Das alles verursacht aber
Krankheiten,
sobald das Blut nicht der
Natur gemäß durch Speisen und Getränke ausreichend ersetzt
wird,
sondern auf entgegengesetztem
Wege, im Widerspruch mit den Gesetzen der Natur, seinen Zufluß erhält.
diakrinomenês men oun hupo nosôn
tês sarkos hekastês,
menontôn de tôn puthmenôn autais
hêmiseia tês sumphoras hê dunamis
-- analêpsin gar eti met' eupeteias ischei
--
Wird also durch Krankheiten
jegliches Fleisch aufgelöst,
während dabei dessen
Grundlage fortbesteht, dann übt das seine nachteilige Wirkung nur
zur Hälfte,
denn noch hat dann die Widerherstellung
keine Schwierigkeit.
[84a] to de dê sarkas ostois sundoun hopot'
an nosêsêi,
kai mêketi auto ex inôn haima kai
neurôn apochôrizomenon ostôi men trophê,
sarki de pros ostoun gignêtai desmos,
all' ek liparou kai leiou kai glischrou trachu
kai halmuron auchmêsan hupo kakês diaitês genêtai,
tote tauta paschon pan to toiouton katapsêchetai
men
auto palin hupo tas sarkas kai ta neura, aphistamenon
apo tôn ostôn,
Erkrankt aber auch das Fleisch
und Knochen Verbindende
und gewährt das von
den Blutfasern und Sehnen Ausgeschiedene nicht mehr den Knochen Nahrung
und wird nicht mehr zum
Bande des Fleisches und der Knochen,
sondern, durch schlechte
Lebensweise verkümmert,
aus einem Fetten, Glatten
und Schlüpfrigen zu einem Spröden und Salzigen,
dann verliert sich, wieder
von den Knochen sich lösend, alles Derartige, dem das widerfährt,
unter dem Fleische und den
Sehnen;
hai d' ek tôn [84b] rhizôn sunekpiptousai
ta te neura gumna kataleipousi kai mesta halmês:
autai de palin eis tên haimatos phoran
empesousai
ta prosthen rhêthenta nosêmata pleiô
poiousin.
das mit ihm aus seinen Wurzeln
gehobene Fleisch aber läßt die Sehnen nackt und mit Salzigem
erfüllt
und vermehrt, indem es selbst
wieder dem Umlaufe des Blutes sich beimischt,
die Zahl der im vorigen
erwähnten Krankheiten.
chalepôn de toutôn peri ta sômata
pathêmatôn gignomenôn meizô eti gignetai ta pro
toutôn,
hotan ostoun dia puknotêta sarkos anapnoên
mê lambanon hikanên,
hup' eurôtos thermainomenon, sphakelisan
mête tên trophên katadechêtai [84c] palin te
auto eis ekeinên enantiôs iêi
psêchomenon, hê d' eis sarkas,
sarx de eis haima empiptousa trachutera panta
tôn prosthen ta nosêmata apergazêtai:
So empfindlich nun diese
Leiden des Körpers sind, so werden doch die diesen vorausgehenden
noch drückender,
wenn der Knochen, durch
die Dichtigkeit des Fleisches des ausreichenden Zutritts der Luft beraubt,
von Moder erhitzt, dahinfault
und nicht mehr die Nahrung wieder in sich aufnimmt,
sondern umgekehrt in seiner
Auflösung mit ihr sich vermischt sowie sie mit dem Fleische,
welches durch seinen Eintritt
in das Blut die erwähnten Krankheiten insgesamt schlimmer macht.
to d' eschaton pantôn, hotan hê tou
muelou phusis ap' endeias ê tinos huperbolês nosêsêi,
ta megista kai kuriôtata pros thanaton
tôn nosêmatôn apotelei,
pasês anapalin tês tou sômatos
phuseôs ex anankês rhueisês.
Das Schlimmste von allem
aber ist, daß, wenn das Mark durch irgendeinen Überfluß
oder Mangel erkrankt,
dies die schwersten und
am ersten zum Tode führenden Krankheiten erzeugt,
indem notwendig die ganze
Enirichtung des Körpers die umgekehrte Richtung nimmt.
[40.
Die durch Luft, Schleim und Galle entstehende dritte Art von Krankheiten
des Körpers]
triton d' au nosêmatôn eidos trichêi
dei dianoeisthai [84d] gignomenon,
to men hupo pneumatos, to de phlegmatos, to de
cholês.
Bei der dritten Gattung
von Krankheiten müssen wir annehmen, daß die Art ihres Entstehens
eine dreifache sei,
teils durch den Atem, teils
durch Schleim, teils endlich durch Galle.
hotan men gar ho tôn pneumatôn tôi
sômati tamias pleumôn
mê katharas parechêi tas
diexodous hupo rheumatôn phrachtheis,
entha men ouk ion,
entha de pleion ê to proshêkon pneuma
eision
ta men ou tunchanonta anapsuchês sêpei,
Wenn nämlich die Verteilerin
der Luft an den Körper, die Lunge, durch das Zuströmen von Säften
verstopft,
jener keinen freien Durchgang
gestattet,
dann wird, indem der Hauch
zu manchen Stellen nicht hindurchdringt,
anderwärts aber in
ungehöriger Menge sich eindrängt,
das der Abkühlung Entbehrende
von Fäulnis ergriffen;
ta de tôn phlebôn diabiazomenon kai
sunepistrephon auta têkon te to sôma
eis to meson autou diaphragma t' ischon [84e]
enapolambanetai,
kai muria dê nosêmata ek toutôn
algeina meta plêthous hidrôtos pollakis apeirgastai.
wenn er aber durch die Adern
sich zwängt, sie umkehrt und den Körper auflöst,
so wird er in dessen Mitte
vom Zwerchfell aufgehalten und abgefangen,
und es entstehen dadurch
tausenderlei schmerzliche, mit starkem Schweiß verbundene Krankheiten.
pollakis d' en tôi sômati
diakritheisês sarkos pneuma engenomenon kai adunatoun exô poreuthênai
tas autas tois epeiselêluthosin ôdinas
pareschen,
megistas de, hotan peri ta neura kai ta tautêi
phlebia peristan kai anoidêsan
tous te epitonous kai ta sunechê neura
houtôs
eis to exopisthen katateinêi
toutois:
ha dê kai ap' autou tês suntonias
tou pathêmatos ta nosêmata tetanoi te
kai opisthotonoi proserrêthêsan.
Indem sich ferner oft im
Körper bei der Auflösung des Fleisches Luft entwickelt und keinen
Ausweg zu finden vermag, verursacht diese dieselben Schmerzen wie die von
außen her dazu eindringende,
die empfindlichsten aber,
wenn sie um die Sehnen und Äderchen dort sich anhäuft und diese
anschwellt,
dadurch aber die Flechsen
und damit zusammenhängenden Sehnen
nach einer ihrer bisherigen
entgegengesetzten Richtung ausspannt,
welche Leiden, die eben
mit dieser Spannung verbundenen Schmerzen nämlich,
die Namen des Ersteifens
und Verkrümmens erhielten.
hôn kai to pharmakon chalepon:
puretoi gar oun dê ta toiauta epigignomenoi
[85a] malista luousin.
Auch die Heilung derselben
ist schwierig,
denn am ersten behebt dergleichen
Übel das Hinzutreten von Fiebern.
to de leukon phlegma dia to tôn pompholugôn
pneuma chalepon apolêphthen,
exô de tou sômatos anapnoas ischon
êpiôteron men,
katapoikillei de to sôma leukas alphous
te kai ta toutôn sungenê nosêmata apotikton.
Der weiße Schleim
ist zwar, wenn abgeschnitten, wegen der Luft in den Bläschen gefährlich,
wenn aber diese im Körper
einen Ausweg nach außen findet, milder,
wirkt jedoch auf den Körper
ein, indem er weiße Flecken und dieser Erscheinung verwandte Krankheiten
erzeugt;
meta cholês de melainês kerasthen
epi tas periodous te tas en têi
kephalêi theiotatas ousas episkedannumenon kai suntaratton
autas,
kath' hupnon men ion praiüteron,
[85b] egrêgorosin de epitithemenon dusapallaktoteron:
nosêma de hieras on phuseôs endikôtata
hieron legetai.
vermischt er sich aber mit
schwarzer Galle,
verbreitet sich über
die Umläufe im Kopfe, die vor allem göttlich sind, und stört
dieselben,
dann ist ihre Wirkung im
Schlafe gemäßigter,
wenn sie aber den Wachenden
befällt, schwerer zu beseitigen.
Da aber diese Krankheit
auf den heiligen Teil einwirkt, so wird sie mit Recht die heilige genannt.
phlegma d' oxu kai halmuron pêgê
pantôn nosêmatôn hosa gignetai katarroïka:
dia de tous topous eis hous rhei pantodapous
ontas pantoia onomata eilêphen.
Der säuerliche und
salzige Schleim ist die Quelle aller in Flüssen bestehenden Krankheiten,
die nach den mannigfachen
Stellen, auf die sie gerichtet sind, verschiedene Benennungen erhalten
haben.
hosa de phlegmainein legetai tou sômatos,
apo tou kaesthai te kai phlegesthai,
dia cholên gegone panta.
Aber alles, was man Entzündungen
des Körpers nennt, nach dem Erhitzt- und Entzündetwerden,
entsteht durch die Galle.
lambanousa men oun anapnoên exô
pantoia [85c] anapempei phumata zeousa,
katheirgnumenê d' entos purikauta nosêmata
polla empoiei,
megiston de, hotan haimati katharôi
sunkerastheisa to tôn inôn genos ek tês heautôn
diaphorêi taxeôs,
hai diesparêsan men eis haima, hina summetrôs
leptotêtos ischoi kai pachous
kai mête dia thermotêta hôs
hugron ek manou tou sômatos ekreoi,
mêt' au puknoteron duskinêton [85d]
on molis anastrephoito en tais phlepsin.
Nimmt die hier sich entwickelnde
Luft den Weg nach außen,
dann läßt sie
durch ihr Aufschäumen Geschwülste aller Art entstehen;
aber im Inneren verschlossen,
schafft sie hier viel hitzige Krankheiten,
deren ärgste ist, wenn
sie, dem reinen Blute vermischt, aus ihrer Stelle die Blutfasern verdrängt,
welche im Blute verteilt
wurden, damit dessen Verdünnung und Verdichtung das rechte Maß
halte
und es weder wegen der Hitze
als ein Flüssiges dem lockeren Körper entströme
noch auch durch stärkeres
Zusammendrängen seine Beweglichkeit verliere und nur mühsam durch
die Adern rolle.
kairon dê toutôn ines têi
tês phuseôs genesei phulattousin:
has hotan tis kai tethneôtos haimatos en
psuxei te ontos pros allêlas sunagagêi,
diacheitai pan to loipon haima,
eatheisai de tachu meta tou periestôtos
auto psuchous sumpêgnuasin.
Das rechte Maß in
diesen bewahren, der Entstehung ihres Wesens zufolge, die Fasern;
vereinigt man sie, selbst
bei erstorbenem und im Erstarren begriffenen Blute, miteinander,
dann fließt das übrige
Blut auseinander;
geschieht das aber nicht,
dann machen sie das Blut bald, verbunden mit der es umgebenden Kälte,
gerinnen.
tautên dê tên dunamin echousôn
inôn en haimati
cholê phusei palaion haima gegonuia kai
palin ek tôn sarkôn eis touto tetêkuia,
thermê kai hugra kat' oligon to prôton
empiptousa pêgnutai [85e] dia tên tôn inôn dunamin,
pêgnumenê de kai biai katasbennumenê
cheimôna kai tromon entos parechei.
Da die Sehnen auf das Blut
diesen Einfluß haben,
so verdichtet sich die in
altes Blut übergegangene und in dieses aus dem Fleische wieder aufgelöste
Galle,
wenn sie, anfangs warm und
flüssig, allmählich in dasselbe eintritt, vermöge der Einwirkung
der Fasern,
und erzeugt, verdichtet
und gewaltsam ihrer Wärme beraubt, inneren Frost und Zittern.
pleiôn d' epirreousa, têi
par' autês thermotêti kratêsasa
tas inas eis ataxian zesasa dieseisen:
Strömt sie aber, vermöge
der von ihr ausgehenden Wärme die Oberhand behauptend, in reicherem
Maße zu,
dann verwirrt sie aufschäumend
der Fasern Gefüge.
kai ean men hikanê dia telous kratêsai
genêtai,
pros to tou muelou diaperasasa genos kaousa elusen
ta tês psuchês autothen
hoion neôs peismata methêken te eleutheran,
Vermag sie nun fortwährend
die Oberhand zu behaupten,
dann löst sie, bis
zum Marke hindurchdringend, von da aus durch ihre Glut die Bande der Seele,
wie die Anker eines Schiffes,
und setzt dieselbe in Freiheit;
hotan d' elattôn êi to
te sôma antischêi têkomenon,
autê kratêtheisa ê kata pan
to sôma exepesen,
ê dia tôn phlebôn eis tên
katô sunôstheisa ê tên anô koilian,
hoion phugas ek poleôs stasiasasês
ek [86a] tou sômatos ekpiptousa,
diarroias kai dusenterias kai ta toiauta nosêmata
panta parescheto.
ist sie dagegen spärlicher
und widersteht der Körper der Auflösung,
dann wird sie selbst überwunden
und entweder über den ganzen Körper hin ausgetrieben
oder, wie eine aus einem
durch Zwiespalt zerrütteten Staate Vertriebene, vom übrigen Körper
ausscheidend,
durch die Adern in den oberen
oder unteren Teil des Unterleibs zusammengedrängt,
wo sie Durchfälle,
Ruhr und alle Krankheiten der Art erzeugt.
to men oun ek puros huperbolês malista
nosêsan sôma
sunechê kaumata kai puretous apergazetai,
to d' ex aeros amphêmerinous,
tritaious d' hudatos dia to nôthesteron
aeros kai puros auto einai:
to de gês, tetartôs on nôthestaton
toutôn, en tetraplasiais periodois chronou kathairomenon,
tetartaious puretous poiêsan apallattetai
molis.
Ist die Ursache des körperlichen
Erkrankens vorzüglich das Übermaß des Feuers,
dann bewirkt es ununterbrochene
Entzündungen und Fieber;
ist sie das Übermaß
der Luft, zweitägige Wechselfieber,
das des Wassers aber, da
dieser Grundstoff schwerer ist als Feuer und Luft, dreitägige.
Viertägige Wechselfieber
endlich erzeugt das Übermaß der ihrer Schwerfälligkeit
nach
die vierte Stelle einnehmenden
Erde, welches in dem vierfachen Zeitraum gereingt wird und kaum zu beseitigen
ist.
[41.
Krankheiten der Seele: Der Unverstand und seine zwei Arten]
[86b] kai ta men peri to sôma nosêmata
tautêi sumbainei gignomena,
ta de peri psuchên dia sômatos hexin
têide.
Auf solche Weise, ergibt
es sich, entstehen die Krankheiten des Körpers;
auf folgende aber die aus
des Körpers Beschaffenheit hervorgehenden der Seele.
noson men dê psuchês anoian sunchôrêteon,
duo d' anoias genê, to men manian, to de
amathian.
Für eine Krankheit
der Seele müssen wir Unverstand anerkennen;
zwei Gattungen des Unverstands
aber gibt es, Wahnsinn und Unwissenheit.
pan oun hoti paschôn tis pathos hopoteron
autôn ischei, noson prosrêteon,
hêdonas de kai lupas huperballousas tôn
nosôn megistas theteon têi psuchêi:
pericharês gar anthrôpos ôn
ê kai tanantia hupo [86c] lupês paschôn,
speudôn to men helein akairôs, to
de phugein,
outh' horan oute akouein orthon ouden dunatai,
luttai de kai logismou metaschein hêkista
tote dê dunatos.
Demnach ist jede Einwirkung
jeder dieser beiden, welche jemand erfährt, als Krankheit zu bezeichnen;
übermäßige
Lust- und Schmerzgefühle aber sind als die schwersten Seelenkrankheiten
anzusehen:
denn ein überfroher
oder auch durch Schmerz von dem entgegengesetzten Gefühle bewegter
Mensch
vermag, zu ungehöriger
Zeit bemüht, das Eine zu erfassen, dem Andern aber zu entgehen,
nichts richtig zu sehen
noch zu hören,
sondern tobt und ist dann
am wenigsten der Überlegung fähig.
to de sperma hotôi polu kai
rhuôdes peri ton muelon gignetai
kai kathaperei dendron polukarpoteron tou summetrou
pephukos êi,
pollas men kath' hekaston ôdinas, pollas
d' hêdonas ktômenos en tais epithumiais
kai tois peri ta toiauta tokois, emmanês
to pleiston gignomenos tou biou dia tas megistas hêdonas [86d] kai
lupas,
nosousan kai aphrona ischôn hupo tou sômatos
tên psuchên,
ouch hôs nosôn all' hôs hekôn
kakos doxazetai:
to de alêthes hê peri ta aphrodisia
akolasia kata to polu meros
dia tên henos genous hexin hupo manotêtos
ostôn en sômati rhuôdê kai hugrainousan nosos psuchês
gegonen.
Um wessen Mark aber sich
häufiger und reichlich fließender Samen erzeugt
und wer von Natur einem
Baume gleicht, der über das Maß fruchtbar ist,
dem verursachen seine Begierden
und deren Erzeugnisse im einzelnen häufige Schmerzen und häufige
Lust,
und obwohl er während
des größten Teils seines Lebens infolge der größten
Lust- und Schmerzgefühle
zu einem Rasenden wird und
seine Seele durch den Körper siecht und keiner Überlegung fähig
ist,
gilt er gemeinhin nicht
für einen Kranken, sondern für einen aus freier Wahl Schlechten;
doch in Wahrheit wurde die
Unmäßigkeit im Liebesgenaß meistenteils dadurch zu einer
Krankheit der Seele,
daß die Beschaffenheit
einer Gattung im Körper wegen der Durchdringbarkeit der Knochen flüssig
und bewässernd ist.
kai schedon dê panta hoposa hêdonôn
akrateia kai oneidos
hôs hekontôn legetai tôn kakôn,
ouk orthôs oneidizetai:
kakos [86e] men gar hekôn oudeis,
dia de ponêran hexin tina tou sômatos
kai apaideuton trophên ho kakos gignetai
kakos,
panti de tauta echthra kai akonti prosgignetai.
Und fast alles, was als
Unbeherrschtheit in Lüsten und als tadelnswert bezeichnet wird,
als ob die Schlechten freiwillig
so sind, wird nicht richtig getadelt.
Denn freiwillig ist niemand
schlecht,
sondern der Schlechte wird
es durch eine gewisse schlimme Beschaffenheit seines Körpers
und ein Aufziehen ohne Unterweisung;
das alles ist aber jedem
zuwider und widerfährt ihm wider seinen Willen.
kai palin dê to peri tas lupas hê
psuchê
kata tauta dia sôma pollên ischei
kakian.
Und so erliegt auch wiederum
hinsichtlich der Schmerzgefühle die Seele
ebenso durch den Körper
vieler Schlechtigkeit.
hotou gar an ê tôn oxeôn kai
tôn halukôn phlegmatôn
kai hosoi pikroi kai cholôdeis chumoi kata
to sôma planêthentes exô men mê labôsin anapnoên,
entos de heillomenoi [87a]
tên aph' hautôn atmida têi
tês psuchês phorai summeixantes anakerasthôsi,
pantodapa nosêmata psuchês empoiousi
mallon kai hêtton kai elattô kai pleiô,
pros te tous treis topous enechthenta tês
psuchês,
pros hon an hekast' autôn prospiptêi,
poikillei men eidê duskolias kai dusthumias
pantodapa, poikillei de thrasutêtos te kai deilias,
eti de lêthês hama kai dusmathias.
Denn wo die im Körper
umherirrenden, von sauren und salzigen Verschleimungen herrührenden
sowie ätzenden und
galligen Säfte nach außen keinen Ausweg finden,
sondern, im Innern sich
umhertreibend,
mit den Bewegungen der Seele,
denen ihre Ausdünstung sich beimischt, sich vereinigen,
da erzeugen sie mehr oder
minder heftige, häufiger oder seltener eintretende mannigfaltige Krankheiten
der Seele
und erwecken, indem sie
zu den drei Wohnsitzen der Seele gelangen,
je nachdem wohin eine jede
von ihnen kommt,
alle Arten der Unzufriedenheit
und des Mißmuts, der Verwegenheit und Verzagtheit,
dazu der Vergeßlichkeit
und Ungelehrigkeit.
pros de toutois, hotan houtôs [87b] kakôs
pagentôn politeiai kakai
kai logoi kata poleis idiai te kai dêmosiai
lechthôsin,
eti de mathêmata mêdamêi
toutôn iatika ek neôn manthanêtai,
tautêi kakoi pantes hoi kakoi
dia duo akousiôtata gignometha:
Sind außerdem, bei
so schlechter Körperbeschaffenheit, die Verfassungen schlecht
sowie die in den Staaten
öffentlich und im einzelnen gehaltenen Vorträge,
werden ferner in keiner
Weise von Jugend auf die als Heilmittel dagegen erforderlichen Kenntnisse
erworben:
dann werden auf diese Weise
alle, die wir schlecht sind, es ganz gegen unseren Willen aus zwei Ursachen.
hôn aitiateon men tous phuteuontas aei
tôn phuteuomenôn
mallon kai tous trephontas tôn trephomenôn,
prothumêteon mên, hopêi
tis dunatai, kai dia trophês kai di' epitêdeumatôn mathêmatôn
te
phugein men kakian, tounantion de helein.
tauta men oun dê tropos allos logôn.
Davon ist die Schuld mehr
den Erzeugern als den Erzeugten,
mehr den Erziehern als den
Erzogenen beizumessen;
und gewiß muß
man sich, so gut man kann, bemühen, durch Erziehung, Beschäftigungen
und Kenntnisse
der Schlechtigkeit zu entrinnen
und ihres Gegenteils habhaft zu werden.
Doch das ist der Gegenstand
einer andern Gattung der Rede.
[42.
Mittel zur Heilung und Erhaltung des Körpers und der Seele]
[87c] to de toutôn antistrophon au,
to peri tas tôn sômatôn kai
dianoêseôn therapeias hais aitiais sôizetai,
palin eikos kai prepon antapodounai:
dikaioteron gar tôn agathôn peri
mallon ê tôn kakôn ischein logon.
Es ist natürlich und
angemessen,
nun auch das zu diesem den
Gegensatz Bildende zu besprechen,
die Mittel, durch welche
die Heilung und Erhaltung des Leibes und der Seele bewirkt wird;
denn es ist geziemend, in
seiner Rede sich mehr über das Gute als über das Schlechte zu
verbreiten.
pan dê to agathon kalon,
to de kalon ouk ametron:
kai zôion oun to toiouton esomenon
summetron theteon.
Nun ist alles Gute schön,
das Schöne aber darf
des Ebenmaßes nicht entbehren.
Daher ist auch ein Lebewesen,
welches derart sein soll, als ebenmäßig zu setzen.
summetriôn de ta men smikra diaisthanomenoi
sullogizometha,
ta de kuriôtata kai megista [87d]
alogistôs echomen.
Doch bei geringfügigen
Dingen nehmen wir das Ebenmaß wahr und berücksichtigen es,
lassen es aber bei den wichtigsten
und größten unbeachtet.
pros gar hugieias kai nosous aretas te kai kakias
oudemia summetria kai ametria meizôn
ê psuchês autês pros sôma
auto:
In Beziehung auf Gesundheit
und Krankheit, Tugend und Schlechtigkeit
ist nämlich kein Ebenmaß
oder Unmaß von größerer Bedeutung
als beim Verhältnis
der Seele selbst zum Körper selbst.
hôn ouden skopoumen oud' ennooumen, hoti
psuchên ischuran kai pantêi
megalên asthenesteron kai elatton eidos hotan ochêi,
kai hotan au tounantion sumpagêton toutô,
ou kalon holon to zôion
-- asummetron gar tais megistais summetriais
--
to de enantiôs echon pantôn theamatôn
tôi dunamenôi kathoran
kalliston kai erasmiôtaton.
Das beachten wir aber nicht,
noch bedenken wir, daß,
wenn eine zu schwächliche
und kleine Gestalt eine kräftige und in jeder Beziehung große
Seele in sich trägt
sowie wenn beide in entgegengesetzter
Weise verbunden sind, das ganze Geschöpf kein schönes ist;
denn es ist unebenmäßig
in den wichtigsten Verhältnissen,
im entgegengesetzten Falle
dagegen ist es für den, welcher das zu erkennen vermag,
der schönste und reizendste
Gegenstand der Betrachtung.
[87e] hoion oun huperskeles ê kai tina
heteran huperexin ametron
heautôi ti sôma on hama
men aischron,
hama d' en têi koinôniai
tôn ponôn pollous men kopous, polla de spasmata
kai dia tên paraphorotêta ptômata
parechon muriôn kakôn aition heautôi,
Gleichwie nun ein durch
übergroße Schenkel oder irgendein anderes Überragendes
zu sich selbst in Mißverhältnis
stehender Körper teils häßlich ist,
teils sich selbst, da er
bei gemeinsamen Anstrengungen der Glieder große Mühseligkeiten,
häufige Renkungen
und durch seine Unregelmäßigkeit
manchen Fall herbeiführt, zur Ursache tausendfachen Ungemachs wird:
tauton dê dianoêteon kai peri tou
sunamphoterou,
zôion ho kaloumen,
hôs hotan te en autôi
psuchê kreittôn [88a] ousa sômatos perithumôs ischêi,
diaseiousa pan auto endothen nosôn empimplêsi,
kai hotan eis tinas mathêseis kai zêtêseis
suntonôs iêi, katatêkei,
ebenso müssen wir uns
gewiß auch dieselbe Vorstellung von dem aus beiden Zusammengesetzten,
was wir ein Lebendes nennen,
machen,
daß, wenn in diesem
eine für den Körper zu gewaltige Seele von heftigen Leidenschaften
bewegt wird,
sie den ganzen Körper
durch Erschütterungen von innen mit Krankheiten erfüllt
und, wenn sie allzu angestrengt
gewissen Kenntnissen und Untersuchungen nachjagt, ihn auflöst;
didachas t' au kai machas en logois poioumenê
dêmosiai kai idiai
di' eridôn kai philonikias gignomenôn
diapuron auto poiousa saleuei,
kai rheumata epagousa, tôn legomenôn
iatrôn apatôsa tous pleistous,
tanaitai aitiasthai poiei:
und wenn sie ferner in Reden
öffentlich oder privat Belehrung erteilt und Kämpfe besteht,
daß sie dann durch
die daraus hervorgehenden Streitigkeiten und Wettkämpfe ihn entzündet
und erschüttert,
durch Herbeiführung
von Flüssen die sogenannten Heilkünstler täuscht
und so bewirkt, daß
man dem Schuldlosen die Schuld beimesse.
sôma te hotan au mega kai huperpsuchon
smikrai sumphues asthenei te dianoiai genêtai,
dittôn [88b] epithumiôn ousôn
phusei kat' anthrôpous,
dia sôma men trophês, dia de to theiotaton
tôn en hêmin phronêseôs,
hai tou kreittonos kinêseis kratousai kai
to men spheteron auxousai,
to de tês psuchês kôphon kai
dusmathes amnêmon te poiousai,
tên megistên noson amathian enapergazontai.
Wenn dagegen ein großer,
die Seele überragender Körper mit einem geringen und schwachen
Verstand verbunden ist,
dann erzeugen – da beim
Menschen von Natur eine doppelte Gattung von Begierden besteht,
vermöge des Körpers
nach Nahrung und vermöge des Göttlichen in uns nach Weisheit
–
die Bewegungen des überlegenen
Teils, welche obsiegen und ihr Gebiet erweitern,
das Wesen der Seele aber
zu einem abgestumpften, ungelehrigen und vergeßlichen machen,
die größte Krankheit,
die Unwissenheit, in uns.
mia dê sôtêria pros amphô,
mête tên psuchên aneu sômatos
kinein mête sôma aneu psuchês,
hina amunomenô gignêsthon isorropô
kai [88c] hugiê.
Ein Rettungsmittel nun schützt
vor beiden:
weder die Seele ohne den
Körper noch den Körper ohne die Seele in Bewegung zu setzen,
damit beide, auf ihre Verteidigung
bedacht, zum Gleichgewicht und einem gesunden Zustande gelangen.
ton dê mathêmatikon ê tina
allên sphodra meletên dianoiai katergazomenon
kai tên tou sômatos apodoteon kinêsin,
gumnastikêi prosomilounta,
ton te au sôma epimelôs plattonta
tas tês psuchês antapodoteon kinêseis,
mousikêi kai pasêi
philosophiai proschrômenon, ei mellei dikaiôs tis hama men
kalos,
hama de agathos orthôs keklêsthai.
Wer also der Größenlehre
oder sonst einer Geistesübung an gestrengtes Nachdenken widmet,
muß zugleich, indem
er daneben auch Gymnastik treibt, der Bewegung des Körpers ihr Recht
widerfahren lassen,
sowie, wer dagegen um die
Ausbildung seines Körpers bemüht ist,
den Bewegungen der Seele
was ihnen gebührt nicht entziehen,
indem er außerdem
mit der musischen Kunst und der gesamten Philosophie sich beschäftigt,
wenn er mit Fug und Recht
den Namen sowohl eines Schönen als eines Guten beanspruchen will.
kata de tauta tauta kai ta merê therapeuteon,
to tou pantos [88d] apomimoumenon eidos.
In derselben angeführten
Weise müssen wir auch,
indem wir die Gestalt des
Weltganzen zum Vorbild nehmen, für die einzelnen Teile sorgen.
tou gar sômatos hupo tôn eisiontôn
kaomenou te entos kai psuchomenou,
kai palin hupo tôn exôthen xêrainomenou
kai hugrainomenou
kai ta toutois akoloutha paschontos hup' amphoterôn
tôn kinêseôn,
hotan men tis hêsuchian agon to sôma
paradidôi tais kinêsesi, kratêthen diôleto,
Indem nämlich der Körper,
im Innern durch das Eingehende erhitzt und erkältet,
von außen aber wiederum
ausgetrocknet und angefeuchtet wird
sowie das aus beiden Einwirkungen
weiter Hervorgehende erfährt,
so unterliegt er und geht
zugrunde, wenn jemand den in Ruhe verharrenden Körper diesen Bewegungen
hingibt;
ean de hên te trophon kai tithênên
tou pantos proseipomen mimêtai tis,
kai to sôma malista men mêdepote
hêsuchian agein eai, kinêi de
kai seismous aei tinas empoiôn autôi
dia [88e] pantos tas entos kai ektos
amunêtai kata phusin kinêseis, kai
metriôs seiôn
ta te peri to sôma planômena pathêmata
kai merê kata sungeneias eis taxin katakosmêi pros
allêla,
kata ton prosthen logon hon peri tou pantos elegomen,
ouk echthron par' echthron tithemenon easei polemous
entiktein tôi sômati kai nosous,
alla philon para philon tethen hugieian [89a]
apergazomenon parexei.
ahmt er aber dasjenige nach,
was wir die Ernährerin und Amme des Weitganzen nannten,
und gestattet vornehmlich
dem Körper durchaus keine Ruhe, sondern setzt ihn in Bewegung
und begegnet, indem er durchgängig
gewisse Erschütterungen in ihm erzeugt,
den natürlichen Einwirkungen
von innen und von außen und bringt durch mäßige Erregungen
die am Körper ihrer
Verwandtschaft nach wandernden Begegnisse und Teile untereinander in Ordnung:
dann wird er nicht, nach
dem, was wir im vorigen über die Weltordnung sagten,
durch Verbindung des Feindlichen
mit dem Feindlichen im Körper sich Kämpfe und Krankheiten erzeugen
lassen,
sondern das Befreundete
wird, dem Befreundeten verbunden, zur Erzeugung der Gesundheit führen.
tôn d' au kinêseôn hê
en heautôi huph' hautou aristê kinêsis
-- malista gar têi dianoêtikêi
kai têi tou pantos kinêsei sungenês --
hê de hup' allou cheirôn:
cheiristê de hê keimenou tou sômatos
kai agontos hêsuchian
di' heterôn auto kata merê kinousa.
Ferner ist unter den Bewegungen
die in sich selbst durch sich selbst erfolgende die beste
– denn diese ist am nächsten
mit der Bewegung des Denkens und des Weitganzen verwandt –,
schlechter aber die durch
ein anderes;
am schlechtesten endlich
diejenige, welche den Körper, während er daliegt und in Ruhe
sich befindet,
durch ein anderes und in
seinen Teilen bewegt.
diho dê tôn katharseôn kai
sustaseôn tou sômatos hê men dia tôn gumnasiôn
aristê,
deutera de hê dia tôn aiôrêseôn
kata te tous plous
kai hopêiper an ochêseis
akopoi gignôntai:
triton de eidos kinêseôs [89b] sphodra
pote anankazomenôi chrêsimon,
allôs de oudamôs tôi
noun echonti prosdekteon,
to tês pharmakeutikês katharseôs
gignomenon iatrikon.
ta gar nosêmata, hosa mê megalous
echei kindunous, ouk erethisteon pharmakeiais.
Deshalb ist auch unter den
Reinigungen und Wiederherstellungen des Körpers die durch Leibesübungen
die beste;
ihr zunächst kommt
das Schaukeln auf Seereisen
und, wo irgend sonst mit
keiner Anstrengung verbundene Fahrten stattfinden;
die dritte Art der Bewegung
bringt zwar, wenn jemand einmal sehr dazu gezwungen ist, Nutzen,
sonst aber darf der Verständige
ihr nie sich unterwerfen,
nämlich die ärztliche,
durch Arzneimittel zu bewirkende Reinigung;
denn mit großen Gefahren
nicht verbundene Krankheiten darf man nicht durch Arzneimittel aufregen.
pasa gar sustasis nosôn tropon tina têi
tôn zôiôn phusei proseoike.
kai gar hê toutôn sunodos echousa
tetagmenous tou biou gignetai chronous
tou te genous sumpantos, kai kath' hauto
to zôion heimarmenon hekaston
echon ton bion phuetai, [89c] chôris tôn ex anankês pathêmatôn:
Hat doch der ganze Verlauf
der Krankheiten mit der Natur der lebenden Geschöpfe in gewisser Weise
Ähnlichkeit,
denn auch die Zusammensetzung
dieser bedingt eine bestimmte Lebensdauer,
so der ganzen Gattung wie
jedes einzelnen,
indem jedem von Natur, abgesehen
von äußeren, unvermeidlichen Unfällen, ein gewisses Lebensziel
zugeteilt ist;
ta gar trigôna euthus kat' archas hekastou
dunamin echonta sunistatai
mechri tinos chronou dunata exarkein,
hou bion ouk an pote tis eis to peran eti biôiê.
denn sogleich von vornherein
vereinigen sich bei jedem die Dreiecke, mit dem Vermögen ausgestattet,
der Auflösung auf eine
bestimmte Zeit zu widerstehen,
über welche hinaus
wohl niemand sein Leben auszudehnen vermöchte.
tropos oun ho autos kai tês peri ta nosêmata
sustaseôs:
hên hotan tis para tên heimarmenên
tou chronou phtheirêi pharmakeiais,
hama ek smikrôn megala kai polla ex oligôn
nosêmata philei gignesthai.
Nun findet dasselbe Verhältnis
auch hinsichtlich des Verlaufs der Krankheiten statt;
stört aber jemand diesen
Verlauf, im Widerspruch mit der ihm zugeteilten Zeit, durch Arzneimittel,
dann pflegen aus leichten
schwere, aus selten eintretenden häufige Krankheiten zu entstehen.
diho paidagôgein dei diaitais panta ta
toiauta, kath' hoson an êi tôi scholê,
[89d] all' ou pharmakeuonta kakon duskolon erethisteon.
Darum muß jeder alles
Derartige durch seine Lebensweise, insoweit das seine Zeit ihm gestattet,
leiten,
nicht aber durch Arzneien
ein schwer zu behandelndes Übel aufregen.
[43.
Die Pflege der Seele]
kai peri men tou koinou zôiou
kai tou kata to sôma autou merous,
hêi tis an kai diapaidagôgôn
kai diapaidagôgoumenos
huph' hautou malist' an kata logon zôiê,
tautêi lelechthô:
Soviel nun genüge über
das Lebende in seiner Gesamtheit und dessen aus dem Körper bestehenden
Teil,
in welcher Weise man wohl,
denselben leitend und durch sich selbst geleitet,
sein Leben am meisten vernunftgemäß
einrichten möge.
to de dê paidagôgêson auto
mallon pou kai proteron
paraskeuasteon eis dunamin hoti kalliston kai
ariston eis tên paidagôgian einai.
Das zum Leitenden Bestimmte
selbst aber muß, soviel wie möglich, zumeist und zuvor
so in den Stand gesetzt
werden, daß es auf das schönste und beste zu dieser Leitung
sich eigne.
di' akribeias men oun peri toutôn [89e]
dielthein hikanon an genoito auto kath' hauto monon ergon:
to d' en parergôi kata ta prosthen
hepomenos an tis
ouk apo tropou têide skopôn
hôde tôi logôi diaperanait' an.
Dies genau zu erörtern
wäre wohl allein schon an sich selbst eine hinreichende Aufgabe.
Im Vorbeigehen aber möchte
jemand wohl, nach der im vorigen befolgten Weise,
indem er ebenso es in Erwägung
zöge, solchergestalt dieselbe nicht unangemessen in Worten lösen.
kathaper eipomen pollakis,
hoti tria trichêi psuchês
en hêmin eidê katôikistai,
tunchanei de hekaston kinêseis echon,
houtô kata tauta kai nun hôs dia
brachutatôn rhêteon
hoti to men autôn en argiai diagon kai
tôn heautou kinêseôn hêsuchian agon
asthenestaton anankê gignesthai,
to d' en gumnasiois errômenestaton:
Wir müssen uns, gleichwie
wir wiederholt bemerkten,
daß drei verschiedene
Gattungen der Seele einen dreifachen Wohnsitz in uns eingenommen haben
und daß jeder
eigentümliche Bewegungen zukommen,
ebenso auch jetzt in aller
Kürze dahin äußern,
daß diejenige dieser
Gattungen, welche in Untätigkeit verharrt und ihre Bewegung ruhen
läßt,
notwendig die schwächste,
die in Übung begriffene
aber die kräftigste werden müsse,
[90a] diho phulakteon
hopôs an echôsin tas kinêseis
pros allêla summetrous.
weshalb man darauf zu achten
habe,
daß Ebenmaß
im Verhältnis ihrer Bewegungen zueinander stattfinde.
to de dê peri tou kuriôtatou par'
hêmin psuchês eidous dianoeisthai dei têide,
hôs ara auto daimona theos hekastôi
dedôken,
touto ho dê phamen oikein men hêmôn
ep' akrôi tôi sômati,
pros de tên en ouranôi
sungeneian apo gês hêmas airein
hôs ontas phuton ouk engeion alla ouranion,
Über die vorzüglichste
Gattung unserer Seele müssen wir uns aber folgende Vorstellung machen,
daß Gott sie jedem
als einen Schutzgeist verliehen hat –
eben der Teil, von welchem
wir behaupten, daß er in unserem Körper die oberste Stelle einnehme
und uns von der Erde zu
dem im Himmel uns Verwandten erhebe,
sofern wir ein Gewächs
sind, das nicht in der Erde, sondern im Himmel wurzelt.
orthotata legontes:
ekeithen gar, hothen hê prôtê
tês psuchês genesis ephu,
to theion tên kephalên kai rhizan
hêmôn [90b] anakremannun
orthoi pan to sôma.
Und das behaupten wir mit
vollem Recht,
denn indem dort, wo die
Seele zuerst ihren Ursprung nahm,
das Göttliche unser
Haupt und unsere Wurzel befestigt,
richtet sie den ganzen Körper
nach oben.
tôi men oun peri tas epithumias
ê peri philonikias teteutakoti
kai tauta diaponounti sphodra
panta ta dogmata anankê thnêta engegonenai,
kai pantapasin kath' hoson malista dunaton thnêtôi
gignesthai, toutou mêde smikron elleipein,
hate to toiouton êuxêkoti:
Wer nun also in seinen Begierden
und ehrgeizigen Bestrebungen lebt und webt,
auf sie seine Bemühungen
richtet,
in dem müssen sich
notwendig nur sterbliche Meinungen erzeugen,
und er muß durchaus,
soweit es überhaupt möglich ist, sterblich zu werden, darin es
an nichts fehlen lassen,
weil er Derartiges in sich
wuchern läßt.
tôi de peri philomathian kai
peri tas alêtheis phronêseis espoudakoti
kai tauta malista tôn hautou gegumnasmenôi
[90c] phronein men athanata kai theia, anper
alêtheias ephaptêtai, pasa anankê pou,
kath' hoson d' au metaschein anthrôpinêi
phusei athanasias endechetai,
toutou mêden meros apoleipein,
Wer dagegen, auf Erweiterung
seiner Kenntnisse und Erlangung wahrer Einsichten ernstlich bedacht,
diesen Teil seiner selbst
vorzüglich übt,
von dem ist es, wenn er
die Wahrheit berührt, durchaus notwendig, daß er Göttliches
und Unsterbliches denkt,
und soweit die menschliche
Natur es gestattet, der Unsterblichkeit teilhaftig zu werden,
daß er davon keinen
Teil versäumt;
hate de aei therapeuonta to theion
echonta te auton eu kekosmêmenon ton daimona
sunoikon heautôi,
diapherontôs eudaimona einai.
und da er ständig das
Göttliche in sich pflegt
und den ihm innewohnenden
Schutzgeist im besten Zustande erhält,
so muß er notwendig
vor allen andern glückselig sein.
therapeia de dê panti pantos mia,
tas oikeias hekastôi trophas
kai kinêseis apodidonai.
Aber für jegliches
gibtes gewiß nur eine und dieselbe Pflege,
ihm die demselben angemessene
Nahrung und Bewegung zuzuerteilen.
tôi d' en hêmin theiôi
sungeneis eisin kinêseis hai tou pantos dianoêseis [90d] kai
periphorai:
tautais dê sunepomenon hekaston dei,
tas peri tên genesin en têi
kephalêi diephtharmenas hêmôn periodous
exorthounta dia to katamanthanein tas tou pantos
harmonias te kai periphoras,
tôi katanooumenôi
to katanooun exomoiôsai kata tên archaian phusin,
homoiôsanta de telos echein tou protethentos
anthrôpois hupo theôn aristou biou
pros te ton paronta kai ton epeita chronon.
Nun sind die dem Göttlichen
in uns verwandten Bewegungen die Gedanken und Umschwünge des Weltganzen;
diese muß demnach
jeder zum Vorbilde nehmen,
indem er die bei unserm
Eintritt in das Leben irregeleiteten Umläufe in unserem Kopfe
dadurch auf die richtigen
zurückführt, daß er den Einklang und die Umläufe des
Weltganzen erkennen lernt,
und muß so dem Erkannten
das Erkennende seiner ursprünglichen Natur gemäß ähnlich
machen,
durch diese Verähnlichung
aber das Ziel jenes Lebens besitzen,
welches den Menschen von
den Göttern als bestes für die gegenwärtige und die künftige
Zeit ausgesetzt wurde.
[44.
Entstehung der Frauen und Bildung der Geschlechtsorgane. Die übrigen
Lebewesen. Schlußwort]
[90e] kai dê kai ta nun hêmin ex
archês parangelthenta
diexelthein peri tou pantos mechri geneseôs
anthrôpinês schedon eoike telos echein.
Und für jetzt scheint
nun die zu Anfang uns gestellte Aufgabe:
über das Weltganze
bis zur Entstehung des Menschen zu sprechen, so ziemlich gelöst.
ta gar alla zôia hêi
gegonen au,
dia bracheôn epimnêsteon, ho mê
tis anankê mêkunein:
houtô gar emmetroteros tis an hautôi
doxeien peri tous toutôn logous einai.
Denn wie die übrigen
Tiere entstanden,
das haben wir, da eine weitläufige
Auseinandersetzung unnötig ist, nur ganz kurz anzugeben.
So möchte jemand wohl
in seiner Rede über diesen Gegenstand das rechte Maß nicht zu
überschreiten meinen.
têid' oun to toiouton estô
legomenon.
tôn genomenôn andrôn hosoi
deiloi kai ton bion adikôs diêlthon,
kata logon ton eikota gunaikes metephuonto en
têi deuterai [91a] genesei:
Folgendes sei von uns also
als unsere Ansicht über Derartiges aufgestellt.
Unter den als Männer
Geborenen gingen die Feiglinge, und die während ihres Lebens Unrecht
übten,
der Wahrscheinlichkeit nach,
bei ihrer zweiten Geburt in Frauen über.
kai kat' ekeinon dê ton chronon dia tauta
theoi ton tês sunousias erôta etektênanto,
zôion to men en hêmin,
to d' en tais gunaixin sustêsantes empsuchon,
toiôide tropôi
poiêsantes hekateron.
Und deshalb entwickelten
die Götter um jene Zeit den Trieb zur Begattung,
indem sie so in uns wie
in den Frauen ein beseeltes Lebewesen gestalteten,
welches sie in beiden in
folgender Weise entstehen ließen.
tên tou potou diexodon,
hêi dia tou pleumonos to pôma
hupo tous nephrous
eis tên kustin elthon kai tôi
pneumati thliphthen sunekpempei dechomenê,
sunetrêsan eis ton ek tês kephalês
kata ton auchena
kai dia tês rhacheôs [91b] muelon
sumpepêgota,
hon dê sperma en tois prosthen logois eipomen:
Sie öffneten den Durchgang
der Getränke,
welcher den Trank durch
die Lunge, unter den Nieren hin, nach der Blase leitet,
die ihn in sich aufnimmt
und vermöge des Druckes der eingeatmeten Luft mit dieser wieder entsendet,
und verbanden diesen Durchgang
mit dem aus dem Kopfe nach dem Nacken herabsteigenden
und im Rückgrate zusammengedrängten
Marke,
welches wir im vorigen den
Samen nannten;
ho de, hat' empsuchos ôn kai labôn
anapnoên, touth' hêiper anepneusen,
tês ekroês zôtikên epithumian
empoiêsas autôi,
tou gennan erôta apetelesen.
jenes Mark aber erweckte,
weil es beseelt war und als einen Auslaß das fand, wo es herauskam,
in ihm die lebenschaffende
Begierde des Ausströmens
und brachte so den Zeugungstrieb
zur Vollendung.
diho dê tôn men andrôn to peri
tên tôn aidoiôn phusin apeithes te kai autokrates gegonos,
hoion zôion anupêkoon
tou logou,
pantôn di' epithumias oistrôdeis
epicheirei kratein:
Darum versucht die, gleich
einem der Vernunft nicht gehorchenden Tiere,
zu einem Unlenksamen und
selbstherrisch Gebietenden gewordene Natur der männlichen Geschlechtsteile,
ihren wütenden Begierden
alles zu unterwerfen.
hai d' en [91c] tais gunaixin au mêtrai
te kai husterai legomenai dia ta auta tauta,
zôion epithumêtikon enon
tês paidopoiias,
hotan akarpon para tên hôran chronon
polun gignêtai, chalepôs aganaktoun pherei,
kai planômenon pantêi
kata to sôma,
tas tou pneumatos diexodous apophratton, anapnein
ouk eôn
eis aporias tas eschatas emballei kai nosous
pantodapas allas parechei,
Aus eben demselben Grunde
aber empfindet es das, was man bei den Frauen Gebärmutter und Mutterscheide
nennt,
welches als ein auf Kinderzeugung
begieriges Lebendiges in ihnen ist,
dies empfindet es mit schmerzlichem
Unwillen, wenn es länger, über die rechte Zeit hinaus, unfruchtbar
bleibt,
und schafft, indem es dann
allerwärts im Körper umherschweift
und durch Versperren der
Durchgänge das Atemholen nicht gestattet,
große Beängstigung,
so wie es noch andere Krankheiten aller Art herbeiführt;
mechriper an hekaterôn hê epithumia
kai ho [91d] erôs sunagagontes,
hoion apo dendrôn karpon katadrepsantes,
hôs eis arouran tên mêtran
ahorata hupo smikrotêtos kai adiaplasta
zôia kataspeirantes
kai palin diakrinantes megala entos ekthrepsôntai
kai meta touto eis phôs agagontes zôiôn
apotelesôsi genesin.
gunaikes men oun kai to thêlu pan houtô
gegonen:
bis etwa der Trieb und die
Begierde beider Geschlechter,
welche gleichsam die Frucht
des Baumes brechen, sie zusammenführten,
vermöge ihrer Kleinheit
unsichtbare und noch unausgebildete Tierchen
in die Gebärmutter
wie in eine Saatfurche ausstreuten,
sie dann wieder sich gliedern
und im Innern heranwachsen ließen
und so, dem Lichte sie zuführend,
die Zeugung der Lebewesen vollendeten.
So entstanden also die Frauen
und die weibliche Gattung überhaupt.
to de tôn orneôn phulon meterruthmizeto,
anti trichôn ptera phuon,
ek tôn akakôn andrôn, kouphôn
de,
kai meteôrologikôn men, hêgoumenôn
de
di' opseôs [91e] tas peri toutôn
apodeixeis bebaiotatas einai di' euêtheian.
Zum Geschlechte der Vögel
aber, welchen statt der Haare Federn wachsen,
gestalteten sich Männer
um von zwar harmlosem, aber leichtem Sinne,
welche wohl mit den Erscheinungen
am Himmel sich beschäftigen, aber aus Geistesbeschränktheit meinen,
die auf den Augenschein
sich gründenden Schlüsse über dieselben seien die zuverlässigsten.
to d' au pezon kai thêriôdes gegonen
ek tôn mêden proschrômenôn philosophiai mêde
athrountôn
tês peri ton ouranon phuseôs peri
mêden, dia to mêketi tais en têi kephalêi
chrêsthai periodois,
alla tois peri ta stêthê tês
psuchês hêgemosin hepesthai meresin.
Ferner entstanden die auf
dem Lande lebenden Tiere aus solchen, die um die Weisheit sich nicht kümmerten
noch, weil sie nicht mehr
die Umläufe im Haupt anwendeten, auf den Himmel ihr Augenmerk richteten,
sondern der Leitung der
in der Brust einheimischen Teile der Seele sich überließen.
ek toutôn oun tôn epitêdeumatôn
ta t' emprosthia kôla
kai tas kephalas eis gên helkomena hupo
sungeneias êreisan,
promêkeis te kai pantoias eschon tas [92a]
koruphas,
hopêi sunethliphthêsan
hupo argias hekastôn hai periphorai:
Einer solchen Lebensrichtung
zufolge streckten sie,
vermöge ihrer Verwandtschaft
mit derselben, nach der Erde die dahin gezogenen Vorderglieder und Köpfe,
und ihre Häupter wurden
länglich und von jederartigen Gestalt,
je nachdem die Umkreisungen
in jedem durch Untätigkeit zusammengedrückt waren.
tetrapoun te to genos autôn ek tautês
ephueto kai polupoun tês prophaseôs,
theou baseis hupotithentos pleious tois mallon
aphrosin,
hôs mallon epi gên helkointo.
Dieser Umstand gestaltete
diese Gattung zu einer vier- und vielfüßigen,
indem der Gott den minder
Verständigen ein vielfacheres Untergestell unterschob,
damit sie mehr zur Erde
herabgezogen würden.
tois d' aphronestatois autôn toutôn
kai pantapasin pros gên pan to sôma katateinomenois
hôs ouden eti podôn chreias ousês,
apoda auta kai iluspômena epi gês
egennêsan.
Da aber die unverständigsten
unter ihnen, deren ganzer Körper der Erde zugewendet ist,
der Füße nicht
mehr bedürfen,
erzeugten die Götter
dieselben fußlos und auf dem Boden sich dahinwindend.
to de [92b] tetarton genos enudron gegonen ek
tôn malista anoêtotatôn kai amathestatôn,
hous oud' anapnoês katharas eti êxiôsan
hoi metaplattontes,
hôs tên psuchên hupo plêmmeleias
pasês akathartôs echontôn,
all' anti leptês kai katharas anapnoês
aeros
eis hudatos tholeran kai batheian eôsan
anapneusin:
Die vierte Gattung endlich,
die der Wassertiere, entstand aus den allerunverständigsten und unwissendsten,
welche die sie Umgestaltenden
nicht einmal mehr eines reinen Atemzuges wert achteten,
weil ihre Seelen durch alle
Vergehungen befleckt waren,
sondern, anstatt des Einziehens
der reinen und feinen Luft,
zu dem Einatmen des schlammigen
und schweren Wassers herabstießen.
hothen ichthuôn ethnos kai to tôn
ostreôn sunapantôn te hosa enudra gegonen,
dikên amathias eschatês eschatas
oikêseis [92c] eilêchotôn.
Daher entstand der Schwarm
der Fische sowie der Schaltiere und alles, was sonst im Wasser lebt,
denen zur Buße der
tiefsten Unwissenheit der am tiefsten gelegene Aufenthalt anheimfiel.
kai kata tauta dê panta tote kai nun
diameibetai ta zôia eis allêla,
nou kai anoias apobolêi kai
ktêsei metaballomena.
Dieses alles führte
nun damals und führt noch jetzt,
vermöge des Erlangens
und Einbüßens des Unverstandes und Verstandes,
den wechselseitigen Übergang
der Tierarten ineinander herbei.
kai dê kai telos peri tou pantos nun êdê
ton logon hêmin phômen echein:
thnêta gar kai athanata zôia
labôn kai sumplêrôtheis hode ho kosmos houtô,
zôion horaton ta horata periechon,
eikôn tou noêtou theos aisthêtos,
megistos kai aristos kallistos te kai teleôtatos
gegonen
heis ouranos hode monogenês ôn.
Und nun, behaupten wir,
ist unsere Rede über das All bereits zum Ziel gediehen.
Denn indem dieses Weltganze
sterbliche und unsterbliche Bewohner erhielt und derart davon erfüllt
ward,
wurde zu einem sichtbaren,
das Sichtbare umfassenden Lebenden,
zum Abbild des Denkbaren
als ein sinnlich wahrnehmbarer Gott,
zum größten und
besten, zum schönsten und vollkommensten
dieser einzige Himmel, der
ein eingeborener ist.
GLIEDERUNG (bei Hieronymus Müller)
A. Einleitung: