
ônêse gar ouk oligous
Aristotelês de phêsi kai murôn
kai antheôn kai leimônôn euôdeis apopnoias
ouk elatton echein tou pros êdonên
to pros ugeian
psuchron onta phusei kai pagetôdê
ton enkephalon êrema têi thermotêti kai leiotêti
diacheousas
ei de kai tên smurnan par Aiguptiois
sal kalousin
exermêneuthen de touto malista phrazei
tês lêrêseôs ekskorpismon
estin ên kai touto marturian tôi
logôi tês aitias didôsin
Auch die Ansicht, welche die jetzigen Priester verwerfen oder zu verbergen
suchen oder nur mit Vorsicht andeuten, daß nämlich der Gott,
der über die Gestorbenen gebietet und regiert, kein anderer sei, als
der griechische Hades oder Pluto, beunruhigt, weil man das wahre Verhältnis
der Sache nicht kennt, gar viele, weil sie sich vorstellen, der heilige
und verehrungswürdige Osiris wohne wirklich auf der Erde und unter
der Erde, wo die Körper derer, die schon vollendet haben, verborgen
sind.
Allein dieser Gott ist selbst ganz fern von der Erde, frei von aller
Befleckung und Verunreinigung, rein von allem, was dem Untergang und dem
Tode unterworfen ist.
Mit diesem Gotte aber kommen diejenigen Seelen, welche hier mit Körper
und Leidenschaften umgeben sind, in keine Gemeinschaft, ausgenommen insoweit
sie mittels der Philosophie, wie im Traume, eine dunkle Vorstellung davon
sich verschaffen können.
Wenn sie dann aber, befreit [von den Banden dieses Körpers], in
den reinen, unsichtbaren, von Leidenschaften freien Ort versetzt sind,
so ist dieser Gott ihr Führer und König, an den sie sich anschließen,
um sehnsuchtsvoll ohne Unterlaß die unaussprechliche und für
Menschen unnnennbare Schönheit zu schauen, und dies ist es auch, wonach
in der alten Sage die Isis strebt, dem sie nachgeht und mit dem sie zusammensein
will, um dann diese Welt mit allem Schönen und Guten, was an der Entstehung
Anteil hat, zu erfüllen.
Dies wäre eine der Natur der Gottheit vollkommen angemessene Erklärung
der Sache.
80.
to de kuphi migma men ekkaideka merôn
suntithemenôn esti
melitos kai oinou kai staphidos kai kuperou
rhêtinês te
kai smurnês kai aspalathou kai seseleôs
eti de schinou te kai asphaltou kai thruou
kai lapathou
pros de toutois arkeuthidôn amphoin
(ôn tên men meizona tên
d elattona kalousi]
kai kardamômou kai kalamou
suntithentai d ouch hopôs etuchen
alla grammatôn hierôn tois
murepsois hotan tauta mignuôsin anagignôskomenôn
ton d arithmon
ei kai panu dokei tetragônos apo
tetragônou kai monos echôn tôn isôn isakis arithmôn
tôi chôriôi
tên perimetron isên agapasthai prosêkontôs
elachista rhêteon eis ge touto sunergein
alla <ta> pleista tôn sullambanomenôn
arômatikas echonta dunameis
gluku pneuma kai chrêstên methiêsin
anathumiasin
huph ês ho t aêr trepomenos
kai to sôma dia tês pnoês kinoumenon
leiôs kai prosênôs hupnou
te krasin epagôgon eschei
kai ta lupêra kai suntona tôn
methêmerinôn phrontidôn aneu methês
oion ammata chalai kai dialuei
kai to phantastikon kai dektikon oneirôn
morion hôsper katoptron apoleainei
kai poiei katharôteron ouden êtton
ê ta kroumata tês luras
hois echrônto pro tôn hupnôn
hoi Puthagoreioi
to empathes kai alogon tês psuchês
exepaidontes outô kai therapeuontes
ta gar osphranta pollakis men tên
aisthêsin apoleipusan anakaleitai
pollakis de palin amblunei kai katêremizei
diacheomenôn en tôi sômati tôn analômatôn
hupo leiotêtos
hôsper enioi tôn iatrôn
ton hupnon enginesthai legousin
hotan ê tês trophês anathumiasis
oion erpousa leiôs peri ta splanchna
kai psêlaphôsa poiêi tina gargalismon
tôi de kuphi chrôntai
kai pomati kai chrimati
pinomenon gar dokei ta entos kathairein
...
chrima malaktikon
aneu de toutôn rhêtinê
men estin ergon êliou
kai smurna pros tên eilên tôn
phutôn ekdakruontôn
tôn de to kuphi suntithentôn
estin a nukti chairei mallon
hôsper hosa pneumasi psuchrois kai
skiais kai drosois kai ugratêsi trephesthai pephuken
epei to tês êmeras phôs
en men esti kai aploun
kai ton êlion ho Pindaros orasthai
phêsin
erêmês di aitheros
ho de nukterinos aêr krama kai summigma
pollôn gegone phôtôn kai dunameôn
oion spermatôn eis en apo pantos
astrou katarreontôn
eikotôs oun ekeina men hôs
apla kai aph êliou tên genesin echonta di êmeras
tauta d hôs mikta kai pantodapa tais
poiotêsin archomenês nuktos epithumiôsi
Wenn ich aber meinem Versprechen gemäß nach etwas über
das, was jeden Tag geräuchert wird, bemerken soll, so muß man
vor allem bedenken, daß die Ägypter mit der größten
Sorgfalt, mit dem größten Eifer alles, was die Gesundheit angeht,
behandeln und insbesondere bei den heiligen Gebräuchen, bei den Reinigungen
und in ihrer Lebensweise ebensosehr auf die Gesundheit als auf die Religion
sehen.
Denn sie hielten es für unanständig, mit schadhaftem Körper
oder mit einer kranken Seele dem reinen, durchaus vollkommenen und unbefleckten
Wesen zu dienen.
Da nun die Luft, die wir zunächst bedürfen und in der wir
leben, nicht immer dieselbe Beschaffenheit und Mischung hat, sondern bei
Nacht sich verdichtet, den Körper drückt und die Seele in eine
mißmutige, sorgenvolle Stimmung versetzt, wie wenn sie mit Dunkel
umgeben und von Schwere gedrückt wäre, so räuchern sie,
gleich nachdem sie aufgestanden sind, mit Harz, suchen die Luft durch Ausscheidung
zu reinigen und den mit dem Körper verbundenen Geist durch den Geruch,
der etwas Scharfes und Durchdringendes hat, von der Erschlaffung zu erwecken.
Am Mittag, wenn sie sehen, daß die Sonne mit Gewalt viele schwere
Dünste von der Erde an sich zieht, mit der Luft vermischt, räuchern
sie Myrrhen;
denn die Wärme löset das Trübe und Schlammige, das in
der Luft sich zusammenzieht, auf und zerteilt es, daher es auch in Pestkrankheiten
nach Versicherung der Ärzte ein gutes Mittel sein soll, ein starkes
Feuer anzumachen, weil es die Luft verdünnt:
Dies geschieht aber am besten, wenn man wohlriechendes Holz, z.B. Zypressenholz,
Wacholder und Kiefer verbrennt.
In Athen gelangte, wie man erzählt, zur Zeit der großen
Pest der Arzt Akron zu großem Ansehen, indem er durch seine Anordnung,
Feuer anzuzünden, viele rettete.
Auch Aristoteles bemerkt, daß die wohlriechenden Ausdünstungen
von Salben, Blüten und Wiesen nicht weniger die Gesundheit als das
Vergnügen befördern, weil sie das von Natur kalte und zur Verdichtung
geneigte Gehirn nach und nach durch Wärme erweichen.
Auch das läßt sich als ein Beweis für den angeführten
Grund angeben, daß die Ägypter die Myrrhe Bal nennen, welches
Wort in der Übersetzung bedeutet: Vertreibung der Narrheit.
81.
Das Kyphi ist eine Mischung von 16 verschiedenen Gegenständen,
und zwar von jedem eine Mine: Honig, Wein, Rosinen, Galgan, Harz, Myrrhen,
Aspalatus, Steinklee, Mastix, Asphalt, Feigenblätter, Ampfer, Wacholder,
und zwar von beiden Arten, von dem kleinen wie von dem großen, Karadamom
und Kalmus.
Die Zusammensetzung geschieht nicht nach dem Zufall, und während
die Köche die Mischung vornehmen, werden ihnen die heiligen Schriften
vorgelesen.
Wenn nun diese Zahl mit Recht darum gewählt ist, weil sie ein
Viereck durch ein Viereck ist und allein die gleiche Zahl gleich vier Mal
enthält, und einen dem Raume gleichen Umfang, so muß man doch
eingestehen, daß darauf am wenigsten ankommt;
sondern die meisten der hier verbundenen Gegenstände enthalten
aromatische Kräfte und geben einen süßen Duft und eine
wohltätige Ausdünstung von sich, von welcher die Luft bewegt
und der Körper mittels des Hauchs auf eine gelinde und sanfte Weise
erregt wird, so daß er in einen Schlaf versinkt und die Beschwerden
täglicher Lasten und Sorgen gleich Banden löset und hebt, aber
nicht durch Trunkenheit, auch die Einbildungskraft und das Vermögen
zu träumen gleich einem Spiegel abglättet und reiner macht, eben
so wie die [Saiten der ] Lyra, welche die Pythagoreier vor dem Schlafengehen
anschlugen, um die heftigen und unvernünftigen Triebe der Seele durch
die Musik wegzusingen und zu heilen.
Denn wohlriechende Gegenstände regen oft die geschwächten
Sinne wieder auf, stumpfen sie dann oftmals auch wieder ab und schläfern
sie ein, weil die Ausdünstungen sich wegen ihrer Feinheit durch den
ganzen Körper verbreiten;
wie auch einige Ärzte den Schlaf daher leiten wollen, daß
die Ausdünstung der Nahrung sanft gleichsam um die Eingeweide herumschleiche
und durch die Berührung einen Kitzel hervorbringe.
Das Kyphi gebrauchen aber die Ägypter sowohl zum Trinken als zur
Mixtur;
denn als Trank scheint es die inneren Teile zu reinigen wegen seiner
den Unterleib erweichenden Kraft.
Außerdem ist das Harz ein Werk der Sonne, die Myrrhe aber ist
der Saft der bei dem Mond ausschwitzenden Pflanzen.
Von den übrigen Gegenständen, aus welchen das Kyphi zusammengesetzt
ist, lieben einige mehr die Nacht, wie namentlich alle die, welche durch
kühle Winde, Schatten, Tau und Feuchtigkeit wachsen.
Denn das Tageslicht ist ein Einziges und Einfaches;
es läßt, wie Pindar sagt, die Sonne sich durch den reinen
Äther hindurchsehen, die nächtliche Luft hingegen ist eine Mischung
und Verbindung von vielen Pflanzen und Kräften, die gleich dem Samen
aus jedem Gestirn in eins herabfließen.
Daher räuchern sie billigerweise jene Dinge, weil sie einfach
sind und der Sonne ihre Entstehung verdanken, bei Tage, diese aber, weil
sie gemischt sind und mannigfach in ihren Eigenschaften, beim Beginn der
Nacht.